von Jo Thompson
Ginnys Morgen war nicht minder aufregend gewesen, nur auf eine etwas andere Art.
(Vor ungefähr 5 Stunden:)
Sie war sauer. Nicht so sehr auf ihren Bruder, eher auf sich selbst, weil sie einfach abgehauen war. Warum hatte sie das nur getan? Warum? Dean hatte sie nur ansehen brauchen und schon war sie geflohen.
Sie ahnte, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Nicht nur gegenüber Dean, sondern gegenüber allen ihren Ex-Freunden. Es war nicht so, dass sie sie schlecht behandelt hatte, aber sie hatte sie alle angelogen. Nein, eigentlich nicht mal direkt, aber sie hatte eine Lüge gelebt. Diese Kerle waren nur Ablenkungen gewesen, Ablenkungen von dem, den sie immer haben wollte. Und nun hatte sie ihn und das schlechte Gewissen wurde grösser und grösser, weil ihre Ex-Freunde sie geliebt hatten oder sie immer noch liebten. Das war es gewesen, was sie in Deans Augen gesehen hatte! Das war es gewesen. Davor hatte sie Angst. Sie hatte Angst vor der Konfrontation mit sich selbst. Davor, dass sie sich selbst eingestehen musste, dass sie all diese Jungen, von Michael bis Dean, nur benutzt hatte. Und das einige davon heute noch darunter litten.
Es machte sie wütend, dass sie so gehandelt hatte, obwohl es ja geklappt hatte; sie hatte Harry gekriegt. Aber trotzdem, sie war wütend. Erstens: weil sie gekniffen hatte. Zweitens: weil sie erkannt hatte, dass sie diese Kerle mies behandelt hatte. Drittens: weil sie immer noch sauer auf Pansy Parkinson war. Sie wusste genau, dass sie es gewesen war, aber Hermine hatte sich geweigert etwas zu tun, und Ron hatte sich von Hermine bequatschen lassen und Harry fand, man sollte es lassen, wenn keiner der beiden Verwundeten sich rächen wollte. Allerdings wusste Ginny, dass Harry die Parkinson liebend gerne wegen etwas drangekriegt hätte. Allein schon, weil sie sie bedroht hatte. Und viertens: weil sie mit niemandem mehr hatte sprechen können, wegen der Sache heute Morgen, weder mit Harry, noch mit Hermine. Sie wusste nicht mal, ob Ron ihren Freund in ein nutzloses Stück Stoff verwandelt hatte. (Obwohl sie bezweifelte, dass Ron so etwas konnte.) Und sie musste einfach mit jemandem reden, und dass sie das nicht konnte machte sie noch wütender. Nicht gerade die idealen Voraussetzungen für Zaubertränke: Sie hatte eine Scheiss-Laune.
Deshalb kam es wie es kommen musste. Michael Corner machte einen blöden Spruch und schwups di wupps hatte er drei riesige Flederwichte am Hals. Die ganze Klasse kreischte entsetzt auf und Slughorn wurde sauer. Auch wenn er den Fluch sehr gut fand, er konnte es natürlich nicht tolerieren, dass in seinem Schulzimmer Schüler verflucht wurden. Also wurde Griffindor 20 Punkte abgezogen und Ginny wurde dazu verdonnert ihren Klassenkameraden und Ex-Freund in den Krankenflügel zu bringen.
Jetzt war sie gerade auf dem Rückweg zurück ins Klassenzimmer, da hörte sie ein eigentümliches Geräusch. Nein, eigentlich war es gar nicht so eigentümlich, nur hier unten in den Kerkern sehr ungewöhnlich. Es waren Schmatzgeräusche, immer wieder unterbrochen von Seufzern und Stöhnen.
Ginny war sich nicht sicher, ob sie das sehen wollte, doch ihre Neugier zwang sie dazu, noch mal zehn Meter weiter zu gehen und um die Ecke zu linsen, anstatt zurück zu Slughorn zu gehen.
Was sie sah, war so einfach nur abstossend: Da waren Pansy Parkinson und Blaise Zabini
Pansy sass auf einer Truhe, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Ihr Mund war halb geöffnet und immer wieder stöhnte sie und zitterte. Ihr Rock war nach oben geschoben und Zabini stand vor ihr. Seine Hose hing ihm in den Kniekehlen. Wieder stöhnte Pansy und zerrte an Zabinis Haaren.
Jetzt küssten sie sich. Obwohl, man konnte es eigentlich nicht küssen nennen. Es war eher so, dass Pansy sich in seiner Unterlippe festbiss, und als es anfing zu bluten, leckte sie ihm das Blut von den Lippen. Dann legte sie wieder denn Kopf in den Nacken und stöhnte so laut, dass Ginny dachte, hier müsste sich gleich ganz Hogwarts versammeln.
Aber ja! Das war DIE Idee! Ginny zog den Zauberstab. „Petrificus Totalus“ Pansy erstarrte und eine Sekunde später auch ihr Kerl. ?Perfekt', dachte Ginny, ?Jetzt muss ich die Leute nur noch hier her bekommen.'
Mit dem Zauberstab schrieb sie die Worte: „Alle Schüler werden gebeten sich im Gang zu Professor Slughorns Büro einzufinden.“ Die Schrift war leuchtend rot und riesig gross. Mit einem Wink ihres Zauberstabs schickte Ginny sie auf Patrouille durchs Schloss. Mit einem letzten Blick auf die beiden Slytherins begab sie sich in ihr Klassenzimmer.
Eine Stunde später erklangen laute Stimmen aus dem Flur. Wütend über die Unterbrechung ging Slughorn aus dem Raum um die Ursache zu ergründen. Die ganze Klasse starrte neugierig aus der Tür, doch keiner konnte etwas erkennen. Nur Ginny wusste, was los war.
Zehn Minuten später waren die beiden Slytherins aus ihrer Erstarrung befreit, doch war der Ärger den sie bekamen, nichts gegen das Gelächter ihrer Mitschüler. Es waren in der einen Stunde immerhin an die dreissig Schüler in die Kerker gekommen und hatten sie gesehen. Die Nachricht verbreitete sich natürlich in Windeseile im Schloss und am Nachmittag hatte sie schliesslich auch Harry, Ron und Hermine erreicht.
„Hey, habt ihrs schon gehört?“, fragte Seamus aufgeregt, als sie vor dem Zauberkunstklassenzimmer warteten.
„Was denn?“, fragten die drei im Chor.
„Man hat Pansy Parkinson und Blaise Zambini in einer ziemlich, eindeutigen Stellung vorgefunden.“
„In einer eindeutigen Stellung?“, sagte Ron verständnislos.
Harry verdrehte die Augen und Hermine kniff den Mund zusammen um nicht loszukichern.
„Was denn?“
Hermine seufzte, beugte sich vor und flüsterte Ron etwas ins Ohr. Der lief sofort feuerrot an.
Harry grinste und wandte sich an Seamus: „Hast du sie gesehen?“
Seamus nickte und grinste. „Ich sag dir was, dieser Zambini soll ja schon halb Hogwarts durchhaben.“
„Jetzt sag bloss, du bist neidisch, Seamus“, kicherte Parvati von hinten.
Harry lachte und Seamus grinste dreckig: „Na, Schätzchen, willst du mir nicht helfen meine eigene Bilanz ein wenig aufzustocken?“
Parvati, Hermine und die übrigen Mädchen stöhnten auf. Sie alle kannten Seamus anzügliche Sprüche zu Genüge.
Seamus wollte gerade noch etwas hinzufügen, doch Flitwick kam ihm zuvor.
„Kommt jetzt bitte alle rein!“, sagte er und winkte sie alle zu sich ins Klassenzimmer.
Sie wurden in Zweiergruppen eingeteilt und sollten versuchen dem anderen jeweils einen Hut vom Kopf in die Hand zu zaubern. Allerdings stellte sich das als schwerer heraus als es sich anhörte.
Neville brachte es tatsächlich auf die Reihe, Deans Hut ganz verschwinden zu lassen.
Ron schaffte es zwar Harrys Hut verschwinden zu lassen, aber was dann in seinen Händen auftauchte, war nicht sein Hut. Es war seine Unterhose. (Ratet mal wo der Hut war.)
Hermine hatte es schon beim ersten Mal geschafft, Paravatis Hut verschwinden, und in ihren Händen wieder auftauchen zu lassen, was allerdings keinen wunderte.
Nur Flitwick flippte entzückt aus, wie beim ersten Mal, als Hermine es geschafft hatte die Feder fliegen zu lassen.
Manchmal hatte Harry das Gefühl, dass Flitwick an einem schlechten Gedächtnis litt, denn er war jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn Hermine einen Zauber sofort ausführen konnte.
Nach der ersten Lektion sassen die drei zusammen mit Seamus und ein paar anderen draussen im Gang und redeten über die Sache mit Pansy und Zabini.
„Habens viele gsehen?“, fragte Harry gerade.
„Mmhm, bestimmt an die vierzig Leute!“
„Boaah, voll peinlich, aber wie -“
„Moment mal, ist die Parkinson nicht mit Malfoy zusammen?“, unterbrach Parvati Harrys Kommentar.
„Jaa“, lachte Ron hämisch, „tja, da hat er den Salat. Seine mopsgesichtige Freundin geht fremd und er ist der Idiot. Slytherins blondes Prinzchen hat einen Tritt in den Arsch gekriegt. Ha, ha!“
„Sag mal Seamus, du sagst doch an die vierzig Leute hätten das gesehen? Wie das, die habens doch wohl nicht vor Zuschauern getrieben?“
„Nee, ich denk so versaut sind nicht mal die. Sie waren in eine Starre versetzt.“
Harry und Ron sahen sich an.
„Da muss wohl jemand sehr sauer gewesen sein…“, sagte Harry.
„Oh, ja!“
Hermine sah von einem zum anderen. „Ihr habt doch wohl nicht…“
Harry sah sie entrüstet an. „Wo denkst du hin? Wieso sollten wir das tun?“
„Hmmm“, machte Hermine gespielt nachdenklich und packte Ron am Ohr, „Wie war das noch mal mit der Rache?“
„Ehrlich, wir waren's nicht, Mann!“, sagte Ron.
„Mann? Ich bin Frau, Mann!“
„Lass mein Ohr los!“
„Und was wenn ich's nicht tue?“
Ron überlegte einen Moment, dann sagte er mit einem Grinsen: „Lust auf ein Bad?“
Jetzt war es an Hermine rot anzulaufen. Sie liess sein Ohr los.
Die anderen hatten die Unterhaltung amüsiert mitverfolgt und warfen sich jetzt bedeutungsvolle Blicke zu. „Was war das eigentlich heute Mittag?“
„Jaa, was habt ihr gemacht?“
„Gar nichts!“, antworteten die beiden gleichzeitig.
„Ah, ja! Gar nichts. Logisch, deshalb wart ihr auch beide klatschnass!“, sagte Seamus.
Harry sah Ron an, doch der wich seinem Blick aus. Was war nur mit den beiden los? Sie hatten doch wohl nichts miteinander, oder? Nein, das hätte er doch gemerkt.
Harrys Blick fiel auf Hermine. Die wurde noch ein bisschen röter, sah ihn aber direkt an. Irgendwas in ihrem Gesichtsausdruck gefiel ihm gar nicht. Er würde mal mit ihr reden müssen. Nicht nur wegen der Sache mit Ron. Er hatte das dringende Bedürfnis über Ginny zu reden und zwar mit jemandem, der ihm nicht an die Gurgel ging, wenn er sagte, dass er keine Ahnung habe, ob Ginny verhütete oder nicht.
Die Frage ob jemand Slughorns Reaktion mitgekriegt habe, riss ihn aus seinen Gedanken.
„Jaa, ich war live mit dabei“, rief Seamus aus, „Es war echt lustig, ihr hättet ihn sehen sollen, seine Augen wurden ungefähr so gross wie Untertassen (Seamus hatte einen Hang zur Übertreibung) und dann ist er voll ausgetickt. Er hat geschrieen, was das denn für ein Saustall sei und so. Also natürlich hat er erst mal die zwei aus der Starre befreit, aber er hat keinen von uns weggeschickt. Entweder hat er das im Schock vergessen, oder er wollte sie zur Strafe ein wenig demütigen.“
„Seamus, er ist ein Lehrer! Er würde doch nicht jemanden zur Strafe demütigen.“
„Neeeiiiin, Lehrer machen so was natürlich nicht“, sagte Ron spöttisch.
„Sag mal, Hermine, bist du in den letzten sechs Jahren in Zaubertränke irgendwie abwesend gewesen?“
„Nein, aber -“
„Was aber? Du kannst doch nicht leugnen, dass Snape uns die ganze Zeit fertig macht, oder?“
„Jaa, schon, aber…“
Am Abend im Gemeinschaftsraum, Ron war gerade in den Schlafsaal gelaufen, um die Karten für Snape explodiert zu holen, fragte Harry Hermine: „Hermine?“
„Hmm?“ Sie sah nicht einmal von ihrem Buch auf.
„Ich würd gern mal mit dir reden, wegen Ginny.“
„Oh!“ Das Buch landete sofort in ihrer Tasche.
„Also, wir wollen ES bald machen, und, ehm, ich weiss, dass sie es mit Dean schon gemacht hat und, ääh -“
„Harry, du musst nicht unsicher sein! Sie liebt dich! Das mit Dean war nichts weiter, es war eben so was wie Erfahrung sammeln. Es wird schon nicht schief gehen.“
Harry überlegte einen Moment, dann sagte er: „Jaa, das ist ja auch eher weniger mein Problem - und red um Merlins willen leiser! - es ist mehr, so, dass wo und wann und jaa, Ron ist natürlich auch ein Störfaktor.“
„Also erst mal, das wo und wann, wird sich ganz von alleine erledigen. Bloss nichts planen! Und um Ron musst du dir keine Sorgen machen um den kümmre ich mich.“
Harry grinste: „Daran hab ich keine Zweifel. Was läuft da eigentlich zwischen euch?“
„Nichts“, antwortete Hermine und hoffte, dass er nicht merkte, wie gelogen das war.
„Ihr würdet es mir doch sagen, oder?“
„Heey, ihr zwei. Harry, du lebst ja noch, hat Ron dich doch nicht in Hackfleisch verwandelt?“ Ginny war gekommen und hatte Hermine vor einer noch grösseren Lüge bewahrt.
„Habt ihr schon von Pansy und Zambini gehört?“
Harry lachte. „Na und ob, was glaubst du denn? Wer, denkst du, hat das gemacht?“ Er sah sie an, mit einem Blick, der Ginny wissen liess, was er wusste. Auch Hermine schaute prüfend über den Rand ihres Buches, das sie eilig hervorgenommen hatte, als Ginny kam, nur für den Fall, dass diese Harry nicht von der Fragerei abhielt.
Ginny setzte ihr unschuldigstes lächeln auf: „Keine Ahnung, aber wer immer das war, muss verdammt sauer gewesen sein!“
Harry grinste, zog seine Freundin auf seinen Schoss und küsste sie. Vorher warf er Hermine aber einen warnenden Blick zu, der wohl soviel heissen sollte wie: „Sag bloss nichts von Dean, sonst gibt's nur Probleme!“
Ginny kicherte, dann flüsterte sie ihm ins Ohr: „Ich weiss, wer es war.“
„Ich auch“, erwiederte Harry und küsste sie nochmal.
Hermine sagte nichts. Sie betrachtete das knutschende Pärchen und dachte an Ron. Da fiel ihr ein, dass der Schlafsaal der Jungs im Moment leer war. Leer bis auf Ron.
„Hey ihr zwei, ich geh ins Bett. Bin müde. Nacht!“
Sie bekam keine Antwort, ihre beiden Freunde waren zu beschäftigt, aber wären sie's nicht gewesen, hätten sie wohl auch gesehen, dass Hermine die falsche Treppe hochstieg.
Tja Leute wieder mal ein Chap von mir… Hoffe ihr findets gut. ;) Bitte fleissig Kommis schreiben!!!
Glg, Jo
@ Ginny14Weasly: Also ich werde versuchen auf die Kommafehler mehr Acht zu geben, aber die waren nun mal schon immer meine Schwäche, aber ich muss immerhin drauf hinweisen, dass ich ohne meine Beta-Leserin erheblich mehr solche Fehler hätte!!!
Und ja das ß gibt's bei uns in der Schweiz nicht! Wir schreiben nur ss.
Wegen des Ideenklaus muss ich mich rechtfertigen. Es ist immerhin ein Kompliment für sie, wenn ihre Idee geklaut wird. Und ich hab schliesslich gesagt, dass es von ihr ist, also…
Es ist eher Werbung als sonst was. Und nein, ich hab sie nicht gefragt, aber ich muss zugeben, dass hätte ich tun sollen, aber jetzt ist es eh zu spät!
Ich finds aber schön, dass du die FF trotz all dem gut findest und liest…
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