von Gwenifer
35. Das Lustobjekt Severus Snape
…….
„Vielleicht sollte ich konkretisierend ergänzen, dass Mr. Potters Dämon, sexuelle Gefühle für mich entwickelt hat.“ Ein verschmitzes Lächeln, kaum sichtbar, umspielte die Lippen, des viel zu oft zu recht unbeliebten Mannes.
„Schon besser.“ bemerkte Harry daraufhin, der erleichtert war, dass Snape die Zusammenhänge erkannt hatte, ohne dass er sie ihm erklären musste und der die Angelegenheit lockerer zu nehmen schien, als der Teenager das befürchtet hatte. Der Werwolf dagegen blickte ungläubig zwischen seinen beiden Mitbewohnern hin und her, und fragte schließlich ungläubig: „Und was ist daran besser?“
……..
„Dass Mr. Potter nicht an seinem Geisteszustand zweifeln muss, was, da wirst du mir zustimmen, der Fall sein würde, sollte sein bewusstes Ich sich dafür entschieden haben, mich zum Objekt seiner erotischen Fantasien zu machen.“ erklärte Severus Snape.
„Sowas hab ich aber gar nicht gesagt!“ verteidigte sich Harry, der nicht vorgehabt hatte, seinen neuen Mentor zu beleidigen.
„Ihre, im wahrsten Sinne, überschäumende Reaktion, hat dies allerdings überdeutlich zum Ausdruck gebracht. Und bevor Sie jetzt noch röter im Gesicht werden, als Sie das im Moment ohnehin schon sind und vergeblich versuchen, sich so zu artikulieren, dass Ihre zweifellos gestotterte Entschuldigung verständlich und sinnmachend ist: Kein Mensch, und ich am aller wenigsten, macht Ihnen einen Vorwurf, dass der Gedanke, sich mit mir der Fleischeslust zu ergeben, Übelkeit verursachend ist.“
„Jetzt mach aber mal halblang, Severus! Auch wenn ich immer noch nicht wirklich nachvollziehen kann, was hier vor sich gegangen ist, du magst auf den ersten Blick nicht der attraktivste Mann sein, und deine Art, mit deinen Mitmenschen umzugehen, ist auch alles andere als einladend, trotzdem denke ich, gibt es da draußen einige Hexen der unterschiedlichsten Altersklassen, in deren Träumen du eine Rolle spielst, und dabei meine ich keine Albträume.“ warf Remus vorwurfsvoll ein.
Eben noch beschämt, biss sich Harry nun fest auf die Unterlippe und senkte seinen Kopf zu Boden, damit keinem der beiden anderen auffiel, wie mühsam er sich ein Grinsen verkneifen musste.
„Sie brauchen Ihr Grinsen nicht vor mir zu verbergen, Mr. Potter. Mir ist durchaus bewusst, dass ich für viele Albträume meiner Schüler verantwortlich bin. Ich mir ebenso der verdrehten Psyche einiger pubertierender Teenager bewusst, die sobald sie mein Klassenzimmer verlassen haben, von meinem Verhalten ihnen gegenüber sexuell erregt werden. Glauben Sie mir, erst nachdem sich herum gesprochen hatte, was mit den Absendern von an mich adressierten Liebesbriefen geschieht und dass ihre Urheber immer von mir ausfindig gemacht werden, durfte ich mich glücklich schätzen, nicht mehr der Empfänger pathetisch formulierter, hormongeschwängerter Schriftstücke zu sein.“
Nun blieb dem jungen Erwachsenen das Lachen, das ihm eben noch entweichen hatte wollen, im Hals stecken. Er konnte sich beim besten Willen keinen seiner Mitschüler vorstellen, der in Snape etwas anderes als einen sadistischen, heimtückischen, hinterhältigen, hässlichen Kotzbrocken sah. Aber vielleicht waren die Slytherins ja noch abartiger, als er das bisher angenommen hatte.
„Ich weiß, was Sie jetzt denken, Mr. Potter!“ warnte ihn der ehemalige Hauslehrer der Schlangen. „Zum einen kann ich es Ihnen nur zu gute halten, dass Sie sich nicht vorstellen können, wie Jungen und Mädchen in Ihrem Alter sich für mich interessieren können. Da ich einen Spiegel besitze und mir meiner Wortwahl, meines Tonfalls, meiner Mimik und meines gesamten Auftretens durchaus bewusst bin, bin ich mir auch bewusst, dass ich unter normalen Umständen damit keinen Blumentopf gewinnen kann. Auf der anderen Seite könnte ich mich jetzt jedoch angegriffen fühlen, dass Sie mir unterstellen, keine, sagen wir, weichere Seite zu besitzen, oder es nicht für möglich halten, dass jemand den Versuch unternehmen könnte, eine solche Seite an mir zu finden.“
„Das, …, das,..hab ich so gar nicht gemeint!“ stotterte Harry verlegen, der durchaus in die beschriebene Richtung gedacht hatte.
„Mr. Potter?“ Snape zog seine rechte Augenbraue ganz weit nach oben. „Ich habe bereits erklärt, dass ich bei einem vernünftigen, normal veranlagten Schüler nur in seinen Albträumen vorkommen sollte. Ich erwarte jedoch von Ihnen, dass Sie mir zugestehen, mich privat von einer etwas anderen Seite zu zeigen und deshalb auf gewisse andere Menschen eine abweichende Wirkung zu haben.“
„Wirklich?“ fragte nun Remus, nicht wirklich zweifelnd, eher aufziehend nach.
„Werwölfe, ehemalige Schulrivalen und Kollegen natürlich ausgeschlossen, Lupin!“
„Autsch!“ bemerkte dieser gespielt verletzt, nachdem er hören musste, dass er gleich zu allen drei geächteten Gruppen gehörte. „Aber Spaß beiseite: muss ich mir in Zukunft Sorgen machen, wenn ich euch beide hier allein lasse?“
„Was?! Nein! Da war nichts! Ehrlich!“ Entsetzt starrte Harry seinen adoptierten Patenonkel an und wich erhitzt ausrufend einige Schritte zurück, mit seinen Händen abwehrend vor sich herumfuchtelnd.
„Und da wird auch in Zukunft nichts sein, um es mit Mr. Potters Worten auszudrücken.“ fügte Snape ruhig hinzu, ohne Anzeichen, dass ihn die Frage des Werwolfes verletzt oder verärgert hatte.
„Gut.“ bemerkte Remus Lupin zufrieden, obwohl er kaum etwas anderes erwartet hatte.
„Wirklich?“ hauchte Harry verunsichert und Hilfe suchend.
„Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, Mr. Potter.“ versicherte Snape auch wenn ihm durchaus bewusst war, dass eine Einhaltung dieses Versprechens unter Umständen sehr schwierig werden würde. Solange der junge Dämon seinen Gefährten nicht gefunden hatte und sie abgeschieden von der Zivilisation in diesen beengten Räumlichkeiten leben mussten, waren sexuelle Übergriffe des Dämonen nicht auszuschließen.
„Bevor wir jetzt jedoch dazu übergehen, zu klären, woher Ihr plötzliches sexuelles Verlangen nach mir gekommen ist, würde ich vorschlagen, dass Sie Ihren Körper wieder züchtig bekleiden und uns anschließend in der Bibliothek Gesellschaft leisten.“
Ein ernster Blick, ein aufmunterndes Kopfnicken und schon drehte sich der Mann, der über allem zu stehen schien ab, um den Gang entlang in Richtung der von Harry noch unbekannten Räume zu laufen. Dem Jungen jedoch schoss bei seinen Worten die Schamesröte ins Gesicht. Von ihrem kurzen Gespräch vereinnahmt und seinen eigenen Gefühlen und Taten verwirrt, hatte er seiner Bekleidung bislang keine Beachtung geschenkt. Doch nun, da Snape es angesprochen hatte, fiel ihm ein, dass er noch immer den schwarzen, bademantelähnlichen Umhang trug, von dem er noch vor kurzem gedachte hatte, Remus würde ihn mit einem Stelldichein mit Snape in Verbindung bringen. Und nun war es zumindest in der Fantasie des Jungen zu einem solchen gekommen.
Schamvoll stöhnte er auf, dann drehte er sich hastig auf seinem Fuß und hastete in sein Zimmer. Dabei zog er hektisch an dem Bademantel, der die ganze Zeit leicht offen gestanden und ihn fast komplett entblößt hatte. Kaum war er durch die Tür gegangen, warf er sie schwungvoll hinter sich zu. Laut krachend fiel sie ins Schloss und ließ sowohl ihn als auch den draußen stehen gelassenen väterlichen Freund erschrocken zusammenfahren. Letzterer schüttelte verwundert den Kopf bevor er sich abdrehte und seinem ehemaligen Kollegen folgte.
Als er diesen schließlich in dem bibliotheken-ähnlichen Raum erreichte, stand dieser vor einem der Bücherregale, ein Buch in der Hand, oberflächlich über den Inhalt einer Seite lesend.
„Willst du mich nicht vorab etwas aufklären?“ fragte er, obwohl ihm die Antwort eigentlich hätte klar sein sollen.
„Ich hätte es dich wissen lassen, hätte ich beabsichtigt, das Vorgefallene vorab mit dir zu besprechen.“ bemerkte Snape, ohne den Blick von dem Buch zu wenden, was ihm ein leises Seufzen des anderen einbrachte. „Du kannst dich allerdings nützlich machen, in dem du uns etwas zu essen vorbereitest. Ich gehe davon aus, dass der Junge nach seiner Aktivität ein gewisses Energiedefezit aufweist.“
„Ehm, ja.“ Verlegen räusperte sich der sanftmütige Mann, der mit dem Thema Sexualität nicht so locker umgehen konnte wie sein Gegenüber. Eilig wand er sich ab und schüttelte dabei leicht seinen Kopf, um das Bild eines sich selbst befriedigenden Harry Potters, das sich ungeladen bei ihm einschleichen wollte, zu vertreiben. Mit dem Jungen darüber zu reden, was zu seinem Verlangen geführt hatte, sollte ihm keine Schwierigkeiten bereiten, doch sich die Ausübung daher resultierender Handlungen vorzustellen, war etwas anderes, und nichts für den doch eher schüchternen Mann.
Und so bemühte er sich, seine Gedanke darauf zu konzentrieren, was er jetzt auf die Schnelle zu essen zubereiten konnte. Rein theoretisch waren ihm keine Grenzen gesetzt. Die Vorratskammer war so verzaubert, dass sie die Bewohner dieser Quartiere mit allem versorgte, was diese zu verspeisen wünschten, solange dieses in bestimmten magisch angeschlossenen Lagern vorahnden war. Probleme, sollte es welche geben, waren wo anders zu suchen. Und für den Werwolf stand jetzt schon fest, dass es genügend davon geben würde.
Zum einen war er nicht gerade der beste Koch, was jedoch nicht heißen sollte, dass er nicht kochen konnte. Im Laufe der Jahre, in denen er mit wenig Geld hatte auskommen müsse, hatte er gelernt, aus den einfachsten und billigsten Lebensmitteln, schmackhafte Gerichte zuzubereiten, die seinen Ansprüchen meist gerecht geworden waren. Doch Nudeln mit Tomatensauce waren nicht unbedingt etwas, womit ein Severus Snape zufrieden war, der viel zu lange von Hogwarts Hauselfen verwöhnt worden war und außerdem selbst ziemlich gut kochen konnte. Das hatte der Werwolf in den letzten Wochen, die die beiden gemeinsam hier verbracht hatte, feststellen müssen. Was Harry anbelangte, hatte Remus keine Ahnung, wo dessen Vorlieben oder Abneidungen lagen. Ihm war während seiner Lehrtätigkeit auf Hogwarts nicht aufgefallen, dass der Junge schnäkisch gewesen wäre, und auch Molly Weasleys Essen schien immer gut bei ihm angekommen zu sein, doch das, was ihm seine Tante in den vergangenen Jahren aufgetischt hatte, schien nicht nach dem Gaumen des Jungen geraten zu sein, da er die Weasley mehr als einmal darüber mokieren hatte hören, dass der Junge wenn er aus den Ferien von seinen Verwandten zurückkam, immer so dürr war, was nicht immer daran gelegen haben konnte, dass er gezwungen gewesen war, an einer solidarischen Diät teilzunehmen.
Während der braunhaarige Mann grübelnd in die Küche ging, und nach einigem Hin und Her entschloss sich für den heutigen Abend mit unterschiedlichen Sandwichs zu begnügen, um auch allen Geschmäckern gerecht zu werden und nicht allzu viel Zeit auf die Herstellung des Essens zu verwenden, hätte sich Harry am liebsten unter seiner Bettdecke verkrochen und wäre nie wieder herausgekommen. Doch der Mensch in ihm und dessen Erfahrung sagte ihm, dass es keine gute Idee war, sich mit Severus Snape anzulegen, und nicht zu einem angeordneten Gespräch zu erscheinen, würde zwangsläufig dazu führend. Also zog er sich schließlich widerwillig um, sich bewusst für einen langärmligen, hochgeschlossenen Pullover und eine weite, lange Hose entscheidend. Er wollte weder Gefahr laufen, durch zu viel Haut die sexuelle Aufmerksamkeit des unberechenbaren Mannes zu erregen, was er nur knapp eine Stunde zuvor zwar nicht einmal nackt getan hatte, doch Harrys Gedanken gingen im Moment verworrene Pfade, noch wollte er sich noch mehr blamieren, sollte er seine Hormone in der Gegenwart seiner plötzlich erwachten sexuellen Begierde nicht unter Kontrolle halten können und während seines Gespräch mit seinen beiden Mitbewohnern eine sichtbare Erektion bekommen.
Seinem Unbehagen und der damit zu Tage gelegten Geschwindigkeit beim Umziehen war es zu verdanken, dass Harry nur kurz vor seinem adoptierten Patenonkel in dem bibliotheksähnlichen Bereich im Wohnzimmer ihrer Behausung ankam. Snape hatte dort inzwischen Platz genommen und in den letzten Minuten die Ereignisse dieses Tages Revue passieren lassen.
Wirklich niemand konnte sein Leben langweilig nennen, doch einen Tag wie heute hatte er schon lange nicht mehr erlebt und dabei war er noch nicht einmal zu Ende. Wenn er Pech hatte, würde ihn der Dunkle Lord an diesem Abend noch einmal zu sich rufen, was nicht wirklich wahrscheinlich war, doch der Tag hatte so viel Unerwartetes mit sich gebracht, dass eine außerplanmäßige Privataudienz, ein eher ungemütliches Beisammensein des Inneren Zirkels oder ein spontaner Überfall auf treue Anhänger Dumbledores oder Schlammblüter nicht auszuschließen war.
Nicht nur, weil er unbedingt seine Gedanken heute noch geordnete bekommen wollte, plante er, das bevorstehende Gespräch so kurz wie möglich zu halten, auch wenn er an jedem anderen Tag jede Sekunde, die er Lupin zum Schwitzen bringen konnte, schamlos ausgekostet hätte. Und der Werwolf würde ins Schwitzen geraten! Snape kannte den anderen viel zu lange und viel zu gut, um nicht zu wissen, wie er welche Saiten streichen musste, um ihn sich vor Unbehagen, Scham und Verlegenheit winden zu lassen. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte er dieses Wissen skrupellos ausgenutzt, um den zurückgezogenen Mann vor anderen bloß zu stellen, vor Fremden und Freunden zu erniedrigen. Heute, wo die Schulzeit schon fast verblasst zu sein schien, tat er es im Privaten nur noch zu seinem persönlichen Vergnügen, wohl wissend, dass Lupin wusste, dass es für ihn nur ein Spiel war und nicht Ernst, oder unter den Augen von Mitmenschen, denen er nicht trauen konnte (nicht auszudenken, was Voldemort für Schlüsse ziehen würde, wenn ihm zu Ohren kommen würde, dass sein gar nicht so treuer Diener freundliche und zivilisierte Gespräche mit dem Werwolf führte) oder in der Gegenwart seiner Schüler (schließlich hatte er einen Ruf zu wahren).
Zögerlich schob Harry seinen Kopf durch die Tür, hinter der er das Wohnzimmer bzw. den Salon vermutete. Was er zu sehen bekam, bestätigte seinen Verdacht, dass es sich bei diesem Zimmer wirklich mehr um einen Salon, als ein gemütliches Wohnzimmer handelte. Elegant eingerichtet, ausgekleidet in harmonischen satten Farben, in denen blau die Mehrheit übernahm, wertvoll erscheinende Möbel in dunklen Holztönen und kunstvoll gearbeitete Leuchter an den Wänden und der Decke ließen den Raum prachtvoll und einladend wirken, doch nicht wirklich gemütlich. Nicht, dass er bei den Dursleys erfahren hätte, was ein Wohlfühlzimmer war; deren Sinn für Farben und Ästhetik ließ bei den meisten anderen jeden Geschmacksnerven vor Schmerz schreien. Auch Sirius Elternhaus war leider nicht unter der Kategorie gemütliches Zuhause einzuordnen, doch der Gryffindor Gemeinschaftsraum hatte seine Vorstellung von einer behaglicher Umgebung geprägt. Große, weiche, einladende Polstermöbel, Farben, die aufeinander abgestimmt waren in warmen Tönen, geschmackvolle Bilder, ob nun als Gemälde oder Fotografien spielte dabei keine Rolle, solange es nicht zu viele davon waren und der ein oder andere Dekoartikel, jedoch thematisch aufeinander abgestimmt, so stellte er sich ein gemütliches Zimmer vor.
Der Raum, den er nun betrat, sah wie gesagt, nicht schlecht aus. Die Farben harmonierten mit dem Holz und alle Möbelteile waren aufeinander abgestimmt, doch alles wirkte ein wenig steif und unterkühlt. Die Sitzecke, bestehend aus einem Drei- und zwei Zweisitzern sowie und einem Couchtisch war ebenso wie die Leseecke mit ihren vier Sesseln um einen kleinen höheren Beistelltisch aus dunklem, aus Hochglanz poliertem, vollkommen makellosem Holz gefertigt, schwer und leicht verschnörkelt und mit dicken, dunkelblauen in sich gemusterten Polstern bezogen. Die Lehnen erschienen Harry unnatürlich hoch und er musste beim Anblick eines der Sessel unweigerlich an einen Patriarchen denken, der mit strenger Hand über seine Familie richtete und die alleinige Verantwortung für deren Wohlergehen trug. Wenn er es sich recht überlegte, dann waren diese Sitzmöbel eigentlich das passende Accessoire für den steifen, akribischen und stets beherrschten Mann, der in diesem Moment an einen der Sessel gelehnt stand, ein Buch in der Hand haltend, deren dazugehöriger Arm auf der Lehne des Sessels lag, und das Eintreten des jungen Erwachsenen nur mit einem kurzen Augenbrauenhochziehen würdigte. Snape auf einer weichen, knautschigen Stoffcouch, mit der ein oder anderen abgewetzten Stelle konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Leider aber auch nicht, wie er es sich auf einer hart gepolsterten Sitzfläche bequem machen sollte. Er sah viele lange Abende, mit unendlich vielen unangenehmen und schwierigen Gesprächen vor sich, die nicht leichter zu ertragen sein würden, durch unbequemes Mobiliar. Innerlich stöhnend gab er sich einen Ruck und streckte seinen Rücken. Dann trat er mit einem gequälten Lächeln auf seinen ehemaligen Lehrer zu und fragte:
„Darf man sich setzten, oder dient diese Puppenstube nur als Anschauungsobjekt?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie, Mr. Potter, sich Gedanken darüber machen, ob es gestattet ist, sich niederzusetzen.“ Fast mit gewohntem Biss konterte der strenge Mann die flapsige Bemerkung des Jungen. Doch kaum hatten die Worte seine Lippen verlassen, drängten sich Bilder in sein Bewusstsein von einem kleinen Jungen, dem bei Schlägen verboten war, auch nur daran zu denken, sich auf dem familieneigenen Sofa nieder zu lassen, da allein seine Präsenz dieses zu beschmutzen schien.
„Und ich dachte, es wäre höflich zu fragen, ob ich mich setzen darf, nachdem Sie es anscheinend vorziehen, zu stehen.“ erwiderte Harry leicht angegriffen. Nicht dass er selbst in diesem Moment an seine Vergangenheit gedacht hätte.
„Das wäre es in der Tat, hätten Ihre Wortwahl und Ihr Tonfall dem Anlass entsprochen, Mr. Potter!“ wies der überkorrekte Mann den Teenager zurecht.
„'tschuldigung, war nicht so gemeint!“ brummte der Angesprochene leicht zerknirscht in seinen nicht vorhandenen Bart, was mit einem akzeptierenden Kopfnicken angenommen wurde und zu einer einladenden Handbewegung führte, die dem Jungen deutete, sich auf einem der Sessel niederzulassen.
„Habt Ihr schon ohne mich angefangen?“ kam noch im selben Augenblick der erstaunte Einwurf von Remus Lupin, der mit Harrys Entschuldigung den Raum betreten hatte, beladen mit einem Tablett, auf dem sich Teller, Gläser, Sandwichs und eine Karaffe Wasser stapelten.
„Um uns um den Genuss zubringen, wie du dich während des Gesprächs winden wirst? Ganz sicher nicht, Lupin! Mr. Potter hat sich nur eben für seine mangelnden Umgangsformen entschuldigt.“
„Im allgemeinen?“ hakte der Werwolf perplex nach.
„Das, Lupin, werden wir beide wohl kaum erleben!“ gab Snape großspurig bekannt, auch wenn er sich eingestehen musste, dass viele seiner ehemaligen Schüler weitaus schlechtere Manieren hatten, als der Pottersprössling, was er wahrscheinlich nicht einmal unter Folter zugeben würde.
„Nein, unser Mr. Potter scheint der Meinung zu sein, dass diese Unterkunft nicht seinen Ansprüchen gerecht wird.“
„Was! Das hab ich nie gesagt!“ widersprach der Angeschuldigte energisch.
„Davon muss man allerdings ausgehen, wenn Sie die Einrichtung der eines Puppenhauses für angemessen erachten.“ konkretisierte der Meister der Spitzfindigkeit seine Anschuldigung.
„Wo er recht hat, hat er recht, Severus!“ mischte sich nun wieder der ruhige Mittler zwischen den beiden ein. „Selbst du würdest dir deine Gemächer nicht freiwillig in diesem Stil einrichten.“
„Echt?!“ erstaunt blickte Harry mit großen Augen von einem zum anderen. Sollte er sich in seinem neunen Mentor so getäuscht haben?
„Welchen Einrichtungsstil ich persönlich bevorzuge, steht überhaupt nicht zur Debatte, und Sie, Mr. Potter, sollten Ihre Zeit besser nützen, als sich versuchen vorzustellen, wie ich mich einzurichten pflege. Aber um des Friede Willens gebe ich hiermit zu, dass ich ein weniger steifes Ambiente bevorzugen würde, um die wenige Freizeit, die ich zur Verfügung habe, zu verbringen und die Zeit in diesem Räumen, welchem Zweck sie auch immer dienen möge, zähle ich durchaus zu meiner Freizeit.“
„Schön, dass wir uns einige sind, möchte nun jemand etwas zu essen?“
Erleichtert, die Spannung, die bei seinem Eintreten im Raum geherrscht hatte, wieder gelockert zu haben, vor ihrem wahrscheinlich mehr als peinlichen Gespräch, das nun bald folgen würde, stellte der braunhaarige Mann das Tablett auf den Couchtisch und nahm selbst in einem der Sessel Platz.
- Hallo? Liest das noch irgendwer? Wenn ja: bitte nicht steinigen, dass ich so lange für das neue Kapitel gebraucht habe. Und bitte nicht enttäuscht sein, wenn es in dem Tempo weiter geht. Ich habe wieder angefangen zu arbeiten, und im Moment fällt es mir noch etwas schwer, Arbeit, Haushalt, Familie und Schreiben unter einen Hut zu bringen. Ich hoffe jedoch, dass sich das im Laufe der Zeit einspielen wird und ich wieder mehr Zeit zum Schreiben finde. Wer mir bisher die Treue gehalten hat und meine Geschichte auch weiterhin verfolgt, dem spreche ich meine Anerkennung für seine Geduld aus und danke ihm für sein Interesse. -
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