von Gwenifer
33. Ein Raum mit Eigenleben
Harry wusste immer noch nicht, was er von der Untersuchung zu erwarten hatte, und was ihn in den nächsten Minuten erwarten würde und so bewegte er sich im Schneckentempo auf die Untersuchungsliege zu, an deren Seite Snape bereits Position bezogen hatte.
Seine Erfahrungen mit Madame Pomfrey hatten ihm bisher gezeigt, dass magische Untersuchungen normalerweise schmerzlos und nicht wirklich peinlich waren. Da hatte er von Besuchen bei Muggelärzten ganz anderes gehört. Nun war sein Cousin in Bezug auf Krankheiten, Verletzungen und Spritzen zwar ein Jammerlappen, doch selbst aus seinen Übertreibungen, seinem Wehgeklage hatte sich heraushören lassen, dass es weitaus angenehmeres gab, als sich abtasten, abhören, abklopfen, anzapfen und begutachten zu lassen. Er hoffte bloß, dass er jetzt keine Ewigkeit regungslos liegen bleiben musste und die ganze Prozedur von neuem gestartet werden musste, wenn er auch nur mit der Wimper zuckte.
Als er schließlich an der Liege ankam, blieb er zögernd davor stehen und schaute seinen ehemaligen Lehrer unschlüssig an. Musste er sich jetzt wirklich wieder ausziehen? Seine unausgesprochene Frage wurde mit einem Blick beantwortet, der dem Jungen deutete, sich nicht so anzustellen. Und so fummelte er sich langsam aus seinem Badmantel heraus. Als er das schließlich geschafft hatte, schaute er sich suchend nach einer geeigneten Ablagemöglichkeit um. Der Platz, an dem er seine anderen Kleidungsstücke abgelegt hatte, war einige Meter weit weg, und der ungeduldige Blick des anderen Mannes sagte ihm, dass ein sich Entfernen von der Stelle, an der er sich im Moment befand, nicht willkommen geheißen werden würde. Doch noch während er sich darüber Gedanken machte, ob er es wagen sollte, einfach zu dem Paravent zu gehen, an der er Hose und T-Shirt gegen das Badetuch, das nun seine Hüften verhüllte, getauscht hatte, er ihn am Kopf- oder Fußende der Untersuchungsliege ablegen oder ihn Snape zurückgeben sollte, damit er ihn zurück in das Glasfläschchen, das er einmal gewesen war, verwandeln konnte, tauchte neben ihm aus dem nichts ein dreifüßiger Messing-Garderobenständer mit sechs großen und sechs kleinen Haken auf.
Irritiert schnaubte Harry. Das Magie immer übertreiben musste! Ein Stuhl, über den er den Bademantel legen konnte hätte vollkommen gereicht. Dummerweise dachte er das genau in dem Moment, in dem er das Kleidungsstück, von dem er sich wirklich schweren Herzens trennen konnte, hatte aufhängen wollen. Und so ging sein Griff ins Leere, denn wie es sich für einen anständigen Raum der Wünsche gehörte, hatte dieser den Wunsch des Jungen nach einer adäquateren Aufbewahrungsmöglichkeit für den Bademantel erhört. So stand nun vor Harry ein Stuhl mit einer hohen Lehne anstelle eines Garderobenständers, der für eine Großfamilie ausgereicht hätte. Durch seinen Luftgriff aus dem Gleichgewicht gebracht taumelte der Teenager nach vorne und konnte sich gerade noch abfangen, bevor gegen den Stuhl, der mit der Sitzfläche zu ihm stand, und wahrscheinlich mit ihm zu Boden gefallen wäre.
„Weißt du bald, was du willst!“ knurrte Harry den Raum, die Magie, wen genau, darüber war er sich selbst nicht im Klaren, an, während er hastig nach seinem Badetuch griff, das sich durch seine abrupte Bewegung leicht gelöst hatte. Dann warf er den Bademantel achtlos über die Stuhllehne und versuchte sich, wenigstens mit einem Mindestmaß an Würde, zu seinem ehemaligen Lehrer umzudrehen, der mit hochgezogenen Augenbraue das Schauspiel vor sich beobachtete hatte, und ein spöttisches Grinsen nicht unterdrückte.
„Was, Mr. Potter? Hat Ihnen noch nie jemand gesagt, dass Sie vorsichtig mit dem sein sollen, was Sie sich wünschen? Vielleicht sollten Sie mehr Zeit in diesem Raum verbringen um zu lernen, Ihre Gedanken zu fokussieren und sich auf das Wesentlich zu konzentrieren.“
„Würde die magische Welt nicht grundsätzlich dazu neigen, im Pomp zu versinken, hätte es kein Problem gegeben!“ knurrte Harry ärgerlich zurück, was die Augenbraue des anderen Mannes noch ein Stück weiter nach oben wandern ließ.
„Ist doch wahr!“ brummte der Teenager daraufhin weiter und setzte sich mit dem Badetuch um die Hüften zu Snape gewandt auf die Liege. „Wenn wir hier nicht in einem Raum wären, der darauf ausgelegt ist, die Wünsche der Anwesenden umzusetzen, und ich Sie gebeten hätte, mir einen Platz zu schaffen, an dem ich den Bademantel aufhängen kann, hätten Sie mir dann so ein Monstrum von Kleiderständer gezaubert? Ne einfache Stange zum Drüberhängen oder eben ein Stuhl hätten doch vollkommen ausgereicht. Aber nein! Es muss ja gleich alles Malfoy-Ansprüchen gerecht werden! Und jetzt sagen Sie nicht, der Raum hätte nur meine eigenen Vorstellungen umgesetzt! Nie im Leben hatte ich dieses Metallgestänge im Kopf, als ich mir überlegt hatte, wohin ich den Bademantel tun soll.“
Harry redete sich in Fahrt, nicht weil es ihn wirklich so sehr störte, sich vor seinem ehemaligen Lehrer ein klein wenig lächerlich gemacht zu haben, dass hatte er in seiner Schullaufbahn nun wahrlich oft genug getan. Sondern eher unbewusst, um die anstehende Untersuchung weiter hinaus zu zögern. Doch plötzlich wurde sein Zetern durch einen derben Lederriemen unterbrochen, der seinen Kopf umfasste und ihm in die Mundwinkel schnitt und ein Sprechen unmöglich machte.
„Hmmammrrmm“ war alles was er noch zustande brachte, doch seine Augen zeigten deutlich, dass sich seine Stimmung durch die Knebelung weiter verschlechtert hatte.
„Sie haben ausnahmsweise Recht, Mr. Potter.“ bemerkte Snape trocken. „Dieser Raum scheint, was die Erfüllung von Wünschen anbelangt, ein gewisses Eigenleben zu führen.“
„Und ich hatte gedacht, eine derart brutale Art, jemanden zum Schweigen zu bringen, ist ganz nach Ihren Vorstellungen.“ gab der Teenager spöttisch zurück, nachdem der Riemen wieder verschwunden und er seinen Kiefer wieder eingerenkt hatte.
„Eine Blase, ähnlich des Kopfblasenzaubers, den einige Ihrer Konkurrenten beim Trimagischen Turnier eingesetzt haben, hätte meinen Ansprüchen zur Genüge gereicht. Mr. Filch jedoch hätte an Ihrer Knebelung sicher Gefallen gefunden.“
„Was Sie nicht sagten!“ brummte Harry während er sich seinen schmerzenden Mund rieb.
„Auf jeden Fall hat uns dieses Experiment gezeigt, …“ nahm Snape den Faden wieder auf.
„Dass wir in diesem Raum vorsichtig damit sein müssen, was wir uns wünschen.“ beendete der Junge den Satz.
„Lupin und ich etwas genauer in die magische Struktur dieses Raumes hineinschauen müssen, bevor wir ihn zu Trainingszwecken nutzten, wollte ich eigentlich sagen, doch für Sie, Mr. Potter, heißt das vorläufig tatsächlich, dass Sie Ihre Gedanken kontrollieren müssen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.“
„Was heißt denn hier: jemand zu Schaden kommt?! Ich bin fast über den Stuhl gestolpert und mir hat's total den Mund verzogen. Außerdem hat es den Raum vorhin nicht interessiert, dass ich einen Bademantel wollte. Ich glaub' der hat's einfach auf mich abgesehen!“ gab Harry trotzig zurück.
„Dann, Mr. Potter, müssen Sie umso vorsichtiger sein!“ bemerkte der Zaubertränkemeister spöttisch, auch wenn ihm die Logik in den Worten des Jungen nicht entgangen war.
Innerlich seufzte er. Was er momentan überhaupt nicht gebrauchen konnte, war zusätzliche Arbeit. Neben der Suche nach den Horkruxen, dem Training des Jungen und den Aufträgen des Dunklen Lords würde ihm in nächster Zeit kaum noch Zeit zum Schlafen und Essen bleiben. Mit den neuen Erkenntnissen, die er über den Sohn seines Erzrivalen gewonnen hatte und die der genaueren Betrachtung und Beurteilung bedurften, der Auswertung des medizinischen Scans, den er eigentlich bereits abgeschlossen haben wollte hatte er sich sowieso zusätzliche Arbeit aufgebürdet, von der er noch nicht wusste, wann er sie bewältigen sollte. Da hatte ihm ein Raum, der seinen Zweck nur bedingt erfüllte, gerade noch gefehlt. Er war Experte für Zaubertränke und Schwarze Magie mit all ihren Unterbereichen, aber jahrhundertealte Zauber, die einen Raum wie diesen zum Funktionieren brachten, gehörte nicht im entferntesten zu seinem Interessen- und Wissensgebiet. Und wie er befürchtete, auch nicht zu dem von Lupin.
Harry machte es sich in der Zwischenzeit auf der Liege bequem. Noch immer mit dem Badetuch um die Hüften, legte er sich auf den Rücken und rekelte sich. Die Haut auf seinem Rücken, insbesondere im Bereich seiner Schulterblätter und Lenden juckte etwas und ein Reiben auf der Liege verschaffte wohltuende Linderung.
„Ich meine, mich daran erinnern zu können, etwas davon gesagt zu haben, dass Sie sich vorläufig in das Badetuch einwickeln sollen, Mr. Potter.“ schnaubte Snape als er sich von seinen Gedanken losgerissen und dem Heiler-Zauberstab zugewandt hatte und dann hatte bemerken müssen, dass sein Schützling sich mitsamt dem Badetuch hingelegt hatte. „Was haben Sie an dem Wort vorläufig nicht verstanden, oder ist es wirklich so schwer, sich auf das wesentliche zu konzentrieren?“
„Mmmm“ brummt Harry während er sich wieder aufsetzte und umständlich an dem verhüllenden Tuch herumnestelte.
„Bei Merlin, Potter! Seien Sie doch nicht so prüde!“ fuhr ihn Snape darauf hin an, was ihm einen verschämten Blick und ein Grollen einbrachte. Und eine schwarze Kugel, die auf einmal vor seinen Augen hin und her tanzte. „Was zum Hades …!“
„Mir scheint, der Raum ist Ihrem Wunsch nach einer Aufnahme meines so einzigartigen, unwahrscheinlichen, absolut faszinierenden Grollen nachgekommen.“ bemerkte der Teenager aufschneiderisch, auch wenn er über das Erscheinen der Kugel genau so erstaunt wie sein ehemaliger Lehrer war.
„Was noch zu überprüfen wäre!“ grummelte der skeptische Mann vor sich hin, während er dem Jungen mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass er von der Liege rutschen sollte. Aber auch wenn er skeptisch war, was die schwarze Aufnahmekugel anbetraf, so wollte er es doch nicht riskieren, diese unbeachtet zu lassen und so griff er sie mit der rechten Hand aus der Luft und drehte sich mit ihr zu seinem Tablett um, das hinter ihm auf einem Tischchen stand, um sie dort abzulegen.
„Nun machen Sie schon, Mr. Potter! Runter mit dem Badetuch und rauf auf die Liege! Von mir aus können Sie sich gerne auf den Bauch legen, den Scans macht das nichts aus und Ihrer übertriebenen Scheu ist damit wohl geholfen.“
Statt einer Antwort war ein erneutes Grollen zu hören, dem ein Glucksen folgte, das sich wie ein unterdrücktes Kichern anhörte.
„Schön, das Sie die ganze Angelegenheit amüsant finden, Mr. Potter, hatte ich doch noch vor wenigen Sekunden das Gefühl, als würde Ihnen bei dem Gedanken, sich mir nackt zu präsentieren, übel werden.“
„Ehm, amüsant fand ich eigentlich nur, dass Ihre Kugel eben kurz aufgeleuchtet hat. Mir scheint, der Raum ist sehr darauf aus, ihre Wünsche zu erfüllen. Wenn das so weiter geht, haben Sie irgendwann eine ewig lange Aufnahme der unterschiedlichsten Grollvarianten von mir und sitzen dann da und versuchen herauszuhören, was die einzelnen Grollen von einander unterscheidet. Viel Spaß dabei!“
In seiner wissenschaftlichen Penibilität ertappt, konzentrierte der angesprochene Mann seine Gedanken darauf, dass er vorläufig keine weiteren Aufzeichnungen irgendwelcher Lautäußerungen des Jungen mehr erfassen wollte, und hoffte, dass der Raum ihn erhörte, bevor er sich davon überzeugte, dass die Landplage vor ihm endlich richtig positioniert war. Als er feststellen konnte, dass der Junge tatsächlich auf dem Bauch lag, die Arme ausgestreckt seitlich an seinem Körper liegend, den Kopf in seine Richtung gedreht, klärte er ihn kurz über die bevorstehende Prozedur auf. Anders als Harry befürchtet hatte, waren kleine, leichte Bewegungen nicht weiter tragisch, auch größere führten nicht zwangsläufig zu einer Wiederholung der gesamten Untersuchung. Der Scan konnte jederzeit an einer beliebigen Stelle abgebrochen und wieder aufgenommen werden. Auch wenn sich solche Stellen überschnitten, hatte das keine Folgen und so atmete der Junge ruhig ein und aus, beruhigt durch die Tatsache, sich nicht totstellen zu müssen und seinen Intimbereich unter sich begraben zu haben.
Als Snape seinen Heiler-Zauberstab schwang und leise eine Litanei von unverständlichen Wörtern vor sich her murmelte, schloss der Junge die Augen und bemühte sich, entspannt zu sein. Der ehemalige Zaubertränkelehrer hatte ihm erklärt, dass die Untersuchung ohne Unterbrechung etwa 15 Minuten dauern würde. Zuviel Zeit, um bei den Ereignissen des Tages ganz ohne Ablenkung mit sich allein gelassen zu werden ohne dabei auf dumme, unangenehme, selbstzerstörerische und aggressive Gedanken zu kommen.
Während Snapes Zauberformel den Jungen in eine Wolke aus fadem, dunkelgelbem Nebel hüllte, der nicht allzu dicht war und sein ganzer Körper lautlos zu summen anfing, versuchte dieser, seine Gedanken auf unpersönliche Dinge zu lenken. Unterrichtsstoff, Quidditchspielzüge, Fred und Georges neueste Erfindungen, das Verhältnis zwischen Ron und Hermine, Ginny … So viel zu unpersönlich! Ginny war ihm höchsten Maße persönlich und Gedanken an sie waren sehr emotionsbeladen, für dieses Moment also absolut ungeeignet. Was bei der Untersuchung wohl heraus käme, wenn plötzlich die kleinen, grünen Flämmchen anfangen würden, auf seiner Haut zu tanzen? Ob das Ergebnis des Scans wohl noch das Selbe sein würde, wenn der Dämon seinen Körper übernehmen würde?
Harry entschloss sich, diese Fragen mit Snape zu erörtern statt das ganze einer praktischen Überprüfung zu unterziehen und so begann er wieder, sich auf unverfängliche Dinge zu konzentrieren. ??? Aber egal an was er dachte, jeder Gedanke zweigte in eine Richtung ab, die alles andere als unverfänglich zu nennen war. Einkaufbummel unter einem Verhüllungszauber mit Remus - war nötig, weil er kaum noch was zum Anziehen hatte, Dank seiner so spendablen Verwandten; Hogwarts - der Ort, der ihm mehr ein Zuhause als jeder andere Ort gewesen war, bis zu Dumbledores Tod, die Suche nach Horkruxen …; bevorstehendes Training - sein bisheriges Verhältnis zu Snape, der Grund warum ein Training überhaupt nötig war. Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft. Das konnte doch nicht möglich sein! Wieso war er nicht mehr in der Lage, an wertungsfreie Dinge zu denken? Es war doch schließlich nicht so, dass er sonst seine ganze Zeit damit verbrachte, an Personen, Situationen und Ort zu denken, die ihn gefühlsmäßig stark belasteten. Gut, seit Dumbledores Tod brütete er viel zu oft über negativen Gedanken, aber doch nicht ausschließlich!
Ob Snape an Harrys Körperspannung und dem inzwischen nur schwer unterdrückten Zwang sich zu bewegen merkte, dass dem Jungen etwas zu schaffen machte, oder ob er aus Erfahrung wusste, wie schwer es gerade für ihn in der momentanen Situation sein musste, den Kopf frei zu machen, was der Teenager in seiner Gegenwart während des Okklumentikunterrichts nie wirklich geschafft hatte, auf jeden Fall begann er ihn mit Fragen zum Zaubertränkeunterricht abzulenken. Nicht, dass er ihm erlaubte, diese wirklich zu beantworten, er verlangte viel mehr, dass er sich die Antworten merkte und ihm diese nach Abschluss der Untersuchung mitteilte. Das ganze trug er in seiner eindrucksvollsten Lehrerstimme vor, so dass Harry nicht einen Moment zögerte und seine Gedanken nur noch auf die gestellten Fragen und deren Antworten fixierte.
Und so vergingen die verbleibenden Minuten ohne dass Harry gegen seinen Dämon ankämpfen musste oder die Untersuchung abbrach, weil er es einfach nicht mehr ertragen konnte, still liegen zu bleiben, und seinen Gedanken nachhängen zu müssen.
Selbst wenn der Teenager zu Beginn der Abfrage von Snape seine Augen nicht geöffnet hätte, hätte er deutlich mitbekommen, wann die Untersuchung abgeschlossen war. Der Scan war zwar absolut geräuschlos und der Nebel geruchs- und geschmacksneutral, die Magie, die jedoch von dem Nebel und von jeder einzelnen seiner Körperzellen ausging, ließ ihn leicht vibrieren. Als diese Vibrieren stoppte, das weder als unangenehm noch störend zu beschreiben war, aber ihn jetzt auch nicht sexuelle erregt hatte, war dem Jungen klar, dass der Scan beendet war. Letzteres hatte bei der zu erwartenden Sinneswahrnehmung Schamesröte in Harrys Gesicht getrieben und eine leichte Panik ausgelöst, denn, nachdem ihm Snape beschrieben hatte, was er bei der Untersuchung empfinden würde, hatte Harry insgeheim befürchtet seine Körpermitte nicht unter Kontrolle behalten zu können. Glücklicherweise hatte sich das Vibrieren als eine ganz leichtes Kribbeln herausgestellt, schwächer noch als die grünen Flämmchen es hervorbrachten, auch wenn diese nur die Hautoberfläche kribbeln ließen und nicht jede einzelne Körperzelle. Auf jeden Fall war es zu schwach gewesen, um ihn sexuell zu reizen, wofür er unendlich dankbar war. Der Gedanke, vor Snape einen Ständer zu haben … Brrrr! Noch dazu in einem Raum, der Wünsche sehr eigenwillig erfüllte. Harry mochte gar nicht daran denken, dass das Loch, in dem er unter solchen Umständen am liebsten verschwunden wäre, womöglich tatsächlich aufgetaucht wäre und ihn verschluckt hätte.
„Womit das auch erledigt wäre.“ bemerkte Snape mit einem fast als erleichtert zu bezeichnenden Unterton und begann, alle in der vergangenen Stunde benötigten Utensilien zusammenzuräumen.
„Wie geht's jetzt weiter?“ erkundigte sich Harry neugierig, während er sich von seinem ehemaligen Lehrer wegdrehte und sich langsam aufsetzte. In der Zeit, in der der andere ihm antwortete, fingerte er nach dem Bademantel, der noch immer über dem Stuhl hing, der gerade einmal so in der Reichweite des Jungen stand, ohne dass er dazu aufstehen musste.
„Dieser spezielle Heiler-Stab hat alle gewonnen Informationen gespeichert, und wird diese auf Abruf zu Pergament bringen. Das werde ich ihn heute Nacht in meinem Schlafraum tun lassen. Ihr Werwolf wird davon nichts mitbekommen und wenn ich in den nächsten Tagen zufälligerweise einmal zuviel Zeit haben sollte, werde ich einen Blick auf das Untersuchungsergebnis werfen. Erwarten Sie jedoch vorläufig nicht zuviel, Mr. Potter! Auch wenn mir diese Untersuchung wichtig war, so muss die Auswertung des Ergebnisses auf einen Zeitpunkt warten, an dem ich die Gelegenheit habe, mich ausschließlich mit Ihrer Krankengeschichte zu beschäftigen. Sollte mir bei der oberflächlichen Durchsicht der Auflistung Ihrer erlittenen Verletzungen etwas auffallen, das Ihre Trainingsmöglichkeiten einschränken könnte, werde ich mich bemühen, dies unauffällig zu korrigieren. Ansonsten werden Sie sich in Geduld üben müssen, wenn Sie eine detaillierte Auswertung Ihres Gesundheitszustandes wünschen. Da Sie aber von vorn herein gegen diese Untersuchung waren, denke ich, wird sich Ihre Ungeduld in Grenzen halten. Und da ich das fällige Gespräch über Ihre Kindheit mit Ihnen erst halten werde, wenn ich mich durch den Bericht durchgearbeitet habe, sollte ich mir vielleicht überlegen, ob ich das Untersuchungsergebnis nicht besser so geschützt verwahren sollte, dass die Horkruxe des Dunklen Lords neidisch werden würden, da die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diese vernichten möchten, signifikant höher ist, als Ihre Bereitschaft, über das Geschehene zu sprechen.“
Der Zaubertränkemeister blickte seinem neuen Schützling, der sich inzwischen den Bademantel übergezogen hatte und sich ihm zugedreht hatte, mit hoch gezogener Augenbraue tief in die Augen. Dieser Blick machte dem Jungen ganz deutlich klar, dass er sich unterstehen sollte, dies zu bestreiten.
„Großes Ehrenwort! Auch wenn ich nicht scharf darauf bin, mit Ihnen über meine Vergangenheit und meine lieben Verwandten zu sprechen, werde ich dieses Gespräch nicht dadurch zu verhindern versuchen, dass ich in Ihr Quartier eindringe und in Ihren Sachen herumschnüffle. Solange Sie versprechen, dass niemand außer uns beiden jemals diese Untersuchungsergebnisse zu Gesicht bekommt, verspreche ich, Sie weder an mich bringen noch vernichten zu wollen.“
„Gut!“ war Snapes kurze Antwort darauf, bevor er sich sein Tablett, auf dem er alles zusammengeräumt hatte, schnappte und Anstalten machte, den Raum zu verlassen.
„Wenn Sie nicht vorhaben, ein Bad zu nehmen, Mr. Potter, würde ich raten, dass Sie sich des Bademantels entledigen und Ihre Muggelkleidung wieder anlegen.“
Dann ließ er die Tür aufschwingen und verließ den Raum, jedoch nicht ohne ihn etwas zu verändern. Statt eines medizinischen Sprechzimmers glich er nach wenigen Augenblicken einem Konferenzraum für eine etwas klein geratene Gruppe; das Pergament und die Feder noch immer in der Luft schwebend.
- Untersuchung geschafft, und jetzt? Abwarten! Aber so viel kann ich verraten: Remus kommt wieder und wir lernen Harrys neue Behausung noch ein bisschen besser kennen. Ich danke all meinen treuen Lesern und fleißigen Kommischreibern. Bis zum nächsten Kapitel wird's wahrscheinlich wieder etwas länger dauern, bitte habt Geduld. -
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