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Fanfiction

What a Difference a Night Makes - Grollen und Rollen

von Gwenifer

31. Grollen und Rollen

Das hatte Harry gerade noch gefehlt. Ein Severus Snape, der ihn verachtete und bei jeder sich bietenden Gelegenheit nieder machte, seinen Vater und Patenonkel hasste und der von ihm glaubte, dass er das Gehirn einer Stecknadel besaß, dem nichts mehr Spaß zu machen schien, als sein Leben in eine Hölle auf Erden zu verwandeln und der seit heute Vormittag auch noch sein größtes und beschämendstes Geheimnis wusste, war schon schlimm genug. Aber ein Severus Snape, der sich über ihn amüsierte, war definitiv des Guten zu viel. Wenn der Mann jetzt auch noch anfing, ihn zum Spaß aufzuziehen, würde er keine ruhige Minute in seinem Leben mehr finden.

Missmutig verzog er der Teenager sein Gesicht und blickte seinen ehemaligen Lehrer mit einer Mischung aus Wut und Beleidigt-sein an. Tief aus seiner Kehle entstieg ihm dabei ein Grollen, dessen er sich selbst niemals für fähig gehalten hätte und das ihm einen verwunderten Blick von Snape einbrachte.

„Ups!“ beschämt hielt sich Harry die Hand vor den Mund und senkte seinen Kopf leicht. Von unten heraus durch die Fransen seines Ponys beobachtete er seinen Gegenüber, wie dieser weiter auf seine verbale aber unartikulierte Gefühlsäußerung reagierte.

Vorerst einmal reagierte Snape nonverbal. Aufmerksam ließ er seinen Blick über den Körper des Jungen wandern, ohne dass seiner Mine dabei zu entnehmen war, was er dachte. Dann griff er nach seinem Zauberstab, schwang ihn in komplizierten Manövern und murmelte dabei leise, hochkonzentriert vor sich hin. Dabei deutete er seitlich von Harry, was diesen erleichtert aufatmen ließ, nachdem er sich verspannt hatte, als er den anderen nach seinem Zauberstab hatte greifen sehen.

Schließlich hielt der ehemalige Lehrer in seinen Bewegungen inne.

„Warten Sie hier!“ bellte er den Jungen an, bevor er mit rauschender Robe den Raum verließ.

Verwundert blickte ihm Harry hinterher. Was war denn nun schon wieder los? Viel aufschlussreicher als der Befehl sich nicht zu entfernen, wäre eine Erklärung gewesen, was der Mann nun schon wieder plante. Nicht dass er überhaupt daran gedacht hatte, nur mit einem Badetuch bekleidet durch diese Behausung zu spazieren, die, wenn auch dieser Raum im Moment eine erfreuliche Ausnahme machte, als nicht sonderlich warm zu bezeichnen war. Vielmehr interessierte ihn, was sein neu ernannter Mentor, Harry hatte so langsam das Gefühl, dass seine sich neu entwickelte Beziehung zu Snape über das normale Lehrer-Schüler-Verhältnis hinauswachsen würde, eigentlich gemacht hatte.

Neugierig drehte er sich deshalb um, um dorthin schauen zu können, wohin der Zauberstab des Schreckens aller Schüler gedeutet hatte. Erneut stellte sich Verwunderung auf seinem Gesicht ein. Ein Stückchen hinter ihm, leicht seitlich versetzt, schwebte ein großes Pergament in der Luft, und in Wartestellung davor eine graugefleckte Feder, die kurz zuvor noch einige Worte auf das Pergament geschrieben haben zu schien und nun darauf wartete, weitere hinzuzufügen.

Verwirrt las der 17jährige was auf dem großen Blatt stand:

Harry Potter
Dämonenmerkmale, die im unverwandelten Zustand erkennbar sind
Korrigierte Fehlsichtigkeit - 31. Juli
Grollen - 31. Juli

Irgendwie kam sich der 17jährige beim Anblick der Auflistung wie ein Versuchskaninchen vor, das im Verlauf einer Versuchsreihe genauestens beobachtet wurde, von dem jede Reaktion oder Veränderung peinlich genau notiert wurde. Fehlte nur noch, dass sein Schlaf überwacht, Proben von ihm genommen, jeder Bissen den er zu sich nahm protokolliert wurden. Dabei fiel Harry ein, dass er vor seinem Quidditchvergnügen (wie lang das schon wieder zurück lag!) ja Obst gegessen hatte. Sollte er Snape davon berichten, auch wenn es nichts ungewöhnliches zu bemerken gegeben hatte? Er hatte, nachdem er die Trauben gegessen hatte, weder Sodbrennen bekommen, noch hatte sich schneller als sonst ein Sättigungsgefühl eingestellt. Er hatte kein Feuer und auch keinen Traubensaft gespuckt und keinen ungewöhnlichen Energieschub durch den aufgenommenen Zucker bemerkt. Er fühlte sich nicht anders als bevor er die Trauben gegessen hatte, abgesehen davon, dass er keinen Hunger mehr gehabt hatte, allerdings musste er feststellen, dass bevor Snape ihn diesen komischen Libellenaugentrank hatte schlucken lassen, sich wieder ein leichtes Hungergefühl eingestellt hatte, das sich Dank des Trankes jedoch wieder verabschiedet haben zu schien. Aber hatte der Mann nicht gesagt, dass sein Energiebedarf seit dem Erwachen des Dämons höher war als zuvor?

Bevor Harry weiter darüber nachgrübeln konnte, ob er Veränderungen an sich festgestellt hatte oder wie weit Snape in seiner Dämonenanalyse gehen würde, kam besagter Mann eilenden Schrittes zurück. In seiner Hand hielt er eine kleine durchsichtige Kugel, etwa so groß wie ein Tennisball. Noch bevor der Teenager jedoch fragen konnte, was es mit dem Glasball oder was auch immer es war, auf sich hatte, meldete der Zaubertränkemeister sich in seiner hochnäsigen Art zu Wort.

„Mr. Potter, denken Sie, Sie wären in der Lage, das Grollen, das Sie vor wenigen Augenblicken von sich gegeben haben, zu wiederholen?“

„Ähm.“ Verwundert schaute der Teenager den Mann an, der ihn mit erwartungsvollen Augen anblickte, die nur darauf warteten, dass er seine Frage verneinen würde. „Weiß nicht!“ antwortete er schließlich unschlüssig.

„Wie wäre es dann mit einem Versuch, Mr. Potter, oder ist das zuviel verlangt?“ Eine hochgezogenen Augenbraue und ein Blick, der einen schmerzvollen Tod versprach, wenn er jetzt mit nein antwortete, waren Motivation genug für Harry, es zumindest zu versuchen.

Doch das war gar nicht so einfach. Wie hatte er das gemacht? Unsicher ließ der Junge seine Schultern kreisen und stellte sich so aufrecht wie möglich hin. Ihm hatte die Art, wie Snape ihn behandelt hatte nicht gefallen. Er wollte nicht von ihm verarscht werden! Nervös räusperte er sich. Dann schloss er die Augen, holte tief Luft und … brummte.

Ein Gesicht mit zwei hochgezogenen Augenbrauen schaute ihn spöttisch an.

„Soll das alles gewesen sein, Mr. Potter?“

„Nein. Ja.“ Stotterte der Junge verlegen und wäre ob des jämmerlichen Geräusches, das er von sich gegeben hatte, am liebsten im Erdboden versunken. „Herr Gott! Ich weiß doch gar nicht, wie ich das eben gemacht habe!“

„Das, Mr. Potter, scheint nichts Neues zu sein. Ihr ganzes bisheriges Leben zeigt auf, dass all das, was Sie großes geleistet haben, ohne Ihr wirkliches Zutun geschehen ist. Die vorübergehende Vernichtung Voldemorts, der Sieg über den Basilisken, den Gewinn des Trimagischen Turniers, Ihr Überleben im Kampf im Ministerium, ich denke, nichts von all dem würden Sie noch einmal bewerkstelligen, würde man Sie bewusst darauf ansetzen.“

„Wie können Sie es wagen!“ wütend schnaubte der Teenager auf und sein Blut rauschte laut in seinen Ohren. Die Haut auf seinem Rücken war zum Zerreißen gedehnt, doch ein Grollen entwich nicht seiner Kehle.

Snape brauchte nur eine Sekunde um zu erkennen, das seine Provokation nicht den gewünschten Erfolg zu bringen schien. Er hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass der Junge das Grollen so einfach wiederholen würde können. Statt sich mit ihm jedoch langsam durch seine Erinnerung an den Moment und seine Gefühle dabei zu arbeiten, hatte er versucht ihn durch Provozieren zu einer Wiederholung zu bringen, sich des Risikos, den Dämon dabei zu wecken, sehr wohl bewusst. Nun musste er ihn durch wohl gewählte Worte, beruhigende Gesten und einen sanften Ton wieder zum Schlafen bringen.

„Allerdings gehe ich davon aus, dass Sie trotz allem aus all den geschilderten Situationen siegreich hervorgehen würden.“ Viele Jahre im Dienste eines größenwahnsinnigen, machthungrigen und unbeschreiblich grausamen Lord Voldemorts hatten ihn gelehrt, wie man einem Pulverfass am besten Honig um den Mund schmierte. Und er hätte nicht so viele Jahre als Spion überlebt, hätte er seine Mimik, seinen Blick und den Tonfall seiner Stimme so unter Kontrolle, dass ihm sein Schmeicheln wirklich als Ernst gemeint abgenommen wurde.

„Im Ernst?“ Erstaunt blinzelte Harry mit den Augen, der Dämon vorerst wieder besänftigt.

„Nein, Mr. Potter, aber eine kleine Notlüge fällt mir leichter, als einen Dämonenangriff abzuwehren.“ Erwiderte der große, hagere Mann, dessen Herzschlag sich langsam wieder normalisierte, ruhig mit einem leicht belustigten Unterton. Und genau dieser Unterton schenkte ihm das, worauf er gewartet hatte: ein tiefes, aus dem Bauch herauskommendes, sich über den ganzen Brustkorb verbreitendes, der als Resonanzkörper diente, und der Kehle entrollendes Grollen.

„Ehm, meinten Sie das?“ verschmitzt schaute Harry seinen ehemaligen Lehrer an. Dieser ließ das kleine Schmunzeln, das in seinen Mundwinkeln kitzelte zu und bestätigte.

„Genau das habe ich gemeint, Mr. Potter. Ich hoffe allerdings, dass Sie sich dieses mal gemerkt haben, wie es funktioniert, da ich leider etwas abgelenkt war und die Aufnahme nicht rechtzeitig habe starten können.“

„Was für eine Aufnahme?“ fragte der 17jährige irritiert.

Mit dem Reiben seines Nasenrückens leitete der ehemaliger Schülerschreck seine Erklärung ein.

„Mit der Kugel, die ich vor wenigen Minuten aus meinem Labor geholt habe, möchte ich dieses eben so wundervoll von Ihnen demonstrierte Grollen aufnehmen, um es für weitere Forschungen und die Nachwelt zu erhalten. Wie ich Ihnen bereits erläutert habe, gibt es über Ihre Dämonenform nicht allzu viele Aufzeichnungen und dass es sich bei den meisten davon um Berichte von Betroffenen handelt, nicht aber um fundierte wissenschaftliche Beobachtungen und Auswertungen. Da sich mir nun die einmalige und unverhoffte Möglichkeit bietet, genauestens die Einflüsse des Dämonen auf ihre menschliche Persönlichkeit und umgekehrt und die Entwicklung beider Bewusstseinsformen im Laufe der Koexistenz zu beobachten, kann und möchte ich diese nicht ungenutzt lassen.“

„Sie meinen, ich bin ab jetzt Ihr Studienobjekt, Ihr Versuchskaninchen und nichts mehr?“ Verletzt blickte Harry in die teilnahmslosen Augen seines Gegenüber. Bevor dieser jedoch etwas darauf erwidern konnte, drehte der Junge sich ab und lachte humorlos auf. „Ach nein, wie konnte ich nur so vergesslich sein! Natürlich bin ich nicht nur eine Laborratte, ich bin ja auch noch der, der Ihrer aller Arsch retten soll.“ Letzteres hätte er seinem ehemaligen Lehrer wütend entgegenschleudern können, stattdessen ließ er den Schmerz zu, den er bei seiner gewonnen Erkenntnis empfand. Leer starrte er auf das Pergament, das noch immer in der Luft hing und auf Ergänzungen wartete, bis eine Hand auf seiner Schulter ihn aus seinen zermürbenden Gedanken riss.

„Sie wissen, dass das nicht stimmt, Mr. Potter!“ bemerkte Snape ruhig und sachlich, ohne Spott, ohne Anklage, ohne Mitleid, aber mit einem Hauch von Mitgefühl. „Ich weiß, dass Sie mich für ein gefühlsloses Ekel halten, für einen Sadisten, der zum Frühstück am liebsten unschuldige kleine Gryffindors verspeist. An dieser Aussage sind zwei Punkte falsch: zum einen empfinde ich keine Freude daran, anderen Leid zuzufügen, zum anderen gibt es keine unschuldigen Gryffindors. Ich habe seit fast 20 Jahren eine Rolle zu spielen, die mir, wie ich oftmals mit Bedauern feststellen muss, mittlerweile zu sehr ins eigene Fleisch und Blut übergegangen ist. Um dieser Rolle gerecht zu werden, habe ich vieles getan, was mir unangenehm war, was gegen meine wahre Natur ging und was mich vor mir selbst erschaudern ließ. Und jedes Mal wenn ich mich vor mir selbst ekle, muss ich mir vor Augen führen, dass ich selbst mich in die Position gebracht habe, in der ich mich befinde. Ich habe mich freiwillig dem Dunklen Lord angeschlossen und schwere Fehler begangen, mich gegen Mitmenschen versündigt, unentschuldbare Schuld auf mich geladen, die ich mit jedem Tag meines Lebens wiedergutzumachen versuche. Mein Drang nach Wissen, nach der Lösung von Rätseln und Problemen ist eine der wenigen Eigenschaften, die meine Rolle als der Zaubertränkemeister des Dunklen Lords und der wahre Severus Snape gemeinsam haben. Sie, Mr. Potter, müssen, wie mir erst heute wirklich bewusst geworden ist, ebenfalls eine Rolle spielen, doch im Gegensatz zu mir, sind Sie in diese Rolle gezwängt worden, statt sie sich wie in meinem Fall, selbst aufzubürden. Ich kann aus diesem Grund nur an Ihr Verständnis appellieren, etwas tun zu dürfen, was ich mir selbst aus tiefstem Herzen wünsche und nicht gezwungen bin zu tun. Ich möchte nicht in die Geschichte eingehen, als der Meisterspion, der Mörder Dumbledores, der Verräter, der meist gehasste Lehrer von Hogwarts oder einfach untergehen in Nichtbeachtung. Ich hatte mich dem Dunklen Lord angeschlossen, weil ich mir durch ihn Unterstützung in meinen Forschungen erhofft hatte. Trotz all der Buße, die ich bereit bin, für meine Sünden zu tun, ist es mir nicht möglich auf die Wissenschaft zu verzichten. Sie ist es, die mich neben meinem Streben nach Wiedergutmachung, am Leben erhält, die mich jeden Tag, jeden Morgen erneut aufstehen lässt. Neben vielen grausamen Tränken habe ich viele hilfreiche und nützliche entwickelt und die Weiterentwicklung des Wolfsbanntranks, die noch nicht endgültig abgeschlossen ist, wird mir zumindest einen kleinen Ruhm bescheren, der meine dunklen Taten den ein oder anderen vielleicht für ein paar Minuten vergessen lässt. Die genaue Erforschung eines Drittel-Energie-Dämons wird in der Allgemeinheit keine Beachtung finden. Doch in hundert oder zweihundert Jahren vielleicht, wenn es einer armen Seele wie Ihnen heute ergeht, wird man meine Aufzeichnungen zu rate ziehen und man wird dabei nicht an den Todesser und Mörder denken, sondern an den Mann, durch dessen Forschung eine Entwicklungsphase für einen einzelnen Menschen leichter wird.“

Ohne sich zu dem Mann hinter sich umzudrehen und ihm in die Augen zu sehen, wusste Harry, dass dessen Augen in diesem seltenen Augenblick der Wahrheit die gleiche Traurigkeit zeigten, wie er sie im Moment empfand. Traurigkeit darüber, wie sehr Snape sein eigenes Schicksal belastete, wenn es doch immer danach ausgesehen hatte, dass der Mann Gefühle wie Reue, Schuld, Verzweiflung und Selbstverachtung nicht besaß. Traurigkeit aber auch darüber, dass der Mann zwar seinen Standpunkt erklärt und ihm zugestanden hatte, kein einfaches Leben geführt zu haben, aber ihm nicht widersprochen hatte, was seine Rolle in den nächsten Wochen und Monaten, in seinen letzten Wochen und Monaten, war. Doch mit der ersten Träne, die Harry die Wangen hinunter lief, bei dem Gedanken, dass er niemals nur Harry sein würde und ihn niemand jemals als einen jungen Erwachsenen ansehen würde, der einfach nur versuchte, seinen Weg im Leben zu finden, fuhr sein neuer Mentor fort zu reden.

„Doch selbst, wenn ich in unseren nächsten gemeinsamen Tag und Wochen den Wissenschaftler in mir nicht eine Minute Schlafen lassen werde, werde ich mich bemühen, dabei nicht zu vergessen, dass Sie ein Mensch aus Fleisch und Blut sind, für den Gefühle wichtig sind, ob er sie selbst empfindet oder von anderen empfängt. Meine Umgangsformen auf zwischenmenschlicher Ebene sind, wie Ihnen in den vergangenen Jahren aufgefallen sein dürfte, etwas eingeschlafen. Nie seine Maske fallen lassen zu dürfen kostet Ihren Preis, doch ich werde mich bemühen, Sie wie einen jungen Menschen zu behandeln, dem nichts im Leben geschenkt wurde, und der vielleicht nicht mehr viel Zeit hat, sein Leben zu genießen.“

Auf einmal waren zwei Hände auf seinen Schultern und leichter Druck deutete ihm, dass er sich umdrehen sollte.

„Verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Potter.“ Nachdem sich Harry zu Snape hingedreht hatte, schaute dieser ihm ernst in die Augen. Der einen Träne war keine weiter gefolgt, doch viele warteten in den Augenwinkel darauf, vergossen zu werden. „Was ich heute über Sie erfahren habe, worüber wir beide mehr als einmal ausführlich werden reden müssen, ändert nichts an der Tatsache, dass unser aller Hoffnung auf eine friedlich Zukunft auf Ihren Schultern ruht. Auch die Tatsache, dass ich persönlich herzlich wenig von Prophezeiungen und Wahrsagerei halte, und nicht daran glaube, dass nur Sie allein den Dunklen Lord besiegen können, ändert nichts, denn fast alle da draußen glauben daran und verlassen sich auf Sie und sind verloren ohne Sie. Und leider glaubt auch der Dunkle Lord selbst an die Prophezeiung, paranoid wie er ist, und selbst wenn Sie sich aus allem heraushalten wollten, er wird nicht ruhen und nichts unversucht lassen, bis Sie vernichtet sind. Dabei denke ich, ist ihm nicht einmal bewusst, dass ein Teil von ihm in Ihnen lebt.“

Schmerz blitzte kurz in Harrys Augen auf, als er daran erinnert wurde, nicht nur ein Dämon zu sein, sondern auch ein Horkrux zu beherbergen.

„Lupin und ich werden Sie trainieren, Sie des öfteren an die Grenzen Ihrer Möglichkeiten und Belastbarkeit bringen. Ich werde Sie dabei beobachten, Buch führen, gelegentlich Tests durchführen, die nichts mit Ihrer Vorbereitung auf dem finalen Kampf gegen den Dunklen Lord zu tun haben. Wir werden Sie mit allen uns vorliegenden Informationen versorgen, und ich werde mich bemühen, Ihnen diejenigen, die mir nebensächlich erscheinenden, nicht vorzuenthalten. Ihre Zeit wird straff geplant sein, Freizeit selten, Schlaf gerade einmal ausreichend, Nahrungsaufnahme reichlich und ausgewogen, trotz allem sollten Sie nicht vergessen zu leben. Ich bin sicher, dass Albus Ihnen das in seinem Brief mit auf den Weg gegeben hat. Und sollte ich im Eifer des Gefechts vergessen, dass Sie Luft zu atmen brauchen, Platz, um ihren Geist zu entfalten und Zeit, um mit Ihnen selbst ins Reine zu kommen, dann gebe ich Ihnen die Erlaubnis, mich daran zu erinnern, dass ich Ihnen heute versprochen haben, Sie nicht völlig zu verkonsumieren, notfalls mit Gewalt.“

Skeptisch schaute der Teeanger den älteren Mann, der im Moment so viel älter aussah, als er in Wirklichkeit war, an. Die letzten Minuten hatte der Mann sich wirklich unsnapeisch verhalten und er persönlich wagte nicht zu hoffen, dass diese Phase länger als ein paar weitere Minuten anhalten würde, wahrscheinlich nur bis er selbst sich äußern würde. Und er bezweifelte sehr, dass sich sein ehemaliger Lehrer, wenn er wieder zu seinem normalen, zynischen, herzlosen Selbst gefunden hatte, sich ausgerechnet von ihm an einen Moment der Schwäche erinnern lassen würde. Ein langsamer, qualvoller Tod war wahrscheinlicher.

„Glauben Sie mir, Mr. Potter, ich kenne mich selbst besser, als jeder andere. Ich weiß, dass ich schon bald, wenn wir mit dem Training begonnen haben und Sie meinen übersteigerten Erwartungen nicht gerecht werden, vergessen werde, dass Sie Schlaf brauchen, Essen, Zeit zum Nachdenken. Es wird Zeiten geben, da werden Sie jede Minute der Abwesenheit Ihres Werwolfes fürchten, denn nur er wird mich davor bewahren, Sie restlos zu überfordern.“

Anscheinend hatte Snape Harrys zweifelnden Blick falsch gedeutet, und so sehr der Junge den Moment des Friedens zwischen ihnen beiden nicht gefährden wollte, so wichtig war es ihm, klar zustellen, dass er an etwas anderes gedacht hatte.

Verlegen verzog er den Mund bevor er widersprach, ohne dabei jedoch den Blick von den Augen des anderen zu nehmen.

„Ich hab eigentlich mehr daran gezweifelt, dass Sie sich von mir an dieses Gespräch und Ihr Versprechen erinnern lassen werden.“

Für einen Moment herrschte Stille und Harry befürchtete, dass im nächsten Moment ein Gewitter über ihn hereinbrechen würde, doch dieses blieb aus. Stattdessen nahm der Mann die Hände von seinen Schultern, drehte sich um und ging zu dem Tablett, auf dem der zweite Trank wartete, eingenommen zu werden. Als Snape sich mit dem Fläschchen in der Hand umdrehte und zu dem Jungen zurückkehrte, hatte er ein Schmunzeln im Gesicht.

„Das, Mr. Potter, muss ich ehrlich zugeben, könnte durchaus schwierig werden. Doch ich denke, wir können uns auf ein Zeichen, ein Signal oder einfach ein Wort einigen, dass Sie explizit nur nutzen, wenn ich es wirklich übertreibe und kein Remus Lupin zur Stelle ist, um für Sie in die Presche zu springen. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich den Gebrauch dieser Auszeit nicht mit Ihnen diskutieren werde, doch was auch immer wir in diesem Moment tun, es wird zu einem Stillstand kommen. Zumindest solange bis ich das Gefühl habe, dass Sie dieses Recht des Einspruches überstrapazieren.“

„Wenn Sie sich wirklich daran halten, stoppen, was auch immer wir gerade machen, sich anhören, warum ich eine Pause brauche und abwägen, ob mein Einwand gerechtfertigt ist, dann kann ich Ihnen versprechen, dass ich dieses Recht nicht ausnutzen werden. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie mich, kaum dass ich dem Mund aufmache, nicht abwürgen und meine Bedenken und Beschwerden als haltlos abtun.“

Der angesprochene Mann holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete konnte der 17jährige darin nicht wie befürchtet Wut und Verachtung erkennen, sondern Einsicht und Verständnis.

„Ich, Severus Tobias Snape, gebe Ihnen, Harry James Potter, hiermit mein Ehrenwort als Zauberer, dass ich im Falle einer Unterbrechung durch ein noch festzulegendes Zeichen, mir Ihre Gründe dafür anhören und objektiv darüber entschieden werde, ob und wie lange eine Unterbrechung gerechtfertigt ist.“

Harry sah seinen neuen Mentor überrascht an. Dann verzog er leicht sein Gesicht.

„Sollte bei mir bei dem Stichwort Zaubererehrenwort etwas läuten?“ fragte er schließlich verlegen.

Schnaubend schüttelte Snape den Kopf, nachdem er den Jungen einen Moment erstarrt angesehen hatte.

„Das sollte es allerdings, Mr. Potter. Doch ich werde Ihnen meinen guten Willen beweisen, und Ihnen nachdem Sie Ihren zweiten Trank getrunken haben, in aller Ruhe und mit aller mir zur Verfügung stehenden Geduld erklären, was es mit einem Zaubererehrenwort auf sich hat.“

Damit drückte er seinem ehemaligen Schüler das Fläschchen in die Hand und beobachtete ihn, während dieser dieses Mal den Trank ohne ihn zu begutachten, zu schwenken und zu beschnüffeln wortlos schluckte.



- Vielen, vielen Dank für die reichlichen Kommis zum vorletzten Kapitel. So was spornt wirklich an. Nachdem ich für mein letztes Kapitel kaum Kommis bekommen habe, muss ich davon ausgehen dass es euch nicht so sonderlich gefallen hat, aber wohl auch nicht so schlimm war, dass es euch zu Proteststürmen angeregt hätte. Für alle die, denen die zwischenmenschlichen Interaktionen zwischen Harry, Snape und Remus gefallen, kann ich sagen, dass es vorerst so weiter geht. Diejenigen, die auf mehr Aktion warten, muss ich auf spätere Kapitel vertrösten. -


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Susanne Gaschke, Die Zeit