von Gwenifer
29. Bitte machen Sie sich frei!
Während Snape das Leiden von Vernon Dursley noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen ließ, umspielte ein sadistisches Lächeln seine Lippen.
„Sie denken jetzt aber nicht daran, wie Sie mich in den nächsten Tagen und Wochen bis aufs Blut schinden können, oder?“ frotzelte Harry, der nachdem er mitbekommen hatte, dass er nicht mehr alleine war neben seinem ehemaligen Zaubertränkelehrer auf dem Boden gelandet war, in der Hoffnung, mit seiner Frage falsch zu liegen.
„Dank meines weit gefächerten Erfahrungsschatzes, meiner Spontanität und Flexibilität sowie meiner natürlichen Begabung, das Leben meiner Mitmenschen zu erschweren, besteht kein Anlass dafür, meinen Geist mit der Planungen so trivialer Dinge wie ihrer persönliche Trainingsfolter zu belasten.“ gab Snape schnippisch zurück, seine Augen blitzen dabei teuflisch auf.
„Emm, …“ Harry schluckte schwer. Das klang nicht wirklich verheißungsvoll und der Blick ließ Böses ahnen. „Ich, …, das war jetzt eigentlich als Witz gedacht.“ stotterte der Teenager verlegen und schaute dabei betreten zu Boden.
„Dessen, Mr. Potter, bin ich mir durchaus bewusst.“ antwortete der Ältere spöttisch. „Ich hoffe jedoch, dass Ihnen auch bewusst ist, dass Ihr Training kein Spaziergang im Park sein kann. Allerdings werde ich die Erkenntnisse, die ich am heutigen Tage unfreiwillig über Sie gesammelt habe, und die ich in keinster Weise willkommen geheißen habe, berücksichtigen.“
„Emm, was das angelangt ….“
„Zu einem anderen Zeitpunkt, Mr. Potter. Dieses Thema bedarf einer sensiblen Bearbeitung, was nicht zwischen Tür und Angel gegeben ist. Ich würde Sie jedoch gerne einer gründlichen medizinischen Untersuchen unterziehen, solang Lupin noch abwesend ist, was in Ihrem Interesse liegen dürfte.“
„Ja, schon, … aber, …“ betreten stotternd suchte Harry nach einer Möglichkeit, wie er sich aus dieser Situation herauswinden konnte. Die Peinlichkeit einer Untersuchung durch seinen meist gehassten Lehrer wollte er sich unter allen Umständen ersparen.
„Mir geht's im Moment echt gut! Selbst mit der Lupe werden Sie keinen noch so kleinen blauen Fleck finden, meine Knochen sind auch alle heil und ich bin seit heute Morgen so schmerzfrei wie schon lange nicht mehr. Es ist also absolut überflüssig, dass Sie Ihre Zeit darauf verschwenden, nach etwas zu suchen, was nicht vorhanden ist.“
„Was überflüssig ist und was nicht, können Sie getrost meiner Beurteilung überlassen, Mr. Potter. Und zu Ihrer Information, ich gedenke gar nicht, nach aktuellen Verletzungen und gesundheitlichen Abweichungen zu suchen, sondern mir ein Bild über Ihre Krankengeschichte zu machen, und zwar seit dem Tag an dem Sie geboren wurden.“
„Sie wollen … was?“ geschockt sah Harry Snape an. Irgendwo hatte er einmal gelesen, dass es einem ausgebildeten Heiler mit der entsprechenden Ausrüstung, sprich speziellen Tränken und einem ganz besonderen, für Heiler modifizierten Zauberstab, möglich war, Krankheiten und Verletzungen aufzuspüren, die nicht mehr akut waren. Er hatte es jedoch niemals für möglich gehalten, mit solch einem Tiefenscan mehrere Jahre zurückzugehen.
„Mr. Potter, ist es wirklich so schwer, mir Ihre Aufmerksamkeit zu schenken?“ gereizt massierte der ungeduldige Mann seinen Nasenrücken.
„Was? Nein, ich meine, ja. Herrgott! Ich hab' schon gehört, was Sie mit mir vorhaben, aber ich hatte nicht gedacht, dass es möglich wäre, mehr als ein paar Wochen oder Monate zurück zu gehen.“
„Mr. Potter, Sie sollten sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass mit Magie, einer geeigneten Ausrüstung, umfangreichen Kenntnissen und einem gewissen Talent so ziemlich alles möglich ist. Wie sonst hätte wohl ein 12jähriger einen ausgewachsenen Basilisken töten können?“
„Emm, mit viel Glück?“ schlug der jetzt 17jährige verlegen vor.
„Mit einer außergewöhnlich großen Portion Glück, würde ich meinen. Aber kein Glück der Welt allein, hätte Ihnen den Sieg und dem Basilisken den Tod geschenkt. Es sei denn, Sie hätten zufälligerweise einen Hahn mit sich geführt.“
„Einen was? Egal, hatte ich sowie so nicht dabei.“ verstört sah der Teenager den älteren Mann an. Musste dieser eigentlich immer über alles besser Bescheid wissen als anderen? Aber jetzt, nachdem Snape es erwähnt hatte, fiel ihm die Seite wieder ein, die Hermine in ihrer Hand gehalten hatte, als sie versteinert worden war. Irgendwas hatte da über einen Hahn gestanden, doch selbst jetzt kam Harry nicht darauf, was es gewesen war. Aber wie er bereits selbst festgestellt hatte, es war eigentlich unerheblich, der Basilisk war tot und er hatte nicht vor, in seinem Leben noch einmal einem zu begegnen. Nicht ohne Dumbledores Phönix an seiner Seite.
„Na ja, mein Leben hab' ich auch eher Fawkes als irgendwelchen Superkräften zu verdanken.“ klärte Harry seinen ehemaligen Lehrer leise auf.
Snape zog ungläubig aber zugleich neugierig eine Augenbraue hoch. „Erklären Sie!“ forderte er seinen ehemaligen Schüler auf und so fasste der Junge die Höhepunkte seines Kampfes gegen die Riesenschlange mit dem tödlichen Blick kurz zusammen.
Nachdem er geendet hatte und sein Gegenüber eine Weile geschwiegen und ihn ausdruckslos angeblickt hatte, dachte er schon, im nächsten Moment wieder einmal eine der altbekannten Tiraden des anderen Mannes über sich ergehen lassen zu müssen, in der er ihn beschuldigte, sich mit fremden Federn zu schmücken, sich als Held feiern zu lassen, wo sein Teil am eigenen Überleben eher gering einzuschätzen war.
„Nun, ich würde sagen, Mr. Potter, so wie Sie die Ereignisse eben beschrieben haben, klingt das ganze schon sehr viel realistischer, als es die wagen Lobpreisungen unseres verstorbenen Schulleiters getan haben.“
„Sie sind nicht böse?“ hakte Harry vorsichtig nach, der dem Frieden nicht wirklich traute. Ein Snape, der ihn nicht bei der kleinsten, sich bietenden Gelegenheit runterputzte, bedurfte der Gewöhnung.
„Warum sollte ich Ihnen böse sein, dass Sie mir die Wahrheit gesagt haben, Mr. Potter?“ hakte nun der ehemalige Zaubertränkelehrer verwundert nach.
„Weil ich nicht die Heldentat vollbracht habe, für die ich bestaunt worden bin?“ schlug der Teenager unsicher vor.
„Natürlich schmälert die Tatsache, dass der Phönix den Basiliken geblendet und Sie zum Schluss vor dem Vergiftungstod bewahrt hat ihre eigenen Leistung, nichts desto Trotz haben Sie den Tod der Riesenschlange hart erkämpfen müssen. Sie waren damals erst 12 Jahre alt, zeigen Sie mir ein anderes Kind in diesem Alter, das dazu in der Lage gewesen wäre! Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Version, die Albus von den Ereignissen in der Kammer des Schreckens erzählt hat, für reine Propaganda gehalten habe, ohne ein Fünkchen Wahrheit. Kein Albus Dumbledore und kein Dunkler Lord hätten mich sonst davon abhalten können, Sie dazu zu bewegen, mich selbst in die Kammer zu führen.“
„Was wollen Sie denn da? Da unten ist es reichlich ungemütlich und der verwesende Basilisk sorgt ganz sicher nicht dafür, die Luft und die Atmosphäre zu verbessern.“
„Benutzen Sie doch einmal zur Abwechslung Ihr Gehirn, Mr. Potter!“ Der eben noch fast verständnisvoll klingende Mann wechselte seine Stimmungslage von einer Sekunde auf die andere, was es dem Teenager wirklich schwer machte, so etwas wie ein Gefühl des Vertrauens zu dem Mann zu entwickeln.
„Ihnen sind Ihre Kerkerräume nicht feucht und schaurig genug und Sie suchen nach einer neuen Unterkunft?“ versuchte Harry die Tatsache, dass er sich nicht vorstellen konnte, was einen freiwillig an diesen schaurigen Ort locken konnte, mit einem schwachen Versuch eines Witzes zu überspielen.
„Nein, Mr. Potter, ich habe weder während Ihres zweiten Schuljahres nach einer neuen Bleibe gesucht, noch tue ich das heute. Allerdings könnte die Tatsache, dass in der Kammer des Schreckens eine unbezahlbare Rarität vor sich hinrottet, mein Interesse geweckt haben.“ bemerkte der Angesprochene spöttisch.
„Oh!“ entfuhr es Harry, dem langsam dämmerte, wofür genau sich sein ehemaliger Lehrer interessierte. „Es gibt nicht mehr allzu viele Basilisken heutzutage, nehme ich an?“
„Soweit mir bekannt ist, ist der letzte Basilisk vor 23 Jahren erlegt worden.“ erwiderte der Zaubertränkemeister trocken.
„Man könnte also sagen, dass Bestandteile eines solchen für eher ausgefallene Zaubertränke schwer zu bekommen sind.“ überlegte der Junge laut und hätte sich für seine eigenen Dummheit am liebsten vor den Kopf geschlagen. Bloß weil er damals unter keinen Umständen noch einmal einen Fuß in die Kammer hatte setzen wollen, hätte ihn das nicht daran hindern sollen, den Kadaver für Forschung und Konservierung zugänglich zu machen.
„Es tut mir leid!“ murmelte er schließlich leise, nachdem ihm bewusst geworden war, was ihnen allen durch seine Unüberlegtheit entgangen war.
„Dafür ist es nun zu spät, Mr. Potter, aber ich bin erfreut, dass Sie wenigstens im Nachhinein begriffen haben, welch schier unausschöpfliche Möglichkeiten uns durch die Finger geglitten sind. Wenn es jemandem auch heute noch Leid tun sollten, dann mir, weil ich den Vorfall vor ein paar Jahren nicht Ernst genommen habe und Albus, weil er daran hätte denken müssen, die wertvollen Bestandteile der Riesenschlange nicht verkommen zu lassen.“
„Vielleicht ist ja noch was übrig.“ äußerste der Jugendliche vorsichtig. „Wenn Sie möchten, kann ich die Kammer gerne für Sie öffnen, wenn sich mir vor meinem Tod die Möglichkeit dazu bietet. Nachdem kein Basilisk mehr da ist, von dem eine Gefahr ausgehen könnte, dürfte es keinen stören, wenn der Zugang geöffnet ist.“
„Einen Versuch ist es auf jeden Fall Wert, Mr. Potter. Ich halte es jedoch für unklug, die Kammer des Schreckens nach unserem Besuch nicht wieder zu schließen, ganz gleich, ob von dem Ort nach Ihrer persönlichen Einschätzung weiterhin Gefahr ausgeht oder nicht. Da diese Kammer von Salazar Slytherin angelegt worden war, ist damit zu rechnen, dass dort weitere unangenehme, wenn nicht sogar gefährliche Überraschungen warten.“
Harry musste zugeben, dass sein ehemaliger Lehrer mit diesem Standpunkt nicht wirklich falsch lag. Viel hatte er von der Kammer ja nicht gesehen, wer wusste schon, was in den Nischen und Seitentunneln lauerte.
Während ihres Gespräches hatten die zwei das Quidditchfeld verlassen und waren langsam zu einer schräg gegenüberliegenden Tür gegangen. Wie Harry erkennen musste, war diese passwortgeschützt, denn bevor sein ehemaliger Lehrer die Türklinke betätigte, murmelte er leise unverständliche Worte. Anders als der Junge es jedoch erwartet hatte, öffnete sich die Tür nicht in den privaten Bereich des anderen Mannes, sondern in ein Labor, und zwar in eines, dass erkannte selbst der nicht wirklich zaubertränkeinteressierte 17jährige, in dem es an nichts zu fehlen schien. Kein Fleck der Wände war zu sehen, nicht einmal über den weiteren zwei Türen, die aus dem Raum führten, alles war mit Schränken und Regalen zugestellt. Da gab es Kessel in allen Größen und verschiedenen Materialien, mehrere Feuerstellen, in der Mitte des Raumes drei Arbeitstische, um die man bequem herum gehen konnte, Flaschen, Gläser, Flakons und Tiegel in unterschiedlichen Größen und Farben, gefüllt und ungefüllt, Möser, Schneidbretter, Schöpfkellen, Trichter, Waagen und so vieles mehr. Doch bevor Harry sich noch fragen konnte, was wohl in den Schubladen und Schränken verstaut war, in die er nicht blicken konnte, hatte sich Snape aus einem großen Vorratsschrank, der anscheinend sämtliche gebrauchsfertigen Zaubertränke enthielt, zwei kleine Fläschchen und einen großen Tiegel genommen, hatte diese zusammen mit einer Schüssel, die er zuvor mit Wasser gefüllt hatte, einem weißen Stab, Löffeln und einem Handtuch auf ein Tablett gestellt und kam ihm damit entgegen.
„Das, Mr. Potter, ist mein Reich.“ stellt der Zaubertränkemeister eindeutig klar. „Auch wenn Sie mit Hilfe meines Buches unter Professor Slughorn gezeigt haben, dass Sie durchaus in der Lage sind, nicht bei jedem Versuch, einen Trank herzustellen ein Labor in die Luft jagen müssen, werden Sie ohne meine Anwesenheit und meinen ausdrücklichen Befehl keinen Fuß in diesen Raum setzten. Alle gängigen, im Alltag gebräuchlichen Tränke befinden sich in der Küche in einem gesonderten Schränkchen, es besteht also unter normalen Umständen nicht die geringste Veranlassung für Sie, mein Labor zu betreten. Ich hoffe, ich habe mich diesbezüglich klar ausgedrückt und erwische Sie nicht irgendwann bei einem Versuch, sich heimlich Zugang zu verschaffen. Seien Sie versichert, dass in diesem Fall nicht einmal Ihr Dämon Sie vor einer exemplarischen Bestrafung schützen kann.“
Mit einer sehr weit hochgezogenen Augenbraue blickte der gestrenge Lehrmeister seinen ehemaligen Schüler durchdringend an.
„Schon klar!“ erwiderte der Zurechtgewiesene, der zwar neugierig, nicht aber lebensmüde war. Auch wenn er sich gerne näher in dem Labor umgesehen hätte, den Zorn des anderen musste er sich deswegen wirklich nicht zuziehen. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass Snape ihn nicht früher oder später in diesen Raum schleppen würde, sei es, weil er Unterstützung in der Vorbereitung eines komplizierten oder langwierigen Zaubertrankes brauchte, oder weil er der Meinung war, ihn für etwas bestrafen zu müssen. Und so sehr er auch noch vor kurzem mit seiner Fantasie geprahlt hatte, wenn es darum ging, einen Schüler für einen Fehler oder eine Missetat zu maßregeln, dann war es bisher, abgesehen von horrenden Punktabzügen, doch meistens auf das eine hinaus gelaufen: Kessel und Arbeitstische schrubben!
Zügig, in seiner klassischen Schrittart, bei der sein Umhang Ehrfurcht einflößend wehte, lief der Zaubertränkemeister mit seinem Tablett zurück zu dem Raum, der vor kurzem noch ein Quidditchfeld gewesen war, natürlich erste, nachdem er sichergestellt hatte, dass sein Labor, wieder ordnungsgemäß verriegelt und gesichert war.
Unbehaglich folgte ihm sein ehemaliger Schüler. Nach der angekündigten Untersuchung war ihm bewusst, dass die Tränke oder was auch immer sich in den Behältern auf dem Tablett befand, für ihn bestimmt waren. Und so wie er Snape kannte, musste er mit widerlich schmeckenden, ekelhaft stinkenden und schwer herunterzuwürgenden Flüssigkeiten rechnen. Nichts, worauf er sich wirklich freute, und so trugen ihn seine Füße nur langsam in den anderen Raum, der inzwischen aussah, wie ein Behandlungszimmer in einer Arztpraxis. Nicht, dass Harry viel Erfahrung mit Arztpraxen gehabt hätte, da er nie eine von innen zu Gesicht bekommen hatte, musste er sich bei seiner Beurteilung auf das, was er im Fernsehen gesehen hatte, verlassen. Nicht, dass er in seinem Leben viel ferngesehen hätte, nur eben so viel, wie man beim Vorbeigehen aufschnappen konnte und dann war noch fraglich, wie realitätsgetreu Arztserien waren. Doch ihm kam es jetzt vor, als wäre er genau in einer solchen gelandet, bis auf die Tatsache, dass Snape keinen weißen Kittel sondern immer noch sein obligatorisches Schwarz trug.
„Ziehen Sie sich aus, Mr. Potter, und wickeln Sie vorläufig ihre Körpermitte in das bereitliegende Badetuch!“ forderte der stoische Mann seinen Schützling auf, ohne dabei von seinen Vorbereitungen aufzublicken, während er mit einer Hand in Richtung eines weißen, stoffbespannten Paravents deutete.
Nur zögerlich kam der Junge seiner Aufforderung nach. Wieso musste er sich ausziehen? Madame Pomfrey war normalerweise in der Lage, Scans durch die Kleidung durchzuführen. Er hatte seinen ehemaligen Lehrer zwar zuvor nicht angelogen, was die Unversehrtheit seiner Haut angelangte, seit vergangenen Nacht zierte kein noch so leichter Hauch von einem blauen Fleck mehr seine Haut, was er beim Umziehen festgestellt hatte, doch praktisch nackt diesem Mann gegenüberzustehen, von dem er immer noch nicht wusste, wie er zu ihm stand, war mehr als nur ungenehm.
„Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Werwolf mitten in die Untersuchung hineinplatzt, dann sollten Sie etwas mehr Tempo an den Tag legen, Mr. Potter!“ bemerkte der von der Tatsache, den Jungen gleich gründlichst zu untersuchen, anscheinend unberührte Mann, gereizt. Eben noch über sein Tablett gebeugt, richtete er sich nun auf, verschränkte die Arme vor seiner Brust und blickte den trödelnden Jungen mit hochgezogener Augenbraue an.
„Das kann uns doch sowieso jeden Moment passieren, oder?“ brummte Harry missmutig. Er hatte wirklich keine Lust, unter die Lupe genommen zu werden.
„Vertrauen Sie meiner Intuition, Mr. Potter, der Orden wird Lupin noch eine ganze Weile beschäftigt halten. Praktisch führerlos und ohne wirkliche Aufgabe, ausgenommen, der Suche nach Ihnen, haben die meisten Ordensmitglieder wahrscheinlich viel zu viel Zeit. Wir hingegen, haben noch einiges heute vor, weswegen ich darauf drängen muss, dass Sie sich jetzt etwas beeilen.“
„Was meinen Sie mit führerlos?“ hakte Harry nach, der inzwischen hinter der Trennwand verschwunden war, und langsam damit begann, sich auszuziehen. „Ich hatte gedacht, dass sofort nach Dumbledores Tod, Moody die Führung übernimmt.“
„Sofort nach Albus' Tod, war kein Mitglied des Ordens in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, sich Gedanken über dessen Nachfolge zu machen. Der Schulleiter hat zwar Anweisungen hinterlassen, wie in seinem Todesfalle zu verfahren sein, weshalb Minerva auch augenblicklich die Position der Schulleiterin übernommen hat, doch soweit mir bekannt ist, hat er es unterlassen, einen Nachfolger für seine Führung im Orden des Phönix zu benennen. So wie ich ihn kenne, dachte er, dass sich der neue Leiter besser durchsetzten würde können, wenn er von den anderen Mitgliedern gewählt worden ist. Ich jedoch denke, dass wen auch immer er benannt hätte, vorläufig zumindest, mehr Autorität gehabt und Unterstützung erhalten hätte.“
„Sie meinen, die sind sich nach sechs Wochen noch nicht einig, wer den Orden leiten wird? Das kann doch wohl nicht so schwer sein? So viele kommen da doch wohl kaum in Frage? Ich meine, ich …“
Der 17jährige kam langsam hinter dem Paravent hervor, ein dickes, weißes Badetuch um die Hüfte geschlungen, das er sicherheitshalber an der Stelle, an der er die beiden Enden überschlagen hatte, mit einer Hand festhielt.
„Sie, Mr. Potter, maßen sich am besten erst gar nicht an, sich darüber zu äußern, wer Ihrer Meinung nach fähig ist, die Aufgabe von Albus Dumbledore zu übernehmen. Sie verfügen weder über das Wissen, was es an mentalen, charakterlichen und physischen Voraussetzungen bedarf, um eine solche Position zu bekleiden, noch über eingehende Kenntnisse der zur Frage stehenden Personen. Und glauben Sie mir, so wichtig Alastor Moody auch für den Orden ist, als Leiter dessen, ist er absolut ungeeignet; meiner Meinung nach, und die basiert zumindest auf fundierter Kenntnis aller Faktoren und nicht auf persönlichen Gefühlen.“
Wut stieg langsam in Harry auf, darüber, wie ein kleiner Schuljunge abgekanzelt zu werden. Er kannte einige der Mitglieder wirklich gut und er glaubte auch sehr wohl beurteilen zu können, welche Voraussetzungen jemand mitbringen musste, der den Orden siegreich gegen Voldemort führen wollte. Aber es war ja nicht anders zu erwarten, als dass Snape wieder einmal seine Fähigkeiten in Frage stellte.
„Ich ….“ wollte er ihm deshalb auch aufgebracht widersprechen, doch der Mann ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.
„Sie, Mr. Potter, setzten sich jetzt auf die Liege und trinken den ersten der beiden benötigten Tränke und behalten Ihre Meinung für sich. Nachdem Sie beide Tränke eingenommen haben, bin ich auf Ihre aktive Mitwirkung bei dieser Untersuchung nicht mehr angewiesen. Wenn Sie weiter das Thema wer der Nachfolger von Albus Dumbledore werden sollte diskutieren müssen, wird mich nichts daran hindern, Sie für den weiteren Verlauf der Untersuchung zum Schweigen zu bringen oder Sie gegebenenfalls zu lähmen. Ich hoffe, ich habe mich deutlich ausgedrückt!“
Mit diesen Worten hielt Severus Snape einem brodelnden Harry Potter, der keine schlechte Lust hatte, seinen Dämon zum Spielen mit seinem verhassten Ex-Lehrer herauszulassen, ein kleines durchsichtiges Glasfläschchen entgegen, das eine dreckig-grüne Flüssigkeit enthielt, in der kleinste rosafarbenen Partikel schwammen.
- Was lange wehrt ... Ich hoffe, ich hab nicht alle meine Leser durch die lange Wartezeit verloren. Kann zur Zeit aber leider auch nicht versprechen, dass es wieder zügiger weiter geht. Wenn ich im Moment auch keine Zeit zum Schreiben habe, zum Kommi lesen bleibt immer Zeit. Also, bekomm ich welche???? Bitte!!! -
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