von Gwenifer
28. Das Leiden des Vernon D.
Doch fürs erste wollte er sich nicht von den vor ihm stehenden Problemen erdrücken lassen. Zum ersten Mal seit er seinen eigenen Vater für dessen Verhalten ihm gegenüber bestraft hatte, wollte er eine Folterung genießen. Die Unterredung mit dem Dunklen Lord hatte ihn bereits die ersten fünf Minuten in Vernon Dursleys Leiden gekostet. Nur seine Schreie, auch ihm hatte man zu besseren Belustigung seine Stimme wieder gegeben, hatte er hören können. Seinen Blick während einer Privataudienz von Voldemort abzuwenden, wagte ein Todesser nur einmal und so hatte er bislang nicht gesehen, was den fetten Muggelmann zum Schreien gebracht hatte. Den Rest wollte er genießen. Und so wand er sich, nachdem die Unterredung mit der gestellten Aufgabe beendet zu sein schien, mit der Erlaubnis seines Meisters dem Geschehen im Kreis der Todesser zu.
Wenige Schritte führten ihn zu seinen Kollegen, die dieses Mal äußerst konzentriert zur Sache gegangen waren. Ketten, die an Decke und Boden befestigt waren und eng die Handgelenke und Fußknöchel umfingen, hielten den nackten Vernon Dursley in einer aufrechten, gespreizten Position. Seine Augen waren weit aufgerissen, durch einen Zauber daran gehindert, sich zu schließen, um mit ansehen zu müssen, was mit ihm geschah. Der Kopf nicht freiwillig nach vorne gesackt, damit sein Blick auf seinen Bauch gerichtet war, der derselben Abspeckmethode zum Opfer fiel, wie sein Sohn. Jedoch war seine Haut nicht einfach entfernt worden, sondern zur Seite geklappt, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass der verantwortliche Todesser seinen Kopf eingeschaltet hatte, bevor er zur Tat geschritten war, was Snape außerordentlich verwunderte. Seine Mittodesser waren nicht wirklich bekannt dafür, dass sie daran dachten, einen Kopf zum Denken zu besitzen, wenn sie erst einmal die Blutlust überfallen hatte.
Auch zu Vernons Füßen hatte sich eine Lache aus Urin und Fäkalien gebildet, die inzwischen mit Blut und Fettgewebe vermischt worden war und immer weiter wuchs. Der Todesser, der langsam, Schicht für Schicht den Bauch des Muggelmannes schälte, ging bedacht zu Werke. Von der Art, wie er dabei seinen Zauberstab hielt, seiner Vorgehensweise und seiner Statur glaubte Snape in ihm einen der Dolohow-Söhne zu erkennen. Wie ihr Vater, große Anhänger des Dunklen Lords und Meister ihres Fachs. Sie hatten bereits in frühester Kindheit gelernt, mit welchen Methoden man ein Opfer lang, effektiv und anschaulich foltern konnte.
Nach jeder Schicht Fett, jedem Klumpen, der in die Lache zu Füßen seines Opfers plumpste, machte er eine kurze Pause, ließ er seinen Opfer Zeit, nach einem kräftezehrenden Schrei Luft zu schnappen, wobei er sehr wohl wusste, dass der Mann vor ihm mehr vor Entsetzten als vor Schmerzen schrie. Das Aufschneiden, Abschälen und zur Seite Klappen der Haut hatte entsetzlich wehgetan, und natürlich tat jede weitere Berührung weh. Auch wenn er magische Möglichkeiten benutzte, um sich des Fettes zu entledigen, so waren es doch Berührungen. Aber im Vergleich zu dem, was auf den Mann im Verlaufe seines restlichen Lebens noch an Schmerzen warten würde, war das, was im Moment mit ihm passiert harmlos. Grausam anzuschauen, aber harmlos, nicht wirklich lebensgefährdend, wenn man ein wenig auf den Blutdruck und die Herzfunktion des Mannes achtete und wenn er mit seiner Arbeit fertig war, dann sah der Muggel sicher besser aus, als er in den letzten zwanzig Jahren ausgesehen hatte.
Snape beobachtete geduldig, viel geduldiger als viele seiner Todesser-Kollegen, wie sich der junge Dolohow der Bauchdecke näherte und er fragte sich, ob der junge Mann, nun jung war vielleicht übertrieben, selbst wenn es sich um den jüngsten Dolohow-Sprössling handelte war er nur zehn Jahre jünger als er selbst, Schluss machen würde, bevor er zu den inneren Organen vordrang. Sollte er wirklich vorhaben, den Tod des Muggel hinauszuzögern, ohne auf allzu viele Heilzauber und Tränke zurückgreifen zu müssen, würde er nun zu einem vorläufigen Ende kommen müssen.
Und das tat der Todesser dann auch kurz darauf. Ohne Vernon Dursley dieses Mal die Gelegenheit zu geben, sich von seinem letzen Schrei zu erholen, ließ er die Haut wieder an ihren alten Platz zurück rutschen, passte sie dem neuen Bauchumfang seines Opfers an und heilte die Schnittwunden. Dessen Gesicht, das eben noch vor Schmerz und Entsetzten verzerrte gewesen war, wurde schlaff vor Erstaunen. Besser hätte ein Schönheitschirurg eine Fett-OP auch nicht hinbekommen, wohl eher im Gegenteil, nur sehr viel schmerz- und entsetzensärmer.
Andrej Dolohow verbeugte sich knapp vor seinem Meister, der seine Arbeit mit einem Kopfnicken würdigte und stellte sich zurück in den Kreis seiner Todesser-Kollegen. Da der Dunkle Lord keinen Nachfolger für ihn auswählte, sondern nur eine ungeduldige Handbewegung machte, die bedeuten sollte, dass sich schnellst möglich der Nächste ans Werk machen sollte, trat ein anderer hervor und fuhr mit der Arbeit seines Vorgängers fort. Er widmete sich dem monströsen Gesäß von Vernone Dursley, erst der rechten, dann der linken Arschbacke, auch immer darauf bedacht, den Kreislauf seines Opfers durch seine Aktionen nicht zu sehr zu belasten. Dieses schrie bei dieser „zweiten Behandlung“ nicht mehr annährend so viel wie bei der ersten, zum einen, weil er nicht mehr mit ansehen musste, was mit seinem Körper passierte, zum anderen, weil er sich in scheinheiliger Sicherheit wiegte, dass es schon nicht allzu schlimm werden würde.
So ging das noch eine ganze Weile. Nach seinem Hintern wurden seine Oberschenkel durch einen weiteren Todesser entspeckt, danach seine Oberarme, die Waden, sein Rücken und schließlich sein Gesicht. Letzteres trieb den Muggelmann jedoch beinahe in den Wahnsinn, denn der verantwortliche Folterknecht zeigte seinem Opfer in einem Spiegel, was genau mit seinem Gesicht geschah, und wenn ein geschälter Bauch schon kein schöner Anblick war, ein Gesicht, von dem die Haut abgezogen wurde, die dann vor den Ohren seitlich am Kopf herunter hing, war das pure Grauen.
Doch auch das überlebte Harrys Onkel und nach etwa einer guten halben Stunde Folter, war aus ihm ein annähernd gut aussehender Mann geworden, sah man davon ab, dass sein ganzer Körper blut- und fettverschmiert war und die Proportionen nun nicht mehr ganz zusammen passten. So waren die Füße und Hände, wie auch die Unterarme und der Hals noch zu dick, und die ein oder andere der behandelten Stellen zeigte eine Delle, wo zu viel Fett im Vergleich zum umgebenden Gewebe entfernt worden war.
Lord Voldemort nutze die Gelegenheit, um sich von seinem Thron zu erheben, Vernon Dursley zu umrunden und ihn dabei eingehend zu betrachten. Dabei verhöhnte und verspottete, beleidigte und provozierte er ihn, was zur allgemeinen Belustigung beitrug. Es war immer schön, nicht am Ende der scharfen Zunge ihres Meisters zu stehen, und zuhören zu dürfen, wie ein anderer verbal fertig gemacht wurde.
Nach kurzer Zeit, in der Dursley aus seiner falschen Sicherheit gerissen worden war, nachdem er eine dicke Lippe gegenüber Voldemort riskiert und einen kraftvollen Crutiatus auf den Hals gehetzt bekommen hatte, ging der Dunkle Lord zurück zu seinem Thron, allerdings nicht, ohne einen kurzen Abstecher zu seinem Zaubertränkemeister zu machen, und diesem zuzuzischen, dass er den Mann mit ein paar Tränken so auspäppeln solle, damit er bereit für die nächste Runde war.
Snape, der den Rückweg zum Thronsaal genutzt hatte, um seinem Tränkekabinett in Malfoy Manor einen Besuch abzustatten, war dafür bestens ausgerüstet. Und so zückte er ohne Zögern mehrere Glasfläschchen, die er vor Vernon Dursley auf Hüfthöhe schweben ließ, um sich die geeigneten Tränke auszusuchen, die das Leben des Muggelmannes bestmöglich verlängern sollten.
Da gab es einen Bluterneuerungstrank, der nach so vielen Schnitten, wenn auch keiner davon ins Fleisch gegangen war oder eine Ader getroffen hatte, durchaus angesagt war. Dann natürlich einen Trank zur Kreislauf- und Herzfunktionsstabilisierung, einen, der einer Dehydrierung vorbeugen sollte, einen der den Stimmbändern des Mannes Linderung brachte, damit seine Schreie noch lange zu hören waren und einen, der die Gefühlssensibilität steigerte, sprich einen Schmerzverstärker. Keiner von ihnen schmeckte gut, doch Vernon hatte seine Lektion gelernt und schluckte tapfer, ohne sich zu beschweren, auch wenn er zweimal würgen musste und Schwierigkeiten hatte, das Gebräu, das ihm eingeflösst wurde, hinunter zu bringen.
Schließlich zog Snape seinen Zauberstab und ließ ihn entlang der Konturen des Mannes vor sich gleiten. Auch wenn es sich bei seinem Stab nicht um den Speziellen eines Heilers handelte, war er in der Lage mit ihm den Körper nach weiteren Verletzungen oder Schwächen abzusuchen. Als er dabei keine entdeckte, gab er den Mann für die nächste Runde frei.
Diesmal gingen die Todesser zu Werke, die ihr Vergnügen darin fanden, sich selbst bei der Folter körperlich zu betätigen. Und so machten sich gleich drei recht bullige, schwarz verhüllte Gestalten daran, ihr Opfer mit Peitschen zu bearbeiten, wobei jeder von ihnen ein anders geartetes Werkzeug schwang. Der Todesser, der sich an Vernon Dursleys Rücken zu schaffen machte, bediente sich einer Peitsche mit einem sehr langen, dünnen Band, das aus hartem Leder gefertigt war, dessen Kanten sofort ins Fleisch schnitten. Er stand gut zwei Meter von seinem Opfer entfernt und schwang seine Peitsche langsam, in bedächtigen Zügen, jedoch mit sehr viel Kraft.
Ein zweiter Todesser machte sich mit einer mehrschwänzigen Peitsche an dem Bauch des abgespeckten Muggelmanns zu schaffen. Die einzelnen Riemen seines Instruments waren aus dünnem, weichem Leder, nicht einmal halb so lang, wie die seines Kollegen. Statt blutender Riss- und Platzwunden hinterließ seine Behandlung nur dünne, rote Striemen, die nach kurzer Zeit anschwollen, die jedoch fast annähernd so schmerzhaft waren, da sie mit einem Streich eine größere Fläche abdeckten und sich die Striemen schon nach kurzer Zeit überschnitten.
Der dritte im Bunde bediente sich einer Waffe, die noch grausamer war, als sie aussah. Am Ende eines einzelnen, dünnen und kurzen Riemens befand sich ein feiner Metallstift, der bei jedem Kontakt die Haut aufriss. Doch damit nicht genug, war dieses Metallteilchen mit einer Lösung getränkt, die nach wenigen Sekunden die sowie so schon schmerzende Wunde wie Feuer brennen ließ. Während seine Kollegen eine Position beibehielten, und von dieser aus großflächig Rücken oder Bauch traktierten, wanderte der dritte Todesser um ihr Opfer herum und gab nur von Zeit zu Zeit wohl gezielte Schläge auf die Oberschenkel, die Arme und das Hinterteil ab.
Schon nach dem ersten Kuss einer der Peitschen wurde Vernon Dursley klar, dass nun das wirkliche Leiden angefangen hatte. Am Anfang begleitete jedes Auftreffen eines Riemens auf seiner Haut ein schmerzerfüllter Schrei, seine Augen flehten um Gnade, weil die Schreie ihm keine Gelegenheit ließen, Worte zu formen. Irgendwann ging das ganze zu einem lang gezogenen Heulen über, das allerdings etwas abgehackt klang, da er bei jedem erneuten Streich die Luft einzog. Schließlich, als sein Rücken eine einzige blutende Masse war, seine Arme und Oberschenkel tiefe, ausgefranste Risse zierten und auch auf seinem Bauch die Haut brach und das Blut durchzusickern begann, wimmerte er nur noch qualvoll und sehnte sich sein Ende herbei. Doch dieses sollte noch lange nicht kommen.
Als die drei peitschenschwingenden Todesser mit ihrem Werk zufrieden waren und sich von ihrem Opfer abwandten, drehte sich Snape seinem Meister zu. Sollte er Harrys Onkel erneut aufpäppeln? Er persönlich hatte genug. Auch wenn seine Wut und sein Hass auf diesen Mann immens waren, und er wahrscheinlich noch nicht annährend so viele Schläge hatte erdulden müssen, wie er selbst an seinen Neffen ausgeteilt hatte, war der bekehrte Todesser der Meinung, dass er genug gelitten, und den Tod nun redlich verdient hatte. Doch der Dunkle Lord war anscheinend anderer Meinung. Seine Kopfbewegung gab seinem nur scheinbar loyalen Diener zu verstehen, dass diverse Heiltränke und -zauber gefragt waren, um den Mann wieder in einen Zustand zu versetzten, in dem er eine weitere Runde unsäglicher Schmerzen ertragen konnte.
Nachdenklich kramte der Zaubertränkemeister in seiner Tasche. Normalerweise hatte er, wenn er einer Folter beiwohnen sollte, Heiltränke bei sich, die nur oberflächlich heilten, den frühzeitigen Tod eines Opfers jedoch begünstigten, ohne dass dies den anderen Todessern oder dem Dunklen Lord auffiel. Am heutigen Tage hatte er allerdings darauf verzichtet diese einzupacken, nun dachte er darüber nach, ob er es mit seinem Gewissen wirklich vereinbaren konnte, Harrys Onkel, selbst nach dem, was er seinem Neffen angetan hatte, wieder so herzurichten, dass er einer Behandlung wie eben, gut eine weitere Stunde standhalten konnte. Wann aber hatte in den letzten 16 Jahren jemand nach seinem Gewissen gefragt? Aber unter all denen, die er nicht hatte retten oder vor noch grausamerem Leiden bewahren können, war Vernone Dursley derjenige, der das Gewissen des Spions am wenigsten belasten würde. Und so ging er auf den wimmernden Mann zu, der schlaff in seinen Fesseln hing, die ihm zusätzlich ins Fleisch schnitten und der, so wie er war, nicht mehr all zu viel verkraften konnte und flösste ihm Heiltränke ein, die erneut seinen Kreislauf stabilisierten und seine Stimmbänder beruhigten, dafür sorgten, dass der Blutverlust ausgeglichen wurde, ihm etwas die Schmerzen nahmen und ihm das Atmen erleichterten. Danach sprach er Heilzauber, die die oberflächlichen, eher harmlosen Wunden schließen ließen, gegen die tiefen Risse jedoch nichts auszurichten vermochten.
Anders als beim ersten Mal versuchte sich der geschundene Mann jedoch gegen die Einnahme der Tränke zu wehren. Wenn die Schmerzen auch sein Gehirn vernebelten, so erkannte er dennoch, dass nicht wirklich etwas Gutes dabei heraus kam, wenn er trank, was man ihm anbot. Doch er hatte keine Kraft mehr und als Snape ihm den Kiefer aufdrückte, konnte er dem nichts entgegensetzen. Durch seinen hechelnden, stoßweisen Atem spuckte und würgte er jedoch viel von der Flüssigkeit, die ihm eingezwungen wurde, wieder aus. Das, was er jedoch schluckte, reichte aus, ihn vorläufig wieder zu stabilisieren. Damit hatte Snape seine Aufgabe erledigt und konnte sich wieder zurückziehen.
Dieses Mal zog er sich jedoch noch hinter den Kreis der anderen Todesser zurück. So gerne er auch das Ende von Harrys Onkel mit angesehen hätte, was er bisher beobachten hatte müssen reichte, um seinen Magen für mehrere Stunden in Aufruhr zu halten, zumindest, wenn er ihn nicht mit einem seiner, speziell für sich gebrauten Tränke beruhigen würde. Und eine doppelte Dosis davon hatte er sich am heutigen Tage schon genehmigt, nachdem Lupin ihn in seinem Quartier abgesetzt hatte. Eine weitere würde womöglich unangenehme Nebenwirkungen haben.
Und so näherte er sich langsam seinem Meister, um diesen mit beiläufigen Bemerkungen davon zu überzeugen, dass seine Zeit verschwendet wurde, wenn er der weiteren Folter von Vernon Dursley beiwohnte. Er war darin leider nicht annährend so gut wie Lucius Malfoy, der ein wahrer Meistermanipulator war, doch als Schüler dessen, war Snape zumindest meistens in der Lage, Lord Voldemort in eine Richtung zu dirigieren, ohne dass diesem auffiel, dass er bewusst manipuliert wurde. Viele empfangene Crutiatus-Flüche jedoch belegten, dass er in diesem Gebiet nicht annährend so gut war, wie es gesund für ihn gewesen wäre.
Heute jedoch gelang es dem Zaubertränkemeister, den Dunklen Lord auf die Idee zu bringen, ihn nach einem Zaubertrank forschen zu lassen, der zukünftige, schwergewichtige Opfer auf möglichst schmerzvolle und ekelerregende Art von ihrem Körperfett befreite, und zwar gänzlich. Einen Trank, der dem Opfer Haut und Fleisch von den Knochen löste, dabei allerdings Arterien und Venen sowie innere, lebenswichtige Organe verschonte, hatte er bereits vor Jahren finden und verfeinern müssen. Glücklicherweise hatte er ihn so verfeinert, dass eine der Zutaten äußerste selten und unheimlich teuer war und er nur unter bestimmten astronomischen Voraussetzungen gebraut werden konnte. Dementsprechend selten kam dieser Trank zum Einsatz. Etwas Ähnliches würde er sich für seinen neuen Entfettungstrank einfallen lassen müssen, doch da er im Auftrag seines Meisters noch an vielen anderen Tränken arbeiten musste, konnte er sich mit der Entwicklung des neuen Trankes getrost Zeit lassen. Zur Not konnte er, wenn Voldemort ungeduldig nach Erfolgen fragte, Tränkeerfindungen vorzeigen, die er in den Jahren gemacht hatte, in denen er ausschließlich Lehrer gewesen war und nicht zusätzlich Doppelspion und Babysitter vom Potterjungen.
Letztere Rolle hatte sich seit dem heutigen Vormittag um ein vielfaches erweitert. Statt nur Babysitter mit Bodyguardfunktion für den Jungen zu sein, war er jetzt noch Dämonenausbilder, Mentor und Beichtvater geworden. Und wenn es etwas gegeben hatte, was er sich noch weniger vorstellen hatte können, wie die Tatsache, dass der Sohn von Lily Evans von ihrer eigenen Schwester und deren Familie aufs schlimmste misshandelt wurde, dann dass ausgerechnet er derjenige sein würde, der die traumatische Kindheit des Jungen mit ihm aufarbeiten musste.
Und doch musste er genau das tun, und zwar besser früher als später, ohne dass es dem Werwolf auffiel und ohne dass es mit ihrem Trainingsprogramm und seinen Forschungen und sonstigen Todesseraktivitäten kollidierte. Kein leichtes Unterfangen, weder, was die zeitliche Koordination betraf, die Geheimhaltung noch die psychische Belastung, die gerade die Gespräche mit dem aufgewühlten Jungen mit sich bringen würden. Und ganz nebenbei mussten auch noch Horkruxe gefunden und zerstört werden, und als Mörder Dumbledores durfte er nicht den falschen Leuten über den Weg laufen. Manchmal fragte sich Snape, warum er sich das alles antat, doch dann blickte er in grüne Augen, die so sehr denen von Lily ähnelten und die seinetwegen nicht in der Lage waren, morgens aufzuwachen, um von ihrem strahlenden Lächeln begrüßt zu werden. Er hatte sie nicht umgebracht und als er Voldemort Trelawneys Prophezeiung überbracht hatte, hatte er nicht geahnt, damit das Todesurteil für seine Freundin aus Kindertagen zu sprechen, doch dass änderte nichts an der Schuld, die noch immer sein Innerstes zerfraß.
Eine Schuld, die ihn nun wieder vor seinem Meister, der schon seit so vielen Jahren nicht mehr wirklich sein Meister war, knien ließ, um darauf zu warten, von ihm entlassen zu werden. Eine Schuld, die ihn über mehrere Stationen und Umwege zu seinem Schützling bringen würde, nachdem der Mann, der tatsächlich Schuld an allem war, ihn entlassen hatte.
Ein letzter kurzer Blick zu Vernon Dursley, bevor er davon apparierte, zeigte ihm, dass seine Todesserkollegen dazu übergegangen waren, den Mann mit Hilfe von grausamen Flüchen zu quälen. Er würde nicht mehr lange leben, und die Tatsache, dass er den Tormentor des Sohnes seiner einzigen Freundin einer gerechten Strafe zugeführt hatte, trug dazu bei, ein kleines Stückchen von dem neu angewachsenen Schuldenberg abzutragen. Allerdings nur, um es auf einem anderen Berg abzulegen, denn letztendlich hatte er das Ableben dieses Menschen auf dem Gewissen, so wie dass seiner Frau und ihres gemeinsamen Sohnes. Wenn sich Severus Snape über eines sicher war, dann darüber, dass er nach seinem Tod in der Hölle schmoren würde. Nichts, was er tat, um Voldemort zu besiegen, oder Harry und andere zu schützen konnte seine Verbrechen aufwiegen. Und manchmal fragte er sich, wie sein innerer Slytherin zulassen konnte weiter zu machen, wenn egal was er tat, sich an seiner Situation nichts ändern würde. Doch darauf hatte er noch keine Antwort gefunden und bevor er sich in einem schwachen Moment vielleicht eingestand, dass in ihm ein kleiner Hufflepuff schlummerte, war er auch gar nicht so wirklich scharf darauf, eine Antwort zu finden.
Rückblende Ende
- Es tut mir furchtbar leid, dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten musste, aber mein Computer hat die Grätsche gemacht, und das mit einem halbfertigen Kapitel. Jetzt funktioniert er zwar wieder, aber ich hab für einen Monat lang eine Urlaubsvertretung übernommen, was mir nicht allzu viel Zeit zum Schreiben lassen wird. Die Story wird also nicht mehr so zügig fortschreiten, wie das bis letzte Woche der Fall gewesen war. Ich hoffe, ihr bleibt mir trotzdem treu, und unterstützt mich weiterhin mit euren Kommentaren. -
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