von Gwenifer
22. Abschied vom Liguster Weg
„Ich denke, Mr. Potter, es ist an der Zeit, dass wir dieses gemütliche Haus verlassen.“ durchbrach Snapes Stimme nach einer Weile die Stille, in der sich jeder seine eigenen Gedanken zum Thema Tod als Erlösung und Leben als Qual gemacht hatte.
„Da es nicht so aussieht, als hätten Sie all Ihre Habseligkeiten bereits gepackt, sollten wir dies nun in Angriff nehmen. Weil ich Ihre Verwandten nicht unnötigem Stress aussetzten möchte, in dem Lupin oder ich durch ihr Heim laufen und aus allen Zimmern und Schränken Ihr Eigentum zusammensuchen, ich sie aber auch nicht durch den Gebrauch von Magie verängstigen möchte, sollten Sie persönlich nach unten gehen, um zusammen zu suchen, was Sie mitnehmen möchten. Wir werden derweil Ihr Zimmer hier übernehmen. Ich gehen nicht davon aus, dass Sie etwas dagegen haben, wenn wir eine Ihrer Geschenkpackungen zweckentfremden und vergrößern, um alles was sich hier in diesem Raum befindet, darin zu verstauen.“
Der zynische Mann ahnte sehr wohl, nach dem was er durch die Gedankenübertragung über das Verhältnis zwischen Harry und seinen Verwandten erfahren hatte, dass es nicht viel geben würde, was der Junge zusammen suchen und einpacken musste, doch hätte er ihren Abzug aus dem Liguster Weg nicht auf seine ihm so typische Art eingeleitet, hätte Lupin Verdacht geschöpft. Nachdem ihr Schützling knapp 16 Jahre bei den Dursleys gelebt hatte, war unter normalen Umständen davon auszugehen, dass es überall in den Räumen verteilt Dinge gab, die der Junge mit in seine ungewisse Zukunft nehmen wollte. Wenn Harry nicht wollte, dass seinem adoptierten Patenonkel Zweifel an seiner bisherigen Unterbringung kommen sollten, so musste er sich schon selbst um eine Ausrede bemühen, warum nicht vieles in diesem Haus ihm gehörte. Er würde jetzt keinen Streit mit dem Werwolf anfangen, in dem er vorgeben würde, dem Jungen keine Zeit mehr zuzugestehen, um seine Siebensachen zu packen. Das würde, bei aller Einsicht, die er gewonnen hatte, sein Entgegenkommen übersteigen.
Harrys Kopf fuhr erschrocken hoch. Auch er war in Gedanken versunken gewesen und die Aufforderung Snapes traf ihn im Moment auf dem falschen Fuß.
„Ich, ähm, …“
Was sollte er jetzt sagen? Außer seinem Schrankkoffer unten in seinem ehemaligen Zimmer unter der Treppe und den Dingen, die sich in dem Raum, in dem sie sich zur Zeit aufhielten, befanden, gab es in diesem Haus kaum etwas, das ihm gehörte, und selbst die wenigen Dinge konnte er ohne Probleme entbehren.
„Ich hab die wichtigsten Sachen in meinem Koffer,“ begann er langsam, während er angestrengt überlegte, wie er Remus gegenüber das Fehlen von Erinnerungsstücken und Spielzeug erklären sollte. Natürlich konnte er, wenn die beiden anderen wirklich hier im Raum blieben, sich schnell einige Sachen von Dudley grabschen, in der Hoffnung, dass keiner der drei Dursley es bemerken würde, bevor er mit Remus und Snape das Haus verließen. Aber irgendwie kam ihm das nicht richtig vor, war das Diebstahl, selbst wenn er die Gelegenheit dazu bekommen würde, die Sachen Dudley wieder zurückzuschicken.
„und wenn auch bisher keiner weiß oder schätzen kann, wie lange wir brauchen werden, um Voldemort endgültig zu besiegen, glaube ich kaum, dass ich den Rest unbedingt dorthin mitschleppen muss, wo wir von hier aus hingehen. Was mir bisher übrigens noch keiner von euch gesagt hat.“
„Was wir auch kaum tun werden, Mr. Potter, selbst in der Annahme, dass hier die Wände keine Ohren haben.“ wies Snape den Teenager harsch zurecht.
„Oh! Na ja, dann, …, geh ich mal runter und hol meinen Koffer.“
Verlegen wandte sich Harry um und wollte schon das Zimmer verlassen, als ihm noch etwas einfiel. Die Hand am Türgriff drehte er sich noch einmal um und blickte seinen ehemaligen Zaubertränkelehrer unsicher an.
„Was haben Sie jetzt eigentlich mit meiner Tante und den anderen gemacht?“
„Wie ich bereits gesagt habe, habe ich nichts mit Ihren Verwandten gemacht, was ich jetzt erörtern möchte, doch wenn Sie befürchten, Mr. Potter, dass ich Ihre Erziehungsberechtigten über alle Ihre Missetaten und Ihr Fehlverhalten während Ihrer Schulzeit aufgeklärt haben könnte, dann kann ich Sie beruhigen. Sie haben weiterhin keine Ahnung, was für einen missratenen Bengel sie in ihrem Hause aufgezogen haben.“
Verwirrt runzelte Harry die Stirn, bevor er sich langsam wieder zur Tür drehte und das Zimmer verließ. Sollte er das jetzt so verstehen, dass Snape seinem Onkel am liebsten brühenheiß aufgetischt hätte, wie schlecht er seinen Neffen erzogen hatte, damit dieser ihm zum Abschied noch mal ordentlich eins auswischte und dies nur wegen Remus unterlassen hatte? Oder versuchte er ihm nur so unauffällig wie möglich mitzuteilen, dass er unten mit keinen außergewöhnlichen Zuständen oder Reaktionen zu rechnen hatte? Und unauffällig für ihn in Gegenwart anderer die ihn kannten, waren nun einmal bissige Bemerkungen und Beleidigungen.
Was genau auch immer der Fall gewesen sein sollte, Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley auf jeden Fall reagierten dafür, dass er seit heute Nacht eigentlich konstant zwei Besucher, wenn auch wechselnde bei sich gehabt hatte und sich noch kein einziges Mal im Erdgeschoss hatte blicken lassen und keiner seiner häuslichen Pflichten nachgekommen war, human. Das hieß, Vernon knurrte ihn an, kaum dass er sich seiner Gegenwart bewusst wurde und fragte bellend, wann er und die anderen Freaks endlich sein Haus verlassen würden. Petunia jammerte in schriller Stimme darüber, wie seine Abartigkeit ihre Familie besudelte und dass er auf keinen Fall irgendjemandem gegenüber erwähnen solle, dass er mit ihnen verwandt war und Dudley wollte allen Ernstes wissen, ob die grünen Flammen letzte Nacht bedeuteten, dass er Besuch von Außerirdischen gehabt hätte, worauf das Zetern seiner Mutter noch schriller wurde. All das musste Harry allerdings nur in gedämpfter Lautstärke über sich ergehen lassen, da die drei nicht die Aufmerksamkeit der beiden, zweifellos magischen, Besucher erregen wollten.
Während der Teenager nur mit halben Ohr zuhörte, was sein Onkel und seine Tante ihm zum Abschied zu sagen hatten, holte er seinen Schrankkoffer aus dem Schrank unter der Treppe und durchsuchte seinen alten Verschlag gründlich, ob es in einer der Ritzen und Ecken vielleicht noch etwas gab, das für ihn noch von Wert war. Gelegentlich gab er ein zurückhaltendes „Ja, Tante Petunia“ oder „Nein, Onkel Vernon“ von sich und fragte sich mehr als einmal, was ihn eigentlich davon abhielt, jetzt, wo er kurz davor stand, dieses Haus, das nie ein Heim für ihn gewesen war, ein für alle mal zu verlassen, den dreien seine Meinung zu sagen. Er war volljährig, oben in seinem, in Dudleys ehemaligem und jetzt wieder zweiten Zimmer, warteten zwei erfahrene Kämpfer, Onkel Vernon hätte nicht den Hauch einer Chance, wenn er es jetzt auf eine Konfrontation anlegen würde. War er wirklich so gut konditioniert, dass er nicht einmal jetzt das Wort gegen seinen Peiniger erhob? Oder war es wirklich nur die Angst davor, wie Remus auf die Wahrheit, die dann unweigerlich ans Licht kommen würde, reagieren würde?
Anscheinend hatten seine Gedanken ihn davon abgehalten, so zu tun, als würde er seiner Tante und seinem Onkel zu hören, denn plötzlich packte ihn eine Hand mit einem festen, aber schwammigen Griff an der Schulter.
„Ich habe dir eben gesagt, dass ich vom heutigen Tage an weder dich noch einen deiner Freakkollegen in meinem Haus oder in dessen Nähe sehen möchte, Junge, und ich erwarte darauf eine Antwort!“
Wäre Harry einem anderen als seinem Onkel gegenüber gestanden, hätte er ihm gesagt, dass er, da er damit nicht wirklich eine Frage gestellt hatte, auch keine Antwort zu erwarten brauche, so jedoch, versuchte er, nicht vor dem schwergewichtigen Mann zurück zuweichen und antwortete mit seinem obligatorischen
„Ja, Onkel Vernon.“.
„Und untersteh dich, und nimm irgendwelche Dinge mit, die nicht dir gehörten!“ zischte ihm seine Tante zu, was er ebenfalls mit einem „Ja, Tante Petunia.“ beantwortete. Als er allerdings außerhalb der Reichweite seines Onkels war, konnte er es sich jedoch nicht verkneifen, hämisch nachzuhaken.
„Soll ich Dudleys abgelegte Klamotten auch da lassen?“
Wie aus einem Mund antworteten Vernon und Petunia Dursley mit grollender Wut und keifendem Kreischen: „Wie kannst du es wagen, undankbarer Lümmel!“ Und während die pferdegesichtige Frau weiter vor sich hinzeterte ging ihr Mann drohend auf seinen Neffen zu, dem in dem Moment einfiel, dass er zwar volljährig, im Moment aber zauberstabslos war. Schnell brachte er sich wenigstens vorläufig hinter seinem Schrankkoffer in Sicherheit. Normalerweise war Flucht keine gute Idee, wenn es darum ging, einem Angriff seines Onkels zu entgehen, doch er war heute ja glücklicherweise nicht allein im Haus.
„Remus, könntest du mir bitte mal mit einem Federleicht-Zauber unter die Arme greifen?“ rief er laut nach oben, und hoffte, dass seine Panik nicht allzu offensichtlich war und sein adoptierter Patenonkel sich nicht allzu lange Zeit lassen würde, um in Erscheinung zu treten.
„Du glaubst gar nicht, was du für ein Glück hast, dass dich heute noch keiner von denen aus den Augen gelassen hat, Junge! Aber wenn Gott gerecht ist, werden wir uns beide wieder begegnen, alleine wieder begegnen und dann wird dir alles Glück der Welt nicht mehr helfen“
Drohend funkelte Vernon Dursley seinen Neffen an, die Angst vor ihm in der vergangenen Nacht bereits wieder vollkommen vergessen. Nicht allerdings die Angst, was die beiden Männer, die oben in Harrys Zimmer waren, mit ihm anstellen würden, wenn sie ihn praktisch in flagranti erwischen würden, wenn er den für sie anscheinend und unverständlicherweise so kostbaren Jungen erwürgen oder quer durchs Zimmer schleudern würde. Auch wenn er zumindest bei dem einen das Gefühl hatte, oder zumindest vor einigen Stunden gehabt hatte, dass dieser einer solchen Behandlung nicht abgeneigt wäre. Und so zog er sich vor Wut schnaubend, mit hochrotem Kopf und mächtig aufgeschwollenem Gesicht wieder ins Wohnzimmer zurück, wohin im schließlich auch seine Frau folgte, nachdem einer der beiden Männer oben am Kopf der Treppe erschien, worüber Harry sehr erleichtert war. Nicht, dass er sich wirklich davor gefürchtet hätte, was sein Onkel ihm in der kurzen Zeit bis Remus oder Snape darauf aufmerksam geworden wären, hätte antun können, doch es war ihm lieber, dieses Haus ohne eine Abschlussszene vor Publikum zu verlassen. Und über die letzte Drohung des Mannes, der bei ihm für mehr Schmerzen verantwortlich war als Voldemort, konnte er eigentlich eh nur lachen. Wenn sie beide sich einmal in einer dunklen Gasse begegnen würden, und Vernon auch nur so etwas wie falsch atmen würde, dann hatte Harry das Gefühl, dass sein Dämon den Mann nicht mehr lange leben lassen würde.
„Na, die Dämonen sind heute auch nicht mehr das was sie mal waren.“ rief Remus lachend die Treppe herunter, als er sah, wie Harry sich, um den Schein zu wahren, mit dem schweren Koffer abmühte.
„Hahaha!“ gab der Teenager gespielt knurrend zurück und richtete sich wieder auf.
„Würdest du jetzt bitte?“ Aufordern sah er die Treppe hinauf und deutete dabei auf seinen Koffer. Dann schoss ihm ein Gedanke durch seinen Kopf und ein spitzbübisches Lächeln umspielte seine Lippen.
„Oder muss ich erst wütend werden?“ Dabei zwinkerte er schelmisch mit seinen Augen.
„Merlin bewahre! Wer weiß, was dann wieder passiert und ich denke, wenn wir Severus noch länger warten lassen, bekommen wir die Wut eines Zaubertränkemeisters, der mit seiner Geduld am Ende ist, zu spüren, was keine so gute Option ist. Als schwing dich mit deinem Koffer hier rauf und hol, was du sonst noch mitnehmen willst und dann lass uns von hier verschwinden.“
Nach diesen Worten murmelte der Werwolf den erforderlichen Zauberspruch, um den Schrankkoffer so leicht wie ein Buch, wenn auch leider nicht so handlich werden zu lassen und drehte sich weg von der Treppe, um seinem adoptierten Patensohn Platz zu machen. Dieser kam dann auch gleich mit leichten Schritten die Stufen hoch geeilt, denn mit einem ungeduldiger Snape war nie gut Kirschen essen und Harry hatte das Gefühl, dass er noch sehr auf das Wohlwollen des Mannes angewiesen war.
Eigentlich hätte Harry ohne Probleme einen Bogen um das Badezimmer machen können, denn außer einer Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierzeug und einer Haarbürste gab es da nichts, was ihm gehörte. Nichts davon war teuer gewesen oder hatte einen Erinnerungswert für ihn, in Anbetracht der finanziellen Verhältnisse von Remus kam er sich allerdings großkotzig vor, wenn er diese Dinge einfach zurücklassen würde, um sie bei nächstmöglicher Gelegenheit durch neue zu ersetzten. Wann auch immer sich diese bieten würde.
„Em, Remus? Hab ich eigentlich irgendwann mal die Gelegenheit einkaufen zu gehen?“
„Eher nicht, Harry.“ antwortete der braunhaarige Mann leicht wehmütig. „Ich denke, du siehst ein, dass du nicht einfach so in der Winkelgasse einen Einkauftrip machen kannst. Jetzt nach Albus Tod würde dein Auftreten noch einen größeren Auflauf verursachen, als es das vorher schon getan hat.“ erklärte er in ruhigem Ton. „Und das Risiko, einer Horde Todesse in die Arme zu laufen, ist einfach zu groß.“
„Aber ihr habt doch wohl nicht vor, mich für den Rest, …, du weißt schon, einzusperren?“ hastig trat Harry aus dem Bad und schaute seinen adoptierten Patenonkel entsetzt an.
„Niemand will dich einsperren!“ widersprach dieser ihm, doch eine andere Stimme korrigierte energisch.
„Wir werden Ihre Bewegungsfreiheit durchaus einschränken, Mr. Potter, zu Ihrer Sicherheit und zu Beginn sicher auch zur Sicherheit Ihrer Mitmenschen. Aber Sie dürfen mir glauben, dass Sie dieser Tatsache nur bewusst werden, wenn Sie an Vorhaben denken, bei denen ein Wechsel der Lokalität erforderlich ist.“
brachte sich nun auch wieder Snape mit ins Gespräch ein.
„Und was ist mit Bills und Fleurs Hochzeit? Ich meine, da werden viele meiner Freund sein und sicher auch viele Ordensmitglieder, ….“
„Diese Hochzeit, ist so mit das dümmste, was sich Arthur und Molly bisher ausgedacht haben!“ gab der eingefleischte Junggeselle harsch zurück. „Es würde mich nicht wundern, wenn der Dunkle Lord sie für seine eigenen Zwecke nutzen würde.“
„Darauf sind wir alle vorbereitet, Severus, verlass dich darauf, dass wir mit allem rechnen und darauf vorbereitet sein werden.“ fiel ihm Remus ins Wort und wie es klang, versuchte er nicht zum ersten Mal den anderen davon zu überzeugen, dass selbst in kritischen Zeiten wie diesen, ein Fest der Freude seine Berechtigung hatte, worauf der andere nur verächtlich schnaubte.
„Die Hochzeit wird vorerst eine Ausnahme sein, Harry,“ klärte der Werwolf den Jungen auf. „sowie ein Einkaufstrip im Vorfeld, wenn wir beide der Meinung sind, dass wir dich ohne Gefahr auf die Menschheit loslassen können.“ Mit seinen lockeren Worten versuchte er die Spannung zu lösen, die sich durch die Aussicht eingesperrt und eventuelle nicht zu der Hochzeit von … ? gehen zu können, aufgebaut hatte. Und Harry ging gerne darauf ein. Was war Bill eigentlich für Harry? Nur der Bruder seines besten Freundes? Ein Kumpel? Ein … Pflegebruder?
„Ich werde mich wie der besterzogenste Schossdämon benehmen, den die Welt je gesehen hat.“ versprach er treuherzig mit großen Hundeaugen, was Remus zum Lachen brachte und Snape dazu, sich brüsk abzuwenden.
„Wenn Sie Ihre kindischen Neckereien auf später verschieben würden, Mr. Potter, Lupin, dann könnten wir vielleicht endlich dieses Haus verlassen.“ knurrte er, während er wieder zurück in Harrys Zimmer ging.
„Spaßbremse!“ raunzte der 17jährige seinem väterlich Freund zu, der daraufhin lächelnd mit den Schultern zuckte. So war Severus nun einmal, immer distanziert, immer absolut projektkonzentriert und leider scheinbar ohne jeden Funken Humor. Doch er wusste, nicht aus Erfahrung sondern aus dem Bauch heraus, dass auch Severus Snape eine lockere Seite hatte, haben musste. Es war nur noch niemand auf die Idee gekommen, sie zu suchen, deshalb hatte sie auch bisher noch keiner gefunden. Doch wenn er sich selbst ein Ziel gesetzt hatte, außer Harry mit allen Mitteln, die im zur Verfügung standen zu unterstützen und ihn bis zu seinem letzten Atemzug zu verteidigen, dann war es, Severus, wenn schon nicht zum Lachen, dann doch wenigstens dazu zu bringen, sich in seiner Gegenwart etwas zu lockern.
„Hast du dann soweit alles, Harry?“ erkundigte sich der Werwolf, während Harry sich suchend in seinem Zimmer umsah, in das sie inzwischen wieder zurückgekehrt waren.
„Schlecht zu sagen.“ murmelte dieser unsicher. „Ich meine, ihr habt gesagt, dass hier alles kurz und klein war, als Charley und Moody mich gefunden haben und die beiden alles wieder gerichtet haben. Und ihr zwei habt meine Sachen gepackt, zumindest das, was hier so rum lag, wenn also weder Moody und Charley, noch ihr etwas verlegt oder übersehen habt, sollte eigentlich alles beisammen sein.“
Irgendetwas sagte Harry, dass, obwohl er keine Ahnung hatte, was Snape und Remus alles eingepackt hatten, etwas mit hundertprozentiger Sicherheit fehlte, bloß was? Und woher wollte er das so genau wissen?
„Wenn ich das richtig beurteile, dann dürfte das Wertvollste in diesem Zimmer der Käfig Ihrer Eule sowie Ihre Geburtstagsgeschenke gewesen sein. Wenn sich also etwas nicht wieder finden sollte, wird der Verlust nicht allzu groß sein, denke ich, Mr. Potter. Mit Rücksicht auf die Tatsache, dass wir heute schon genug Zeit verplempert haben, empfehle ich Ihnen nicht, alles noch einmal nachzukontrollieren.“
Mit regungslosem Gesichtsausdruck und neutralem Tonfall ging der ehemalige Zaubertränkelehrer darüber hinweg, dass die wenigen Habseligkeiten, die er und Lupin zusammen gepackt hatten, nicht den verwöhnten Goldjungen widerspiegelten, für den er Harry Potter noch an diesem Morgen gehalten hatte. Dieser bemerkte jedoch nicht einmal, dass sich sein ehemaliger Lehrer zu seinen Gunsten zurückhielt, da er sich immer noch den Kopf darüber zerbrach, was die beiden Männer übersehen haben könnten, einzupacken, auch wenn er grundsätzlich natürlich einer Meinung mit Snape war: in diesem Zimmer hatte es kaum etwas von Wert gegeben, denn das befand sich alles sicher verwahrt in seinem Schrankkoffer. Was ihm mehr als eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit seinem Onkel über die Jahre hinweg eingebracht hatte, da dieser natürlich sehr erpicht darauf war, zu wissen, was sich in besagtem Koffer befand. Doch nicht einmal hatte der Teenager nachgegeben, sich dem massiven und brutalen Drängen seines Onkels gebeugt und ihn in dessen Anwesenheit geöffnet.
„Ich denke, Sie haben Recht.“ stimmte Harry dem schwarzhaarigen Mann schließlich immer noch mit leichten Zweifeln zu. „Wie kommen wir denn nun da hin, wo wir hinwollen?“ fragte er leicht abwesend, während er sich noch einmal umschaute. „Und was wird aus Hedwig?“
„Hedwig haben wir heute Morgen schon zum Fuchsbau geschickt, Ron weiß Bescheid, dass er sich in den nächsten Tagen um dein Haustier kümmern darf.“ beruhigte Remus seinen adoptierten Patensohn, der sogleich ein schlechtes Gewissen bekam, dass ihm erst jetzt auffiel, dass seine Eule, die schon seit Stunden nicht mehr hier war, fehlte.
„Hm, gut.“ brummte der 17jährige und streckte seine Hand nach einem zerfletterten Kochbuch, das Snape ihm und Remus entgegenstreckte und welches ganz offensichtlich ein Portschlüssel war. Doch kurz bevor er das Buch berührte, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf und er zog im letzten Moment, bevor sein ehemaliger Lehrer den Schlüssel aktivieren konnte, seine Hand wieder zurück. Mit drei schnellen Schritten war er an seinem Bett und riss die Matratze mit Schwung hoch. Darunter lag, als hätte es den magischen Sturm in der vergangenen Nacht nicht gegeben, sauber gefaltet und doch unhandlich groß, seine Lebenslinie.
„Würdest du bitte, Remus?“ ohne dem anderen dabei in die Augen sehen zu können, deutete er ihm, seine Bastelei kleiner zu schrumpfen, da er selbst ja auf das Zaubern verzichten sollte. Und Remus, freundlich wie er war, kam der nicht einmal ausformulierten Bitte nach, ohne sich darum zu kümmern, worum es sich bei der Papieransammlung eigentlich handelte. Mit einem leisen Danke steckte sich Harry seine auf DIN A 5 zusammengeschrumpfte Selbstanalyse in eine Hosentasche und kehrte mit schuldbewusst gesenkten Augen zu den anderen zurück.
„Können wir jetzt endlich, Mr. Potter, oder fällt Ihnen noch einmal im letzten Moment etwas ein was sie vergessen haben?“ Snape konnte sich den zynischen Unterton in seiner Bemerkung nicht verbeißen, zumal er zu gerne gewusst hätte, welch literarisches Werk der Junge unter der Matratze seines Bettes versteckt hatte. Als dieser dann als Antwort mit dem Kopf nickte, zögerte er keinen Augenblick und aktivierte den Portschlüssel und Sekunden später waren die drei Zauberer mitsamt Harrys geschrumpftem Gepäck aus dem Liguster Weg Nr. 4 verschwunden.
- Ich danke allen Kommischreibern und warte gespannt auf neues Lob und Kritik. -
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel