von Gwenifer
20. Die perfekte Dämonen-Gefährtin muss …
Entsetzen stand Harry ins Gesicht geschrieben. Er konnte weder Ginny noch einer anderen Frau zumuten einen kaum zu sättigenden Sexhunger zu befriedigen. Auch wenn seine seltenen pubertären Träume, selten, weil Albträume leider Vorfahrt auf der Traumautobahn zu haben schienen, von einem ausgefüllten Sexualleben geprägt waren, hieß das noch lange nicht, dass sich der bisher noch jungfräuliche Teenager vorstellen konnte, sich einem Paarungstriebe beugen zu müssen, der Sex nur als Mittel zum Zweck sah und nicht als Vergnügen und Form tiefer Zuneigung.
Bevor Remus oder Snape auf seine entsetzte Zwischenfrage antworten konnten, kam Harry schon der nächste Gedanke.
„Wobei ich, besser gesagt der Dämon in mir, ja wohl kaum die Produktivität meiner Partnerin beeinflussen kann, oder? Heißt das dann, dass ich mir einen ganzen Harem zulegen muss? Dass ich ständig eine von ihnen, … , Sie wissen schon, bis alle schwanger sind?“
Hektisch lief der Teenager im Zimmer hin und her. Das Patschen seiner Füße hörte er durch das Rauschen seines Blutes in seinen Ohren kaum. Unwillkürlich verrenkte er dabei seine Schulten, um das irritierende Pulsieren in seinen Schulterblättern loszuwerden.
„Mr. Potter!“ Schneidend, laut und Aufmerksamkeit erzwingend schnauzte Severus Snape seinen Schützling an, der kurz davor stand, seine Kontrolle an den Dämon zu verlieren. „Reißen Sie sich zusammen und lassen Sie mich meine Erklärung zu Ende führen, bevor Sie falsche Schlüsse ziehen!“
Erstaunt hielt der verwirrte Junge inne und schaute seinen ehemaligen Lehrer an. Dann atmete er dreimal tief durch. In der Zwischenzeit machte sich in seinen Augen wieder so etwas wie Hoffnung breit.
„Kein Sexmonster, kein Harem, keine Kinderschar, die die Weasleys weit in den Schatten stellt?“ fragte er vorsichtig nach.
Remus gab daraufhin ein leicht glucksendes Lachen von sich, trotz der Ernsthaftigkeit der Angelegenheit.
„Wenn du dich zu einem Nymphomanen entwickeln solltest, dann liegt dass ganz allein an dir Harry. Und was den Harem anbelangt, leider genehmigt das Ministerium keinem mehr als zwei Lebenspartner und das auch nur in Ausnahmefällen.“
„Letzteres kann jedoch durchaus der Fall sein, Mr. Potter, da Ihr Dämon durchaus in der Lage ist, die Reproduktionsfähigkeit ihres Partners zu beeinflussen. Jedoch hat sich die moderne Zaubertränkekunst schneller weiterentwickelt, als die Anpassungsfähigkeit von dunklen Kreaturen eine Gegenreaktion zulassen würde, und so gibt es durchaus Verhütungstränke, die selbst bei Dämonen und deren Gefährten wirken.“
Harry atmete erleichtert auf und lieĂź sich rĂĽcklings auf sein Bett fallen was ihm von Snape einen tadelnden und von Remus einen amĂĽsierten Blick einbrachte.
„Wenn ich jetzt dann dort anschließen darf, wo sie mich so brüsk unterbrochen haben Mr. Potter?“
Zwei weit hochgezogenen Augenbrauen machten deutlich, dass ein Nein als Antwort nicht nur nicht erwartete, sondern auf keinen Fall akzeptiert wurde.
„Wie ich Ihnen eben noch erläutern wollte, ist der Dämon bei der Suche nach einem geeigneten Sexualpartner absolut dominant. Menschliche Gefühle wie Freundschaft, Zuneigung und Liebe spielen vordergründig keine Rolle. Ihre zwei Drittel Mensch werden im Normalfall jedoch, nachdem Sie Ihren Gefährten ausgewählt haben, dafür Sorgen, dass sich solche Gefühle zwischen Ihnen entwickeln werden.“
Snape machte eine kurze Pause. Gelegenheit für Harry seine Gedanken zu äußern.
„Und da spielt es keine Rolle, wenn der menschliche Teil bereits…., äm, romantische Gefühle für jemanden entwickelt hat?“
„Leider nein Harry.“ Remus legte dem Teenager besänftigend eine Hand auf die Schulter.
„Aber es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass ein Paar, das schon vor dem Erwachen der Kreatur zusammen war, es danach auch noch ist.“
„Es ist nicht ausgeschlossen, Harry, aber eher unwahrscheinlich.“ Verständnisvolle Augen blickten den Jungen traurig an.
„Aber Ginny, ich meine, sie ist stark, und sie versteht es wie kein anderer mich auszubalancieren. Sie kommt aus einer fruchtbaren Familie und …“
„Wird trotz allem zu schwach sein, auch wenn ich Ihnen recht geben muss, dass Stärke, Mut, magisches Potential und ein gewisses Maß an Machtbewusstsein durchaus vorhanden sind, doch eben weil Ms. Weasleys Gefühle bereits viel zu stark für Sie ausgeprägt sind, bin ich mir sicher sagen zu können, dass sie als Ihr zukünftiger Gefährte ausscheidet.“
Snape bemühte sich sachlich zu bleiben und die Angelegenheit für Harry nicht schwerer zu machen, als sie es ohnehin schon war, in dem er sich abwertend über Ginny Weasley äußerte.
„Es tut mir leid Harry, aber Severus hat Recht. Ginnys Chancen, von deinem Dämon gewählt zu werden, stehen verschwindend gering. Aber wenn du wirklich so viel für sie empfindest, dann solltest du froh darüber sein, denn ein Leben mir dir wird nicht leicht werden.“
„Du meinst, ein Zusammenleben mit mir kann ich nur meinem schlimmsten Feind wünschen?“ aufgebracht sah Harry seinen adoptierten Patenonkel an.
„So würde ich das nicht sagen, aber zumindest der Beginn eurer Beziehung wird für euch kein Zuckerschlecken werden.“ Remus blieb ruhig, wohl wissend, dass die wahrscheinlich schlimmste Enthüllung erst noch kommen würde.
„Aber wer wird freiwillig bei mir bleiben, wenn es entweder allgemein bekanntes Wissen ist, dass der Gefährte einer dunklen Kreatur kein besonders nettes Leben zu erwarten hat, oder es sich nach den ersten Wochen abzeichnet, dass eine Beziehung mit mir der Hölle auf Erden gleicht?“
„Nun, ich würde es eine eher unfreiwillige Freiwilligkeit bezeichnen.“ übernahm Snape nun wieder das Wort. „Der Dämon in Ihnen ist nicht nur in der Lage, die Reproduktionsfähigkeit ihres Gefährten zu beeinflussen, sondern auch dessen Verhalten. Wer auch immer von Ihnen als Gefährte auserwählt wird, hat keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, er wird gewissermaßen in Ihren Bann gezogen.“
„Sie meinen, wie bei einem Vampir?“ verblüfft schaute Harry seinen ehemaligen Lehrer an.
„Ähnlich wie bei einem Vampir, ja, Mr. Potter. Zumindest was die Auswirkungen bei ihrem Gefährten anbelangt, nicht jedoch die Funktionsweise. Während bei Vampiren die Beeinflussung über Gedankenwellen erfolgt, ist dies bei Dämonen wie in Ihrem Fall nur über Sexualduftstoffe möglich, die nur im sexuellen Erregungszustand oder während des Eisprungs verströmt werden. Da Sie der männlichen Gattung angehören, brauchen Sie sich über letzteres keine Gedanken zu machen.“
„Was heißt das genau?“ Harry starrte Snape mit großen Augen an.
„Das heißt im Prinzip nichts anderes, als dass, sobald der Dämon in Ihnen sich für einen Gefährten entschieden hat, Sie sexuelle erregt werden und gleichzeitig bestimmte Pheromone verströmen, auf die der Auserwählte augenblicklich reagieren wird, in dem er Ihnen willentlich seinen Körper zur Verfügung stellt.“
„Bitte?!“ Der Junge glaubte nicht richtig zu hören. Auf der Basis solch eines Momentes konnte man doch wohl kaum eine lebenslange Beziehung aufbauen.
„Mr. Potter, muss ich jetzt wirklich auf vulgäre Ausdrücke zurückgreifen, um Ihnen den Ablauf deutlich zu machen?“ Snapes Blick wirkte angeekelt.
„Nein, … Merlin, nein! Ich meine nur, …, das ist im Prinzip ja Vergewaltigung, auch wenn sie in dem Moment damit einverstanden ist. Aber, …., Sie haben gesagt, dass diese Gedankenbeeinflussung nur mit Hilfe dieser Ferodingsda möglich ist, und nach dem, …, Sie wissen schon …“
„Geschlechtsakt.“ ergänzte Snape sarkastisch.
„Em, genau. Auf jeden Fall danach, da ist sie doch dann wieder klar im Kopf, die zieht mich doch vors nächste Gericht, oder eher wahrscheinlich, wenn das von wegen Stärke und magischem Potential stimmt, bringt sie mich gleich um.“
„Ihr Gefährte, Mr. Potter, ist nach diesem Akt einen magischen Bund mit Ihnen eingegangen, den er von seiner Seite aus nicht lösen kann. Solch ein Bund wird von demjenigen, der den Bund initiiert, beeinflusst. Das bedeutet, dass Ihr Gefährte auch nach dem die Pheromone sich verflüchtigt haben, weiterhin unter ihrem Bann stehen wird, wenn auch in einem gemäßigteren Ausmaß. Der magische Bund wird übrigens von Ihnen als Gesamtheit geschlossen, das bedeutet, dass sich ihr Gefährte auch unter ihrem Einfluss befindet, wenn der Dämon friedlich in Ihnen ruht. Allerdings wird er im Laufe der Zeit, je nach eigener Willensstärke, immun gegen die außersexuelle geistige Beeinflussung. Damit fangen dann Ihre Probleme an, Mr. Potter.“
„Was Severus vergisst oder an diesem Punkt aus mir nicht ganz so ersichtlichen Gründen verschweigt, Harry, ist, dass es ganz wichtig ist, dass dein Gefährte lernt, gegen dich aufzubegehren. Deine menschlichen zwei Drittel werden versuchen, den Dämon bei der Partnerwahl so zu beeinflussen, dass er sich einen Gefährten sucht, der willens- und charakterstark ist und mit der Zeit in der Lage ist, dem Dämon Paroli zu gebieten und deine menschlichen Seiten zu unterstützen. Wir haben vorhin von ausbalancieren gesprochen und im besten Fall ist damit gemeint, dass dein Gefährte in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass der Dämon möglichst selten erwacht, oder gewissermaßen handzahm in seiner Gegenwart ist.“
Einige Momente blieb Harry einfach stehen, schaute weder Remus noch Snape an und versuchte das eben Erfahrene zu verarbeiten und seine Gedanken zu ordnen.
„Ihr wollte mir also sagen, dass der Dämon in mir von jetzt ab auf der ständigen Suche nach einem geeigneten Brutkasten für meine Kinder ist, dass meine menschlichen Seiten keinerlei Einfluss auf das Wann und Wie haben, aber so ein ganz klein bisschen Entscheidungshilfe geben, welcher Frau letztendlich charakterlich stark genug ist, um mich, nachdem ich sie zu Beginn unserer Beziehung ohne Vorwarnung für sie oder mich, vergewaltigt habe, an die Leine zu legen?“
Beide ehemaligen Lehrer sahen ihn nach seiner extrem groben und einseitigen Zusammenfassung an. Der eine, mit traurigem, resigniertem Blick, der andere eher unbefriedigt.
„Das, Mr. Potter, kam einer Ihrer Zaubertränkeabhandlung sehr nahe, und soweit ich mich erinnern kann, habe ich Ihnen darauf oft genug ein T gegeben. Ihre Zusammenfassung war oberflächlich und subjektiv, Sie haben es versäumt, aus den vorhandenen Fakten die nahe liegenden Schlüsse zu ziehen, und die Kernaussage ist Ihnen völlig entgangen.“
Der erniedrigende Tadel, in bissig, sarkastischem Ton gesprochen, ging Snape von den Lippen, als hätte er noch gestern vor einer Klasse grünschnäbeliger Gören gestanden. Nicht, dass er das Unterrichten unaufmerksamer, untalentierter, undankbarer, dummer, einfaltsloser, rüpelhafter und unwürdiger Schüler vermisste, doch er musste zugeben, das das Niedermachen von größtenteils wehr- und machtlosen Kindern ein gutes Ventil für die nervliche und körperliche Belastung seines Spionendaseins gebildet hatte. Und da sein Bewusstsein so etwas wie ein Gewissen nicht zu kennen schien, war er zu keiner Zeit sich irgendeiner Schuld bewusst gewesen. Schon gar nicht in Bezug auf seinen Hassschüler Harry Potter, doch in dieser Beziehung musste er beginnen umzudenken. Nach all dem, was der Junge durchgemacht hatte, von dem er vor einer knappen Stunde erst erfahren hatte, hatte er es verdient, besser behandelt zu werden. Doch wer hatte je behauptet das Leben wäre fair, und alle würden bekommen was sie verdienten? Er, die Verbittertheit in Person, ganz bestimmt nicht, doch er würde an sich arbeiten, dass hatte er sich fest vorgenommen, auch wenn er eben gegen diesen vor kurzem erst gefassten Vorsatz bereits das erste Mal verstoßen hatte. Alte Gewohnheiten ließen sich eben nur schwer ablegen.
Und so lehnte Severus Snape sich wieder einmal gegen den Tisch und massierte seinen Nasenrücken und die Stirn, und zwang sich selbst zur Ruhe. Wäre es vom Schicksal zuviel verlangt gewesen, wenn die dunkle Kreatur im Innern von Harry den Jungen mit Weisheit beseelt hätte? Oder dass der Dämon zumindest in der Lage gewesen wäre, das dicke Holzbrett, das der Sohn seines Schulrivalen vor dem Kopf trug, zu zerschmettern? Musste er ihm wirklich alles auf dem silbernen Tablett servieren?
„Und was wäre die Kernaussage?“ gab der Teenager trotzig zurück.
„Die Kernaussage, Mr. Potter, ist, dass eine Frau, obwohl es sehr wohl auch mächtige und extrem magievolle Hexen gibt, wahrscheinlich nicht zur Wahl stehen wird.“
„Was meinen Sie denn damit!“ ungläubig starrte der Teenager den älteren Mann an.
„Merlin, Potter! Muss ich es wirklich für Sie buchstabieren? Ihr Gefährte wird mit 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Mann sein.“
Ohne es bewusst gewollt zu haben, bot sich dem ehemaligen Tränkelehrer im nächsten Moment eine unverhoffte Möglichkeit zum Studium des Verhaltens und der Reaktionen eines Drittel-Dämons, denn Harry Potter, der Junge-der-zum-wiederholten-Male-lebte, der-Junge-der-es-immer-wieder-schaffte-ihn-zu-überraschen, fiel nach einem Moment des ungläubigen Starrens, in Ohnmacht.
Nachtrag zur Ăśberschrift: ... ein Mann sein.
- Hab' ich schon erwähnt, wie sehr ich mich über Kommis freue? -
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