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Fanfiction

What a Difference a Night Makes - Lebenslinie

von Gwenifer

2. Lebenslinie

Schwerfällig ließ sich Harry auf sein Bett fallen, das knarrte, als wolle es gleich unter ihm zusammen brechen. Vielleicht war dem auch so, schließlich hatte es jahrelang die Last von Dudley tragen müssen, und irgendwann einmal stieß selbst die beste englische Handwerksarbeit an ihre Grenzen. Vielleicht knarrte es auch nur in Sympathie mit dem Jungen, dessen Knochen heute nicht viel besser klangen. Nachdem er den ganzen Tag im Garten in der prallen Sonne Unkraut gejätet hatte und nach einer kurzen Dusche, die mehr Hetzte als Erholung gewesen war, eine knappe Stunde gekocht hatte, war er fix und fertig. Seine Knie und sein Kreuz taten von der eher unbequemen Haltung im Garten weh, sein Nacken und seine Unterarme brannten, weil es natürlich keiner für nötig hielt, ihn mit Sonnencreme zu versorgen, bevor man ihn der Sonne überließ, sein Kopf, der in den letzten Jahren sowie so immer etwas schmerzte, dröhnte mittlerweile, als hätte er die letzten Stunden neben einem Presslufthammer gestanden und seine Augen hatte seit etwa einer halben Stunde Probleme damit, selbst mit Brille scharf zu sehen. Sein ganzer Körper schrie nach einem schönen entspannenden Bad, einem mittelstarken Schmerztrank und ein paar Stunden traumlosen Schlaf aus der Flasche.

Er wollte sich ja nicht beschweren, es war ihm weiß Merlin schon oft viel schlechter gegangen als gerade eben jetzt, aber das musste ja nicht heißen, dass er mit seinem aktuellen Zustand zufrieden sein musste. Zu allem Überfluss machte sich jetzt auch noch eine leichte Übelkeit breit, die nicht davon stammte, dass das Loch in seinem Bauch größer als sein ganzer Bauch zu sein schien. Und leicht frösteln musste er zu allem Überfluss auch noch, und das zu einer Tageszeit, in der die Sonne noch nicht einmal richtig hinter den Häusern verschwunden war und die Luft somit noch keine Möglichkeit zum Abkühlen bekommen hatte.

„Na, prima! Jetzt hast du dir auch noch 'nen Sonnenstich geholt!“ brummte Harry genervt. Die Nacht zu seinem 17. Geburtstag hatte er sich anders vorgestellt.

Aber er hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten so einiges anders vorgestellt. Nach dem Fiasko in der Mysteriumsabteilung im Ministerium für Magie vor gut einem Jahr bei dem sein Patenonkel Sirius Black durch seine Schuld umgekommen war (oh ja, viele hatten versucht, ihn davon zu überzeugen, dass es nicht seine Schuld war, doch diese Erkenntnis war bis heute nicht zu seinem Herzen vorgedrungen), hatte er geglaubt, dass es nicht viel schlimmer kommen könne. Als ihm Albus Dumbledore alles über die Prophezeiung erzählt hatte, die ihn, Harry James Potter, als alleinigen möglichen Bezwinger von Lord Voldemort, alias Tom Riddle, nannte, da hatte er gerade dieses als annähernd gerechte Strafe für Sirius' Tod gesehen, mal ganz abgesehen davon, dass es diese Prophezeiung schon gegeben hatte, bevor er überhaupt geboren worden und auch nur einen Fehler, eine bestrafungswürdige Tat begangen hatte. Das ihm blühende Schicksal hatte er zu diesem Zeitpunkt als nicht wirklich schlimm empfunden, eher als ausgleichende Gerechtigkeit dafür, dass so viele an seiner statt hatten leiden und ihr Leben verlieren müssen. Nur seinetwegen hatten seine Eltern sterben müssen, hatte seine Mutter sich für ihn opfern müssen. Erst in den letzten Wochen hatte sich bei ihm die Erkenntnis durchgesetzt, dass er zumindest an ihrem Tod keinerlei Schuld trug. Er hatte diese dumme Prophezeiung nicht gemacht und er hatte nicht auf diese reagiert, genauso genommen hatte er nicht einmal darum gebeten, geboren zu werden. Hätte es diese Prophezeiung nie gegeben, oder wäre sie nie Tom (seit er mehr über dessen Herkunft wusste, weigerte er sich ihn, zumindest in seinen Gedanken, anders zu nennen), zugespielt worden, oder hätte sich dieser Neville statt seiner als Zielobjekt ausgesucht, wäre er, Harry, niemals von Tom als ebenbürtig markiert worden, wären seine Eltern noch am Leben und vielleicht hätte es dann längst jemand anders geschafft, ihn aus der Welt zu schaffen.

Als er dann aber erfahren hatte, dass es nicht genug war Voldemort einfach umzubringen (als ob das so einfach wäre!), sondern er zuvor noch vier Gegenstände zerstören musste, in denen Seelenteile dieses Größenwahnsinnigen verwahrt waren und niemand genau sagen konnte, was das für Gegenstände waren und wo sie sich derzeit befanden, da hatte er begriffen, dass die Spitze des Eisberges vielleicht erreicht sein mochte, das Problem aber wohl eher bei dem Riesenklotz Eis lag, der unter dem Wasser versteckt war. Dass sich ein Teil dieser 2-Drittel des Eisberg aber wie eine eiserne Hand um sein Herz legen würde und bei jedem Gedanken an die Ereignisse von vor, waren es jetzt tatsächlich schon sechs Wochen (?), ihm die Luft abschnüren würde, kam den Vorstellungen seiner schrecklichsten Albträume schon ziemlich nahe. Aber nicht einmal in seinen allerschlimmsten Albträumen hatte sich Harry den Tod seines Mentors und großväterlichen Freunds vorgestellt. Seit dem war mit dem Superlativ, von wegen es konnte ja nicht schlimmer werden, vorsichtig.

Von jeher war Harrys Leben eine einzige Berg-und-Tal-Fahrt gewesen. Die ersten 15 Monate, nach denen er das Licht der Welt erblickt hatte, waren, nach den Aussagen anderen, denn er selbst konnte sich ja leider an nichts mehr erinnern, ein schöner leichter Anstieg gewesen. Gebadet in der Liebe seiner Eltern, war sein Leben ohne Hürden in leichten Wellen dahingeplätschert, bis am 31. Oktober 1981 Lord Voldemort ihn auf eine Rutsche geschubst hatte, die knappe zehn Jahre lang nichts anderes kannte, als ihn beständig immer weiter nach unter in ein schmerzhaftes Nichts zu führen. Dann war Hagrid in sein Leben getreten und zum ersten Mal seit so vielen Jahren, hatte sein Weg Harry wieder ein wenig nach oben geführt. Doch von da an war es turbulent geworden. Während das Schließen seiner allerersten Freundschaft mit Ronald Weasley und anschließend mit Hermine Granger und vielen anderen, seine Erfolge im Unterricht, der Stolz in die Quidditch-Fußstapfen seines Vaters zu treten und das Wissen, umsorgst zu sein ihn weiter nach oben gebracht hatten, hatte das Verhalten von Draco Malfoy und Professor Snape, die Begegnung mit dem Troll, und die Geschehnisse rund um den Stein der Weisen ihn wieder zurück nach unten geholt. Aber bis zu den Ereignissen auf dem Friedhof zum Ende seines vierten Hogwartsjahres war trotz allem immer ein kleiner Anstieg zu erkennen gewesen, der ihn aus seiner persönlichen Hölle herausführte. Mit dem Tod von Cedric und der Wiederauferstehung von Voldemort hatte einen neue Talfahrt begonnen. Hatte Harry als knapp Elfjähriger noch gedacht, viel schlimmer könne sein Leben nicht werden, ungeliebt, gehasst, verachtet, ausgenutzt, geschlagen, einsam, ewig hungrig, eingesperrt, erniedrigt, überarbeitet, missverstanden, so musste er heute erkennen, dass sein Leben damals einfacher, in vielerlei Hinsicht nicht annähernd so schmerzhaft und vor allem nicht so aussichtslos gewesen war, wie es ihm heute erschien.

Vor ein paar Tagen, eher gesagt Nächten, hatte sich Harry die Mühe gemacht und sein Leben analysiert. Schon bevor er hatte schreiben können, hatte er angefangen, seine ganz besondere Art von Tagebuch zu führen. Die ersten Blätter bestanden aus Toilettenpapier, auf die er Kreise mit einem traurigen oder einem normalen Gesicht gemalt hatte, ganz, ganz selten mit einem lachenden; dann war er meistens bei Mrs. Figg und ihren Katzen gewesen. Das richtige Datum zu den „Einträgen“ war nicht immer vorhanden, da er sich die Zahlen vom Kalender abschreiben hatte müssen, und das war nicht immer möglich gewesen, ohne dass seine Tante oder sein Onkel darauf aufmerksam geworden wären. Als er dann in die Schule gekommen war, hatte er heimlich Blätter aus seinen Schulheften zur Seite geschafft und in kleiner Schrift mit möglichst wenigen Worten das wichtigste des Tages zusammengefasst. Dieses improvisierte Tagebuch hatte er in einer der Treppenstufen über seiner ehemaligen Schlafstätte versteckt. Von seinem Schrank, in dem er seine ersten Dursley-Jahre verbracht hatte, hatte er durch ein loses Brett Zugriff zu seinem Geheimversteck. Seit er nach Hogwarts ging, führte Harry ein richtiges Tagebuch, nun ja mittlerweile waren es Bücher, die in seinem Schrankkoffer ganz weit unten versteckt waren. Seit knapp zwei Jahren waren diese durch alle Schutz,- Abwehr- und Schließzauber, über die er im Laufe seiner Studien gestolpert war, geschützt. Durch nichts war er verwundbarer, wie durch diese Aufzeichnungen, nichts hatte ihm aber auch besser aus einer Krise heraushelfen können, als das Lesen und Wiedererleben schöner Momente. Oder die Erinnerung daran, wie er sich bisher in bester Stehaufmännchen-Manier auch nach den schrecklichsten Erlebnissen wieder hatte aufrappeln können.

Seine Analyse hatte Harry allerdings nicht begonnen, um sich nach Professor Dumbledores Tod wieder Mut zu machen. Die masochistische Neigung seiner Depression, die ihn tief im Selbstmitleid versinken ließ, hatte nach einer weiteren Gelegenheit gesucht, ihn weiter nach unten zu ziehen. Und sie war fündig geworden. Der 16jährige, dessen grüne Augen seit Mitte Juni nur noch mit Leben funkelten, wenn er an Snape dachte oder über ihn sprach, hatte auf einem karierten Blatt begonnen, alle Tagebucheinträge in Striche umzuwandeln; jedem Tag seines Lebens hatte er ein Kästchen zugeordnet. Tage, für die er keine Einträge gemacht hatte, oder deren Inhalt ihm in seiner augenblicklichen Stimmung neutral erschien oder deren gute wie auch schlechte Ereignisse sich auszugleichen schienen, hatten einen waagrechten Strich bekommen. Tage an denen er glücklich gewesen war, wurden durch einen diagonalen Strich nach oben, unglückliche Tage durch einen diagonalen Strich nach unten gekennzeichnet. Katastrophen wie Sirius' und Dumbledores Tod hoben sich durch senkrechte Linien hervor, die seiner Lebenskurve böse Knicke versetzten.

Kaum hatte Harry damit allerdings angefangen, da war ihm schnell klar geworden, dass er mit seinem vorhandenen Vorrat an kariertem Papier nirgends hinkommen würde. So hatte er noch am selben Abend, an dem er mit seiner selbstzerfleischenden Lebensanalyse begonnen hatte, Hermine eine kurze Nachricht geschrieben, und sie gebeten, ihm mehrer Blöcken mit der benötigten Papiersorte und Klebstreifen zu schicken. Diese war seiner Bitte schnellstmöglich nachgekommen, schließlich hatte er ihr geschrieben, dass er sich Notizen aus allerlei Büchern, die auf der Suche nach den Horkruxen hilfreich sein könnten, machen wolle. Und wie konnte Hermine da nein sagen? Sie und Ron hatten sich nach dem Tod ihres geliebten Schulleiters große Sorgen um Harry gemacht. Jedem hatte Dumbledores Tod zugesetzt, doch beide wussten, dass es für ihren Freund ganz besonders schlimm sein musste, zumal er Zeuge der Tat gewesen war. In Harrys Briefen waren zwar keine Hinweise zu finden gewesen, dass er sich mit Schuldvorwürfen belud, wie er es gerne tat, wenn etwas Schreckliches geschah, das direkt oder indirekt mit ihm zu tun hatte, doch wann war der schmächtige schwarzhaarige Junge schon einmal freiwillig aufrichtig gewesen, was seine Gefühle anbetraf. Und so war Hermine mehr als erleichtert gewesen, als Harrys Bitte aufzuzeigen schien, dass er sich wie sie in Büchern vergraben wollte, statt die ganze Zeit vor sich hin zu brüten.

Mittlerweile hatte Harry etwas mehr als einen dieser Blöcke verbraucht. Auf ein Blatt brachte er zwischen 40 und 60 Tage, und sein Leben dauerte jetzt immerhin schon 6209 Tage; grob überschlagen rechnete er damit etwa 140 Blätter zu verbrauchen, bis er mit seinem Diagramm fertig war. Da sein Leben leider nicht ausgeglichen war, hatte es nicht gereicht, die Blätter einfach nebeneinander zu kleben, sondern er hatte sie auch versetzten müssen, was schon nach wenigen Abenden dazu geführt hatte, dass seine „Lebenslinie“ weder ordentlich zu falten, noch zu rollen war; schon gar nicht so, dass er sie vor den neugierigen Augen seiner Verwandten verstecken konnte. Deshalb war er inzwischen dazu übergegangen, sein Werk nur wenig zu falten und es unter seiner Matratze zu verstecken. Doch auch das wurde mittlerweile schwierig. Glücklicherweise würde er in ein paar Stunden damit keine Probleme mehr haben. Ab Mitternacht durfte er ja endlich auch außerhalb von Hogwarts zaubern, und mit einem Schrumpfzauber würde sein Platzproblem ganz schnell behoben sein.

Doch im Moment war Harry nicht danach seinen Selbstzerfleischungsprozess fortzusetzen. Ihm war im Moment wirklich nur nach einem schönen, erholsamen Bad und einem schmerzfreien, traumlosen Schlaf zu mute. Doch keins von allem war in naher Zukunft zu erreichen. Wenn er Glück hatte, würden seine Kopf- und Gliederschmerzen in den nächsten Stunden von allein verschwinden, und das, was er für die Folgen eines Sonnenstichs hielt, sich erst gar nicht weiter entfalten. Wenn er Pech hatte, lag ein Bad, in dem er zu einer Backpflaume zusammenschrumpeln konnte, in unendlich weiter Entfernung, hier im Liguster Weg würde er auf jeden Fall nicht in den Genuss kommen, und war es auch noch nie. Ansonsten hing es davon ab, was das Schicksal für ihn in den kommenden Wochen und Monaten geplant hatte. Da stand ein Besuch im Fuchsbau an, schließlich war er zu Bill und Fleurs Hochzeit eingeladen, doch dort standen die Chancen mehr als zehn Minuten im Bad zur Verfügung zu haben, aufgrund zu vieler Familienmitglieder, sehr gering. Ob er zu Sirius' Haus noch Zugang hatte, nachdem der Geheimnisträger des unter dem Fidelius-Zaubers stehenden Gebäudes mit Albus Dumbledore gestorben war, wusste er bislang noch nicht. Und wenn er ehrlich war, dann war er auch nicht besonders scharf darauf jemals wieder einen Fuß in dieses düstere Haus zu setzten, in dem Sirius sich wie ein Gefangner gefühlt hatte, auch wenn es dort Bäder genug gab, dass er an jedem Tag der Woche in einem anderen ein Vollbad hätte nehmen können. Dass er das dann allerdings bevorzugterweise im Dunkeln machen müsste, um es auch nur ein wenig genießen zu können, stand auf einem anderen Blatt. Selbst nach der Putzorgie unter Molly Weasleys Anleitung und Aufsicht, ließ der Sauberkeitsgrad der meisten Räume zu wünschen übrig, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Blieb noch der Wunsch nach einem traumlosen Schlaf. Seinen Freunden und allen, die sich um sein Wohlergehen sorgten, versuchte er weis zu machen, dass er sich an die Albträume gewöhnte hatte, was ihm nicht mehr so schwer fiel, seit er einige unauffällige Verschleierungszauber praktizieren konnte, die die Folgen schlafloser Nächte in seinem Gesicht kaschierten. Seine ersten Versuche diesbezüglich, hatten ihn magisch leuchten lassen, wie einen Weihnachtsbaum. Jeder auf zehn Schritt Abstand hatte erkennen können, dass er versuchte, etwas zu verbergen, was ihm prompt einen Abzug von 20 Punkten durch Professor Snape eingebracht hatte, und einen stundenlangen Monolog von Hermine über Freundschaft, Vertrauen und Ehrlichkeit. Seitdem hatte er ein noch schlechteres Gewissen, wenn er etwas vor seinen Freunden verbarg, und gab sich mehr Mühe damit, etwas, das er vor ihnen geheim halten wollte, so geheim zu halten, dass sie es nicht merkten. Nicht, dass ihm das immer gelang, dafür war Hermine viel zu observant und manche Nächte waren einfach zu hart, um sie ohne die Hilfe von Ron zu überstehen. Glücklicherweise war der Rotschopf in der Beziehung verständnisvoller als seine Freundin. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern wusste er, wie wichtig es war, etwas für sich behalten zu dürfen. Außerdem verstand er, dass Mann nicht immer über alles reden konnte, so sehr Frau auch darauf beharrte. Manchmal fragte Harry sich, ob die Beziehung zwischen seinen beiden besten Freunden überhaupt gut gehen konnte, wenn man bedachte, wie redefaul Ron sein konnte, und wie sehr Hermine auf Kommunikation bestand. Da hatte er es mit Ginny schon leichter gehabt. Doch das war ja nun auch vorbei. Der erste Kuss von Ginny würde einen Tag mit einen senkrechten Aufwärtsstrich markieren, einer der ganz wenigen. Der Tag an dem er ihre Beziehung beendet hatte, würde nur für eine Diagonale reichen, und das war eigentlich ein trauriges Zeichen dafür, wie sehr seine Welt in den letzten Wochen von negativen Gefühlen überladen worden war. Er liebte sie doch, oder? Dumbledore hatte einmal gesagt, seine Fähigkeit zu lieben, wäre seine größte Waffe gegen Voldemort. Angeblich hätte seine Liebe zu Sirius das Schlangengesicht damals im Ministerium, als er seinen Körper besetzt hatte, wieder ausgetrieben. Wenn dem wirklich so war, dann sah Harry mittlerweile schwarz für ihre Welt; wenn ihm nicht gerade das Herz vor Schmerz zu zerspringen drohte, dann fühlte er sich einfach nur taub. Leider war er das nicht wirklich.

„Harry!“ schrill sorgte Petunia Dursley dafür, dass Harry seine Kopfschmerzen nicht vergaß.

Stöhnend quälte sich der schwarzhaarige Junge aus dem Bett. Er wusste, dass der Abwasch auf ihn wartete, wie auch die Gartenbewässerung, dass machte es trotzdem nicht einfacher, seine müden Knochen in Bewegung zu setzen.

„Harry!“ schriller und lauter als zuvor brachte die einzige Schwester seiner Mutter ihre Ungeduld zum Ausdruck.

„Ja, ja, ich komm ja schon.“ murmelte Harry während er zu seiner Zimmertür schlurfte, obwohl er genau wusste, dass sie ihn nicht hören konnte, selbst wenn sie direkt vor der Tür gestanden hätte. Onkel Vernons Reaktionen im vergangene Sommer auf seine Albträume und Visionen hatte ihn gleich zu Beginn des gerade abgelaufenen Schuljahres veranlasst, nach einer Möglichkeit zu suchen, sein Zimmer schalldicht zu machen, und das, ohne außerhalb Hogwarts Magie zu gebrauchen. Da er in diesem Fall nicht auf Hermines Unterstützung hatte zurückgreifen können, die unbequeme Frage, wozu er das denn überhaupt brauche, hatte er sich schenken wollen, war er erst in den Weihnachtsferien auf eine Lösung gestoßen. Eine Lösung, die sich in seinem Kampf gegen Voldemort vielleicht noch als nützlich erweisen könnte. Er hatte eine Möglichkeit gefunden, wie man einen Zauber konservieren konnte. Und nach mehreren gescheiterten Versuchen hatte er es geschafft, den Zauber, mit dem er jeden Abend vor dem Schlafengehen sein Bett belegte, in eine kleine Schachtel zu transferieren und an seinem ersten Tag im Ligusterweg freizulassen. Nun störte er den Schlaf von Vernon und Co. nicht mehr, was seiner Gesundheit zu gute kam. Vielleicht hätte er aber auch einen Deal mit einer Apotheke in Hogsmead machen sollen, um ihn regelmäßig mit Traumlosschlaf zu beliefern; dann wäre auch seiner Gesundheit geholfen. Sein Vorrat, mit dem er Hedwig am Tag seiner Abreise von Hogwarts aus in den Liguster Weg geschickt hatte, war längst aufgebraucht, obwohl er die Einnahme auf alle drei statt zwei Tage beschränkt, und die Dosis verringert hatte. Seit über einer Woche hatte er nun nicht mehr als zwei Stunden jede Nacht geschlafen, und langsam brachte ihn das an seine Grenzen. Die Sklaventreiberei seiner Verwandten half da kein bisschen, die kärgliche Verpflegung genauso wenig. Da fehlte jetzt eigentlich nur noch ein Wutausbruch seines Onkels, doch um den zu vermeiden, riss sich Harry zusammen und mobilisierte noch einmal alle Kräfte. Es war ja nur noch der Abwasch und das Blumengießen.


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Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis