von Tjeika
Hermine, Ginny, Harry und Ron sahen sich an. Sie saßen am Frühstückstisch und waren bis eben, wie weggetreten gewesen. Sie wussten, dass auch die jeweils anderen genau das selbe gesehen hatten. Es kam ihnen vor, wie eine Vision und doch wussten sie, dass es wirklich einst geschehen war. Ginny fiel erst jetzt auf, dass sie aufgrund des Schocks ihre Kaffeetasse hatte fallenlassen. Doch das schien keinen in diesem Raum anwesenden zu interessieren. Vielmehr war es so, als hätte das Klirren des Porzellans alle aus ihren „Visionen“ befreit. Nur wussten sie nicht, ob sie darüber froh sein sollten. Einerseits waren diese Visionen unheimlich beängstigend, andererseits wollten sie nun endlich wissen, was hier vor sich ging.
Während sie noch, wie unter Schock, am Tisch saßen, bemerkten sie nicht, dass George in der Zwischenzeit panisch das Haus betreten hatte, nachdem keiner auf sein Klopfen reagiert hatte. Als er einen Blick auf die am Tisch sitzenden, verwirrt dreinblickenden Personen warf, war ihm klar, dass er nicht der Einzige war, dem in dieser Nacht und an diesem Morgen seltsame Träume und Visionen plagten. Er wollte gerade etwas sagen, als es ihm endgültig die Sprache verschlug. Sirius und Remus hatten sich ebenfalls dazu gesellt und nun wusste George nicht mehr, ob das alles ein schlechter Scherz sein sollte oder ob er tatsächlich noch träumte.
„Wer ist diese Frau?“, schoss es aus Harry, Ginny und George gleichzeitig.
Remus und Sirius sahen sich an und seufzten. Sie wussten nicht, ob es gut war, ihnen zu sagen, was es mit ihr auf sich hatte. Sie waren sich nicht einmal sicher, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lagen. Sie wussten sehr genau, auf welche Person sie anspielten und nur sie beide wussten, dass sie dafür verantwortlich war, dass sie beide wieder auf Erden wandelten. Doch wussten sie nicht, aus welchem Grund. Sie wussten nicht, woher die anderen Anwesenden von ihr wussten.
Immer noch lagen 5 fragende Augenpaare auf ihnen und ihnen war klar, dass sie nicht eher würden aufhören zu fragen, bis sie eine Antwort auf ihre Frage erhielten.
„Nun, ähm, so genau wissen wir das selbst nicht“, begann Remus, von dem sie alle seit 2 Jahren kein Wort mehr vernommen hatten. Es fühlte sich seltsam an, für alle, die Worte eines bis dahin Toten zu hören. Doch in diesem Augenblick überwog die reine Neugeir über diese Frau und so verdrängten sie allesamt diesen Gedanken.
„Aber ihr habt doch sicherlich eine Vermutung“, erkannte Hermine richtig.
Sirius nickte nur, und nun stieg in ihm die immer noch schmerzhafte Erinnerung an diesen letzten Abend auf, an dem er sie sah, sie, die er liebte und sie, die Unbekannte mit dem schneeweißen Haar. Solange hatte er versucht, diesen Abend zu verdrängen, zu vergessen, was geschehen war. Zu lange, wie er feststellte.
„Ich – wir – vermuten, dass es ein Wesen mit etwas mehr Verantwortung ist“, versuchte er zu erklären. Fragende Blicke bohrten sich in ihn.
„Schicksal“, eigentlich hatte er vorgehabt einen kompletten Satz zu bilden, doch irgendwie gelang ihm das nicht. Es musste auch zu unglaublich klingen.
Und das tat es auch.
Zur gleichen Zeit stand sie am Fenster. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr Begleiter schüttelte leicht amüsiert den Kopf. Er hätte sich zu gerne der Muggelsprache bedient, um auszudrücken, wie amüsiert er war, doch er fand, dass das unter seinem Niveau war. Sie war da anderer Meinung: „Blitzmerker“. Ungläubig blickte er zu ihr.
„Norai!“
Entschuldigend sah sie zu ihm. Er war beinah auf Augenhöhe. Er musste in den letzten 200 Jahren gewachsen sein, dachte sie bei sich.
Sie wandten sich wieder ihren Schützlingen zu. Diesmal würden sie nicht den gleichen Fehler machen. Das hatten sie sich fest vorgenommen. Dieses Mal würden sie alles richtig machen. Nicht nocheinmal würden sie ihren Widersacher über sie triumphieren lassen. Denn nur sie wussten, ob der Gefahr, die sich anbahnte.
„Wann wird der Bruder eintreffen?“, fragte sie, ohne den Blick von den irritierten Gesichtern im Innern des Hauses abzuwenden.
„Drei Minuten“, antwortete er ohne jegliches Zögern. Selten nutzte er die Zeitrechnung der Menschen. Sie kam ihm aufgesetzt vor, doch er wusste, dass seine Schwester von den Menschen angetan war und so tat er ihr den Gefallen.
Diese nickte und lächelte vor Vorfreude. Sie liebte es, in ungläubige Gesichter zu blicken, wenn augenscheinliche Wunder geschahen, für die sich verantworlich zeichnete.
„Bist du dir sicher, dass es nötig war, sie zurück zu holen?“, fragte er an diesem Tage bestimmt schon das fünfte Mal nach. Und sicher zum fünften Male nickte sie. Sie war sich sicher. Denn sie wusste, dass sie, die wieder auferstanden waren, den noch Lebenden nicht nur als Motivation hilfreich sein würden. Ihre Fähigkeiten würden noch von großem Nutzen sein. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er sprach, wie die Menschen es taten. Das hatte er noch nie getan. Sie wandt sich überrascht zu ihm.
„Ich dachte, ich könnte dir auch einmal einen Gefallen tun“, sprach er leicht belustigt. „Irgendwie kann ich so allmählich verstehen, woher deine Faszination für diese Wesen rührt.“
Sie hatte ihn selten lächeln sehen, doch nun tat er das in ihren Augen Unmögliche. Er lächelte. Und sie sah nicht einmal ein minimales Anzeichen von Scham, wie sie es sonst von ihm kannte, wenn er gezwungen war, sich menschlich zu verhalten. Sie genoss es und lächelte nun ebenfalls.
„Und nun erkläre mir, warum die, die den Namen, Nymphadora Tonks trug, nicht zurück holen wolltest“, forderte er von ihr. Auch wenn er die Antwort längst kannte, wollte er wenigstens so tun, als hätte er einen Grund, die menschliche Sprache zu nutzen. Es gefiel ihm von Sekunde zu Sekunde mehr.
Und sie tat ihm den Gefallen und antwortete. „Der Wolf braucht einen Grund. Wäre sie wieder da, würde er nicht wieder kämpfen. Vielleicht werde ich sie zurück holen, wenn alles überstanden ist“, sprach sie mit einem amüsierten Unterton in der Stimme. Tatsächlich war sie sich noch nicht sicher, ob sie es tun würde. Und sie wusste, dass es ihrem Bruder nicht gestattet war, dort einzugreifen. Dies war ihr Kampf und er würde nicht gegen die Regeln verstoßen, denn sie wusste, dass, wenn sie schon Tote auferstehen ließen, er alle einstigen Gefährten wieder zusammen brächte, wenn er könnte.
Doch nun wollten sie keine Worte mehr wechseln, denn in diesem Augenblick sprachen die Gesichter der Beobachteten Bände, als schließlich Fred zu ihnen trat.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel