Das herschaftliche Zimmer in der Stadtvilla der Blacks, das Regulus sein eigen nannte, war abgedunkelt; die Nacht hielt Einzug. Eine unnatürliche Kälte, die nichts mit dem feuchtkalten Nebel dort draußen zu tun hatte, ließ ihn frösteln.
Die Zeit war gekommen. Viel zu spät, um es doch noch rückgängig zu machen. Als wenn er das je gekonnt hätte. Als wenn es jemals Zweifel daran gegeben hätte, was sein Weg sein würde. Nur der letzte entscheidende Schritt in die vorgegebene Richtung.
Und obwohl er sich das immer wieder sagte, schlug Regulus das Herz bis zum Hals. Er wusste, was die Todesser getan hatten und was sie tun wollten, kannte ihren Ruf, ihre Ziele und ihre Methoden. Jahrelang war er mit vielen von denen, deren Eltern jetzt Gefolgsleute des Dunklen Lords waren, zur Schule gegangen. Er hatte die Begeisterung gesehen, die in ihren Augen aufleuchtete, angesichts der Möglichkeit, einer jenes geheimen Zirkels zu werden, der sich die "Todesser" nannte. Und obwohl sein Vater niemals den Wunsch geäußert hatte, dass er sich für seinen Sohn (und damit meinte er nicht Sirius) eine ähnliche Laufbahn wünschte, so war Regulus doch davon ausgegangen. Ganz sicher konnte man ohnehin nie sein, es war schwer die Gedanken von Orion A. Black zu erraten, geschweige denn seine Gefühle. Immer ein Buch mit sieben Siegeln für ihn, selbst jetzt noch, wo er dem Alter, in dem er seinen Vater vergöttert hatte, endgültig entwachsen war.
Resigniert den Kopf schüttelnd schlüpfte Regulus in den weiten, schwarzen Kapuzenumhang. Aus dem Spiegel blickte ihm das blasse Gesicht eines jungen Mannes, der zu viel Zeit in abgedunkelten Räumen verbrachte, entgegen. Die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst, betrachtete er sich selbst. Kein erhebender Anblick, war es nie gewesen, obwohl er seinem Bruder in so vielen Dingen ähnelte. Dasselbe schwarze Haar, dieselbe Art zu lächeln, wenn er es denn mal tat und derselbe Blick in den Augen, der die hohe Geburt verriet. Früher waren sie sich ähnlicher gewesen, nicht mal so sehr im Aussehen, Regulus war schon immer schmaler und blasser gewesen als sein Bruder, sondern viel mehr im Geiste. Ein unsichtbares Band, dass nichts mit Abstammung und Blut zutun hatte.
Die falschen Gedanken für diese Nacht. Genauso wie für alle kommenden, noch ehe der Morgen graute, würde sich Regulus' Schicksal endgültig besiegelt haben und das dunkle Mal würde auch seinen Arm zieren.
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