Ja, er ist lang, der Weg zur Unsterblichkeit. Lang und schmerzhaft. An niemandem geht er spurlos vorbei; auch nicht am Dunklen Lord. Kurz sah Regulus das schlangengleiche, kalkweise Gesicht mit den drohend blitzenden karmesinroten Augen wieder vor sich. Wenn man wusste, worauf man achten musste, war es geradezu lächerlich einfach, darauf zu kommen. Horkruxe, Bruchstücke einer Seele verankert mit der Erde, selbst nach dem körperlichen Tod. Eine zuverlässige Lebensversicherung. Und niemand würde einen Zauberer, der von den Toten zurückkehrte (und so musste es für die restliche Zaubererschaft aussehen), vergessen. Denn darum ging es doch bei alle dem. Um Unsterblichkeit. Nicht nur körperlich sondern auch in den Köpfen der Menschen. Die Vorherrschaft der reinblütigen Zauberer war nichts als Propaganda, ein Lockmittel für die Soldaten. Doch selbst sie waren austauschbare Figuren auf dem Feld des Krieges, auf dem Weg zu Ruhm und Unvergessenheit. Zu Unsterblichkeit.
Sicher manche von ihnen waren wertvoller als andere, aber letzten Endes waren sie alle nur Werkzeuge. Und falls es tatsächlich einer von ihnen wagen sollte sich gegen seinen Herrn zu stellen, wurde er schnell und spurlos beseitigt. Umgebracht. Verschwunden vom Antlitz dieser Welt. Und das Leben würde weiter gehen.
Ja, niemand würde ihn vermissen, falls es eines Tages so weit kommen würde. Wer auch? Früher hätten jetzt Tränen in seinen Augen gestanden, doch Regulus hatte schon vor langer Zeit gelernt, keine Schwäche mehr zu zeigen.
Und die Übrigen würden es noch weniger als vorher wagen sich gegen ihren Herrn zu wenden. Jeder neue Tote schürte die Furcht in ihren Herzen. Nie würde es einer wagen, den Dunklen Lord direkt anzugreifen und selbst wenn, das Horkrux würde seinen Meister zuverlässig schützen. Ja, es war ein perfekter Plan. Nur etwas hatte der Dunkle Lord übersehen. Die Überheblichkeit der Mächtigen war auch ihm zum Verhängnis geworden. Viel zu sicher hatte er sich gefühlt mit seinem unschlagbar perfektem Plan. Denn was nützt der beste Plan, wenn niemand etwas davon erfährt? Nichts, denn so gelangt man nicht zu Ruhm. Und so hatten sich die Hinweise in die Worte des Dunkeln Lords geschlichen. Offensichtlich, wenn man die Lösung kannte. Weiter gegangen auf dem Weg der Unsterblichkeit als alle anderen, nein, dass war nicht nur eine Metapher, auch wenn es sich zweifellos gut anhörte. Aber stimmen tat es nicht. Es hatte schon mehr Zauberer (und auch eine Hexe) gegeben, die diesen Schritt gewagt hatten. Wenn man an den richtigen Stellen suchte, stieß man auf einwandfreie Beweise dafür.
Doch was sollte Regulus tun mit diesem Wissen? Weiter schweigen, als wäre nichts geschehen? Kämpfen?
Was tut man mit dem Wissen, die gesamte britische Zaubererschaft von der Terrorherrschaft des mächtigsten Schwarzmagiers befreien zu können? Was tut man, wenn man nichts mehr zu verlieren hat?
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