Wieder da. Zurückgekehrt, wenn auch widerwillig. Und Sirius konnte nicht sagen, dass er froh darüber war. Mit jedem Schritt, der ihn weiter in die dunkle Eingangshalle brachte, schien ein Jahr zurückzulassen. Solange bis er wieder der 16-jährige Junge war, der von Zuhause weglief, weil er seine Familie nicht mehr ertrug.
Tatsächlich hatte sich seit jenem fernen Tag nicht allzu viel verändert. Abgesehen von diesem überdimensionalen Portrait mit den hässlichen, aber noch erstaunlich intakten, dunkelgrünen Vorhängen, an das Sirius sich nicht mehr erinnern konnte, schien alles noch wie vor knapp 20 Jahren. Kein Wunder, seine Eltern hatten noch nie viel von Veränderungen gehalten (Gut, da waren sie nicht die Einzigen. Genau genommen schien sogar die überwiegende Mehrheit der Zauberer noch im Mittelalter festzustecken. Warum sonst schrieb man immer noch auf Pergament, wo Papier um einiges billiger war?).
Doch noch bevor Sirius intensiver darüber nachdenken konnte, flogen besagte dunkelgrüne Vorhänge auf und entblößten das äußerst lebensechte Portrait der Walpurga Black. Lebensecht, weil sie auch gleich mit einer Schimpftirade loslegte; ganz wie zu Lebzeiten. Willkommen Zuhause. Nur dass er kein kleiner Junge mehr war und seine Mutter nicht mehr am Leben. Der Schweigezauber prallte einfach von dem Portrait ab, was seine Mutter zu einem weiteren hysterischen Schrei(oder Lach) krampf provozierte. Jedoch nur solange bis es Sirius gelang die Vorhänge vor das Portrait zu zerren. Warum musste auch ausgerechnet seine Mutter ein Relikt für die Nachwelt hinterlassen? Und warum zum Henker auch noch so ein lautstarkes? Was würde das erst für ein Geschrei geben, wenn sie merkte, dass hier der Phönixorden tagte? Besser nicht dran denken.
So leise wie möglich, um nicht gleich die nächste Schreiattacke zu provozieren, schlich Sirius sich nach oben. Mal sehen, was von seinem alten Zimmer noch übrig geblieben war. Sehr wahrscheinlich hatten sich seine Eltern alle Mühe gegeben es von allem Verwerflichen(z.B. den Gryffindor Bannern und diversen Muggelpostern) zu befreien. Wie erfolgreich sie gewesen waren würde sich ja gleich zeigen.
Zu Sirius' grenzenlosem Erstaunen sah sein Zimmer noch fast genauso aus wie er es in Erinnerung hatte. Abgesehen davon, dass alles ein bisschen zugemüllt war und diverse Pappkartons mitten im Zimmer standen. Anscheint hatte man die Sachen aus seiner alten Wohnung nach seiner Gefangennahme hier her zurück gebracht. Aber woher kam dann der ganze Müll auf seinem Schreibtisch? Der hatte nicht wirklich schon früher so ausgesehen, oder? Was da noch alles rumlag! Das ging von alten Tagespropheten bis hin zu alten Schulaufsätzen in so unleserlicher Handschrift, dass er kaum die Überschrift entziffern konnte. Meine Güte, was für eine Sauklaue er damals gehabt hatte!
Doch da lugte noch etwas aus dem ganzen Durcheinander hervor. Eine Pergamentrolle. Es gab keine Adresse, nur drei Wörter waren in schnörkeliger, leicht schräg stehender Handschrift darauf geschrieben. An meinen Bruder. Doch diese Worte schnitten wie Messer in Sirius' Herz. Er fragte sich nicht, warum dieser Brief nicht in einem der Kartons lag oder warum er ihn nicht gleich entdeckt hatte. Er konnte nur auf diese drei Wörter starren. Das war der letzte Brief, den er von Regulus erhalten hatte, bevor das Ministerium ihn über Regs Tod informiert hatte. Der Brief, den er nicht hatte öffnen wollen, aus Angst vor einer Falle, aber auch aus Stolz, aus Angst vor dem Schmerz. Doch jetzt hinderte ihn nichts mehr daran, die letzten Worte seines Bruders zu lesen. Es waren nur wenige Worte, die dort geschrieben standen, doch durch die Tränen, die Sirius in den Augen stiegen, waren selbst sie nur schwer zu erkennen. Nur drei Wörter schienen ihn förmlich anzuspringen. In derselben schnörkeligen Handschrift standen dort die Wörter „Peter Pettigrew“ und „Verräter“.
Es hätte alles anders kommen können. Peter wäre nie zum Geheimniswahrer geworden. Lily und James wären noch am Leben. Und selbst Regulus hätten sie wahrscheinlich retten können. Es hätte so schön sein können.
Und zum ersten Mal seit vielen Jahren, ließ Sirius seinen Tränen freien Lauf.
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