160:150! Jubelnd sprang Sirius auf. Brüllte genau wie die Anderen. Eine rotgoldene Flut ergoss sich auf den Platz und die glücklichen Sieger hatten Mühe überhaupt zu landen. Fluchend versuchte Sirius sich zwischen den anderen Gryffindors durch zu mogeln. Verdammt, das kam davon, wenn man unbedingt ganz oben sitzen wollte. Während des Spiels hatte man hier eine traumhafte Sicht, aber dafür kam man nachher kaum noch weg. Konnten die sich nicht beeilen? Er wollte heute noch mal auf dem Spielfeld ankommen. Dieser Stau machte es unmöglich ihren Sieg gebührend zu bejubeln. Noch dazu einen Sieg über Slytherin. Tiefe Genugtuung erfüllte Sirius, als er die silbergrünen Slytherins mit gesenktem Kopf vom Platz schleichen sah. Geschah ihnen Recht, überhebliche Reinblutfanatiker. Wenn es einmal nicht auf Einfluss und Geld ankam versagten sie. Und urplötzlich verschwand dann auch die Arroganz, auf einmal wurden sie alle ganz still. Hach, geradezu göttlich dieses Bild wie aus den siegessicheren, überheblichen Slytherins innerhalb einer Stunde ein Häufchen stiller geschlagener Verlierer geworden war. Daran konnte man sich glatt gewöhnen.
Tiefe Zufriedenheit erfüllte Sirius. Endlich erreichte auch er das Spielfeld und konnte die siegreichen Helden des Spiels sehen. Gut, genau genommen war es nur ein Held, auf den die Menge zu stürmte: James. Mein Gott, sein bester Freund strahlte geradezu vor Freude, auch wenn er schon wieder dieses überaus arrogante Grinsen im Gesicht hatte. Keine Ahnung, warum er das immer tat, sobald jemand anders als die Rumtreiber um ihn herum war. Ach, sollte James doch den Helden spielen, er hatte es sich verdient. Dieser Wurf war einfach fantastisch gewesen. Unnachahmbar und genau im richtigen Moment; nur einen Augenblick, bevor Regulus den Schnatz gefangen hatte.
Instinktiv sah Sirius sich nach seinem jüngeren Bruder um, aber da waren nur die rotgoldenen Fans der Gryffindors. Regulus hatte das Spielfeld zusammen mit den übrigen Slytherins verlassen. Natürlich. Was hatte er erwartet? Dass Reg hier bleiben würde und der Feier seiner Niederlage zusehen würde? Nein, dafür wäre sogar Reg zu stolz. Und trotzdem hätte Sirius seinen Bruder gerne noch einmal gesehen. Und wenn es nur ein flüchtiger Blick war.
Immerhin hatte Regulus gut gespielt, verdammt, wegen seinem Bruder hätte Gryffindor fast verloren! Und trotzdem war Regulus genauso aus dem Stadion geschlichen, wie die übrigen hirnlosen Slytherins. Reg hätte zumindest ein Schulterklopfen, ein Lob, verdient. Er war verdammt gut geflogen. Wer wagte es schon fast senkrecht auf den Boden zuzufliegen? Und das auch noch mit einer Geschwindigkeit, die fast zu schnell für das Auge war? Schon allein bei dem Gedanken drehte sich Sirius der Magen um. Er war noch nie ein besonders hervorragender Flieger gewesen, auch wenn er als kleiner Junge davon geträumt hatte, ein berühmter Quidditchspieler zu werden. Er erinnerte sich daran, wie er zusammen mit Reg diesem Traum nachgehangen hatte. Sie beide als berühmte Quidditchspieler, ein unschlagbares Team. Er hatte diesen Traum aufgegeben, nachdem er sich bei einem Sturz vom Besen fast das Genick gebrochen hatte. Aber Reg war diesem Traum noch immer nahe. Er flog fantastisch. Ganz im Gegensatz zum Rest des slytherinschen Teams. Regulus hatte für den Sieg gekämpft und seinen eigenen Kampf gewonnen. Er hatte den Schnatz gefangen und trotzdem verloren. So unverdient. So verdammt ungerecht.
Auf einmal schmeckte der Sieg so schal wie Asche.
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