Der kalte Herbstwind pfiff Regulus um die Ohren, doch er fror nicht, im Gegenteil nur hier oben zwischen den Wolken fühlte er sich wirklich frei. Weit weg vom Boden, von Problemen und Zwängen. Und von der Angst. Hier oben spürte er die Freiheit, die für andere vielleicht selbstverständlich war. Für ihn nicht. Er war aufgewachsen mit Verpflichtungen, Intrigen und undurchschaubaren Masken. Er schätzte diese Augenblicke in denen er ganz er selbst sein konnte, in denen er sich nicht verstecken musste, niemand etwas vormachen musste. Aber sie waren selten diese Augenblicke und er war für jeden von ihnen dankbar. Für jede Sekunde die er hier oben zwischen den Himmel und Erde verbringen durfte. Wenn alles andere so klein und unbedeutend wurde, wenn die Welt im Nebel verschwand, verschwamm, und er mit jedem Meter freier wurde. Aber es war erkaufte Zeit, auch wenn er angeblich trainierte. Die Wahrheit war, dass er gerne hier war, fernab von allem und trotzdem nicht einsam. Ja, er liebte Quidditch, aber ihm ging es nicht um den Sieg, auch wenn Slytherin ihm so manches gewonnene Spiel verdankte. Es war vor allen Dingen die Aussicht auf diese unbeschreibliche Freiheit gewesen, die ihn so hart trainieren ließ wie sonst kaum einen. Außer vielleicht James Potter. Man musste verdammt aufpassen, nicht auf dem Weg zum Quidditch Feld über den eingebildeten Gryffindor zu stolpern. Und wenn man das geschafft hatte, war es fast sicher, dass Potter sich gerade auf seinem Besen befand und seine Runden drehte. Und weil Regulus diese Begegnungen nicht unbedingt schätzte, hatte er sich angewöhnt meistens erst kurz vor Sonnenuntergang hier her zu kommen. Dann saß sogar Potter lieber vor dem gryffindor'schen Kamin anstatt durch die kalte Abendluft zu fliegen. Meistens zumindest. Aber mittlerweile wusste Regulus diese unliebsamen Begegnungen zu vermeiden. Er hatte keine Angst vor dem Gryffindor mit den schwarzen zerstrubbelten Haaren und der fast schon lächerlichen runden Brille. Nein, es war ein undefinierbares Gefühl, dass er jedes Mal verspürte, wenn er Potter begegnete. Es war ein fast schon körperlicher Schmerz. Ein schmerzhafter Schlag in den Magen. Noch viel schlimmer, wenn Potter nicht alleine und Sirius bei ihm war. Wie viel hätte er dafür gegeben mit ihm zu tauschen. Aber es ging nicht. Er konnte nicht aus seiner Haut hinaus, aus der vorgeschneiderten Rolle. Nicht dort unten am Boden. Hier in der Luft, mitten im Nirgendwo, vielleicht. Aber auch nur vielleicht.
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