Er blickte zurück auf das dunkle Haus, das so viele Jahre lang sein Zuhause gewesen war, auch wenn er sich an kaum etwas Positives, dass zwischen diesen Mauern geschehen war, erinnern konnte. Doch warum fiel es im dann so schwer zu gehen? Warum konnte er seine Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen? Was band ihn noch an dieses Haus? Nichts, das ihm etwas bedeutete, ließ er zurück, er hatte die Aussicht auf ein neues Leben bei den Potters und doch zögerte er. Was war nur mit ihm los? Hatte er sich nicht immer gewünscht, einfach weggehen zu können? Seine Eltern würden glücklich sein ihn, den Verräter, endlich loszusein. Seine Mutter würde ihn mit einiger Genugtuung aus dem Stammbaum der Blacks löschen. Dass sie Sirius damit einen Gefallen tat, war bestimmt nicht ihre Absicht. Nachdem er also für sie gestorben war, würde sie sich wieder seinem Bruder zu wenden wie sie es schon immer getan hatte. Regulus würde sich nicht wehren, würde ihr nicht widersprechen, nur dieser traurige Blick würde wieder in die steingrauen Augen treten. Sirius kannte diesen Blick, jedes Mal, wenn seine Mutter sich mal wieder über ihn ärgerte, war er in Regulus Augen. Traurigkeit gemischt mit...ja mit Bewunderung. Auch wenn Sirius nie so ganz verstanden hatte, warum. Was wollte Regulus noch? Er war der Sohn, den seine Eltern sich immer gewünscht hatten, er wurde geliebt. Da war nichts, was er nicht hätte kriegen konnte, was also ließ Regulus ihn so ansehen? Was hatte er, was Regulus nicht hatte? Er war nur der ungeliebte Sohn, den man bei jeder Gelegenheit bloß stellte, während Regulus immer gelobt wurde. Aber hatte er es je gewollt? Hatte Regulus je darum gebeten, bevorzugt zu werden? Nein, er hatte es immer nur ertragen. Sirius konnte sich nicht an einen einzigen Moment erinnern, an dem er Regulus wirklich glücklich gesehen hatte. Wünschte er sich vielleicht gar nicht die Anerkennung seiner Eltern? Sehnte er sich vielleicht nach etwas ganz anderem? Vielleicht wünschte er sich die Freiheit anstatt immer im Schatten seines Bruders zu stehen? Vielleicht wünschte er sich auch wahre Freunde anstatt der Schleimer, die nur das Geld seiner Eltern wollten. Vielleicht aber wünschte sich Regulus auch einen Bruder, der für ihn da war anstatt ihn zu verachten. Und auf einmal standen Tränen in Sirius Augen. Hätte er doch nur früher erkannt, was sein Bruder wirklich wollte. Hätte er ihm doch nur einmal geholfen statt ihn zu verspotten. Bestimmt hätten sie zusammen fliehen können. Doch nun war es zu spät. Es gab kein zurück. Er musste seinen Weg zu Ende gehen.
"Es tut mir Leid Regulus", flüsterte Sirius hinaus in die dunkle Nacht, dann drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht, während eine Gestalt mit ebenso grauen Augen wie Sirius,der ebenfalls die Tränen über die Wangen liefen, sich vom Fenster abwandte. Regulus wusste, dass sein Bruder das Richtige getan hatte, auch wenn es für ihn selbst noch mehr Einsamkeit bedeutete.
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