von SnapeAndScully
Liebe Leser,
ich möchte mich ganz herzlich für euere lieben Kommentare bedanken. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, dass es doch noch Leser gibt.
Es hat zwar etwas gedauert, aber dafür ist das neue Kapitel recht lang. Ich hoffe es gefällt euch!
Über Kommentare jeglicher Art wäre ich euch sehr, sehr dankbar, damit ich weiß, ob noch weiterhin Interesse besteht.
Nun wünsche ich euch noch viel Spaß beim Lesen.
Liebste Grüße,
Jessi
Kapitel 48
Wieder Zuhause?
Der erste zarteste Hauch von Dämmerlicht kroch über die Stadt und erhellte die dunklen der Schatten der Nacht, als Scully aus dem Schlaf hochschreckte. Sie konnte nicht sagen, was genau sie geweckt hatte, aber sie musste wohl schlecht geträumt haben. Ein fahler Geschmack blieb in ihrem Mund zurück und ein beklommenes Gefühl breitete sich in ihr aus, während Snapes Gesicht langsam in ihren Gedanken verblasste. Von einer inneren Unruhe getrieben stand sie hektisch auf, zog die Vorhänge vor ihrem Fenster zurück und sah in den graublauen Morgenhimmel. Sie holte einen kleinen Koffer hervor, den sie gestern noch gepackt hatte, huschte ins Bad, nahm eine kalte Dusche und machte sich dann reisefertig. In der Küche überlegte sie fieberhaft mit einer Tasse Kaffee in der Hand, wie sie ihrer Mutter den Abschied möglichst schonend beibringen konnte. Vielleicht wäre ein kurzer Brief die beste Lösung? Sie war ja nicht vom Erdboden verschluckt, immerhin konnte sie sie manchmal besuchen.
„Dana? Wohin gehst du?“, fragte ihre Mutter alarmiert, die im Morgenmantel und mit zerzausten Haaren in der Küchentür stand.
„Guten Morgen Mum.“ Scully versuchte sich an einem aufmunterndem Lächeln und ging einen Schritt auf ihre Mutter zu.
„Ich geh zurück nach Hogwarts. Ma bitte, es tut mir Leid, aber ich muss zurück. Ich weiß, dass kannst du nicht verstehen. Ich muss!“
„Doch Dana, ich kann dich verstehen. Diese Welt bietet dir nichts mehr, ganz im Gegensatz zu Hogwarts. Versprich mir bitte, dass du dich ab und zu bei mir meldest. Du bist meine einzige Tochter, mein Mädchen, das mir noch geblieben ist“, antwortete Margret mit brüchiger Stimme. Tränen schwammen in ihren Augen.
„Natürlich Mama“, seufzte Dana und warf sich in die Arme ihrer Mutter. Es schmerzte ihr, sie nach so kurzer Zeit wieder verlassen zu müssen, doch sie hatte keine Wahl. Etwas in ihr zwang sie dazu, zurückzugehen.
„Wie kommst du zurück? Soll ich dich begleiten?“
„Nein Mum, ich werde abgeholt, mach dir keine Sorgen um mich.“
Margret Scully winkte ihrer Tochter wehmütig hinterher. Wie gerne hätte sie Dana hier behalten, wenigstens bis zum Neujahrsfest. Sie war es mittlerweile jedoch gewohnt, dass ihre Tochter einfach verschwand und sich für längere Zeit nicht meldete, dieser Abschied war nur einer von vielen.
Ihre Tochter war schon vor Minuten in der Dunkelheit des grauen Zwielichts des anbrechenden Morgens verschwunden, aber sie konnte sich einfach nicht vom Türrahmen lösen. Sie hatte das seltsame Gefühl, Dana in den nächsten Monaten nicht wieder zu sehen.
Die Luft war klirrend kalt und Scully fror in ihrem schwarzen Mantel, der dunkelblauen Jeans und dem ebenfalls schwarzen Pullover. Sie hasste den Schwebezustand, während die Nacht langsam vertrieben wurde, der Morgen die Welt aber auch noch nicht ganz erfasst hatte. Konzentriert kämpfte sie sich durch die verschwommene, graue Welt und erreichte Minuten darauf die abgelegene Seitenstraße, in der der Hauself sie abgesetzt hatte. Sie hoffte inständig, dass Jester irgendwie ihre Gedanken hören konnte. In einem Buch hatte sie gelesen, dass, wenn man seine Gedanken bündelt und diese einem Hauselfen sendet, dieser dann Kontakt zu einem aufnehmen konnte.
'Jester, Jester kannst du mich hören? Ich brauche dich, du musst mich zurück nach Hogwarts bringen. Jester, komm“', flehte sie stumm und schloss die Augen.
Einige Augenblicke passierte nichts und Scully seufzte resigniert. Gerade als sie ansetzte noch einmal nach Jester zu rufen, erschien dieser mit einem leisen Plopp direkt vor ihr.
„Oh“, entfuhr es ihr erschrocken und sie trat einen Schritt zurück. Der Hauself starrte sie aus riesigen, blauen Augen an und fragte ergeben.
„Miss Scully, Sie haben nach mir gerufen?“
„Ja, ja Jester. Bitte, du musst mich zurück nach Hogwarts bringen!“
„Es erfreut Jester sehr, dass Sie ihre Meinung geändert haben. Nehmen Sie meine Hand, Jester wird Sie sicher zurückbringen.“
Ein glückliches Lächeln huschte über Scullys Gesicht und entschlossen griff sie nach der kleinen, dünnen Hand des Elfen.
Sie hatte sich bereits an diese praktisches Reisemethode gewöhnt und sie nahm sich fest vor, in Hogwarts die Kunst des Apparierens zu erlernen.
Einen Moment später stand Scully bereits an der Appariergrenze von Hogwarts und bestaunte das große, spärlich beleuchtete Schloss. Es war immer wieder ein atemberaubender Anblick. Sie sah, dass der Morgen die Ländereien schon ganz erobert hatte, weshalb sie sich beeilen musste, um noch rechtzeitig zum Quidditchspiel zu kommen.
„Danke Jester, vielen vielen Dank. Du bist wunderbar!“, lachte Scully und tätschelte unbeholfen Jesters schmale Schulter. Der Elf strahlte übers ganze Gesicht und seine übergroßen Augen drohten aus den Höhlen zu fallen.
„Es ist mir eine Ehre, Miss Scully zu dienen. Wenn Sie mich jetzt aber entschuldigen würden. Jester hat viel zu tun.“
Jester verbeugte sich tief und apparierte zurück in Küche, während Scully sich zu Fuß auf den Weg in ihre Räume machte. Sie genoss die kühle, erfrischende Luft und es fühlte sich gut an, wieder hier zu sein.
Sie war wieder Zuhause.
Im Schloss begegnete sie den ersten aufgeregten Quidditchspielern, die ihr jedoch keinerlei Beachtung schenken. Viel zu sehr waren sie damit beschäftigt, den aktuellen Spielplan zum wiederholten Mal durchzugehen. Scully betrat lächelnd ihr Zimmer, dass seit ihrer Abreise unverändert geblieben war. Schnell steckte sie ihren Zauberstab in ihre Jeans, legte den Mantel ab und hing sich dafür den Umhang um. Dumbledores Geschenk, den grün silbernen Slyterhinschal schlang sie um ihren Hals und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. So konnte sie sich wohl auf den Spieltribünen sehen lassen. Sie räumte die wenigen Habseligkeiten, die sie mitgebracht hatte, in ihren Schrank und stieß dabei auf Snapes Weihnachtsgeschenk. Er hatte sich ihr geöffnet und sie hatte ihn verletzt. Sie war keinen Deut besser als sie, hatte sie ihn doch auch nur benutzt. Sie musste unbedingt mit ihm reden.
Eilig hetzte sie zum Spielfeld, das Auspacken hatte mehr Zeit als erwartet in Anspruch genommen und jetzt war sie viel zu spät dran.
Staunend betrachtete sie die riesigen Tribünen und das weitläufige Spielfeld. Alles war in den Hausfarben der beiden Mannschaften, Slytherin und Gryffindor, geschmückt. Die linke Seite strahlte in kräftigen Gold- und Rottönen, während auf der rechten Tribüne silbern-grüne Fahnen das Bild beherrschten.
Scully kämpfte sich leicht desorientiert durch die grün gekleideten Schülermenge zu den erhöhten Sitzplätzen. Ein großer Schüler trat gerade beiseite und plötzlich stand sie vor ihm. Seine Robe blähte sich im Wind weit hinter ihm auf und ließ ihn noch größer und mächtiger erscheinen, seine schwarzen Augen verfolgten das rege Treiben, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm.
„Diese Tribüne ist nur für Lehrer“, keifte Snape und drehte sich schwungvoll um, um den vermeintlichen Schüler durch sein Auftreten einzuschüchtern.
Unerwartet starrte er in die klaren, überraschten Augen von Scully. Für einen Moment entglitten ihm seine Gesichtszüge, ehe er sich wieder im Griff hatte und gewohnt arrogant auf sie herabsah.
„Guten Morgen Professor Snape. Hab ich den Anfang verpasst oder hat das Spiel noch nicht gefangen?“, fragte sie nervös lächelnd.
Snape konnte noch immer nicht fassen, wen er da vor sich hatte. Da stand sie, einfach so, mit ihren strahlend blauen Augen, und einem einnehmenden Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht. Ihre roten Haare waren vom Wind zerzaust, ihre Wangen von der Kälte leicht rosa.
„Ich denke Sie sehen selbst, dass das Spiel noch nicht begonnen hat“, höhnte Snape und musterte sie aus kalten Augen, „oder hat Ihnen Ihr Kurzurlaub in der Muggelwelt die Sinne vernebelt?“
'Was für eine dumme Frage' schalt sich Scully in Gedanken selbst.
Scully lächelte tapfer weiter, doch Snape sah das kurze Aufflackern von Zorn in ihren Augen.
„Ist dieser Platz frei?“, fragte Scully kühl und ließ sich ohne eine Antwort abzuwarten auf den Sitz nieder. Im nächsten Moment wurde das Spiel angepfiffen und Snape musste sie unweigerlich neben sie setzen.
'Wie kann sie es wagen?', fragte sich Snape und spürte, wie heiße Wut durch seinen Körper schoss.
'Wie kann sie es wagen einfach wieder hier aufzutauchen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, so als wäre nichts gewesen?'
Doch neben dem Ärger spürte er auch etwas anderes, was ihn noch zorniger machte. Er merkte, dass er irgendwie froh war, dass sie wieder hier war. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller, sie war so schön und anziehend wir immer. Ihre Entschlossenheit, ihr Ehrgeiz und ihr Stolz ließen sie noch verführerischer wirken.
Scully verfolgte gespannt das Spiel, während Snape sie verstohlen beobachtete. Wie sie von Zeit zu Zeit auf ihrer Unterlippe herumkaute, und wie sich ihre Augen vor Schreck weiteten, wenn ein Schüler sich nur mit einer Hand an seinen Besen klammern konnte, weil er einen Augenblick zuvor von einem gegnerischen Klatsches getroffen wurde.
„Der Schnatz“, sagte Scully auf einmal begeistert und ihr wacher Blick heftete sich an den goldenen, geflügelten Ball.
'Gute Beobachtungsgabe', dachte Snape anerkennend, denn sie hatte den Ball noch vor ihm entdeckt. Weiterhin fragte er sich, woher sie nun wieder die Quidditchregeln und die verschiedenen Bezeichnungen wusste. Sie musste es irgendwo gelesen haben, denn Fliegen stand nicht auf ihrem Stundenplan. Was konnte ein einziger Mensch eigentlich in verdammten drei Monaten lesen und vor allem im Gedächtnis behalten?
Harry Potter, der schon immer ein guter Sucher gewesen war, raste wie vom Teufel bessesen hinter dem Schnatz her und ließ seinen Gegenspieler weit hinter sich zurück. Ein Klatscher rauschte haarscharf an seinem Kopf vorbei und Scully entfuhr ein leises „oh“, während sie mit Harry mitfieberte.
„Das ist die falsche Mannschaft, die Sie anfeuern“, meinte Snape bissig und sah ihr in die Augen.
„Ich bin unparteiisch“, antwortete Scully spitz und hielt seinen schwarzen, ausdruckslosen Augen stand.
Ein spöttisches Lächeln stahl sich auf Snapes Lippen, während er mit Scully ein stummes Augenduell ausfocht. Er wusste, dass ihm diese blauen Augen gefährlich werden konnten, verdammt gefährlich. Das durfte er nicht zulassen, die Einsamkeit hatte ihm schon immer besser gestanden, diese Frau brachte nur Ärger, sie machte ihn verletzlich und eine Schwachstelle wollte er sich nicht erlauben. Diese Frau war nichts für ihn, sie hatte ihn verlassen, zurückgewiesen wie damals Lily. Sie war gegangen, doch jetzt, jetzt war sie wieder hier.
Sein Blick fokussierte sich wieder auf Scully und er sah, dass sich ein freches Grinsen auf ihr Gesicht gestohlen hatte. Snape ärgerte sich über seinen dummen Ausflug in die Vergangenheit, dieser sentimentale Gefühlsquatsch stand ihm nicht.
„Wie lange wollen Sie mich eigentlich noch anstarren? Fanden Sie bis eben Harry Potter nicht unglaublich spannend“, zischte Snape, wollte aber nicht der Verlierer sein, der den Augenkontakt als Erster unterbrach.
„Warum wenden Sie nicht einfach den Blick ab, Professor Snape, und feuern wieder Ihre Slytherins an?“, meinte Scully angriffslustig.
Snape seufzte genervt und beugte sich bedrohlich näher zu ihr herab.
„Passen Sie auf, mit wem Sie sich anlegen, Miss Scully.“
„Wollen Sie mir etwa Angst einjagen“, fragte Scully unbeeindruckt.
Ihre Lippen trennten nur Millimeter und Snape fühlte ihren warmen Atem in seinem Gesicht.
„Nein. Ich will Sie lediglich warnen.“
Bevor Scully etwas erwidern konnte, wurde das Spiel abgepfiffen und das laute Geschrei des Moderators überschallte das Spielfeld. Snape und Scully wanden beide ihre Aufmerksamkeit wieder Harry Potter zu, der freudestrahlend den Schnatz in seinen Händen hielt und von seinen Mannschaftsmitgliedern herzlich umarmt und gefeiert wurde.
Die Tribünen leerten sich langsam und auch Snape verschwand ohne ein weiteres Wort. Scully ließ sich von den ausgelassenen Schülermassen mittragen und genoss die ausgelassene Stimmung.
Es würde nicht leicht werden, aber sie war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Sie war wieder Zuhause und Snape war genauso seltsam und unnahbar wie immer. Seine kühle, bissige, distanzierte Art zog sie allerdings weiterhin an. Alles war wie immer.
Sie war wieder Zuhause.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel