von SnapeAndScully
Kapitel 37
Vorbereitungen
Es waren nur noch zwei Tage bis zum großen Weihnachtsball und Dumbledore hatte alle Lehrer zu sich ins Büro bestellt, um mit ihnen den Ablauf des Festes zu besprechen.
“Schön, dass ihr alle so kurzfristig Zeit hattet”, eröffnete der Schulleiter die Besprechung und grinste fröhlich in die Runde.
“Ihr freut euch sicherlich schon auf den Ball, genauso wie ich”, ereiferte er sich weiter, und Snape, der in der dunkelsten, hintersten Ecke des Büros saß, verzog genervt das Gesicht.
“Aber vorher müssen noch einige organisatorische Details besprochen werden. Um den ewig gleichen, traditionellen Kreislauf zu durchbrechen, habe ich mir überlegt, dass der Eröffnungstanz ein Tango wird, so wird es sicher ein aufregendes und berauschendes Fest. Und ihr wisst, an diesem Abend sind wir nicht Lehrer und Schüler, sondern wir sind alle gleichgestellt, wir machen keine Unterschiede, wir sind Freunde.”
Snape schnaubte verächtlich über diese “wir-lieben-uns-alle” Ansprache, und er warf Dumbledore einen vernichtenden Blick zu, doch dieser lächelte nur zurück.
“Das gilt ganz besonders für Sie, Severus. Da Sie wie gewöhnlich die erste Schicht bei der Aufsicht übernehmen werden wollen, möchte ich keine Klagen von Schülern hören, weil Sie ihnen wegen Kleinigkeiten Punkte abgezogen haben.”
“Ich muss Sie enttäuschen Albus, ich werde nicht die erste Schicht der Aufsicht übernehmen, aber da wir alle eine liebende, übergroße Familie sind, brauchen wir eigentlich keine Überwachung mehr, nicht wahr?”, spottete Snape und verschränkte die Arme vor der Brust.
Dumbledore sah ihn durchdringend an und fragte dann ehrlich überrascht.
“Wieso das denn? Sie haben seit Jahren die Kontrollgänge übernommen. Tanzen werden Sie ja wohl kaum, oder?”
Verhaltenes Lachen kam aus verschiedenen Ecken des Zimmers und Snape antwortete mit eiskalter Stimme.
“Sie selbst haben immer gesagt, ich solle mich auf diesen wahnwitzigen Veranstaltungen etwas amüsieren, und das versuche ich dieses Mal. Sagen wir es so, ich gebe Ihrem Weihnachtsball eine Chance, sollte Sie das nicht eigentlich freuen, Albus?”
Professor McGonagall starrte ihn mit offenem Mund an, ehe sie ihre Sprache wiederfand.
“Wer ist Ihre Tanzpartnerin”, fragte sie neugierig.
“Das werden Sie alle schon noch früh genug sehen. Allerdings dachte ich, dass es heute wichtigere Dinge zu besprechen gilt, oder liege ich da falsch?”, meinte Snape kalt und beendete damit das leidige Thema.
“Ganz genau”, lenkte Dumbledore ein und erklärte den geplanten Ablauf des Festes.
Als Snape nach der Besprechung zurück in seine Räume ging, war seine Stimmung auf dem absoluten Tiefpunkt und er fragte sich, warum er sie überhaupt gefragt hatte. Dumbledore hatte Recht, er war kein Typ, der sich gerne amüsierte, der gerne tanzte, ganz im Gegenteil, er hasste solche Feste. Bis jetzt zumindest, bis er mit Scully unfreiwilligerweise auf dem Halloweenball getanzt hatte. Bis er ihren Körper nahe bei seinem gespürt hatte, bis er sie zu den sanften Takten der Musik geführt hatte, bis diese Frau sein Leben völlig verändert hatte.
Snape massierte sich seinen Hals, denn schon den ganzen Tag schmerzte die Stelle, an der Nangini ihn gebissen hatte. Er war todmüde und kraftlos und dumpfe Schmerzwellen, ausgehend von der Bisswunde, pulsierten durch seinen Körper. Schwer atmend lehnte er sich einen Moment an die kalte Steinmauer, sein Kopf sank gegen den kühlen Stein und er schloss die Augen.
“Severus?”, fragte eine bekannte Stimme leise, sie klang besorgt. Eine weiche, warme Hand legte sich auf seine Schulter, und übte sanften Druck aus, so dass er sich halb zu ihr umdrehte.
“Geht es dir gut?”, flüsterte Scully.
“Ja ja, bin nur etwas müde”, antwortete Snape gereizt. Er war noch wenige Meter von seiner Wohnung entfernt und er wollte nur ins Bett.
“Was ist mit deinem Hals”, wollte sie wissen und griff nach seiner Hand, die die hellroten Einstichlöcher verbarg.
“Nichts! Das geht Sie nichts an, Miss Scully”, meinte er barsch und schüttelte ihre Hand ab.
Scully sah ihn enttäuscht an, Sorge lag in ihrem traurigen Blick und ohne ein weiteres Wort wand sie sich von ihm ab und ging in die große Halle.
Severus konnte ihre Fürsorge im Moment einfach nicht ertragen, denn er verstand sich selbst nicht mehr, er wusste nicht, was er wollte, was er fühlte und die anschwellenden Schmerzen machten es ihm nicht gerade leichter, einen klaren Kopf zu bekommen.
Bereits am nächsten Morgen tat es ihm irgendwie Leid, die einzige Person, die ihm nach langer Zeit wieder wirklich etwas bedeutete, verletzt zu haben, aber es war Samstag und morgen sollte der große Ball sattfinden. Außerdem war der nicht der Typ für große Entschuldigungen. Streng genommen war er für nichts der passende Typ, schon garnicht für diese Frau.
Scully machte sich bereits früh am Morgen nach Hogsmeade auf, um sich einen Tag vor der Feier ein Kleid zu besorgen. Sie hasste es zwar, kurzfristig einkaufen zu gehen, aber die Hektik lenkte sie wenigstens davon ab, ständig an ihren Lehrer denken zu müssen.
Vier Stunden und zehn Bekleidungsgeschäfte später, hatte Scully endlich das passende Abendkleid gefunden. Es war ein bodenlanges, schwarzes Kleid, der Rücken war frei, es wurde im Nacken zusammengebunden und es hatte einen weiten, aber noch nicht zu gewagten Ausschnitt. Dana wusste selbst nicht, was sie zu diesem doch sehr reizvollen und freizügigen Kleid verleitet hatte, aber vielleicht waren es einfach die jungen Schülerinnen, die mit Vorliebe rosa und hellblaue Kleider kauften, die ihre jugendlichen Figuren kaum betonten. Scully wollte sich von dieser Gruppe bewusst distanzieren, sie wollte sich trotz allem nicht zur Schülerin denunzieren lassen, nicht an diesem Abend. Sie wollte sich wie eine hübsche Frau fühlen und endlich wieder als Persönlichkeit wahrgenommen werden.
Als sie wieder nach Hogwarts kam, das schaffte sie dieses Mal ohne sich in Hogsmeade zu verlaufen, entschloss sie sich spontan dazu, Hagrid wieder einen Besuch abzustatten. Durch seine offene und herzliche Art hatte er ihr die erste Zeit in der Schule erheblich erleichtert und sie hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.
Nach kurzem Klopfen öffnete sich bereits die Tür und Fang kam schwanzwedelnd auf sie zugestürmt und sie tätschelte lächelnd den großen Kopf des Hundes.
“Miss Scully, na so eine Überraschung, kommen’se rein”, freute sich der Wildhüter und schüttelte überschwänglich ihre Hand.
“Erzähln’se mal, wie lebt es sich so in Hogwarts. Ich denke, Dumbledore hat sich gut um sie gekümmert. Snape sind sie ja auch schon näher gekommen”, meinte er dann und sah sie erwartungsvoll an.
Scully verstand nicht, worauf er hinauswollte und für einen kurzen Augenblick glaubte sie, dass er weiß, was zwischen ihr und Snape vorgefallen ist, ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Allerdings sah sie im nächsten Moment sein spitzbübisches Grinsen und sie lächelte erleichtert.
“Ja, der Schulleiter war immer sehr nett zu mir. Und ich komme mit Professor Snape ganz gut aus.”
Scully merkte, wie sehr Hagrid Dumbledore mochte, er hielt viel von ihm, er war so etwas wie ein Held für ihn. Sie hingegen war nicht so überzeugt von Dumbledores Freundlichkeit, sie fand ich sympathisch, seine väterliche Art machte ihn vertrauenswürdig, aber sie wusste, dass der Schulleiter oftmals aus Berechnung handelte.
“Na das hört man selten von Schülern. Snape ist eben manchmal etwas schwierig, aber er ist Dumbledores Mann, hat ebenfalls gute Seiten an sich, sieht man nur nicht gleich. Und von Grandos Übergriff haben Sie sich wieder gut erholt, ja?”, fragte er besorgt und tätschelte beruhigend ihren Arm. Mittlerweile wusste jeder Lehrer, was in dieser Nacht vorgefallen war, und Scully befürchtete, dass es die meisten Schüler die Geschichte ebenfalls kannten.
“Ja, es geht mir wieder gut. Es ist ja, dank Professor Snapes Hilfe, nicht viel passiert”, antwortete Scully wahrheitsgemäß und dachte dabei nicht nur an die Rettungsaktion, sondern vor allem an die Stunden danach.
“Das ist schön. Ich habe gehört, dass Sie im Unterricht große Fortschritte gemacht haben. Ich bin selbst Lehrer”, sagte Hagrid stolz.
“Ich unterrichte ‘Pflege magischer Geschöpfe’ und ich habe Dumbledore bereits gefragt, wann ich Sie darin unterrichten darf. Wir haben so schöne Tiere hier, Einhörner, Knallrümpfige Kröter, Flubberwürmer und früher hatten wir hier sogar Hippogreife. Darf ich jetzt aber nicht mehr halten.”
“Oh”, machte Scully nur, da ihr die Namen außer Einhörner nichts sagten und sie sich nicht sicher war, ob sie diese Geschöpfe wirklich sehen wollte.
“Einhörner sind bezaubernde Tiere. Strahlend weiß, meist nur nachts zu sehen, und unglaublich scheu. Wollen Sie mal eines sehen.”
“Ähm, ja, ja gerne”, meinte Scully unsicher, obwohl sie ein Einhorn reizen würde.
“Wir müssen es nachts versuchen, denn tagsüber lassen sie sich niemals blicken. Vielleicht haben wir Glück, manche von ihnen mögen Frauen lieber. Wir warten aber besser, bis das Weihnachtsfest vorbei ist, denn sie mögen den Trubel nicht so. Ich hoffe, ich sehe Sie morgen auf dem Ball, Sie kommen, oder?”
“Ja, ich werde da sein.”
“Vielleicht wollen Sie dieses Mal mit mir tanzen? Obwohl ich befürchte, dass ich etwas zu groß dafür bin. An Halloween waren Sie das Highlight des Abend, selbst Snape hat sich dazu herab gelassen, mit Ihnen zu tanzen”, lachte Hagrid und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
“Danke”, sagte Scully beschämt und wurde rot. Sie war nicht an Komplimente gewöhnt.
“Na gut”, meinte Hagrid nach einer kurzer Pause und erhob sich.
“Ich will Sie ungern vertreiben, aber ich muss noch einiges für das Fest morgen vorbereiten. Sie entschuldigen mich? Dumbledore hatte meine Hilfe angefordert.”
“Aber natürlich”, lächelte Scully und stand ebenfalls auf.
Sie gingen gemeinsam ins Schloss zurück und Scully genoss die Anwesenheit des Wildhüters, seine ungezwungene, liebevolle Art vertrieb ihr die finsteren Gedanken an einen gewissen Magier.
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