von SnapeAndScully
Kapitel 27
Ein GesprÀch unter Kollegen
Montag morgen saĂ Scully bereits im Klassenzimmer an ihrem Platz, als Snape hereingestĂŒrmt kam. Mit einer Hand stieĂ der die schwere HolztĂŒre auf, die krachend gegen die Mauer knallte und wieder zurĂŒck prallte.
Scully zuckte erschrocken zusammen und sah ĂŒberrascht zu Snape auf, da er in ihrer Gegenwart selten so zornig war.
âSchlagen Sie ihr Buch auf Seite 347 auf. Na losâ, bellte er, noch wĂ€hrend er ihr den RĂŒcken zukehrte.
Am Pult angekommen drehte er sich zu ihr um und sah hochmĂŒtig auf sie herab.
âHeute brauen Sie einmal einen anspruchsvolleren Trank, nachdem Sie bisher nur das Einfachste gelernt haben.â Er bedachte sie mit einem Blick voller Argwohn und Spott.
Scully las sich die Beschreibung durch und erkannte sofort, dass der Trank ziemlich kompliziert war, aber sie wollte ihr Bestes geben, allerdings war sie fĂŒr Snape nicht schnell genug.
âAuf was warten Sie denn Miss Scully. Die Zutaten kommen nicht von alleine zu Ihnenâ, seine Stimme troff vor Hohn und Spott und seltsamerweise wurde sie auch von unterdrĂŒckter Wut beherrscht.
Scully machte sie eilig daran alle Zutaten zu holen, die sie fĂŒr den Sud des lebenden Todes brauchte.
Nach einer halben Stunde hatte der Trank die geforderte Farbe und bisher hatte Scully alles richtig gemacht und sogar die Schlafbohne mit der stumpfen Seite ihres silbernen Dolchs zerdrĂŒckt, weil sie in einem anderen Buch gelesen hatte, dass dies den Saft besser herausholt, als das Kleinschneiden. Allerdings war ihr nicht aufgefallen, dass sie bei einem Kraut das Falsche geholt hatte und sie war gerade dabei, es in ihren Kessel zu werfen.
âWas soll denn das?â, fragte Snape abfĂ€llig und griff nach ihrem Handgelenk, um sie davon abzuhalten, ihren bis jetzt gelungenen Trank zu verschandeln, lieĂ es jedoch sofort wieder los und zuckte zurĂŒck, als hĂ€tte er sich an etwas sehr HeiĂem verbrannt.
âHaben Sie neuerdings das Lesen verlernt Miss Scully? Dort steht Baldrianwurzeln und nicht Wacholderwurzeln.â
âTut mir Leidâ, sagte Scully beschĂ€mt und las die Anleitung ein weiteres Mal genau durch und zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und nicht auf Snapes bissige Kommentare zu achten, die andauernd auf sie ein hagelten.
Am Ende der Stunde hatte es Scully sogar geschafft, den Trank mit der geforderten blĂ€sslich rosa Farbe herzustellen und Snape war zufrieden mit ihr, auch wenn er sich das nicht anmerken lieĂ.
Ihr Lehrer nickte nur kommentarlos und lieĂ den Trank dann mit einem Schwenk seines Zauberstabes wieder aus dem Kessel verschwinden. Gerade als sich Scully verabschieden wollte und schon fast an der TĂŒr war, fragte er sie bissig:
âDenken Sie, dass das alles ist, was Sie können mĂŒssen? Denken Sie im ernst, dass ein Fach genĂŒgt, in dem Sie gut sind. Ich kann mich glĂŒcklich schĂ€tzen, dass Sie wohl beschlossen haben, sich in ZaubertrĂ€nke anzustrengen, wĂ€hrend Sie in den restlichen FĂ€chern völlig versagen und das wohl aus purem Trotz!â
Snape wusste genau, womit er sie reizen konnte und das bezweckte er, denn er wollte sie aus der Reserve locken, er wollte ihre Kampflust wecken.
âDas ist nicht wahrâ, knurrte Scully verĂ€rgert und ihre blauen Augen funkelten zornig.
âSo, also wollen Sie etwa immer noch an der albernen Geschichte festhalten, dass Sie nicht zaubern können, obwohl Sie jedem das Gegenteil bewiesen haben?â
âAlberne Geschichte?â, fragte Scully entrĂŒstet und ihr hĂŒbsches Gesicht rötete sich.
âGestern hat Professor Dumbledore eine Art Lehrerkonferenz einberufen und ich war sehr enttĂ€uscht, als ich hören musste, dass Sie in den restlichen FĂ€chern rein garnichts können. Oder besser ausgedrĂŒckt, nichts können wollen.â Snape schenkte ihr ein arrogantes Grinsen und machte eine abfĂ€llige Handbewegung in ihre Richtung.
âWie können Sie nur so etwas behaupten, Professor? Sie wissen, dass das nicht stimmt! Ich will es doch können, aber ich kann nicht zaubern.â
Scullys Stimme bebte und sie war niedergeschlagen.
âAber hier können Sie zaubern, also woran liegt es denn Ihrer Meinung nach?â
âIch, ich weiĂ es nicht. ZaubertrĂ€nke, das ist etwas anderes. Das ist Ă€hnlich wie Pharmazie in der Muggelwelt. Ich habe genaue Anweisungen, die ich befolgen kann und dass ich mit einem Zauberstab umrĂŒhre, merke ich fast nicht.â
âSie sind eine erwachsene, halbwegs intelligente Frau, Sie sollten mehr drauf haben, als bloĂe Anweisungen zu befolgen. Sie behaupten also, dass Sie aus Sturheit nicht zaubern können?â
âNein!â
âAber Sie geben zu, dass Sie zaubern können, wenn Sie nicht daran denken, dass Sie es tun. Alles eine Sache der inneren Einstellung. Sturheit!â
Scully starrte ihn nur mit halb geöffnetem Mund an, denn irgendwie hatte er ja recht, auch wenn sie das nie so sagen wĂŒrde.
âSie mĂŒssen verdammt noch einmal lernen, diese innere Barriere zu ĂŒberwinden. Sie werden jeden Abend vor dem Okklumentikunterricht bei mir nachsitzen und ĂŒben, haben wir uns da verstanden?â, fragte Snape herrisch und der scharfe Klang seiner Stimme duldete keine Widerworte.
âSie geben mir also Nachhilfe?â Scully fasste den Kern der Rede in einem Satz zusammen und Snape Ă€rgerte sich darĂŒber, dass sie sofort seine gute Absicht erkannte.
âIch hoffe ich werde Sie nicht enttĂ€uschen Professor, vielen Dank.â
Scully lĂ€chelte offenherzig und lieĂ einen verwirrten Snape in dem Kerker zurĂŒck, der ihr noch lange nachsah.
Scully war von ihrem Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen KĂŒnste, Jure Grando, ebenfalls positiv ĂŒberrascht, denn egal was kurz zuvor vorgefallen war, in seinem Unterricht gab er sich immer als der nette, höfliche Lehrer, der ihr auch gerne eine Sache zweimal erklĂ€rte. Er lehrte sie nach wie vor gröĂtenteils die Theorie und brachte ihr viel Wichtiges und Wissenswertes bei. Obwohl er am Halloweenball das gröĂte Arschloch gewesen war, war er dennoch ein verdammt guter Lehrer, und das schĂ€tzte Scully an ihm. Nach dem Unterricht versuchte er zwar immer, sie in ein laszives GesprĂ€ch zu verwickeln und er machte ihr charmante Komplimente, aber Scully ging einfach nicht darauf ein und verschwand so schnell wie möglich aus seinem Klassenraum.
Am Abend vor Scullys erster Nachhilfestunde stattete Snape Professor Grando noch einen kurzen Besuch ab. Snape klopfte höflich an Jures WohnungstĂŒr und begrĂŒĂte ihn mit einem hinterlistigen Grinsen. Er hielt ihm eine Phiole mit einer dunkelroten FlĂŒssigkeit vor die Nase und verhöhnte ihn:
âIch habe hier etwas, das Sie brauchen, nicht wahr, Professor Grando? Oder sind Sie mittlerweile wieder unter die Bluttrinker gegangen? Der Schulleiter wĂ€re ĂŒber eine solche Geschichte sicherlich nicht erfreut, denn er hĂ€lt viel von Ihnen. Ich allerdings nicht.â
Professor Grando starrte ihn mit unverhohlenem Hass an und grapschte gierig nach dem FlÀschchen.
âOh nein, so leicht bekommen Sie das nicht von mirâ, lachte Snape spöttisch.
âSie mĂŒssen es mir gebenâ, knurrte der junge Mann mit den kurzen braunen Haaren, dem mittlerweile sehr blassen Gesicht und den graublauen Augen vor ihm.
âSo, muss ich das also, ich glaube nicht. Sie hören mir jetzt einmal gut zu. Ich habe nun schon mehrmals beobachten mĂŒssen, wie Sie eine SchĂŒlerin belĂ€stigt haben und Sie hören gefĂ€lligst damit auf, verstanden?â
âDaher weht also der Wind, Sie sprechen von Miss Scully. Tja, hĂŒbsche Frau, was? Hat Ihnen wohl gehörig den Kopf verdreht, was?â, witzelte Jure.
Snapes rechte Hand, die bis eben noch die Phiole gehalten hatte, schnellte nach vorne und packte seinen Kollegen brutal am Kragen und riss ihn nach oben. Das FlĂ€schchen mit der begehrten roten FlĂŒssigkeit schlug hart auf dem Steinboden auf und zerbarst laut klirrend in tausend StĂŒcke. Der Trank schimmerte wie Blut auf den Bodenfliesen.
âSie lassen Miss Scully in Zukunft in Ruhe, habe ich mich jetzt deutlich genug ausgedrĂŒckt. Sie lassen Ihre dreckigen Finger von ihr. Und sie hat mir ganz sicher nicht den Kopf verdreht, wie Sie es so schön formulierten, ich nehme lediglich meine Pflichten als Lehrer an dieser Schule wahr.â Snape lieĂ ihn abrupt los und stieĂ ihn angewidert von sich. Jure taumelte ein paar Schritte zurĂŒck und sah fĂŒr einen Moment traurig auf den verlorenen Trank, ehe er laut lachte.
âSie sind also ganz der gewissenhafte Lehrer, ja? Ich weiĂ was ich gesehen habe und Sie wissen, was ich bin, also wissen Sie auch, dass meine Sinne geschĂ€rft sind. Sie können doch den Blick von der kleinen Rothaarigen nicht lassen, aber hey, das ist nichts fĂŒr was man sich zu schĂ€men braucht, ich find sie ebenfalls sehr anziehend. Allerdings ist es schon seltsam, dass sich jemand wie Sie wie ein liebeskranker, eifersĂŒchtiger Liebhaber aufspielt.â
Snape, der zu sehr darauf bedacht war, diese Anschuldigung von sich zu weisen, als dass er noch glaubwĂŒrdig wirken konnte, machte einen schnellen Satz nach vorne und richtete seinen Zauberstab wutentbrannt auf seinen Widersacher.
âHey, tun Sie das nicht Professorâ, spöttelte Jure weiter und hob beschwichtigend die HĂ€nde. âDas ist die Frau doch garnicht wert. Sie könnten Ihren Job verlieren und das wĂ€re sehr schade, denn immerhin ist Ihr Beruf das Einzige, was Ihnen noch geblieben ist. JĂ€mmerliches Leben, das Sie fĂŒhren. Komisch, dass Sie immer an Rothaarige Ihr Herz verlieren, aber mittlerweile mĂŒssten Sie ja daran gewöhnt sein, dass es Ihnen danach wieder gebrochen wird, immerhin haben Sie das alles damals schon mit Lily erlebt, nicht wahr?â
âDiesmal sind Sie eindeutig zu weit gegangen, Professor Grando. Panschen Sie sich ihren Trank selbst zusammen, das können Sie doch bestimmt gutâ, sagte Snape, um Fassung ringend. Er steckte seinen Zauberstab wieder weg, nahm seine aufrechte, stolze Haltung an und sah gewohnt arrogant auf seinen Kollegen herab.
âSie sind wirklich erbĂ€rmlich Grando. Aber ich rate Ihnen, halten Sie Ihre Triebe im Zaum, denn ansonsten wird Professor Dumbledore wohl wieder einen neuen Lehrer fĂŒr Verteidigung gegen die dunklen KĂŒnste suchen mĂŒssen und das wĂ€re doch ein Jammer, nicht wahr?â Seine Stimme war nicht mehr als das bedrohliche Zischen einer Schlange und er warf Jure noch einen letzten, vernichtenden Blick zu, ehe er sich mit wehendem Umhang von ihm abwandte.
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