von SnapeAndScully
Kapitel 20
Ermahnungen
âMister Potterâ, schnitt eine bissige Stimme durch den Spalt der angelehnten, schweren HolztĂŒre.
âWann werden Sie endlich lernen, die Zutaten exakt nach der Angabe dem Trank beizufĂŒgen. Es ist eine Schande, dass Sie dieses grauenhafte GebrĂ€u tatsĂ€chlich in meinen Klassenraum produziert haben. Oder ist Ihnen Ihr Ruhm schon zu Kopf gestiegen, so dass Sie nicht einmal mehr in der Lage sind, genau zu lesen, Potter?â, fragte Snape gehĂ€ssig.
Harry zog scharf die Luft ein und ermahnte sich innerlich, ruhig zu bleiben. âEr hat mir das Leben gerettetâ, wiederholte er in Gedanken immer wieder sein Mantra und suchte zeitgleich nach einer passender Antwort, die seinen Lehrer hoffentlich besĂ€nftigen wĂŒrde.
âSir, ich ... es tut mir sehr Leid Professor. Ich werde es das nĂ€chste Mal besser machen.â
Scully, die drauĂen vor der TĂŒr stand, da nun eigentlich ihr Unterricht in ZaubertrĂ€nke beginnen sollte, ĂŒberlegte sich, ob sie diesem Harry Potter vielleicht helfen sollte, entschied sich aber dagegen und wartete höflich vor dem Klassenraum, bis Snape mit seinem SchĂŒler fertig war.
Mittlerweile war sie bereits drei Wochen hier und das einzige Fach, in dem sie wirklich gut war, war ZaubertrĂ€nke. Sie konnte bis jetzt immer noch kein Streichholz in eine Nadel verwandeln, oder einen Abwehrzauber ausfĂŒhren. In der Theorie wusste sie alles, doch in der Praxis versagte sie klĂ€glich.
âDas will ich hoffen Potter. Sie können sich glĂŒcklich schĂ€tzen, dass ich Ihnen schon heute Abend Zeit dafĂŒr gebe, es besser zu machen. Zehn Punkte abzug fĂŒr Gryffindor und nachsitzen, heute Abend um sechs Uhr.â
Scullys Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Snape, der gerade seinen SchĂŒler fĂŒr einen missglĂŒckten Trank bestrafte. Als Scully Harry flehende Stimme hörte, beschloss sie, nun doch etwas zu unternehmen, und nach einem kurzen Klopfen, betrat sie den dĂŒsteren Kellerraum.
âAber Sir, heute Abend ist Quidditschtraining, bitte, haben Sie nicht einen anderen Termin?â
âNein. Aber ich habe weitere zwanzig Punkte Abzug fĂŒr Sie, stimmt Sie das vielleicht etwas zufriedener? Sie können jetzt gehen, wie Sie sehen habe ich nicht den ganzen Tag fĂŒr Sie Zeit, Mister Potterâ, antwortete Snape mit einem boshaften LĂ€cheln, und nickte Scully kurz zu, so dass sie nĂ€her trat.
âGuten Tag Miss Scullyâ, grĂŒĂte Harry höflich, er wirkte jedoch geknickt und verlies eilig den Klassenraum.
âHallo Harry.â
Scully setzte sich, nachdem Harry das Zimmer verlassen hatte und legte das Buch und den Zauberstab auf den Tisch vor sich.
âOh, wie ich sehe haben Sie unsere BerĂŒhmtheit bereits kennen gelerntâ, fragte Snape wĂŒtend, obwohl es weniger eine Frage, als eine Feststellung war.
âJa Sirâ, antwortete Scully ĂŒberflĂŒssigerweise trotzdem, da es ihr unhöflich erschien, seine letzte Bemerkung einfach zu ĂŒbergehen.
Sie fragte sich, wie er manchmal so nett erscheinen konnte und im nÀchsten Moment ein böser, gebrochener Mann war.
âWas wissen Sie denn so ĂŒber unseren Helden?â
Scully merkte sofort, dass das ein wunder Punkt war und dass sie vorsichtig sein musste. Die letzten Wochen war sie eigentlich gut mit Snape ausgekommen, denn sie war talentiert und er mit ihrer Arbeit zufrieden.
âNicht viel Professor. Ich hatte keine Zeit, mich oft mit Mister Potter zu unterhalten.â
âUnd war genau heiĂt ânicht vielâ, Snape konnte nur mit MĂŒhe seinen Zorn unterdrĂŒcken, es machte ihn rasend, dass Harry seiner SchĂŒlerin womöglich etwas ĂŒber ihn und seine Vergangenheit erzĂ€hlt hatte.
âIch weiĂ lediglich, dass letztes Jahr hier eine Art Schlacht stattgefunden hat, in der Harry Potter, so wie viele andere auch, wohl mitgekĂ€mpft hat, da sich diese Welt in kriegsĂ€hnlichen ZustĂ€nden befunden hatte.â
Scully war intelligent genug, ihrem Lehrer nichts von dem GesprÀch mit Hermine zu erzÀhlen, aber sie war sich nicht sicher, ob er ihr diese Kurzfassung glaubte.
âIst das allesâ, fragte Snape bedrohlich. Er hatte seine Arme vor ihr auf dem Tisch abgestĂŒtzt und sah ihr direkt in die Augen. Seine schwarzen trafen auf ihre tiefblauen und er war versucht, Legilimentik einzusetzen und darin zu versinken.
âJa Professor, das ist alles. Sollte ich etwa noch mehr wissen?â Scullys Frage klang unschuldig, allerdings durchschaute Snape ihren Trick.
âDas lassen Sie sich lieber von Harry Potter und seinen Freunden erzĂ€hlen. Ich bin hier, um Sie in ZaubertrĂ€nke zu unterrichten und nicht in âDie Geschichte von Hogwartsâ. Also, worauf warten Sie, schlagen Sie Ihr Buch auf Seite 147 auf, meine Zeit ist knapp bemessen.â
Scully rĂŒhrte sich nicht, sondern starrte ihn nur weiter ungerĂŒhrt an. Sie wusste, es war gefĂ€hrlich, ihn weiter zu reizen, aber sie musste es wissen.
âWie machen Sie das?â
Ein leichtes LĂ€cheln umspielte ihre Mundwinkel und sie sah fordernd zu ihm auf.
âWas?â, bellte Snape, jedoch war es eine rhetorische Frage, er hĂ€tte nicht schon wieder in ihre Gedanken eindringen dĂŒrfen, es war klar, dass sie es eines Tages bemerken wĂŒrde.
Scully grinste nur noch breiter, aber sie erklÀrte sich.
âWoher wissen Sie immer genau, was ich denke? Sie sehen mich an und wissen es. Sonst hĂ€tten Sie mich wohl kaum auf Potter und seine Freunde angesprochen. Sie haben gesehen, dass ich an das GesprĂ€ch mit Hermine gedacht habe. Aber keine Sorge, ich mag diesen Potter Jungen nicht sonderlich und ich bin erwachsen genug, als dass ich mir meine eigene Meinung ĂŒber meine Mitmenschen bilde und nicht auf das Urteil von HalbwĂŒchsigen vertraue.â
FĂŒr einen kurzen Moment war ihr Lehrer sprachlos, wie konnte sie sein Innerstes nur so leicht aufdecken, war er etwa derart durchschaubar geworden. Snape atmete tief durch und machte seinen Kopf frei, denn er wollte versuchen, mit ihr ohne Worte zu kommunizieren.
âVon Ihnen hĂ€tte ich auch nichts anderes erwartet.â
Er konzentrierte sich einzig und allein auf diesen Satz und erkannte an ihrem Gesichtsausdruck sofort, dass sie ihn verstanden hatte.
âDas ist unglaublich. Ich höre Ihre Stimme in meinen Kopfâ, antwortete sie ihm stumm und sah ihm fest in die Augen.
âSie wenden Legilimentik an, nicht wahr? Ich habe davon gelesenâ, sagte sie wieder laut und Begeisterung schwang in ihren Worten mit.
Zum zweiten Mal innerhalb einer Minute war ihr Lehrer fassungslos, woher konnte sie das nur wissen. Wie viel kann ein Mensch in drei verdammten Wochen eigentlich lesen?
âBringen Sie es mir bei.â
Scully nutzte den Moment des Schweigens aus, um ihre Forderung zu stellen.
âEs gehört aber mehr dazu, als nur die Gedanken der anderen lesen zu können.â
âIch weiĂ, ich möchte auch Okklumentik erlernen. Und ich denke, es wĂ€re nicht schlecht, wenn ich meinen Geist verschlieĂen könnte, denn Sie können in mir lesen wie in einem offenen Buch.â
Das war kein Vorwurf und Scully hoffte darauf, dass er sie verstand und ihrer Bitte nachkam.
âUnd wann?â
âImmer wenn Sie Zeit haben. Ich weiĂ, Sie haben viele Klassen zu unterrichten, aber bitte, bringen Sie es mir beiâ, flehte Scully.
âGut. Jeden Abend, um Punkt acht Uhr, hier in diesem Zimmer, ab morgen. Wenn Sie sich dumm anstellen, breche ich den Unterricht sofort ab, denn ich verschwende ungern meine Zeit und ein wenig Talent mĂŒssen Sie schon mitbringen. Und nun schlagen Sie endlich Ihr Buch auf, Sie sind hier, um einen neuen Trank zu brauen.â
Scully war begeistert und dankbar, jedoch wusste sie, dass es töricht war, ihrer Freude nun allzu groĂen Lauf zu lassen. Sie musste sich nun auf ZaubertrĂ€nke konzentrieren, da ihr Lehrer ihr viel abverlangte und sie wollte in dem einzigen Fach, das sie beherrschte, auch weiterhin gute Leistungen erzielen.
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