von SnapeAndScully
Kapitel 15:
Vergilbtes Pergament
Snape lachte innerlich auf. âAlso Okklumentik beherrscht sie offenkundig nicht.â Sie hatte ihm ihre Gedanken geradezu entgegen geschrieen und ohne MĂŒhe konnte er diese lesen.
âSo denkt sie also ĂŒber mich, nun gut. Schade, dass ich sie nicht nur fĂŒr ihre ungebĂŒhrlichen Gedanken bestrafen kann.â
âGut, dann zeigen Sie es mir ebenâ, sagte Snape spöttisch, mit einem zornigen Unterton, wĂ€hrend Scully erschrocken zu ihm aufsah.
âWie macht er das? Er kann doch nicht etwa meine Gedanken lesenâ, fragte sich Scully, wĂ€hrend sie ihm noch immer tief in die Augen schaute und genau das war ihr Fehler. Snape verzog seinen Mund zu einem amĂŒsierten LĂ€cheln und wandte sich von ihr ab, um einen Kessel mit einem Schwenk seines Zauberstabs vor ihr zu platzieren und darunter ein Feuer anzuzĂŒnden.
âSie können diesen Kessel verwenden, aber ich warne Sie, wagen Sie es nicht, ihn in die Luft zu jagen, oder das halbe Zimmer in Brand zu steckenâ, höhnte er.
âOh schade, genau das hatte ich vorâ, dachte Scully sarkastisch und warf ihm einen bösen Blick zu.
âWie gut, dass ich sie dann noch rechtzeitig davor gewarnt habeâ, antwortete Snape auf ihre unausgesprochene Bemerkung und sah das nervöse Flackern in ihren Augen.
âSchlagen Sie Ihr Buch auf Seite 174 auf und brauen sie den dort gezeigten Trank. Die Zutaten können Sie sich von den SchrĂ€nken nehmen, aber bringen Sie nichts durcheinander. Worauf warten Sie, losâ, befahl Snape und unter seinem strengen Blick las sie die Beschreibung kurz durch, ĂŒberlegte einen Moment und suchte dann alle benötigten Zutaten, ohne auch nur ein weiteres Mal in das Buch zu blicken, zusammen. Snape setzte sich unterdessen wieder hinter seinen Schreibtisch und beobachtete sie scheinbar unauffĂ€llig mit Argusaugen. Er hatte ihr einen schwierigen Trank gegeben, man musste genauestens auf die Mengen achten und kaum einem SchĂŒler gelang er beim ersten Versuch nach der angegebenen Beschreibung, die leichte MĂ€ngel aufwies.
Scully wusste, dass er sie beobachtete, doch sie lies sich dadurch nicht stören, sie war es gewohnt unter Druck zu arbeiten und befolgte die Anweisungen bis ins Detail. Sie gab nur ein wenig mehr Johanniskraut hinzu, da sie in einem anderen Buch gelesen hatte, dass zuwenig davon jeden Trank verderben wĂŒrde und so wollte sie lieber auf der sicheren Seite sein. Ihre HĂ€nde bewegten sich schnell und sicher, sie hackte, zerdrĂŒckte und schĂ€lte alle Zutaten und gab sie in der vorgeschriebenen Reihenfolge in den Kessel. Das GebrĂ€u Ă€nderte von mal zu mal seine Farbe von rostgrĂŒn bis hin zu einem Ă€uĂerst grellen pink, aber so weit Snape es beurteilen konnte, schien der Trank entgegen seiner Erwartung zu gelingen. Als sie fast fertig war musste sie die eingedickte FlĂŒssigkeit dreimal nach links und viermal nach rechts rĂŒhren und das mit dem Zauberstab. Skeptisch holte Scully ihren hervor und besah ihn kritisch.
âWieso gibt es dafĂŒr keinen Löffel, selbst zum umrĂŒhren wird hier Magie verwendetâ, dachte Scully verunsichert und tauchte den Holzstab tief in das noch immer pink schillernde GebrĂ€u. Vorsichtig rĂŒhrte sie darin, zuerst dreimal, dann viermal und sah ĂŒberrascht auf den fertigen Trank, der nun eine angenehme, blasstĂŒrkisene FĂ€rbung bekommen hatte.
Snape stand auf und schritt hoheitsvoll auf sie zu, umkreiste seine SchĂŒlerin einmal und sah stirnrunzelnd auf den Trank hinab. Scully befĂŒrchtete schon, sie hĂ€tte etwas Grundlegendes vergessen und ĂŒberflog noch einmal die Beschreibung im Buch, was ihrem Lehrer natĂŒrlich nicht entging. Dennoch rĂŒhrte seine Skepsis eher daher, dass er positiv ĂŒberrascht war. Noch nie war einem seiner SchĂŒler dieser Trank auf Anhieb so gut gelungen, nicht einmal der ĂŒbereifrigen Granger.
âSie haben nichts vergessen, aber zu langsam gerĂŒhrt undâ, doch Scully fiel ihm sogleich ins Wort und ergĂ€nzte seine Beanstandung. âUnd ich habe noch immer zuwenig Johanniskraut genommen. AuĂerdem steht hierâ, und dabei zeigte sie mit ihren feingliedrigen Finger auf die Zeile im Buch âman muss sofort umrĂŒhren, ich habe zu lange gezögertâ, sagte sie unzufrieden. Das verwunderte Snape, denn fĂŒr gewöhnlich murrten seine SchĂŒler verĂ€rgert, wenn er einen so gelungenen Trank kritisierte, allerdings war dieses mal seine SchĂŒlerin selbst unbefriedigt.
âAnsonsten ist er ganz gut gelungenâ, sagte Snape schnell, er war es nicht gewohnt, ein Lob zu verteilen und dennoch sollte sie wissen, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte.
âWas, war das ein Lobâ, fragte sich Scully stumm und focht ein erneutes Augenduell aus, unwissend, dass er dabei bis in ihre Seele blicken konnte.
âHör aufâ, herrschte sich Snape selbst an, er war ein unrechtmĂ€Ăiger Eindringling in ihren Gedanken, er wusste selbst nicht, warum es ihm so schwer fiel, sich von ihrem Geist fernzuhalten, denn bei anderen SchĂŒlern kam er nicht einmal auf die Idee, deren Gedanken zu lesen.
âJa war esâ, flĂŒsterte er und drehte sich um, lies mit einer flieĂenden Bewegung den Kessel, samt Inhalt und Feuerstelle verschwinden.
âIch denke das sollte fĂŒr heute genĂŒgen. Wir sehen uns morgen um die gleiche Zeit, bereiten Sie die ersten zwei Kapitel vor und vergessen Sie nicht wieder Ihre Utensilienâ, blaffte er sie an.
âAch, und der Hauself holt Sie morgen ab, denn Sie werden dann ebenfalls in Verwandlung und Verteidigung gegen die dunklen KĂŒnste unterrichtet.â
Scully nickte und erhob sich von ihrem Platz, hauchte ein geflĂŒstertes âDankeâ und verschwand dann aus dem Klassenraum.
Snape sah ihr noch lange nach und starrte auf die offene TĂŒr. Ihre tizianroten Haare, die sanft auf ihre Schultern fielen, die Seidenbluse, die ihren Körper umschmeichelte und die feingliedrigen HĂ€nde, die schnell und effizient arbeiteten, wieso erinnerte ihn diese Frau nur so sehr an Lily?
âMiss Grangerâ, fragte Dumbledore, als er Hermine, die sich bei Ron untergehakt hatte und Harry mit Ginny, aus der groĂen Halle gehen sah. Die Vier hatten gerade zu Abend gegessen und wollten jetzt ein paar gemĂŒtliche Stunden im Gryffindor Gemeinschaftsraum verbringen.
âJa Professorâ, fragte Hermine und löste sich aus Rons Arm.
âWir haben eine neue MitschĂŒlerin, ich weiĂ nicht, ob sie Ihnen schon aufgefallen istâ, sagte der Schulleiter und begann, ihr schnell das Wichtigste ĂŒber Scully zu erzĂ€hlen.
âIhre Eltern sind ja auch Muggel und ich wollte Sie darum bitten, ihr vielleicht ein wenig zu helfen. Sie hatte bei ihrer Ankunft in Hogwarts einige Probleme und wenn Sie Zeit hĂ€tten, könnten Sie sie ein wenig unterstĂŒtzenâ, bat Dumbledore hoffnungsvoll.
âAber natĂŒrlich Professor. Was soll ich denn tun?â
âOh, nichts groĂes. Ich möchte nicht, dass sie sich ĂŒberwacht fĂŒhlt, nur falls Sie Miss Scully zufĂ€llig in der Bibliothek treffen sollten wĂ€re es schön, ihr von Hogwarts oder von ihren Eltern zu erzĂ€hlen.â
âDas mache ich gerne, ich weiĂ noch wie erschrocken meine Eltern waren, als sie hörten, dass ich eine Hexe binâ, meinte Hermine und schenkte ihm zum Abschied ein warmes LĂ€cheln.
âSo Leuteâ, sagte Hermine plötzlich, nachdem sie eine halbe Stunde mit Ron und Harry im Gryffindor Gemeinschaftsraum verbracht hatte. âSeid mir nicht böse, aber Dumbledore und diese neue SchĂŒlerin lassen mir keine Ruhe. Ich schau nur mal ganz kurz in die Bibliothek, ich weiĂ, es wĂ€re ein Wunder, wenn sie dort wĂ€re, doch man kann ja nie wissen. Bis spĂ€ter.â Sie lachte ihren Freunden kurz zu, gab dem ĂŒberraschten und leicht angesĂ€uerten Ron einen Kuss auf den Mund und verschwand dann durch das PortrĂ€tloch.
âWarum musste Dumbledore auch Hermine fragen, soll er sich selbst um die Tussi kĂŒmmernâ, motzte Ron und Harry schenkte ihm ein bemitleidendes LĂ€cheln.
Scully schritt andachtsvoll durch die langen GĂ€nge der riesigen Bibliothek. Die meterhohen Regale waren ĂŒber und ĂŒber voll von BĂŒchern und sie konnte nur erahnen, wie viele es wirklich waren. Sie suchte nach ZaubertrankbĂŒchern, Heilkunde und was sich gerade finden lies, eben alles, was auch nur im entferntesten mit Medizin zu tun hatte. âHeilkrĂ€uter und deren Wirkungâ stand auf dem RĂŒcken eines dicken, in schwarzem Leder eingebundenen Buches und die junge Frau zog es vorsichtig heraus und schlug die erste Seite auf. Der angenehme Geruch von gealtertem Papier stieg ihr in die Nase und mit einem sanften LĂ€cheln blickte sie auf die dicht beschriebenen Seiten, jahrhundertealtes Wissen, zusammengepresst auf vergilbtem Pergament. Mit dem schweren Buch in den Armen zog sich Scully in die hinterste Ecke der Bibliothek zurĂŒck, die am weitesten von den lernenden SchĂŒlern entfernt lag, die ihr immer wieder skeptische Seitenblicke zuwarfen und miteinander ĂŒber sie tuschelten.
Bereits nach dem ersten paar Wörtern war Scully völlig gefangen davon, sie hĂ€tte nie geahnt, dass diese Welt derartige Geheimnisse verbergen wĂŒrde, mit diesen neuen Kenntnissen öffnete sich fĂŒr ihr medizinisches Wissen eine ganz neue Dimension.
âMiss Scullyâ, fragte Hermine vorsichtig, die in der groĂen Bibliothek nach der neuen SchĂŒlerin gesucht hatte und sie in der dunkelsten Ecke endlich angetroffen hatte.
Zwei tiefblaue Augen blickten ĂŒberrascht zu ihr auf und eine rötliche Augenbraue zog sich unwillkĂŒrlich nach oben.
âJaâ, fragte Scully gedehnt, denn sie hasste es, wenn sie beim Lesen gestört wurde und dieses Buch war einfach unglaublich.
âĂhm, ich habe gehört, dass Hogwarts eine neue ... nun ja SchĂŒlerin hat und ich wollte Ihnen nur ein wenig Gesellschaft leisten und Ihnen vielleicht ein wenig helfenâ, erklĂ€rte Hermine leise.
âDas ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich brauche keine Hilfe, ich komme ganz gut klar und werde mich schon bald eingewöhnt haben.â
âWissen Sie, meine Eltern sind auch Muggel, also ganz normale Menschen, die nicht zaubern können und fĂŒr mich war Hogwarts eine groĂe Umstellung. Ich bin im Ăbrigen Hermine Grangerâ, sagte die junge Hexe und reichte ihr lĂ€cheln die Hand, die Scully nach kurzem Zögern ergriff.
âDana Scullyâ, meinte sie kurz.
âEs dauert eine Zeit, bis man sich an alles Magische gewöhnt hatâ, versuchte es Hermine freundlich, doch sie wurde schnell unterbrochen.
âHören Sie Miss Granger, es ist wirklich sehr nett von Ihnen, dass Sie mir ein wenig zur Hand gehen wollen, aber das mĂŒssen Sie wirklich nicht. Geben Sie es zu, der Schulleiter schickt Sie. Sie sind eine junge Frau und haben sicher besseres zu tun, als mir bei meiner Eingewöhnung zu helfen, ich komme schon klar.â Scully lĂ€chelte zwar, allerdings hoffte sie, dass ihre ZurĂŒckweisung deutlich genug war, doch Hermine gab nicht so schnell nach und setzte sich neben sie, was Scully leicht seufzen lies.
âJa ich gesteheâ, meinte sie lachend. âDumbledore hat mich gebeten nach Ihnen zu sehen und ich werde Sie auf keinen Fall ĂŒberwachen, ich möchte Ihnen wirklich nur helfen, es gibt noch so vieles, was Sie nicht gesehen haben, da könnten Sie eine Freundin wirklich gut gebrauchen. Ich bin Hermine.â
Auf eine seltsame Art und Weise mochte Hermine die junge, abweisende Frau, sie erinnerte sie an sich selbst.
âGut wenn du meinst, ich bin Dana.â
Hermine lÀchelte zufrieden und fragte neugierig.
âWas liest du da? Als ich auf diese Schule kam hab ich immer versucht meine Herkunft durch Wissen auszugleichen. Ich wollte immer und ĂŒberall die Beste sein. Als was haben Sie denn in der Muggelwelt gearbeitet?â
Die zwei Frauen kamen schnell ins GesprĂ€ch und Scully wurde immer aufgeschlossener, da sie froh war jemanden zu treffen, der ihre alte Welt kannte. Hermine war ganz begeistert, eine echte FBI-Agentin kennenlernen zu dĂŒrfen und erzĂ€hlte ihr viel von Hogwarts und den Lehrern hier.
âHast du schon Severus Snape getroffen, den gefĂŒrchtetsten Lehrer von ganz Hogwarts?â
âJa er hat mich hergebracht und ich hatte heute meine erste Unterrichtsstunde bei ihm.â
Hermine erzĂ€hlte Scully noch bis spĂ€t in die Nacht von der groĂen Schlacht gegen Lord Voldemort und das Snape der tapferste Mann sei, den sie je kannte, jedoch sparte sie die Geschichte von Lily aus, vielleicht wĂŒrde sie spĂ€ter einmal darauf zurĂŒckkommen.
Nachdem sich die Beiden verabschiedet hatten lag Scully noch lange wach und dachte an den Kampf gegen das Böse und die Rolle die der Zaubertranklehrer darin spielte. Mulder hÀtte diese Geschichte sicher gefallen.
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