von SnapeAndScully
Kapitel 14
Der Meister der Zaubertränke
Die blutrote Sonne erhob sich gerade gebietend über die grünen Ländereien von Hogwarts und tauchte das riesige Schloss in ein goldgelbes Feuer.
Scully war schon lange wach und beobachtete das Schauspiel staunend von dem Tor der großen Eingangshalle aus und zog die kühle Frischluft des anbrechenden Tages in ihre Lungen. Eine dunkelrote Seidenbluse und ein schwarzer Rock lagen in ihren Badezimmer bereit und sie hatte dankend die Kleidung angezogen und sich danach von Jester, der nun regelmäßig bei ihr vorbeischaute, etwas zu Essen bringen lassen. Es versprach ein schöner Tag zu werden, es hatte endlich aufgehört zu regnen und die Sonne lies ihr tizianrotes Haar leuchten.
Der Zaubertranklehrer kam gerade die steinernen Treppen empor und sah einen rothaarigen Engel in der Marmorhalle stehen. Die Arme ausgebreitet, als würde sie jeden Moment wieder gen Himmel fliegen, stand die junge Frau in der großen Flügeltür, die Morgensonne warf ihre rotgelben Strahlen auf ihren Körper und erleuchtete ihn wie den eines Engels, während ihre Haare wie ein glühender Feuerkranz auf ihre Schultern fielen.
“Lily”, flüsterte Snape und seine Gesichtszüge entglitten ihm für einen kurzen Augenblick, ehe er sich der skurrilen Situation bewusst wurde und seine Miene wurde sofort wieder zu Stein. Kalt und undurchdringbar, keine Emotion war darin zu lesen, als er ohne eines Grußes an ihr vorbei schritt und hinaus auf die Wiesen trat und zu den Gewächshäusern eilte.
“Ihnen auch einen schönen Guten Morgen Professor Snape”, rief ihm Scully erbost hinterher und begab sich danach zu Dumbledores Büro, denn heute sollte sie ihre Schulsachen besorgen.
“Das ist lächerlich”, brummte sie. “Nach meinem langjährigen Medizinstudium, meinem Doktortitel und der Arbeit beim FBI werde ich gezwungen wieder in die Schule zu gehen. Ich kann es noch immer nicht fassen!”
“Miss Scully, schön Sie zu sehen, Sie sehen gut aus”, begrüßte Dumbledore sie lächelnd, als er sie von der Treppe aus sah und zwinkerte ihr amüsiert zu.
“Hagrid ist schon da, kommen Sie. Sind Sie schon aufgeregt, heute ist Ihr erster Schultag”, fragte der Schulleiter.
‘Ja, es fehlt nur noch eine Schultüte, juhu’, dachte Scully genervt und schenkte ihm ein halbherziges Lächeln.
“Morgen Miss Scully”, begrüßte Hagrid sie erfreut und ergriff mit seiner bratpfannengroßen Hand die ihre und schüttelte sie heftig.
“Heute is Ihr großer Tag, was? Wir reisen mit Flohpulver, ist zwar nicht meine liebste Methode, ich bin dafür etwas zu groß, aber wird schon gehen”, erklärte der Wildhüter lachend.
“Und vergessen Sie nicht, Sie müssen laut und deutlich sprechen”, ermahnte sie Dumbledore erneut, nachdem er ihr ausführlich den Vorgang des Reiseverfahrens erklärt hatte.
Scully nickte tapfer, schloss schnell die Augen und schrie “Winkelgasse”, als sie eine handvoll Flohpulver in den Kamin warf und in einem grünen Flammenblitz verschwand.
Hagrid kämpfte sich danach in den ohnehin schon vergrößerten Kamin des Schulleiters und machte sich so klein wie möglich, ehe er ebenfalls in den grünen Flammen verschwand .
“Kommen Sie Miss Scully”, sagte Hagrid laut schnaufend und klopfte sich den Staub von seinem immer dreckigen Fellmantel. Scully folgte ihm staunend hinaus auf die belebten Straßen der Winkelgasse, in der Hexen und Zauberer allen Alters einkauften. Ein großer Mann mit Zylinder nickte ihr kurz zu und huschte dann weiter. Scully drehte den Kopf in alle Himmelsrichtungen und versuchte, alles zu erfassen. Die unzähligen Länden, die Auslagen vor den Türen, es gab sogar Apotheken. Vor einem kleinen Laden stand ein Stapel Kessel und auf einem Holzschild über ihren Köpfen war geschrieben: Kessel - Alle Größen - Kupfer, Messing, Zinn, Silber - Selbst umrühren - Faltbar.
“Da brauchen Sie auch noch einen, Snape verleiht keinen seiner heiligen Kessel”, meinte der Wildhüter schmunzelnd, der ihrem Blick gefolgt war.
Gedämpftes Eulengeschrei drang aus einem dunklen Laden und auf dem Schild über dem Eingang stand: Eeylops Eulenkaufhaus - Waldkäuze, Zwergohreulen, Steinkäuze, Schleiereulen, Schneeeulen.
“Das sind die Haustiere der Schüler in Hogwarts. Erlaubt sind Eulen, Katzen, Ratten und Kröten. Also falls Sie sich alleine fühlen sollten, dürfen Sie sich gerne ein Tier anschaffen.”
Scully schwieg und ging mit weit aufgerissenen Augen weiter. Manche Geschäfte verkauften nur Umhänge, andere Teleskopfe und merkwürdige silberne Instrumente, die sie noch nie gesehen hatte. Es gab Schaufenster, die voll gestopft waren mit Fässern voller Fledermausmilzen und Aalaugen, wacklig gestapelten Zauberspruchfibeln, Pergamentrollen, Zaubertrankflaschen und vielen anderen Dingen, die die junge Frau nicht kannte.
“Gringotts”, sagte Hagrid plötzlich und zeigte auf ein schneeweißes Haus, das hoch über die kleinen Läden hinausragte. Neben dem blank polierten Bronzetor, in einer scharlachroten und goldbestickten Uniform stand ein kleines Geschöpf, etwa zwei Köpfe kleiner als Scully. Es hatte ein dunkelhäutiges, kluges Gesicht, einen Spitzbart und sehr lange Finger, so wie große Füße.
“Das ist ein Kobold, Kobolde leiten diese Bank”, flüsterte Hagrid. “Sie können hier nichts kaufen, wenn Sie kein Geld haben. Wie ich von Professor Dumbledore erfahren habe hat ihr Vater jedoch, als er sich entschloss die Zauberei für immer hinter sich zu lassen, ein beträchtliches Vermögen in dieser Welt gelassen. Dieses lagert nun schon seit fast fünfzig Jahren in dieser Bank. Kommen Sie Miss Scully.”
Mit einer Verbeugung wies der Kobold sie hinein und sie gingen durch eine silberne Doppeltür in eine riesige Marmorhalle. Um die hundert Kobolde saßen auf hohen Schemeln hinter einem langen Schalter, kritzelten Zahlen in große Folianten, wogen auf Messingswaagen Münzen ab und prüften Edelsteine mit unter die Brauen geklemmten Uhrmacherlupen. Unzählige Türen führten in anschließende Räume, und andere Kobolde geleiteten Leute herein und hinaus.
Hagrid trat vor den Schalter und Scully blieb mitten in der Halle stehen und starrte die kleinen Kreaturen an, die in der Zaubererbank arbeiteten.
“Moin”, sagte Hagrid. “Wir sind hier um ein wenig Geld aus Miss Scullys Safe zu entnehmen. Ich habe auch einen Schlüssel.” Der Wildhüter begann in seinen Taschen zu kramen und holte schließlich einen kleinen goldenen Schlüssel hervor.
“Lange Zeit wurde nichts aus dem Safe der Familie Scully geholt. Der Schlüssel scheint in Ordnung zu sein”, meinte der Kobold prüfend. “Folgen Sie mir.”
Nach weiteren fünf Stunden in der Winkelgasse fühlte sich Scully so ausgelaugt, als hätte sie Tage nicht geschlafen. Dennoch war es Gringotts, die Zaubererbank, was sie am meisten verblüfft hatte. Verliese, tief unter der Erde gelegen, von Kobolden geleitet, das war einfach unglaublich. Die Fahrt bis zu ihrem Verlies gestaltete sich anstrengender als sie gedacht hätte, sie kam sich wie ein Minenarbeiter vor, als sie die unterirdischen Gänge hinab rasten. Außerdem hätte sie nie erwartet, dass ihr Vater so reich gewesen war und dass der Name “Scully” in der Zaubererwelt so bekannt war.
Es hatte beinahe zwei Stunden gedauert, bis Mr. Ollivander, ein uralter, kleiner Mann, dünn und gebrechlich, für sie den richtigen Zauberstab gefunden hatte. Sie hatte fast fünfzig von diesen Holzstäben ausprobieren müssen und meistens tat sich überhaupt nichts. Der Zauberstabverkäufer sagte, dass sie sich öffnen müsse, die Magie zulassen, doch sie konnte es einfach nicht. Ihre Hand verkrampfte sich sobald der Holzstab darin lag und sie kam sich furchtbar albern vor. Mit einer Waffe konnte sie umgehen, der kalte, schwere Stahl hatte sie immer beruhigt, aber mit einem einfachen Stab aus Holz würde sie wohl nie einen Zauber zu stande bringen. Schlussendlich hat endlich einen Zauberstab gefunden, bei dem sie wenigstens etwas gespürt hatte, denn ihre rechte Hand war plötzlich ganz warm geworden und als sie ihn vorsichtig bewegt hatte, schossen rote und goldene Funken aus der Spitze des Stabes und Mr. Ollivander war zufrieden. Mahagoni, so dunkelrot, dass es fast schwarz wirkte, eine Phönixfeder, neun Zoll und laut der Beschreibung soll er stark und geschmeidig sein.
Von der großen Bücherei konnte sich Scully hingegen kaum trennen und kaufte das Doppelte an Büchern ein, als sie eigentlich benötigte. Vor allem Bücher von Medihexen, Heilkünsten und Zaubertränken hatten es ihr angetan und Hagrid hatte große Mühe, sie wieder zum Gehen bewegen zu können.
Nur mit dem Wichtigsten, ihrem Zauberstab und ihrem schwarzen, langen Umhang bepackt, flohte sie mit Hagrid, der ihr versichtert hatte, dass ihre restlichen Sachen sicher auf ihr Zimmer gebracht wurden, zurück nach Hogwarts.
Dankbar verabschiedete sie sich von ihrem Begleiter und machte sich sofort zu ihrer Wohnung auf, um sich noch ein wenig auf den Zaubertrankunterricht bei Professor Snape vorzubereiten, denn sie wollte keinesfalls völlig unwissend in seinen Unterricht gehen.
Das Buch war sehr interessant, wie sie fand, von diesen Heiltränken hatte sich noch nie etwas gehört und es gab Kräuter, die sogar bei schwersten Verbrennungen eine völlige Wiederherstellung des verbrannten Körpers bewirken sollten.
“Verdammt”, fluchte sie, nachdem sie einen flüchtigen Blick auf die Uhr geworfen hatte und es bereits kurz vor vier war. Sie schnappte sich ihr Buch und rannte aus ihrer Wohnung, den kurzen Gang entlang, stieg weitere Stufen hinab und befand sich dann vor dem Unterrichtsraum. Die Tür war einen Spalt geöffnet und sie klopfte höflich, ehe sie eintrat. Es war hier unten kühler als im Hauptschloss und an der langen Steinwand standen auf großen Regalen Gläser mit in Essig eingelegten Tieren und Schalen mit allerlei seltsamen Kräutern, wovon Scully wenige sogar aus dem Buch widererkannte.
“Miss Scully”, sagte Professor Snape leise und sie hörte sofort den Hohn aus seiner Stimme. “Nun, Sie sind tatsächlich gekommen, um sich von mir unterrichten zu lassen, interessant. Aber, wo ist Ihr Kessel, Sie haben nichts zum Schreiben und nicht einmal Ihren Umhang haben Sie für nötig befunden, sich überzulegen”, schnarrte Snape tadelnd.
Er schaffte es tatsächlich, dass sie sich bereits nach ihrer ersten Minute schlecht fühlte. Die Schamesröte schoss ihr ins Gesicht und sie kam sich in seiner Gegenwart wie ein kleines, dummes Kind vor.
“Ich kann die Sachen holen, ich wusste nur nicht, was ich in der ersten Stunde benötigen würde”, versuchte sie sich zu rechtfertigen.
“Oh natürlich wussten Sie das nicht, aber dass wir hier alle Umhänge tragen sehen Sie schon, oder? Nun gut, nein, Sie brauchen nichts mehr zu holen, dann machen wir heute eben nur Theorie, denn damit dürften Sie überfordert genug sein”, spottete er.
“Fangen wir gleich an. Ein paar Standardfragen, die mir jeder Erstklässler sofort beantworten könnte. Was bekomme ich, wenn ich einem Wermutaufguss geriebene Affrodillwurzel hinzufüge?”
“Diese Zutaten zusammen ergeben einen so starken Schlaftrank, dass er als der Trank der Lebenden Toten bekannt ist. Jedoch ist bei der Affrodillwurzel strengstens auf die Menge zu achten, denn wenn zuviel davon beigefügt wird, dann könnte der Trank tatsächlich tödlich sein”, sagte Scully sicher, die sich auf einer Bank in der ersten Reihe niedergelassen hatte und direkt gegenüber von Snape saß. Seine Mine war kalt und reglos, aber er war sehr überrascht, niemals hätte er damit gerechnet, dass sie es tatsächlich wusste. In den ganzen Jahren als Lehrer konnte bisher nur Hermine Granger diese Frage in der ersten Stunde beantworten.
“Gut, und wo würden Sie suchen, wenn Sie mir einen Bezoar beschaffen müssten?”
“Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege Sir, der einen vor den meisten Giften rettet. Wobei hier nichts pauschalisiert werden sollte, denn zum Beispiel bei Schlangengift muss darauf geachtet werden, welche Schlange es war, da ein Bezoar nur selten bei Schlangengift wirkt.”
Scully war etwas verwundert, dass Erstklässer so etwas wissen mussten, aber da es in den ersten Kapiteln des Buches beschrieben wurde, freute sie sich, dass ihre Antworten offensichtlich richtig waren.
‘Sie weiß mehr als die vorlaute Granger’, stelle Snape erschrocken fest, da sie sogar mit Details dienen konnte.
“Wie ich sehe sind sie nicht ganz so faul und dumm, wie ich dachte, immerhin haben Sie sich ein wenig vorbereitet”, sagte Snape arrogant und kräuselte seine Lippen zu einem hochmütigen Lächeln.
“Wie bitte”, brauste Scully sofort auf, was Snape noch mehr amüsierte.
“Bei allem Respekt Sir, ich denke nicht, dass Sie es sich erlauben können, derartige Einschätzungen über mich zu äußern. Sie kennen mich nicht Professor und ich bin weder dumm noch faul. Ich bin Ärztin, Wissenschaftlerin und Bundesagentin.”
“Ihre Titel zählen hier aber nicht, Miss Scully”, antwortete Snape und erhob sich von seinem Platz hinter dem Schreibtisch und ging bedrohlich aus sie zu.
“Sie sind hier ein Niemand, weder Heilerin noch Aurorin, also bilden Sie sich auf Ihre billigen Muggelnamen nur nichts ein.” Snape stemmte seine Hände direkt vor ihr auf dem Tisch auf und durchbohrte sie mit seinen schwarzen Augen, doch sie hielt seinem Blick stand.
‘Arrogantes Arschloch, aber du kannst mich nicht klein kriegen, ich werde es dir schon zeigen’, dachte Scully erbost und ihre blauen Augen funkelten zornig.
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