von SnapeAndScully
Kapitel 11
Begegnung mit einem Halbriesen
Ein eisiger Schneeregen peitschte der jungen Frau ins Gesicht und der tosende Wind lies ihre roten Haare im Schattenspiel der hoch in den dunklen Himmel ragenden BĂ€ume tanzen. Scullys Lippen waren leicht blĂ€ulich und ihre ZĂ€hne schlugen vor KĂ€lte hart aufeinander, doch sie war nicht im Stande ihren Körper zu kontrollieren. Sie rannte immer weiter ins nichts hinein, ihre Arme hatte sie Schutz suchend um den Leib geschlungen, der von Regen bis auf die Knochen nass war und unkontrolliert zitterte. Ihre eigenen Schritte im nassen Gras konnte sie schon lange nicht mehr hören, ihr Blut rauschte in ihren Ohren und aus den Augenwinkeln nahm sie eine groĂe Eiche wahr, die Ă€chzend im Sturm schwankte. Der Baum duckte sich unter den WindstöĂen und bewegte sich ruckartig hin und her, als ob seine ungelenken Ăste von einem unsichtbaren Puppenspieler an den Strippen gezogen wĂŒrden. Die Zweige waren dĂŒster und kahl, der Herbst ging bereits Mitte Oktober in den Winter ĂŒber.
Scully wusste weder wo sie sich befand, noch wie sie hierher gekommen war, als sie sich plötzlich vor einem riesigen runden See wiederfand. Das Wasser war pechschwarz wie die Nacht, die den Mond verschluckt hatte und kein Wellenschlag krÀuselte sich auf der OberflÀche.
âWie kann das seinâ, flĂŒsterte sie in den Wind, der die Laute sofort verschluckte. Scully kniete am Rand des GewĂ€ssers und fĂŒhlte ihre tauben FĂŒĂe und HĂ€nde bereits nicht mehr, ihre blauen Lippen bebten und eine einsame TrĂ€ne stahl sich aus ihren Augen, die sich mit den Tiefen des schwarzen Sees vereinigte. Das Wasser verschluckte den salzigen Tropfen ohne Regung und auf eine gewisse, irreale Weise kam es ihr so vor, als wĂŒrde sie in die unergrĂŒndlichen Augen des Zaubertranklehrers starren. Sie wĂŒrde seinen Blick nie vergessen, wie er sie voller Wut und unbĂ€ndigem Zorn angestarrt hatte, bevor er aus dem Zimmer gestĂŒrmt war. Diese Augen waren bedrohlicher als der Lauf einer Waffe und sein Zauberstab tödlicher als eine Kanonenkugel. Sie hatte Angst.
âHey seht mal, wer ist denn das? Ist die denn verrĂŒckt, es ist verflucht kaltâ, schrie Harry und versuchte gegen den tosenden Wind anzukommen.
âIst doch jetzt egal, kommâ, rief ihm Hermine zu und zerrte ihn weiter zu den GewĂ€chshĂ€usern, in denen Ron gerade verschwand.
âScheiĂe, ist das Snapeâ, fragte er und zeigte mit seinem Finger auf eine schwarze Gestalt, die sich auf den See zubewegte, an dessen Rand eine kleine Gestalt kauerte.
âDas gibt Ărgerâ, meinte er leise und folgte danach seinen Freunden zum KrĂ€uterkundeunterricht.
âWas zum Teufel machen Sie hier, verdammtâ, bellte eine dunkle Stimme durch den Regen. Snape riss den zierlichen Frauenkörper unter ihm an einem Arm hoch und starrte in trĂ€nennĂ€sse hellblaue Augen.
âSieâ, knurrte er und sein Griff schraubte sich unwillkĂŒrlich fester um ihren dĂŒnnen Arm. Scully schwankte leicht, seine Augen waren schwĂ€rzer als der endlose See, der vor ihnen lag und sie konnte ihren zitternden Körper nicht unter Kontrolle bringen.
âSie hat geweintâ, schoss es Snape durch den Kopf und irgendetwas tief in ihm regte sich. Etwas, das er lange unter Verschluss gehalten hatte versuchte langsam wieder durchzubrechen, so etwas wie Mitleid keimte in ihm auf, sein Herz schmerzte bei dem Anblick der hilflosen Frau, trotzdem siegte der Hass und die Schmach. Er wollte sie bestrafen, ebenso demĂŒtigen, verletzten und doch konnte er es nicht.
Mit einer flieĂenden Bewegung richtete er seinen schwarzen Zauberstab auf sie, zerrte sie am Arm ein StĂŒck nĂ€her an sich heran und zischte in ihr Ohr.
âKennen Sie diesen Gegenstand Miss Scully? Eine falsche Bewegung und ich könnte Sie töten. Sie sind ein einfĂ€ltiges Muggelweib, Sie hĂ€tten sich nicht mit mir anlegen dĂŒrfen, Miss Scullyâ, fĂŒgte er spöttisch hinzu.
Er hatte sie an der Schulter so weit nach oben gezogen, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, ihr Blick war verklÀrt und ihre blauen Lippen bebten, wÀhrend seine Finger sich in ihr kaltes Fleisch bohrten.
âHaben Sie mich verstandenâ, brĂŒllte er und schĂŒttelte sie leicht. Erst jetzt als sein Gesicht dem ihren ganz nahe war bemerkte er die feine, blutige Narbe, die auf ihrer Wange prangte.
âWurde sie nicht schon genug verletzt, was mache ich da eigentlichâ, fragte sich Snape erschrocken und steckte den Zauberstab weg, lockerte den Griff um ihre Schulter jedoch nicht.
Seine schwarzen Augen musterten sie giftig, die Anwesenheit dieser Frau warf ihn völlig aus der Bahn.
âHey Professor, was machn Sie denn daâ, fragte Hagrid plötzlich, der mit groĂen Schritten ĂŒber die Wiesen auf sie zugelaufen kam.
Bei den Beiden angekommen erfasste er misstrauisch das groteske Bild und sah mitleidig auf die zierliche Frau, die ihn aus den Augenwinkeln erschrocken beobachtete.
âLassen Sie das MĂ€del doch mal los, Sie ist schon völlig verĂ€ngstigtâ, meinte Hagrid mit einer Spur von Zorn ĂŒber das brutale Verhalten des Zaubertranklehrer.
âHier hast du sieâ, rief Snape und stieĂ sie angewidert von sich, sodass sie schlieĂlich einige Schritte nach vorne stolperte und von dem Halbriesen aufgefangen wurde. Snape wandte sich ohne sie eines weiteren Blickes zu wĂŒrdigen um und rauschte mit wehendem Umhang ĂŒber die LĂ€ndereien zurĂŒck zum Schloss.
âNa dann kommenâse mal mit, Sie sind ja völlig durchnĂ€sstâ, meinte Hagrid vĂ€terlich und griff mit seiner Bratpfannen groĂen Hand vorsichtig nach Scullys Hand, wobei ihr ganzer Arm verschluckt wurde.
âOh mein Gottâ, murmelte die junge Frau zitternd, lies sich aber von Hagrid zu seiner HĂŒtte begleiten.
âNur rein in die gute Stubeâ, meinte Hagrid lachend und schob sie vor sich in seine Wohnung.
âFang, nein, aus, lass sie in Ruhe, nein, Fang du Sauköter, lass sie in Frieden. Sie mĂŒssen Fang entschuldigen, bei Fremden ist er immer etwas ungestĂŒm, aber isân ganz Lieberâ, sagte er an Scully gewandt, die nur apathisch nickte und sich in die hinterste Ecke der HĂŒtte drĂ€ngte. In dem groĂen Steinkamin loderte ein Feuer, die gierig zĂŒgelnden Flammen erwĂ€rmten das ganze Zimmer und der WildhĂŒter dirigierte die verĂ€ngstigte Scully auf einen ĂŒbergroĂen Holzstuhl, auf den sie sich bebend niederlieĂ, wĂ€hrend Hagrid Tee aufsetzte und Wiesel-Sandwiches anbietend auf den Tisch stellte. Fang hatte seinen riesigen Kopf auf Scullys SchoĂ gelegt und wartete geduldig darauf, von ihr gekrault zu werden und nach kurzem Zögern fuhr sie behutsam mit ihrer Hand ĂŒber das weiche Fell.
âSo isâ gut Fang, braver Fang. Aber nun erzĂ€hlnâse mal, was hatte denn Professor Snape mit Ihnen zu schaffen? Warten Sie kurz, ich holâ Ihnen eine Deckeâ, brummte Hagrid fĂŒrsorglich und Scully nickte dankbar.
âBesser wasâ, lĂ€chelte der Halbriese stolz.
âWoher kommen Sie denn eigentlich, ich hab Sie hier vorher noch nie gesehn.â
âWer sind Sie, wer um alles in der Welt sind Sieâ, fragte Scully jedoch nur zitternd.
âIchâ, fragte Hagrid belustigt âich bin der WildhĂŒter und Lehrer fĂŒr Magische Geschöpfe. HĂŒbsche Tiere haben wir hier, sogar Einhörner, schöne Sache. Sie sind wohl nicht von hier, was? Keine Angst, ich tu Ihnen nix, bin nur nâ bisschen groĂ geraten. Konnte meinen Vater bereits als Kleinkind mĂŒhelos auf den Schrank setzenâ, lachte der Halbriese nun aus vollem Halse und entlockte mit seiner offenen, freundlichen Art selbst Scully ein kleines LĂ€cheln.
Nachdem die rothaarige Frau etwas aufgewÀrmt war und nicht mehr ganz so stark zitterte begann sie mit ihrer Geschichte. Wer sie nach Hogwarts gebracht hatte, warum, das Schicksal ihres Vater, dass sie nicht zaubern konnte und an Magie nach wie vor kaum glauben konnte. Die Auseinandersetzung mit Snape lies sie bewusst aus.
âAch je, schlimme Geschichte, kein Wunder, dass Sie so durch den Wind sind. Aber keine Sorge, Dumbledore kĂŒmmerst sich gut um Sie, der biegt das schon wieder hin.â
Plötzlich klopfte es zweimal laut an der TĂŒre von Hagrids HĂŒtte und Scully zuckte unwillkĂŒrlich erschrocken zusammen. Fang stĂŒrmte nach drauĂen und begrĂŒĂte den Besucher laut bellend.
Dumbledores Gestalt erschien im TĂŒrrahmen und mit einem freundlichen LĂ€cheln begrĂŒĂte er den WildhĂŒter.
âHallo Hagrid, wir haben eine neue SchĂŒlerin auf Hogwartsâ, begann er, doch als sein Blick an Scully hĂ€ngenblieb, die in eine dicke Wolldecke eingehĂŒllt, eine groĂe Tasse Tee vor sich, mit blauen Augen zu ihm aufsah, verstummte er kurz.
âGuten Tag Professorâ, meinte sie höflich.
âWie ich sehe hast du Miss Scully bereits kennen gelernt.â
âJa so isâ es. Hab sie vorhin vor Professor Snape gerettet, war völlig durchnĂ€sst die Armeâ, antwortete Hagrid lachend, doch der Schulleiter musterte Scully besorgt, die nur langsam den Kopf schĂŒttelte.
âWas war denn losâ, fragte Dumbledore scheinbar belanglos.
âWeiĂ auch nicht, er hatte sie am Arm gepackt und angebrĂŒllt. Keine Ahnung war ihm mal wieder nicht gepasst hatteâ, antwortete Hagrid achselzuckend und mit einem Anflug von Stolz, denn immerhin hatte er die hĂŒbsche Frau aus den FĂ€ngen des schwarzen Magiers befreit.
âMiss Scully? Ist etwas zwischen Ihnen und Professor Snape vorgefallen?â
Scully wusste genau auf was er anspielte, er war besorgt, dass der Zaubertranklehrer seine Drohung wahrgemacht hatte, dass sie fĂŒr ihr ungehaltenes Verhalten bezahlen musste.
âEs war nichtsâ, meinte sie schnell. âUnd wenn Sie mich jetzt entschuldigen wĂŒrden, ich möchte mir gerne etwas anderes anziehenâ, sagte sie und erhob sich. Die schwere Wolldecke glitt von ihren Schulten und sie legte sie ordentlich auf den Holzstuhl.
âVielen Dank Hagridâ, lĂ€chelte sie und strich kurz ĂŒber seinen massigen Unterarm âdanke fĂŒr alles. Machâs gut Fang, und sei schön brav.â Sie streichelte den Kopf des groĂen Hundes und machte sich auf zur TĂŒr.
âWarten Sie bitte noch einen Augenblick Miss Scully. Ich wollte Hagrid bitten, morgen mit Ihnen einkaufen zu gehen. Sie benötigen eine Reihe von SchulbĂŒchern, UmhĂ€ngen und natĂŒrlich einen Zauberstab. Je frĂŒher Sie mit dem Unterricht beginnen, desto besser.â
Hagrids Augen begannen zu leuchten und er nickte eifrig mit seinem zotteligen Kopf.
âAber natĂŒrlich Professor. Miss Scully, wenn Sie möchten, dann begleite ich Sie natĂŒrlich gerne in die Winkelgasseâ, antwortete er strahlend.
Obwohl es Scully ĂŒberhaupt nicht behagte, in irgendeiner Gasse Schulsachen zu kaufen und das Zaubern zu lernen, so hatte sie sich fest vorgenommen, es in der Welt ihres Vater zu versuchen. AuĂerdem wollte sie nicht in ihr altes Leben zurĂŒck, ohne Mulder war die Arbeit beim FBI sinnlos und hier schaffte sie es zumindest, ihre Trauer tief in ihrem Inneren einzuschlieĂen.
âGerne, vielen Dank Hagrid, Professor Dumbledoreâ, sie nickte den Beiden noch einmal freundlich zu und verlieĂ dann die HĂŒtte.
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