„Könnte mir vorstellen, dass Hermine nicht die einzige ist, die sich schon lange auf diesen Tag (und dieses Kapitel) gefreut hat...viel Spaß beim Lesen!“ ;)
Kapitel 66-07.07.2000
Harrys Hände zitterten wie Espenlaub. Chris, der bereits seinen nachtblauen Festumhang trug, saß auf der Toilettenschüssel und sah zu, wie er verzweifelt versuchte sein Hemd zuzuknöpfen.
„Bleib ganz locker, Kumpel! Es ist normal, kalte Füße zu bekommen!“
„Ich...ich mach...alles falsch...“, stammelte Harry, riss gewaltsam den Wasserhahn des Waschbeckens auf, füllte seine Handflächen und fuhr sich damit durchs erhitzte Gesicht. „Ich meine...ich hätte alles anders machen sollen! Hermine hätte sich in irgendwen anders verliebt, der nicht in der Schusslinie für Todesser steht. Sie wäre sicherlich auch mit Ron glücklich geworden oder sonst irgendwie, wenn ich sie bloß nicht in dieses Haus gezogen hätte. Ich hab sie ja regelrecht genötigt dazu!“
Mitfühlend sah Chris seinen besten Freund an. Er war so nervös, dass er den größten Unsinn stammelte. Kurzerhand stand Chris auf und gab Harry eine saftige Ohrfeige. Das Klatschen hallte durch das ganze Badezimmer und Harry brannten die Ohren.
„Jetzt reiß dich aber mal zusammen, Harry! Du liebst Hermine, Hermine liebt dich, ihr seid fast drei Jahre zusammen. Sie wohnt hier bereits, und du weißt wie gern sie dich heiraten möchte! Und wenn die Todesser überhaupt noch ne Bedrohung sein sollten, hast du immerhin die besten Schutzzauber auf das Haus gelegt. Du hast gut vorgesorgt.“
„Und wenn es stimmt? Wenn es stimmt, dass Voldemort ein zweites Mal zurückkehrt?“
Chris verzog schmerzhaft das Gesicht als Harry Voldemorts Namen aussprach, fing sich aber augenblicklich wieder.
„Dann werden wir ihn und seine Kumpel ein zweites Mal zum Teufel jagen!“, versuchte er ihn zu beruhigen. Harry klammerte sich fester ans Waschbecken und starrte in sein leichenblasses Spiegelbild. Im Moment fühlte er sich so wenig wie selten zuvor in der Lage gegen Todesser zu kämpfen. In seinem Magen drehte sich alles.
„Soll Dobby Harry Potter vielleicht eine Tasse Kamillentee bringen?“, fragte eine piepsende Stimme. Der Hauself hatte die letzte Woche Tag und Nacht geschuftet, um bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen, natürlich gegen (wie Hermine sorgsam überprüfte) anständige Bezahlung.
„Nein, vielen Dank, Dobby!“, würgte Harry hervor und versuchte ein Lächeln, was aber mehr nach einer Grimasse aussah. „Wenn ich jetzt was zu mir nehme, dann übergebe ich mich!“
Dobby ließ deprimiert die Fledermausohren hängen.
„Doch!“, korrigierte Harry. „Ich brauch einen Feuerwhisky. Das wird mich beruhigen...“
„Oh nein, du trinkst jetzt keinen Whisky!“, schaltete sich Chris ein und packte ihn an den Schultern. Er war stärker als Harry und konnte ihn mühelos festhalten, obwohl sich dieser heftig unter seinem Griff wand.
„Hör zu:“, rief Chris. „Es ist ganz natürlich, jetzt ein bisschen nervös zu werden, aber es ist alles in Ordnung, Harry. Du solltest dich freuen. Hermine freut sich jedenfalls, dich heute zu heiraten.“
„Ich freue mich doch auch...“, murmelte Harry und seine Fluchtversuche nahmen ab. „Ich liebe sie doch...“
„Na also! Jetzt beruhige dich, ja? Das wird der schönste Tag deines Lebens. Und du hast es verdient.“
„Ich weiß nicht...sie ist viel zu gut für mich...“, murmelte Harry und setzte sich auf den Rand der Badewanne. „Ich verdien sie nicht!“ Beruhigend klopfte Chris ihm auf die Schulter, als Owen in der Badezimmertür erschien.
„Ich habe hier jemanden, der Ihnen vielleicht ein wenig Stütze geben könnte, Potter!“, brummte er, und schüchtern trat ein rothaariger Mann an ihm vorbei, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte.
„Hey, Harry...“
„RON!“, rief Harry und sprang auf. „Ehrlich, ich freu mich wahnsinnig dich zu sehen!“
Den Empfang zur Feier hatten nicht Hermine und er, sondern Lupin und Tonks übernommen, und außer den beiden, Chris und ein paar anderen Auroren hatte Harry noch niemand sonst zu Gesicht bekommen, nicht einmal Hermine. Sie machte sich mithilfe von Lavender und inzwischen vermutlich auch Julia im Hobbyraum ihres Kellers zurecht, während Harry sich im Schlafzimmer und dem angrenzenden Badezimmer vorbereitete. Er umarmte Ron. Es bedeutete ihm viel, dass sein ältester, bester Freund dabei sein würde.
„Na, Alter?“, grinste Ron. „Geht's dir so scheiße wie du aussiehst?“
„Hast du ne Ahnung!“, lachte Harry. „Meine Knie brechen gleich ein...“
„Ach, bleib ganz locker. Du schaffst das schon!“, versicherte er.
„Ja...“ Harry schaffte es irgendwie ein Lächeln zustande zu bringen. „Ja, vielleicht...“
„Na, dann mach dich mal in aller Ruhe fertig...und dann kannst du Hermine zur glücklichsten Frau auf der Welt machen!“, fügte Ron lächelnd hinzu.
„Danke, Ron!“
„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich muss mich bei dir bedanken!“, stellte Ron klar. „Und ich freu mich ehrlich für euch beide und dass jetzt endlich der Tag ist, auf den ihr solange gewartet hat.“
Harry nickte und fuhr sich erneut einer Handvoll Wasser durchs Gesicht.
„Weasley, ich möchte Sie nur noch einmal daran erinnern, dass Sie hoffentlich nicht so dumm sind, und irgendwelchen Blödsinn anstellen!“, knurrte Owen. „Es ist eine große Ausnahme, dass Sie hier dabei sein dürfen. Denken Sie daran: Es stehen mehrere Auroren zur Stelle, die alle nur darauf warten, Ihnen bei der kleinsten falschen Bewegung einen Fluch auf den Hals zu jagen. Bitte sein Sie nicht so dumm und probieren irgendeinen Fluchtversuch.“
„Nein, Sir...“, nickte Ron traurig und ließ ein wenig den Kopf hängen. Chris stupste Harry an, zeigte ihm die zwei Verlobungsringe, die Harry und Hermine schon seit fast drei Jahren getragen hatten und die Harry vor der Hochzeit Chris anvertraut hatte, und deutete mit einem Kopfnicken auf Ron. Harry sah ihn überrascht an.
„Bist du sicher?“, flüsterte er, während Ron sich eine weitere Ermahnung von Owen anhören musste.
„Ja, bin ich. Ich bin gerne noch dein Trauzeuge, aber Ron sollte dir bei der Trauung die Ringe geben. Er bedeutet dir mehr als ich.“
„Das ist nicht wahr!“, stellte Harry rasch klar. „Ihr bedeutet mir gleich viel. Du bist auch mein bester Freund, Chris!“
„Aber nicht der älteste!“, erklärte Chris. „Komm jetzt, es ist in Ordnung. Ron ist schon viel länger mit dir befreundet als ich es bin, und ihm würde es auch gut tun, wenn er diese Aufgabe übernehmen würde.“
„Bist du wirklich sicher?“
„Ja doch!“, sagte Chris eindringlich. „Es ist völlig okay so. Es passt besser, weil ihr schon so lange befreundet seid. Und du würdest Ron damit zeigen, dass du ihm wieder vertraust und dass dir eure Freundschaft wichtig ist.“
„Gut. Danke!“, nickte Harry. „Das weiß ich sehr zu schätzen von dir!“ Endlich hatte er es geschafft sein Hemd korrekt und vollständig zuzuknöpfen. Er zog seinen neuen Festumhang über und besah sich prüfend im Spiegel. Der Festumhang war von Madam Malkin eigens für ihn angefertigt worden und hatte ein Vermögen gekostet. Er war nachtblau und bestand aus feinstem Samt, die funkelnden, silbernen Knöpfe trugen als feine Gravierung seine Initialen und ebenfalls silberne Fäden verzierten geschmackvoll und dezent Kragen und die Enden der Ärmel.
„Na also, jetzt gehst du fast als Mensch durch!“, feixte Chris.
„Vielen Dank auch!“, nickte Harry. „Wenn du schon so was sagst, dann muss ich ja perfekt aussehen. Ron, kommst du mal bitte?“ Ron schlurfte zu ihm herüber.
„Ja, was gibt's?“
„Hier, ich hab was für dich...“, meinte Harry und zog die zwei Ringe aus Rosengold mit eingelassenen Rubinen hervor. „Ich möchte dass du und Chris meine Trauzeugen seid und es wäre schön, wenn du Hermine und mir die Ringe reichen würdest. Schließlich bist du unser ältester, bester Freund, Ron!“
Sprachlos starrte Ron ihn an. Er hatte langsam gelernt einzusehen, dass Harry und Hermine ihm für seine Fehler vergeben hatten, aber dass sie ihn immer noch als besten Freund ansahen und Harry ihn sogar als Trauzeugen dabei haben wollte, damit hatte er nicht gerechnet. Zitternd streckte er die linke Hand aus, doch kurz bevor Harry die Ringe hereinfallen lassen wollte, zerrte er Rons Arm zu sich. Es war ein wunderschöner, warmer Sommertag, und Ron hatte die Ärmel seines alten, abgetragenen Festumhangs wegen der Hitze zurückgeschlagen. Prüfend musterte Harry Rons linken Unterarm. Noch immer war das dunkle Mal darauf zu erkennen, doch es war rot angelaufen und auch die Haut drum herum sah in großen Flächen ebenfalls aus wie eine überreife Tomate.
„Was ist das denn?“, fragte er bestürzt.
„Das? Das nennt man „dunkles Mal“, Harry...“
„Nein, ich meine, warum ist es so rot?“
„Ach das? Ich hab versucht es weg zu kratzen.“ Harry sah überrascht auf. „Na ja, ich kann's nicht mehr sehen...“, fuhr Ron verlegen fort. „Und ich hab so ne Wut darauf, dass ich mir die Haut da schon total wund gerieben habe, bloß damit das verdammte Mal endlich weg ist! Hat leider nicht wirklich geklappt.“ Harry schmunzelte. Und ein Stein fiel ihm vom Herzen. Er hatte schon gedacht, es könnte irgendetwas mit Voldemort zu tun haben.
„Ron, du musst auch noch deinen Festumhang anziehen!“, meinte er schließlich. Fragend blickte Ron an seinem alten Festumhang herunter. „Du musst als mein Trauzeuge so ähnlich gekleidet sein wie ich!“, erklärte Harry, ging ins Schlafzimmer und nahm einen ebenfalls nachtblauen Festumhang vom Bett, den er Ron zuwarf. Er war ebenfalls aus Samt, hatte jedoch keine Verzierungen in Silber. Es war genau das gleiche Exemplar, das Chris bereits trug. „Ich hatte nämlich fest gehofft, dass ihr beide meine Trauzeugen sein würdet, deshalb hab ich den schon für dich besorgt.“
Atemlos fuhr Ron den Stoff des Festumhangs entlang. Auch wenn er nicht so verziert wie Harrys Festumhang war, noch nie hatte er etwas so Feines besessen.
Mit Chris und Ron an seiner Seite fühlte Harry sich schon um einiges kräftiger, als er über die große Terrasse hinaus in den Garten trat, in dem die Trauung stattfinden sollte. Schon auf den ersten, groben Blick sah er, dass sie wohl schon bald vollzählig sein mussten. Im vorderen Gartenbereich stand Lupin mit seiner Frau Tonks, die Ted auf dem Arm hatte, bereit, um Gäste willkommen zu heißen. Ein kleiner Spalt des Blutzaubers war auf der Höhe des Eingangstores aufgehoben worden, damit Gäste ohne Begleitung von Harry und Hermine das Gelände betreten konnten, aufmerksam bewacht von Gilbert und Lesnie, zwei Auroren aus dem Ministerium. Owen und Dwight indes patrouillierten im Garten auf und ab und warfen ein scharfes Auge auf die Festlichkeit. Lupin trug einen alten, abgewetzten Festumhang in einem stürmischen Grau, Tonks hingegen hatte (passend zur Farbe ihrer Haare) sich für ein knallpinkes Kleid entschieden. Neben ihnen stand ein großer, runder Tisch, auf dem sich bereits allerhand Geschenke stapelten. Nur einige Schritte dahinter war eine kleine Bartheke aufgebaut, hinter der Winky, zwei weitere Hauselfen aus Hogwarts und inzwischen auch wieder Dobby standen, die zum Empfang Appetithäppchen, Sekt und andere Getränke verteilten. Hermine hatte ihnen wiederholt angeboten sie zu bezahlen, worauf alle außer Dobby vor Schreck aufgeschrien hatten. Harry und sie waren dann übereingekommen, stattdessen eine Spende an das Schloss auszurichten, da sie sich die Hauselfen für ihre Hochzeit hatten „ausleihen“ dürfen. Neben der Theke standen Bill und Fleur, die die kleine Isabelle an der Hand hielt. Bill, noch immer mit langem, unbändigem Haar und Giftzahn-Ohrring, trank Sekt, Fleur jedoch, die offensichtlich wieder hochschwanger war, begnügte sich mit Orangensaft. Nicht weit hinter ihnen stand ein weiterer Teil der Familie Weasley. Fred und George unterhielten einen Teil der Gesellschaft damit, dass sie sich durch Lockern ihrer Krawatten Eselsohren wachsen ließen, die immer länger wurden, je lockerer sie die Krawatten banden.
„Na, das passt wenigstens zu euch!“, meinte Mrs. Weasley kopfschüttelnd. Ginny lachte über ihre Späße, und auch Percy versuchte seine Belustigung unter Beweis zu stellen, doch sein Lachen klang eher wie eine verrostete Wasserpumpe. Nur Mr. Weasley achtete kaum auf seine beiden Söhne: Er warf immer wieder begehrliche und ziemlich auffällige Blicke zu einer anderen Gruppe. Mr. und Mrs. Granger standen bei den Dursleys, und, da Onkel Vernon und Tante Petunia wohl froh waren, nicht die einzigen „Normalen“ auf der Feier zu sein, unterhielten sie sich ungewohnt freundlich für Dursley-Verhältnisse miteinander. Onkel Vernon musste bei dem warmen Wetter in seinem steifen und korrekten Nadelstreifenanzug jedoch ungemein schwitzen, kein Vergleich zu dem leichten, aber trotzdem vornehmen Sommeranzug von Hermines Vater oder den mitunter sehr bunten Festumhängen der anderen Hochzeitsgäste. Sein Kopf war so rot wie eine Tomate, was sonst nur vorkam, wenn er sich (vorzugsweise über Harry) besonders aufregte. Dudley versuchte, sich ein wenig im Schatten seiner Mutter zu verstecken (was kolossal misslang, denn er war ungefähr dreimal so breit wie sie), was vermutlich an einem anderen Besucher nicht weit von ihnen lag. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er Dudley mit einem rosanen Regenschirm einen Ringelschwanz wachsen lassen, was dieser offenbar noch nicht vergessen hatte. Wie bei festlichen Anlässen üblich in einen scheußlichen Maulwurffellmantel gekleidet, war Hagrid, dessen Sektglas in seiner massigen Hand eher wie ein winziges Schnapsgläschen wirkte, in einer angeregten Unterhaltung mit Charlie, Rons älterem Bruder, vertieft, die mit Sicherheit von Drachen handelte. Ein Stück hinter den beiden standen die übrigen Professoren aus Hogwarts um einen Stehtisch herum. Sie prosteten sich zu, wobei der winzige Professor Flitwick einen Hechtsprung machen musste, um das Sektglas auf dem Stehtisch erreichen zu können. Fast direkt neben ihnen standen Neville und Luna, die noch immer ein Paar zu sein schienen, denn während sie ihren Sekt tranken, waren ihre freien Hände ineinander verschränkt. Neville trug einen erdbraunen Festumhang, während Luna sich für ein kristallblaues Kleid entschieden hatte. Ein ganzes Stück abseits, schon an der den Garten eingrenzenden Hecke, standen zwei weitere Paare. Lars und Thomas aus Harrys Aurorenausbildung, sowie zwei junge Frauen. Thomas' Begleitung war zierlich, blond und hübsch und musste seine Freundin Katja sein, von der Thomas Harry bereits bei der Abschlussprüfung erzählt hatte. Lars' Partnerin war hochgewachsen, dafür spindeldürr, beinah knochig und hatte feuerrote, lange Haare, die ihr bis über den Rücken hinaus reichten. Maurice war anscheinend nicht gekommen. Noch einige Meter hinter ihnen stand Moody, der ebenfalls ein wachsames (und ekelerregend rotierendes) Auge auf die Festgesellschaft hielt. Er war als Auror zwar mittlerweile wieder in den Ruhestand getreten, Harry und Hermine hatten ihn jedoch ganz unabhängig davon eingeladen. Auch er hatte geholfen, ihr Haus in Godrics Hollow wieder in Stand zu setzen, und seine permanente, fast schon krankhafte Wachsamkeit war ein positiver Nebeneffekt.
Hinter der Festgesellschaft standen mehrere Reihen makellos weißer Stühle, exakt in der Mitte zog sich ein freier Gang durch sie hindurch, der zu einer gewaltigen Linde führte, die das Zentrum des Gartens ausmachte. Unter ihren Zweigen stand ein ebenfalls weißer, aufwendig verzierter Torbogen, der von Rosen umrankt war, deren Rot an die Farbe von Blut erinnerte. Noch ein ganzes Stück hinter der Linde erhoben sich schließlich die Torstangen des eigenen Quidditch-Feldes, das Harry besaß und das das Ende des Gartens ausmachte.
Kaum hatte er den Garten betreten, richteten sich sämtliche Augenpaare auf Harry. Die meisten hatten ihn bis jetzt noch gar nicht gesehen, da Lupin und Tonks den Empfang ausgerichtet hatten. Harry hatte halb damit gerechnet, gleich von allen Gästen bedrängt zu werden, doch sie hielten taktvoll Distanz und lächelten ihm nur erwartungsvoll zu. Womöglich war ihm anzusehen, dass er furchtbar nervös und aufgewühlt war.
„Ähm...Hallo zusammen!“, rief Harry, der den Eindruck hatte, dass sie jetzt eine Ankündigung oder wenigstens ein paar Worte von ihm erwarteten. „Es freut mich, dass...dass ihr alle zur Hochzeit von Hermine und mir erschienen seid.“ Fast alle begannen wie auf einen Schlag zu applaudieren, ganz so, als hätte Harry eine großartige Rede gehalten. Ermutigend klopfte Chris ihm auf die Schulter. Als das Klatschen langsam wieder abnahm, überlegte Harry schon fieberhaft, was er als nächsten sagen oder tun sollte, als Lupin bereits die Gelegenheit und das Wort ergriff.
„Vielleicht sollten wir jetzt alle Platz nehmen!“, rief er laut. „Die Trauung von Hermine und Harry wird in wenigen Augenblicken beginnen. Zum Gratulieren wird hinterher noch genügend Zeit sein.“
Das leuchtete ein, und da Harry immer noch kreidebleich war, verzichteten sie vorerst auf ein persönliches Gespräch, leerten ihre Gläser und strömten zu ihren Plätzen. Nur Hagrid zwinkerte ihm noch einmal zu, bevor er sich auf ein breites, weißes Sofa nieder plumpsen ließ, das extra für ihn in der letzten Stuhlreihe aufgestellt war. Gespannt beobachteten die Gäste Harry, während er mit Lupin an seiner Seite durch die Stuhlreihen hindurch Richtung Torbogen ging. Chris und Ron folgten den beiden.
„Danke, Remus...“, flüsterte Harry.
„Keine Ursache.“, lächelte Lupin. „Fast dasselbe hab ich in diesem Garten vor zwanzig Jahren schon mal gesagt.“ Harry wäre beinah ins Stolpern geraten.
„Mum und Dad haben auch hier geheiratet?“
„Allerdings haben sie das!“, nickte Lupin. „Und die beiden wären heute sehr stolz auf dich, und Sirius auch!“ Er lächelte ihm ein letztes Mal aufmunternd zu und setzte sich in der ersten Reihe, die sie mittlerweile erreicht hatten, auf den ersten Platz, direkt neben Tonks. Auf der anderen Seite saßen Hermines Eltern, um sie und die Lupins drapierte sich die Weasley-Familie in erster und zweiter Reihe, während Luna, Neville und Lars und Thomas samt Begleiterinnen in der Mitte Platz genommen hatten. Professoren und Auroren (die, da alle Gäste eingetroffen waren, den Blutzauber wieder geschlossen hatten) saßen in respektvoller Entfernung etwas weiter hinten, ebenso wie die Dursleys, die sich für die letzte Reihe entschieden hatten, zweifelsohne um falls nötig als erste verschwinden zu können.
Der in einen (passend zu Dekoration und Tischgestecken) violetten Umhang gehüllte Abgeordnete des Ministeriums, der die Hochzeit durchführen würde, schüttelte Harry und seinen Trauzeugen die Hand, als die drei den Torbogen erreichten. Der Mann schien älter als Stein zu sein: Er war vollkommen glatzköpfig und sein Gesicht hatte so viele Falten, das man nur erahnen konnte, welchen Gesichtsausdruck er gerade machte. Harry kannte ihn bereits vom Sehen als Bill und Fleur und Lupin und Tonks geheiratet hatten.
Die Terrassentür wurde geöffnet und zwei junge Frauen, die beide absolut identische, tiefrote Kleider trugen, kamen mit eiligen Schritten heraus gelaufen. Lavender trug ihr blondes Haar offen und hatte es ganz glatt gekämmt, Julia hatte ihr dunkelbraunes Haar ebenfalls offen gelassen, es hing ihr jedoch in Wellen über die Schultern hinüber. Beide trugen lediglich eine kleine, schmucklose Halskette. Es war nicht ihre Aufgabe als Brautjungfern besonders aufzufallen. Fröhlich winkten sie den Gästen zu, während sie durch die Stuhlreihen zum Torbogen gingen. Bei Hermines Vater angekommen, beugte sich Julia zu ihm herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf sich Mr. Granger augenblicklich erhob und Richtung Anwesen zurückging, während Julia Lavender auf die andere Seite des Torbogens folgte.
Die zwei Brautjungfern in tiefem, sattem Rot stellten sich auf der linken Seite des Torbogens auf, der Bräutigam und seinen beiden Trauzeugen in dunklem Nachtblau auf der rechten, und in der Mitte, direkt unter dem Torbogen, stand der Ministeriumsangestellte, dessen violetter Umhang beinah wie eine Mischung aus den beiden Farben wirkte. Es war ein wunderschöner Sommertag. Keine Wolke zeigte sich am komplett blauen Himmel und die Sonne strahlte in ihrer ganzen Pracht auf die Hochzeitsgesellschaft hinab.
„Was für eine schöne Hochzeit...“, dachte Lavender schmunzelnd. „Ich frag mich, wann meine eigene wohl dran ist...oh Merlin, Harry wird in Ohnmacht fallen, wenn er Hermine sieht.“ Doch dies schien durchaus auch ohne Hermine möglich zu sein, Harry wirkte zumindest, als ob er jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren würde. In diesem Moment wurde Lavender auf die Schulter getippt.
„Lav?“, flüsterte Julia.
„Was denn?“
„Als wir hier angekommen sind, hat Chris mir gesagt, ich soll dir das hier jetzt geben.“ Und sie drückte ihr einen kleinen Pergamentzettel in die Hand. Verwundert sah Lavender sie an.
„Wieso denn?“, fragte sie. Warum gab Chris Julia eine Nachricht für sie? Und warum jetzt? Sie blickte zu Chris, der an der anderen Seite des Torbogens, nur einige Schritte von ihr entfernt, stand. Er war gerade damit beschäftigt gemeinsam mit Ron darauf zu achten, dass Harry nicht ohnmächtig wurde. Doch er fing ihren Blick auf, sah den Pergamentzettel in ihren Händen und nickte aufmunternd. Stirnrunzelnd faltete Lavender ihn auf. Es war eine sehr kurze Nachricht. In schwarzer Tinte und Chris' grober, hektischer Schrift stand da lediglich:
28.August?
Fragend sah Lavender wieder zu ihm auf. Was sollte das bedeuten? Chris grinste noch breiter, hob seine rechte Hand hoch und tippte einmal sanft gegen die Wurzel des Ringfingers. Lavender schlug vor Schreck die Hand vor den Mund. Damit hatte sie als Letztes gerechnet. Erwartungsvoll blickte Chris sie an.
„Und?“, bildeten seine Lippen lautlos. Lavenders Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln.
„Ja!“, antwortete sie, ebenso stumm. „Ja, ja, ja!“ ergänzte sie, wobei die Worte nun ganz leise über ihre Lippen kamen, jedoch nicht laut genug, als dass sie irgendjemand hätte hören können, nicht einmal Julia. Chris hätte beinah zu lachen angefangen und Lavender strahlte geradezu übers ganze Gesicht.
Nervös starrte Harry in Richtung Terrassentür. Schon einen Tag lang hatte er Hermine nicht mehr zu Gesicht bekommen. Traditionsgemäß hatte sie die letzte Nacht vor der Hochzeit nicht in Godrics Hollow, sondern in ihrem alten Schlafzimmer im Haus ihrer Eltern verbracht.
„Hast du alles?“, fragte Harry. Hermine, die eine kleine Reisetasche in der Hand hielt, nickte lächelnd.
„Für einen Tag wird es schon reichen, Harry.“
„Ach ja: Dann bräuchte ich jetzt noch den Ring zurück!“, erinnerte er sie. Wieder nickte Hermine, zog ihn vom linken Ringfinger ab und ließ ihn in Harrys ausgestreckte Hand fallen.
„Normalerweise würde ich mir in dieser Situation jetzt die Augen ausweinen.“
„Du weinst ja auch!“, grinste Harry.
„Nur vor Glück!“, lachte Hermine. Die beiden tauschten noch einen letzten, liebevollen Abschiedskuss, dann verschwand Hermine durch das Tor und disapparierte.
Die Minuten verstrichen ohne das etwas passierte und Harry wurde von Sekunde zu Sekunde zunehmend nervöser.
„Sie kommt nicht!“, schoss ihm plötzlich durch den Kopf. An diesen Gedanken hatte er zuvor nicht mal im Traum gedacht, doch jetzt bohrte er sich wie eine hässliche, böse Schlange in die Rückwand seines Schädels hinein. „Sie macht einen Rückzieher, sie lässt mich am Altar stehen, sie will gar nicht...“ Doch in diesem Moment öffneten sich schwungvoll die Flügeltüren der Terrasse und als er Hermine erblickte, waren diese Befürchtungen und auch seine Nervosität wie weggewischt. Er starrte sie an, als sei sie nicht von dieser Welt und er dachte noch, das konnte sie auch nicht sein, so wunderschön war sie. Hermine erwiderte seinen Blick und lächelte ihn zaghaft an. Sie konnte gar nicht glauben, dass der Tag endlich gekommen war, der Tag an dem sie ihre große Liebe heiraten würde. An dem Harry sie zur Frau nehmen würde, an dem sie nicht mehr Granger sondern (ganz offiziell) Potter heißen würde. Es schien schon ewig her zu sein und das war es auch, als Harry sie in Dumbledores Büro gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wolle, nachdem sie gerade mal einen einzigen Tag zusammen gewesen waren. Viel war seit diesem Tag passiert. Harry war noch immer gebannt von der Frau, die er in wenigen Augenblicken heiraten würde. Er war schon oft von ihrer Schönheit überwältigt gewesen. Als er Hermine zur Hochzeit von Bill und Fleur im weißen, mit Goldfäden bestickten Kleid, zu ihrem Abschlussball im sexy schwarzen Abendkleid und zum Fest in der Walburgaburg im bodenlangen Abendkleid aus dunkelblauem Satin gesehen hatte. Doch das Aussehen von Hermine an diesem Tag stellte alles in den Schatten, was er jemals gesehen hatte.
Hermine trug ein makellos weißes, trägerloses Hochzeitskleid, dessen Schleppe bis zu Boden reichte. Ab der Hüfte abwärts wurde er sehr ausladend, war breit geschwungen und warf tiefe Falten, aufwärts hingegen war es so eng geschnitten, dass es wie eine Korsage aussah und dicht am Körper anlag, und da Hermine frühestens gerade im zweiten Monat schwanger sein konnte, war sie auch noch schlank wie eine Elfe und das Kleid bildete regelrecht eine Wespentaille. Der „Korsagen-Teil“ des Kleides bildete ein erotisches, aber nicht zu verruchtes Dekolletee und war an den Seiten aufwendig mit silbernen Steinchen und Pailletten besetzt, die exakt dem Silber von dem Amulett entsprachen, das Hermine um den Hals trug und auf dem Saphire ein kunstvolles, tiefblaues „H“ bildeten. Es war Harrys Weihnachtsgeschenk. An ihren Ohren hingen ebenfalls silberne, mit kleinen, blauen Steinchen verzierte Ohrringe, nur ihre Arme und Hände, die in ellenbogenlangen, feinen weißen Handschuhen aus Seide steckten, hatten nicht das geringste bisschen Schmuck, kein Armreif, kein Band und erst Recht keinen Ring. Stattdessen trug Hermine einen Strauß tiefroter Rosen in den Händen, die, auch wenn man es unkreativ hätte nennen können, für Hermine die romantischsten aller Blumen und ein absolutes Muss für die Hochzeit war. Das kastanienbraune Haar hatte sie wie schon so oft mit silbernen Spangen hochgesteckt, aber diesmal so aufwendig und sorgfältig, dass ihre Frisur, bei der einzelne Locken hinab hingen und ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht umrahmten, absolut perfekt aussah. Ihre Pfirsichhaut war makellos, und ihre natürliche Schönheit war durch das dezente Make-Up nur leicht unterstrichen worden. Ein wenig Rouge hatte sie auf die Wangen aufgetragen und für den Mund hellen, rosafarbenen Lipgloss benutzt, aber mithilfe von Wimperntusche eher die rehbraunen Augen betont, die Harry in diesem Moment voller Liebe anstrahlten.
Mittlerweile hatten sich auch die Hochzeitsgäste zu der aufgetauchten Braut umgedreht, und Hermine erntete viele beeindruckte Blicke und mehreren blieb bei ihrem Anblick regelrecht der Atem stehen. Nervös lächelte sie in die Runde, in dem Moment als ein Organist (der den Ministeriumsabgeordneten
bei fast allen Hochzeiten begleitete) auf seiner großen, prächtigen Orgel Mendelssohns Hochzeitsmarsch zu spielen begann und Hermines Vater sie zum Altar führte.
Die gesamte Hochzeitsgesellschaft starrte gebannt auf Hermine, die, an der Seite ihres Vaters, langsam und bedächtig den Weg zum Altar ging (ein Glück, denn der Hochzeitsmarsch war ziemlich lang), wo Harry, die zwei Trauzeugen Chris und Ron, die zwei Brautjungfern Lavender und Julia und der Abgeordnete des Ministeriums unter dem weißen Torbogen bereits warteten. Besonders Leute wie Neville und Luna, die Hermine zwar gut kannten aber sie lange Zeit nicht mehr gesehen hatten, waren geradezu sprachlos über ihre Schönheit. Mrs. Granger schniefte und konnte kaum glauben, dass nun ihr Töchterchen, ihr einziges Kind, über den Altar schritt und heiraten würde, und als Mr. Granger sie schließlich zu Ende geführt und Harry übergeben hatte, rannen auch Hermine die Tränen die Wangen herunter, so glücklich war sie, und so fassungslos, dass der Zeitpunkt nun endlich gekommen war. Mr. Granger setzte sich wieder neben seine Frau, schloss einen Arm um sie und voller Freude betrachteten die beiden das Brautpaar, das in der Mitte zwischen Brautjungfern und Trauzeugen stand.
Harry lächelte Hermine scheu an und konnte sein Glück kaum fassen. Er liebte diese Frau, und er würde sie heiraten und nie mehr loslassen, das wusste er in diesem Moment sicherer als er jemals irgendetwas gewusst hatte. Sie war perfekt für ihn. Genau das, was er sein Leben lang gesucht hatte, die Frau, mit der er für immer zusammen sein wollte.
Der Abgeordnete des Ministeriums räusperte sich und eine vollständige Stille trat ein.
„Wir haben uns...“, begann er mit unerwartet kräftiger, klarer Stimme für sein Alter, „...hier an diesem Julitag zusammen gefunden, weil wir zwei geliebte Menschen unter uns in den heiligen magischen Stand der Ehe begleiten wollen. Sie haben sich dazu entschieden, ihr weiteres Leben Hand in Hand fortzusetzen, verbunden durch die Heirat, als Mann und Frau.“
Harry schluckte. Unverwandt hatten die beiden sich seit Hermine aufgetaucht war, gegenseitig angestarrt. Schließlich begann er zu sprechen.
„Hermine: Ich bin jeden Tag dafür dankbar, dass du in mein Leben getreten bist. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich bemerkt habe, dass ich dich liebe. Vielleicht weil du schon fast von Anfang an als beste Freundin ständig an meiner Seite warst, und doch hab ich bald bemerkt, dass ich noch viel mehr für dich empfinde als nur Freundschaft. Du vervollständigst mich, du bist mein Licht, du bist die Liebe meines Lebens, Hermine.“
Hermine strahlte und antwortete:
„Harry: Seit wir uns damals im Schulzug begegnet sind, wusste ich, dass ich etwas für dich empfinde. Dass es Liebe war, hat sich schon bald darauf gezeigt, aber eingestehen wollte ich es mir für lange Zeit nicht, doch jetzt kann ich mit Gewissheit sagen, dass ich dich schon immer geliebt habe und dich immer lieben werde. Du bist der Mann meines Lebens, und ich kann mein Glück kaum fassen, dass wir Mann und Frau werden.“
Sie hatten nur Augen füreinander und bemerkten nicht, wie die Hochzeitsgäste sie betrachteten. Sie sahen nicht, dass jetzt nicht nur Mrs. Granger, sondern auch Mrs. Weasley mittlerweile die Freudentränen die Wange herunterliefen, dass Lupin und Tonks sich freudig zulächelten oder dass Dumbledore über die beiden Verliebten zufrieden schmunzelte.
„Harry und Hermine haben beschlossen, sich nach dem Ritual der Magie trauen zu lassen.“, fuhr der Ministeriumsabgeordnete fort. „Nur wenige Paare entscheiden sich noch für diesen Weg, da es ein unumkehrbarer Weg ist. Wer durch Magie miteinander verheiratet ist, bindet sich ein Leben lang, und die Heirat in unwiderrufbar. Ein durch Magie verheiratetes Paar kann sich nicht einfach scheiden lassen, allein der ernstgemeinte Versuch würde beide die Zauberkraft und vielleicht sogar das Leben kosten.“
Ein kurzer Ausdruck des Schreckens ging durch die Reihen der Gäste, jedoch nicht von Harry und Hermine.
„Somit besteht eine magisch geschlossene Ehe bis zum Tod!“, erklärte der alte Mann. „Es mag beunruhigend wirken können, aber es ist auch ein klares Zeichen für die tiefe und ehrliche Liebe die man füreinander hegt und den Wunsch, ein Leben lang als Mann und Frau vereint zu sein. Harry, Hermine...“, richtete er an das junge Brautpaar. „Ihr wisst, um was es geht und welche Bürde ihr euch selbst mit eurer Liebe aufladet. Ich werde euch beiden eine Minute Bedenkzeit geben, damit ihr noch einmal mit euch selbst klären könnt, ob ihr diesen Weg wirklich, und das bedeutet zu einhundert Prozent, einschlagen möchtet. Es ist kein Zeichen von nicht vorhandener Liebe wenn einer von euch beiden diesen Weg nicht gehen möchte, sondern nur von Vorsicht. Ich kann euch beide ebenso ohne magische Bindung trauen, und ich kann das Zauberbündnis zwischen euch beiden jederzeit nachholen, wenn ihr möchtet und euch jetzt noch zu unsicher dazu seid. Beherzigt das!“
Damit begann er zu schweigen und eine drückende, gespannte Stille folgte, in der sowohl Harry als auch Hermine noch einmal ernsthaft darüber nachdachten, ob sie auch nach diesem Ritual heiraten wollten. Doch als Harry sie anschaute und sie seinen Blick lächelnd erwiderte, da war alles Nachdenken unnötig geworden. Schließlich wandte sich der Ministeriumsabgeordnete an Harry.
„Harry James Potter. Willst du die hier anwesende Hermine Jane Granger zur Frau nehmen, ihr beistehen, sie leben und ehren bis in alle Zeiten?“
„Ja, ich will!“, nickte Harry mit fester Stimme. Mrs. Weasley wischte sich eine Träne aus den Augen.
„Und willst du nach den Gesetzen der Magie Hermine zu deiner Frau nehmen, deren Bedingungen ich hier soeben vorgetragen habe?“
„Ja!“ Er war sich ganz sicher, niemals wieder jemand anderen als Hermine als Frau haben zu wollen. „Ich will!“ Der alte Mann nickte und wandte sich nun an Hermine.
„Hermine Jane Granger, willst du den hier anwesenden Harry James Potter zu deinem Mann nehmen, ihm beistehen, ihn lieben und ehren bis in alle Zeiten?“
„Ja.“, stimmte Hermine zu und eine weitere Träne des Glücks bahnte sich ihre Wange herunter. Hätte Julia das Make-Up nicht mithilfe von Zauberkraft haltbarer gemacht, wäre es inzwischen mit Sicherheit schon halb ruiniert gewesen, doch es sah ebenso tadellos aus wie vorher. „Ich will!“
„Und willst du Harry hier ebenfalls nach den Gesetzen der Magie zu deinem Mann nehmen, von deren Bedingungen auch du in Kenntnis gesetzt bist?“ In der Sekunde, in der Stille herrschte, drang Harry der schreckliche Seitensprung mit Christina Hopkins in die Gedanken. „Sie wird es nicht!“, dachte er, doch Hermine unterbrach seine Überlegungen.
„Ja, ich will!“, rief sie freudestrahlend. „Von ganzem Herzen!“
„Dann darf ich nun um die Ringe bitten!“
Ron, der die zwei Hochzeitsringe auf einem roten, samtenen Kissen trug, reichte sie den beiden. Hermine streckte die Hand aus und Harry, der erst jetzt sah, dass ihre Handschuhe eher Armstulpen waren, die nur einen Teil des Handrückens bedeckten und auch die Finger freiließen, steckte ihr ihren Hochzeitsring an den Ringfinger der nun rechten Hand, und ebenso steckte Hermine ihm seinen Ring an.
„Bitte haltet euch an beiden Händen!“, bat der Ministeriumsabgeordnete, und als sie das taten und sich verliebt und voller Glück ansahen, hob er seinen Zauberstab und zwei faustgroße, goldene Kugeln sprangen aus der Spitze hervor und schwebten jeweils hinter den Rücken von einem. Dann schossen mehrere goldene Fäden aus den Kugeln hervor, umschlangen ihre Leiber und trafen in der Mitte zwischen den beiden aufeinander, wo sie leuchtend miteinander verschmolzen und so ein immer dichteres Band um die beiden schlossen, bis es schließlich aussah, als ob mehrere goldene Schals um Harry und Hermine geschlungen waren und sie so aneinander drückten. Ein langer Summton ertönte, ganz so wie das nachklingende Geräusch einer bauchigen Glocke. Harry und Hermine hatten das Gefühl, als würde eine warme Flüssigkeit durch ihre Adern fließen, bis das goldene Band um sie schließlich weiß aufglühte und sich dann langsam in Luft auflöste.
„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau! Harry, du darfst die Braut jetzt küssen!“ Und Harry nahm Hermines Gesicht sanft in beide Hände und drückte leidenschaftlich seine Lippen auf ihre, und als ihre Münder sich berührten, seufzte Hermine unwillkürlich auf, schloss vor Behagen die Augen und erwiderte den Kuss voller Inbrunst, während sie mit den Armen Harry an sich presste.
Ron hatte die ganze Hochzeitszeremonie voller Glück und ehrlicher Freude über die beiden verfolgt, und als seine besten Freunde, die sich so sehr liebten und endlich verheiratet waren, diesen innigen Kuss austauschten, war er der erste, der begeistert zu klatschen anfing, worin recht schnell alle Hochzeitsgäste einstimmten, und schließlich tosender Applaus herauf brannte.
„Ich liebe dich!“, flüsterte Harry in Hermines Mundraum hinein und achtete nicht im Geringsten auf die Gäste.
„Ich liebe dich auch...“, murmelte Hermine und gewährte seiner Zunge mit ihrer herumzubalgen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Harry und Hermine sich endlich voneinander lösten und sich lächelnd der noch immer applaudierenden, inzwischen von den Sitzen aufgestandenen Festgesellschaft zuwandten, zu denen sich inzwischen auch Chris, Lavender, Ron und Julia gestellt hatten.
„Der Brautstrauß...“, flüsterte Harry Hermine zu.
„Ach ja!“, nickte sie, und warf in hohem Bogen den Rosenstrauß in die Luft, damit die potentielle nächste Braut gefunden werden konnte. Er flog hoch und steuerte dann immer schneller werdend direkt auf Lavender zu. Sie erhob bereits die Arme um ihn zu fangen, als...
„Accio!“
Der Blumenstrauß entging knapp Lavenders Griff und schoss davon. Schließlich hielt eine übers ganze Gesicht grinsende Julia den Zauberstab in der Rechten und den Strauß Rosen in der Linken. Die ganze Festgesellschaft lachte amüsiert, nur Lavender machte ein saures Gesicht.
„Mach dir nichts draus...“, flüsterte Chris ihr ins Ohr, während Julia, den Brautstrauß fest in der Hand, Ron vielsagend zuzwinkerte, worauf sich seine Wangen vor Verlegenheit rot färbten. „Nur noch sieben Wochen, ja?“ Lavender leuchtete ihn an, packte ihn im Nacken und zog ihn zu sich hinunter, sodass sie ihm einen hingebungsvollen Kuss geben konnte.
Als der Applaus vorüber war, drängten sich die Hochzeitsgesellschaft zu ihnen durch um ihnen zu gratulieren, allen voran Hermines Eltern. Mrs. Granger umarmte die beiden herzlich und Harry hatte das Gefühl, sie wolle ihn nie wieder loslassen, bis sie sich schließlich doch von ihm trennte und ihre grünen, strahlenden Augen zu ihm aufblickten.
„Ich freu mich so für euch, Harry! Du wirst Hermine sicherlich ein großartiger Ehemann sein!“
„Ich werds versuchen!“, grinste Harry, dem nun von Mr. Granger väterlich die Hand geschüttelt wurde. „Wir geben euch euer Hochzeitsgeschenk etwas später, ja? Es steht vorne auf dem Hof.“
Fragend blickte Harry seine Frau an, doch Hermine zuckte nur ebenfalls mit den Schultern, und bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnten, drängten sich Mr. und Mrs. Weasley nach vorn um die beiden zu beglückwünschen.
„Ich hoffe, ihr könnt mit unserem Geschenk etwas anfangen!“, schniefte Mrs. Weasley und drückte noch einmal. „Es ist nichts besonderes, aber alle Weasleys haben zusammen gelegt, um es euch kaufen zu können, und wir hoffen, dass ihr uns nicht ganz dabei vergesst.“
„Mrs. Weasley, wir könnten euch niemals vergessen!“, meinte Hermine.
„Ihr seid fast wie unsere eigene Familie!“, fügte Harry hinzu, worauf Mrs. Weasley die beiden noch mal umarmte. Auch die übrigen Weasleys, sowie Fleur und ihre kleine Tochter Isabelle hatten sich nun zu den beiden vorgedrängt und gratulierten ihnen von Herzen.
„Vielen Dank!“, rief Hermine. „Und vielen Dank auch für das Geschenk, sie ist echt wundervoll! Wir werden sie sofort in unserem Wohnzimmer aufstellen.“
„Ich hab diese Art von Uhren sofort gemocht, als ich sie zum ersten Mal bei euch gesehen habe!“, ergänzte Harry. „Wir freuen uns wirklich sehr darüber!“ Lächelnd schaute er auf die große und ziemlich edel aussehende Standuhr, die wie erwartet nicht die Uhrzeit angab, sondern deren Ziffernblatt nur Dinge wie „Zuhause“, Arbeit“, „Krankenhaus“, „Gefängnis“, „Schule“ oder „Tödliche Gefahr“ zeigte. Bisher hatte sie zwei Zeiger: Einen für Harry und einen für Hermine.
„Wir dachten, das könnt ihr sicher gut gebrauchen, wo ihr doch jetzt schon eine kleine Familie seid!“, lächelte Mr. Weasley. „Ihr könnt so viele Kinder später hinzufügen wie ihr wollt, es sind genug Zeiger dabei.“
„Na ja, Hermine und ich hatten uns auf eine Quidditch-Mannschaft beschränkt!“, grinste Harry und legte liebevoll einen Arm um Hermines Taille.
„Sieben Kinder?“, staunte Mrs. Weasley. „Unterschätz das aber nicht, meine Liebe. Nicht nur wegen der Geburt, sondern auch wegen der...Aufzucht.“
„Danke, Mum!“, nickte George. „Welcher Sohn hört so etwas nicht gerne?“
„Vor allem, wenn wir wie Mastvieh klingen!“, ergänzte Fred.
„Ach, so war das doch nicht gemeint, ihr Nichtsnutze!“, lachte Mrs. Weasley und fuhr ihren beiden Söhnen über den Kopf.
„Ähm, Harry, ich würde dich gern noch einmal kurz unter vier Augen sprechen...“, murmelte Percy und rückte nervös an seiner Hornbrille herum. „Nur ganz kurz!“ Harry nickte und ging mit Percy zwei, drei Schritte von den anderen weg.
„Hermine, könnte ich dich auch einmal kurz sprechen?“, fragte Ginny.
„Ja, klar...“, meinte Hermine verdutzt und folgte ihr ebenfalls ein paar Schritte von den anderen weg.
„Weißt du, ich wollt nur noch mal klarstellen, dass ich mich von ganzem Herzen für euch beide freue und euch alles Glück der Welt wünsche!“, erklärte Ginny.
„Danke.“
„Und ich wollt mich auch noch mal dafür entschuldigen, was ich damals in eurem siebten Schuljahr um Ostern herum gemacht habe. Du weißt schon, als ich plötzlich so für Harry schwärmte und während er geschlafen hat seinen...“
„Ja, ich erinnere mich!“, unterbrach sie Hermine gereizt. „War's das?“, fragte sie schroff.
„So im Großen und Ganzen ja!“, nickte Ginny und trat schüchtern von einem Bein aufs andere. „Ich will eigentlich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!“ Scheu umarmte sie Hermine. „Ich mag Harry sehr gern, und ich bin froh, dass er so ein tolles Mädchen wie dich bekommen hat, das ihn so glücklich macht.“
Zögerlich erwiderte Hermine die Umarmung.
„Ich bin da, wenn du irgendwas brauchst!“, bot Ginny ihr an. „Wollen wir wieder Freundinnen sein, Hermine?“
„Gut, Freundinnen!“, stimmte sie zu. „Gerne.“ Wobei sie aber trotzdem felsenfest davon überzeugt war, dass Ginny niemals eine so gute Freundin für sie werden würde wie Lavender oder Julia.
Percy hatte unterdessen nervös begonnen, die Gläser seiner Hornbrille zu putzen.
„Ich wollte mich nur noch einmal in aller Förmlichkeit dafür entschuldigen, dass ich deinen und Professor Dumbledores Worten damals keinen Glauben geschenkt habe!“, rief er. „Ich hätte dir vertrauen sollen, und es tut mir von Herzen Leid!“
„Danke!“, nickte Harry und wunderte sich, denn das hätte Percy ihm auch genauso gut vor den anderen sagen können.
„Sag mal, Harry...“, meinte Percy nun und senkte ein wenig die Stimme. „Wegen Mr. Owen...du hast doch einen ganz guten Draht zu ihm...sag mal, kannst du da nicht mal ein gutes Wort für mich einlegen?“
Harry traute seinen Ohren nicht. Obwohl Percy einen ganz ordentlichen Denkzettel erhalten hatte (immerhin war er wegen Unfähigkeit aus dem Amt des Zaubereiministers abgesetzt worden, dem Posten, den er sich schon immer erträumt hatte) erdreistete er sich, noch an Harrys Hochzeitstag seine Beziehungen auszunutzen, um seiner Karriere voran zu helfen. Harry lachte auf.
„Tut mir Leid, Percy, aber du verschwendest deine wertvolle Zeit!“ Damit ließ er ihn bedröppelt stehen und ging wieder zu Hermine zurück. Da sprangen auch schon Chris und Lavender auf sie zu, gratulierten ihnen stürmisch und überreichten ihrerseits ihr Geschenk. Es waren zwei große Gemälde, eins zeigte Harry, eins Hermine und sie waren so lebensecht gemalt, dass die Porträts beinah wie Fotos wirkten. Natürlich bewegten sie sich und zwinkerten fröhlich ihren realen Ichs entgegen.
„Wir haben gedacht, das könnte euch vielleicht gefallen!“, erklärte Lavender. „Ihr könntet sie im Wohnzimmer aufhängen, und wenn ihr Kinder habt, könnt ihr sie ja auch malen lassen und dann da drunter hängen! Dann habt ihr so eine Familienporträt-Reihe!“
„Vielen Dank, Lav!“, lächelte Hermine und umarmte ihre beste Freundin. „Das ist ein tolles Geschenk.“
Julia drückte Hermine ein festlich eingewickeltes Päckchen in die Hand.
„Von Ron und mir!“, meinte sie. Ron schnaubte. Natürlich hatte er nichts zum Geschenk beisteuern können. Besänftigend legte Julia den Arm um seine Seite. Neugierig öffnete Hermine die Schleife und es kam eine Kamera zum Vorschein. „Ich dachte, vielleicht wollt ihr ja auf eurer Hochzeitsreise ein paar Fotos machen!“, erklärte Julia.
„Ich glaube, die will keiner sehen.“, flüsterte Lavender zu Chris.
„Sprach das Mädchen, das Fotos von meinem Penis haben wollte und schon mit Braut und Bräutigam Sex hatte.“, erwiderte Chris leise. Geschockt wirbelte Lavender zu ihm herum und riss erschrocken die Augen auf.
„Du...du weißt davon?“
„Ja, tu ich.“
„Und?“, hauchte sie atemlos. Chris grinste.
„Was und?“
„Na, steht das jetzt zwischen uns?“
„Natürlich nicht. Es war ja schließlich bevor wir zusammenkamen, richtig?“ Lavender fiel ein großer Stein vom Herzen.
„Und du willst mich wirklich...du willst mich wirklich...“
„Hier auf dem Stand durchficken? Nein, das wäre unhöflich.“, flüsterte Chris. „Obwohl ich schon Lust dazu hätte, meinen harten Schaft in deiner triefenden Möse zu versenken, meine Süße. Du siehst sowas von heiß aus in dem Kleid!“ Lavender versuchte sich zu konzentrieren und den glühenden Unterleib, den Chris' Worte bei ihr verursachten, zu ignorieren.
„Nein, das meint ich nicht!“, hauchte sie. „Ich meinte, du willst mich wirklich heiraten?“
„Selbstverständlich. Willst du denn nicht mehr?“, fragte Chris mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Doch! Doch, natürlich. Das kommt nur so plötzlich...“ Chris grinste und zog sie in eine liebevolle Umarmung zu sich heran.
Lupin und Tonks schenkten dem Brautpaar ein Kinderbettchen aus unbrechbarem Buchenholz.
„Es ist zwar nicht direkt ein Hochzeitsgeschenk...“, gab Tonks zu, „...aber Remus und ich dachten, dass ihr bestimmt dafür Verwendung haben werdet.“
Auch Neville und Luna gratulierten den beiden herzlich und schenkten jedem von ihnen ein dickes, umfangreiches Fachbuch. Harry bekam Auror im Einsatz – Das Überleben in der Wildnis und Hermine Medimagier berichten: Bekannte Heiler und ihre schwierigsten Fälle.
Professor Dumbledore, der einen leuchtend silbernen Festumhang trug, beglückwünschte schmunzelnd das Brautpaar und umarmte die beiden.
„Immerhin bin ich ja der erste, der von der Verlobung erfahren hat.“, fuhr er glucksend fort. „Wenn auch nicht der erste, der in meinem Büro erfahren hat, dass ihr bereits ein Paar wart.“
„Was meinen Sie, Professor?“, fragte Harry ahnungslos. Er blickte Hermine an, die aber ebenso fragend dreinblickte.
„Nun ja, sagen wir so: Als Sie damals in mein Büro kamen damit ich Ihnen von dem gemeinsamen Turm des Schulsprecherpaares erzählen konnte, hat der sprechende Hut Sie bei einer Sache gesehen, auf die normalerweise der Schulverweis drohen würde!“ Wissend lächelte er die beiden an. Bei Hermine fiel der Groschen.
„Sie...Sie haben das gewusst?“, keuchte sie, und sie fühlte sich, als sei sie einem Nervenzusammenbruch nahe. „Sie haben gewusst, dass Harry und ich...dass wir gemeinsam...in Ihrem Büro...“ Dumbledore nickte. Hermine schlug sich die Hand vor den Mund. Auch Harry riss die Augen auf.
„Oh Merlin! Aber...aber wie? Ich hatte doch das Gedächtnis des Huts verändert!“ Wieder gluckste Dumbledore.
„Miss Gran...oh, Verzeihung. Mrs. Potter...“ Unwillkürlich begann Hermine über das ganze Gesicht zu grinsen. Sie würde es lieben so angesprochen zu werden, das wusste sie jetzt schon. „...Sie sind ohne Zweifel eine der begabtesten Hexen, denen ich je begegnet bin. Aber den Sprechenden Hut, das alte Relikt der vier Gründer von Hogwarts, zu verzaubern, übersteigt doch ein wenig ihre beeindruckenden Fähigkeiten!“, erklärte Dumbledore freundlich.
„Und...und was passiert jetzt?“, fragte Harry.
„Nichts.“, antwortete der alte Mann schlicht. „Was soll schon passieren? Ach, ehe ich's vergesse: Ich würde Sie beide immer noch sehr gern eines Tages als Lehrer auf Hogwarts begrüßen. Sie hätten dort auch ihr eigenes Büro, bzw. Wohnbereich!“
Beide wurden rot bei diesen Worten, doch Dumbledore umarmte sie ein weiteres Mal und schon drängten sich die Professoren McGonagall, Flitwick und Sprout zu ihnen vor, um sie ebenfalls beglückwünschen zu können.
Auch die übrigen Hochzeitsgäste beglückwünschten Harry und Hermine und die beiden bekamen allerhand nützliche Gebrauchsgegenstände geschenkt, entweder für den Haushalt oder für ihren Job als Auror und Heilerin. Die Dursleys allerdings schenkten dem Brautpaar eine Keramikteekanne, die mit zahlreichen rosafarbenen Blumen bemalt war und Harry äußerst kitschig fand. Aber es war ja der Gedanke der zählte. Nichtsdestotrotz würde das Ding bald auf dem Sperrmüll landen.
Als Mr. und Mrs. Granger die beiden aus dem Garten heraus und auf den Hof führten, grinsten sie über beide Ohren. Harry war schon gespannt, welches Geschenk sie ihnen schenken würden, das sie vor dem Haus abgestellt hatten. Als sie schließlich um die Ecke kamen, starrten die beiden auf ein funkelndes, auf Hochglanz poliertes Cabriolet. Der Lack glänzte rot und die Sitze waren aus schwarzem Leder.
„Ihr schenkt uns ein Auto?“, fragte Hermine ungläubig.
„Nicht einfach ein Auto, das ist ein BMW 1er ACS1 Cabrio!“, erklärte Mr. Granger stolz. Er deutete auf die offene Garage, in der bereits der dunkelblaue Audi A8 stand. „Da Harry ja anscheinend deutsche Autos bevorzugt, haben wir den hier extra aus München einschiffen lassen.“
„Wow...das ist echt...“, stammelte Harry.
„Weißt du, mein Schatz...“, meinte Mrs. Granger und zog Harry in eine liebevolle Umarmung. „Du hast schon die ganze Hochzeit alleine bezahlt, weil du keine finanzielle Hilfe von uns wolltest. Das ist sehr großzügig von dir, aber wir wollen als Hermines Eltern nun mal auch einen kleinen Beitrag dazu leisten. Sie ist schließlich unser einziges Kind. Und deshalb haben wir uns eben dazu entschlossen, ein etwas größeres Hochzeitskleid beizusteuern.“
„Der...der muss ja ein Vermögen gekostet haben...“, murmelte Harry.
„Das ist egal!“, entgegnete Mr. Granger und tat es mit einer Handbewegung weg. „Wie Karen schon gesagt hat: Wir haben nur eine Tochter.“
Nachdem die Gratulationen und Geschenke vorüber waren, stellten sich Harry und Hermine vor dem Torbogen auf unter dem sie geheiratet hatten und Ron begann mit ihrer eigenen, neuen Kamera eine Reihe von Fotos zu schießen.
„Jetzt komm schon Harry, zeig ein bisschen die Zähne, Baby!“, grinste er und viele lachten. „Ja, das sieht schon besser aus!“, rief Ron und schoss noch ein Dutzend weitere Bilder von den beiden, bis er dann doch die Kamera herunter sinken ließ.
„Ich kann's immer noch nicht glauben, dass ihr verheiratet seid.“, lächelte er. „Aber trotzdem können wir, wenn ich erst mal wieder frei bin, noch ab und zu zusammen rumhängen, richtig?“
„Ron, an und für sich schon, aber es ist mehr als offensichtlich...“, sagte Harry und zog Hermine ein wenig enger an sich, „...dass wir einfach kein Trio mehr sind!“, schloss er kalt. Ron blickte ihn schwach an, während Julia mitfühlend seine Hand packte. Hermine starrte Harry verwundert an.
„Wie kann er nur so was sagen?“, dachte sie, doch Harry lächelte nun, deutete auf Lavender und Chris, die sich einige Schritte weiter gerade verliebt in den Armen hingen und ergänzte:
„Wie es aussieht, sind wir jetzt zu sechst!“ Rons Miene erhellte sich augenblicklich, und Harry grinste ihn an. „Ist doch klar, Ron!“
Nachdem die Fotos beendet waren, hatten Harry und Hermine endlich Gelegenheit in Ruhe mit ihren Hochzeitsgästen zu sprechen. So erfuhren sie, dass Fleur bereits im siebten Monat schwanger war, dass Lars' Begleitung eine sehr höfliche Frau namens Nora war und dass Neville und Luna, wie schon vermutet, immer noch ein Paar und sehr glücklich miteinander waren. Neville würde im September Professor Sprout als Lehrer für Kräuterkunde in Hogwarts ablösen, womit Lavender wenigstens einen ehemaligen Mitschüler im Lehrerkollegium haben würde. Luna indessen arbeitete mit ihrem Vater zusammen beim Klitterer und sparte jeden Knut für ihr eigenes Geschäft in Hogsmeade, wo sie Talismane, merkwürdige Ohrringe und Schutzamulette verkaufen wollte, nicht jedoch wegen Todessern, sondern wegen Heliopathen, Nargeln und Schrumpfhörnigen Schnarchkacklern, je nachdem ob man diese Geschöpfe vertreiben oder anziehen wollte.
Mittlerweile hatten Dobby, Winky und die beiden anderen Hauselfen wie von Zauberhand die Stuhlreihen abgebaut und am selben Platz für das Festbankett die Tische und Stühle postiert. Direkt vor dem Torbogen war eine lange, weiße Stirntafel für sieben Leute aufgebaut, und davor standen acht runde, weiße Tische, an denen vier oder fünf Personen sitzen konnten. Auf jedem Tisch war ein kunstvolles Gesteck aus violetten Blumen und Kerzen hergerichtet, und auf jedem Platz stand ein Namenskärtchen aus weißem Pergament. Harry und Hermine baten zum Essen und Harry führte seine Frau zu ihrem Platz an der langen Festtafel, wo sie sich beide nebeneinander niederließen, direkt vor dem herrlichen, mit Rosen umrankten Torbogen. Neben Hermine setzten sich ihre Eltern an die Tafel und neben Harry Lupin mit Tonks und ihrem gemeinsamen Sohn Ted. Lupin war, besonders nach Sirius' Tod, eine Art väterlicher Freund für Harry geworden, er war die letzte Verbindung, die er noch zu seinen Eltern hatte, und deshalb wollte er sie gern bei sich haben. Die übrigen Gäste nahmen an den runden Tischen Platz. Bald saßen Chris, Lavender, Ron und Julia beisammen an einem Tisch sehr nahe an der Stirntafel, ein Stück weiter Fred, George, Charlie, Bill und Fleur mit Isabelle, direkt daneben folgten Mr. und Mrs. Weasley mit Percy und Ginny, und etwas weiter Luna, Neville, Moody und Hagrid (der fast eine Hälfte des runden Tisches einnahm). Dumbledore, McGonagall, Flitwick und Sprout saßen natürlich an einem Tisch versammelt ebenso wie die Dursleys, die sich sehr misstrauisch in alle Richtungen umschauten und anscheinend auf Bedienungen warteten. Lars und Thomas beanspruchten mit ihren Begleiterinnen einen Tisch und Owen, Dwight, Gilbert und Lesnie, die vier Auroren, die zur Sicherheit anwesend waren, besetzten den letzten Tisch etwas weiter hinten.
Harry und Hermine begrüßten noch einmal ihre Gäste, bedankten sich für die Glückwünsche und Geschenke und erklärten das Festbankett für eröffnet, worauf sich die Tische wie von Zauberhand mit Speisen und Getränken füllten. Zum ersten Gang erschienen verschiedene Arten von Salat, egal ob Kopf-, Eisberg- oder Feldsalat, zusammen mit Tomaten, Gurken, Mais, Schafskäse, Paprika und vielem mehr zur Auswahl. Dazu gab es Butterbier, Holunderblütenwein, Elfenwein, Kürbissaft und noch einige andere Getränke so viel man nur wollte. Die Dursleys waren immer noch überwältigt davon, dass sich Teller und Platten vor ihnen von einer Sekunde auf die andere mit Essen gefüllt hatten. Auch Hermines Eltern, die durch ihre Tochter davon immerhin gehört hatten, zeigten sich sehr beeindruckt. So gut wie alle anderen waren ebenfalls als Schüler auf Hogwarts gewesen und es konnte sie nicht mehr allzu sehr schocken, obwohl der Anblick von plötzlich erscheinendem Essen (besonders wenn man Hunger hat) wohl immer etwas ganz Besonderes ist. Dem Salat folgte eine schmackhafte und kräftige Hühnersuppe, bevor sich die Tischplatten beim Hauptgericht fast durchbogen von der Menge an Speisen. Harry und Hermine hatten für das Hochzeitsmenü keine Kosten gescheut, und unter den Gerichten gab es wohl nichts, dass es nicht gab: Da standen Platten mit Rind- und Schweinefleisch, es gab Lamm und Wild und auch Geflügel, wer wollte konnte auch von dem Lachsfilet nehmen, dazu waren Reis, Kartoffeln, Knödel, Kroketten und allerhand Soßen und Dips aufgetischt, Dampfgemüse als Beilage oder auch frischer Salat, und munter schwatzend fuhr die Hochzeitsgesellschaft nach den ersten zwei Gängen fort mit großem Appetit zu essen. Es schmeckte vorzüglich, und der Sommerabend war lau und mild und angenehm warm. Ein paar Grillen zirpten in der Hecke.
Als der dritte Gang verspeist war und alle schon das Gefühl hatten, keinen Bissen mehr runter kriegen zu können, verschwanden die Platten und Teller und wurden durch neue ersetzt, gefüllt mit allerhand Sorten Eis, Quarkspeisen mit Pfirsichen, Crème brûlée, Tiramisu und noch einigem mehr. Dudley verspeiste mit Begeisterung einen Schokoladenpudding, der sich vor seinen Augen nach jedem Bissen wieder vervollständigte, und dachte so bei sich, dass Magie wohl doch nichts allzu Schlechtes sein konnte.
Nachdem das reichhaltige und ausführliche Essen beendet war, schwebten die runden Tische beiseite und machten einer großen Tanzfläche Platz, während sich an einer Seite des Gartens mehrere Musiker auftraten. Hermine, die immer noch bedauerte, beim Weihnachtsball kein einziges Mal mit Harry getanzt zu haben, hatte auf die Schwestern des Schicksals bestanden. Das Brautpaar postierte sich in der Mitte der Tanzfläche, stellte sich in Position und wartete auf den Beginn der Musik, während alle Gäste sie erwartungsvoll anstarrten.
„Ich werde nie vergessen, dass dieser Krum der erste war, der mit dir getanzt hat!“, murmelte Harry mit gespielt boshafter Miene. Hermine lächelte schwach.
„Harry, der hat nicht mit mir getanzt. Und Parvati hat ebenso wenig mit dir getanzt. Das war ein Ball. Eine formelle Sache, nichts wirklich persönliches. Getanzt hab ich das erste mal mit dir!“, lächelte sie. In diesem Moment startete die Musik und Harry begann sie zu führen.
„Dann ist ja gut...“, flüsterte er noch, während er sie um die eigene Achse drehte.
Als die Musik schließlich verstummte, brach Beifall aus und viele Tanzpaare, darunter Lavender und Chris, Ron und Julia, Mr. und Mrs. Granger, Bill und Fleur und Dumbledore und McGonagall, versammelten sich um die beiden und begannen gemeinsam mit ihnen zur Musik des zweiten Liedes zu tanzen.
Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als Hermine von Dwight auf die Schulter getippt wurde, sie den Tanz mit Harry unterbrach und sich lächelnd zu ihm drehte.
„Ja? Wollen Sie auch mit mir tanzen?“
„Gerne, später. Aber wir haben einen Besucher beim Tor. Er sagt, er würde Sie kennen, Mrs. Potter.“
„Wer ist es denn?“
„Er wollte seinen Namen nicht sagen. Er kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht mehr, wo ich ihn gesehen haben könnte.“ Dwight verzog das Gesicht. „Das ist eigentlich untypisch für mich.“
„Na schön...“, nickte Hermine schulterzuckend. „Entschuldige mich einen Moment, Schatz!“, meinte sie zu Harry. „Ich bin gleich wieder da.“
Kaum war sie verschwunden, drängte Lavender sich zu Harry hervor.
„So, mein Lieber. Du hast bisher nur mit Hermine getanzt. Der Bräutigam sollte auch mit den Brautjungfern tanzen, meinst du nicht?“
„Gut, gern Lav!“, lachte Harry, blickte aber immer noch Hermine hinterher. „Wo ist denn Chris?“
„Mr. Wenders ist furchtbar durstig.“, klärte sie ihn auf. „Mr. Wenders kippt sich einige Feuerwhiskys hinter die Binde. Jetzt lass uns tanzen, ja?“
Harry nickte, packte ihre Hand und sie an der Hüfte und im Takt der Musik begannen die beiden sich zu drehen.
Als die Schwestern des Schicksals das Lied beendet hatten und sich die Tanzpaare lösten, war Hermine noch immer nicht zurückgekehrt. Harry blickte die gesamte Tanzgesellschaft entlang: Bill und Fleur, Dumbledore und Sprout, Thomas und Katja...nirgendwo war Hermine zu sehen.
„Entschuldige mich. Ich muss mal nach Hermine sehen!“
Lavender nickte und ging hinüber zu Ron, um mit ihm zu tanzen. Harry kämpfte sich durch die Gäste, die inzwischen wieder zur Musik zu tanzen begonnen hatten, hindurch und lief mit eiligen Schritten Richtung Hof. Irgendwie hatte er eine ungute Vorahnung.
„...und dass du tatsächlich hierher gekommen bist, das kann ich immer noch kaum glauben!“, hörte er Hermines kreischende, wutentbrannte Stimme, und als er um die Ecke kam, sah er, dass sie, mit vor Zorn rot angelaufenem Gesicht, eine Gestalt hinter dem Tor anbrüllte, die einen dunklen, braunen Umhang trug. „Ich hab ja gemerkt, was für einen miesen Charakter du hast, aber dass du hier auftauchst und meine Hochzeit kaputt machen willst, das glaub ich einfach nicht!“
„Her-minne, es ist so nicht!“, beteuerte die Gestalt. Harry traute seinen Ohren nicht. Diese Stimme hatte er schon ewig nicht mehr gehört. Rasch lief er in Richtung Tor um sich zu vergewissern und musste feststellen, dass er Recht hatte: Hinter dem Gitter des schmiedeeisernen Tors kam das markante Gesicht von Viktor Krum zum Vorschein.
„Da bist du ja, Schatz!“, sagte Hermine erleichtert, als sie Harry bemerkte. „Stell dir vor, ER...“, und sie warf Krum einen verächtlichen Blick zu. „...kommt hier an und macht Ärger!“
„Das hab ich nicht gesagt, Her-minne.“, stellte Krum klar. „Ich wollte nur sagen, dass schrecklich Leid tut was passiert ist, und dass ich dir Glück mit Potter wirklich gönne und ich mich freue!“
„Freue?“, schrie Hermine. „Was erwartest du eigentlich von mir? Dass ich dich jetzt mit offenen Armen empfange und dir ein Küsschen gebe? Du...du hast versucht, Harry umzubringen mit deiner Besenattrappe! Und du hast mit allen Mitteln versucht uns beide auseinanderzubringen!“
„Ich weiß, Her-minne!“, erwiderte Krum deprimiert. „Ich weiß, dass ich schreckliche Sachen gemacht habe. Ich wollte nur sagen, dass es mir schrecklich Leid tue und ich euch beiden ganz viel Glück wünsche!“ Damit wandte er sich ab und ging mit eiligen Schritten davon.
„Warte!“, rief Hermine. Krum drehte sich verwundert um. „Ich...ich muss verrückt sein, aber...also wir haben ne ganze Menge zu Essen und Trinken hier, also komm schon rein!“
„Wirklich?“, fragte Krum verwundert. „Danke, Her-minne...“
„Aber du musst deinen Zauberstab abgeben!“, verlangte Hermine. „Und versuch keinen Ärger zu machen, hier sind mehrere Auroren!“ Krum nickte niedergeschlagen und betrat Godrics Hollow, nachdem Dwight noch (wie bei allen Hochzeitsgästen zuvor) mittels eines speziellen Geräts, das fast wie ein Spickoskop aussah, überprüft hatte, ob der vermeintliche Krum nicht nur jemand anderes mit Viel-Saft-Trank war.
Doch Krum sollte nicht die letzte Überraschung für diesen Abend sein. Es verging einige Zeit, in der Harry und Hermine nun auch mit den übrigen Hochzeitsgästen tanzten, wobei Hermine Krum geflissentlich ignorierte. Ein Tanz war doch zu viel des Guten, er hatte schließlich schon als sie gerade mal vierzehn gewesen war versucht sie mit seinen dreckigen Fingern abzugrabschen. Stattdessen tanzte sie mit Chris und (nach einigen Protesten von seiner Seite aus) auch mit Ron. Harry tanzte ein weiteres Mal mit Lavender und schließlich auch mit Julia und seiner Schwiegermutter. Hermine tanzte mit ihrem Vater und anschließend noch mit Neville, während Harry, dem vom vielen Tanzen fast schwindelig wurde, ebenfalls mit Luna tanzte. Ron ließ sich erschöpft neben Chris auf eine Bank fallen und machte noch einige Fotos von den Tanzpaaren. Chris, der selbst schon mehr als ein Glas geleert hatte, schenkte auch ihm einen Feuerwhisky ein und stieß mit ihm an. Während er trank, sah Ron über den Rand seines Glases hinaus und merkte, dass Owen ihn scharf musterte und keine Sekunde den Blick von ihm nahm. Ron seufzte. Er war eben doch kein freier Mann, auch wenn ihm das diese schöne Hochzeit hier fast vermittelt hatte. Doch er kam nicht dazu, richtig niedergeschlagen zu sein, denn Julia hatte ihn inzwischen gefunden, hochgezerrt und von ihm verlangt, mit ihr zu tanzen.
In diesem Moment kam Dwight ein zweites Mal zu Harry und Hermine, die wieder zusammen tanzten, und erklärte, am Eingangstor stände eine junge Frau, die Harry gerne sprechen würde.
„Ja?“, fragte Harry verdutzt. „Wer denn?“
„Parvati Patil. Jedenfalls behauptet sie das.“
„PARVATI?“, schrie Hermine. „SIE traut sich hierher?“ Und bevor Harry oder Dwight reagieren konnten, sprang Hermine so schnell ihr Hochzeitskleid dies zuließ in langen Sätzen Richtung Eingangstor davon.
„Ich geh lieber mal mit...“, murmelte Harry. „Hermine kann schlimmer als zehn wilde Drachen sein...“
Harry hatte das Gefühl ein Déjà -vu zu erleben, als er auf dem Hof ankam. Wieder eine wutentbrannte Hermine, nur diesmal eine andere Person hinter dem Gitter.
„Ehrlich, Hermine!“, versicherte Parvati. „Ich versteh ja, dass du mich nicht als Freundin ansiehst, aber...“
„Freundin?“, kreischte Hermine. „Nicht nur, dass du tausendmal versucht hast, uns auseinander zu bringen, du wolltest dich auch noch den Todessern anschließen, weil du sicher warst, so Harry zu kriegen!“
„Ja, ich weiß...“, nickte Parvati kleinlaut. „Das war dumm...“
„Das war nicht dumm, das war die allergrößte Scheiße!“, fauchte Hermine.
„Hallo, Harry...“, murmelte Parvati, als er näherkam. Hermine wandte sich zu ihm um.
„Hallo, Schatz!“ Und sie presste, vermutlich um Parvati zu ärgern, ihre Lippen besonders fest auf Harrys, als sie ihn mit einem Kuss begrüßte. Parvati verzog das Gesicht.
„Wirklich, Hermine. Ich will doch nur alles erklären. Weißt du, es tut mir alles schrecklich Leid was ich euch beiden angetan habe, und wenn es nur irgendeinen Weg gibt, das wieder gutzumachen...“
„Den gibt es aber nicht! Nicht nach allem, was du getan hast!“
„Ich weiß, es war alles falsch!“, schniefte Parvati und Harry und Hermine sahen jetzt eine Träne in ihrem Auge schimmern. „Aber ich war einfach so dermaßen verschossen in Harry, da hab ich nicht mehr klar handeln können.“
„Nein. Aber uns beiden nach unserer ersten gemeinsamen Nacht im Mädchenschlafsaal einen Schlafzauber auflegen und dann Harry ganz kühl und überlegt einen Blow-Job verpassen, das konntest du wohl?“, zischte Hermine. Noch immer ärgerte sie, dass sie nicht die erste gewesen war, die es Harry mit dem Mund gemacht hatte, egal ob er es nun mitbekam oder nicht. Harry riss die Augen auf.
„Was hat sie...“
„Erklär ich später!“, fauchte ihn Hermine an, nicht weniger boshaft.
„Ich weiß...ich hatte noch nie einen richtigen, steifen Schwanz in Natura gesehen, und das hat mich einfach um den Verstand gebracht.“, gab Parvati mit leiser Stimme zu. „Aber das wichtigste wisst ihr beide jetzt ja: Es tut mir Leid und ich freue mich, dass ihr jetzt wirklich verheiratet seid. Ich verlang gar nicht, dass ihr mir verzeiht, aber ich musste mir das einfach von der Seele reden.“
„Das wissen wir zu schätzen.“, nickte Harry. „Parvati, wenn du versprichst, keinen Ärger zu machen und deinen Zauberstab abzugeben, kannst du gern mit auf die Feier kommen.“ Hermine starrte ihn sprachlos an.
„Schatz, ich glaube nicht, dass...“
„Du hast Krum auch eingeladen!“, wies er sie zurecht. „Dwight, würden Sie kurz testen ob es sich nicht nur um einen Todesser bei Parvati handelt, der Viel-Saft-Trank getrunken hat?“
„Und eigentlich ist Krum noch viel schlimmer...“, murmelte Harry, während die beiden Arm in Arm zurückgingen. „Schließlich warst du mit ihm zusammen und hast ihn geküsst...“, fuhr er düster fort.
„Harry, ich war nie mit Krum zusammen. Ich hab damals nur ein bisschen Zeit mit ihm verbracht, und ich hab ihn nur ein einziges Mal auf die Wange geküsst, nichts weiter!“ Harry lächelte versöhnlich, zog sie an sich und gab ihr einen sanften, kurzen Kuss.
Kurz darauf begann es dunkel zu werden, und die Hauselfen entzündeten mehrere Gartenfackeln und ließen hunderte und aberhunderte von Kerzen über der Hochzeitsgesellschaft schweben, die mit einem sehr romantischen Licht auf die Tanzpaare hinab schimmerten. Die Nacht war sternenklar, und der sichelförmige Halbmond (über den Lupin nur amüsiert lachen konnte) schien hell und weiß in den Garten des Anwesens hinein. Gegen Mitternacht tischten die Hauselfen ein üppiges Büfett auf. Über den langen Tisch zogen sich allerhand Torten, Kuchen, mit Wurst belegte Brotscheiben, Käse, Weintrauben und Unmengen an Kaffee und Tee, und, hungrig geworden durch das lange und ausdauernde Feiern und Tanzen, bedienten sich die Gäste mit gutem Appetit.
„Hallo, Viktor...“, murmelte Parvati schüchtern, während sie auf Krum zuging, der ein paar Schritte abseits vom Büfett stand und als ungeladener Gast der Höflichkeit halber erst alle anderen vorließ.
„Parvati!“, rief Krum überrascht. „Schön, dich zu sehe...“
„Danke...“, meinte Parvati kleinlaut. „Du siehst gut aus.“
„Du auch.“
„Und? Warum bist du hier?“
„Ich wollte Her-minne klar machen, dass ich nichts habe gegen sie und Potter. Tut mir Leid, Parvati, aber ich bin raus aus dem Spiel.“ Erleichterung machte sich in Parvatis Gesicht breit.
„Da bin ich aber froh!“, nickte sie. „Bei mir ist es nämlich dasselbe. Ich hab erkannt, dass ich Harry sowieso nie kriege, deshalb muss ich mich eben nach nem anderen umsehen.“
„Tja, unsere Tanzpartner wir wohl nicht kriegen!“, lachte Krum.
„Du erinnerst dich daran?“, fragte Parvati geschmeichelt. „Dass ich Harrys Tanzpartnerin war?“
„Natürlich. Aber die beiden jetzt nicht nur Tanz-, sondern Lebenspartner sind.“
„Und wir beide sind solo.“, ergänzte Parvati. Krum nickte und wich ihrem Blick aus. „Sag mal, wie bist du eigentlich hierher gekommen?“
„Mit Besen.“, antwortete er.
„Wirklich?“, fragte Parvati und schmiegte sich ein wenig an ihn. „Das ist ja cool...“
„Aber zurück werd ich vermutlich disappariere.“, fuhr Krum fort. „Jetzt ich ja weiß, wo ich genau hin muss, und nicht muss suche.“
„Du könntest dir ja auch ein Zimmer in den Drei Besen nehmen...“, schlug Parvati vor. „Hogsmeade ist nicht mehr sehr weit von hier.“ Krum lachte auf.
„Mit dem Gasthaus ich nur haben schlechte Erfahrungen, Parvati.“
„Vielleicht...“, flüsterte Parvati nun und sah ihn verlegen an. „...vielleicht kann ich ja mitkommen und dafür sorgen, dass du nicht mehr nur schlechte Erfahrungen damit hast...“
Krum und Parvati verabschiedeten sich sehr eilig von Harry und Hermine und verschwanden dann auch sehr rasch und schnell. Nur die Dursleys, die sich schon kurz nach dem Essen auf den Weg gemacht und widerstrebend den fahrenden Ritter bestiegen hatten, hatten die Hochzeit vor ihnen verlassen. Hermine musste zugeben, dass es ihr keineswegs missfiel, dass die beiden so schnell wieder gingen. Besonders auf Parvati hätte sie gut verzichten können, und Krum einzuladen dazubleiben war auch eher ein mitleidsvoller Reflex gewesen. Stattdessen tanzte sie ein weiteres Mal mit Harry und auch noch mal mit Ron, während die Schwestern des Schicksals voller Eifer weiterspielten. Noch immer herrschte gute Stimmung. Es war eine warme Nacht und alle genossen die Hochzeitsfeier, doch trotzdem begannen die Gäste nun sich zu verabschieden. Tonks und Lupin und Bill und Fleur gehörten zu den ersten, die gingen. Ted und Isabelle waren schon mehrmals eingeschlafen, so müde waren sie von der langen und anstrengenden Feier. Auch Harrys Mitschüler aus der Aurorenausbildung sagten bald auf Wiedersehen, und auch die Professoren Dumbledore, McGonagall, Flitwick und Sprout mussten sich schließlich eingestehen, nicht mehr zu den Jüngsten zu gehören und nahmen ebenfalls Abschied von Harry und Hermine. Mit der Zeit wurde die Feier sehr übersichtlich, besonders als sich die Weasleys verabschiedeten und als gegen drei Uhr morgens auch Hermines Eltern Lebewohl und Gute Nacht sagen mussten, waren nur noch wenige Gäste übrig geblieben. Nachdem Mr. und Mrs. Granger den fahrenden Ritter bestiegen hatten, der die beiden nach Hause bringen würde, und Harry und Hermine zurück in den Garten kamen, war das erste was sie sahen der Anblick eines wild umher schwankenden Chris, der versuchte möglichst gerade stehen zu bleiben. Er lallte irgendetwas und hielt sich dann erschrocken die Hand vor den Mund, ganz so, als müsse er Erbrochenes zurückhalten. Er hatte schon beim Essen dem Wein mehr als gütlich zugesprochen und auch das eine oder andere Glas Feuerwhisky hatte er sich genehmigt. Mehr als er oder sein Körper gewohnt waren.
„Gut, er scheint definitiv nicht mehr apparieren zu können...“, entschied Lavender, während sie den leichenblassen Chris musterte, der gerade mit größter Anstrengung verhinderte, dass das Innere seines Magens nach außen trat. „Na schön, ich hab mir ja so was schon gedacht. Mine, seid ihr ans Flohnetzwerk angeschlossen?“
„Ja, schon!“, nickte Hermine verdutzt. „Die Kamine im Speisesaal, im Wohnzimmer und in unserem Schlafzimmer können per Flohpulver bereist werden, aber nur weg von hier, nicht hierhin zurück. Meinst du denn, dass er eine Flohpulverreise übersteht? Ich will kein Erbrochenes aus unserem Kamin wischen müssen.“
„Nein, keine Sorge!“, versicherte Lavender. „Ich will nur Chris' Vater Bescheid sagen, dass er uns abholen kommt.“
„Gut, dann komm...“, nickte Hermine, packte Lavender an der Hand und zog sie durch die große Haustür ins Anwesen hinein. In der Eingangshalle angekommen, drangen den beiden nur allzu bekannte Geräusche an die Ohren. Jede von ihnen hatte selbst schon mal solche Laute von sich gegeben:
Das erregte Stöhnen einer Frau, durchsetzt von einigen spitzen Schreien die ihrer Lust Ausdruck verliehen. Begleitet wurde alles durch das tiefe, röchelnde Schnauben eines Mannes. Lavender deutete auf die Tür, hinter der die unmissverständlichen Geräusche herausdrangen.
„Was ist da denn für ein Raum? Ich hab's vergessen...“
„Nur die Besenkammer.“, antwortete Hermine. „Ich glaub, das ist der einzige Raum in diesem Haus, in dem Harry und ich es noch nicht miteinander getan haben. Na ja, und die zukünftigen Kinderzimmer.“
„Wow...“, grinste Lavender, die ihren volltrunkenen Verlobten beinah zu vergessen haben schien. „Was glaubst du, wer ist da drin? Vielleicht Neville und Luna? Oder vielleicht...“
„Oh ja, Ron, mein starker Löwe!“, kreischte die Frau in diesem Moment. „Fick deine kleine geile Julia!“
„Na also, das Rätsel wäre gelöst!“, lachte Hermine. „Kann man ja auch gut verstehen, dass sie das ausnutzen wollen, mal außerhalb von Gefängnismauern...“
„Psst!“, herrschte Lavender sie an, die inzwischen mit einem Ohr an der Tür lauschte. „Ich will wissen, was die sagen...“
„Und wie ich dich ficke, meine Süße....“, keuchte Ron nun. Wenn man die Ohren spitzte, nahm man sogar das Geräusch der aufeinander klatschenden Haut zweier Leiber wahr.
„Jetzt reicht's aber!“, bestimmte Hermine, halb verärgert, halb belustigt, als Lavender auch noch durchs Türschloss in die Besenkammer spähte. Energisch packte Hermine sie am Schlafittchen und zerrte sie weg von dem Ort, an dem gerade wahrer Liebe und Leidenschaft Ausdruck verliehen wurde.
„Wow, Ron scheint echt Fortschritte gemacht zu haben seit damals!“, schmunzelte Lavender stolz. „Julia schien es gerade tierisch gut unter ihm zu gehen, so wie sie geguckt hat.“
„Ach, du spinnst doch, Lav!“, kicherte Hermine und stieß die Tür zum Speisesaal auf, in dem, Merlin sei Dank, gerade kein Pärchen Geschlechtsverkehr hatte.
„Vielleicht...“, gab Lavender grinsend zu, ihre Mundwinkel fielen jedoch sofort wieder nach unten. „Tja, wie's aussieht bin ich von uns dreien die einzige, die heute Nacht nicht mehr durchgenagelt wird.“
„Du hast Sorgen...“, meinte Hermine und verdrehte die Augen. Sie griff neben dem großen, gemauerten Kamin nach einem kleinen Topf mit Flohpulver. „Und außerdem haben Chris und du euch gegen Mitternacht zum Quidditch-Feld verdrückt, denk nicht, ich hätt's nicht bemerkt.“
„Da hab ich Chris nur gerade zur Besinnung geblasen, er hatte schon mindestens seit dem ersten Tanz ein hartes Rohr in der Hose.“, erklärte Lavender ohne die geringste Scheu. „Aber ich hab nicht mit ihm gepoppt, weil ich mir die Erregung aufsparen wollte!“, fügte sie deprimiert hinzu.
„Tja...tut mir Leid für dich!“, nickte Hermine. Sie wusste nur zu gut, welch große Bedeutung der Sex mit Chris für Lavender hatte. Ihr selbst war der Sex mit Harry natürlich auch sehr wichtig und sie genoss jede einzelne Sekunde davon in vollen Zügen, aber sie würde nicht gleich in Schwermut verfallen, nur weil sie mal eine Nacht nicht miteinander schlafen würden.
„Na ja, halb so wild.“, meinte Lavender und brachte ein Lächeln zustande. „Wenn Chris erstmal wieder ausgenüchtert ist, ist er dafür dreimal so potent wie sonst. Einmal sowieso, das zweite weil sich alles von der ausgelassenen Nacht aufgestaut hat und das dritte weil er dann denkt, er müsse etwas wiedergutmachen.“ Ihr Gesicht nahm einen verträumten Anblick an, und sie erinnerte Hermine (auch durch die blonden Haare) gerade stark an Luna. „Wenn ich da an das letzte Mal denke, als Chris einen über den Durst getrunken hat...oh Merlin, die Nacht danach hat er gar nicht genug von mir bekommen. Zuletzt musste sogar ich die weiße Fahne hissen und ihm noch zwei Abgänge mit dem Mund verpassen, damit er einigermaßen beruhigt war. Kannst du dir das vorstellen?“
„Nein, kann ich nicht.“, erwiderte Hermine, die sich das auch überhaupt nicht vorstellen wollte. Stattdessen versuchte sie das Thema zu wechseln. „Es ist mitten in der Nacht. Wird Chris' Vater nicht ärgerlich sein, dass er euch noch abholen muss?“
„Er weiß Bescheid. Und er ist Unsäglicher, die sind sowieso immer ein bisschen komisch drauf. Und zuletzt ist es ja nicht meine Schuld! Chris ist ja schließlich derjenige, der da draußen gleich eure Blumenbeete vollreihert.“
Mit diesen nüchternen Worten warf sie eine Handvoll Flohpulver in die kalte und leere Feuerstelle und sofort stoben smaragdgrüne Flammen daraus empor.
Als Chris' Vater versprochen hatte, mit seiner beeindruckenden Kutsche in knapp einer Stunde vor Ort zu sein, gehörten Lavender und Chris zu den letzten Gästen der Hochzeit. Es war inzwischen fast vier Uhr morgens, und auch Neville und Luna hatten sich mittlerweile unter allerhand Abschiedsworten müde verabschiedet, wobei Harry und Hermine mit ihnen ausgemacht hatten, sich nun häufiger zu treffen. Die Auroren führten Ron ab um ihn zurück nach Askaban zu bringen und Julia, die sich eingestehen musste zu müde zu sein um ihn noch dorthin zu begleiten, gab ihm zum Abschied ein dutzend Küsse und das Versprechen, ihn morgen im Gefängnis besuchen zu kommen. Dann sagte sie auch Harry und Hermine Lebewohl, versicherte noch einmal, was für eine schöne Hochzeit es gewesen war und verließ das Grundstück um mit Winken ihres Zauberstabs den fahrenden Ritter herbeizurufen, der sie zurück in ihr Apartment nach London fahren sollte. Sie hatte nicht viel getrunken, aber das Apparieren wollte sie dennoch nicht riskieren. Der Aussicht, irgendwie und irgendwo zu zersplintern, konnte sie nichts abgewinnen. Müde und mit letzter Kraft winkte sie Harry, Hermine, Lavender und Chris (der davon jedoch nicht mehr allzu viel mitbekam) zu, bevor er sie sich erschöpft in eins der Betten fallen ließ und augenblicklich einschlief.
„So, wir wollen dann auch mal los!“, meinte Lavender und hielt den würgende Geräusche von sich gebenden Chris fest umklammert.
„Wirklich?“, fragte Hermine bestürzt. „Aber es dauert doch noch mindestens eine halbe Stunde, bis Mr. Wenders hier ist. Wollt ihr denn nicht hier warten?“
„Nein, ich denke, ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft ist das beste für Chris hier!“, behauptete Lavender nüchtern. „Chris' Dad kann uns auch vor dem Haus abholen. Außerdem wollt ich mir schon lange mal das Dorf hier angucken.“
Harry bezweifelte, dass Lavender in der Dunkelheit viel von Godrics Hollow sehen würde. Es würde erst in über einer Stunde anfangen zu dämmern, und die Straßenlaternen waren alles andere als Scheinwerfer, sondern glichen eher kleinen Funzeln.
„Na, schön.“, lenkte Hermine ein. „Vielen Dank dass ihr dabei wart und vielen Dank für eure Hilfe.“
„Wir müssen danken, Mine!“, lächelte Lavender. „Wirklich, es war eine wundervolle Hochzeit, und Chris und ich waren sehr gerne dabei! Ich spreche einfach mal für uns beide, weil Chris hier...“ Und sie tätschelte Chris, dessen Gesicht von der Farbe her inzwischen einem Camembert glich, zärtlich den Kopf, „...wohl nicht mehr zum Denken in der Lage ist, geschweige denn zum Reden!“ Lavender schmunzelte die beiden an. „Ich kann's immer noch nicht glauben, ihr seid jetzt also wirklich verheiratet.“
„Sieht so aus!“, grinste Harry. Hermine lächelte und küsste einmal kurz seinen Hals.
„Tja, ich hoffe, ihr haltet euch den 28.August frei.“, meinte Lavender. „Da seid ihr doch wieder da von eurer Bums-Tour, oder?“
„Es heißt normalerweise „Hochzeitsreise“, Lav!“, korrigierte sie Hermine. Fragend sah sie Harry an. Er hatte die Hochzeitsreise geplant, Hermine wusste nicht einmal, wo und wie lange sie verreisen würden, sie hatte Harry nur erklärt, dass sie vorher noch nach London mussten. Harry nickte.
„Ja, da sind wir wieder da.“, nickte er.
„Wieso denn?“, fragte Hermine interessiert. „Feierst du da deinen Geburtstag?“
„Nicht ganz...“, lächelte Lavender. „Da werden ich und diese Krabbe hier...“, und sie deutete auf den der Ohnmacht nahen Chris, „...uns das Ja-Wort geben. Tja, Mine, dann bin ich auch verheiratet!“
Hermine stieß einen spitzen Schrei aus, gratulierte und schlang die Arme um sie. Beinah hätte sie dasselbe auch bei Chris gemacht, gemessen an seinem Zustand wollte sie das jedoch nicht riskieren. Hermine konnte sich Schöneres vorstellen, als dass Chris sich auf ihr Hochzeitskleid erbrach.
Als Lavender und auch Chris (soweit ihm das noch möglich war) sich schließlich verabschiedet und das Grundstück verlassen hatten, gingen Harry noch einmal Hand in Hand eine Runde im Garten spazieren. Die Fackeln brannten noch leicht, aber Tische und Stühle waren sauber abgeräumt, und auch das Geschirr war inzwischen gespült. Die Hauselfen hatten ganze Arbeit geleistet. Verträumt blickten sie den weißen, mit dunkelroten Rosen umrankten Torbogen an, unter dem sie vor einigen Stunden getraut worden waren.
„Wir sollten ihn behalten.“, meinte Harry. „Hier, unter der Linde. Damit er uns immer an diesen Tag erinnert.“
„Ja.“, hauchte Hermine. „Es war eine wunderschöne Hochzeit, Harry.“
„Das war es! Ich bin so erleichtert, dass alles so gut geklappt hat.“
„Ich auch...“, nickte Hermine. „Ich liebe dich, Harry James Potter.“ Harry lächelte. Er wusste genau, was sie hören wollte.
„Ich liebe dich auch, Hermine Jane Potter!“, erwiderte er, bevor er ihr einen liebevollen, zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte, der all die starken Gefühle zum Ausdruck brachte, die er für Hermine, die nun tatsächlich und wahrhaftig seine Frau geworden war, hegte.
Wieder auf dem Hof angekommen, stieß Harry die große, eicherne Eingangstür auf, packte Hermine und hob sie hoch.
„Na, willst du mich jetzt über die Schwelle tragen?“, grinste sie.
„Und ob! Und noch viel weiter!“
„Dann mach das...“, lächelte Hermine, schloss die Augen und atmete sanft seinen Geruch ein. Er war herb und erinnerte sie an Kiefern. Es war der Duft, der ihr absolute Sicherheit vermittelte. „Auf deinen starken Armen...“ So trug Harry seine Hermine über die Schwelle des Hauses und ließ die Tür mit einem Tritt und einem lauten Donnern ins Schloss fallen.
„Du sollst die Tür nicht so knallen!“, zischte Hermine. „Die kann davon kaputt gehen.“
„Geht das Gemecker etwa jetzt schon los?“, schimpfte Harry, während er sie die Treppe hinauftrug. „Verdammt, hätte ich dich bloß nicht geheiratet, Granger!“
„Ich könnte dasselbe sagen, Potter!“, giftete sie. Dann prusteten beide los und lachten aus vollem Hals, bevor Hermine sich vorbeugte und einen sanften Kuss auf seinen Hals drückte. Harry trug sie die letzten Stufen der Treppe hinauf, die Tür zum Wohnzimmer sprang wie von Zauberhand auf und er trat ein.
„Warte!“, rief Hermine, als Harry Anstalten machte, sie auch die Wendeltreppe hinauf ins darüber liegende Schlafzimmer tragen zu wollen. Fragend sah er sie an, doch Hermine warf einen Blick auf den großen Stammbaum, der fast eine gesamte Wand einnahm und erkannte mit einem Lächeln, dass ihre Namen jetzt nicht mehr nur durch eine silberne, sondern durch eine goldene Linie miteinander verbunden waren, und dass bei ihr nun der Name „Hermine Jane Potter, geb. Granger“ geschrieben stand.
„Dann ist ja alles in Ordnung...“, schmunzelte sie und schmiegte sich zärtlich an seine Brust an. „Warte!“, rief sie noch einmal, als Harry bereits den ersten Schritt die Wendeltreppe hinauf getan hatte.
„Was denn jetzt noch?“, stöhnte Harry, als Hermine aus seinen Armen sprang, zum Bücherregal ging und das große, in rotes Leder gebundene Photo-Album herauszog, das sie zusammengestellt hatte.
„Es ist noch eine Seite frei, weißt du noch?“, erinnerte sie ihn mit einem breiten Lächeln. Sie nahm eins der Hochzeitsphotos der beiden die Ron geschossen hatte und zückte ihren Zauberstab. Mit einem Dauerklebefluch befestigte sie die Aufnahme auf der letzten Seite. Da spürte sie auch schon Harrys Arm um ihre Schulter. Beide schauten lächelnd auf das Photo, auf dem, Harry im nachtblauen Samtfestumhang, Hermine im weißen Hochzeitskleid, beide voller Glück und voller Verliebtheit ins Objektiv der Kamera hinein strahlten.
„Jetzt ist es voll...“, hauchte Hermine. „Das Photo-Album...“
„Müssen wir halt ein neues anfangen...“, nickte Harry. „Spätestens...“, und er zog Hermine in eine liebevolle Umarmung hinein und strich zärtlich über ihren noch sehr flachen Bauch. „Spätestens in acht Monaten.“
Hermine schmunzelte.
„Wollen wir jetzt nach oben gehen, Schatz? Ich denke...“, erklärte sie mit einem hintergründigen Grinsen. „...dass es höchste Zeit für die Hochzeitsnacht ist, Liebling...“
„Ja, meine Süße, aber ich trag dich!“, erinnerte sie Harry, und da hob er sie schon in die Höhe und Hermine schlang die Arme um ihn. Zärtlich küsste sie wieder seinen Hals, während er sie die Wendeltreppe hinauf in ihr Schlafzimmer trug.
Dort wartete die nächste Überraschung auf die beiden: Das Feuer im Kamin war bereits entzündet, hunderte und aberhunderte von brennenden Kerzen schwebten in der Luft und der Weg zu ihrem Bett und die Matratze selbst waren mit Rosenblüten bestreut.
„Oh Harry, das ist ja wundervoll!“, flötete Hermine, die offensichtlich annahm, dass er dafür verantwortlich war.
„Äh...ja...“, murmelte Harry, trug sie weiter und legte sie sanft auf dem Bett ab. Hermine ließ den Kopf ins Kissen sinken und murmelte plötzlich „Aua...“ Sie griff hinter sich und zog ein Pfefferminzplätzchen hervor, das auf dem Kissen gelegen hatte. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie Harry an.
„Das warst gar nicht du, oder? Das war Dobby!“
„Nun...anscheinend...“, gab Harry zu. „Ich war's jedenfalls nicht...“
„Hm...“, machte Hermine.
„Es tut mir Leid!“, versicherte Harry eilends. „Ich hätte das machen sollen, natürlich...“, doch Hermine lächelte entwaffnend und strich ihm beruhigend durchs Gesicht.
„Harry, es ist alles in Ordnung! Du hattest wirklich genug zu tun, ich weiß das! Und ich liebe dich und jetzt lass uns unsere erste Nacht als Mann und Frau genießen, ja?“
„Sehr gern...“, schmunzelte Harry. „Ich liebe dich auch...“
Er beugte sich zu ihr hinunter und versiegelte ihre Lippen mit einem liebevollen Kuss.
„Moment...“, murmelte Hermine, griff in seine Haare und zerrte seinen Kopf von ihrem Mund weg. „Bevor ich wieder zu heiß bin um noch daran zu denken...du weißt, dass ich es heute gern unendlich romantisch haben möchte, nicht wahr?“
„Selbstverständlich...“, erwiderte Harry. „Ich weiß doch, was meiner Frau gefällt. Und dann in der Hochzeitsnacht...aber sicher! Unendlich romantisch.“
„Dann ist ja gut...“, lächelte Hermine und zog seinen Kopf wieder hinunter, sodass sich ihre Lippen erneut trafen. Zärtlich streichelten Harrys Finger über ihren Körper entlang und entfachten ein Feuer der Erregung in ihr. Sie presste ihn an sich und konnte noch immer kaum glauben, dass sie beide jetzt Mann und Frau waren.
„Kaum zu glauben, dass ich das geschafft habe.“, murmelte Harry, nachdem sie sich, eng umschlungen, ein wenig vom soeben vollzogenen Geschlechtsakt erholt hatten. Hermine, die den Kopf auf seine Brust gelegt hatte, schaute überrascht auf.
„Das hast du doch bis jetzt immer geschafft, Schatz.“, hauchte sie ermutigend.
„Nicht das!“, entgegnete Harry lachend. „Sondern, dass ich meine langjährige beste, treueste und tapferste Freundin, die das klügste Mädchen und die talentierteste Hexe von Hogwarts war und noch dazu wunderschön ist, dass ich dieses Mädchen dazu gebracht hab, mich zu heiraten!“
Hermine rollte sich auf ihn herauf und sah ihn mit einem schelmischen Grinsen an, das Harry so an ihr liebte.
„Kunststück...“, flötete sie. „Wenn man bedenkt, wie sehr dich dieses Mädchen liebt, Harry!“
„Ich mein es ernst, Hermine. Ich weiß nicht, womit ich dich verdient haben soll. Du bist eine wundervolle Person. Ganz zu schweigen davon, dass du attraktiv, intelligent und tapfer bist, warst du von Anfang an der Halt in meinem Leben. Du hast immer gewusst, was ich denke und wie es mir geht, dir konnte ich nie etwas vormachen. Und du warst die Person, der mir immer beigestanden hat, egal ob du es für sinnvoll gehalten hast oder nicht, du warst immer dabei! Die eine Person, die mir stets Hilfe angeboten hat. Die eine Person, die mir immer Glauben geschenkt hat. Die eine Person, auf die ich mich in jeder Lebenslage verlassen konnte, die mich um den Verstand bringt und für mich einfach das größte Glück auf dieser Erde ist.“
Hermine lächelte zwar ein warmherziges Lächeln, doch wie schon so oft hatten Harrys liebevolle Worte die Tränen in ihre Augen steigen lassen.
„Kaum zu glauben, dass du mich schon wieder zum Heulen gebracht hast...“, schniefte sie. „Oh Harry, warum sollte ich dich nicht lieben? Denn das tue ich, und zwar von ganzem Herzen. Das hat schon ganz früh angefangen, schon Jahre bevor wir überhaupt zusammen gekommen sind und es wird nie aufhören! Wir hatten es nicht leicht, aber ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber bin, dass wir jetzt verheiratet sind! Das hab ich mir schon so lange gewünscht, schon seit du mich damals in Dumbledores Büro gefragt hast...nein, eigentlich schon viel länger!“, verbesserte sie sich. „Weil ich dich schon immer geliebt habe, immer warst du meine Stütze, meine Bezugsperson. Du warst der beste Freund, dem ich mich in jeder Situation anvertrauen konnte, und ich kann es kaum glauben, dass ich wirklich das Glück hatte mit dir zusammengekommen zu sein. Schon früh hat sich gezeigt, dass du mir alles bedeutet hast. Ich bin nur zu den Quidditch-Spielen gegangen, wenn du gespielt hast. Als Umbridge dich aus dem Team geworfen hat, hatte ich kein Interesse mehr daran. Damals hätte ich dich so gern als Vertrauensschüler gehabt anstatt Ron. Ich war richtig enttäuscht, als du mir von dem Kuss mit Cho erzählt hast und furchtbar neidisch auf sie. Und ich hab nur für dich jedes Jahr Schulregeln brechen können!“, fügte sie mit einem leichten Schmunzeln hinzu. „Oh, wie sehr ich dich liebe, Harry Potter!“, rief sie laut und voll Freude und schlang die Arme um ihn. Beide verschmolzen in einem langen, zärtlichen Kuss, während Harry Hermine überwältigte und wieder über ihr zum Liegen kam.
Hermine schloss die Arme um ihn und presste ihn fest an sich.
„Ich dich auch, Hermine Potter...“, flüsterte er, was in Hermine ein gewaltiges Glücksgefühl auslöste.
„Ich brauche dich! Ich geb dich nie mehr her!“
„Ich brauche dich auch. Und ich geb dich auch nie mehr her...“, stöhnte Harry in ihren Mund hinein. Liebevoll streichelten sie sich gegenseitig und flüsterten sich noch eine ganze Weile lang gegenseitig Liebesbotschaften zu, die der andere mit leuchtenden Augen aufnahm. Und obwohl es sexuell nicht einmal ihrem Mindestpensum entsprach, beschlossen sie, nachdem sie noch eine ganze Weile miteinander gekuschelt und sich voller Liebe geküsst und gestreichelt hatten, sich nun tatsächlich schlafen zu legen. Der Tag war für beide sehr lang und anstrengend gewesen, und sie hatten ein starkes Bedürfnis nach Erholung. So legte sich Hermine auf die Seite und schloss Harrys Arme um ihren Bauch und er schmiegte sich fest an sie. Hermine schlief zuerst ein und Harry beobachtete sie noch eine Zeitlang, wie sie ruhig und leicht im Schlaf ein- und ausatmete. Sie sah so friedlich aus, wie sie mit geschlossenen Augen übers ganze Gesicht strahlte. Ihr Herz war, auch während sie noch ins Reich der Träume abdriftete, vor Freude explodiert bei dem Gedanken, dass sie nun Mrs. Hermine Jane Potter, Harrys Frau, war. Ein Lächeln flog über Harrys Gesicht, als er die Schlafende betrachtete. Wie war es bloß möglich, dass dieses wundervolle Geschöpf das ihm alles bedeutete jetzt seine Frau war, jetzt ganz und offiziell zu ihm gehörte?
„Ich liebe dich...“, flüsterte er noch ein letztes Mal, bevor auch er die Augen schloss und sanft entschlummerte, in einen wunderschönen Traum hinein, der aber trotz alledem nicht an die Realität heranreichen konnte.
„So, jetzt sind sie also tatsächlich verheiratet, und das ohne jeden Zwischenfall. Ach ja, für die Leser, die schon etwas länger dabei sind: In der Ur-Version von Verlangen und Liebe hatte ich Krum zu einem Todesser gemacht, dies passt allerdings nicht mehr in die Handlung, daher habe ich das wieder rückgängig gemacht. Lasst euch nicht davon irritieren. Krum gehört nicht zu den Leuten von „Du-weißt-schon-wem“! :-)“
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