Kapitel 64-Haufenweise Neuigkeiten
„Du lebst ja noch!“, lachte Harry, als er vor Owens Büro in der Aurorenzentrale wartete und Chris schnaufend auf ihn zugelaufen kam.
„War knapp...“, gab Chris keuchend zu. „Die Abschlussprüfung war nichts im Vergleich zu letzter Woche...Lavender wollte mich gar nicht gehen lassen...“
„Bist ja noch pünktlich!“, meinte Harry mit einem Blick auf die Uhr. Es war zwei Minuten vor drei. Sie klopften an der Bürotür an und traten ein.
Owen sah härter und nachdenklicher aus als bei ihrer letzten Begegnung. Die dunklen Ringe unter den Augen waren Zeuge davon, dass er wohl sehr unruhig schlief, und er wirkte müde, ausgelaugt und dünner. Als er seine beiden Schüler jedoch begrüßte, war sein Handschlag ebenso stark wie immer, und auch seine hellen, blauen Augen hatten nichts von ihrer Kraft verloren, während er sie mit wachem Blick musterte.
„Wenders. Potter. Ich darf Ihnen beiden gratulieren. Ich bin sehr stolz darauf, dass Sie beide bestanden haben.“ Er wies mit einer knappen Geste auf zwei Stühle gegenüber seinem Schreibtisch und Harry und Chris nahmen Platz, während Owen sich auf seinen alten, abgewetzten Lederstuhl niedersinken ließ. „Ihre Leistung freut mich umso mehr, da wir erkannt haben, dass wir die Messlatte wohl zu hoch gesetzt haben.“, fuhr Owen fort.
„Hört hört...“, dachte Harry, der sich gerade daran erinnerte, wie oft er während Zwischen- und Abschlussprüfung nur knapp dem Tod entronnen war.
„Aber wie Sie beide wissen, handelte es sich immerhin um die Aurorenausbildung. Und für den Beruf des Auroren kommt nun einmal nur die absolute Elite unter den Zauberern infrage, zu der Sie nun auch gehören.“ Ein Lächeln zog sich über die Gesichter von Harry und Chris. „Trotzdem war ich geschockt.“, gab Owen zu. „Dass von 54 Kandidaten gerade mal zwölf die Zwischenprüfung bestanden haben, ist ein enttäuschendes Ergebnis.“
„Haben außer uns auch alle anderen die Abschlussprüfung bestanden?“, fragte Harry. Owen lachte auf.
„Mein lieber Himmel, nein! Obwohl es nicht so viele Ausfälle gab wie bei der Zwischenprüfung. Na gut, das war andererseits ja auch nicht mehr möglich, nicht wahr? Jedenfalls haben gerademal sieben Teilnehmer die Abschlussprüfung erfolgreich bestanden, und ich bin sehr zufrieden damit, dass zwei davon aus meiner Abteilung kamen und in diesem Moment vor mir sitzen.“
„Wer hat's denn noch geschafft?“, wollte Chris interessiert wissen. Owen zog aus einer Schublade seines Schreibtisches ein Stück Pergament hervor.
„Neben Ihnen selbst...Lars Grieg aus Norwegen, Maurice Houdon aus Frankreich, Thomas Schmidt aus Deutschland, Felipe Suárez aus Spanien und Mark Foster aus den Vereinigten Staaten.“ Owen legte die kurze Liste wieder beiseite und sah die beiden mit festem, durchdringenden Blick an. „Er ist wie ein Greifvogel...“, schoss es Harry in diesem Moment durch den Kopf.
„Ich habe noch etwas für Sie!“ Owen reichte jedem einen großen, mit Gold beschlagenen Rahmen, in dem eine auf feinstem Pergament geschriebene Urkunde befestigt war. In verzierter Schrift stand groß darüber „Aurorenzertifikat“, und die darauffolgenden Zeilen erklärten, dass man die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hätte und nun offizieller Auror sein würde. Lächelnd sah Harry auf seinen eigenen Namen, der mit funkelnder, violetter Tinte geschrieben war. In der unteren Hälfte der Urkunde waren zahlreiche Siegel und Stempel aufgeführt, und darüber vier Unterschriften: Von Dwight, Boulez und Taylor und direkt über ihnen stand spinnenartig die Signatur „E. Fawcett“, dessen Schrift Harry ja bereits von seinen Aufgabenzetteln her kannte.
„Danke, Sir!“ Owen tat dies mit einer Handbewegung ab.
„Nicht der Rede wert. Sie haben es verdient. Dwight hat mir von Ihren guten Leistungen berichtet. Damit ist Ihre Ausbildungszeit offiziell beendet. Ich habe Ihnen damals vor zwei Jahren erklärt, dass man diesen Job nicht zu einfach nehmen darf, dass der Beruf Risiken mit sich birgt, dass die Aufträge blutig und gefährlich sein können. Ich hoffe, das behalten Sie noch immer im Hinterkopf!“ Harry und Chris nickten. Sie konnten sich noch gut daran erinnern.
„Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich keinen Moment daran gezweifelt habe, dass Sie beide die Aurorenausbildung erfolgreich abschließen!“, behauptete Owen, und dies war einer der seltenen Augenblicke, in denen Harry ihn lächeln sah. „Sie sind nun Auroren. Jetzt müssen wir nur noch klären, ob Sie auch als Auror tätig sein dürfen.“
„Wie bitte?“
„Nun, laut Verordnung 42b im magischen Gesetzbuch hat einzig und allein der Zaubereiminister die Befugnis, Auroren einzustellen und zu entlassen.“, erklärte Owen nachdrücklich.
„Dann mach ich mir keine Gedanken.“, meinte Harry. „Percy wird mich bestimmt...“
„Mr. Weasley hält die Position des Zaubereiministers nicht länger inne.“
„Nicht?“, rief Harry überrascht. „Seit wann?“
„Und wer hat jetzt das Sagen?“, wollte Chris lieber wissen. „Wer entscheidet, ob wir genommen werden?“
Owen legte die Fingerkuppen aufeinander und seine Lippen verzogen sich diesmal zu einem kaum erkennbaren Lächeln.
„Ich.“
„SIE?“, schrien Harry und Chris gleichzeitig.
„Ja, ich.“, nickte Owen. „Im November fiel eine Gruppe Dementoren über eine kleine Muggelstadt in Südamerika namens Carauari her und raubte einem Großteil seiner Einwohner die Seelen. Wir vermuten, dass Todesser dahinter gesteckt haben. Auch wenn es weit weg war, sah sich das Ministerium genötigt zu handeln. Nach der Zerstörung von Askaban und Madam Lestranges unbehelligten Besuch beim Fest in der Walburgaburg, war dies endgültig der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Dass Muggel angegriffen werden, ist eine Sache, die unter keinen Umständen passieren darf. Da Mr. Weasley offenbar nicht mehr Herr der Lage war, hat man ihn kurzerhand abgesetzt und mich in das Amt des Zaubereiministers berufen.“
Harry wurde schlagartig klar, warum Owen seit November nicht mehr beim Aurorentraining anwesend gewesen war: Er hatte sich in der Zeit zum Zaubereiminister wählen lassen.
„Nun, ich denke, dass wir alles weitere in meinem neuen Büro besprechen sollten.“, schlug Owen vor, stand auf und stieß die Tür auf. Auch Harry und Chris erhoben sich.
„Wer wird Leiter der Aurorenzentrale?“, fragte Chris.
„Dwight.“
Die beiden nickten und folgten Owen hinaus und mit dem Fahrstuhl einen Stock höher, wo das luxuriös eingerichtete Büro des Zaubereiministers lag. Als sie es betraten, hantierte noch ein nervöser, rothaariger Mann darin herum, der auf einem großen Tablett, das mit allerhand Plätzchen und Gebäck belegt war, gerade eiligst Tee in Tassen füllte.
„Ist schon gut, Weasley, Sie können gehen!“, wies Owen ihn an.
„Ja, Sir!“, nickte Percy, rückte seine Hornbrille gerade und verließ eiligst das Büro, in dem er vor wenigen Monaten noch selbst gesessen und gearbeitet hatte.
„Er ist mein Sekretär.“, erklärte Owen und wies ihnen an, auf den goldenen, mit rotem Stoff bespannten Besucherstühlen Platz zu nehmen. „Interessante Karriere...“, überlegte Harry. „Erst Sekretär des Zaubereiministers, dann Zaubereiminister, dann wieder Sekretär des Zaubereiministers.“ Um ihn hatte er kein Mitleid, dachte Harry, als er sich auf den äußerst bequemen Stuhl setzte. Er hatte ihm schließlich nicht vertraut, dass Lord Voldemort zurückgekehrt war und sich sogar gegen seine Familie gestellt, nur um dem Ministerium weiter zu folgen. Aber auch seine Aufgabe als Zaubereiminister hatte er nicht gut erfüllt: Er hatte stark auf Publicity und den richtigen Einsatz des Tagespropheten gebaut und sich ansonsten nur an seinen fest befolgten Regeln und Gesetzen festgeklammert. Das mochte für einen Abteilungsleiter reichen, aber als Zaubereiminister musste man wohl in etwas größerem Maße denken und mehr mit gesundem Menschenverstand und Einfühlungsvermögen anstatt Vorschriften an die Sache rangehen, überlegte Harry. Er war durchaus zufrieden damit dass Owen den Posten übernommen hatte. Er war zwar ein grimmiger und harter, aber auch sehr gerechter und auf irgendeine Art und Weise auch verständnisvoller Mensch.
„Bedienen Sie sich!“, meinte er und deutete auf das Tablett. Harry und Chris griffen nach den Teetassen, während Owen hinter seinem breiten Schreibtisch stehen blieb, auf dem neben dem Tablett und den Teetassen noch allerhand Pergamentblätter verstreut lagen. Chris nahm sich eine der Makronen und biss ein Stück ab.
„Mit denen wär ich vorsichtig.“, meinte Owen vollkommen ernst. „Ich esse nichts, was Weasley mir vorbeibringt. Würde mich nicht wundern, wenn er mich vergiften würde um selbst wieder Zaubereiminister zu werden...Das war ein Scherz!“, fügte er hinzu, als er Chris' Gesichtsausdruck sah. Wie zum Beweis nahm auch er von den Makronen, machte aber keine Anstalten hineinzubeißen. Er blieb weiter regungslos hinter dem Schreibtisch stehen.
„Nun, um eins von vornherein klar zu stellen: Ich würde Sie sehr gerne als Auroren einstellen. Allerdings hat jeder Auror erst eine Art Bewährungsprobe zu leisten, bevor er zu vollen Konditionen eingestellt wird. Diese Bewährungszeit soll dem Zaubereiministerium Geld einsparen, für den Fall, dass junge Auroren recht schnell den Beruf wieder aufgeben und umfasst 300 abzuleistende Stunden. Sie können sich diese Stunden in gewissen Grenzen einteilen, wie Sie wollen. Erst nach Ablauf dieser Zeit werden Sie zum vollen Satz ausbezahlt.“
„Um wie viel Geld handelt es sich dabei denn?“
„In Ihrer Bewährungszeit sind das 180 Galleonen pro Monat. Ein Standardsatz. Keine Diskussion.“
„Wie bitte?“, fragte Chris ungläubig. „Wir sind voll ausgebildete Auroren und bekommen gerade mal 180 Galleonen im Monat?“
„Es ist nur bis Sie die 300 Stunden abgeleistet haben!“, wiederholte Owen eindringlich. „Sie werden schon nicht verhungern, glauben Sie mir. Nach Ablauf dieser Zeit erhalten sie den ersten Soldsatz für Auroren, der 700 Galleonen pro Monat beträgt.“
„Nicht schlecht!“, nickte Harry. Immerhin waren das 3500 Pfund.
„Nach drei abgeschlossenen Jahren erhalten Sie den zweiten Soldsatz über den Betrag von 1000 Galleonen. Und nach sieben vollständigen Jahren Soldsatz Nummer 3: 1500 Galleonen.“
Harry und Chris starrten ihn sprachlos an. Mit derartigen Summen hatten sie nicht gerechnet.
„Was haben Sie denn?“, fragte Owen mit einem Grinsen. „Sie sind Auroren, das ist ein gefährlicher und anspruchsvoller Beruf. Das muss doch wenigstens anständig bezahlt werden! Für besondere Aufträge gibt es natürlich noch zusätzliche Prämien, die erfahrungsgemäß meist im Bereich zwischen 100 und 500 Galleonen tendieren. Ach ja, ich habe noch eine gute Nachricht für Sie:“, fügte er schmunzelnd hinzu. „Eric Fawcett hat ein Preisgeld für die erfolgreichsten Teilnehmer des internationalen Trainings gestiftet. Und da Großbritannien die besten Leistungen erzielt hat, wird das Preisgeld unter Ihnen beiden aufgeteilt. Wir haben uns die Freiheit genommen, Ihre Verliese bei Gringotts bereits heute morgen mit dem betreffenden Betrag aufzustocken.
„Um wie viel handelt es sich denn?“, fragte Chris.
„Also, wenn Ihnen schon bei Ihrem zukünftigen Sold so der Mund offen stehen geblieben ist, sollte ich Ihnen den Betrag lieber aufschreiben.“, vermutete Owen mit hochgezogenen Augenbrauen und zog eine Schreibfeder hervor.
„Nun sagen Sie schon!“
„Wie Sie wollen: Es handelt sich um 70.000 Galleonen. Für jeden von Ihnen.“ Harry und Chris rissen die Augen auf. „70.000 Galleonen?“, dachte Harry fassungslos. Das war fast so viel, wie sie überhaupt in ihrem Verlies hatten.
„Dieses Taschengeld sollte Ihnen jawohl über den Sommer hinweg helfen.“, meinte Owen. „Denn Sie haben, besonders natürlich durch das vergangene Jahr, noch reichlich Resturlaub, den ich Sie einfach zwingen werde, jetzt zu nehmen!“, fügte er liebevoll hinzu. „Ich möchte, dass Sie erst ab Mitte August Ihre Tätigkeit als Auror aufnehmen. Bis dahin erhalten Sie natürlich weiterhin Ihr reguläres Ausbildungsgeld von 130 Galleonen pro Monat. Sind Sie damit soweit einverstanden?“
„Ja.“, nickte Chris. „Das passt gut. Lavender arbeitet auch erst ab September.“
„Und was ist mit Ihnen, Mr. Potter?“
„Ja...ein bisschen Urlaub würde ganz gut tun...“, stimmte er zu. Das vergangene Jahr war sehr anstrengend gewesen, und er freute sich darauf, jetzt zwei Monate ausspannen zu können. Besonders da auch Hermine eine Menge Urlaub gesammelt hatte, den sie jetzt zusammen verbringen konnten. „Ich bin einverstanden, Sir!“
„Schön, dass wir uns geeinigt haben!“, entschied Owen, zückte seinen Zauberstab und ließ drei Gläser und eine Flasche Feuerwhisky aus dem Nichts erscheinen. „Für den Moment steht mir der Sinn nicht unbedingt nach Tee...“, fügte er mit einem missbilligenden Blick auf das Tablett auf seinem Tisch hinzu. „Ich denke, wir sollten uns eher ein Gläschen genehmigen, um unsere Übereinkunft zu feiern.“
Harry hätte beinah losgeprustet. Aus Owens Mund klang das Wort „feiern“ komplett unpassend.
Ein wenig durcheinander verließen Harry und Chris nach dem Gespräch das Büro des Zaubereiministers, die Aurorenzertifikate fest unter den Arm geklemmt. Harry nahm immer wieder seine Brille von der Nase und setzte sie danach wieder auf. Owen hatte ihm (wobei er zweimal nachgefragt hatte) eine leichte Sehschwäche zurückgegeben. Es hatte sich diesmal nicht so angefühlt, als ob seine Augäpfel brennen würden, sondern eher als ob ein kühles Gel in sie eindringen würde. Ohne Brille konnte Harry jetzt zumindest größtenteils sehen, um Welten besser als früher, trotzdem war die Brille notwendig, um wirklich scharf sehen zu können. Minus 0,75 Dioptrien, wie die Muggel gesagt hätten.
„Tschüss, Chris!“, nickte Harry ihm zu, nachdem er die Brille ein letztes Mal auf die Nase gesetzt hatte. „Bis die Tage dann!“
„Warte, Harry!“, rief er und hielt ihn am Ellenbogen fest. „Hast du nicht Lust im tropfenden Kessel noch einen mit mir zu trinken?“
„Wieso? Musst du nicht schnell zu Lavender?“
„Ich müsste eigentlich schon, aber...“ Chris blickte sich um und senkte die Stimme ein wenig. „Ich brauch ne kleine Pause, verdammt! Lav hat mich die ganze Nacht und den ganzen Morgen beansprucht und ich kann jetzt einfach nicht wieder sofort!“ Dass Lavender von dem reichhaltigen Geschlechtsverkehr selbst völlig erschöpft und befriedigt war und erst am nächsten Tag bereit für weiteren Sex sein würde, konnte Chris ja nicht ahnen.
„Okay...“, grinste Harry. „Eine Stunde hab ich wohl Zeit...“
Es war schon Abend geworden als Harry zurück nach Godrics Hollow apparierte. Er fand Hermine, bequem auf dem Sofa liegend und in ein dickes Buch vertieft, im Wohnzimmer vor. Sie schien nicht wirklich zu lesen, denn sie blätterte in raschem Tempo eine Seite nach der anderen durch. Ihr linker Fuß wippte auf und ab, als ob sie unruhig wäre oder möglicherweise auch an ein rhythmisch schönes Lied dachte. Augenscheinlich war sie nicht richtig bei der Sache.
„Hallo, Schatz!“, lächelte Hermine, nachdem Harry ihr einen kleinen Begrüßungskuss gegeben hatte. „Ja, jetzt bist du wieder der richtige Harry...“, meinte sie zufrieden und deutete auf seine Brille. „Und du siehst auch ohne sie was? Für den Notfall?“ Harry nickte und Hermine zog ihn wieder näher zu sich heran. „Gut, dass du wieder da bist, weil...“
„Du hättest mir auch sagen können, dass Owen inzwischen Zaubereiminister ist!“, bemerkte er vorwurfsvoll.
„Was? Äh...tut mir Leid, ich dachte du hättest das schon gewusst, wo er dein Lehrer war. Harry, ich...“
„Obwohl Chris es auch nicht gewusst hat, da war ich wenigstens nicht alleine so bescheuert!“, unterbrach Harry sie. „Ich meine, wir haben im Training ja nichts davon mitgekriegt, keiner hat uns was gesagt. Wir hatten dort nicht einmal den Tagespropheten.“
„War ja auch weit weg...“, murmelte Hermine.
„Aber Owen hat Chris und mich jetzt ganz offiziell als Auroren eingestellt.“, erklärte Harry und ein Grinsen zog sich über sein Gesicht. Stolz zeigte er Hermine seine prächtige Urkunde. „Nur der Zaubereiminister darf nämlich Auroren in Dienst stellen.“
„Herzlichen Glückwunsch, aber...“
„Mitte August fange ich an.“
„Schön, aber...“
„Ich hab ja während des Trainings oft nicht daran geglaubt, es zu schaffen...“
„Aber hast du ja jetzt!“, nickte Hermine und wollte das Gespräch anscheinend beenden.
„Ja, hab ich. Und das wird viel besser bezahlt, als ich gedacht habe.“
„Das ist toll, aber...“
„Das ist sogar mehr als toll, denn wir beide können das Geld gut gebrauchen. Ich muss dich nämlich was Wichtiges...“
„Harry, ich bin schwanger!“, schrie sie ihm mit aller Lautstärke zu der sie fähig war (und das war erstaunlich viel) direkt ins Gesicht. Eine Totenstille folgte. Sprachlos starrte Harry sie an. Genauso laut wie sie vorher gewesen war, so leise wurde Hermine jetzt. „Sag was...“, flüsterte sie zaghaft, aber sehr eindringlich. Ihre Stimme zitterte, ganz so, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen. Sie rüttelte an seinem Arm. „Harry, ich bitte dich, sag jetzt was!“ Harry machte stumm den Mund auf und zu. „Ähm...na ja...“, brachte er schließlich bruchstückhaft hervor. „Hermine...was soll ich sagen? Das ist...ein Schock jetzt.“ Binnen eines Sekundenbruchteils füllten sich Hermines Augen vollständig mit Tränen.
„Ach, du musst auch gar nichts sagen, Harry!“, brachte sie schluchzend hervor und stieß ihn von sich weg. „Du blöder Idiot!“ Sie hatte sich so sehr über ihr erstes Kind gefreut, und auch wenn sie es Harry nicht gerade sanft mitgeteilt hatte, hatte sie doch fest damit gerechnet, dass er sich ebenso darüber freuen würde wie sie. Stattdessen sah er sie an, als ob sie mit Furunkeln oder Drachenpocken übersät sei. „Aber ich sag dir was: Ich werde dieses Kind bekommen, egal was du sagst, ich werde auf keinen Fall noch einmal eine Abtreibung durchmachen, und wenn nötig, zieh ich's halt alleine auf!“ All das hatte sie unter wahren Sturzbächen an Tränen heraus gebrüllt, wieder schubste sie Harry so schmerzhaft sie nur konnte von sich weg und lief schluchzend aus dem Wohnzimmer hinaus Richtung Eingangshalle. Doch bevor sie noch die Treppe nach unten erreicht hatte, schlossen sich zwei Arme ganz sanft um ihre Hüfte und hielten sie fest. Harry drehte sie um und drückte sie zärtlich gegen seine Brust, während Hermine sich in seinen Armen wand und versuchte, freizukommen.
„Lass mich...“, schniefte sie. „Lass mich los.“
„Mine...“, flüsterte Harry sanft.
„Ich hab mich so sehr über ein Kind mit dir gefreut!“, murmelte sie, befreite einen Arm aus dem Gefängnis und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
„Ich freu mich auch auf unser Kind.“, lächelte Harry. „Wirklich! Aber das war...das war eben nur einfach ein Schock für mich, Mine, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe. Es ist ja schließlich nicht geplant und wir sind beide noch nicht mal zwanzig. Aber ich hab immer davon geträumt, mal eine richtig große Familie zu haben. Vielleicht weil ich nie selbst eine hatte.“ Grinsend schmiegte er sich an sie. „Du weißt doch wie gern ich schon immer Kinder mit dir wollte, nicht wahr, Mine? Eine ganze Quidditch-Mannschaft, weißt du noch?“
Hermine schniefte und nickte. Trotz aller Traurigkeit machte ihr Herz einen Satz. Dass Harry sich daran noch erinnerte...es schien ewig her zu sein, als er das zu ihr gesagt hatte.
„Ich will auch eine große Familie mit dir haben...“, meinte sie kleinlaut. „Aber eine ganze Quidditch-Mannschaft...ich bin doch keine Gebärmaschine, Harry!“
Harry lachte.
„Und ein bisschen Karriere möchte ich auch machen...“, gab Hermine zu. „Erstmal als Heilerin...und später vielleicht als Lehrerin...“
„Und du wirst in beidem großartig sein, Hermine. Ich wollte nur klarmachen, dass ich gern auch viele Kinder hätte.“
„Ich doch auch!“, versicherte Hermine eilends. „Versteh mich bitte nicht falsch, Schatz! Und ob ich viele Kinder mit dir haben möchte, unbedingt! Und...okay, eine Quidditch-Mannschaft. Aber nur eine!“
Harry grinste und gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen.
„Und deine Karriere?“
„Na ja, wir haben noch den Stein des Lebens, oder?“, erinnerte ihn Hermine. „Das sind immerhin zehn Jahre für jeden von uns...“
„Stimmt, den hatte ich ganz vergessen...“, lächelte Harry. „Dann...eine Quidditch-Mannschaft also, ja?“
Wieder schniefte Hermine und gab grinsend nickend ihr Einverständnis.
„Ich bin ja nicht eitel, aber...hoffentlich kann ich meine Figur dabei behalten...“
Auch Harry grinste für einen Moment. Hermine so etwas sagen zu hören, war viel süßer, da er sie ja als zugeknöpften, alles wissenden Bücherwurm kennen gelernt hatte, besonders im Vergleich zu Lavender und Parvati, die schon immer ein wenig albern und kokett gewesen waren. Er wurde aber augenblicklich wieder ernst.
„Ich würde niemals von dir verlangen, das Kind abzutreiben, Hermine. Und ich hätte es auch damals nicht von dir verlangt. Es wäre schwer gewesen, aber wir hätten es schon geschafft.“
Hermine nickte. Dass Harry das sagte, bedeutete ihr viel.
„Aber warum hast du vorhin so gezögert? Willst du jetzt noch kein Kind?“, flüsterte sie. Harry seufzte und löste ihre Umarmung. Schweigend wandte er sich von ihr ab, lehnte sich ans Geländer der Treppe und sah regungslos in die Eingangshalle hinab ohne zu antworten. Vorsichtig näherte sich Hermine ihm, als er doch noch zu sprechen begann.
„Ich hab mir Sorgen um das Kind gemacht.“
„Was?“, wunderte sich Hermine. „Wieso das denn? Wir können gut für das Kind sorgen. Wir haben ein Haus mit genug Platz, wir haben Geld, wir haben gute Jobs...“
„Nicht deswegen!“, unterbrach Harry sie. „Wie gesagt, ich hatte nie eine richtige Familie, Hermine. Ich hab nie Eltern gehabt, geschweige denn einen Vater. Und die Dursleys waren ja auch nicht gerade Musterbeispiele...ich hab Angst, Mine...werd ich...kann ich überhaupt ein guter Vater werden?“
Hätte es jemand Hermine erzählt, sie hätte es nicht geglaubt.
„Harry...“, meinte sie fassungslos. Sie ging zu ihm und drehte ihn zu sich um. „Harry, du wirst ein fantastischer Vater sein, da bin ich sicher! Du bist schon so ein fantastischer Verlobter, du bist liebevoll, ehrlich, hilfsbereit und verständnisvoll. Du bist alles, was man sich von einem Vater nur wünschen kann!“ Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. „Und wenn das Kind dich nur halb so sehr liebt wie ich es tue, wird es begeistert von dir sein.“ Harry zitterte, und als Hermine sich von ihm löste, sah sie, wie hinter seinen Brillengläsern Tränen schimmerten, die jetzt, langsam und unaufhörlich, seine Wangen herunterliefen. Er konnte nichts dagegen unternehmen. Hermine lächelte und gab ihm einen Kuss.
„Mein Schatz...“, flüsterte sie dabei. Danach strich sie ihm mit den Daumen zärtlich die Tränen aus dem Gesicht. „Wir bekommen ein Kind.“, fügte sie hinzu. „Wir werden Eltern.“
Nun presste Harry sie an sich und drückte seinerseits einen Kuss auf ihre Lippen. Er fuhr durch Hermines lockiges, kastanienbraunes Haar und küsste sie weiter, voll Inbrunst und Leidenschaft.
„Ich freu mich. Ich freu mich wirklich.“, versicherte er atemlos, nachdem sich ihre Lippen wieder getrennt hatten. Ihre Gesichter waren ganz nah aneinander und seine Augen leuchteten sie an. Smaragdgrün in rehbraun, rehbraun in smaragdgrün. „Das war das Schönste, was du mir überhaupt sagen konntest. Ich liebe dich, Hermine.“
„Ich liebe dich auch, Harry!“, strahlte Hermine, die überglücklich war, dass Harry sich über die Schwangerschaft ebenfalls freute. „Es kann sein, dass ich mich irre, aber wolltest du mir vorhin nich auch noch was erzählen?“, erinnerte sie ihn. „Oder ging das nur immer noch um deinen Job als Auror?“
„Nein, was viel Wichtigeres.“, entgegnete Harry. „Hermine, du bist immer eine wundervolle Freundin für mich gewesen. Ich hab dir so viel zu verdanken, dass ich es überhaupt nicht mehr alles aufzählen kann. Und dass ein Junge mit seiner besten Freundin ein Paar wird, kommt wohl auch nicht gerade oft vor. Ich hatte schon immer starke Gefühle für dich, schon seit ich dich im Hogwarts-Express zum ersten Mal gesehen habe. Aber erst spät, viel zu spät, hab ich erkannt, dass das viel mehr als nur Freundschaft war, sondern Liebe. Weil du die Person bist, die einfach perfekt zu mir passt. Die Person, die mich immer versteht. Die Person, die weiß was ich brauche. Ich liebe dich von ganzem Herzen, Hermine Jane Granger, und ich kann und will mir ein Leben ohne dich an meiner Seite nicht mehr vorstellen. Ich will ewig mit dir zusammen sein.“ Zärtlich ergriff er ihre Hand und kniete sich vor ihr nieder. Der Schein der Fackeln an den Wänden und der schwebenden Kerzen erhellte ihr schönes Gesicht. Seine smaragdgrünen Augen fixierten sie und sahen sie warmherzig und voller Liebe an. „Ich weiß, ich hab das eigentlich schon mal gefragt, und du trägst ja auch schon den Ring, aber...willst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden, Hermine? Willst du mich heiraten?“
Hermine biss sich auf die Lippen und flüsterte:
„Nein.“
Beinah hätte Harry das Gleichgewicht verloren und wäre hingefallen. Dieses Nein traf ihn so hart und kam so unerwartet, dass er taumelte. Seine Beine wurden zu Butter, in seinem Kopf drehte sich alles, und er hatte das Gefühl, jeden Augenblick in Ohnmacht fallen zu müssen. Doch da strich Hermine durch sein rabenschwarzes, unbändiges Haar und meinte lächelnd:
„Nur unter einer Bedingung!“
Harry fing sich wieder und blickte zu ihr herauf.
„Ich weiß, wie du es liebst mich zu überraschen. Und ich fand es auch immer wunderschön. Dieses Haus hier zum Beispiel!“, erklärte sie und deutete auf den großen Eingangsbereich. „Aber unsere Hochzeit will ich mit planen und organisieren. Einverstanden?“
„Einverstanden! Aber du überlässt mir die Hochzeitsreise. Das ist mein Geschenk für dich.“
„Abgemacht...“, lächelte Hermine. „Gerne...“
„Also dann...“, begann Harry von Neuem und räusperte sich kräftig. „Hermine Jane Granger, willst du mich heiraten?“
„Ja. Ja. JA!“, schrie sie voller Glück. Sie zog Harry hoch und stürzte sich in seine Arme. Sie presste ihn an sich und schluchzte nun doch in seine Brust hinein. „Ja Harry, natürlich. Natürlich will ich deine Frau werden. Liebend gern!“, und die beiden verschmolzen erneut in einem liebevollen, nicht enden wollenden Kuss miteinander, bis sie sich strahlend schließlich doch voneinander lösten und sich liebevoll anschauten. Hermine strich Harry zärtlich über den Nacken. Den Kuss hatten sie getrennt, nicht jedoch die Umarmung.
„Ich hab eigentlich was vorbereitet...“, flüsterte Harry und deutete auf die Wand neben der Tür zum Wohnzimmer. Dort stand eine große, bauchige Flasche mit einem gelben Etikett. Neugierig hob Hermine sie auf.
„Champagner?“
„Ja. Hab extra Fleur geschrieben, dass sie mir doch welchen besorgen möge. Hat aber ein bisschen länger gedauert als geplant. Ich wollte die Flasche schon vor ein paar Tagen hier haben.“
In Hermines Gehirn machte es klick.
„Heißt das...heißt das, du wolltest mich schon früher fragen, ob ich dich heiraten möchte?“
„Eigentlich war das das erste, das ich dich fragen wollte, nachdem ich wieder hier war.“, erklärte Harry liebevoll. „Aber ich wollte es perfekt machen und den Champagner dazu haben. Und außerdem war ich zugegebenermaßen ein bisschen abgelenkt bei meiner Rückkehr!“
Hermine grinste über beide Ohren.
„Klar. Die Folgen sind kaum zu leugnen!“, nickte sie und strich über ihren Bauch. „Deshalb kann ich leider auch nichts von dem Champagner trinken, Harry, so gern ich auch würde. Aber in einer Schwangerschaft werde ich auf keinen Fall Alkohol trinken, egal wie lange es noch bis zur Geburt dauert. Aber du kannst gerne was vom Champagner trinken.“
„Natürlich nicht! Ich trink doch nicht alleine was davon. Wir heben uns die Flasche auf. Für einen besonderen Anlass.“ Damit zückte er seinen Zauberstab und ließ sie in den Vorratsraum neben der Küche fliegen.
„Du willst eine Hochzeitsreise mit mir machen?“, warf Hermine ein.
„Natürlich!“, entgegnete Harry. „Wir heiraten schließlich nur einmal, und wir haben noch nie zusammen Urlaub gemacht. Eigentlich...“, fügte er noch grinsend hinzu, „...eigentlich habe ich noch nie überhaupt Urlaub gemacht!“
„Ja...diese blöden Dursleys...Wo wollen wir hin?“
„Das entscheide ich...“, erinnerte sie Harry. „Weißt du noch? Es war so abgemacht.“
„Hm...na schön, Harry. Ich vertrau dir und bin gespannt...“, lächelte Hermine. „Das werden bestimmt heiße Flitterwochen mit dir...“
„Ähm...apropos Hermine: Jetzt wo du schwanger bist, wie ist das da eigentlich mit...na ja mit...“
„Mit Sex?“, unterbrach Hermine ihn. „Sprich's ruhig aus!“
„Ja, also...können wir denn noch miteinander schlafen, wenn du schwanger bist?“
„Aber natürlich. Wieso auch nicht?“, lächelte sie. „Obwohl...die ganzen neun Monate wohl nicht. Es gilt die Faustregel: Die ersten drei Monate kein Problem, die zweiten drei Monate keine Stellung in der zu viel Druck auf den Bauch ausgeübt wird, aber sonst auch kein Problem, nur die letzten drei Monate sollte man keinen Sex mehr haben. Wobei das alles nur ungefähre Richtlinien sind.“, ergänzte sie.
„Wie weit bist du eigentlich?“
„Geht ja nur gut eine Woche, nicht wahr? Wahrscheinlich hast du mich gleich in der ersten Nacht, in der du wieder da warst, geschwängert. Vorher hattest du ja keine Gelegenheit, mir ein Kind zu machen.“ Harry nickte.
„Ich hab gar nicht gewusst, dass Heiler das so schnell feststellen können.“
Dass er nicht nur in der ersten Nacht, sondern schon bei ihrer ersten fleischlichen Zusammenkunft nach seiner Rückkehr das Kind gezeugt hatte, wusste keiner der beiden.
„Weißt du was?“, fragte Hermine. Ein verführerisches Lächeln zog sich über ihr Gesicht und ihre Augen funkelten nun. „Es gibt ja auch dieses Gerücht, dass schwangere Frauen in den ersten Wochen noch viel, viel heißer auf Sex sind, weil der Hormonhaushalt in ihren Körpern verrückt spielt.“
„Und?“, fragte Harry, und unwillkürlich lief ihm bereits ein Schauer den Rücken herunter. „Kannst du das bestätigen?“
Statt einer Antwort lächelte Hermine nur, schmiegte sich fest an ihm und streichelte ihm mit ihrer Hand unter seinem T-Shirt über den Bauch, wobei sie sich immer ganz nah seinem Beckenbereich annäherte, wo sich sein Glied durch die Berührung bereits halb versteifte.
„Lass uns nach oben gehen, ganz schnell, ja?“, hauchte sie nur.
Harry packte sie und hob sie hoch. Hermine lachte.
„Nein, ich will dich nach oben tragen!“, erklärte Harry.
„Dann mach das!“, lachte sie. „Nachdem du mir einen Antrag gemacht hast, wäre es doch eigentlich ganz angebracht, jetzt das Schlafzimmer kaputt zu rammeln, oder?“
„Eins muss dir aber klar sein, als Warnung vorweg:“, wurde Hermine von Harry ermahnt, als sie noch erschöpft und ausgelaugt und voller Befriedigung nach dem vollzogenen Geschlechtsakt schwer atmend in den feuerroten Laken ihres Bettes lagen. „Sobald wir erstmal verheiratet sind, werde ich dich nie wieder gehen lassen, Mine. Nie mehr!“
Hermine lachte und wandte den Kopf in seine Richtung. Auf ihrer Stirn perlte noch der Schweiß.
„Das schreckt mich nicht ab, Schatz...“, flötete sie. „Ganz im Gegenteil...“
Sie rollte sich herum, sodass sie wieder auf ihm zu liegen kam. Sanft schloss sie die Arme um seinen Kopf und ganz sanft und voller Zärtlichkeit drückte sie ihre Lippen auf seine. Harry erwiderte den Kuss und voller Verlangen und Liebe kuschelten sich die zwei aneinander, bis sie das gleichzeitige Knurren ihrer Mägen zusammenzucken ließ. Abendessenszeit war inzwischen lange vorüber. Beide lachten und Harry meinte:
„Oh, wir wollen ja nicht vergessen, dass du ab jetzt für zwei isst!“ Hermine lachte und bat um einen Kuss, den Harry ihr augenblicklich auf die Lippen drückte.
„Lass uns nach unten gehen und zu Abend essen, ja?“
Hermine nickte und er hob sie kurzerhand vom Bett hoch und trug sie hinunter.
„Kleidung ist wohl unnötig, was?“, stichelte Hermine.
„Allerdings...“, flüsterte Harry, was sofort ein Kribbeln in ihrem Unterleib auslöste.
„Du musst mich übrigens jetzt nicht überall hintragen...“, erklärte sie noch, während sie schon das Wohnzimmer verließen und die breite Treppe in die Eingangshalle hinabgingen. „Ich bin schwanger, und nicht krank!“
„Ich übe für später!“, meinte Harry nur. „Ich will mich ja nicht blamieren, wenn ich dich endlich über die Schwelle tragen darf...“
„Mein süßer Schatz...“, hauchte sie und lehnte sich bequem in seinen Armen zurück.
Irgendwann mitten in dieser Nacht schreckte Hermine aus dem Schlaf auf. Sie blinzelte und erkannte, dass Harry voll Faszination mit seinen Fingerkuppen über ihren Bauch strich, und das so verhalten und sanft, dass sie die Berührung kaum merkte. Als er merkte, dass sie sich regte, sah er auf. Sein Gesicht hatte einen zärtlichen, verliebten Ausdruck angenommen.
„Oh. Verzeihung, Mine. Hab ich dich geweckt?“, fragte er leise.
„Nein...“, brachte Hermine hervor, fast ein bisschen krächzend. „Komm her, Harry!“, bat sie. Sie zog ihn zu sich herauf und umklammerte ihn mit den Armen. „Küss mich! Bitte, bitte, küss mich!“ Harry lächelte. Nur gerne kam er ihrer Bitte nach.
„Was ist denn?“, fragte er, als er merkte, dass Hermine zu zittern begonnen hatte. „Wieso weinst du denn, Schatz?“
Die Arme, die um seinen Hals geschlungen waren, bebten, und Hermines Atem ging unregelmäßig und stockend.
„Weil ich so furchtbar glücklich bin!“, entgegnete sie und die Tränen rannen nun ihre Wangen herunter. „Das glaubst du gar nicht, wie furchtbar glücklich ich bin!“
„Ich bin es auch...“, stimmte Harry ihr zu. „Es kam sehr überraschend, aber ich freue mich inzwischen so sehr über das Kind.“ Wieder fühlte Hermine sich, als ob ihr Körper von innen heraus gewärmt wurde. „Und dass du mich dann noch tatsächlich heiraten willst...“
„Aber natürlich will ich das!“, erwiderte Hermine. „Unbedingt!“ Harry lächelte und strich sanft ein weiteres Mal über ihren Bauch.
„Ich freue mich zwar irrsinnig darüber, aber trotzdem möchte ich gern wissen: Wie ist das passiert? Hast du nicht aufgepasst?“
„Doch, ich hab den Verhütungstrank genommen! Aber er war schon abgelaufen.“
„Er war schon abgelaufen?“, wiederholte Harry.
„Ja. Der Verhütungstrank hat ein Verfallsdatum und wenn das überschritten ist, bewirkt er gar nichts mehr. Für die Zeit, als du zum Training unterwegs warst, hab ich den Trank abgesetzt, weil ich ja sowieso keinen Sex hatte. Und die eine Phiole, die ich kurz bevor du wiederkamst getrunken habe, war noch aus der Zeit, als du noch gar nicht losgefahren warst. Der Trank war längst abgelaufen.“
Harry nickte und strich erneut über ihren Bauch.
„Und woher weißt du es? Woher weißt du, dass du ein Kind erwartest? Von Julia?“
Hermine nickte.
„Als ich sie heute im St. Mungo besucht habe, hatte sie nicht viel zu tun und da für mich sowieso mal wieder eine Routineuntersuchung an der Reihe war, hat sie mich noch zwischengeschoben. Ist mir auch viel lieber, wenn sie das macht und nicht einer der anderen Heiler. Jedenfalls hat sie dabei festgestellt, dass wir ein Kind bekommen. Und jetzt küss mich!“, verlangte sie und zog Harry noch näher zu sich heran. „Schwangere Frauen brauchen viel, viel Zärtlichkeit und Liebe, also küss mich jetzt!“
Gehorsam drückte Harry seinen Mund auf ihren und als sich ihre Lippen von Neuem berührten mussten beide vor Behagen aufseufzen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel