Kapitel 34-Der Angriff auf Askaban
„Verdammt kalt hier!“, murrte Malfoy.
„Ist halt so in Herbstnächten!“, entgegnete Bellatrix. „Du hättest dir halt noch einen Umhang mitnehmen sollen.“
„Mir nichts ausmache, dass kalt!“, lachte Gregorowitsch. „Mich erinnern an Heimat!“
„Worauf warten wir eigentlich noch?“, fragte Beckett, ein Mann in den Vierzigern mit Geheimratsrecken und forsch dreinblickenden, bleigrauen Augen. „Wir vergeuden nur Zeit.“
„Er hat Recht!“, nickte MacMillan, der für seine 27 Jahre schon recht erfahren und geübt war. Er hatte dunkelblondes, schimmerndes Haar, war schlank und hoch gewachsen.
„Wir warten!“, zischte Malfoy. „Wir wissen, dass um vier die Wärter gewechselt werden. Erst wenn die Fähre wieder abgefahren ist, greifen wir an.“
Bellatrix blickte von Gesicht zu Gesicht. Sie waren nur eine kleine Gruppe, denn sie wollten den Überraschungsmoment nutzen und vor allen Dingen aus dem Hinterhalt kämpfen. Insgesamt waren sie zu sechst.
„Wo ist Weasley? Wir hatten doch sieben Leute abgemacht!“
„Weasley hat sich nicht mehr bei uns gemeldet. Du weißt doch, er sucht noch immer nach Brown.“
„Die wird er sowieso nicht finden!“, meinte Malfoy. „Er ist zu blöd für so was. Aber was soll’s. Wir schaffen es auch mit einem weniger und wenn er nicht mehr auftaucht, sei’s drum! Ist kein großer Verlust.“
„Können wir jetzt bitte bald angreifen?“, bat Beckett und konnte ein wenig Groll aus seiner Stimme nicht vertreiben. „Wie sitzen jetzt seit über einer halben Stunde hier in der Eiseskälte auf unseren ungemütlichen Besenstielen in hundert Metern Höhe!“
„Kannst ja gern da unten landen!“, schlug Malfoy lachend vor und deutete in Richtung der Insel, auf der sich Askaban befand. „Wenn du in tausend Stücke verflucht werden willst, versteht sich.“
„Wie sollen wir eigentlich vorgehen?“
„Interessant, dass das mal einer fragt!“, meinte Bellatrix und nickte Fenton, dem verbliebenen sechsten Todesser, zu. „Wir müssen alle Aufseher beseitigen, sonst könnten sie auf unsere Spur kommen. Die gesamte stationierte Truppe muss erledigt werden.“
„Wie viele sind das?“
„So um die zehn. Vielleicht auch fünfzehn.“
„Da brauchen wir ja noch nicht mal die Dementoren zur Verstärkung.“
„Stimmt. Und noch dazu sind die Wachposten ja nicht alle an einem Platz. Wir kämpfen uns von Posten zu Posten und erledigen Mann für Mann. Wir haben knapp eine halbe Stunde, um alle aus dem Weg zu räumen. Um halb fünf trifft hier der Wagen mit den geflügelten Pferden ein, und dann müssen wir bereit sein.
„Hat sich gelohnt, diesen reichen Pferdezüchter auszurauben!“, grinste Malfoy. „Wie hieß er noch gleich?“
„Wilson, glaub ich.“
„Vierzig fliegende Zuchthengste! Die können den Wagen über den gesamten Atlantik in zwei Stunden ziehen.“
„Russel hat nur acht eingespannt!“, klärte MacMillan ihn auf. „Vierzig Pferde an einem Wagen, geradezu unmöglich. Das Geschirr möchte ich mal sehen!“
„Egal!“, meinte Malfoy schulterzuckend. „Mehr als einen halben Tag sollten wir nicht brauchen.“
Der Rest der Todesser war schon zu einer kleinen, versteckten Insel in der Nähe der Ostküste Brasiliens aufgebrochen um dort ein provisorisches Lager zu errichten. Hier wollten sie sich, nach gelungenem Abschluss der Mission, mit allen überlebenden Todessern beraten und die nächsten Schritte planen.
„Die Fähre kommt!“, rief Bellatrix, die ein Stück voraus geflogen waren. Alle zogen die Omnigläser hervor die sie mitgebracht hatten. Die Nacht war sternenklar, und so konnten sie ohne Schwierigkeiten das Boot, die Festung und die Wärter beobachten.
„Da, jetzt tauschen sie die Aufseher aus.“
„Können wir nicht jetzt angreifen?“, fragte Bellatrix. Ihre Hand klammerte sich fest an den Zauberstab in ihrer Tasche. „Mich juckt’s in den Fingern…jetzt sind es am meisten!“
„Untersteh dich!“, ermahnte sie Malfoy. „Die Wärter sollen planmäßig zurückkehren. Ihr Fehlen könnte bemerkt werden. Wir wollen so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Das hier ist keine Schlacht, sondern eine Befreiungsaktion.“
Bellatrix runzelte die Stirn.
„Jetzt fährt die Fähre wieder ab!“, rief Beckett.
Die sechs warteten noch einige Minuten, bis das Boot in weiter Ferne verschwunden war. Dann flogen sie auf die Festung zu.
Vor dem Eingangstor waren vier Wachposten stationiert, die unablässig mit gelegentlicher Zuhilfenahme eines riesigen, auf einer großen Steinplatte befestigten Teleskops Horizont, Meer und Himmel im Auge behielten. Ein direkter Angriff aus der Luft war somit sinnlos, sie wären sofort bemerkt worden. Also blieben die sechs außer Sichtweite und flogen hinunter bis zur Meeresoberfläche.
„Und das im Herbst und bei der Kälte!“, murrte Bellatrix noch, doch sie hielt ebenso wie die fünf anderen ihren Zauberstab an ihr Kinn und ließ eine Luftblase entstehen, die sich mit einem „Plopp“ um ihren Kopf schloss. Sie nickten sich noch einmal zu und stürzten sich in die eisigen Fluten des Atlantiks.
Unter Wasser flogen ihre Besen langsamer als draußen in der Luft, jedoch immer noch schnell genug um sie bald bis an die Küste der Insel gebracht zu haben.
Die Wärter, die plaudernd in den Himmel starrten oder den Horizont im Auge behielten, fuhren erschrocken zusammen, als sechs dunkle, schwarze Gestalten plötzlich direkt vor dem Ufer des Meeres aus dem Wasser brachen. In dem Moment schossen auch schon grüne Lichtblitze auf sie.
Als Harry und Hermine mehrere Stunden danach am späten Morgen erwachten, regnete es in Godrics Hollow. Harry hielt die Augen weiterhin geschlossen. Die Tropfen prasselten gegen die Fensterscheiben ihres Schlafzimmers und so fand er die weiche Matratze und die warme Haut der an ihn gekuschelten Hermine gleich doppelt so behaglich.
Es dauerte nicht lange und Harry spürte wie Hermine sich regte. Sie rollte auf ihn hinauf, gab ihm einen Kuss und meinte lächelnd:
„Tu nicht so, als ob du noch schlafen würdest! Guten Morgen, mein Schatz. Wie geht’s dir?“
Harry öffnete langsam die Augen.
„Mir geht’s wunderbar. Nur…“
„Ja?“
„Na ja…ein bisschen ausgelaugt fühl ich mich schon. Leer.“
„Kein Wunder!“, grinste Hermine. Ihre Hand glitt prüfend seinen Bauch hinunter. „Du hast noch nicht mal deine morgendliche Erektion!“
„Wie spät ist es?“, rief Harry plötzlich und sah erschrocken zum Wecker. „Ich muss doch ins Ministerium! Owen macht mir die…“
„Nein, musst du nicht!“, unterbrach Hermine ihn. „Heute ist der 16.November. Merlinstag. Wir haben frei.“
„Das hab ich total vergessen!“, meinte Harry und sank entspannt zurück ins Kissen. „Das passt gut…“
„Genau, was für ein komischer Zufall!“, lachte Hermine. „Süßer, ich hab unser…sagen wir mal „Treffen“ mit Julia und Lavender mit Absicht auf den Tag davor gelegt.“
„Du kleine Hexe…“, zischte Harry. „…hast also alles geplant.“
„Natürlich…“, meinte Hermine grinsend.
„Und? Ist alles…planmäßig abgelaufen?“
„Was meinst du?“
„Du weißt genau was ich meine. Ich frage, ob es zum Plan gehörte, dass ich Sex mit Lavender und Julia hatte.“
„Nein…“, gab Hermine zu. „Zugegebenermaßen, das war nicht Teil des Plans. Da…entgleiste die Situation. Eigentlich wollte ich nur ein bisschen mit den beiden Mädchen rummachen damit du eifersüchtig wirst.“
„Und warum hast du’s dann zugelassen?“
„Weiß ich auch nicht…das hat mehrere Gründe, denke ich. Zum einen wollte ich den beiden etwas Gutes tun. Sex ist einfach wichtig, den brauchen nicht nur Männer, sondern auch Frauen!“
„Ich nicht mehr in nächster Zeit!“, warf Harry ein und rieb über seine schmerzenden Lenden.
„Zum anderen sollten Lav und Julia sehen, wie gut du im Bett bist!“, lächelte Hermine. „Ich wollte ein bisschen mit dir angeben, Schatz. Sollen sie ruhig wissen, wie gut Sex mit dir tut und gleichzeitig dass sie es nie wieder haben können, weil du ab jetzt wirklich nur zu deiner Hermine gehörst.“ Ihre rehbraunen Augen sahen ihn durchdringend an. „Und ich will dir ruhig gönnen, dass du dich mal richtig austobst. Und zuletzt war ich auch einfach geil!“, gab sie zu. „Merlin, es war Wochen her, dass wir miteinander geschlafen haben! Und um vollkommen ehrlich zu sein: Zu viel Sex hatte ich gestern auf keinen Fall. Nicht nach dieser langen Auszeit. Du hast mich zwar befriedigt, aber nicht schwindelig gevögelt wie sonst.“
„Entschuldige mal bitte, da waren noch zwei andere Frauen!“, beschwerte Harry sich.
„Ich mach dir ja keine Vorwürfe!“, versicherte Hermine und strich ihm versöhnend durchs rabenschwarze Haar. „Du hast eine bemerkenswerte Ausdauer gezeigt!“
Einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden.
„Mine, warum hast du eigentlich wochenlang keine Lust gehabt?“, fragte Harry schließlich.
„Ich weiß es auch nicht…keine Ahnung! Ich hab einen Muldoon-Trank getrunken, aber…“
„Was ist das denn für ein Zeug?“
„Das ist ein Trank der Statusveränderungen beseitigt. Also Gifte und Lähmungen und so einen Kram. Davon hab ich eine Phiole getrunken, aber es hat nichts gebracht. Dann hab ich ein paar Wochen später noch einen getrunken und dann war alles wie früher. Was für ein blöder Zufall, dass das genau an dem Tag war, an dem du diese Hopkins geknallt hast.“
Harry überlegte, ob er sich jetzt noch einmal entschuldigen sollte, entschied sich aber dagegen. Er hatte oft genug gesagt wie Leid es ihm tat und Hermine machte ihm noch nicht einmal mehr Vorwürfe. Stattdessen beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie liebevoll auf den Haarschopf.
Nachdem die beiden geduscht hatten, warfen sie sich ihre Morgenmäntel über und gingen hinunter in die Küche.
„Wie wär’s wenn du die Mädchen aufweckst und ich uns inzwischen ein schönes Frühstück zubereite?“, fragte Hermine und strich mit dem Zeigefinger der rechten Hand sanft über seine Brust.
„Das hört sich fantastisch an, Liebling!“, lächelte Harry, den sein grummelnder Magen inzwischen an das ausgelassene Abendessen vom Vortag erinnerte.
Lavender und Julia lagen immer noch mit einem seligen Gesichtsausdruck und einem tief befriedigten Lächeln auf den Lippen auf dem Bett. Doch im Gegensatz zu vorheriger Nacht lagen noch einige weitere „Spielzeuge“ um die beiden verstreut, die offensichtlich aus Lavenders Besitz stammten.
„Diese Miststücke!“, schmunzelte Harry. „Sie waren nachts noch mal aktiv.“ Unter gewöhnlichen Umständen hätte der Anblick der nackten, hübschen Frauen in dieser Pose gleich das Blut in Harrys Lenden strömen lassen, aber dafür war er von der vergangenen, kräftezehrenden Nacht einfach noch zu erschöpft. Er stupste Lavender sanft an der Schulter, sodass sie aufwachte. Langsam öffnete sie die großen, blauen Augen, rieb sich den Schlaf daraus und strahlte ihn an.
„Guten Morgen, Harry! Geht’s jetzt weiter?“
„Tut mir Leid, Lav. Es hat wirklich viel Spaß gemacht, aber es ist vorbei. Jetzt bin ich wirklich nur noch für Hermine da. Abgesehen davon würde ich eh nicht können.“
Unverhohlen packte Lavender seinen Morgenmantel und riss ihn auf. Rasch warf sie einen Blick auf seine erschlaffte Männlichkeit.
„Den krieg ich bestimmt hart. Ich bin seit gestern besser im Mündlichen.“
Harry sah sie entsetzt an.
„Lavender!“
„Jetzt fall mal nicht in Ohnmacht, war doch nur ein Scherz!“, erklärte Lavender. „Apropos…“ Ein Hauch Rosa sammelte sich in ihren Wangen. „Du weißt nicht zufällig wie dein Mitschüler Chris ausgestattet ist?“
„Ausgestattet?“
„Na, du weißt schon. Wie er gebaut ist. Da…da unten!“
„Woher soll ich das wissen?“
„Hätte ja sein können. Vom Duschen oder so. Will ja nur wissen was mich erwartet.“
„Was hast du denn vor?“, fragte Harry grinsend. „Kennst du Chris überhaupt?“
„Einmal gesehen, aber das hat gereicht!“, meinte Lavender und leckte sich über die Lippen. „Er ist ganz mein Geschmack! Ob’s eine Beziehung wird kann ich natürlich nicht sagen, aber in die Kiste werd ich mit ihm steigen. Ganz sicher.“
Harry lachte und weckte nun Julia ebenso sanft wie Lavender. Julia öffnete erst das eine, dann das andere Auge und blinzelte zu Harry herauf.
„Oh…guten Morgen, Harry…“, murmelte sie und ihre Wangen wurden gleich rot. Nach der letzten Nacht in der alle Tabus gebrochen worden waren, schämte sie sich nun ein bisschen ihm gegenüber zu treten. Sie hatte ihm einen geblasen, hatte sich von ihm gegen die Wand des Badezimmers stoßen lassen, ihn geritten und ihn zuletzt sogar in ihre Hinterpforte gelassen. An einem einzigen Abend hatte sie mehr Sexuelles erlebt als in den ganzen neunzehn Jahren davor.
„Kommt ihr zum Frühstück?“, fragte Harry und riss sie aus ihren Gedanken.
„Ja, gleich!“, antwortete Lavender. „Wir machen uns nur noch ein bisschen frisch.“
Harry nickte und ging zurück in die Küche.
In der Zwischenzeit hatte Hermine den Küchentisch schon liebevoll für vier Personen gedeckt. Sie stand am Herd und briet Spiegeleier. Harry trat von hinten an sie heran, legte die Arme um sie und küsste sie sanft in den Nacken. Hermine bibberte, ließ die Pfanne stehen, drehte sich herum und schlang die Arme um ihn.
„Ich liebe dich Harry!“, flüsterte sie. Bevor er Gelegenheit hatte etwas zu erwidern, drückte sie ihre Lippen auf seine und die beiden verschmolzen in einen romantischen, intensiven Kuss. Erst der bärbeißige, stechende Duft von angebranntem Spiegelei ließ sie auseinander fahren.
In dem Moment in dem Lavender und Parvati sich zu den beiden an den Frühstückstisch setzen wollten, schellte es.
„Ich mach schon auf!“, meinte Harry, zog sich noch eine Jacke über und ging hinaus. Vor dem Tor stand Chris.
„Hallo Chris. Was machst du denn hier?“
„Morgen Harry. Ich bin Chris Wenders, dein Mitschüler aus der Aurorenzentrale. Bei unserer ersten Begegnung haben wir uns duelliert. Du hast mich mit einem Schleuderfluch getroffen. Danach kam Dwight rein und hat uns einen Vortrag zur magischen Kraft gehalten. Jetzt weißt du dass ich es bin. Also lass mich rein, es ist wichtig!“
„Okay!“, lachte Harry. „Was gibt’s denn?“
Nachdem die Wärter am Haupttor aus dem Weg geräumt waren, betraten die sechs Todesser die Festung und schritten eilig durch die Kerkergänge. Die übrigen Aufseher waren auf den Angriff überhaupt nicht vorbereitet und wurden einer nach dem anderen beseitigt. Schon nach einer Viertelstunde war in ganz Askaban keiner mehr von ihnen am Leben. Malfoy und die übrigen öffneten die Kerkertüren und befreiten die anderen Todesser. Einige waren bei Bewusstsein und halfen gleich mit weitere Insassen zu befreien, andere waren ohnmächtig oder zu schwach um allein hinauszugehen und mussten gestützt werden.
„MacMillan, sammle die Zauberstäbe der Wärter ein!“, ordnete Bellatrix an. „Die können wir noch gebrauchen.“
„BELLA?“, rief in diesem Moment eine Stimme.
„Was will der denn jetzt schon wieder…“, murmelte Bellatrix und folgte der Stimme ihres Neffen durch die dunklen Gänge. „Was ist, Draco?“
Malfoy hatte die Tür einer Zelle geöffnet, die gefangene Person aber noch nicht befreit. „Kennst du die Frau hier?“
Bellatrix spähte in den Kerker hinein. Auf der modrigen Pritsche lag eine gut aussehende, junge Frau, die vielleicht Mitte 20 war. Das blonde Haar stand ihr wuschelig vom Kopf ab. An ihrer Stirn war eine große Platzwunde, die wohl von einem von der Decke heruntergefallenen Stein kommen musste. Die Frau war ohnmächtig.
„Nein, die kenne ich nicht!“, meinte Bellatrix. „Sie scheint ziemlich jung zu sein, nicht wahr?“
„Sie hat kein dunkles Mal!“, bemerkte Malfoy nachdem er sich hingehockt und ihren linken Unterarm besehen hatte.
„Wir nehmen sie trotzdem mit! Dass sie in Askaban sitzt, ist die beste Qualifikation die sie nur haben kann.“
„Und sonst haben wir sicherlich noch andere Verwendung für sie!“, grinste Malfoy.
„Du denkst auch immer nur an das Eine!“, entgegnete Bellatrix schnippisch. „Du könntest deiner Tante gegenüber ruhig ein wenig mehr Anstand zeigen.“ Sie richtete den Zauberstab auf die bewusstlose Christina Hopkins. „Mobilcorpus!“
Der Körper erhob sich in die Luft und folgte ihr hinaus.
Pünktlich um halb fünf erschien Russel, ein grobschlächtiger, muskulöser Kerl mit einem Kopf wie ein Hauklotz und einem dichten, schwarzen Bart. Er saß auf dem Bock einer gewaltigen mit Bronze beschlagenen Kutsche, die von acht prächtigen, fliegenden Zuchthengsten gezogen wurde. Die Hengste, deren Größe der von Elefanten glich, schnaubten ungeduldig in die kalte Luft.
Die Todesser bestiegen die Kutsche.
„Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig!“, zählte Malfoy. „Hat sich doch gelohnt. Dreiundzwanzig Todesser! Damit sind wir schon bei 45. 46, wenn Weasley zurückkehrt.“
„Sollten wir nicht einen kleinen Abschiedsgruß hinterlassen?“, fragte Bellatrix grinsend. Alle sieben, die sechs Todesser und Russel, der Kutscher, hoben ihre Zauberstäbe und riefen wie aus einem Munde „BOMBADA MAXIMA!“ Die sieben dunkelrot glitzernden Zauberstrahlen prasselten gegen die Wände von Askaban. Ein Beben erschütterte die Festung und mit einem Krachen und einem ohrenbetäubenden Lärm fielen einige Wälle in sich zusammen. Nach drei weiteren Angriffen lag das einstmals mächtige Gefängnis in Schutt und Asche. Die Leichen der Wärter begruben die Mauern unter sich.
„So ist das schon ganz gut!“, grinste Bellatrix. „Nur eins fehlt noch…“ Sie richtete den Zauberstab nach oben. „Morsmordre!“ Als sie den gräulichen Totenschädel und die Schlange am Himmel erblickte, lächelte sie zufrieden. „Jetzt können wir fahren!“
„Askaban ist komplett zerstört?“
„Jep!“, nickte Chris und rührte in seiner Kaffeetasse herum. „Die Leichen der Aufseher wurden unter den Trümmern gefunden. Aber keine einzige Spur von den Insassen. Sie müssen befreit worden sein!“
Harry seufzte.
„Also haben die Todesser ihre Kumpel befreit und sind zusammen abgerauscht.“
„Höchstwahrscheinlich!“, nickte Chris und biss ein Stück von seinem Toast ab.
Er warf einen Blick auf Hermine, Lavender und Julia, deren Morgenmäntel ein großzügiges Dekolleté warfen. Lavenders Morgenmantel war sogar einen Spalt weit geöffnet und präsentierte damit noch die Ansätze ihrer wohlgeformten Brüste, was klar machte, dass sie nichts darunter trug. Infolgedessen blieb Chris’ Blick am längsten an Lavenders Ausschnitt hängen, was diese jedoch nicht im Entferntesten störte. Im Gegenteil, sie streckte den Oberkörper noch weiter vor und schien ihn gleichsam zu ermuntern die runden Halbkugeln zu betrachten. Ihr Morgenmantel rutschte noch ein Stück weiter auf und entblößte nun beinah Lavenders Brustwarzen. Ihre Lippen glänzten und sie schien ein „Komm, greif zu!“ zu hauchen.
Chris schluckte. Er spürte, wie seine Hose eng wurde. Auch er war schließlich nur ein Mann.
„Hallo? Erde an Chris? Fang jetzt nicht gleich zu sabbern an!“, rief eine Stimme, ganz weit entfernt. Verwirrt blickte Chris auf. Im ersten Moment wusste er nicht mal wo er war. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er wohl mehrere Minuten gebannt auf Lavenders Brüste gestarrt hatte.
„Oh. Verzeihung!“, murmelte er. Er spürte, wie sein Gesicht heiß lief.
„Das macht doch nichts!“, lächelte Lavender. „Wenn du’s mit mir tust bin ich dir nicht böse!“, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie wollte zu gern wissen, ob er eine Erektion bekommen hatte. Am liebsten hätte sie unter dem Tisch mit ihrem Fuß in Chris’ Schritt herumgetastet, aber das traute sie sich dann doch nicht. Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken.
„Frühstückst du immer mit drei jungen, hübschen Frauen, Harry?“
„Wir hatten so was wie eine Pyjamaparty!“, erklärte Hermine rasch. „Natürlich ohne Harry. Er ist ja kein Mädchen.“
„Genau.“, ergänzte Julia. „Beine rasieren und Witze über Männer machen und so was…“
Chris nickte.
„Ich frage mich nur, ob wegen dem Askaban-Desaster noch der Ball abgesagt wird…“
„Ball?“, fragte Harry überrascht. „Was denn für ein Ball?“
„Sag mal Harry, schläfst du eigentlich im Unterricht? Das hat Owen schon zweimal erwähnt!“
„Wir haben Zaubertränke bei Owen!“, verteidigte Harry sich. „Da muss ich aufpassen, dass ich die Zutatenliste richtig ablese!“
„Kurz vor Weihnachten, nämlich am 22.Dezember ist ein großer Weihnachtsball in der Walburgaburg um den Sturz von Du-weißt-schon-wem zu feiern.“
„Oh, die Walburgaburg!“, seufzte Julia. „Walburgaschloss sollte die lieber heißen. Ein richtiger Palast!“
„Und da muss ich hin?“, fragte Harry uninteressiert und trank einen Schluck von seinem Tee.
„Selbstverständlich! Du bist der totale Ehrengast! Schließlich hast du Du-weißt-schon-wen besiegt!“
Hermine räusperte sich.
„Ich war nicht allein!“, erklärte Harry und ergriff ihre Hand.
„Komisch…hast du denn noch keine Einladung bekommen?“
„Nicht, dass ich wüsste…“, murmelte Harry.
„Es heißt sogar, sie wollten gleich noch eine Schokofroschkarte mit euch raus bringen…“
„Ach, der Brief war das!“, meinte Harry. „Oh…“
„Zu Ende lesen Harry!“, tadelte Hermine grinsend. „Nicht gleich nach zwei Sätzen wegwerfen…“
„Schade…da wäre ich gern dabei!“, sagte Julia. „Ich war schon so lange nicht mehr in der Walburgaburg…“
„Dann komm mit!“, schlug Chris vor. Die Organisatoren rechnen damit, dass jeder, der eingeladen ist, eine Person mitbringt. Und da Harry und Hermine beide eingeladen sind…“
„Natürlich kommst du mit, Julia!“, bestimmte Hermine. „Hast du nicht auch Lust mitzukommen Lav?“
„Schon…aber ich würde am liebsten dazu eingeladen werden…“, erwiderte sie und warf Chris einen kurzen Blick zu. Chris begriff.
„Würdest du vielleicht gern mit mir zu dem Ball gehen, Lavender?“
Lavender strahlte ihn an.
„Natürlich. Sehr gern, Chris!“
„Sag mal, läuft da was zwischen euch beiden?“, fragte Julia interessiert als Chris sich verabschiedet hatte und Harry ihn zum Tor begleitete.
„Nichts!“, antwortete Hermine geringschätzig. „Sie ist geil auf Chris, das ist alles.“
„Ja, das stimmt!“, gab Lavender unverhohlen zu. „Was für ein Prachtkerl…aber da ist noch mehr als das. Ich glaub, ich bin verliebt.“
Beinahe hätte Hermine laut los geprustet. Dass Lavender wirklich wusste was Liebe war, bezweifelte sie, da diese bisher, auch und gerade in ihrer Beziehung mit Ron, bei Männern lediglich sexuelle Ausdauer und Leistung ansprach. Aber Hermine wollte keinen Streit provozieren, obwohl sie sicher war, dass Lavender nicht mit einem Mann so glücklich werden konnte wie sie mit Harry war.
Nach dem Frühstück verabschiedete sich Julia und Lavender begann ihre Sachen zu packen.
„Bist du sicher, dass du schon gehen möchtest?“, fragte Hermine. „Du kannst gern hier bleiben, wenn du willst.“
„Nein danke!“, lächelte Lavender. „Irgendwann muss ich ja mal mit meinem Leben weitermachen. Ich kann mich ja nicht ewig hier verstecken. Aber ich bin ein großes Mädchen, mir wird schon nichts passieren.“
„Verstanden…“, nickte Hermine grinsend. „Ich halt ja schon den Mund.“
Als sie schließlich mit ihrem Gepäck am Eingangstor angekommen war, umarmte sie zuerst Hermine und dann Harry und bedankte sich noch einmal für die Gastfreundschaft und auch für die letzte Nacht.
„Wie kommst du jetzt nach Hause?“
„Ich appariere. Einfach direkt in meine Wohnung.“
„Geh am besten um die Ecke zu dem kleinen Buchenwäldchen. Damit keiner sehen kann, wie du verschwindest.“
Hermine schnaubte.
„Wäldchen? Das sind nur vier oder fünf Bäume!“
Lavender nickte schmunzelnd.
„Also dann. Wir hören voneinander.“
Sie ging ein Stück den Zaun entlang und dann scharf nach rechts. Harry und Hermine winkten ihr noch kurz nach, dann gingen sie zurück ins Haus. Während sie über den gepflasterten Hof schritten, zog Harry Hermine an sich heran und presste sie an sich. Hermine legte den Kopf gegen seine Brust und schloss entspannt die Augen.
„Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang durchs Dorf?“, fragte Harry.
„Gerne…“, lächelte sie. „Aber nur wenn du mich genau so hältst wie jetzt. Und ich muss mir noch eine Jacke überziehen.“
Lavender hatte es sich bequem gemacht und war genau ins Wohnzimmer ihrer Wohnung appariert. Sofort sah sie die Hinterseite des rothaarigen Mannes, der auf einem Stuhl saß und unablässig die Eingangstür zu beobachten schien. Vollkommen lautlos stellte Lavender ihr Gepäck auf den roten Teppich ab und zog ihren Zauberstab hervor.
„Ron?“
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