Kapitel 12-Der Rat der Todesser
„Ihr habt versagt!“, meinte Draco Malfoy voll Enttäuschung. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er trug eine lange, schwarze Robe, genau wie alle anderen Todesser. Das flackernde Licht der Kerzen erhellte die dunkle, lange Tafel an der sie saßen.
„Ich hatte keine Ahnung, Herr!“, rief Breck, ein weiterer Todesser. „Ich habe einen Dementoren auf ihn…“
„DEMENTOREN?“, gellte Dracos Stimme durch den Raum. „Einen Dementoren, wunderbar! Ein guter Plan. Schicken wir, die mächtigste Zauberergemeinschaft der Welt, einen Dementoren gegen den Mann, der den dunklen Lord vernichtet hat!“ Bei den letzten Worten schlug Draco mit der Hand auf den Tisch. „Potter kann Dementoren besiegen, seit er dreizehn ist!“
„Das hättest du mir ruhig sagen können…“, murmelte Breck, sah aber zu Boden.
„Ihr habt versagt!“, wiederholte Draco.
„Jetzt mach aber mal halblang, Draco!“, rief Bellatrix Lestrange. Über ihr Gesicht zogen sich zwei unansehnliche Narben, Überbleibsel ihrer Niederlage gegen Neville. „Immerhin habe ich herausgefunden, dass Potter und das Schlammblut zusammen in Godrics Hollow leben, während du hier deinen Arsch ausgeruht hast.“
„Und warum habt ihr nicht sofort angegriffen?“
„Weil das Haus unglaublich gut geschützt ist!“
„Seid ihr auch sicher, dass ihr das richtige Haus gefunden habt?“
Bellatrix verdrehte die Augen.
„Sag mal Draco, für wie blöd hältst du mich eigentlich? Welches andere Haus sollte in dem Dorf wo Potter als Baby gewohnt hat durch so mächtige Zauber geschützt sein? Außerdem hab ich das Schild am Eingang gesehen. „Harry James und Hermine Jane Potter“ steht drauf.“
„Wie putzig!“, warf Draco ein. „Haben Sie schon geheiratet?“
„Unwahrscheinlich!“, meldete sich Shuan zu Wort, ein Todesser mit bärbeißigem Gesicht. „Es hätte mit Sicherheit im Tagespropheten gestanden!“
„Das ist wahr, Potter liebt Publicity!“
Viele Köpfe wanden sich zur Tür, von der die Stimme gekommen war.
„Darf ich vorstellen, zwei neue Mitglieder!“, rief Draco. Über sein Gesicht flog ein lippenloses Lächeln. „Ich hätte nie gedacht dass ehemalige Gryffindor-Schüler mal Todesser sein würden…nun, darf ich vorstellen: Ronald Bilius Weasley! Er kommt zwar aus einer Verräterfamilie, aber nun ja, wir können es uns nicht aussuchen wo wir geboren werden, nicht wahr? Und Miss Parvati Patil. Sie hat anscheinend noch eine persönliche Rechnung mit Potter und Granger zu begleichen, deshalb ist sie uns hochwillkommen.“
Bellatrix sprang auf und deutete auf Ron.
„Dieser Kerl kann kein Todesser sein! Er hat im Ministerium gegen uns gekämpft! Er hat Potter immer unterstützt. Er ist ein Spion der Auroren.“
„Glaub mir, wenn Potter jetzt vor mir stünde, würde ich ihn kaltmachen!“, zischte Ron.
„Wir müssen sie wenigstens testen! Lasst sie Veritaserum schlucken!“
„Tut was sie sagt!“, befahl Draco, und mit einem Fingerzeig schickte er Breck los, das Veritaserum zu holen.
Als Breck mit einer kleinen, bauchigen Flasche zurückkehrte, tranken Ron und Parvati den Trank ohne Bedenken.
„Was hältst du von Harry Potter, Ron?“, fragte Bellatrix sofort.
„Ich verabscheue ihn. Ich verachte dieses arrogante Schwein.“
Ein Ausdruck der Überraschung flog über Bellatrix’ Gesicht.
„Gut, was hältst du von Hermine Granger?“
„Ich begehre sie. Ich will sie haben!“
Sofort brachen die Todesser in Getuschel aus.
„Ruhe!“, befahl Draco, richtete seinen Zauberstab auf Ron und Parvati und nahm ihnen das Hörvermögen.
„Draco, er kann unmöglich Todesser sein!“, entgegnete Shuan. „Wenn er das Schlammblut…“
„Wieso denn nicht?“, fragte Draco. „Er will Granger, also ist sein stärkster Konkurrent Potter!“
„Dann können wir ihn aber nicht bei den Plänen gebrauchen, die wir haben.“, entschied Bellatrix. „Du weißt, dass sich die Prophezeiung erweitert hat! Die den dunklen Lord zu Fall brachten, müssen sterben nachdem er zurückgekehrt ist, und das sind nun mal Potter und Granger!“
„Vielleicht können wir Weasley nicht bei allem gebrauchen. Wir müssen ihm ja nicht alles erzählen. Aber einen Todesser zu haben der Potter mehr als alles hasst, scheint mir durchaus praktisch!“, meinte Draco und nahm den Taubheits-Zauber von den beiden. „Mr. Weasley, was würden Sie tun, wenn Potter jetzt vor Ihnen stehen würde?“
„Ich würde ihm einen Fluch auf den Hals jagen!“
„Das genügt!“, entschied Draco. „Miss Patil, wie stehen Sie zu Harry Potter?“
„Ich liebe ihn.“
Wieder ging Getuschel durch die Reihen und Draco schickte erneut einen Zauber auf die beiden, um sie hörunfähig zu machen.
„Sie kann nicht hier bleiben!“, stimmte er zu. „Wenn sie Potter liebt, wird sie sich im entscheidenden Moment gegen uns stellen. Und sie ist als Hexe nicht so wertvoll als dass wir sie unter Argusaugen behalten würden.“
„Bringen wir sie um.“, entschied Bellatrix, stand auf und zückte ihren Zauberstab.
„Nein, Bella!“
„Wer hat dich eigentlich zum Anführer ernannt?“, geiferte sie. „Ich bin der loyalste Todesser von euch allen. Hab mal ein bisschen Respekt, Draco! Wer nicht für den dunklen Lord ist, ist gegen ihn.“
„Wir werden Sie nicht töten!“, entschied Draco. „Belegt sie mit einem Vergessens-Zauber und weg mit ihr. Vielleicht brauchen wir sie irgendwann mal.“
Die Mehrheit der Todesser stimmte zu, nur Bellatrix schmollte und verschränkte die Arme.
Nachdem er den Hörzauber von den beiden genommen hatte, meinte Draco:
„Mr. Weasley, Miss Patil, wir werden Sie beide aufnehmen. Mr. Weasley, halten Sie bitte Ihren linken Unterarm Shuan entgegen, er wird Ihnen das dunkle Mal einbrennen.“
Ohne Zögern ging Ron auf Shuan zu und streckte ihm den Unterarm entgegen.
„Es wird ein wenig brennen!“, warnte Shuan.
Er drückte seine Zauberstabspitze auf Rons Unterarm und Ron begann zu schreien. Eine Menge Rauch bildete sich. Nach fünf Minuten nahm Shuan den Zauberstab wieder weg. Eine sich kräuselnde Schlange aus einem Totenkopf war zurückgeblieben, das dunkle Mal.
„Und was ist mit meinem Mal?“, fragte Parvati.
„Später!“, versprach Draco. „Jetzt gehen Sie beide bitte nach oben und legen sich schlafen. Es gibt jetzt hier nichts mehr zu tun. Mr. Weasley, die rechte Treppe, das letzte Zimmer. Miss Patil die linke.“
Die beiden nickten und verschwanden.
„Eine Frage interessiert mich noch!“, sagte Draco. „Warum habt ihr Potter nicht angegriffen, bevor die Zauber über seinem Haus waren? Was ist das überhaupt für ein Zauber? Wieder ein Fidelius-Zauber?“
„Nein, glaub ich nicht. Es scheint ein Blutzauber zu sein, die Anzeichen deuten jedenfalls darauf hin. Und wann bitte schön hätte ich Potter angreifen sollen? Als Dumbledore und alle Auroren um ihn standen? Außerdem brauchen wir wieder sein Blut für die Rückkehr des dunklen Lords!“
„Na schön!“, nickte Draco und nahm einen Schluck Feuerwhisky. „Aber das Blut von Granger auch, nur dann wird der dunkle Lord mächtiger als zuvor.“
„Eine Frage hab ich dann aber auch noch, Draco!“, meinte Bellatrix. „Warum hast du die kleine Patil nicht gleich zum Teufel gejagt?“
„Sie kriegt eh den Vergessenszauber, nicht wahr?“, grinste Draco, stand auf und rieb sich die Hände. „Dann kann die Gute doch gleich ein bisschen mehr zu vergessen kriegen, nicht wahr?“
Die männlichen Todesser grinsten Draco an als er die Versammlung auflöste und mit einem gierigen Gesichtsausdruck den Raum verließ.
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