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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Avada Kedavra

von Wizardpupil

Harry starrte auf das Loch; starrte, als könne er so das Geschehene rückgängig machen. Oder als wäre gar nichts geschehen. Hagrid würde jeden Augenblick wieder auftauchen, in die Halle klettern und seinen Triumph über die Dementoren stolz seinem Bruder auf das Festland hinüber brüllen. Das war, was passieren musste.
Aber seit Lunas Tod hatte Harry etwas dazugelernt: es war nicht das, was tatsächlich passieren würde. Er hatte gerade mit angesehen, wie einer seiner besten Freunde – sein allererster Freund überhaupt! – sein Leben gelassen hatte. Nur, um ein paar Dementoren und Todesser mit sich zu zerstören.
Krieg.
Für Tränen waren keine Zeit, für Trauer kein Platz in Harrys Kopf (auch wenn sein Herz erfüllt war davon, förmlich in ihm zu zerbrechen schien). Dem Kampf, der nun wieder tobte, als hätte niemand Hagrids Sprung bemerkt, musste ein Ende gesetzt werden, bevor sich so etwas wiederholen konnte wie – wie das, was Hagrid widerfahren war …
Und er könnte dem ein Ende bereiten. Er, zusammen mit Snape. Die Schlange war tot. Den Helm, den Kessel und den Zauberstab hatte Snape, wo immer er auch sein mochte (Harry hatte eine gewisse Ahnung). Das Medaillon … das müsste er noch hier in dieser Festung finden.
Er sah hoch zu dem Tor am Ende der Treppe. Dahinter war Voldemort. Dahinter war das Medaillon.
„Harry …“
Er drehte sich um. Ron und Hermine standen vor ihm. Und Ron trug etwas Großes über seiner Schulter – nein, jemanden.
„Ist das – ist das Fred?“, fragte Harry; es war gar nicht so einfach, ihn zu erkennen, mit seinem eingesunkenen Gesicht, seiner hageren Gestalt.
„Kümmere dich jetzt nicht darum“, sagte Ron, und wich geschickt einem Fluch aus. Harry sah, dass Tränen in seinen Augen standen, und Hermine warf jede Sekunde einen Blick auf das Loch in der Wand. Er war ihnen dankbar, dass sie nicht über Hagrid sprachen …
(In ihm tobte es, er schrie innerlich Hagrids Namen immer und immer wieder, beugte sich über das Loch, suchte in der Ferne nach Hagrids Körper … aber er hielt all das zurück.)
„Nimm das“, fügte Ron hinzu, und hielt ihm etwas hin. Harry senkte den Blick – und starrte fassungslos auf das, was da von Rons Hand baumelte.
Das goldene Medaillon.
„Wie –?“
„Ist egal, erklären wir dir später. Jetzt nimm’s endlich!“ Er warf ihm das Medaillon zu. „Wir bringen jetzt Fred weg von hier, dann kämpfen wir weiter –“
„Harry, finde bitte schnell Snape!“, warf Hermine ein. „Und – und dein Patronus …“
„Ja, ich weiß.“ Ein schwacher Fluch traf ihm am Ellbogen und fügte ihm eine kleine Verbrennung zu, als wolle er ihn daran erinnern, dass er sich beeilen musste. „Gut, los jetzt –“
„Eines noch, Harry!“ Hermine trat vor und küsste ihn auf die Wange. „Viel Glück. Pass bitte auf dich auf, was auch immer du jetzt tust.“
„Ja, Mann“, sagte Ron – und nachdem er ihn kurz unbehaglich angesehen hatte, gab er ihm eine einarmige Umarmung, seine andere Hand damit beschäftigt, Fred auf seinem Rücken zu halten. „Ich schätze, du wirst hier allein weitergehen.“
Harry war nicht sicher, woher sie das so genau wussten. Er vermutete, dass sie es einfach fĂĽhlten. Oder dass es ihnen genauso klar war wie ihm: Ihr Platz war hier inmitten des Kampfes. Er hatte andere Aufgaben.
Und da er in jedem Fall nach der Zerstörung der Horkruxe sofort Voldemort gegenübertreten wollte, könnte das hier durchaus das letzte Mal sein, dass sie sich voneinander verabschiedeten …
Er verdrängte den Gedanken und warf den Tarnumhang wieder über sich, während Ron und Hermine disapparierten. Er bahnte sich seinen Weg an der Mauer entlang, vorbei an den Kämpfenden, denn auf diese durfte er sich jetzt nicht einlassen. Als er an dem Loch vorbeikam, hielt er sich mit aller Kraft davon ab, nicht hinunterzusehen. Stattdessen dachte er einfach an das, was vor ihm lag.
Nun hatte er auch noch das Medaillon. Die Horkruxe mussten nur noch zerstört werden. Und Harry wusste, wie das passieren würde. Snape konnte es tun.
Avada Kedavra …
Sein Weg wurde bald von zwei Todessern versperrt. Er schockte beide von unter seinem Tarnumhang – und hörte dann jemanden rufen: „Da ist jemand!“
Harry disapparierte, noch bevor andere ihn ebenfalls entdecken konnten, und konzentrierte sich dabei auf die Insel. Er wollte Askaban noch nicht verlassen. Er war sich ziemlich sicher, dass Snape schon hier war.
Hinter den Felsen sah Harry Meermenschen im Wasser auf und ab springen, spitze Gegenstände und Steine werfen. Die Riesen in der Ferne hatten aufgehört, mit Felsbrocken zu schießen – Harry konnte kleine schwarze Gestalten auf ihren Schultern erkennen; offenbar wurden sie von Zauberern besänftigt. Die Insel selbst war verlassen, abgesehen von dem toten Körper Naginis.
Harry drehte sich um, um wieder in die Festung zu gehen, nach Snape zu suchen – und lief beinahe mit diesem zusammen. Er sprang beiseite und nahm den Tarnumhang ab.
„Ich bin hier!“
Snape wandte sich um. „Potter! Gut – hören Sie zu, der –“
„Sie waren es, nicht wahr?“ Auf Snapes fragenden Blick hin zeigte er hinauf zu der Spitze von Askaban. „Der zweite Phönix. Das war Ihr Patronus.“
Snape hob die Augenbrauen. „Ja.“
„Aber –“ Harry war überrascht, welche Frage sich ihm zuerst aufdrängte. „Aber wieso hat sich meiner –“
„Der Patronus zeigt, wodurch wir uns beschützt fühlen“, sagte Snape, „was wir lieben. Das sollten Sie eigentlich wissen, hätten Sie bei Professor Viridian aufgepasst, so etwas würde der nie aus dem Unterricht weglassen.“
Harry runzelte die Stirn. „Soll das heißen, ich liebe Dumbledore mehr als meinen Vater –“
„Der Phönix muss nicht unbedingt mit Professor Dumbledore zu tun haben. Aber das ist jetzt kaum wichtig –“
„Doch. Ich will es wissen.“
„Die Horkruxe –“
„Warum ist Ihr Patronus ein Phönix?“
Snape schnaufte. „Der Patronus ist das Symbol dessen, was wir lieben. Dessen, was wir uns wünschen, was wir sein wollen. Unser Bild von Perfektion.“
Das machte Sinn. Ja, dachte Harry, wie Dumbledore sein … Das war bestimmt einer seiner Wünsche.
Aber sein Hirsch … sein Vater …
„Kommen Sie jetzt“, sagte Snape, „wir müssen los!“
„Wir – wohin?“
„Der Dunkle Lord ist von hier verschwunden! Bellatrix hat es mir erzählt – sie wissen immer noch nicht, dass ich –“
„Wohin? Wohin verschwunden?“
„Er will nun den nächsten Schritt wagen. Das Ministerium“, fügte er hinzu. „Sie werden versuchen, es zu übernehmen. Ich wusste bisher nichts von diesem Schritt. Niemand wusste etwas, die Todesser sind eben erst unterrichtet worden.“
„Aber sie sind noch hier! Die Todesser, sie kämpfen oben –“
„Nicht mehr lange – es beginnt!“
Snapes Augen wanderten den Turm von Askaban hoch, sein Mund kaum merklich geöffnet. Harry sah ebenfalls hoch, zitternd vor Anspannung – was passierte nun wieder, das Snape dieses Entsetzen ins Gesicht trieb?
Er sah sofort, was es war.
Das Dunkle Mal schien zu wachsen – die Schlange immer weiter aus dem Maul des Schädels hervorzukriechen – bis sie mit ihrer Zunge die Spitze der Festung berührte – und diese unter ihr zusammenbrach.
Schreie drangen aus dem Turm – dann hörte man etwa drei, vier laute Plopps, als die Zauberer und Hexen alle zu fast gleichen Zeiten disapparierten. Die Mauern von Askaban fielen auf die Insel herab, und Risse zogen sich bis hinunter zum Boden –
Snape griff nach seinem Arm, und Harry fühlte, wie er ihn mit sich herum wirbelte, genau in dem Moment, als ein schwarzer Brocken direkt über seinem Kopf hing –
Er schlug mit den Knien auf kaltem, hartem Steinboden auf, fiel mit dem Gesicht nach vorne.
„D-danke“, sagte er, als er sich aufrappelte. „Wo – wo sind wir?“
Ein einzelner, dunkler Raum, die Wände verborgen hinter leeren Bücherregalen. Harrys Blick fiel aus dem Fenster; da glaubte er zu erkennen, wo er war.
„In meinem Haus.“ Snape legte etwas auf den Tisch in der Mitte des Raumes.
„Der Liebestrank – er hat nicht gewirkt!“
„Der Dunkle Lord hat mit den Konsequenzen nicht gerechnet.“ Snape wedelte mit seinem Zauberstab. „Ich auch nicht, um ehrlich zu sein.“
„Was ist denn passiert? Ich – ich habe nicht ganz verstanden –“
„Sie haben ihn geliebt“, antwortete Snape, als die Gegenstände auf dem Tisch zu wachsen begannen – Zauberstab, Kessel, Helm. „Wie geplant. Aber so sehr, dass jeder ihn für sich allein haben wollte. Sie sind ihm wegen ihrer Liebe nicht gefolgt wie Diener – sie wollten ihn haben. Besitzen.“
Harry war sich immer noch nicht sicher, ob er begriff – aber es gab Wichtigeres.
„Was machen wir nun?“
„Zuerst –“, sagte Snape, und nahm den Helm, „– möchte ich dir das hier zeigen.“ Er hob den Helm hoch –
„Nein!“, rief Harry, wobei er kaum wusste, wieso er das tat – aber etwas sagte ihm, dass Snape einen Fehler machte, als er den Helm auf seinen Kopf drückte.
Aber nichts geschah.
„Das hier“, sagte er, als er den Helm wieder abnahm, „ist kein Horkrux. Es würde Einfluss auf mich nehmen. Das tun Horkruxe, auf die eine Art oder die andere.“
„Aber – aber –“ Harry starrte den Helm an. „Aber wie kann das kein Horkrux sein? Wie –“
„Ich habe eine Theorie. Aber die kann falsch sein.“
„Wenn der Helm kein Horkrux ist, wie – ach so – dann heißt das, Voldem-“
Snape zuckte zusammen.
„-ort hat sein Tagebuch doch nicht ersetzt!“
„Ich bin mir sicher, dass er das vorgehabt hat“, sagte Snape. „Aber ich glaube nicht, dass die Schlange ein Horkrux ist – war. Ich habe ja den Kadaver gesehen.“
„Aber – dann ergibt das doch alles keinen –“
„Das Tagebuch.“ Snape sah Harry eindringlich an. „Der Ring. Das Medaillon. Der Kessel. Der Zauberstab. Und dann – der Helm.“
„Ich dachte, der Helm ist kein –“
„So, wie der Dunkle Lord den Helm versteckt hat, hält er ihn wohl für einen Horkrux.“
„Was? Aber –“
„Ich sagte doch, ich habe eine Theorie. Aber nicht die Zeit, sie zu erklären. Snape dachte, er habe den sechsten Horkrux. Dann – das Tagebuch wurde zerstört. Als der Dunkle Lord das erfahren hat, hat er es ersetzt.“
„Aber womit?“
Snape zögerte. „Wir sollten uns erst auf die Horkruxe konzentrieren, die wir bereits haben. Legen Sie das Medaillon dazu. Gut – und nun …“
Dann schwieg er; Harry räusperte sich. „Nun zerstören Sie sie.“ Harry schluckte. „Sie – Sie wollen doch nicht, dass ich –“
„Dass Sie was? Die Horkruxe vernichten und damit Ihre ach so reine Seele in den Ruin treiben? Nein, das habe ich nicht vor. Außerdem“, fügte er hinzu, als er sich wieder den Horkruxen zuwandte, „habe ich selbst viel zu lang darauf warten müssen, dem Dunklen Lord endlich etwas entgegenzusetzen …“
Das konnte Harry ihm ansehen. Mit ehrfürchtigem Blick, einem Grinsen – mit einer genüsslich langsamen Bewegung hob er seinen Zauberstab. Harry wollte ihm sagen, dass er sich beeilen sollte, dass er es endlich tun sollte … aber der Ausdruck in seinen Augen hielt ihn davon ab. Mehr als begeistert … ein Wahn lag darin.
Und dann – drei grüne Blitze, so knapp hintereinander, dass sie wie ein einziger erschienen – und schon war alles vorbei.
Harry sah hinunter auf das Medaillon, den Kessel, den Zauberstab. Nichts hatte sich an ihnen verändert. Sie sahen genauso aus wie vorher.
„Hat es funktioniert?“
Snape nickte. „Sie sind tot. In ihnen steckt keine Seele mehr.“
„Und – und was ist nun mit dem Tagebuch-Ersatz? Wieso kann es nicht einfach die Schlange gewesen sein –“
„Der Dunkle Lord hat vielleicht darauf vertraut, dass die Kobolde seinen Helm verstecken, weil er ihnen im Gegenzug die Freiheit verspricht – und er hat darauf vertraut, dass die Riesen mit ihrer blinden Zerstörungswut und ihrem Hass auf Menschen die perfekten Wächter für einen seiner Horkruxe sind – aber einen Horkrux einfach durch eine duellierende Menge zu schicken, um jemanden gefangen zu nehmen – selbst, wenn Sie es sind, den die Schlange holen soll – das entspricht ihm überhaupt nicht.“
„Und – und was ist mit dem Helm?“
Snape seufzte leise. „Ich habe doch bereits gesagt, dass –“
„Vielleicht hat schon jemand den Horkrux darin zerstört!“, fiel Harry ihm ins Wort.
„Kobolde können das nicht. Und ich habe die Eingänge zu diesem Verlies überprüft – ein Zauberer könnte dort nicht eindringen, wenn die Kobolde ihm nicht gesagt hätten, wie.“
„Dann hat vielleicht jemand den Helm zerstört, bevor –“
„Ich sagte doch schon“, unterbrach ihn Snape mit ungeduldiger Stimme, „dass ich Grund habe, anzunehmen, dass der Dunkle Lord den Helm für einen Horkrux hält, er aber keiner ist. Wenn ich diese Möglichkeit noch nicht in Betracht gezogen hätte, wäre es zu dieser Theorie wohl nicht gekommen. Aber ich habe eine andere Vermutung. Ich glaube, dass dieser Helm nie ein Horkrux war, auch wenn der Dunkle Lord das angenommen hat.“
„Ich – ich verstehe nicht –“
„Das ist nichts Neues.“ Snape ließ die ehemaligen Horkruxe und den Helm verschwinden. „Wenn meine Theorie richtig ist – und davon gehe ich aus – werden wir den letzten Horkrux im Ministerium finden.“
„Sie meinen – bei Voldemort? Hat er den Horkrux bei sich behalten?“
Einen Moment lang sah Snape Harry still an, mit einem fast misstrauischen Glanz in den Augen. Dann sagte er: „Ich glaube, der Dunkle Lord ist selbst der Horkrux.“
Harry runzelte die Stirn. Da hatte Snape offenbar etwas falsch verstanden. „Nein, ähm – Voldemort trägt seine ursprüngliche Seele in sich, klar, aber – aber das ist kein –“
„Wollen Sie mich ernsthaft über die Theorie der Seele und der Horkruxe aufklären, Potter?“ Snape schmunzelte. „Ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber damit nicht.“
„Sie sind es doch, der gerade behauptet hat, die Seele in Voldemorts Körper wäre ein Horkrux –“
„Aber ich sprach nicht von der ursprünglichen Seele des Dunklen Lords.“ Snape schüttelte seinen Kopf. „Ich denke, dass er bei einem seiner Horkrux-Rituale nach der Spaltung seiner Seele den abgetrennten Teil in seinen eigenen Körper gelegt hat.“
„In seinen – aber das ergibt doch keinen Sinn! Dann wäre einer seiner Horkruxe doch die ganze Zeit –“
„Bei ihm. In ihm. Er ist gerade dabei, die Macht an sich zu reißen. Schon vorher hätte es nie jemand unter gewöhnlichen Umständen geschafft, ihn zu töten – mit der heutigen Nacht könnte es unmöglich werden, an ihn heranzukommen. Es gibt keinen sicheren Ort für seinen Horkrux, als direkt in ihm.“
Harry sah aus dem Fenster; von der heutigen Nacht zu reden war vielleicht etwas gewagt: Auch wenn von der Sonne noch nichts zu sehen war, strömte bereits erstes eindeutig morgendliches Licht durch die Gasse. Was störte ihn an Snapes Theorie so sehr? Irgendetwas kam ihm unlogisch vor …
Klar – wenn beide Seelen in Voldemorts Körper waren, würde ein Todesfluch ausreichen, um ihn zu vernichten. Er sah zu Snape und sagte: „Aber wenn man ihn tötet –“
„– wird möglicherweise der Horkrux vernichtet, und die eigentliche Seele kann sich sicher dahinter verstecken. Der Theorie der Horkruxe zufolge wäre das möglich, auch wenn man nicht weiß, ob das stimmt. Tut es das, würde der Dunkle Lord einen direkten Angriff überleben, und könnte sich noch an Ort und Stelle rächen. Aus der Sicht des Dunklen Lords ergibt das hervorragenden Sinn. Und selbst, wenn es nicht funktioniert, so würde er es im Nachhinein wenigstens wissen – und könnte den verlorenen Horkux ersetzen. Das ist seine Denkweise.“
„Aber wenn er all seine Horkruxe andauernd ersetzt –“
„Wir wissen, was dann passieren kann. Der Dunkle Lord ist da anderer Meinung.“
Das war verrückt. Voldemort musste verrückt geworden sein. Seine Seele so erbarmungslos immer mehr und mehr zu vernichten – und mit den Seelenteilen dann so rücksichtslos umzugehen! Den Ring, das Medaillon und den Kessel hatte er so umsichtig beschützt – den Helm und den Zauberstab hatte er einfach irgendwelchen Wesen anvertraut! Wieso tat er das? Sogar er musste doch erkennen, dass das verrückt war! Außer …
„Er hat einen Ersatzplan, nicht wahr? Deswegen achtet er plötzlich so wenig auf seine Horkruxe.“
„Nicht ganz“, erwiderte Snape. „Er hatte einen Ersatzplan. Der Liebestrank.“
„Aber der hätte ihn doch nicht unsterblich –“ Harry brach mitten im Satz ab. Liebestrank. Natürlich. Voldemort hatte Liebe kennen lernen wollen, um …
„Er hat darauf gehofft, mit einem Totenrelikt mehr zu erreichen als mit seinen Horkruxen“, sagte Snape. „Das ist der Grund, warum er Cruelo Cupido trinken wollte.“
Ein Totenrelikt … Andere Gedanken drängten sich Harry auf, aber er schob sie zur Seite. Das würde erst später ins Spiel kommen. Vorerst musste er sich auf die Horkruxe konzentrieren, und nicht – nicht auf …
„Aber wie kamen Sie darauf, dass er seinen Körper zu einem Horkrux gemacht hat?“, fragte er hastig.
Snape senkte seinen Blick. „Er – er hat jemanden getötet, den er nie umgebracht hätte, wenn es nicht einem höheren Zweck dienen würde …“
„Einen Todesser?“ Harry war überrascht, dass es überhaupt eine solche Person geben sollte.
„Nicht direkt.“ Snapes Augen trafen kurz auf Harrys, aber er wandte sich schnell wieder ab. „Sie – sie war nie eine Todesserin. Nicht in dem Sinn …“
Harry wartete, aber Snape starrte schweigend zu Boden, schien nichts mehr sagen zu wollen.
„Wer war sie?“, fragte er.
Snapes Blick fiel erneut auf den Tisch. Harry folgte ihm; er war nicht ganz leer, wie er gedacht hatte, bevor Snape die Horkruxe darauf abgestellt hatte. Ein Bilderrahmen stand dort. Und auf dem Foto darin war eine Frau zu sehen. Eine junge Frau, die aber älter aussah, als sie war – offenbar gezeichnet von viel Schrecklichem, das ihr widerfahren war. Die Frau hatte eine Hakennase, und ihre dunklen Augen blickten starr aus dem Bild heraus. Sie bewegte sich nicht. Es war ein Muggelfoto.
„Der Dunkle Lord und sie gingen zusammen zur Schule“, sagte Snape; er sprach leise, klang heiser. „Er mochte sie vom ersten Tag an. Nicht wie eine Freundin, und auch nicht wie eine Geliebte – er fand sie einfach anziehend. Selbst das tiefste und dunkelste menschliche Böse kennt die menschlichen Triebe. Und auch der Dunkle Lord war einmal sterblich.“
„Wenn er sie mochte – wieso hat er sie dann …“
„Bis vor einer Stunde habe ich noch gedacht, es wäre ihm nur um ihr Herz gegangen.“
„Um ihr –?“
„Die wichtigste Zutat des Cruelo Cupido ist ein Herz. Ich dachte, er hat sie getötet, weil er wollte, dass ihr Herz – von dem er wusste, dass es lieben konnte – seinen Trank wirksam macht.“
Harrys Augen weiteten sich. „Er wusste, dass ihr Herz lieben kann? Soll – soll das heißen –“
„Meine Mutter“, antwortete Snape, immer noch auf das Foto starrend, „hat sich in Tom Riddle verliebt.“
„Aber sie hat doch – sie hat doch einen anderen geheiratet –“
„Sie war jung, als sie in den Dunklen Lord verliebt war. Es war nichts Ernstes. Sie hat nicht erkannt, was wirklich hinter diesem Jungen steckt. Der Lord hat sie bald verlassen und es war ihr egal. Dann hat sie Tobias Snape geheiratet.“ Er schnaufte. „Der Dunkle Lord war fassungslos. Wie konnte sie sich für einen Muggel entscheiden? Aber als es nicht gut lief zwischen den beiden, hat sie ihn – sie hat ihn getötet, als ich sieben Jahre alt war. Und dann kehrte sie an die Seite des Dunklen Lords zurück – nicht als seine Frau, nicht als seine Geliebte. Nicht einmal als Freundin. So etwas brauchte der Dunkle Lord nicht mehr. Aber obwohl sie nie das Dunkle Mal trug, diente sie ihm. Und so kam ich früh in die Gesellschaft des Dunklen Lords. Er hat uns beide hier oft besucht. Er behandelte mich wie einen Sohn …“
Harry hörte gebannt zu. Der Dunkle Lord, so etwas Ähnliches wie verliebt … Snape, der bei Lord Voldemort aufgewachsen war …
„Meine Mutter war im Dunklen Lord gefangen. Obwohl er sie nie gut behandelt hat, konnte sie nicht von ihm loskommen. Ich vermute heute, dass sie unter einem Bann stand. Ich habe ihn immer gehasst dafür, wie er mit meiner Mutter umgesprungen ist, auch wenn er mich hoch geschätzt hat. Er hielt mich wohl wirklich für eine Art Nachkommen. Als ich dann nach Hogwarts kam … Dumbledore hat schnell einiges über – meinen Hintergrund herausgefunden.“ Ein schmerzlicher Ausdruck zuckte über sein Gesicht. „Er hat das Gespräch mit mir gesucht und mir gedroht, mich der Schule zu verweisen, sollte sich zeigen, dass ich dem Freund meiner Mutter, wie er ihn genannt hat, nacheifere. Aber das habe ich nie vorgehabt. Mein Wissen über die schwarzen Künste war groß, und ich war stolz darauf. Meine Abneigung gegenüber Muggel war fast schon angeboren, dank meinem Vater, der meine Mutter noch schlechter behandelt hat als der Dunkle Lord. Aber wie der Dunkle Lord wollte ich selbst nie werden. Dazu habe ich ihn zu sehr gehasst.“
„Hat Dumbledore Ihnen angeboten, für ihn zu spionieren?“, fragte Harry, als Snape wieder eine Weile still war.
„Er hat schnell das Gute in mir erkannt, und das Potenzial, das in mir steckt. Als ich mich nach dem Beenden der Schule dazu gezwungen sah, den Kreisen des Dunklen Lords als Todesser beizutreten, hielt Dumbledore mich erst für verloren – hat dann aber verstanden, warum ich Todesser geworden bin, und hat den größten Nutzen daraus gezogen. Vom ersten Tag an habe ich für Dumbledore den Dunklen Lord, der mich für seinen größten Diener hielt, ausspioniert, um mich für meine Mutter zu rächen.“
Er hob den Bilderrahmen von dem Tisch. „Als er sie vor drei Jahren getötet hat, war sie schon nicht viel mehr als ein Inferius. Irgendetwas hat er ihr angetan, das selbst ich nicht erkennen kann. Mir wurde da nur klar, dass der Dunkle Lord sie nie wirklich geliebt haben konnte, egal, was er behaupten mochte. Ich hätte so etwas nie tun können mit …“
Er sah erneut fĂĽr einen kurzen Moment zu Harry und dann schnell wieder weg. Harry verstand sofort.
„Mit meiner Mutter“, sagte er.
Snape nickte. „Sie hat sich für Potter entschieden. Das musste ich akzeptieren. Und ich habe es akzeptiert – aber ich habe nicht aufgehört, sie …“
„Ich verstehe“, sagte Harry hastig. Er wollte es gar nicht hören.
„Lily und ich waren gute Freunde.“ Die Finger, die seinen Zauberstab festhielten, zuckten nervös, als er redete. „Meine Mutter hat mir ihr altes Zaubertränkebuch mit nach Hogwarts gegeben, und als Lily es gesehen hat – sie war schon immer gut in Zaubertränke. Wir haben gemeinsam die Rezepte ausprobiert – und sogar ausgebessert.“
Nun sah Snape Harry für längere Zeit an. Und Harry begriff, was er ihm damit sagen wollte.
Also hatte nicht nur der Halbblutprinz im letztes Jahr in Zaubertränke so sehr geholfen – sondern auch seine Mutter …
„Als Lily dann … Nach dem Angriff des Dunklen Lords auf die Potters gab es für mich nur noch meine Mutter. Ich dachte, wir könnten jetzt von vorne beginnen, jetzt, wo die Männer, die sie so zugerichtet hatten, beide aus unserem Leben verschwunden sind … Aber der Dunkle Lord ist zurückgekehrt. Er hat nach meiner Mutter verlangt, und Eileen Prince ließ sich natürlich wieder davon überzeugen, zu ihm zu gehen. Und vor etwa drei Jahren … hat er sie dann umgebracht.“
„Um ihr Herz in dem Zaubertrank zu benutzen, den er heute getrunken hat?“ Harry runzelte die Stirn. „Dauert die Zubereitung des Tranks etwa drei Jahre?“
„Eben nicht.“ Snape schien sich wieder zu fangen, sprach mit seinem üblichen gefassten Tonfall. Es hatte Harry überhaupt nicht gefallen, ihn so leise und matt reden zu hören. „Und genau das habe auch ich erst heute erkannt. Er muss schon damals einen Nutzen aus ihrem Tod gezogen haben – und das bedeutet, dass er damals einen Horkrux erschaffen hat. Und meiner Meinung nach gibt es nur ein Objekt, das in den Augen des Dunklen Lords einen Mord wie jenen an Eileen Prince rechtfertigt.“
„Sein eigener Körper …“, murmelte Harry. Er glaubte, verstanden zu haben, was Snape meinte.
„Genug gesprochen“, rief Snape dann, plötzlich und barsch. „Wir hätten längst aufbrechen müssen – unser Ziel ist das Ministerium, die Zerstörung des letzten Horkruxes und die Vernichtung des Dunklen Lords. Wirf deinen Tarnumhang über und komm mir dann hinterher ins Atrium des Ministeriums.“
Und dann disapparierte Snape sofort.
Harry tat, was Snape gesagt hatte. Er hätte genau das auch gemacht, wenn Snape es ihm nicht vorher befohlen hätte, aber er empfand nicht den Drang, Snape das klarzumachen. Aufregung ergriff ihn, als ihm nur noch ein Gedanke durch den Kopf jagte.
Noch ein Horkrux, und das war Voldemort selbst – und dann konnte er den Dunklen Lord endlich vernichten.


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