Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Ruf des Schleiers

von Wizardpupil

Das taten sie auch. Nachdem Hermine herausgefunden hatte, wie viele kleine Wälder es in der Nähe des ehemaligen Waisenhauses gab (drei insgesamt – vielversprechend wenige), machten sie sich noch am selben Tag auf den Weg, um sie zu durchforsten.
Nichts.
Keine merkwürdigen Kräfte, keine guten Versteckmöglichkeiten, nichts außer alten Bäumen. Die Bäume standen nicht einmal dicht, waren nicht einmal besonders groß oder seltsam geformt, also stimmte nicht einmal die Atmosphäre – keine mystischen Lichtungen, nichts Gruseliges oder Eindrucksvolles. Kein Baum war irgendwie markiert, keiner war hohl (wie sie dank eines Zaubers von Hermine herausfanden). Hier hatte Voldemort definitiv keinen Horkrux versteckt.
Ihre letzte Hoffnung blieb also vorĂĽbergehend Mundungus. Aber die Suche von Kreacher und Dobby schien nicht gut zu verlaufen.
Als Harry sie gebeten hatte, Mundungus nachzujagen, hatte er ihnen auch aufgetragen, täglich Bericht zu erstatten, bis es ihnen endlich gelang, ihn aufzuspüren. Meistens kam Dobby, hin und wieder Kreacher – aber egal, wer erschien, um den bisherigen Verlauf zu verkünden, immer hatten sie die gleiche Botschaft.
Und das lief nun schon so seit einer Woche. Jedesmal, wenn einer der Hauselfen in Rons Zimmer (wo sich Harry, Ron und Hermine die meiste Zeit aufhielten) erschien, sprangen die drei hoffnungsvoll auf, egal, was sie gerade taten.
„Bisher noch keine Spur von dem Dieb, Mr Harry Potter, Sir.“ Dobby verbeugte sich so tief es ging, dann blickte er Harry mit großen, feuchten Augen an; Ron und Hermine stöhnten, drehten sich um und kehrten zu dem zurück, womit sie sich bisher beschäftigt hatten. „Dobby bittet um Verzeihung!“
Harry seufzte, ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen. „Kein Problem, Dobby. Ich muss dich nur bitten, weiterzusuchen, auch wenn es hoffnungslos erscheint.“
Dobby nickte, breit lächelnd vor Freude, dass Harry ihm noch eine Chance gab, dann verschwand er wieder. Harry war furchtbar enttäuscht, aber nicht – oder nicht nur – weil Mundungus wie vom Erdboden verschluckt war; sondern immer noch, weil sie in den Wäldern nichts gefunden hatten. Harry war so sicher gewesen, dass Mrs Cole (er nannte sie immer noch so, obwohl er erfahren hatte, dass sie seine Urgroßmutter gewesen war), der Brief, den Petunia Dumbledore geschickt hatte, Antworten parat halten würde … Warum sonst sollte Harry von Petunia alle Briefe Dumbledores nach dessen Tod bekommen? Und warum hatte Dumbledore ihm nicht einfach gesagt, dass Mrs Cole seine Urgroßmutter war, als die beiden die Erinnerung an das Waisenhaus angesehen hatten?
„Zum wievielten Mal mussten wir uns jetzt anhören, dass es von Dung keine Spur gibt?“, fragte Ron von seinem Bett aus, wo er lag und gelangweilt einen Apfel immer wieder in die Luft warf und wieder auffing.
„Heute zum siebten Mal“, antwortete Hermine murmelnd, den Blick nicht von dem dicken Buch nehmend, in dem sie gerade las; dann sah sie auf, hob ihre Stimme und murrte Ron an: „Könntest du bitte damit aufhören?“
„Womit?“
„Mit dem Apfel!“
Ron grinste. „Mach ich dich nervös?“
„Der Apfel macht mich nervös, ich kann mich nämlich wegen des Geräusches nicht konzentrieren.“ Sie hob die Augenbrauen und fügte hinzu: „Bist du etwa so sehr von dir überzeugt, dass du denkst, deine bloße Anwesenheit könnte mich vom Lesen abhalten?“
Ron setzte sich auf. Er nahm einen Biss von dem Apfel und lag ihn dann auf das Nachtkästchen. „Träumen kann man immer“, schmatzte er (wofür er einen angewiderten Blick von Hermine erntete), dann schluckte er hinunter und wandte sich an Harry. „Was sollen wir jetzt tun? Dumm herumgesessen sind wir in den letzten Tagen oft genug.“
Harry wäre wütend geworden, wenn er die Kraft dazu gehabt hätte; aber das Wissen, bisher noch nichts erreicht zu haben, hatte ihn so ausgelaugt, dass er kaum noch die Augen offen halten konnte. Als er antwortete, klang er schlapp und müde – so, wie er sich auch fühlte. „Wir tun, was wir können. Informationen sammeln, uns auf die Schutzzauber vorbereiten, die Voldemort vielleicht für seine Horkruxe benutzt, herausfinden, welcher Gegenstand von Ravenclaw oder Gryffindor in Frage kommt und nähere Informationen zu Horkruxen sammeln.“
Was die Theorie und das Sammeln von Informationen anbelangte, so waren sie gar nicht so schlecht gewesen bisher. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass das Werfen der Horkruxe in den Schleier, durch welchen Sirius gefallen war, nicht nur eine Möglichkeit, sondern die beste Möglichkeit sein würde, Horkruxe zu zerstören. Sie wussten also, wie sie die Horkruxe vernichten wollten – auch wenn ihnen nicht klar war, wie sie das Ministerium dazu bringen könnten, ihnen den Zugang zur Mysteriumsabteilung zu erlauben. Trotzdem hatten sie sich mit dieser Idee zufrieden gegeben; nur noch gefunden mussten die Horkruxe werden. Und auch was das anbelangte hatten sie Ziele und Pläne: Mundungus würde sich mit ein bisschen Nachhilfe ihrerseits wieder daran erinnern, wem er das Medaillon verkauft hatte, und die Winkel- und Nokturngasse würden sie durchsuchen, sobald beide wieder betreten werden durften. Sollte sich dort nichts finden, würden sie die in den vergangenen Tagen gewählten „Plan B-Orte“ aufsuchen: Hogwarts (wo sie sich ohnehin befinden würden), Spinner’s End und das Haus der Malfoys, auch wenn sie alle drei immer noch für unwahrscheinliche Verstecke hielten.
Und sollte all das nichts nutzen, hatten Harry und Hermine Ron versichert, würden sie letztlich doch noch den Orden des Phönix um Hilfe fragen – auf keinen Fall aber das Ministerium, denn dieses würde sofort öffentlich machen, was sie zur Bekämpfung Voldemorts unternahmen. Was es fast den drein fast unmöglich machte, zu glauben, dass sie jemals an den Schleier herankommen konnten. Aber darüber wollten sie sich vorerst keine Gedanken machen (auch wenn Harry sich sicher war, dass Hermine sich andauernd den Kopf über dieses Problem zerbrach).
„Ihr könntet euch langsam auch mal auf die Apparierprüfung vorbereiten.“ Hermine legte ihr Buch beiseite, sah Harry und Ron abwechselnd streng an. „Am neunzehnten habt ihr sie schon.“
Ron guckte verdutzt drein. „Wie sollen wir uns da denn drauf vorbereiten? Apparieren dürfen wir ja sowieso nicht, also entweder können wir es am neunzehnten oder nicht. Stimmt doch, oder, Harry?“
„Jaah, hast wohl Recht.“ Harry hatte nicht einmal genau zugehört. Er lehnte in seinem Stuhl, die Augen geschlossen. Er war so müde …
„Stimmt irgendetwas nicht?“ Hermines besorgte Stimme drang in Harrys Kopf, aber er hatte Schwierigkeiten, sie zu verstehen …
„Ich … mir geht’s nicht so gut.“ Harry öffnete die Augen; Hermine und Ron starrten ihn beide an. Er griff sich mit der Hand an die Stirn. „Ich hab in letzter Zeit öfters Kopfschmerzen, so ein merkwürdiges Pochen – und ich bin dauernd so müde …“
„Du wirst eben alt“, sagte Ron; Hermine nahm daraufhin ein kleineres Buch vom Schreibtisch und bewarf Ron damit.
„Was sollte das denn?“
„Du nervst – gib das Buch wieder her, ich brauch das noch. Also, Harry – das Pochen … Sind das vielleicht wieder Narbenschmerzen?“
Harry dachte kurz nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, direkt in der Narbe ist das nicht. Vielleicht krieg ich einfach nur eine Erkältung oder so etwas – ist zwar ein ungünstiger Zeitpunkt, aber deine Mum hat sicher irgendwelche Medikamente, oder, Ron?“
Ron gab ein belustigtes Grunzen von sich. „Wenn du meiner Mum sagst, dass es dir nicht besonders gut geht und du Kopfweh hast, dann sichert sie dir eine ganze Abteilung im St. Mungos und lässt dich da erst in zehn Jahren wieder raus. Apropos St. Mungos – hab ich es euch schon erzählt? Bill wird vielleicht doch kein richtiger Werwolf!“
„Das ist ja großartig!“, rief Hermine. „Seit wann weißt du das schon?“
„Seit ein paar Tagen … Mum und Dad haben nachts, als ich zufällig auch wach war, einen Brief aus St. Mungos bekommen, von Fleur – die weigert sich ja immer noch, wieder nach Hause zu kommen – und darin stand …“
Aber was immer darin stand, Harry verstand es nicht mehr. Das Pochen war immer stärker geworden, er immer schläfriger. Er hatte sich noch nie so am Ende mit seinen Kräften gefühlt, so – obwohl Ron nur einen Scherz gemacht hatte – alt, so niedergeschlagen, so …
Dann war alles weg.

… Eine Frau kauerte zu seinen Füßen, mit einem Jungen in ihren Armen – „Ich liebe meinen Sohn … daran kannst auch du nichts ändern“, hörte er sie sagen … Er blickte auf eine Menschenmasse in einer prunkvollen Halle hinab – „Du, Peter und Lucius besucht jetzt bitte unseren alten Freund, über den wir uns bereits unterhalten haben“, befahl er drei der Personen … Er saß auf einem hohen Stuhl, hatte die Augen geschlossen, konzentrierte sich – „Es scheint so, als hätte ich einen Fehler begangen.“ … Er stand an einem Fenster, blickte hinaus auf eine hohe Eibe – „Severus, wie weit bist du mit deinem Auftrag?“ Es kam eine Antwort – „Ich habe soweit alles getan, was ich konnte. Sie wissen, dass es Monate dauert, bis es fertig ist, mein Lord.“ Snape – das war Snape …
Harry schlug die Augen auf. Er blickte auf die Decke in Rons Zimmer – er lag in seinem Bett, zitterte, schwitzte. Immer noch spürte er ein schwaches Pochen in seinem Kopf.
Was war passiert?
Wie lange hatte er – geschlafen? Hatte er geschlafen?
Wieso war er so plötzlich aufgewacht?
Snape … Snapes Stimme; die Wut, der Hass – all das hatte ihn aufgeweckt.
Harry setzte sich auf; er war immer noch müde, aber nun war es die Art von Schläfrigkeit, die man morgens nach dem Aufwachen eben spürte. Dem zufolge, was sich draußen vor dem Fenster abspielte, war es aber gar nicht Morgen, sondern später Abend oder sogar Nacht, mondlos und finster. Eine Öllampe auf dem Schreibtisch erleuchtete das Zimmer.
Harry wandte sich nach links, um zu sehen, ob Ron in seinem Bett lag, aber es war leer. Er war allein in dem Raum. Gerade wollte Harry aufstehen, als die Tür von außen geöffnet wurde. Harry erwartete, Ron oder Hermine eintreten zu sehen – aber es war keiner der beiden. Es war Ginny.
Sie stand da im Türrahmen und starrte ihn an, ihr sommersprossenübersätes Gesicht ausdruckslos; er starrte zurück, bis er nach einiger Zeit erkannte, dass sein Mund leicht offen stand und er ziemlich dumm aussehen musste. Er schloss den Mund hastig und zog sich aus irgendeinem Grund die Decke bis über seine Schultern, obwohl er noch die Kleidung trug, mit der er auch in Ohnmacht gefallen war – oder was immer auch passiert war.
„Hallo“, sagte er dann.
„Hi.“ Ginny schloss die Tür hinter sich; wie selbstsicher sie war, wie merkwürdig desinteressiert sie wirkte, als sie da an die Wand angelehnt stand und Harry betrachtete. „Ron und Hermine sind mit Mum und Dad im St. Mungos. Bill ist endlich wieder bei Bewusstsein.“
„Oh, das – das freut mich. Glückwunsch. Ähm –“
Harry fĂĽhlte, dass er rot anlief. Wieso bloĂź? Und wieso brachte er keinen vernĂĽnftigen Satz hervor?
„Du hast lange geschlafen“, sagte Ginny, als wäre ihr Harrys Stammeln nicht aufgefallen. „Zwei Tage. Wir hatten ein paar Heiler hier, aber die sagten, du schläfst einfach nur. Es gäbe nichts zu heilen, wir sollten einfach abwarten. Alle werden sich freuen, zu hören, dass du wieder wach bist.“
Sie sprach so furchtbar sachlich … Harry spürte einen Stich im Herzen.
„Oh, gut – also – also konnten die Heiler auch nicht genau sagen, was –?“
„– was mit dir los ist? Oh, nein, konnten sie nicht. Hast du eine Ahnung, was passiert ist?“
Da, sie zeigte endlich Interesse – aber Harry hatte sich eigentlich eine andere Frage erhofft. Wie geht es dir?, hätte sie fragen können. Ist alles in Ordnung? Liebst du mich?
Harry schüttelte die Gedanken weg. „Nein, überhaupt nicht.“
Ginny nickte. Ihre Augen schweiften ab. Harry folgte ihrem Blick; durch das Finster in die Finsternis hinaus. Wenn er und sie bloß einfach gemeinsam verschwinden könnten …
„Kann ich dir die Haare schneiden?“
„Ich – was?“ Harry rutschte vor Überraschung sein Unterarm, auf dem er sich im Bett abgestützt und aufrecht gehalten hatte, weg und sein Kopf fiel auf den Polster zurück.
Ginny kicherte. „Vorsicht, sonst verletzt du dich noch.“
„Ich – also – meine Haare?“
„Ja, die sind doch schon etwas lang geworden“, meinte Ginny, und Harry gab ihr Recht; hatten ihn seine Haare nicht vor einiger Zeit an die Snapes erinnert? „Komm schon, ich hab mir meine Haare oft mal selbst geschnitten – ich kann so etwas!“
Sie lächelte. Dieses Lächeln … Harry konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen und zu nicken. „Bitte, schneide sie mir.“
„Gute Entscheidung.“ Sie zog ihren Zauberstab aus ihrer Hose, tänzelte leichtfüßig zu ihm hinüber und deutete ihm Händewedelnd an, ein Stück nach vorne zu rücken. Sein ganzer Körper spannte sich an, als sie sich hinter ihm auf das Bett setzte.
Harry sah nicht, was sie tat, aber er spürte es, und es war wundervoll. Sie benutzte keine Bürste, aber der Zauberstab erwirkte denselben angenehmen Effekt auf seiner Kopfhaut, als sie ihn kämmte. Er schloss die Augen. Die beiden waren allein, nicht nur in diesem Zimmer, sondern im ganzen Haus … Wie er sich nach einem solchen Moment gesehnt hatte – vor der Aufregung wegen Freds Tod, wegen seiner Reise nach Godric’s Hollow, wegen des Beginns der Suche nach den Horkruxen … Er konnte nicht glauben, dass ihn all das so sehr von seinem Wunsch abgelenkt hatte, mit Ginny zusammen zu sein.
Er liebte sie. Und das wollte er ihr sagen; aber es ging nicht. Er brachte seinen Mund nicht auf, genoss schweigend, wie sie seinen Kopf nun mit ihrer Hand berührte. Es fühlte sich an, als würde sie seine Haare streicheln …
„Krummbein schnurrt immer, wenn ich das mache“, sagte Ginny, Enttäuschung vorspielend.
Harry gab ein leises Schnurren von sich – beide brachen in Gelächter aus.
„Wow, wie ein Löwe.“ Ginny legte ihren Zauberstab beiseite. „So, fertig.“
Harry war überrascht; davon, dass sie seine Haare tatsächlich auch geschnitten hatte, hatte er nichts mitbekommen (sah man einmal von den Haaren ab, die aufs Bett und hin und wieder auf seine Hände gefallen waren). Er drehte sich zu Ginny um.
„Na, wie sehe ich aus?“
„Überzeug dich doch selbst.“ Sie griff in eine Tasche der Weste, die sie trug, und holte einen Handspiegel hervor. Er nahm ihn ihr ab und betrachtete sein Spiegelbild – er sah aus wie früher, wie vor Dumbledores Tod, als alles noch – mehr oder weniger – in Ordnung gewesen war …
„Hast du toll hingekriegt, danke“, sagte er; er bemerkte ihren skeptischen Blick, als er ihr den Spiegel zurückgab, und fügte hinzu: „Nein, wirklich! Ich finde, ich sehe jetzt viel besser aus. Als jemals zuvor.“
„Gar nicht selbstbewusst heute, was?“ Ginny grinste.
„So hab ich das nicht –“
„Schon klar, war doch nur ein Scherz.“ Sie stand auf. „Du siehst aber wirklich sehr gut aus, Harry Potter.“ Ein Lächeln schenkte sie ihm noch, dann ging sie zur Tür. „Mum, Ron und Hermine werden jeden Moment zurück sein, Dad geht nach seinem Besuch im Krankenhaus gleich ins Büro“, informierte sie ihn, dann verließ sie das Zimmer.
Er dachte daran, sie zurückzurufen. Tatsächlich tat er es aber natürlich nicht.

Als Mrs Weasley, Ron und Hermine wieder da waren, kamen sie sofort zu ihm gestürmt. Mrs Weasleys Gesicht war schon tränenüberströmt vor Erleichterung, dass es ihrem ältesten Sohn wieder halbwegs besser ging – dass nun auch noch Harry wieder aufgewacht war, war zu viel für sie. Nachdem sie ihm versprochen hatte, ihm zuzubereiten, was nach einem Festessen für zwanzig Personen klang, lief sie weinend aus dem Raum.
„Deine Mum weint in letzter Zeit eindeutig zu oft“, sagte Hermine zu Ron.
„Sie braucht das, weil sie sich jetzt wieder mit Percy versteht und daher nicht mehr andauernd um ihn weinen kann“, erwiderte Ron, dann wandte er sich an Harry. „Also – was ist mir dir passiert?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Harry. Und das stimmte – er hatte immer noch keine Ahnung. Das einzige, was er wusste, war, dass er sehr viele Träume gehabt hatte. Seltsame Träume. Er erinnerte sich nicht mehr an alle, aber eines war ihm klar: In allen war er Voldemort gewesen, hatte sich mit Todessern unterhalten oder Befehle erteilt, hatte sich sehr konzentriert oder war einfach nur durch lange Korridore und große Hallen spaziert … Er bezweifelte, dass etwas davon mehr gewesen war als bloßer Traum, doch der, den er damals im Ligusterweg gehabt hatte, ging ihm nun gar nicht mehr aus dem Kopf.
Trotzdem erzählte er Ron und Hermine nichts von alledem.

Der ganze Orden schien über Harrys komaartigen Schlaf bescheid zu wissen. Am darauffolgenden Tag (nachdem Harry zum ersten Mal wieder wirre, eindeutig sinnlose Träume gehabt, im Großen und Ganzen aber ruhig geschlafen hatte) kamen erst Mr und Mrs Weasley, um nach ihm zu sehen, später Lupin und Moody, dann auch noch Kingsley. Am Nachmittag erschienen Heiler, um seinen Zustand zu überprüfen. Jeden interessierte es, wie es ihm ging, was mit ihm geschehen war. Doch glaubte er, dass es sich (abgesehen von Mrs Weasleys und vielleicht Lupins Fall) bei niemandem um wahre Fürsorge handelte – die Heiler waren einfach nur verblüfft über dieses neuartige Erlebnis, der Orden ahnte wahrscheinlich, dass es mit Voldemort zu tun gehabt hatte.
Auch wenn nicht einmal Harry selbst das so genau wusste.
Aufzustehen hatte ihm Mrs Weasley klar und deutlich verboten, auch die Heiler (und alle anderen, sogar Ron und Hermine) empfahlen ihm, liegen zu bleiben. Ginny sah er an diesem Tag also nicht – da sie sich wohl entschlossen hatte, ihn heute nicht mehr zu besuchen.
„Schicker Haarschnitt“, sagte Hermine nach einer Weile, in der sie nur schweigend dagesessen waren; Ron und Hermine wollten den ganzen Tag mit ihm verbringen, eigentlich, um weiter über Horkruxe zu reden, aber sie waren da zu keinen weiteren Ergebnissen oder Ideen gekommen. „Ich vermute, Ginny hat dir den verpasst?“
„Woher –“
„Sie hat mir damals beim Weihnachtsball auch mit meinen Haaren geholfen“, erklärte Hermine. „Ginny kann so etwas sehr gut.“
„Das stimmt“, warf Ron an. „Sag mal, Harry – seid ihr beiden eigentlich wieder zusammen?“
Harry sah schnell aus dem Fenster, dann noch hastiger auf seine Knie. Er spürte wieder, dass er errötete.
„Ron, darüber möchte Harry jetzt auf keinen Fall reden!“, rief Hermine mit empörter Stimme; Harry fühlte Dankbarkeit in sich aufkommen.
„Aber es würde mich interessieren“, sprach Ron ungeniert weiter. „Ist das so etwas Schlimmes?“
„Es ist nicht einfach für Harry, dass er –“
„Danke, Hermine, aber ich kann auch für mich selbst sprechen“, fiel Harry ihr ins Wort, auch wenn er eigentlich ganz zufrieden damit gewesen wäre, Hermine für ihn antworten zu lassen. Er sagte zu Ron: „Ginny versteht, warum ich mit ihr Schluss gemacht habe, und sie weiß, dass ich sofort wieder zu ihr zurückkommen würde, wenn es ginge.“
„Ja, aber im Gegensatz zu dir wird sie nicht die kommenden Jahre damit beschäftigt sein, einen schwarzen Magier auszulöschen“, erwiderte Ron, und die Sommersprossen auf seinen Wangen wurden unsichtbar, als nun sein Gesicht scharlachfarben anlief. „Was, wenn sie sich in der Zwischenzeit in jemand anderen verliebt?“
Harry öffnete den Mund, um zu antworten, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. An das hatte er noch gar nicht gedacht..
„Ich – ich, also –“, brachte er schließlich nur hervor. „Wenn das so ist, dann – dann freu ich mich für sie, weil …“
„Ron, lass Harry bitte in Ruhe und steck deine Nase nicht in all seine Angelegenheiten hinein!“, mischte sich Hermine mit einem boshaften Blick an Ron ein; dann spannte sich ihr Gesicht noch mehr an als es in ihrer Wut schon getan hatte, und sie sagte zu Harry: „Viktor hat übrigens immer noch nicht auf meinen Brief geantwortet.“
Ron ließ vor Schreck das Buch ein, das er gelangweilt in seinen Händen herumgedreht hatte. „Wie kommst du denn jetzt auf Viktor, wenn wir gerade über Harry und Ginny sprechen?“ Dann grinste er plötzlich hämisch und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. „Oder liegt das daran, dass du von Nasen gesprochen hast?“
„Sehr gefühlvoll, Ron“, sagte Hermine, völlig unbeeindruckt, bevor sie wieder mit Harry redete. „Du weißt, worum es mir geht – glaubst du, ihm könnte etwas zugestoßen sein?“
„Ich hab genauso wenig Ahnung wie du“, antwortete Harry, ein wenig erschrocken, dass sie nach seiner Meinung zu diesem Thema fragte. „Apparier doch zu ihm und frag ihn selbst.“
Hermine hob die Augenbrauen. „Einfach zu einer Person zu apparieren ist genauso unhöflich, wie jemandes Haustür einzutreten. Du hast wohl noch einiges zu lernen, bevor du den Appariertest bestehen kannst.“
Harry drehte sich der Magen um – die Prüfung im Ministerium hatte er vollkommen vergessen … Dort würde er dem Schleier, den sie so dringend bräuchten, ziemlich nahe sein – und damit auch dem Ort, an dem seine Mutter gearbeitet hatte … Er hatte sich schon ein paar Mal gefragt, ob Lily Potter nicht vielleicht sogar den Schleier erforscht hatte? Die Stimmen, die er dahinter gehört hatte … Waren zwei davon die seiner Eltern gewesen?
„Harry?“, riss ihn Rons Stimme aus seinen Gedanken. „Fällst du jetzt gleich wieder um?“
„Nein – nein, schon gut. Also, wie sieht es aus – irgendwelche Ideen, was die Horkruxe und unseren Freund Voldemort betrifft?“
Ron machte nur eine verzweifelte Miene und schüttelte den Kopf; Hermine aber beugte ihren Oberkörper ein bisschen weiter nach vorne, als würde sie Harry etwas Geheimes ins Ohr flüstern wollen. Sie sprach aber in ganz normaler Lautstärke.
„Wisst ihr, ich habe nachgedacht.“ („Was ganz Neues“, murmelte Ron; Hermine ignorierte ihn.) „Ich denke, wir sollten uns langsam aber sicher mit einer Möglichkeit beschäftigen, die wir bisher noch nicht ernst genommen haben – was ist, wenn Voldemort alle Horkruxe bei sich hat?“
Ron runzelte die Stirn. „Wir haben doch gesagt, dass das sicher nicht so ist, weil er das Medaillon doch auch so weit weg von sich versteckt hat.“
„Und den Ring auch“, fügte Harry hinzu. „Er wird schon seine Gründe dafür gehabt haben, oder?“
„Ja, wahrscheinlich“, gab Hermine zu, aber sie klang nicht überzeugt. „Was ist denn, wenn er irgendwie herausgefunden hat, dass sein Medaillon und sein Ring verschwunden sind? Was ist, wenn er die restlichen Horkruxe gesammelt und zu sich geholt hat?“
Harry drehte sich der Magen um. Wenn das, was Hermine da sagte, stimmte …
„Das würde die Sache ziemlich schwierig machen“, sagte Ron.
„Sehr intelligenter Beitrag, Ron.“
„Was denn?“
„Wenn du nur etwas sagen willst, was wir ohnehin wissen, dann behalte es in Zukunft für dich!“
„Ach, darf ich denn jetzt gar nichts mehr –?“
„Hört bitte auf, zu streiten!“
Rons und Hermines Köpfe, ziemlich nahe beieinander über Harrys Bett, wirbelten zu Harry herum.
„Das bringt uns nicht weit“, sagte Harry. „Ich dachte, ihr wärt jetzt endlich weit genug, nicht ständig aufeinander loszugehen – wenn ich herausfinde, dass ich da falsch lag –“
„Was?“ Rons Gesicht erstarrte entsetzt. „Lässt du uns dann nicht mehr bei der Suche nach den Horkruxen helfen?“
„Das würde er nie tun, Ron!“
„Er könnte doch einfach abhauen und –“
„Nein, Ron“, unterbrach ihn Harry. „Hermine hat Recht – ich brauch euch ja, ohne euch würde ich das alles nie schaffen. Nein, wenn ihr euch gegenseitig und damit mir in den kommenden schwierigen Zeiten ständig auf die Nerven geht, so wie letztes Jahr – und alle Jahre davor, um genau zu sein … dann bin ich einfach nur enttäuscht.“
Harry sah abwechselnd von Ron zu Hermine, aber keiner von beiden sagte etwas. Sie starrten ihn nur mit merkwürdigen Mienen an, als hätte er ihnen gerade ein kniffliges Rätsel zu lösen gegeben und sie würden nach der Antwort suchen, die Stirne in Falten gelegt, der Mund kaum merklich offen stehend.
Ron bot als erster das Ergebnis an, zu dem er gekommen war.
„Also – das könnte jetzt seltsam sein, aber – irgendwie hast du’s jetzt geschafft, dass ich mich schäme, Mann.“
Harry hob die Augenbrauen.
„Wir werden uns in Zukunft bemühen, Harry“, sagte Hermine. „Versprochen. Wir wollen dich nicht enttäuschen.“
Harry blickte Hermine ungläubig an; er fühlte sich ein bisschen sprachlos. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er wieder rot im Gesicht geworden wäre, aber er spürte davon nichts, obwohl er ziemlich verlegen war. Er hätte nicht erwartet, dass seine Worte so große Wirkung zeigen würden.
„Ähm – gut, danke“, durchbrach Harry die peinliche Stille; er räusperte sich und fuhr fort: „Dann – dann werde ich mich auch, also – bessern. Wenn euch – wenn euch irgendetwas an mir stört.“
„Da gäbe es einiges“, sagte Ron, gespielt nachdenklich, „aber noch kitschiger sollte das Gespräch nicht werden. Sonst halten wir uns am Schluss noch alle an den Händen und stellen uns vor wie all unseren guten Vorsätze in den Himmel schweben und von den Wolken erfüllt werden.“
Hermine kicherte. „Wie bitte?“
„Das haben wir immer an Neujahr gemacht, als ich noch kleiner war“, erwiderte Ron mit den Schultern zuckend.

Am Abend vor dem neunzehnten – dem Tag, an dem Harry und Ron ihre Apparierprüfung ablegen würden – erschienen Dobby und Kreacher gemeinsam, um Bericht zu erstatten. Dobby zappelte aufgeregt, als er mit Kreacher an seiner Seite im Wohnzimmer des Fuchsbaus erschien, wo Harry, Ron, Hermine saßen. Die drei waren nicht allein: Mr und Mrs Weasley sowie Ginny und die kürzlich aus dem Krankenhaus zurückgekehrten Fleur und Bill (dem es, den Verhältnissen entsprechend, ziemlich gut ging; zu den Narben auf seinem Gesicht waren noch ein paar hinzugekommen, sowie einige hin und wieder blutenden Kratzer auf seinem Rücken, seinen Armen und seinen Beinen – er war aber immer noch menschlich, wie Fleur ihnen jeden Tag aufs Neue glücklich versicherte). Die anderen erschraken alle – keiner von ihnen wusste, dass die Hauselfen unterwegs waren, um Mundungus zu suchen, und täglich in diesem Haus Bericht erstatteten – Harry, Ron und Hermine aber ließen sich sofort auf ihre Knie fallen, als sie merkten, dass etwas Besonderes passiert war.
„Ihr habt ihn gefunden, nicht wahr?“, fragte Harry Dobby, der am ganzen Körper zitterte.
Der Elf machte große Augen. „Ja, das haben wir, Harry Potter, Sir!“
„Das haben wir tatsächlich, Meister Potter.“ Kreacher verbeugte sich unnötig tief. „Der elende, dreckige Dieb konnte uns diesmal nicht wie immer zuvor in der letzten Minute entwischen. Wir sind seiner magischen Spur gefolgt und haben ihn endlich entdeckt – Mr Fletcher liegt stinkend und faulend in einer Seitenstraße von Hogsmeade, in seiner gänzlichen Abscheulichkeit, sieht man von seiner linken Hand ab.“
„Er – er tut was?“
„Er ist tot, Harry Potter!“, rief Dobby; er warf sich auf den Boden und versuchte hastig, Harrys Füße zu küssen, aber Harry schob ihn weg. „Es tut Dobby so leid, Mr Potter! Dobby hat versagt, er konnte Mr Potter nicht den Dieb Fletcher bringen!“
„Es ist doch nicht deine Schuld, dass Mundungus tot ist, Dobby!“, sagte Hermine.
Mr Weasley verschwendete währenddessen gar nicht die Zeit damit, Fragen zu stellen. Er stand auf, sagte zu Bill, er solle ins Hauptquartier apparieren und dem Orden mitteilen, dass Fletcher gestorben war, während er selbst die Leiche suchte – dann rannten die beiden aus dem Haus.
„Bill, ’alt, warte auf misch! Isch möchte mitkommen!“, rief Fleur. Sie lief los, kam noch einmal zurück um Bills Medikamente vom Tisch zu holen, eilte erneut davon, drehte sich wieder um und schnappte genervt stöhnend ihren Zauberstab vom Sofa, bevor sie endlich Bill hinterher jagte.
„Wisst ihr, wie er gestorben ist?“, fragte Hermine die Hauselfen.
Dobby schüttelte den Kopf und sah Hermine mit seinen großen Fledermausaugen flehentlich an. „Nein, aber Dobby findet es auffällig, dass dem Verbrecher Fletcher die linke Hand fehlt!“
„Dann war es sicher kein Todesser.“
Alle wandten sich überrascht zu Ginny um. Mrs Weasley, die bisher die Hände vor den Mund geschlagen hatte, ließ sie langsam sinken und starrte ihre Tochter verwirrt an.
„Wie kommst du darauf?“, fragte sie sie.
„Fred und George haben mir einmal davon erzählt“, antwortete Ginny ruhig, scheinbar unberührt von der Information, dass gerade jemand gestorben war. „Wenn ein Dieb einen anderen umbringt, schneidet er diesem die linke Hand ab. Hat irgendetwas mit der Hand des Ruhmes zu tun, ist eben so eine Tradition … Etwas, das gewöhnliche Kleinverbrecher tun, hat mit den Todessern und Du-weißt-schon-wem nichts zu tun.“
Mrs Weasley verwirrte Miene wich einer geschockten. „Woher wussten Fred und George denn solche –?“
„Dobby“, sagte Harry hastig, „Kreacher, danke für eure Mühe. Ihr könnt jetzt zurück nach Hogwarts gehen.“
„Sind Sie Dobby auch nicht böse, Harry Potter?“ Dobby schlug die Hände wie zum Gebet zusammen.
„Nein, natürlich nicht, du warst klasse“, sagte Harry, und erhielt dafür ein erfreutes Lächeln von Hermine und ein Strahlen von Dobby. „Kreacher, du hast auch sehr gute Arbeit geleistet.“
„Ihre Großzügigkeit ist ohnegleichen.“ Kreacher verbeugte sich erneut so tief, dass Harry fast vermutete, er wolle sich über ihn lustig machen. Dann verschwanden die beiden Hauselfen.
Harry, Ron und Hermine erhoben sich vom Boden und tauschten vielsagende Blicke aus. Sie wussten, was Mundungus’ Tod bedeutete – dass sie nun wohl keine Chance hatten, jemals den Käufer des Medaillons ausfindig zu machen.
Aber Harry hatte noch eine andere Vermutung, eine, die ihm gleichzeitig Furcht einflößte und neue Hoffnung machte. Was, wenn Mundungus das Medaillon vom Käufer zurückholen wollte, weil er vermutete, dass es sehr viel wert war? Was, wenn der Käufer ihn deshalb ermordet hatte? Dann konnte man annehmen, dass der, der das Medaillon nun besaß, in Hogsmeade lebte, wo Mundungus gefunden worden war. Andererseits … wenn diese Person nun irgendwelchen Kontakt zu Voldemort hatte, vielleicht sogar ein Todesser war, der das Medaillon aufbewahren sollte – dann würde Voldemort herausfinden, dass jemand hinter dem Horkrux her war …
Andererseits, was wäre, wenn jemand schon länger wüsste, wonach Mundungus suchte und, bevor er deswegen ermordet worden war, Mundungus demjenigen erzählt hatte, weswegen er das Medaillon suchte? Wenn Mundungus jemanden hatte erfahren lassen, dass Harry Potter dieses Medaillon haben wollte … Es käme auf dasselbe hinaus wie der andere schreckliche Gedanke.
Harry hoffte, dass das, was Ginny sagte, stimme, und das Fehlen von Mundungus’ linker Hand auf einen Mord unter „Kollegen“ hinwies …
„Harry? Ron? Hermine?“ Die drei wandten sich zu Mrs Weasley um, die aufgestanden war. „Wäre es möglich, dass ihr mir erzählt, weswegen ihr Fletcher gesucht habt?“
„Nein“, sagte Harry sofort. „Entschuldigt uns.“
Und er, Ron und Hermine liefen gleichzeitig los zu der Treppe, als hätten sie das abgemacht, und die Stufen hoch in Rons Zimmer.

Sie hatten bis spät in die Nacht diskutiert, nur unterbrochen von Mr Weasley, der hochkam um ihnen mitzuteilen, dass Fletchers Leiche gefunden und untersucht worden war – er war nicht durch einen Todesfluch gestorben, sondern durch einen schweren Schlag auf den Kopf, und die linke Hand war ihm abgetrennt worden, wie die Hauselfen gesagt hatten. Beide Informationen hatten Harry erleichtert aufatmen lassen – das klang alles nicht sehr nach dem Handeln eines Todessers, der vermutlich auch niemals einfach die Leiche hätte liegen lassen.
Sie waren zu keinem Ergebnis gekommen, wie sie denn nun das Medaillon finden sollten – Harry hatte es wieder nicht über sich gebracht, ihnen von seinem merkwürdigen Traum zu erzählen – und so erwachte Harry am nächsten Morgen voller Sorgen und Bauchschmerzen, die weder daher rührten, dass er Hunger hatte, noch daher, dass er zu viel gegessen hatte oder krank war.
Es war früh, als er erwachte, aber das war gut so – um acht Uhr sollte er im Ministerium sein, um seine Prüfung abzulegen. Als er schon gefrühstückt hatte und in seinem Koffer nach einem Zaubererumhang kramte, kam Mrs Weasley ins Zimmer gestürmt, um Ron aufzuwecken. Als die beiden um Viertel vor acht vor dem Kamin standen, sah Ron immer noch so schläfrig aus, als würde er jeden Moment umkippen.
„Wie willst du denn so die Prüfung bestehen?“, tadelte ihn Mrs Weasley, während sie in einem Schrank nach etwas kramte. „Ah, da ist es ja – ich dachte schon, wir hätten kein Flohpulver mehr.“
Sie kam mit einem purpurnen Säckchen zu den beiden. „Also, Arthur wird euch im Ministerium empfangen und zur richtigen Abteilung bringen. Harry, vergiss nicht – deutlich sprechen, mach nicht den gleichen Fehler wie damals, als du in der Nokturngasse gelandet bist.“
„Viel Glück“, wünschte Hermine ihnen; sie hatten abgesprochen, dass Hermine während Harrys und Rons Abwesenheit weiter versuchen würde, Lösungen für ihre Horkrux-Probleme zu finden (als würde sie das nicht ohnehin ständig tun, sogar dann, wenn sie sich über andere Dinge unterhielt, aß oder eines ihrer vielen Bücher las – vermutlich, wie Harry, sogar wenn sie schlief).
Dann warf erst Ron gähnend Flohpulver in den Kamin, stieg in die grünen Flammen und rief: „Winkelgasse!“, bevor Harry das gleiche tat.
Das Reisen durch das Flohnetzwerk war nichts, was Harry gerne mochte, aber es hatte Zeiten gegeben, da war es ihm lieber gewesen als das Apparieren. Glücklicherweise hatte er sich mittlerweile an Letzteres gewöhnt – sonst wäre es etwas merkwürdig, jetzt ins Ministerium zu reisen, um eine Lizenz für das Apparieren zu ergattern.
Er drehte und wand sich um sich selbst, durch wirbelndes Feuer hindurch, und empfand das Loch, durch das er gesogen wurde, als unangenehm eng. Unzählige an Kamine flogen an seinen Augen vorbei – dann landete er auf taumelnden Beinen inmitten des Atriums des Zaubereiministeriums.
Das erste, was ihm auffiel, war, dass der Brunnen der Magischen Geschwister wieder aufgebaut worden war. Die goldenen Figuren eines Zauberers, einer Hexe, eines Zentaurs, einen Hauselfen und eines Kobolds thronten auf dem marmornen Becken des Brunnens. Dann sah er sich nach Ron und Mr Weasley um, was nicht lange dauerte: Ron lehnte neben ihm an der Wand aus dunklem Holz, mit geschlossenen Augen und dem Kopf auf seiner Schulter, und Mr Weasley stand lächelnd an seiner Seite.
„Hallo, Harry!“, begrüßte er ihn. „Ich habe leider nicht viel Zeit – wir sollten gleich losgehen.“
Er stupste Ron an der Schulter an. „Ich bin wach“, verkündete Ron murrend, dann richtete er sich auf und die drei gingen los. Als Harry zum ersten Mal hier gewesen war, hatten sich einige Personen mehr im Atrium aufgehalten. Eine Art arbeitsames Surren hatte damals die Halle erfüllt; heute herrschte schon fast erdrückende Stille, die Harry nicht gefiel. Die wenigen Zauberer und Hexen, die aus den Kaminen kamen und durch das Atrium liefen, schwiegen, hielten ihre Köpfe gesenkt und warfen hin und wieder misstrauische Blicke um sich, als würden sie jederzeit mit einem Angriff rechnen.
„Schwierige Zeiten, Harry“, flüsterte Mr Weasley; Harry erkannte erst jetzt, dass er ihn beobachtet hatte. „Es sind sehr schwierige Zeiten. Krieg eben.“
Dann erreichten sie den Tisch, über dem eine Tafel hing, auf der das Wort Sicherheit stand, und hinter der früher ein Zauberer namens Eric gesessen war, als Harry wegen einer disziplinarischen Anhörung hier her gekommen war. Heute saß eine junge Frau auf dem Stuhl.
„Eric ist entlassen worden“, sagte Mr Weasley zu Harry, „nach der Katastrophe mit Du-weißt-schon-wem und seinen Todessern am Ende eures fünften Jahres. Eric ist zwar wahrscheinlich mit dem Imperius-Fluch belegt worden, aber der Minister wollte völlig sichergehen und hat ihn daher rausgeworfen. Guten Morgen, Linda!“, richtete er dann an die junge Frau. „Mein Sohn und sein Freund haben heute ihre Apparierprüfung.“
„Na, da wünsch ich euch aber viel Glück“, sagte Linda freundlich. „Eure Zauberstäbe bitte.“
Nachdem Harry und Ron ihr ihre Zauberstäbe gegeben, sie beide Stäbe nacheinander auf das waagenähnliche Messinggerät gelegt und sie dann wieder zurückgegeben hatte, führte Mr Weasley Harry und Ron durch ein goldenes Tor in die Halle, wo sich die Fahrstühle befanden. Einer war ganz leer, und Mr Weasley steuerte auf diesen zu. Als sie darin standen, schloss sich ein goldenes Gitter vor ihnen.
„Wir müssen in den sechsten rauf.“ Mr Weasley drückte auf einen Knopf an der Wand. „So, wir sollten gleich dort sein, sind ja nur zwei Stockwerke.“
Der Lift setzte sich rasselnd in Bewegung. Ron hatte sich wieder an die Wand gelehnt und gähnte herzhaft.
„Ron, wenn du nicht gleich wach wirst, wirst du die Prüfung unmöglich bestehen!“, zischte Mr Weasley, als der Fahrstuhl anhielt. Den sechsten Stock hatten sie aber noch nicht erreicht und eine mechanische Frauenstimme, die Harry noch kannte, verkündete: „Siebter Stock, Abteilung für Magische Spiele und Sportarten, mit der Zentrale der Britischen und Irischen Quidditch-Liga, dem Offiziellen Koboldstein-Klub und dem Büro für Lächerliche Patente.“
Die Gittertüre öffnete sich – und Harry erstarrte, als er die Menschen erkannte, die eintraten.
„Mr Potter! Was für eine Überraschung.“
Rufus Scrimgeour blieb genau dort stehen, wo sich die Fahrstuhltüren wieder schließen sollten – wohl kaum unabsichtlich, vermutete Harry, denn so verhinderte er, dass das Gitter wieder zufiel. Aber noch viel mehr als Scrimgeours Verhalten ärgerte Harry die zweite Person, die den Lift angehalten hatte. Umbridges krötenartiges Lächeln hätte Harry in dem Moment fast dazu gebracht, ihr mit voller Wucht in das hässliche Gesicht zu schlagen.
„Sie sind auf dem Weg zu Ihrer Apparierprüfung, nehme ich an?“, fragte Scrimgeour.
Als Harry nicht antwortete, sagte Mr Weasley hastig: „Nun, Minister – man sieht Sie selten hier unten.“
„Miss Umbridge und ich haben ein Gespräch mit Ludo Bagman geführt“, erwiderte Scrimgeour. „Sie wissen ja, wie der ist.“
Mr Weasley zeigte ein kurzes, unehrliches Lächeln, das aber sofort wieder von seinen Lippen verschwand.
„Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn Miss Umbridge und ich ins Atrium hinunterfahren, bevor ihr euch in den sechsten Stock begebt?“ Ohne auf eine Antwort zu warten machte Scrimgeour einen Schritt nach vorne, holte seinen Zauberstab hervor und tappte damit auf den Knopf für das achte Stockwerk. Dieser leuchtete sofort blau auf, das Gitter glitt wieder zu und die Frauenstimme säuselte: „Guten Tag, Minister. Sie werden sofort in den gewünschten Stock gebracht.“
Harry starrte währenddessen die ganze Zeit Umbridge an; so wenig er Scrimgeour auch mochte, Umbridge hasste er zutiefst, und allein ihre Anwesenheit brachte seine Hand dazu, zu seinem Zauberstab zu wandern. Wenn er ihr doch bloß einen Fluch auf den Hals jagen könnte, nur einen kleinen – er könnte sie ja auch in eine Kröte verwandeln, dann würde niemandem der Unterschied auffallen. Er hörte, wie Ron neben ihm mit den Fingern knackste, als würde er sie darauf vorbereiten, zuzuschlagen, und grinste.
Umbridge schien es absichtlich zu vermeiden, mit einem von ihnen Blickkontakt aufzunehmen. Sie starrte stur gerade aus und fummelte mit ihren Händen an der pinken Masche herum, die sie im Haar trug. Wie verabscheuenswert sie war – Harry würde sie anschreien, attackieren, gleich hier und jetzt –
„Atrium“, sagte die Frauenstimme, und die Tür öffnete sich.
„Viel Glück bei Ihrer Prüfung, Mr Potter“, sagte Scrimgeour, bevor er den Fahrstuhl verließ. „Schade, dass Sie so heute so abweisend waren – vergessen Sie nicht, wir stehen jetzt auf derselben Seite. Fragen Sie Mr Weasley, ich bin dem Orden von großer Hilfe.“ Er nickte Mr Weasley zum Abschied zu, dann ging er Umbridge hinterher, die schon längst davongeeilt war.
Die TĂĽr schloss sich wieder und der Aufstieg begann.
„Ich kann ihn trotzdem nicht leiden“, sagte Mr Weasley kopfschüttelnd. „Wahrscheinlich würde ich ihn noch nicht einmal richtig mögen, wenn er einen Zauber erfinden würde, der Dumbledore ins Leben zurückbringt. Ron – du bist ja wach!“
Tatsächlich schien das Treffen auf Scrimgeour und Umbridge in Ron genug Lebensenergie wach gerufen zu haben, dass er nicht mehr so aussah, als könne er jederzeit wieder einschlafen. „Hass und Wut tut jedem gut“, murmelte er. „Dieses Krötengesicht würde aber auch jeden aufwecken.“
Harry nickte. „Da hast du Recht.“
„Seid aber vorsichtig“, warnte sie Mr Weasley mit ernstem Gesichtsausdruck. „Legt euch nicht mit ihr an – sie ist ein ziemlich hohes Tier. Auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass Scrimgeour viel von ihr hält, so viel muss man ihm lassen. So –“, fügte er hinzu, als das Gitter sich erneut zur Seite schob und die Frauenstimme von der Abteilung für Magisches Transportwesen sprach, „– raus mit uns. Ich bring euch bis zum Testzentrum, dann treffe ich mich mit Percy zum Frühstück.“ Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Sie gingen einen langen Korridor entlang, vorbei an geschlossenen Türen mit Aufschriften wie Informationen zum legalen Erschaffen eines eigenen Portschlüssels und Verwaltung der Besenläden in Großbritannien. Sie folgten dem Gang bis zum Ende, bogen dort um eine Ecke nach rechts und standen dann direkt vor einer Tür, die das Schild Appariertests trug.
„Also dann, hinein mit euch.“ Mr Weasley hielt die Tür für sie auf. Harry und Ron traten ein und standen in einem kleinen Raum, an dessen Wänden einige simple, unbesetzte Holzstühle aneinandergereiht waren, nur unterbrochen von der Tür, durch die sie gerade gekommen waren, einer anderen Tür an der rechten, einer Rezeption an der linken Seite.
Mr Weasley schloss den Eingang zu dem Raum hinter ihnen wieder; Harry und Ron begaben sich zu der älteren Frau, die an der Rezeption stand.
„Mr Potter und Mr Weasley?“, fragte diese sofort, als die beiden näher herantraten.
„Ja“, sagte Harry, überrascht, dass die Frau so genau wusste, wer die beiden waren.
„Dann sind Sie hier, um ihre Prüfungen abzulegen.“ Die Frau drehte sich um und nahm zwei rote Bänder von einer Pinnwand hinter sich. „Ich weiß nicht genau, warum Sie besonders frühe Termine erhalten haben, aber so sei es. Nehmen Sie das –“ (sie überreichte ihnen die Bänder; Harry sah, dass seines mit seinem Namen beschriftet war) „–, binden Sie es sich um ihr Handgelenk und zeigen Sie es nachher Ihrem Prüfer. Mr Weasley, Sie können gleich hineingehen. Mr Potter, nehmen Sie bitte Platz und warten Sie.“
Ron wickelte das Band um sein Handgelenk – es schnappte auf magische Weise zu. Harry tat das gleiche, dann wünschte er Ron viel Glück und sah ihm zu, wie er auf die Tür der Rezeption gegenüber zuging; auf ihrem Schild stand Prüfungszimmer. Er warf einen letzten nervösen Blick über seine Schulter zu Harry, dann ging Ron hinein.
Harry machte sich keine Sorgen um Ron – er konnte apparieren, und selbst, wenn er es nicht schaffen würde, könnte er die Prüfung jederzeit nachholen und sich solange mit Seit-an-Seit-Apparation zufriedengeben. Und wegen seines eigenen Tests war er sogar noch weniger nervös als wegen Rons.
Harry ging zu einem der Stühle, um sich zu setzen – als ihn plötzlich eine Idee ergriff. Ob er vielleicht …
„Entschuldigen Sie“, fragte er die Frau an der Rezeption; sie hatte gerade ein Brot ausgepackt und blickte Harry über dieses hinweg böse an. „Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie lange so eine Prüfung dauert?“
Die Frau antwortete nicht sofort; dann sagte sie: „Ist Ihnen klar, dass ich für gewöhnlich um diese Zeit noch gar nicht arbeite?“
Harry sagte nichts. Schließlich seufzte die Frau und sagte: „Eine Prüfung dauert etwa eine halbe Stunde.“
Lang genug, dachte Harry. „Ist es mir erlaubt, mich auch im Rest des Ministeriums aufzuhalten bis meine Prüfung beginnt?“
Die Frau beäugte ihn misstrauisch. „Solange Sie das Gebäude nicht verlassen, sicher. Aber ich glaube, es wäre besser, Sie würden hierbleiben – möglicherweise ist Mr Weasley schneller fertig.“
„Ich beeile mich“, versicherte ihr Harry, und bevor sie noch ein weiteres Wort sagen konnte, war er schon auf die Tür und aus dem Zimmer gelaufen. Er eilte den Korridor entlang zurück zu dem goldenen Gitter und drückte auf den Schalter, der den Fahrstuhl rief.
Solange Ron mit seiner Prüfung beschäftigt war, könnte Harry versuchen, ein Stück mit den Horkruxen voranzukommen. Sogar hier im Ministerium gab es etwas zu tun – wenn er das Glück haben sollte, in die Mysteriumsabteilung zu gelangen … einen Unsäglichen zu treffen … würde er den überreden können, ihm freien Zugang zum Schleier zu gewähren?
Und noch eine andere Hoffnung keimte in ihm … Würde ihm jemand etwas über seine Mutter erzählen können? Über ihre Arbeit in der Mysteriumsabteilung?
Das Gitter glitt beiseite, als der Fahrstuhl erschien. Harry trat ein (wobei er erfreut feststellte, dass sich wieder kein Fremder darin befand), drĂĽckte den Knopf des neunten Stocks und wartete ungeduldig, sein Ziel zu erreichen.
„Mysteriumsabteilung“, ertönte die Frauenstimme.
Harry trat hinaus auf den Korridor, dessen Wände kahl waren, ohne Fenster, ohne Türen – bis auf die eine. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinunter, als er die Tür am anderen Ende des Korridors sah, gänzlich schwarz und simpel, als wäre es ein einfaches schwarzes Holzbrett, das in die Wand eingelassen worden war.
Und dann hörte Harry es. Hatte es vermutlich schon die ganze Zeit gehört, aber nicht wahrgenommen. Doch es war weniger Hören – als eher Fühlen … Er spürte es auf der ganzen Haut, in seinem Körper, in seinem Kopf.
Das FlĂĽstern.
Er erinnerte sich noch daran, als er es zum ersten Mal gehört hatte, aber diesmal war es noch merkwürdiger. Der Schleier war nicht in seiner unmittelbaren Nähe – wie konnte er es hören, obwohl er so weit entfernt davon war? Das Flüstern, das hinter dem Schleier hervorgedrungen war, als er ihn entdeckt hatte … Was bedeutete es? Welche Worte waren es, die er da hörte?
Er starrte die TĂĽr fasziniert an, merkte, dass er es gar nicht mehr bewusst tat; dass er nichts anderes tun konnte.
Er verstand nicht, was die – Menschen? Geister? Wesen? – flüsterten. Aber er war sich sicher, dass es das Flüstern von hinter dem Schleier war, er wusste es ganz genau. Und er glaubte, einen bestimmten Tonfall erkennen zu können … Der Schleier (er fand es am einfachsten, den Schleier selbst für das Flüstern verantwortlich zu machen) klang fordernd, als wolle er etwas haben – als wolle er ihn, Harry, haben … als würde er Harry rufen.
Harry ging langsam auf die Tür zu, bereit, sich durch jedes Hindernis zu kämpfen, jeden Ministeriumsangestellten, der ihn aufhalten wollte, aus dem Weg zu räumen, um an den Schleier heranzukommen – und hindurchzutreten.
Aber als er gerade einmal zwei Schritte gegangen war, hielt er sofort wieder an. Denn er sah, dass sich die Tür öffnete – und das Flüstern hörte damit auf.
Ein Mann trat heraus, ein recht großer Zauberer. Er trug einen violetten Umhang, hatte grauweißes Haar, das ihm bis über die Ohren hing, und er blickte Harry überrascht mit kalten, aber nicht unsympathischen Augen an; sie wirkten wohl nur so kalt, weil sie in einem so eisigen blau strahlten. Seine Lippen kräuselten sich auf eine Art und Weise, die weder mit Snape noch mit McGonagall zu vergleichen war. Dann setzte der Mann ein Lächeln auf und kam auf Harry zu.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit einer tiefen Stimme, die jünger klang, als der Mann aussah; von Nahem erkannte Harry, dass der Mann schon recht alt sein musste.
„Ich – also – nein“, stammelte Harry; irgendetwas an dem Mann fand er seltsam, etwas, das er mit dem Flüstern verband. „Nein, danke. Sind Sie – sind Sie ein Unsäglicher?“
Der Mann hob die Augenbrauen. „Nein, bin ich nicht. Ich interessiere mich nur für bestimmte Themen und bin ein häufig und gern gesehener Gast in der Mysteriumsabteilung. Und wenn Ich Sie fragen dürfte, was Sie hier unten suchen?“
„Ich – ich habe mich nur verlaufen“, sagte Harry, und im nächsten Moment hätte er sich gerne mit der Hand an die Stirn geschlagen. Was war das denn für eine dumme Lüge? „Ich habe gleich Apparierprüfung und wollte mich noch ein bisschen im Ministerium umsehen.“
„Und da sind Sie hier gelandet?“ Das Lächeln des Mannes wurde breiter. „Nun gut – ich muss dann gehen. Fahren Sie mit hinauf?“
„Ich – ja.“
Harry trat hinter dem Mann in den Fahrstuhl zurück. Der Mann drückte erst den Knopf des Atriums, dann wandte er sich an Harry. „Sie müssen in den sechsten Stock, nehme ich an?“ Harry nickte und der Mann drückte noch einen zweiten Knopf.
Während sie schweigend hochfuhren, warf Harry immer wieder seitwärts Blicke auf den Mann. Er konnte sich nicht helfen – etwas an ihm war mindestens genauso faszinierend wie das Flüstern, das Rufen des Schleiers. Hin und wieder begegneten seine Augen denen des Mannes, dann sah er schnell in die andere Richtung. Schließlich erreichten sie das Atrium.
„Hat mich gefreut, Mr Potter“, sagte der Mann, dann trat er aus dem Fahrstuhl und ließ Harry darin allein zurück.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich bin nicht so blöd, mitten im Winter in Edinburgh eine unbeheizte Wohnung zu mieten.
Joanne K. Rowling