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Fanfiction

Harry Potter und die Totenrelikte - Die geerbten Kinder

von Wizardpupil

Madame Delacour antwortete nicht – natürlich nicht, sie verstand noch weniger als Harry. Der wusste mittlerweile, was los war, hatte begriffen, worauf Ron hinauswollte. Zumindest glaubte er das – aber er hoffte, dass er sich irrte.
„Was – was soll das heißen?“, fragte Fred; er lachte. Er versuchte, die Blicke der anderen zu treffen, um sie ebenfalls zum Lachen zu bewegen, doch jeder hatte die Augen auf den Boden gerichtet; auch Freds eigenes Gackern klang kein bisschen überzeugend. Er wandte sich wieder an Ron. „Was redest du da schon wieder für Müll, hä, du Trottel?“
„Du hast mich schon verstanden“, antwortete Ron; auch sein Gesicht war auf den Boden gerichtet; er grinste ein hässliches, verabscheuungswürdiges Grinsen, dass Harry ihm nie zugetraut hätte, eines, das Spott zeigte, Hass und ekelhaften Triumph. Rons Augen waren von seinen Haaren verdeckt, wie von einem Vorhang, aber Harry war sich fast sicher, dass sie in diesem Moment rot blitzten und leuchten; genauso rot wie Voldemorts Augen. Aber als Ron schließlich hochblickte, waren seine Augen so blau wie eh und je. „Ich bin ein Weasley, aber nicht jeder hier!“
Harry wandte sich zu Hermine und Ginny um, hoffend, dass sie ihm irgendwie mitteilen würden, dass es sich hier nicht um dieses Geheimnis handelte, dass sie besprochen hatten. Aber ihre bestürzten Gesichter, Hermines Fassungslosigkeit, Ginnys blutrot angelaufene Wangen; all das verriet ihm, dass es um eben dieses Geheimnis ging, und dass Harry es gerade herausgefunden hatte. Und natürlich – Ron hatte nicht so düster dreingesehen, weil die Delacours ihn nicht so überschwänglich begrüßt hatten wie Ginny; er hatte wohl schon die ganze Zeit in der Küche einen solchen Gesichtsausdruck getragen – oder zumindest, seit er von der Toilette zurückgekommen war. Wenn er überhaupt dort gewesen war, wie er behauptet hatte. Er war bei Ginny gewesen, hatte sie überredet, ihm zu verraten, worüber sie sich mit Hermine unterhalten hatte. Er wusste es erst seit kurzem – das, was Harry jetzt erst verstand.
„Ron, bitte –“, begann Hermine.
„Nein, nichts da“, unterbrach sie Ron. Er wurde immer lauter, sein Blick starr auf die Zwillinge gerichtet.
„Ron, halt jetzt die Klappe!“ Das war Ginny, wieder ihr katzenhaftes Fauchen.
„Einen Scheiß werde ich tun!“ Diese Worte brüllte er so laut, dass Gabrielle vor Schreck beinahe von ihrem Stuhl fiel.
„Ron, du hörst jetzt besser auf.“ Bill; natürlich, auch er wusste davon. Als es damals passiert war – wenn Harry recht hatte mit seiner Befürchtung – war er schon recht alt gewesen. Er hatte es selbst miterlebt. Er sah Ron streng an, sprach kühl, aber mit einem eisenharten Unterton.
„Wovon redet er?“ George wandte sich hilfesuchend an Bill. Harry sah ihn und seinen Bruder an; ihre Augenbrauen zusammengezogen, dadurch das gleiche V über ihren Nasen, genau die gleichen Falten auf ihrer gerunzelten Stirn; so ident wie zwei Menschen nur sein konnten. Und all den Weasleys so ähnlich – rothaarig, Sommersprossen. Konnte es da überhaupt möglich sein, dass, was Harry glaubte? Oder irrte er sich doch?
„Von den Delacours natürlich“, antwortete Bill auf Georges Frage; selbst wenn Harry sich irren würde – was er vermutlich nicht tat –, so war das ganz offensichtlich eine Lüge. „Er beleidigt unsere Gäste, und ich möchte ihn jetzt bitten, ins Haus zu –“
Aber Ron musste nicht gebeten werden. Er war aufgesprungen, hatte seinen Stuhl umgeworfen und war schon mit eiligen Schritten auf dem Weg zum Eingang des Fuchsbaus. Er lief in der Tür beinahe mit Mrs Weasley zusammen, die gerade dort mit zwei glänzenden Weingläsern in den Händen erschien. Sie sah ihrem Sohn nach, als er an ihr vorbei ins Haus rannte, rief ihm irgendetwas hinterher; dann kam sie schnell auf den Tisch zu. So schnell hatte Harry sie bisher nie laufen sehen.
„Was ist passiert?“, fragte sie in forderndem Tonfall; ihre Augen waren – ironischer Weise – auf Fred und George gerichtet. „Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt?“
„Gar nichts!“, rief George; so empört, wie Harry ihn jetzt erlebte, hatte er ihn noch nie gesehen – er musste sich unwillkürlich fragen, ob George Empörung bisher immer nur vorgespielt hatte. „Ron hat irgendwelchen Schwachsinn dahergeredet!“
„Er hat angedeutet, wir wären keine echten Weasleys oder sowas.“ Fred schnaufte, setzte ein Grinsen auf; es wirkte schmerzhaft, krampfhaft. „Vermutlich irgend so ein wahrer Gryffindor-Müll.“
Aber noch bevor Fred zu Ende gesprochen hatte, hatte es ein lautes Klirren gegeben. Mrs Weasley hatte die zarten Weingläser fallen gelassen, sie waren beim Aufprall auf den Boden zerbrochen, ihre Splitter lagen im Gras und zwischen den Steinen. Dieser Schock in ihren Augen – ertappt, las Harry. Das Versteckspiel ist vorbei.
„Mum?“ Georges Stimme zitterte. „Was ist los?“
Harry sah, wie Fleur Bill etwas ins Ohr flüsterte; er nickte, sie wandte sich an ihre Familie und sagte etwas in schnellem Französisch. Die Delacours erhoben sich, Monsieur Delacour nickte allen unsicher zu, bevor er hastig den anderen hinterher zum Haus lief, in dem sie verschwanden. Auch Harry wollte aufstehen – doch da hatte Mrs Weasley schon zu sprechen begonnen.
„Fred, George.“ Sie schloss die Augen, atmete tief ein, setzte sich. „Ihr müsst mir jetzt ganz genau zuhören.“
„Mum, was soll das?“ Fred stand auf.
„Setz dich wieder hin, Fred“, sagte Bill; er klang immer noch sehr gefasst – so erwachsen.
Hermine beugte sich zu Harry, sagte direkt ins ein Ohr: „Komm, wir gehen besser.“
Er nickte, die beiden standen auf und gingen, wie zuvor Ron, wie die Delacours, ins Haus zurück, ließen die Weasleys allein, während sie alles klärten. Harry hörte die Zwillinge etwas rufen, als er die Tür hinter sich schloss; Mrs Weasley hatte es ihnen gesagt.
„Ich glaub’s nicht“, sagte Harry, als er Hermine ins Wohnzimmer folgte. „Ich glaub nicht, dass ich das richtig versehe.“
„Wie hast du es denn verstanden?“, fragte Hermine, ihre Stimme ebenso zitternd wie die von George zuvor. Als sie ihn ansah, bemerkte er, dass ihre Augen nass waren, glitzerten im Licht der Mittagssonne, das durch die Fenster schien; die zwei waren allein, weder die Delacours noch Ron waren hier.
„Ich hätte vermutet“, begann Harry – es war schwierig, das auszusprechen, er brauchte einige Sekunden, „… dass Fred und George keine Weasleys sind. Nicht in die Familie geboren worden sind.“
„Dann hast du es richtig verstanden.“ Hermine ließ sich in das Sofa fallen, welches Tante Petunia erst an diesem Morgen umgeworfen hatte, als Harry sie mit diesem seltsamen Fluch getroffen hatte. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, ihre Stimme gedämpft, als sie weitersprach. „Mrs Weasley hätte nie gewollt, dass sie es so erfahren. Was hat Ron sich nur dabei gedacht?“
„Über das können wir später nachdenken“, sagte Harry; er blieb stehen, konnte sich jetzt nicht setzen. „Lass mich die Sache erst einmal verdauen, ich hab’s gerade erst herausgefunden.“
Die Zwillinge … ausgerechnet die Zwillinge, keine Weasleys? Egal, welche Erfolge Bill und Charlie gefeiert hatten, egal, dass Percy im Zaubereiministerium ist – es waren Fred und George, die dem Namen Weasley heutzutage die Ehre beschafften, die er verdiente. Ihre Scherzartikel – die von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze – waren berühmt, beliebt, in Hogwarts wie überall. Und die beiden waren keine Weasleys? Und sie wussten es nicht einmal?
„Wieso hat Mrs Weasley es ihnen nie gesagt?“, fragte Harry Hermine. „Oder Mr Weasley? Wieso haben sie das geheim gehalten?“
„Vermutlich haben sie es nicht über sich gebracht.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Ich hab es damals genauso wenig glauben können wie du, als ich es herausgefunden habe.“
„Seit wann weißt du es?“
„Ich hab mal mitgehört, wie sie sich mit Bill darüber unterhalten hat. Vor zwei Jahren, da hat sie ihre Eltern im Grimmauldplatz Nummer zwölf darüber sprechen hören und dann Bill gefragt. Ich hab aus Versehen ein Toffee von Fred und George gegessen, das ist mit einem Schweigezauber gefüllt gewesen, und hab mich in dem kleinen Zimmer neben der Küche eingesperrt – die Tür hat geklemmt, daher hab ich nicht raus gekonnt, und Ginny und Bill waren in der Küche und – ja, so hab ich es dann eben mitgehört. Ich hab mich bei Ginny sofort danach entschuldigt, aber sie hat gemeint, ich könne nichts dafür. Mr und Mrs Weasley wissen nicht mal, dass Ginny es weiß. Mrs Weasley glaubt wahrscheinlich, sie wird es Ginny jetzt auch in aller Ruhe erklären müssen.“ Hermine stand wieder auf. „Komm, gehen wir zu Ron.“
„Wenn du versprichst, ihn nicht zu verurteilen.“ Harry war selbst überrascht, dass er das sagte – aber er hatte das Gefühl, er verstand Ron.
Hermine hob die Augenbrauen. „Ich will ihn nicht verurteilen – aber ein Wörtchen mit ihm zu reden kann nicht schaden. Unser Sensibelchen hat es geschafft, die Hochzeit von Bill und Fleur zu versauen, bevor sie überhaupt begonnen –“
„Hör auf!“, fiel Harry ihr ins Wort; Hermine sah ihn verblüfft an. „Hör auf, so über Ron zu reden! Fred hat sich über ihn lustig gemacht – die Zwillinge haben sich schon immer über ihn lustig gemacht, ihn verspottet. Das haben sie jetzt eben davon.“
„Aber, Harry – stell dir vor, wie Fred und George sich jetzt fühlen!“
„Wenigstens wissen sie die Wahrheit.“
„Die hätten sie anders herausgefunden!“ Hermine war näher gekommen, stand nun fast direkt vor Harry. „Glaubst du nicht, dass ihre Eltern vorgehabt haben, es ihnen irgendwann zu erzählen? Wie Ron das getan hat, das ist einfach nicht in Ordnung!“
„Bist du sicher, dass sie es jemals erfahren hätten? Mr und Mrs Weasley haben es immerhin bis heute geheim gehalten – und Fred und George sind schon lange erwachsen!“
„Hermine hat Recht.“
Harry und Hermine fuhren beide erschrocken hoch. Ron war am Fuß der Treppe erschienen; sein Blick wanderte von Harry zu Hermine, hatte keinen weiten Weg dabei; Hermine wich einen Schritt zurück.
„Ron, ich – es –“ Hermine wollte vermutlich sagen, es tat ihr Leid.
„Schon okay“, unterbrach sie Ron aber. „Du hast recht. Ich hätte das nicht tun sollen. Nicht tun dürfen.“
Ron redete leise, aber unangenehm rau. Seine Augen waren jetzt rot, aber nicht die Iriden, sondern das Weiße seiner Augen. Hatte er geweint?
„Zum Entschuldigen ist es jetzt wohl aber leider zu spät.“ Ron ließ einen kurzen Lacher hören, sah Harry und Hermine an, als wollte er sie auch zum Lachen bringen; Fred hatte vorhin genau das gleiche versucht – Harry verspürte nicht den geringsten Drang zu lachen.
Harry wollte nicht darüber reden, was Ron da vermutlich angerichtet hatte; er war froh, als Hermine das Thema wechselte.
„Wie geht es dir eigentlich?“, fragte sie Ron, fürsorglich, mitfühlend; das brauchte Ron jetzt, wusste Harry. „Ich meine – es wird dir ja auch nicht gerade leichtfallen, zu akzeptieren, dass –“
„Schon klar.“ Ron wollte es nicht ausgesprochen hören; er hatte es auch vorher, als er es Fred und George verraten hatte, nicht direkt gesagt. „Aber mach dir keine Sorgen – ist alles gut.“
Harry glaubte es ihm nicht; Ron sich selbst auch nicht, schien es, wie er den Blick wiederum zu Boden wandte; seine Beine zitterten leicht, so wie seine Lippen, als wäre er kurz davor, etwas zu sagen, würde es aber nicht über sich bringen.
Es war eine absolut merkwürdige Situation, wie sie da standen, schweigend, alle über das gleiche nachdenkend. Fred und George – keine gebürtigen Weasleys. Wer waren ihre richtigen Eltern? Harry verspürte den plötzlichen Wunsch, wieder nach draußen zu gehen und Mrs Weasley dabei zuzuhören, wie sie alles erklärte.
Und dann dachte Harry, wenn er nicht gewesen wäre, wäre Mrs Weasley nicht so unverhofft in die Situation gekommen, erklären zu müssen. Nicht bei Ron war die Schuld zu suchen, sondern allein bei ihm. Er, in seiner fürchterlichen Neugier, hatte Ron ausgefragt, ihn erst darauf aufmerksam gemacht, dass es möglicherweise ein Familiengeheimnis gab. Ron musste sein Verhalten seltsam gefunden haben – er hatte also doch nicht so gut geschauspielert, wie er gehofft hatte, Ron hatte vermutet, dass Harry mehr wusste als er, war zu Ginny gegangen, um sich zu vergewissern … Harry hatte Rons Interesse geweckt, hatte dafür gesorgt, dass Ron es erfuhr – und nur wegen ihm war es möglich, dass Ron in einem seiner schwachen Momente das Geheimnis preisgegeben hatte.
Weil Harry neugierig war und lügen wollte – weil er Ginny nachmachen wollte.
Nein, das war ungerecht. Ginny hatte nichts damit zu tun.
Oder doch?
„Hermine“, sprach Ron dann schließlich aus, was ihm schon auf der Zunge gelegen hatte, „weißt du eigentlich noch mehr? Ginny hat mir gesagt, dass sie es dir erzählt hat.“
„Mehr? Inwiefern?“
„Über Fred und George.“ Er räusperte sich. „Echte Eltern und so, wieso sie sie weggegebenen haben – wieso meine Eltern sie aufgenommen haben.“
Hermine sah ihn unsicher an; wollte Ron all das wissen, um weitere Schwachstellen der Zwillinge zu finden, die er nutzen konnte, wenn die beiden ihn beleidigten?
„Nicht wirklich“, sagte sie. „Nur, dass Bill und Charlie es wissen, weil sie es miterlebt haben; Percy war noch viel zu jung. Und Ginny hat eben ihre Eltern gehört. Aber Ginny selbst weiß auch nicht, wer Freds und Georges echte Eltern sind, das haben sie nicht gesagt – und Bill und Charlie haben es auch nie erfahren.“
Ron nickte, auch wenn er offensichtlich nicht zufrieden war.
„Deine Mutter erklärt gerade alles“, sagte Harry. „Draußen. Wenn du ihr zuhörst, dann –“
„Nein, ich kann jetzt nicht raus“, entgegnete Ron. „Ich kann nicht.“
Hermine sank wieder in das Sofa zurück, Ron setzte sich neben ihr hin. Harry blieb weiterhin stehen, versuchte, die absurde Wahrheit zu verstehen. Fred und George waren keine Weasleys. Es war nicht minder schwierig, diesen Satz als Tatsache anzuerkennen, wie es damals mit Dumbledores Tod gewesen war. Albus Dumbledore war tot. Fred und George waren keine Weasleys.
„Oh – ‘allo.“
Fleur war ins Wohnzimmer gekommen. Sie errötete, als sie Ron erblickte.
„Meine Eltern und meine Schwester sind in i‘ren Simmern und rischten sisch ein.“ Fleur richtete ihre Worte an Ron, aber der sah sie nicht an; dann fragte sie, was sie wohl schon die ganze Zeit hatte fragen wollen. „Du ‘ast doch vor‘in nischt etwa sagen wollen, dass –“
„Doch.“ Ron blickte nicht hoch, als er antwortete.
„Du wolltest nischt vielleischt doch meine Familie beleidigen? Isch wäre auch nischt böse –“
„Nein, wollte ich nicht. Ich hab Fred und George gemeint.“
„Damit, dass nischt alle am Tisch –“
„– echte Weasleys sind, ja.“
Fleur blieb noch ein paar Sekunden stehen, Zweifel und Ungläubigkeit entstellten ihr hübsches Gesicht, ließen die Augenbrauen in unpassenden Winkeln hoch abstehen, ihr Mund verzog sich lächerlich, als sie die Worte „Fred und George sind keine Weasleys“ mit den Lippen formte, wie der Mund eines kleines Kindes, das versuchte, seine ersten Worte zu sprechen. Dann drehte sich Fleur um und lief die Stufen hoch, schlug oben eine Tür hinter sich zu.
Nur einen Augenblick später drang ein lautes Knallen ins Wohnzimmer – die Tür zum Hof war aufgeschlagen worden, und Mrs Weasley lief mit tränenüberströmtem Gesicht herein. Ron sprang auf, als er seine Mutter sah, aber als sie ihn erblickte, brachte sie kein Wort hervor, rannte an ihm vorbei zur Treppe und diese hinauf. Ohne einen weiteren Blick auf Harry oder Hermine folgte er ihr.
Bill und Ginny kamen dann ebenfalls ins Wohnzimmer gerannt, mit erschrockenen Mienen.
„Was ist passiert?“, fragte Hermine sofort.
„Fred und George sind davon gelaufen“, antwortete Ginny, während Bill sich umsah. „Mum ist dann – zusammengebrochen oder so und dann wieder aufgesprungen und heulend ins Haus gerannt.“
„Sie ist oben“, sagte Harry zu Bill, der sich sofort ihm zuwandte. „Aber Ron ist bei ihr, er wird sich schon um sie –“
– kümmern, wollte er sagen, aber Bill war schon bei der Treppe. Großartig: Auch Bill traute seinem Bruder nichts zu, nicht einmal, dass er es schaffte, seine eigene Mutter zu trösten. Da wunderte es ihn nicht, wenn Ron irgendeinmal platzte – aber alles wäre besser gewesen als das, was Ron in seinem Zorn getan hatte. Ein Wutanfall, in dem er den Fuchsbau sprengte – davonzulaufen – alles hätte weniger Schaden angerichtet als die Preisgabe dieses Geheimnisses. Hätte Ginny es Ron doch bloß nicht erzählt … Hätte Harry Ron doch bloß nicht darauf aufmerksam gemacht …
„Wie haben Fred und George reagiert?“, wollte Hermine wissen; sie und Ginny hatten sich auf das Sofa gesetzt, ohne dass Harry es gemerkt hatte. „Ich meine, abgesehen davon, dass sie weggelaufen sind?“
„Haben geschwiegen“, antwortete Ginny; sie war so viel stärker als die anderen Weasleys, konnte Hermine problemlos direkt in die Augen sehen, mit klarer, ruhiger Stimme sprechen. „Zugehört und geschwiegen, waren zum ersten Mal in meiner Erinnerung richtig sprachlos. Und dann – sind sie aufgestanden, haben meine Mutter angeschrien, sie würden sie dafür hassen, dass sie es ihnen nie erzählt hat – sind durchs Tor aus dem Hof gelaufen und disappariert.“
Wieder kam jemand ins Wohnzimmer hereinspaziert – diesmal aber kein Mensch, sondern Krummbein. Er erblickte Hermine und Ginny, schnurrte, tappte auf sie zu und lag sich zwischen ihnen auf das Sofa.
„Und“, sagte Hermine, zögerlich, unsicher, „und wer sind – na, du weißt schon – ihre richtigen Eltern?“
Ginny gab ein fast schon belustigtes Grunzen von sich. „Das glaubt ihr nie.“
Sie wandte sich an Harry, sah nun in seine Augen; er spürte, dass das, was sie sagen würde, ihm nicht gefallen würde.
„Der Vater ist ein entfernter Verwandter. Der Rest der Familie wollte die beiden aber nicht, weil ihre Mutter ein Muggel ist. Da haben Mum und Dad die Zwillinge sozusagen ‚geerbt‘, die kleinen Fred und George Black, zusammen mit dem Ford Anglia ihres Vaters, den auch sonst keiner haben wollte.“
Das konnte nicht sein – sie konnte unmöglich den meinen, an den Harry dachte. Aber wieso sah Ginny ihn dann so an? Hatte der Ford Anglia überhaupt ihm gehört? Nein, er hatte ein Motorrad gehabt, wozu hätte er ein Auto gebraucht? Sie konnte nicht von Sirius reden. Aber von wem dann?
„Regulus hieß er, glaub ich“, sagte Ginny.
Hermine schnappte nach Luft. „Regulus Black? Sirius‘ Bruder?“
Ginny nickte. „Jepp. Ich glaub aber nicht, dass Sirius je davon gewusst hat.“
Regulus Black … Harry erinnerte sich. Er war ein Todesser gewesen, war aber von Voldemort umgebracht worden. Sirius hatte sich nicht mit ihm verstanden – logisch, er war ein typischer Black. Und dieser Regulus Black hatte zwei Kinder mit einer Muggel bekommen? Und diese Kinder waren ausgerechnet Fred und George? Nein, das waren zu viele Ungereimtheiten und zu viele Zufälle. Das konnte nicht sein. Aber warum sollte Mrs Weasley es dann behaupten?
Schon wieder platzte jemand durch die Küche herein – Mr Weasley, völlig außer Atem, mit rot angelaufenem Gesicht und schiefer Brille auf der Nase, kam hinter Harry zum Stillstand.
„Was – ist – passiert?“, keuchte er. „Ich – bin – noch – nie – so – schnell … so schnell durch den Hof gerannt wie eben“, fügte er hinzu, nachdem er sich gesammelt hatte. „Aber egal – Bill hat mir einen Patronus geschickt. Sagt schon, was ist passiert?“
„Fred und George wissen es jetzt“, sagte Ginny. „Dass ihr nicht ihre echten Eltern seid.“
Mr Weasley erstarrte. Er starrte seine Tochter an, als wäre sie verrückt geworden – sein Mund hingegen stand so weit offen, dass es eher aussah, als wäre er verrückt geworden.
„Sie – du – ihr wisst – woher?“
„Mum hat es gerade erzählt“, erklärte Ginny, die es scheinbar klüger fand, die restliche Geschichte – wie sie ihn und ihre Mutter belauscht, es vorhin Ron erzählt, der es dann verraten hatte – vorerst noch für sich zu behalten. Auch Harry hielt es für besser so.
Mr Weasley schluckte. Er hatte wohl immer noch nicht ganz begriffen, was los war, seine Augen schweiften unwissentlich ins Nichts ab, während er über irgendetwas nachzudenken schien. Dann riss er sich zusammen, sah plötzlich ernst drein. „Wo ist deine Mutter?“
„Oben, Ron und Bill auch“, antwortete Ginny. Mr Weasley stürmte sofort hoch.
Auch Ginny erhob sich, seufzte.
„Tja, das war mal wieder etwas. Ich bin jetzt einfach mal so dreist und werde zu Fred und George in den Laden apparieren und nachsehen, wie es ihnen geht. Ihr verratet mich auch nicht?“
„Du kannst apparieren?“, fragte Harry erstaunt.
„Hermine hat mir geholfen, es zu lernen.“ Sie lächelte ihm zu, als sie an ihm vorbeiging. „Tschüs, bis später.“
Dann verließ sie das Haus, Krummbein hinter ihr her; Harry hörte, wie sie über den Hof zum Tor rannte, dieses öffnete und dann vernahm er das Geräusch, welches Disapparieren verursachte.
„Ganz schön geschickt, diese Ginny“, sagte Hermine. Sie zeigte ihm ein schwaches Lächeln, er erwiderte es nicht; sofort blickte sie wieder ernst. „Jetzt ist es also raus … Ich hoffe, alle beruhigen sich bis zur Hochzeit. Die ist immerhin in vier Tagen.“
„Ich kann verstehen, dass Ron darauf keine Rücksicht genommen hat“, meinte Harry – und endlich setzte auch er sich neben Hermine auf das Sofa. „Er hat wahrscheinlich gar nicht nachgedacht, seine Wut hat ihn getrieben.“
„Mhm“, machte Hermine nur; sie schien mit den Gedanken nicht mehr hier zu sein.
„Hermine? Ist etwas?“
„Was?“ Hermine blinzelte, sah ihn dann an. „Was? Oh – nein, nein, Harry. Ich hab nur gerade gedacht –“
Aber was sie gedacht hatte, erfuhr Harry nicht, denn sie wurde unterbrochen. Sie beide schreckten hoch, als es laut gegen das Fenster hinter ihnen klopfte. Harry drehte sich um – zwei Eulen waren vor dem Fenster, hielten sich mit den Flügeln flatternd in der Luft. Jede trug einen Brief an ein Bein gebunden.
In dem Moment, als Harry aufstehen und die Eulen hineinlassen wollte, flogen drei weitere durch die immer noch offene Tür zum Hof herein, sausten durch die Küche ins Wohnzimmer und landeten auf dem Kaminsims. Während Hermine sich um diese drei kümmerte, setzte Harry seinen Weg zum Fenster fort, öffnete es, nahm den Eulen die Briefe ab und schloss es wieder. Als die Vögel davonflogen und Harry sich umdrehte, machte Hermine gerade den Brief vom Bein der dritten Eule los, diese folgte ihren Artgenossen wieder aus dem Haus.
„Alle von – Hagrid!“, sagte Hermine erstaunt, während sie die drei Briefe inspizierte.
Harry blickte auf die beiden in seiner Hand. „Diese auch.“ Es war eindeutig Hagrids unsaubere Handschrift, mit der die Adressen auf die Briefe gekritzelt waren. „Der hier ist deiner“, sagte er und reichte ihr den, welcher für Hermine Granger bestimmt war; der andere in seiner Hand war an ihn selbst, Harry Potter, adressiert. Harry drehte den Brief um – der Umschlag war geschlossen mit einem Siegel, welches das Wappen von Hogwarts zeigte.
„Die anderen drei sind für Ron, Ginny und Mr und Mrs Weasley“, sagte Hermine, warf die drei Briefe auf den Tisch vor dem Sofa, auf dem sie gesessen hatten, und öffnete dann ihren eigenen. Ihr Gesicht wurde mit jeder Zeile heller, als sie den Inhalt las. „Das ist ja wunderbar! Harry, los, lies deinen!“
Harry riss den Umschlag auf und holte das Stück Papier darin hervor.

Sehr geehrter Mr Potter, (las Harry, überrascht über diese merkwürdige Begrüßung; seit wann nannte Hagrid ihn „Mr Potter“?)

mit großer Freude kann ich Ihnen mitteilen, dass die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei wieder eröffnet. Nachdem aufgrund des Todes des ehemaligen Schulleiters, Albus Dumbledore, eine Weile lang nicht feststand, ob dies geschehen würde, haben die neue Schulleiterin, Minerva McGonagall, und die Schulräte beschlossen, die Schule nicht endgültig zu schließen. Bitte teilen Sie mir bis zum ersten August mit, ob Sie Hogwarts weiterhin besuchen wollen, oder ihre Schulausbildung abbrechen.

Mit freundlichen Grüßen,

Rubeus Hagrid

Und die letzten zwei Worte unter Hagrids Namen las Harry laut vor: „Stellvertretender Schulleiter!“, rief er.
Hermine strahlte. „Ja, ist das nicht toll? Er hat es wirklich verdient.“
„Und wie.“ Ja, Hagrid hatte das verdient. Niemandem konnte man mehr trauen als ihm – auch wenn er nicht gerade der beste Lehrer war, er war zuverlässig, liebevoll; ihm konnte man trauen. Dumbledore hatte ihm vertraut.
„Dumbledore hätte das gewollt“, sagte Hermine, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
Harry nickte; aber es gab mehr, was ihn beschäftigte, als nur Hagrids Beförderung.
„Hermine“, sagte er, „du denkst doch nicht daran, zurückzugehen?“
Hermines Antwort kam schneller, als er erwartet hätte.
„Harry, ich habe dir versprochen, mit dir zu gehen.“ Sie legte den Brief und den Umschlag auf den Tisch neben die Briefe für die Weasleys. „Ich halte mein Versprechen. Wenn du nicht nach Hogwarts gehst, gehe ich auch nicht.“
Harry lächelte dankbar; er hatte es so gehofft, dass sie das sagen würde.
„Warum sollte ich denn nach Hogwarts zurückwollen?“, fragte er dann; er blickte wieder auf den Brief. … Todes des ehemaligen Schulleiters, Albus Dumbledore … „Für mich gibt es dort nichts mehr.“
Harry dachte zuerst, Hermine würde nichts erwidern, weil sie keine Worte fand, oder weil sie ihn einfach nur mitleidig betrachtete. Als er aber hoch und in ihr Gesicht sah, erkannte er den wahren Grund: Sie wollte etwas sagen – schien aber mit sich zu kämpfen, es nicht auszusprechen.
„Was?“ Sein Tonfall klang fordernder und befehlshaberischer als er es vorgehabt hatte. „Was ist denn los?“, sagte er freundlicher.
„Nun, Harry, weißt du – ich hab nachgedacht.“ Das war nichts ungewöhnliches, dachte Harry. „Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass … dass es vielleicht ganz klug wäre, doch nach Hogwarts zu gehen.“
Auf diese Worte hin schwieg Harry erst einmal für eine Weile.
„Du hast doch gerade gemeint, du gehst nicht, wenn ich nicht gehe“, sagte er dann.
„Ja, und so ist es auch!“, entgegnete Hermine, machte einen Schritt auf ihn zu. „Aber Harry, denk doch mal daran – wir brauchen ohnehin ein Hauptquartier, oder nicht? Und Hogwarts ist sicher! Wir können uns dort aufhalten, vielleicht – nein, ganz sicher erlaubt uns McGonagall, dort zu leben, ohne den Unterricht zu besuchen! Ich will ja nicht, dass wir wieder die kleinen fleißigen Schüler spielen – aber Hogwarts ist der beste Ort für uns, verstehst du das denn nicht?“
Wieder antwortete Harry nicht sofort. Doch, im Grunde genommen verstand er, was Hermine meinte. Sie hatte recht, musste sich Harry eingestehen, und er hatte so noch gar nicht darüber nachgedacht. Aber nur, weil er eigentlich schon gewusst hatte, welchen Ort er als Hauptquartier auswählen wollte … Da er ohnehin dorthin wollte – nein, musste – hatte er gedacht, es wäre schön, dort zu bleiben, bis die Suche nach den Horkruxen beendet war – und danach vielleicht auch …
Aber so sicher war es bestimmt nicht wie in Hogwarts. Auch wenn der Fidelius-Zauber vermutlich noch wirkte, hatte der Geheimniswahrer Voldemort bereits verraten, wie er dorthin gelangen konnte. Godric’s Hollow auszuwählen als Hauptquartier, war also keine gute Idee.
Dann ertönte ein Schrei irgendwo oben in einem der höheren Stockwerke. Mrs Weasley, die es bisher erstaunlicherweise geschafft hatte, an sich zu halten, war nun in tränenreiches Gekreische ausgebrochen. Sie rief Dinge, die Harry nicht verstand, weil der Ghul am Dachboden mit ihr um die Wette brüllte; wohl begeistert von dem Lärm, veranstaltete er oben noch mehr davon.
„Du hast recht“, sagte Harry dann zu Hermine. „Wir sollten zurückgehen. Nach Hogwarts.“
Hermine wirkte begeistert, strahlte noch mehr als zuvor. Sie fiel ihm um den Hals, drückte ihn an sich.
„Oh, Harry, das ist großartig! Ich freu mich schon so darauf, es Ron zu erzählen! Seit ich vor drei Tagen angekommen bin, haben wir uns über nichts anderes unterhalten als über Hogwarts!“
„Habt ihr gar keine Pläne für die Suche nach den Horkruxen geschmiedete?“, fragte Harry grinsend, nachdem Hermine ihn losgelassen hatte. „Das wäre eine bessere Weise gewesen, eure Zeit zu verbringen – ich hab nämlich gar keine Pläne.“
„Ich schon!“, rief Hermine dann zu Harrys Überraschung, griff in ihre Hosentasche und kramte dort nach etwas. „Ich hab mich vielleicht noch nicht mit Ron darüber unterhalten, aber ich habe ein bisschen Nachforschung betrieben.“
Sie zog ein kleines Stück Papier aus ihrer Tasche hervor. „Ah, da ist es. Nicht viel, aber immerhin etwas.“
Sie reichte Harry das Papier, der es entgegennahm. In Hermines gut leserlicher Handschrift stand da: Zerstörung eines Horkruxes = Zerstörung des Gegenstands, Tötung = Zerstörung der Seele.
„Ähm – und das heißt was?“, wollte Harry wissen. „Und wo hast du das her?“
„Ich – also, sag es Ron nicht – aber ich hab Viktor einen Brief geschrieben.“ Sie errötete. „Viktor Krum, du weißt ja.“
Natürlich wusste Harry; so einfach vergaß man einen Quidditch-Profi nicht, schon gar nicht, wenn man gegen ihn im Trimagischen Turnier angetreten war.
„Er geht nach Durmstrang, wie du dich sicher auch noch erinnerst – eine Schule, die berühmt dafür ist, die schwarze Magie zu lernen!“
Harry verstand, worauf Hermine hinauswollte.
„Ich hab Viktor also gefragt, ob sich in der Bibliothek von Durmstrang vielleicht ein Buch befindet, in dem erklärt wird, wie man Horkruxe zerstört –“
„Glaubst du nicht, dass solche Briefe ein wenig gefährlich sind?“, fragte Harry stirnrunzelnd.
Hermine wedelte abwehrend mit der Hand. „Ach was, ich hab’s natürlich so formuliert, dass es nicht verdächtig aussieht. Hab nach Büchern über die Seele gefragt. Da mir klar war, dass sie nur schwarzmagische Bücher haben, konnte Viktor mir auch nur schwarzmagische Bücher über die Seele schicken – und damit welche, die möglicherweise Informationen über Horkruxe beinhalten.“
„Und du bist erfolgreich gewesen?“ Harry hob die Augenbrauen, betrachtete das Stück Papier in seiner Hand. „Viel ist das ja nicht.“
„In den sechzehn Büchern, die er mir geschickt hat, gibt es nur drei, in denen von Horkruxen geschrieben wird. Und über die steht da auch nur drin, was sie sind; eines schneidet an, wie man eines erschafft, aber das wollen wir ja nicht unbedingt wissen. Interessant ist nur das, was ich hier notiert habe.“
„Zerstörung eines Horkruxes ist Zerstörung des Gegenstands?“, las Harry vor. „Das ist interessant? Was sagt uns das?“
„Es erklärt den Unterschied zwischen einem Horkrux und richtigem Leben“, sagte Hermine, mit einem Tonfall, als läge das auf der Hand. „Zerstörst du den Körper eines Menschen, ist seine Seele nicht unbedingt beschädigt. Zerstörst du den Körper eines Horkruxes, ist auch der Seelenteil darin zerstört.“
„Soll das heißen – um die Horkruxe zu zerstören, müssen wir sie nur auseinander brechen oder so?“ Harry dachte an das Tagebuch zurück; er hatte es mit einem Basiliskenzahn vernichtet.
„Eigentlich schon.“
Das „eigentlich“ gefiel Harry nicht.
„Aber?“, forderte er sie auf, weiterzusprechen.
„Aber man muss den Horkrux so zerstören, dass man ihn nicht mehr reparieren kann, weder magisch noch sonst wie“, sagte Hermine. „Ihn mit unseren Händen zu zerbrechen, würde also nichts bringen. Ein Reparaturzauber und der Horkrux ist wieder ganz.“
„Und wieso konnte ich dann das Tagebuch damals so einfach zerstören?“, wollte Harry wissen.
„Gegen Basiliskengift gibt es kein Heilmittel – abgesehen von der Phönixträne, natürlich. Wenn du einen Horkrux mit einem Basiliskenzahn durchstichst, ist er also nicht mehr reparierbar – außer, ein Phönix weint innerhalb der nächsten paar Minuten über ihm. Das hätte auch das Tagebuch gerettet.“
Harry sah da aber immer noch ein Problem. „Wo kriegen wir so etwas wie Basiliskenzähne her?“
Er hätte damit gerechnet, dass Hermine darauf keine Antwort wusste; doch zu seiner erneuten Überraschung, strahlte sie schon wieder.
„Von den zwei Ideen, die ich habe“, sagte sie, „ist eine sogar möglich. Die andere leider nicht – die wäre der Todesfluch gewesen.“
Avada Kedavra; ja, das tötete wahrscheinlich Horkruxe ebenso wie Menschen oder Tiere.
„Und das andere wird vielleicht etwas schwierig, aber unmöglich ist es definitiv nicht. Natürlich, durch deinen Disput mit dem Minister haben wir noch ein Problem mehr, aber wir könnten es immer noch versuchen.“
„Nun spuck’s schon aus“, warf Harry ein, ungeduldig.
„Ja, schon gut.“ Hermine sah Harry jetzt mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, als fiele es ihr schwer, ihre Idee auszusprechen. „Ich hätte da … an den Schleier gedacht.“
Der Schleier; zum zweiten Mal wurde Harry nun an Sirius erinnert. Der Schleier, durch den Sirius gefallen war, durch den er gestorben war …
„Wohin führt das Ding?“, fragte Harry, bemüht, desinteressiert zu klingen, oder zumindest so, als würde er dies nicht um seines Paten willen fragen.
„Ins Reich der Toten“, sagte Hermine. „Ich hab auch da ein bisschen nachgeforscht – was da durchgeht, stirbt. Der Unterschied zum gewöhnlichen Sterben ist, dass dein Körper mit deiner Seele mitgeht, während normalerweise der Körper zurückbleibt und nur die Seele verschwindet.“
Harry wandte sich hastig ab, drehte sich um. Der Gedanke an Sirius schmerzte, mehr, als er erwartet hätte. Tat Dumbledores Tod nicht genug weh? Musste nun auch der von Sirius an ihm nagen, obwohl der schon so lang her war? War er nicht schon darüber hinweg gewesen?
„Harry?“ Hermine klang schon wieder unsicher, wie schon mehrmals in den letzten Minuten, obwohl sie für gewöhnlich so selten unsicher war. „Harry, es tut mir Leid, es war nur eine Idee –“
„Und eine gute noch dazu.“ Harry riss sich zusammen, atmete einmal tief durch und drehte sich wieder um. „Ich glaube, das könnte funktionieren.“
Hermine lächelte dankbar. „Viktor kommt übrigens zur Hochzeit, Fleur hat ihn eingeladen.“ Sie errötete. „Ron wird nicht allzu viel davon halten.“
Oben weinte Mrs Weasley immer noch, jetzt wieder so laut wie vorhin schon einmal. Der Ghul warf etwas Schweres auf den Boden, das Geräusch donnerte durch das ganze Haus. Ein ganz klein wenig schadenfroh überlegte Harry, was die Delacours jetzt wohl denken mussten, während sie vermutlich Fleurs kleine Schwester trösten mussten, die bei all dem Geschrei und all der Verzweiflung bestimmt zu weinen begonnen hatte, und musste unwillkürlich grinsen.

Der restliche Tag war ein reines Chaos: Mrs Weasley saß in ihrem und Mr Weasleys Schlafzimmer auf dem Bett und weinte, während Ron, Fleur, Bill und Mr Weasley versuchten, sie zu trösten. Als Mr Weasley einmal kurz mit verzweifelter Miene das Zimmer verließ, zeigten Harry und Hermine ihm die Briefe aus Hogwarts. Er nahm kaum war, was er sich von ihnen vorlesen ließ, sprang auf, noch bevor sie am Ende des Briefes angelangt waren, und beschloss, Fred und George zu besuchen. Nachdem er verschwunden waren, kamen die Delacours aus ihrem Zimmer um nachzusehen, was los war. Harry und Hermine erklärten es ihnen, dann machte Hermine ihnen allen Tee, als Ginny von den Zwillingen zurückkam, ihnen zu Harrys Erleichterung mitteilten, dass sie sich beruhigt hatten und sich nun mit Mr Weasley unterhielten. Sie lief hoch, um das auch ihrer Mutter zu erzählen, die daraufhin ebenfalls sofort in den Laden von Fred und George aufbrach. Bill und Fleur führten Fleurs Familie in einen feines Restaurant zum Abendessen aus, während Harry, Ron, Hermine und Ginny nun im Wohnzimmer saßen und darauf warteten, dass Mr und Mrs Weasley endlich zurückkehrten, hoffentlich gleich Fred und George mitbrachten.
Die vier unterhielten sich über die Briefe von Hogwarts; Ron und Ginny hatten ihre mittlerweile auch gelesen.
„Klasse, dass Hagrid McGonagalls alten Posten bekommen hat“, meinte Ginny, die am Boden neben Krummbein saß und den Kater streichelte. „Ich freu mich schon auf Hogwarts. Quidditch und alles.“ Als die anderen drei längere Zeit nichts sagten, fügte sie mit misstrauischer Stimme hinzu: „Ihr nicht?“
Harry tauschte einen Blick mit Ron und Hermine. Er wusste nicht, was er mit diesem Blick bewirken wollte – wollte er nur fragen, wie sie Ginny am besten belügen sollten? Oder sollte dieser Blick heißen: „Bitte, lasst mich ihr die Wahrheit erzählen.“ Zu seiner Überraschung nickte Hermine ihm zu. Bestärkt von ihrer Zustimmung, aber gleichzeitig darauf achtend, nicht zu viel zu verraten, sagte er zu Ginny:
„Wir drei werden möglicherweise nicht nach Hogwarts zurückgehen.“
Erstaunt sah er, dass Ginny lächelte.
„Hab ich mir schon gedacht. Ich darf vermutlich nicht wissen, welchem ehrenhaften Auftrag ihr folgt? Von Dumbledore vermutlich?“
„Ja“, antwortete Harry; so seltsam war es dann doch nicht, dass Ginny das herausgefunden hatte. Sie war clever – auf eine andere Weise als Hermine, aber sicher sehr clever.
„Dann war es auch das, was ihr dem Orden erklärt habt?“, fragte Ginny an Ron und Hermine gewandt; Harry sah sie schockiert an.
„Oh, nein, alles haben wir nicht erzählt!“, sagte Ron sofort, als er Harrys Gesichtsausdruck sah. „Nur, dass wir nicht nach Hogwarts gehen, weil wir einem Auftrag von Dumbledore folgen. Und dass wir ihnen nicht sagen können, worum es geht.“
„Und sie haben gesagt“, warf Ginny ein, „wenn sie dich mit derselben ewigen Fragerei nerven, wie sie es mit den beiden getan haben, dann werden sie noch vor der Hochzeit einfach wortlos aufbrechen und verschwinden, bis ihr erledigt habt, was ihr erledigen müsst. Das hab ich mitgehört, weil Ron da ziemlich laut geworden ist.“
„Und obwohl der Orden bestimmt Mittel und Wege hat, uns davon abzuhalten, einfach zu verschwinden“, sagte Ron, der recht zufrieden mit sich selbst wirkte, „scheinen meine Worte gesessen zu haben. Die haben sofort aufgehört, uns mit Fragen zu durchlöchern.“
„Und haben mir stattdessen einfach eine Spionin auf den Hals gesetzt“, fügte Harry hinzu; das Lächeln auf Rons Lippen verblasste.
„Harry, Tonks hat dich schon seit Anfang der Ferien bewacht!“, rief Hermine beleidigt. „Diese Fragen haben sie uns doch erst seit ein paar Tagen –“
„Schon klar, war ein Scherz.“ Harry lachte. „Verliert nicht euren Humor, den brauchen wir wohl noch.“
„Jaah“, pflichtete Ron bei, ein Mundwinkel hochgezogen, „wenn wir nicht mehr in Hogwarts sind, dann gibt es auch keine Ablenkungen mehr.“
Harry und Hermine tauschten erneut einen Blick aus; dann sagte Harry: „Ron, nicht so voreilig. Ich habe gesagt, wir gehen möglicherweise nicht nach Hogwarts zurück. Hermine hat mich mit euren Argumenten überzeugt, dass die Schule eigentlich ein idealer Stützpunkt für – für unser Vorhaben wäre. Ich möchte nur noch ein bisschen darüber nachdenken.“
Ron strahlte ebenso, wie Hermine es getan hatte. „Wahnsinn, Mann!“
Hermine öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen – da kam ein Ruf aus der Küche.
„Wir sind wieder da!“
Mr und Mrs Weasley waren zurück – und Mrs Weasley hatte gerade weder traurig noch verzweifelt geklungen – sie war glücklich.
Sie alle vier stürmten in die Küche, wo sie Mr Weasley mit erleichterter Miene am Tisch vorfanden, während Mrs Weasley Tee kochte, am ganzen Körper zitternd, aber mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
„Alles wieder im Lot“, rief sie; sie war so laut wie sie fröhlich war, machte so große Schritte auf die vier zu, dass es beinahe aussah, als würde sie springen, riss Ginny und Ron an sich und umarmte sie. „Alles wieder gut! Die beiden haben uns verziehen! Es ist alles wieder gut!“
Wie Ron und Ginny nach Luft schnappten, nachdem ihre Mutter sie wieder losgelassen hatte, ließ eher vermuten, sie wären gerade von Hagrid umarmt worden.
„Molly, du weißt, alles ist leider nicht so gut“, sagte Mr Weasley dann aber. Er nahm die Brille von seiner Nase, hauchte sie an und putzte sie mit dem Saum seines Ärmels. Dann wandte er sich direkt an Harry und sagte: „Der Minister hat sich bei mir gemeldet. Du wirst zu einer Anhörung vorgeladen, Harry.“


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Sie ist eindeutig der Wolf im Schafspelz, also überhaupt nicht so 'pink', wie sie aussieht.
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