von Alessa <3
Zur Stimmung anhören :
http://www.youtube.com/watch?v=lDRtMTfZlIU
Gebannt beobachtete ich wie der Wind die bunt gefärbten Blätter zu meinen Füßen herumwirbelte. Sie tobten umeinander wie junge Hunde, versuchten sich gegenseitig zu fangen, flogen in Spiralen knapp über dem Boden. Ihr Farbspektrum erstreckte sich von kräftigem Gelb über helles sowie dunkles Rot bis hin zu einem blassen Braun. Die Blätter, die eine solche braune Färbung besaßen, waren brüchig und sahen aus, als würden sie gleich zerfallen, sollte auch nur meine Schuhspitze sie anstoßen.
Ich konzentrierte meinen Blick auf ein besonders schönes großes Ahornblatt mit roten Adern. Plötzlich, als hätte mein Blick es bewirkt, begann das Blatt senkrecht nach oben zu steigen. Der Wind machte immer verrücktere Sachen, wie war das gerade eben, denn möglich gewesen?
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich erneut in Bewegung. Das musste ich mir wohl eingebildet haben. Bei jedem Schritt, den ich tat, knisterten die Blätter unter mir leise. Ich beschleunigte meine Schritte, denn ich wollte schnell nach Hause kommen, denn meine Mutter und ich wollten heute gemeinsam kochen. Sie war gerade noch unterwegs, um im Supermarkt noch ein paar letzte Besorgungen zu machen.
Von weitem sah ich ihn dort vor unserem weiß gestrichenen Gartentor stehen. Eine Hand hatte er in die rechte Hosentasche seiner Jeans gesteckt. Als er mich sah, grinste er mich entschuldigend an, warf seine Zigarette in einem eleganten Bogen auf den Asphalt und löschte sie mit einem festen Tritt. Danach zog er mich in eine feste Umarmung, in der ich fast erstickte.
Doch ich wehrte mich nicht, solange ich im nah war, würde ich jeden Schmerz aushalten. Ich atmete tief ein. Der bittere Geschmack der Zigaretten kroch in meine Nase, doch da war auch sein eigener unglaublicher, wunderbarer Duft. Ich sog so viel davon ein, wie es irgendwie möglich war.
Ein Windstoß, der weitere Blätter aufwirbelte, ließ mich vor Kälte zittern. Er zog mich noch näher an sich, um mich zu wärmen. Ich hob den Kopf, um einen einzigen Blick in seine grauen Augen zu werfen.
Er erwiderte den Blick mit einer solchen Intensität, dass ich erneut schauderte. Diesmal war es eher die Wärme, die sich in meinem Inneren ausbreitete, die für diese körperliche Reaktion sorgte. Langsam kam sein Gesicht näher, bis ich schon seinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte.
Plötzlich hörte ich das Quietschen von Reifen und einen Schmerzensschrei. Wir lösten uns etwas voneinander, doch er ließ mich nicht ganz los. Als ich den Kopf wandte, sah ich eine Person auf der Straße liegen und bekam gerade noch mit, wie ein Auto mit viel zu hoher Geschwindigkeit davonraste. Ich wollte zu der Person hinlaufen und ihr helfen, doch seine starken Arme hielten mich zurück. Er schüttelte den Kopf.
Erneut versuchte ich mich loszureißen und diesmal ließ er es geschehen. Ich spürte seine Blicke auf mir, als ich zu der Person hintrat und mich neben ihr auf den Boden fallen ließ. Die Frau lag mit dem Rücken nach oben, doch ich erkannte sie sofort. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich spürte das Adrenalin und die Angst in meinen Adern. Vorsichtig drehte ich den leblosen immer schwerer und kälter werdenden Körper um.
Sie atmete nicht mehr. Fassungslos blickte ich in das nun entstellte mir aber trotzdem noch vertraute Gesicht.
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