von darknesslink81
Es war drei Uhr in der Früh, als Snape sich sicher war, dass niemand ihn beim Trauern stören würde... Er betrat die Große Halle und ging dann langsam auf den Sarg mit Dastina Daystrom zu. Er schaute in das ausdruckslose Gesicht, sie war neu eingekleidet worden und trug nun einen wunderschönen schwarz-lila Umhang, ihr Haar war offen und ihr über die Brust gelegt, sodass es ihr wunderschönes Gesicht einrahmte. Snape hatte Tränen in den Augen und schaute sie lange Zeit an. "Weißt du, Dastina, diese Abschiedsreden liegen mir nicht. Ich verabschiede mich lieber in aller Stille und allein von dir. Jetzt kann ich die Emotionen zeigen, die ich sonst nie zeige." Er schluckte und es flossen noch mehr Tränen seine Wangen herab. "Ich konnte es dir nie sagen, als du an diese Schule gekommen bist, konnte ich dich sonderlich leiden. Ich dachte, wieder eine dieser Sternguckerinnen. Aber je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, um so mehr fühlte ich, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. In den drei Jahren, in denen du hier warst, war mein Herz auf dem emotionalen Höhepunkt. Ich habe mich nie getraut, es dir zu sagen, und nun ist es zu spät. Ich liebe dich, Dastina!!!" Snape stand noch einige Minuten da und drehte sich dann mit Tränen in den Augen zum Ausgang um, wobei sein Blick auf den Sarg mit Will Lumley fiel. Er ging hinüber und sah in das Gesicht des Jungen. "Nun, Mr. Lumley... Ich weiß, ich habe Sie nie gut behandelt, was mir sehr Leid tut. Ich weiß, Sie meinten es immer gut und ich war so herzlos zu Ihnen. Aber öffnen konnte ich mich Ihnen nicht, ich könnte mich nie jemandem anvertrauen, auch wenn Sie es beinahe geschafft hätten. Ich wünschte, ich hätte Ihnen das früher gesagt. Es tut mir unendlich leid, dass Sie sterben mussten. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen! Wissen Sie, ich hab Sie gemocht, mehr als je einen anderen Schüler. Ich weiß, dass alle Entschuldigungen nichts rückgängig machen, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll... Mr. Lumley, ruhen Sie in Frieden." Er drehte sich um und hinter ihm stand Evelyn Marsters. Sie schaute ihn mit offenem Mund an. "Mrs. Marsters, was machen Sie denn hier?" zischte er sie an. "Haben Sie auf die Uhr geschaut? Sie wissen, dass ich Ihrem Haus dafür Punkte abziehen kann?" "Das werden Sie aber nicht." sagte sie mit ruhiger, aber trauriger Stimme. "Ach, denken Sie? Nun, erklären Sie mir, was Sie hier wollen?" Snape schaute sie kalt an, die Augen noch rot vom Trauern. "Sie wissen doch genau, was ich hier will, genau dasselbe, weshalb Sie hier sind. Mich ein letztes Mal von Will verabschieden."
Snape hob eine Augenbraue. "Ach, warum haben Sie das nicht schon längst getan? Sie hatten heute schon genug Zeit dafür oder nicht?" Evy schaute Snape nun böse an. "Sie wissen, dass sich heute den ganzen Tag die Leute verabschiedet haben, ich möchte mich in aller Ruhe von Will verabschieden... Genau wie Sie von Professor Daystrom." Snape schaute jetzt überrascht. "Soll das heißen, Sie haben mich beobachtet?" "Ja, ich wollte mich auch vorhin verabschieden, aber als ich Sie kommen hörte, habe ich mich versteckt... Dann sah ich, dass auch Sie um Will trauerten und dachte mir, geh einfach hin." Snape schaute jetzt noch überraschter. "Sie deuten das ganz falsch, ich habe mir die Leiche des jungen Lumley nur angesehen, um zu prüfen, ob er auch gut gekleidet ist für die Beerdigung. Nun, wer auch immer diese Kleidung ausgewählt hat, hat in meinen Augen keinen Geschmack. Für einen Toten eine Schande." Die Augen Snapes hatten wieder den kalten Glanz bekommen. "Sie... Sie..." Doch weiter kam Evelyn nicht, denn sie brach in Tränen aus. Snape sah mit gewölbter Augenbraue auf sie herab, ging aus der Großen Halle in Richtung der Kerker und dann in sein Büro. ‚Was tu ich eigentlich da? Keine Schwäche zeigen, doch ist das nicht eher Fluch als Segen? Hätte ich nicht mit Mrs. Marsters darüber reden können? Wäre es nicht einfacher, sich alles von der Seele zu reden? Wer weiß... Wer weiß! Vielleicht ist es auch so besser, keiner mag mich richtig unter den Schülern und so kommt niemand auf den Gedanken, mir helfen zu wollen.'
Er war innerlich verzweifelt, sollte er zurückgehen, sich entschuldigen und mit der jungen Marsters über den Tod reden? Sollte er das? Nein, dachte er, das darf ich nicht, ich darf mich nicht verletzlich zeigen! Ich muss stark bleiben! Snape schenkte sich Wein ein und trank ein paar Schlucke. Ich muss einfach! Er stand auf, nahm den letzten Schluck Wein und begab sich in seine Gemächer, wo er sich entkleidete und dann hinlegte. Wenig später war er eingeschlafen.
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