von Kira Gmork
@GefangegeVonAskaban
Mal sehen, ob es mit der Tochter vielleicht doch noch klappt ;)
@Aurian
Irgendwie packt man in der Tat auch immer persönliche Erlebnisse in so eine Geschichte ;)
@Magic_1
Wie immer ahnst du richtig! - und wie immer folge ich gerne deinem Drängeln :D
@all
Das nächste Kapitel wird diese Story beenden...es folgt danach noch der Epilog...ich würde mich freuen, wenn ihr mich und die Protagonisten auf diesem letzten (nervenzerreißenden) Weg noch mit Kommentaren begleitet.
Doch viel Spannung wünsche ich erstmal mit diesem!
Liebe Grüße, Kira
34. Kapitel
Eingelöste Versprechen
Die Sonne schickte ihre ersten wärmenden Strahlen aus und ließ den Frühling mit jedem Tag an Kraft gewinnen.
Hermine saß mit Marlin auf einem großen Stein und blickte auf den See. Es ging langsam auf die Mittagszeit zu und sie hatte die Ruhe genutzt um ihren Sohn hier draußen zu stillen. Nun schien er gebannt von der Oberfläche des Sees, die das Sonnenlicht glitzernd reflektierte.
Hermine hing derweil ihren eigenen Gedanken nach. Es war nun fast genau ein Jahr her, dass sie nach Hogwarts zurückgekehrt war. Damals hatte sie das Gefühl gehabt, dass hier ihre einzige Zukunft liegen würde. Sie hatte dabei an eine schreckliche Zukunft gedacht. An eine Abhängigkeit, die ihr den letzten Stolz nehmen würde. Hermine hatte geglaubt für ihr Überleben einen grausam hohen Preis zahlen zu müssen. Wenn sie damals auf dem Weg hierher geahnt hätte, welch lebenswerte Zukunft sie hier erwartete, dann wäre Vieles ganz anders verlaufen.
Doch vielleicht musste alles genau so geschehen. Lange genug war sie darüber verzweifelt gewesen, was das Schicksal da von ihr verlangte, doch aus dem verhassten Deal war eine erfüllte Ehe entstanden - und ein neues Leben das nicht nur akzeptiert, sondern geliebt wurde. Für einen Moment hoffte sie fast, dass Voldemort es noch im Tod erfahren könnte, und sein abstoßender Körper sich vor lauter Wut unaufhörlich im Grabe drehte, bis er in seine Einzelteile zerfallen würde.
Doch sie wollte diese Wut nicht länger schüren. Ihr Leben sollte nicht weiter mit diesen negativen Emotionen belastet werden. Viel mehr wollte sie sich auf das besinnen, was ihr Kraft gab und wichtig erschien. Es gab da etwas, das sie seit Tagen beschäftigte. Sie beschloss noch heute mit Severus darüber zu sprechen.
Als sie eine halbe Stunde später in der Großen Halle beim Mittagessen zusammensaßen, war seine Laune jedoch überaus schlecht. Er war gereizt und schien an allem etwas auszusetzen zu haben. Hermine entschied, ihn nicht unnötig zu belasten und ging nach dem Essen in die Kerker, um Devil mit einer Nachricht an ihre Eltern loszuschicken. Sie würde erst einmal abklären, ob ihr Vorhaben überhaupt in die Tat umzusetzen war. Falls nicht, dann brauchte sie Severus gar nicht erst damit zu behelligen. Und falls ihre Eltern ihr behilflich sein konnten, dann würde sie ihrem Mann immer noch die Notwendigkeit ihres Vorhabens erklären können. Sie hoffte, dass er sich genug in sie hineinversetzen konnte, um ihren Plan zu unterstützen.
Als die Eule am frühen Abend zurückkehrte, löste Hermine schnell die Botschaft ihrer Eltern von deren Bein, bevor sie sie fütterte. "Du wirst diesen Weg noch einmal fliegen müssen. Schaffst du das?" fragte sie die Eule. Devil sah sie aus großen Augen an und schloss sie dann kurz, was Hermine als ein "Ja" interpretierte. Dann setzte Hermine Devil auf das oberste Bücherregal, was für diese ein Zeichen war, dass es noch nicht sofort losging, und sie noch Zeit hatte ein wenig auszuruhen.
Der Brief war schnell geschrieben. Hermine hatte ihn gerade verschlossen, als sie zur Uhr blickte. Die Zeiger teilten ihr mit, dass Severus sich immer noch bei einer Besprechung im Lehrerzimmer aufhielt. Hermine seufzte leise. Obwohl Marlin sie rund um die Uhr beanspruchte, vermisste sie eine Beschäftigung die sie mehr geistig forderte. Sie beschloss in den nächsten Tagen wieder häufiger die Bibliothek aufzusuchen und hoffte, dass Madam Pince einverstanden sein würde, wenn sie Marlin mit dort hinnahm. Im Prinzip konnte diese wohl unmöglich etwas dagegen haben, doch Hermine hatte schnell festgestellt, dass, egal wo sie mit ihm hin ging, die Aufmerksamkeit der Schüler sich automatisch auf Marlin richtete.
Besonders die Mädchen schienen von dem Baby völlig verzückt zu sein. Hermine vermied es daher, allzu oft am Schulgeschehen teilzunehmen. Am schlimmsten war es jedoch wenn sie Albus begegnete. Er vergaß alles, wenn er den jüngsten Bewohner von Hogwarts zu Gesicht bekam. Hermine hatte ihn schon mehr als einmal daran erinnern müssen, dass er bestimmt etwas anderes geplant hatte, als das Baby endlos im Arm zu wiegen. Immer wieder musste sie über sein Gesicht schmunzeln, wenn ihm dann einfiel, dass er seinen Pflichten nachkommen musste. Doch Marlin schien sich beim Direktor ausgesprochen wohl zu fühlen, was auch Severus mit einem Knurren zur Kenntnis genommen hatte, nachdem Albus ihm seinen Sohn einmal förmlich aus den Armen gestohlen hatte.
Marlin konnte jedoch auch ganz anders wenn ihm etwas nicht passte. Einmal hatte Hermine ihn vorsichtig einer Fünftklässlerin in den Arm gelegt, die sie flehentlich darum gebeten hatte. Marlin hatte von deren babyimitierenden Geschnatter wohl überhaupt nichts gehalten, jedenfalls hatte er lauthals zu schreien begonnen, und damit nicht nur die Schülerin völlig verschreckt, sondern auch weitere davon abgehalten es ihr gleichtun zu wollen. Hermine hatte ihren Sohn wieder beruhigend in die Arme genommen und als die Traube von Schülerinnen sich aufgelöst hatte, flüsterte sie ihrem Sohn zu: "Spätestens jetzt haben alle begriffen, von wem du abstammst. Wenn du die Leute jetzt schon unbedingt so erschrecken musst wie dein Vater es zu tun pflegt, dann solltest du dich nicht wundern, wenn die netten Mädchen in Zukunft einen großen Bogen um dich machen."
Als Hermine nun auf Severus wartete wurde ihr klar, dass er wohl schon mittags geahnt hatte, dass dies ein schier endloser Tag für ihn werden würde. Jetzt verstand sie, warum er so schlecht gelaunt gewesen war. Endlich öffnete sich die Tür und Severus kam offensichtlich völlig erschöpft herein. "Accio Whisky", bellte er die Flasche auf der anderen Seite des Raumes an. Hermine sah zu, wie sie in seine Hände flog und Severus großzügig auf das Glas verzichtete - er nahm einen Schluck direkt aus der Flasche. Erst dann warf er seinen Umhang über die Couch, ließ sich darauf fallen und streifte die Schuhe ab, die er unter den Wohnzimmertisch kickte. Hermine verkniff sich jeden Kommentar dazu. Sie hatte keine Lust zu streiten.
Statt dessen ging sie zu ihm und stellte die Whiskyflasche außerhalb seiner Griffreichweite. Er nahm es mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis, sagte jedoch nichts dazu.
Hermine ließ großen Abstand, als sie sich neben ihn setzte und fragte dann: "Gibt es irgendwelche Probleme?"
Ein Schnauben entfuhr ihm. Dann strich er die Haare wütend aus seinem Gesicht. Hermine sah ihn fragend an. "Was ist los?" fragte sie dann eindringlicher. "Nichts", knurrte er. Sie wartete noch einen Moment, doch er schien nicht gewillt ihr etwas zu erklären. Wortlos stand sie auf und reichte ihm die Flasche, die sie ihm vorher noch so sorgsam entzogen hatte. "Wenn du lieber mit dem Whisky darüber reden möchtest - ich möchte nicht deine alten Gewohnheiten durcheinander bringen."
Kaum hatte sie das gesagt, drehte sie sich scheinbar unbeteiligt um. "Nein, warte", sagte Severus so leise, dass sie hätte vorgeben können es überhört zu haben, doch sie kam seinem Wunsch nach, denn seine Stimme hatte verzweifelt geklungen wie seit langem nicht mehr.
Erneut setzte sie sich neben ihn und bemerkte, dass er die Whiskyflasche wie einen Feind anstarrte. Dann sah er ihr kurz in die Augen, bevor er hastig ausstieß: "Man hat eine Initiative gegen mich gegründet. Viele Eltern wollen, dass ich Hogwarts verlasse. Sie haben Angst, einen vorbestraften Lehrer ihre Kinder unterrichten zu lassen."
Kaum hatte er das gesagt, stützte er den Kopf in die Hände und seine Finger vergruben sich tief in seinen Haaren.
Hermine fühlte sich wie betäubt. Es war schrecklich Severus so verzweifelt zu sehen. "Das kann doch nicht wahr sein. Warum erst jetzt? Warum haben die so lange gewartet?"
"Das haben sie nicht. Die Initiative wurde schon gegründet, während ich in Askaban saß. Doch Albus hat sie immer wieder abschmettern können. Ich habe erst heute davon erfahren."
Hermine war völlig verwirrt. "Was bedeutet das jetzt? Müssen wir Hogwarts verlassen?"
"Nein", erwiderte er kurzangebunden.
Nun verstand Hermine gar nichts mehr. "Aber du sagtest doch eben..."
"Albus hat dafür gesorgt, dass alle Eltern per Mehrheitsbeschluss abstimmen. Die Initiative hatte dabei das Nachsehen."
Hermine atmete tief durch. "Aber das bedeutet, dass die Mehrheit will, dass du weiterhin unterrichtest."
"Es bedeutet, dass man mir eine Gnade erwiesen hat. Es bedeutet, dass ich nur noch hier bin, weil die meisten Mitleid mit mir hatten. Verdammt - verstehst du das denn nicht?" Wütend fegte er die Whiskyflasche vom Tisch. Das Glas zersplitterte mit einem lauten Knall und die goldene Flüssigkeit spritzte in alle Richtungen davon. Sofort war Marlins Weinen zu vernehmen und Hermine funkelte Severus für einen Moment böse an.
Dieser schlug die Hand vor seine Augen und stieß Selbstverwünschungen aus, die es nach Hermines Meinung nicht unbedingt besser machten. Sie stand auf und ging ins Schlafzimmer um das Baby zu beruhigen. Als Marlin wieder eingeschlafen war, ging sie leise ins Wohnzimmer zurück und schloss die Tür zum Schlafzimmer. Doch kaum hatte sie das getan, wünschte sie, sie hätte noch einige Zeit bei Marlin verweilt, denn Severus hatte beide Fäuste gegen die Augen gepresst und sein Gesicht war tränennass. Völlig verunsichert, ob er wütend würde wenn sie ihn nun weinen sah, ging sie leise auf ihn zu. Möglichst lautlos setzte sie sich neben ihn um legte schließlich einen Arm um seine Schulter. Er zuckte unter dieser Berührung leicht zusammen, zeigte ansonsten aber keine Reaktion. "Wir haben gewusst, dass es immer Leute geben wird, die zu dumm sind es zu begreifen. Warum bringt dich das jetzt so aus der Fassung, Severus?"
Er nahm die Hände von den Augen und sie sah, wie blutunterlaufen diese waren.
Mit stockender Stimme und voller Selbsthass sagte er: "Wenn Marlin älter ist, dann wird ihm jeder die Geschichte von seinem Todesservater erzählen. Er wird sich für mich schämen müssen. Vielleicht wird man ihn sogar wegen meiner Vergangenheit hassen."
Hermine schüttelte vehement den Kopf.
"Du vergisst etwas Wichtiges - Marlin muss sich nicht von anderen Menschen sagen lassen wie du wirklich bist. Er wird es erleben - er wird dich besser kennen, als jeder der Menschen die etwas gegen dich glauben vorbringen zu können. Ich kann verstehen, dass es dich verletzt zu wissen, dass einige Menschen es am liebsten sähen, wenn du Hogwarts noch heute verlassen müsstest. Doch seit wann interessiert es dich, was irgendwelche unwichtigen Leute sagen? Albus wird sich sicher etwas dabei gedacht haben, die Sache durch einen Mehrheitsbeschluss entscheiden zu lassen. Die meisten Eltern wollten dass du bleibst - also gibt es keinen Grund mehr sich über diese Minderheit den Kopf zu zerbrechen. Hogwarts braucht seinen genialen Zaubertrankmeister!"
Er schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln, dann sagte er matt: "Und wir brauchen Hogwarts." Hermine wusste was er damit meinte. Hogwarts war mehr als nur ihre Heimat - es war ihr Schutz, ihr Platz zum Überleben. Sie spürte, dass sie Severus nun über ihre Pläne informieren musste, denn inzwischen kam ihr das Schloss immer öfter wie ein goldener Käfig vor. Sie wollte sich soviel Freiheit und Normalität erkämpfen wie ihr nötig schien, um sich hier nicht letztendlich wie eine Gefangene zu fühlen. Deshalb sprach sie nun leise aber mit fester Stimme.
"Ich möchte Enrico besuchen. Es fiel mir schwer ihn damals einfach im Stich zu lassen. Ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Er war so gut zu mir, Severus. Ich bin mir sicher, dass er sich freuen würde wenn ich ihm Marlin zeige."
Severus sah sie ernst an. Hermine versuchte gelassen zu bleiben, während er einen inneren Kampf mit sich auszutragen schien.
"Du willst nach London?" formulierte er eine Frage, doch es klang wie eine Feststellung. Hermine nickte stumm.
"Es ist gefährlich - ich werde dich begleiten."
Hermine sah ihn überrascht an. Dann bemerkte sie wieder seine Niedergeschlagenheit. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seinen Arm und sah ihn fragend an. Severus schüttelte wütend den Kopf.
"Ich glaubte, wenn ich meine Schuld in Askaban gesühnt habe, dann würde ich ein normales Leben führen können. Von einem normalen Leben kann man aber wohl kaum sprechen. Es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass die Gefahr stets lauert. Doch wir werden uns nicht verstecken."
"Nein, Severus - das werden wir nicht. Wir werden ein normales Leben führen."
Er zog sie in seine Arme und hielt sie lange Zeit einfach fest.
"Wann willst du Enrico besuchen?" fragte er schließlich.
"Ich weiß nicht genau. Ich warte auf seine Antwort. Über meine Eltern habe ich dafür gesorgt, dass er meinen Brief mit der Muggelpost erhält. Wenn er an ihre Adresse zurückschreibt, dann werden sie den Brief an mich weiterleiten. Devil ist gerade mit dem Brief an ihn, auf dem Weg zu meinen Eltern." Für einen Moment war sie nicht sicher, ob Severus sich übergangen fühlen würde und sie rechnete fast schon mit einem neuerlichen Wutausbruch, doch er küsste sie zärtlich aufs Haar und sagte leise: "Wenn dir etwas wichtig erschien, dann hast du noch nie lange gefackelt - eine Eigenschaft die ganz schön lästig sein kann - die ich aber sehr zu lieben gelernt habe."
Hermine fiel ein Stein vom Herzen. Severus hatte ihr Vorhaben also mit Wohlwollen aufgenommen - und er würde sie begleiten - das hatte sie wirklich nicht erwartet.
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Als Devil den langersehnten Brief brachte, löste Hermine die Botschaft mit fahrigen Fingern vom Bein der Eule. Devil hatte länger gebraucht als üblicherweise und der Vogel schien etwas mitgenommen zu sein. Wahrscheinlich hatte er auf dem Weg einen Kampf mit einem anderen Raubvogel ausgetragen. Ein paar Federn standen von Devils Körper ab, so als seien sie gebrochen. Hermine strich sanft darüber um herauszufinden, ob die Eule Verletzungen hatte. Diese tippelte ein paar Schritte von Hermine weg und fiepte warnend. Hermine entschied, dass sie es lieber Severus überlassen sollte sich um das Tier zu kümmern. Die Eule schien ihm ganz und gar zu vertrauen, während sie ansonsten eher scheu war. Dies wunderte Hermine kaum, nach allem was sie die letzten Jahre durchgemacht hatte. Devil zog sich denn auch auf ihren angestammten Platz auf dem Bücherregal zurück.
Hermine entfaltete das Briefpapier und erkannte gleich die Handschrift Enricos. Hastig las sie seine Botschaft und ein freudiges Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. Er hatte nicht nur begeistert zugestimmt, dass sie ihn besuchen solle, sondern ihr auch gleich einen Zeitpunkt vorgeschlagen, da er nur noch ein paar Tage in London verweilen würde, bevor er nach Italien reisen würde. Hermine fühlte wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Endlich würde sie sich bei ihm entschuldigen können und er schien ihr tatsächlich nicht so böse zu sein, wie sie insgeheim befürchtet hatte.
Als Severus an diesem Tag vom Unterricht zurückkehrte, zeigte sie ihm den Brief und er schien dem Termin mit einem Brummen zuzustimmen.
"Du musst mich nicht begleiten, Severus. Wenn du nicht mitkommen möchtest, dann werde ich alleine fahren."
"Fahren?" fragte Severus irritiert nach.
"Ja - mit dem Hogwarts-Express. Ich kann doch mit Marlin nicht apparieren. Die Zugfahrt wird ihm bestimmt gefallen", mit der rechten Hand strich sie dem Baby auf ihren Armen die schwarzen Haarsträhnen zurück und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Severus streckte seine Arme nach dem Kind aus und Hermine gab es ihm lächelnd.
Als Severus den kleinen Mann eine Weile an sich gedrückt hatte, sagte er entschieden: "Ich werde euch beide nicht allein gehen lassen. Meine Entscheidung steht fest - ich komme mit."
Hermine hob beschwichtigend die Hände. "Auf gar keinen Fall möchte ich dich davon abhalten. Ich freue mich, wenn du uns begleitest."
Das Baby hatte nun eine Haarsträhne Severus' mit fester Faust umschlossen und schien prüfen zu wollen, ob es diese durch heftiges Ziehen nicht in seinen Besitz bringen könnte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht löste Severus die Faust und versuchte seine Haare hinter die Ohren zu streichen, was Marlin nur um so neugieriger werden ließ.
"Also werden wir übermorgen einen Ausflug nach London machen. Ich werde gleich nochmal einen Brief an meine Eltern schreiben, um ihnen für die Vermittlung zu danken. Vielleicht sollte ich eine Hogwarts-Eule nehmen um den Brief zuzustellen. Devil scheint in einen Kampf verwickelt gewesen zu sein."
Als die Eule ihren Namen hörte, öffnete sie ein Auge und sah kritisch vom Regal herab.
Severus reichte Hermine das Baby und streckte seinen Arm für Devil aus, was die Eule sofort veranlasste sich vom Regal aus zu ihm gleiten zu lassen. Mit vorsichtigen Handgriffen untersuchte auch er nun das Gefieder und breitete dann erst den einen Flügel der Eule aus, und schließlich den anderen. Devil ließ ein Krächzen hören und tat damit kund, dass ihr diese Behandlung nicht besonders behagte. Severus schnaubte leise und strich der Eule schließlich noch einmal über die jetzt wieder angelegten Flügel.
"Geh allem aus dem Weg was größer ist als du selbst. Lass dich nicht in Kämpfe verwickeln - versteckt dich lieber wenn es brenzlig wird", war sein Ratschlag an das Tier, was dieses mit einem Drehen seines Kopfes quittierte. Als die Eule ihren Kopf fast vollständig auf den Rücken gedreht hatte, musste Hermine lachen.
"Devil scheint genau zu wissen, dass du deine eigenen Ratschläge niemals befolgt hast. Es sieht so aus, als sei die Eule ein wenig empört, dass du ein solch feiges Verhalten von ihr verlangst."
Severus schüttelte seinen Arm kurz und Devil verschwand zurück auf seinen angestammten Platz.
"Meine Fehler reichen für mehrere Leben", erwiderte er knapp und verschwand ins Schlafzimmer. Hermine folgte ihm nicht - sie wusste, dass er manchmal ein wenig Einsamkeit brauchte.
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Der Hogwars-Express stieß ein schrilles Pfeifen aus, bevor er sich langsam in Bewegung setzte. Hermine hielt Marlin auf dem Schoß und versuchte sein Quengeln mit leisem Summen zu besänftigen. Severus saß ihnen gegenüber und sein Gesicht war alles andere als entspannt. Hermine wusste, dass er sowohl der Zugfahrt, als auch dem Besuch bei Enrico nicht gerade gelassen entgegensah. Doch Hermine wollte nicht darauf eingehen. Sie hatte ihm schließlich die Wahl gelassen. Dass er jetzt hier saß und sich selbst quälte, war seine eigene Schuld.
Hermine drückte Marlin an sich und sah aus dem Fenster. Die Landschaft flog inzwischen förmlich vorüber.
Severus ließ ein leises Seufzen hören und schloss dann die Augen. Hermine entging nicht, dass er eine Hand griffbereit an seinen Zauberstab gelegt hatte. Ein Frösteln überlief sie. Es war ihr völlig bewusst, dass er sich augenblicklich mehr wie ihr Leibwächter, als wie ihr Ehemann fühlte.
Dennoch ließ er sich seine Besorgnis nicht offensichtlich anmerken. Hermine musste unwillkürlich daran denken, dass er dieses Verhalten seiner Zeit als Todesser verdankte und ihr Frösteln wurde so stark, dass sie den Umhang fester um sich zog.
Die Zugfahrt verlief jedoch reibungslos und nachdem Severus den jungen Mann, der nach einem freien Platz in ihrem Abteil gefragt hatte, hochkant hinausgeschmissen hatte, war der Rest der Reise sehr ruhig verlaufen.
Als sie nun auf dem Bahnhof Kings Cross standen, erinnerte Hermine Severus daran, dass es Zeit wurde sich umzuziehen. Mit einem einfachen Zauber wäre dies schnell erledigt, doch zog sie es vor, diesen nicht in der Öffentlichkeit zu sprechen, sondern nahm Marlin mit auf die Damentoilette des Bahnhofs, um nur wenige Augenblicke später in Jeans und Pullover wieder zu Severus zurückzukehren. Dann verschwand dieser für einen Moment auf der Herrentoilette und kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, riss er sie auch schon wieder auf und kam in einer schwarzen Jeans und einem schwarzen Pullover zurück. Als Hermine sah, dass sein Zauberstab im Hosenbund steckte, zog sie fragend eine Augenbraue in die Höhe.
Er schüttelte entschieden den Kopf und sie wusste, dass er keine Diskussion darüber zulassen würde. Dann griff er nach der Tasche, die sie nun würden tragen müssen, da ein Schwebezauber mitten im Muggellondon wohl eine schlechte Alternative gewesen wäre.
Hermine wusste, dass sie aufpassen mussten was sie Enrico erzählen würden. Doch wie sie erklären wollten, dass Severus einen Holzstab im Bund seiner Hose stecken hatte, war ihr ein absolutes Rätsel.
Vor dem Bahnhof stiegen sie in ein Taxi und bald darauf durchquerten sie scheinbar halb London. Als sie den Fahrer bezahlt hatten stiegen sie aus und standen vor dem Haus, in dem Enrico mit seiner Familie wohnte. Hermine drückte so schnell auf den Klingelknopf, als wolle sie Severus keine Möglichkeit geben sie zum Umkehren zu überreden.
Wenige Sekunden später wurden sie eingelassen und ein strahlender Enrico empfing sie an seiner Wohnungstür.
"Hermine - Bella mia, ich mich freue dich zu sehen. Madonna - was hast du denn da mitgebracht? Ist das etwa eure Bambino? Kommt rein - kommt rein."
Mit aufgeregten Gesten wies er seinen Gästen den Weg in das Wohnzimmer. Als er die Arme ausstreckte reichte Hermine ihm das Baby und Severus sah, dass der Italiener völlig verzückt aussah als er Marlin vor sich hielt und ihm in die Augen sah.
"Was für eine niedliche kleine Mann. Ich wünschte meine Leonora könnte sehen diese niedliche Kerlchen. Sie oft daran denken, wie unsere beiden Bambini aussahen, als sie noch waren kleine Babys. Zeit vergeht so schnell - viel zu schnell. Ihr werdet sehen - wenn man hat Kinder, dann die Zeit verfliegt noch schneller."
Enrico sah jetzt Severus für einen Moment an und sein Lächeln wurde zurückhaltender.
Sein Blick lag kurz auf dem Zauberstab und er sah irritiert aus, sagte jedoch nichts. Hermine vermutete, dass Enrico Severus lieber mit einiger Zurückhaltung behandelte. Bei ihrer letzten Begegnung hätte nicht viel gefehlt und sie hätten sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen.
Sanft aber bestimmt, nahm sie Enrico das Baby wieder aus den Armen und dieser besann sich wohl auf die Rolle des Gastgebers und bot Sitzplätze an, bevor er Kaffee aus der Küche holte.
Hermine trank einen Schluck, bevor sie schließlich endlich das aussprach, was so lange auf ihrer Seele gelastet hatte.
"Enrico, es tut mir leid, dass ich dich letzten Sommer einfach so im Stich gelassen habe. Ich hätte es nie getan, wenn ich nicht wichtige Gründe gehabt hätte."
Er winkte bereits ab und sagte: "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Cara mia. Ich verstehe schon - und ich sehe, dass du bist glücklich - das ist alles was zählt."
Hermine lächelte ihn dankbar an. Severus saß nur da und hatte seine Kaffeetasse noch nicht einmal angerührt. Seine schwarzen Augen wanderten immer wieder zwischen Hermine und Enrico hin und her. Hermine war sein Schweigen langsam etwas peinlich. Er führte sich völlig paranoisch auf. Sie funkelte ihn böse an, was er mit einem kurzen Achselzucken erwiderte.
Der Italiener schien von dem stillen Disput nichts mitbekommen zu haben. "Ihr habt Glück, dass Ihr mich in London noch habt getroffen. Ich nur hier für ein paar Tage. Muss sehen, dass alles ist in Ordnung. Meine Familie noch in Italien und ich werde fliegen zurück und komme erst wieder nach London wenn Sommer anfängt, damit ich kann sorgen für Öffnung von Café."
Hermine wollte ihm gerade antworten, als Marlin zu weinen begann.
"Oh - kleiner Mann hat Hunger wie Löwe", sagte der erfahrene Familienvater.
Hermine nickte ihm bestätigend zu und warf dann einen Blick zu Severus.
Für sie stand außer Frage, dass er es alles andere als angemessen finden würde, wenn sie nun vor Enrico ihre Brust entblößte um das Kind zu stillen. Doch Enrico bot ihr auch schon eine Lösung an.
"Wenn du möchtest, dann kannst du gehen in Schlafzimmer. Dort wirst du haben Ruhe."
Damit stand er auch schon auf und wies ihr den Weg zu einer angrenzenden Tür.
Hermine nickte ihm dankbar zu und sah dann kurz zu Severus, der ihr mit Blicken folgte. Er solle nett sein, schickte sie ihm eine stumme Botschaft.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte sie sich mit Marlin aufs Bett und begann ihren Pullover auszuziehen.
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Enrico sah Severus nun unverhohlen neugierig an.
"Sie ist eine ganz besondere Frau - nicht wahr?" fragte der Italiener.
Severus nickte automatisch. Es ärgerte ihn, dass ihn immer wieder alle auf diese Tatsache hinwiesen - es war fast so, als würden sie damit sagen wollen, dass ein Mann wie er eine so fantastische Frau gar nicht verdient hatte.
"Eine Frau wie sie darf man nicht aus den Augen lassen", fuhr der Italiener fort. Severus wurde klar, dass ihn irgendetwas störte, doch er konnte sich nicht darauf konzentrieren was es war, denn durch die Tür hörte er immer noch Marlins quengelndes Weinen.
"Wenn ich so eine Frau hätte - meine Frau ist ein Prachtweib - aber so eine Frau wie Hermine...da kommt so mancher auf Gedanken, die nicht anständig sind."
Severus sah sein Gegenüber mit eng zusammengezogenen Augenbrauen an. Er wusste, dass Hermine von ihm verlangte, dass er sich zurückhielt - doch der Italiener sagte da Dinge, die er besser für sich behalten sollte. Severus sah ihn warnend an, doch dieser schien diesen Fingerzeig nicht zu verstehen.
"Wenn man sie nicht teilen will, dann muss man sie schon einsperren - sonst weiß man nie, wer gerade seine Hände an sie legt."
Severus glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Hatte er sich verhört? Redete ihm sein derzeit verwirrter Verstand diese Dinge ein? War es die rasende Eifersucht, die ihn glauben machte, dass der Italiener diese Dinge sagte? Automatisch legte er eine Hand an seinen Zauberstab. Marlins Weinen hallte immer noch durch die Tür. Hermine schien Probleme zu haben ihn anzulegen. Enrico gab vor, das Weinen gar nicht zu hören - statt dessen deutete er jetzt auf Severus Hand, die den Stab fest umklammert hielt.
"Was ist das? Schlagen Sie sie damit, wenn sie nicht artig war?" Ein Lachen breitete sich jetzt über das Gesicht des Italieners aus.
Und endlich begriff Severus, dass dies alles nicht nur seiner Einbildung entsprang. Enrico hatte keinerlei Dialekt mehr, seit Hermine durch diese Tür verschwunden war. Severus sprang auf und eilte zum Schlafzimmer. Das Weinen von Marlin ging jetzt in haltloses Schreien über. Severus hatte gerade eine Hand auf die Türklinke gelegt, während er mit der anderen seinen Zauberstab zog, sich umwandte und ihn auf Enrico richtete. Doch der Italiener hatte wie aus dem Nichts, ebenfalls einen Zauberstab gezogen und ein sadistischer Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er Severus mit einem Cruciatus zu Boden schickte.
Während Severus vor Schmerz kaum noch atmen konnte, kam der Italiener auf ihn zu, um ihm dann ganz unmagisch einen Tritt in den Magen zu verpassen.
tbc
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