von Kira Gmork
Ihr seid unglaublich schnell mit Lesen, und ich möchte mich mit einem schnellen Update bei euch bedanken!
Ich freue mich unglaublich über eure Reviews!
Liebe Grüße,
Kira
30. Kapitel
Die Rückkehr des Teufels
Ganze drei Tage hatte Dumbledore Severus und Hermine in Ruhe gelassen, bis er ihnen einen Besuch abgestattet hatte, bei dem er keinerlei Zweifel daran ließ, dass sie sich nicht weiter in den Kerkern vergraben dürften.
Zwar hatte er Severus zugestanden, seinen Unterricht erst nach den Weihnachtsferien aufnehmen zu müssen, doch er hatte darauf bestanden, dass die beiden die Mahlzeiten ab sofort in der Großen Halle einzunehmen hätten.
"Ihr müsst euch damit anfreunden, dass ihr zu Anfang einiges an Augenmerk auf euch ziehen werdet. Es ist schließlich nicht alltäglich, einen Lehrer der gerade aus Askaban entlassen wurde und seine schwangere Frau in diesem Schloss zu sehen - doch ihr werdet euch wohl oder übel damit abfinden müssen das Gesprächsthema Nummer eins zu sein. Ein paar Tage - dann wird sich die Aufregung sicher legen."
Albus Worte sollten tröstlich klingen, doch Severus verfluchte ihn dennoch still für seine Anweisung. In seinen Augen war der Direktor nicht gerade feinfühlig, wenn er jetzt verlangte, dass sie sich in der Großen Halle zeigten.
So knurrte er auch wütend vor sich hin, als er die letzten Knöpfe seiner Robe schloss, um das Frühstück mit Hermine zusammen in aller Öffentlichkeit einzunehmen.
Er stellte fest, dass sie ebenfalls nicht sonderlich glücklich aussah.
"Albus hat recht. Sie werden so oder so reden", sagte sie beklommen.
Severus nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger zwischen ihren. Er hob einen Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln, als er sagte: "Es gab da eine junge Frau, die sagte mir vor einigen Monaten, dass man nicht beeinflussen könne, was die Menschen über einen reden."
Hermine bemerkte, dass das was sie ihm selbst als Trost vor einiger Zeit gesagt hatte, nicht halb so tröstlich war, wie sie gehofft hatte.
"Hermine, es gibt Menschen die werden mich immer als Todesser sehen - solange ich existiere."
Sie sah kurz auf ihre ineinander verschlungenen Hände, dann lächelte sie ihn an, sagte aber mit einiger Wut in der Stimme: "Diese Menschen sind es nicht mal wert über sie nachzudenken. Die Schüler werden natürlich über alles Bescheid wissen. Aber wie Albus schon sagte, das Getuschel wird sich legen und wenn du erst wieder unterrichtest, dann bin ich mir sicher, dass sie viel zu viel Angst haben werden etwas in deiner Gegenwart verlauten zu lassen", sie lächelte ihn nun eindeutig hintergründig an.
Er zog die Augenbrauen zusammen und funkelte sie böse an.
"Siehst du", erwiderte sie lachend, "genau diese Wirkung meine ich."
Als sie nur wenig später am Lehrertisch saßen, waren es nicht allein die Schüler, die sie neugierig betrachteten. Auch die anderen Lehrer schienen ständig in ihre Richtung sehen zu müssen, um sich davon zu überzeugen, dass es wirklich ausgerechnet Severus Snape war, der nun mit einer Partnerin an diesem Tisch saß - noch dazu mit einer Partnerin, die ihn bald zum Vater machen würde.
Severus Hände waren zu Fäusten geballt. Hermine hatte ihn nur mit Mühe überreden können wenigstens einen Kaffee zu trinken.
Erst als die Posteulen in die Große Halle geschwirrt kamen, konnte sich Severus ein wenig entspannen. Er sah kurz zu Dumbledore, der seinen Blick mit einem Lächeln erwiderte. Severus ließ keinen Zweifel daran, dass ein Lächeln diese Zumutung nicht wieder gut machen konnte.
Plötzlich hörte er wie Hermine einen überraschten Laut von sich gab. Direkt vor ihnen ließ sich eine Waldohreneule nieder. Ihre Federohren hatte sie aufgestellt und wirkte dadurch sehr kritisch, als sie nun Severus aus gelborangenen Augen entgegenblickte.
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er das Tier, das ihm scheinbar widerwillig den Fuß hinstreckte und somit seine Fracht darbot.
Severus reagierte nicht, sein Blick schien mit dem der Eule zu verschmelzen.
Hermine war wie gebannt von diesem intensiven Austausch zwischen Severus und der Eule. Schließlich riss sie sich gedanklich los und streckte die Hand nach der Botschaft aus.
"Nein!" fuhr Severus sie an.
Hermine zog ihre Hand blitzschnell zurück und sah ihn verwirrt an. Ohne den Augenkontakt zu beenden, sagte er: "Du wirst sie töten wenn du die Botschaft entfernst."
"Was?" entfuhr es Hermine ungläubig. Sie betrachte nun ebenfalls die Eule eingehend. "Hat sie dir das gesagt?" fragte sie schließlich ungläubig nach.
Für einen Moment zweifelte sie wahrhaftig an Severus Verstand, doch dann sah sie wie er vorsichtig auf eine Kapsel deutete. Diese war ebenfalls mit der Botschaft am Bein der Eule befestigt worden und ein winziger Stachel würde beim Entfernen der Pergamentrolle dafür sorgen, dass der Inhalt der Kapsel dem Tier injiziert würde. Hermine sah Severus fragend an. "Gib mir eine Gabel", sagte er schließlich. Hermine griff nach einer der Gabeln auf dem Tisch vor ihr und drückte sie ihm in die Hand, da er immer noch mit dem Tier in Blickkontakt stand.
"Ich habe keine Ahnung welches Gift du da bei dir trägst, aber ich rate dir jetzt ganz still zu halten, sonst wird dir auch das beste Gegengift nicht viel nutzen."
Hermine war mehr als verblüfft. Severus sprach mit einer Eule. Und tatsächlich schien sie ihn irgendwie zu verstehen, denn sie schloss die Augen als wolle sie ihm beweisen wie sehr sie ihm vertraute. Mit vorsichtigen Bewegungen führte Severus die Gabel unter die tödliche Kapsel und riss sie dann mit einer schnellen Bewegung vom Bein der Eule.
Sofort stand er auf und ließ die Kapsel mit einem "Leviosa" vom Boden emporschweben, dann über den Tisch und ließ sie schließlich in einen Trinkpokal fallen, um sie später untersuchen zu können.
Hermine hatte indessen der Eule sacht die Hand aufs Gefieder gelegt und es schien ihr fast, als habe diese genau begriffen was passiert war. Tatsächlich warf das Tier Severus einen dankbaren Blick zu. Er schien es nicht zu bemerken, da er jetzt eilig nach der Nachricht griff. Die Eule ließ es sich jedoch nicht nehmen, seiner Hand, die nach ihrem Bein griff, einen leichten Stupser zu versetzen und ihren Kopf an seiner Handinnenfläche entlanggleiten zu lassen.
Hermine war trotz ihrer Nervosität über die noch ungeöffnete Nachricht, völlig von Severus Reaktion verblüfft. Er ließ es nicht nur über sich ergehen, dass die Eule ihm ihren Dank zollte, sondern strich ihr nun ebenfalls kurz über den Rücken.
Dann reichte die Eule ihm erneut ihr Bein und er löste die Botschaft vorsichtig. Hermine hielt den Atem an, als er sie entrollte. Sein Blick wurde augenblicklich finster und er sah zu Dumbledore, der sie wohl beobachtet hatte und zweifellos später eine Erklärung verlangen würde.
"Sev, gib mir bitte diesen Brief", sagte Hermine völlig ruhig als sie bemerkte, dass er es nicht freiwillig tun würde.
Er sah sie einen Moment an, dann reichte er ihn ihr wortlos und sie wusste, dass es ihm ganz und gar nicht recht war, dass sie ihn nun las - doch er würde sie nicht ausschließen, das war alles was sie von ihm verlangte.
Hermines Hände zitterten, als sie die Zeilen las:
Verräter!
So, wie du diese Eule nun hast elendig verrecken sehen, so wirst du miterleben, wie dein Schlammblut und dein Kind vor deinen Augen qualvoll sterben werden. Glaubst du wirklich, du kannst dich ewig verstecken? Der Tag wird kommen, an dem du dir wünschen wirst, auf der Stelle zu sterben - doch ich werde mir für dich ganz besonders viel Zeit nehmen. Du hast mir meinen Lebensinhalt genommen - nun werde ich dir deinen nehmen.
H.
Severus nahm ihr den Brief aus den Händen und steckte ihn in die Tasche seines Umhanges, als sei es nichts weiter als eine Einkaufsliste.
Hermine bemühte sich um Ruhe, doch ihr Herz schlug bis zum Hals.
"Wir sind hier sicher, Hermine. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Sorgsam darauf bedacht ihre Stimme gedämpft zu halten, erwiderte sie: "Sicher? Wenn du es nicht rechtzeitig bemerkt hättest, dann wäre diese Eule nun tot - und es wäre hier geschehen - auf Hogwarts. Es stimmt, Severus, wir können uns nicht ewig hinter diesen Mauern verstecken."
Severus wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als Albus plötzlich neben ihnen stand.
"Severus, Hermine begleitet ihr mich bitte in mein Büro?"
Damit drehte er sich schon um, ohne auf eine Antwort zu warten.
Sofort machten sie sich auf den Weg ihm zu folgen, doch kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, flog die Waldohreneule plötzlich neben Severus und machte dabei eine nicht ganz so gute Figur, weil sie versuchte in seiner Schrittgeschwindigkeit neben ihm her zu fliegen. Hermine hielt gebannt den Atem an als Severus den Arm hob. Sie glaubte fest, er würde dem Tier genervt einen Schlag versetzen, doch er hielt seinen Arm angewinkelt und schon im nächsten Moment ließ die Eule sich darauf nieder. Auch Albus war stehengeblieben und sah sich irritiert um.
"Solltest du sie nicht lieber wieder zu ihrem Absender zurückschicken?" fragte er.
Doch Severus schüttelte den Kopf: "Nein - er wird sie nicht vermissen. Sie bleibt hier." Dann warf er einen Blick zu Hermine, die in ihrer Verblüffung eine Antwort schuldig blieb.
Sie sah nur, dass die Eule bei Severus Worten die Ohren entspannt hängen ließ und musste unwillkürlich lächeln. Es war das erste mal, dass sie sah, dass sich ein Lebewesen bei Severus geborgen fühlte. Sie freute sich plötzlich unbändig darauf, ihm sein Kind in die Arme zu legen - doch noch war es nicht so weit. Und dann wurde ihr Herz schwer bei dem Gedanken, dass es vielleicht auch niemals so weit kommen würde. Was hatte der Schreiber dieser widerlichen Botschaft angedroht? Er würde sie und das Kind töten und Severus zwingen dies mitanzusehen, bevor er langsam selbst zu Tode gequält würde. Es gab keinen Ausdruck um ihr Gefühl zu beschreiben - über Angst ging es weit hinaus. Panik traf es in etwa, doch da war auch eine unglaubliche Trauer - und ein undefinierbares Schuldgefühl. Wenn sie nicht schwanger wäre - wenn sie nicht Severus so angreifbar gemacht hätte - was wäre dann aus ihnen geworden? Sie wünschte sich fast, sie wäre damals nicht zu ihm gegangen - sie wünschte, sie wäre einfach gestorben, dann wären er und das Kind jetzt nicht in Lebensgefahr. Dann gäbe es gar kein Kind. Sie versuchte verzweifelt dieses Gedankenkarussell zum Stehen zu bringen.
Als sie im Büro des Direktors ankamen, setzte Severus die Eule neben Fawkes Käfig ab. Die beiden Vögel begannen scheinbar leise krächzend eine Unterhaltung.
Albus setzte sich auf seinen Stuhl, nachdem er seinen beiden Gästen ebenfalls bedeutet hatte Platz zu nehmen.
"Severus, was auch immer diese Botschaft beinhaltet - ich hoffe du bist nicht so starrköpfig sie einfach zu ignorieren. Du weißt hoffentlich, dass du als Mitglied des Ordens des Phönix auch unter dem Schutz desselben stehst. Wir werden dir zur Seite stehen - wenn du mir jetzt also bitte die Nachricht geben würdest..."
Ein Schnauben entfuhr dem Zaubertrankmeister, doch er griff in seine Tasche und reichte dem Direktor das Schreiben. Dieser schob seine Brille ein Stück höher auf die Nase und sah mit versteinertem Blick auf das Pergament. Dann reichte er es Severus zurück und sah ihn lange und forschend an.
"Du glaubst dies sei eine leere Drohung? Du glaubst die Todesser besitzen nicht mehr genug Macht, jetzt wo Voldemort tot ist", stellte er sachlich fest.
Severus warf einen kurzen Blick zu Hermine, die ihn mit angehaltenem Atem ansah. Dann wandte er sich wieder Dumbledore zu und sagte mit fester Stimme: "Diese Drohung ist das Werk eines einzelnen. Er ist voller Rachsucht. Doch dieser Mann neigt zu Fehlern - und wenn er diesen begeht, dann werde ich zur Stelle sein."
Nun konnte Hermine nicht länger an sich halten. Hier geschah einfach zuviel was sie nicht verstand.
"Wie kommst du darauf, dass es ein einzelner ist? Du weißt wer diesen Brief verfasst hat, nicht wahr?"
Severus antwortete nicht gleich, sondern sah die Eule an, die den Kopf in seine Richtung wandte.
"Was ist mit dieser Eule, Severus? Du benimmst dich merkwürdig", fügte Hermine schließlich hilflos an.
Albus unterbrach sie mit einem Räuspern. "Wer hat diese Nachricht geschrieben, Severus - sag es uns!"
"Unter den Todessern war das Töten eine Kunst, die immer mehr verfeinert wurde - und es gibt einen Mann, der diese Kunst wie kein zweiter beherrschte, denn seine Erfahrungen sammelte er nicht nur bei den Überfällen, die er im Auftrag des Lords beging, sondern er wurde auch vom Ministerium mit dieser Aufgabe betraut."
"McNair", sagte Hermine tonlos.
Severus nickte: "Es hat ihm noch nie viel ausgemacht sein Handwerk auch an wehrlosen Tieren auszuüben, wenn gerade kein menschliches Opfer zur Hand war. Unter uns wurde er einfach nur Henker genannt."
Dafür steht das H," Hermine klang atemlos.
Wiederum nickte Severus ihr zu.
"Dann wollte er dir also mit dem Tod der Eule beweisen, dass er sehr wohl in der Lage ist, seine tödlichen Finger bis zu dir auszustrecken - auch wenn du hier in Hogwarts bist," stellte Dumbledore mit finsterer Miene fest.
Severus zuckte kurz mit den Schultern. "Das war nicht das einzige, was er damit beweisen wollte. Es gibt einen Grund, warum er ausgerechnet diese Eule gewählt hat."
Gebannt sah Hermine ihn an. Sie war sich sicher gewesen, dass es da eine Verbindung zwischen Severus und dem Nachtvogel gab.
Auch Albus sah seinen jüngeren Freund abwartend an.
Severus streckte den Arm aus und sofort kam die Eule zu ihm, um sich dort niederzulassen.
"Dieses Tier gehörte einst mir. Ich hatte mir diese Eule zugelegt, kurz bevor ich mich dem Lord anschloss. Als ich damals das dunkle Mal eingebrannt bekam, war ich voller Stolz", er sah mit verbissenem Blick an diese Erinnerung scheinbar in die Vergangenheit zurück. "Ich schickte Devil - das ist ihr Name - damals mit der Botschaft an meinen Vater. Ich wusste, dass es ihm das Herz brechen würde, falls er denn jemals überhaupt eins besessen hatte. Doch er war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zurechnungsfähig und selbst wenn er den Brief jemandem gezeigt hätte, so hätte es vermutlich niemand ernst genommen. Er wusste jedoch, dass ich die Wahrheit schrieb. Ich habe meinen Vater von jeher gehasst. Vielleicht weil ich das Gefühl hatte, dass mich mein Vater von jeher hasste. Vielleicht aber auch nur, weil er ein Tyrann war, der meine Mutter und mich so lange quälte und schlug, bis er die Lust verlor und sich wieder dem Alkohol zuwandte. Wie auch immer - nachdem Devil ihm die Nachricht gebracht hatte, kehrte die Eule nicht zurück. Ich glaubte schon, mein Vater habe sie in seinem Zorn erschlagen, doch zwei Tage später brachte mir jemand nicht nur die Nachricht vom Tode meines Vaters, sondern auch meine Eule zurück.
Es war McNair, der schon seit Jahren mit meinem Vater bekannt war. Natürlich hatte er sich nie als Todesser zu erkennen gegeben, doch die beiden hatten einen guten Draht zueinander - was wohl nicht zuletzt an ihrer gemeinsamen Vorliebe für Gewaltätigkeiten lag. Mein Vater jedoch beschränkte diese auf den häuslichen Bereich und hätte sich nie auf die Seite des Lords geschlagen - dafür war er viel zu feige. Ein Grund mehr, warum ich mich ihm überlegen fühlte, nachdem ich diesen Schritt getan hatte. Als McNair mir berichtete, dass mein Vater seiner Trunksucht wohl endgültig zum Opfer gefallen sei, ließ ich mir keine Reaktion anmerken. Erst als er nach draußen verschwand und kurze Zeit später mit Devil zurückkehrte, wurde mir klar, dass er den wahren Grund kannte. Mein Vater hatte sich in der Tat über meine Botschaft zu Tode gesoffen. Und McNair hatte mich in der Hand. Er wollte meinen Brief dem Ministerium geben, um mich ans Messer zu liefern. Er selbst war über jeden Zweifel erhaben, arbeitete er doch im Auftrage der höchsten Zaubereiabgeordneten. Ich war jedoch nur ein junger Mann, der offensichtlich noch nicht viel im Leben erreicht hatte und den man sofort kontrollieren würde, wenn auch nur der Verdacht der Todesserei bestünde. Also musste ich mich seinem Willen beugen.
Was er verlangte war nicht viel - er wollte nur die Eule und ich war erleichtert, dass diese Sache für mich vom Tisch war. Als ich in den nächsten Wochen jedoch erlebte wie er das Tier immer und immer wieder in meiner Gegenwart quälte, wurde aus meiner Erleichterung blanker Hass. Er genoss damit seine Macht über mich. Den Brief hatte er natürlich behalten und immer wenn wir zusammentrafen, machte er eine Bemerkung darüber, dass er Devil oft bestrafen müsse, weil die Eule offenbar keine Erziehung genossen habe. Ich wusste, dass er sie in einem viel zu kleinen Käfig hielt und ihr ungebührlich schwere Lasten aufbürdete. Er tat dies besonders gerne wenn ich es sah. Ein paar mal versuchte ich sie freizukaufen, doch er verweigerte stets ihre Herausgabe. Als ich später zu Voldemorts engstem Vertrautenkreis aufgestiegen war, befahl ich ihm, mir die Eule zu geben. Doch er sagte, dass dies unmöglich sei, da sie einen Tag zuvor gestorben sei. Er brachte mir sogar ihren toten Körper, den er wie eine Jagdbeute herumschleuderte. Jetzt ist mir klar, dass er damals einen Trick anwendete. Doch damals glaubte ich, dass sie seinen Quälereien zum Opfer gefallen war. Ich glaubte bis heute, sie wäre tot."
Severus sah die Eule nachdenklich an, dann fuhr er fort: "Das Schicksal einer Eule war während meiner Todesserzeit nicht unbedingt das, was mir wichtig gewesen wäre. Dennoch hatte ich immer ein schlechtes Gefühl, weil ich sie McNair überlassen hatte. Sie musste für meinen Fehler bezahlen. Ich weiß wie das für euch klingen muss. Meinen Vater habe ich in den Tod getrieben, und ich machte mir höchstens Gedanken um ein Tier. Doch was mein Vater mir und meiner Mutter angetan hat, kann ich ihm nie verzeihen - diese Eule aber...ihr habe ich Unrecht getan und dennoch scheint sie mir zu vergeben."
Er machte keine Anstalten das Tier erneut zu streicheln, sondern sah nur mit ungläubigem Blick auf es herab.
Hermine hatte natürlich geahnt, dass Severus Kindheit wohl nicht eine besonders sorglose gewesen war, doch welcher Hass zwischen ihm und seinem Vater geschwelt hatte, machte ihr größte Sorgen. Bald würde Severus ebenfalls Vater sein. Ob es ihn nicht insgeheim doch belastete diese Rolle nun übernehmen zu müssen? Er gab sich Schuld am Tode seines Vaters, doch er war es nicht gewesen, der ihm den Alkohol eingeflößt hatte. Fast wünschte sie, sie hätte im nachhinein Severus Vater mitteilen können, dass er jahrelang mit einem Todesser befreundet gewesen war - und dass er seinen Sohn mit seiner abweisenden Art dazu gebracht hatte, sich eben jenen ebenfalls anzuschließen.
Sie wusste nicht, ob Severus der Tod seines Vaters wirklich so wenig ausmachte wie er vorgab. Doch eins war nur allzu deutlich - diese Eule stellte eine Wiedergutmachung für ihn dar.
"Ich werde mit den anderen Ordensmitgliedern sprechen. Solange möchte ich, dass ihr besonders wachsam seid", sagte Dumbledore eindringlich.
Albus hatte die beiden schließlich entlassen und seine Hand selbst kurz auf das Gefieder der Eule gelegt. Dann hatte er nochmals ungläubig den Kopf geschüttelt, jedoch den Grund dafür nicht mehr in Worte gefasst. Hermine wusste auch so was den alten Mann in Erstaunen versetzte. Severus gab sich zwar alle Mühe den Vogel auf seinem Arm wie eine Selbstverständlichkeit hinzustellen - aber das war er nicht! Es war der Beweis dafür, dass Severus Snape auch in den Zeiten seines Todesserbeitritts nicht so gefühllos gewesen war, wie es ihm gerne unterstellt wurde. Er hatte diese Eule gern gehabt und musste hilflos mitansehen wie sie gequält wurde. Dass sie wusste, dass er selbst in dieser Zeit Menschen gequält hatte, ließ in Hermine ein schrecklich indifferentes Gefühl aufkommen. Aber so war diese Zeit wohl auch in Wirklichkeit gewesen - nie wirklich schwarz, jedoch mit Sicherheit auch nicht weiß.
Als sie an den Treppen zu den Kerkern angekommen waren, gab Severus ihr einen Kuss und wandte sich dann ab.
"Wo willst du hin?" fragte Hermine verblüfft.
"In die Eulerei. Ich werde Devil dort einquartieren."
Hermine lächelte leicht, dann sagte sie: "Harry hatte Hedwig oft bei sich - warum nimmst du sie nicht erstmal mit in die Kerker?"
Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht als er sagte: "Sie ist bestimmt laut - und sie macht Dreck. Es ist wichtiger, dass du Ruhe hast - ich bringe sie in die Eulerei - gleich morgen."
Hermine musste nun wirklich lachen. Er nahm es mit einem leichten Zucken um die Mundwinkel zur Kenntnis und folgte ihr dann, mit der Eule auf dem Arm in die Kerker. "Was ist eigentlich aus deiner Katze geworden", fragte er plötzlich. Hermine wunderte sich ein wenig darüber, dass Severus damals überhaupt bemerkt hatte, welches Haustier sie ihr eigen nannte. "Krummbein", sagte sie in Erinnerung schwelgend, "er ist vor ein paar Jahren gestorben. Ich habe mir kein neues Haustier angeschafft." Hermine spürte seit langer Zeit wieder den Stich, den ihr Krummbeins Tod damals versetzt hatte. Menschen, die nie Haustiere besessen hatten, ahnten nicht wie schwer es war, diese wieder zu verlieren.
Devil hatte sich inzwischen auf die oberste Kante eines Bücherregals gesetzt und die Augen geschlossen. Offenbar war die Eule der Meinung, sie habe genug Tagesaktivität hinter sich und machte nun ein Schläfchen.
Hermine hatte sich ebenfalls müde gefühlt und sich, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, nochmal ins Bett gelegt. Genau fünf Minuten hatte es gedauert, bis Severus leise ins Schlafzimmer gekommen war, sich entkleidet hatte und geräuschlos ebenfalls unter die Decke glitt.
Hermine hatte nicht offenbart, dass sie noch nicht schlief und sie hörte wie er ein wohliges Seufzen von sich gab, als sie nun dicht an ihn heranrutschte und sich an ihn schmiegte.
"Das ist schön", murmelte sie.
Seine Stimme war rau als er erwiderte: "Ja - ich könnte mich dran gewöhnen - es ist viel angenehmer als um diese Zeit eine Unterrichtsstunde abzuhalten."
"Ach?" ließ sie sich nun ironisch vernehmen.
"Und auch befriedigender", fügte er dann an.
"Befriedigender? Wie soll ich das denn verstehen?"
"Das werde ich dir gerne zeigen", sagte er und seine Hand war bereits dabei, den Beweis für seine Theorie zu erbringen.
Hermine lachte kehlig, griff dann nach seiner Hand und führte sie an ihren Mund. Sanft biss sie in seinen Handballen und drängte sich mit dem Hintern noch dichter an ihn.
"Jetzt habe ich schon deine Hand außer Gefecht gesetzt, da spüre ich doch gleich ein neues Beweisstück" Sie drehte sich um und sah ihn mit verlangenden Augen an.
Dann lachte sie kurz auf. "Du hast diese Eule also 'Devil' genannt? Severus, ich glaube wir sollten uns schon mal über den Namen unseres Kindes unterhalten, denn ich habe das Gefühl, es könnte lange dauern bis wir uns einig sind."
Er lachte bei ihren Worten, dann wurde er sein Blick feurig. Er entwandt ihr seine Hand und führte sie zielstrebig zu ihren Brüsten.
"Das sollten wir tun - aber nicht jetzt. Jetzt habe ich etwas ganz anderes mit dir im Sinn."
tbc
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