von Kira Gmork
@GefangeneVonAskaban
Ein bisschen dauert es schon noch mit der Gerichtsverhandlung ;)
@Cara
Ich verrate jetzt mal einfach nichts, denn es geht gleich in vollem Tempo weiter :)
@Mizou
Es freut mich, dass du dabei bist!
@Magic
Ich freue mich immer sehr, wenn wir uns im Forum 'treffen' :)
Und jetzt wünsche ich viel Spannung bei diesem Chap!
LG, Kira :)
23. Kapitel
Große und kleine Schwächen
Hermine hatte das Gespräch mit Dumbledore gesucht. Der Direktor konnte seine Besorgnis nur äußerst schlecht verbergen. Sie wusste, dass er über einen Plan nachgrübelte.
"Albus, ich werde nicht zulassen, dass Severus für etwas bestraft wird das ich getan habe. Ich habe den verbotenen Fluch benutzt und werde dafür die Konsequenzen tragen," sagte sie entschlossen.
Der alte Mann lächelte gütig. "Willst du Severus wirklich auf diese Art quälen?", fragte er dann mit eindringlicher Stimme. Hermine sah ihn verblüfft an und wollte zu einer heftigen Antwort ansetzen, doch der Direktor hob beschwichtigend die Hand und unterbrach sie.
"Glaubst du wirklich, dass er es je verwinden wird, wenn die Frau die er liebt nach Askaban geschickt wird, obwohl er in der Lage gewesen wäre dies zu verhindern? Hermine, die Anklagepunkte gegen Severus sind so...erdrückend, dass es für die Urteilsfindung vermutlich keinen Unterschied macht, ob ihm dies auch zur Last gelegt wird oder nicht. Doch wenn du jetzt darauf bestehst die Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen, dann wird man vermutlich euch beide verurteilen. Du zerstörst ihn wenn du dich ebenfalls in die Fänge der Dementoren begibst. Das Einzige was ihn zum Durchhalten animiert, bist du Hermine - du und das Kind. Er braucht euch jetzt mehr als alles andere. Er muss wissen, dass ihr auf ihn wartet."
Hermine senkte den Kopf und ließ ein verzweifeltes Schnauben hören. "Ich möchte ihm helfen. Es ist alles so ungerecht. Die Menschen hassen ihn. Sie verurteilen was er getan hat, ohne zu sehen warum er es tun musste. Keiner scheint zu erkennen, dass er immer gelitten hat wenn er diese schrecklichen Dinge tat."
Albus nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. "Ich hoffe, dass die Richterin dies erkennt", sagte er matt. "Hermine, die Gesellschaft wird in Severus immer einen Täter sehen. Er hat dies schon vor langer Zeit so hingenommen. Doch er könnte es nicht ertragen, wenn die Leute dich nun ebenfalls verurteilen. Bitte, schweig über die Wahrheit was den Fluch anbelangt. Und sei stark gegen die, die euer Glück zerstören wollen."
"Unser Glück...", wiederholte sie traurig die Worte des Direktors. "Unser Glück liegt in den Händen des Gerichts. Ich weiß nicht wie ich das noch länger durchstehen soll. Es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass Severus gerade jetzt in diesem Moment das Positive, das er seit langer Zeit empfindet, von den Dementoren gewaltsam entrissen bekommt."
Dumbledore wusste, dass er ihr keinen Trost spenden konnte. Ihn bekümmerten die gleichen Gedanken, seit Severus sich in Haft befand.
Hermine hatte Albus schließlich in der Gewissheit verlassen, dass er alles Erdenkliche tun würde um Severus zu helfen. Und sie hatte begriffen, dass er Recht hatte wenn er sagte, dass es Severus zerstören würde wenn sie sich für schuldig bekannte.
Als sie auf dem Weg in die Kerker war, rief Madam Pomfrey nach ihr. Hermine blieb zögerlich stehen. Sie hatte eigentlich keine Lust auf Konversation. Doch die Krankenschwester schien ebenfalls keine Belanglosigkeiten austauschen zu wollen. Hektische Flecken hatten sich auf ihren Wangen ausgebreitet und sie sah sich unsicher um, ob jemand in Hörweite war.
Hermine verspürte eine wachsende Neugier und schlug kurzerhand vor, dass die Krankenschwester sie in die Kerker begleiten solle. Mit einem erstaunten Blick und einem kurzen Nicken, stimmte diese schließlich zu.
Als Hermine die Tür geöffnet hatte, ließ sie Poppy den Vortritt. Die Krankenschwester bemühte sich, nicht allzu offensichtlich den Raum zu inspizieren, was Hermine schmerzvoll an ihren ersten Aufenthalt in Severus Wohnraum erinnerte.
"Möchten Sie vielleicht einen Tee, Poppy?"
Wiederum folgte nur ein kurzes Nicken und Hermine beeilte sich mit der Teezubereitung, denn so langsam fragte sie sich, was die Krankenschwester auf dem Herzen hatte.
Als sie sich schließlich gegenüber saßen, sah sie sie auffordernd an. Madam Pomfrey starrte sehr angestrengt in ihren Tee, als sie zu sprechen begann.
"Was ich heute im Gericht erzählt habe...ich denke, der Professor wird alles andere als begeistert gewesen sein. Ich hätte normalerweise niemals etwas über seine Verletzungen erzählt...ganz zu schweigen von seinen Träumen."
Hermine verstand die Überlegungen von Poppy nur zu gut. Sie spürte, dass die Krankenschwester nicht um ihr Ansehen bei Severus fürchtete, sondern vor allem ehrlich um ihn besorgt war, ohne den Mut zu finden dies auch in die entsprechenden Worte zu kleiden. Hermine wusste, dass die Menschen die sich Gedanken um seine Empfindungen machten, eher rar gesät waren - sogar an dieser Schule.
Mit einem Lächeln sah sie der Krankenschwester in die Augen. "Ich denke er wird verstehen, dass Sie ihm helfen wollten. Und ich glaube, das haben Sie auch! Es ist wichtig, dass jemand erkannt hat, wie sehr er unter seiner Rolle litt. Das hätte wohl niemand besser als Sie herausstellen können. Dieser ganze Prozess ist für Severus eine schreckliche Qual. Je mehr klar gemacht wird, dass er ein Mensch und kein Monster ist, desto besser für ihn - auch wenn dann ein paar seiner menschlichen Schwächen an die Öffentlichkeit getragen werden."
Madam Pomfrey nippte erleichtert an ihrem Tee. "Dieser Prozess ist auch eine Qual für Sie, Hermine. Er ist der Schwangerschaft nicht gerade zuträglich."
Hermine nickte betrübt. "Ich kann es mir nicht aussuchen, nicht wahr?"
Wieder folgte ein Nicken der Krankenschwester. "Versuchen Sie für Ausgleich zu sorgen", war ihr etwas hilfloser Rat. "Reden Sie über ihre Gefühle. Fressen Sie Ihre Ängste nicht in sich hinein. Gehen Sie viel spazieren und verstecken Sie sich nicht immer in diesem düsteren Kerker."
Hermine sah sich kurz um, dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Hier erinnert mich alles an ihn - das gibt mir Kraft, verstehen Sie?"
Die Krankenschwester sah sich scheu um. "Ich glaube nicht, dass es ihm recht wäre, dass ich in seiner Wohnung bin", erwiderte sie unsicher.
Hermine wunderte sich etwas über die zurückhaltende Art von Madam Pomfrey. Wenn sie in ihrem Krankenflügel war, dann gab sie gezielte Anweisungen und war sich ihrer Vorgehensweise immer hundertprozentig sicher. Doch nun schien sie sich tatsächlich auf fremdes Terrain begeben zu haben. Hermine sah es als Annäherung, die ihr mehr als Willkommen war.
"Es ist nun auch meine Wohnung - wenn Severus mit mir zusammenleben möchte, dann wird er sich daran gewöhnen müssen, dass wir ab und an Besuch haben. Er wird sich an so einiges gewöhnen müssen...", Hermine ließ ihren Satz unbeendet.
Poppy lächelte verstehend. "An ein schreiendes Baby, das einen die halbe Nacht wach hält, muss sich jeder Vater erst gewöhnen - Mütter übrigens auch. Doch aus einem unerfindlichen Grund scheint es Frauen doch zumindest etwas leichter zu fallen."
"Da bin ich mir noch nicht so sicher", murmelte Hermine zu sich selbst.
Madam Pomfrey legte ihr eine Hand auf den Arm. "Sie schaffen das schon. Man wächst mit seinen Aufgaben - das gilt auch für die Fürsorge und Erziehung von Kindern."
Mit dem Gefühl eine neue Freundin gefunden zu haben, verabschiedete sich Hermine eine halbe Stunde später von der Krankenschwester.
Als sie die Tür hinter ihr geschlossen hatte, nahm sie eine der Kerzen und ging ins Schlafzimmer.
Im schwachen Lichtschein begab sie sich zu Severus Kleiderschrank und öffnete ihn fast ehrfürchtig. In all der Zeit die sie nun bereits hier wohnte, hatte sie nicht gewagt Schränke zu öffnen, die sie nicht unbedingt benötigte. Ihre eigene Kleidung hatte sie in ihrer verzauberten Tasche gelassen, die sie jetzt als Kleiderschrank benutzte.
Als sie nun Severus Roben vor sich sah, überkam sie sofort ein schlechtes Gewissen. Sie wusste worauf ihre kleine Unartigkeit hinauslief - auf eine sehr viel größere Unartigkeit.
Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem dunklen Stoff aus. Ein flüchtiger Blick haschte über seine Hosen und Anzüge. Dann entdeckte sie verwundert ein paar Hemden in dunkelgrün, bordeauxrot und sogar ein bunt gemustertes. Hermine stutzte. Das I-Love-London -T-Shirt kam ihr in den Sinn und sie musste leise lachen.
Als hätte sie nur begrenzte Zeit, sich aus diesem Wunderland etwas auszusuchen, griff sie schließlich doch zu einem seiner Umhänge. Dieses Kleidungsstück verband sie einfach am ehesten mit ihm. Schnell schloss sie den Schrank und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, als müsse sie einen Irrwicht daran hindern dort heraus zu stürmen.
Verwirrt bemerkte sie wie ihr Herz raste. Ihr Atem ging auch ungewöhnlich schnell. Ihr war warm. Entsetzlich warm. Vermutlich die Hormone.
Sie musste sich ohnehin umziehen - also blieb ihr doch gar nichts anderes übrig, als sich erst einmal zu entkleiden. Hermine schalt sich selbst. "Was für eine blöde Ausrede - du bist schon so weit, dass du dich selbst belügst - und mit dir sprichst," fügte sie dann verwirrt an. Ärgerlich schloss sie die Augen. Das war einfach verrückt. Wenn sie jetzt jemand so sehen könnte. Wenn Severus sie jetzt so sehen könnte - was würde er tun?
Ihre Gedanken waren eindeutig in die falsche Richtung gegangen. Denn ihre innere Stimme flüsterte ihr belustigt zu: 'Ja, was würde er wohl tun wenn er sehen könnte, wie du vor Erregung fast zerspringst, nur weil du seinen Umhang in den Händen hältst.'
Und dann schoben sich die Erinnerungen in ihren Kopf, die sie so sorgfältig vermieden hatte. Die Erinnerung seiner Hände auf ihrer Haut, seines Atems an ihrem Hals, seines Körpers auf dem ihren. Hermine schluckte mühsam. Dann fluchte sie laut über sich selbst und wusste im gleichen Moment,
dass sie den Kampf verloren hatte. Mit fast schon hastigen Bewegungen streifte sie ihre Kleidung vom Körper und als sie nichts mehr am Leibe trug zögerte sie einen kurzen Moment. Dann gab sie endgültig auf. Als sie schließlich seinen Umhang über ihre nackte Haut streifte und seinen Geruch tief einatmete, wünschte sie, dass er ebenfalls an sie dachte - doch sofort hielt sie inne und das schlechte Gewissen schlug so heftig zu wie nie zuvor. Er durfte auf keinen Fall an sie denken, denn in dem Moment, wo er seine Gedanken ebenso auf eine sinnliche Reise schicken würde, wie sie es im Begriff war zu tun, würden die Dementoren sich vermutlich mit größtem Vergnügen auf ihn stürzen und ihn leer und desillusioniert zurücklassen.
Hermines Leidenschaft schien für einen Moment wie erstickt. Sie wollte seinen vertrauten Geruch dennoch so nah wie möglich an ihrem Körper haben. Mit kurzen Handgriffen wickelte sie den Umhang um sich und ignorierte das Gefühl, das der Stoff auf ihren gehärteten Brustwarzen auslöste. Sie legte sich auf das Bett und verschränkte mit Nachdruck die Hände vor ihrem Körper. Während sie spürte, wie die Wellen des Verlangens erst wie mächtige Brecher und dann schließlich nur noch wie kleine Wellen über sie hereinbrachen, wurde ihr klar, dass sie diesen Kampf beim nächsten mal wohl nicht mehr gewinnen würde. Und wäre dies wirklich so schlimm? Mit diesem wohltuenden Zweifel sank sie schließlich in Schlaf.
Träume waren ungerecht. Sie scherten sich einen Dreck darum, ob man sich in erotische Phantasien verstricken lassen wollte, oder nicht. Ohne Zweifel, ohne Gewissen oder Rücksicht brachen sie über einen herein und ließen einen das durchleben, was man mit kontrollierten Gedanken so mühsam verdrängt hatte. In Hermines Fall waren das sämtliche Liebesspiele, die sie mit Severus je erlebt hatte und noch einige, die sie sich im wachen Zustand nicht vorzustellen gewagt hätte. Völlig konfus erwachte sie am nächsten morgen. Ihre Erinnerung war wenigstens gnädig, denn sie konnte sich nur verschwommen an Szenen erinnern, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieben.
Sie versuchte sich zu sammeln und entschied, dass sie viel zu viel Zeit alleine verbrachte. Sie musste auf andere Gedanken kommen. Daher entschied sie, ab sofort in der Großen Halle zu speisen. Als sie diese später betrat um zu frühstücken, hatte sie ihre Emotionen wenigstens wieder einigermaßen im Griff.
Doch schon schnell stellte sie fest, dass sie sich den Weg zum Frühstück hätte sparen können. Keinen Bissen bekam sie hinunter. Der Geruch des Kaffees verursachte eine verspätete Übelkeit, die eigentlich zu Beginn einer Schwangerschaft auftrat. Die lärmenden Schüler schienen sie mit neugierigen Blicken regelrecht zu durchbohren und bei dem ein oder anderen glaubte sie ein gehässiges Lachen zu hören. Sicher waren heute in sämtlichen Zeitungen Berichte über den Prozess.
Hermine merkte wie ihr schwindlig wurde. Ihr Hände begannen zu zittern und in ihren Ohren rauschte es unangenehm.
Schnell erhob sie sich. Das war jedoch eindeutig ein Fehler gewesen, denn sie spürte ihre Beine nicht unter sich. Ihre Hände griffen ins Leere und stießen die Kaffeetasse von Professor Trelawney um. Die Wahrsagelehrerin stierte sie durch die riesigen Brillengläsern hindurch an und zischte: "Ich sehe, dass es Ihnen nicht gut geht, mein Kind."
Hermine fragte sich noch, ob dies eine Weissagung sein sollte, bevor es schwarz vor ihren Augen wurde. Wenigstens hatte die Lehrerin, deren beste Freundin eine Kristallkugel zu sein schien, einmal wahre Voraussicht bewiesen und fing die ohnmächtige Hermine mit einem lauten Ächzen auf.
Sofort waren auch die anderen Lehrer aufmerksam geworden und allen voran kam Dumbledore herbeigelaufen.
"Holen Sie Madam Pomfrey," rief er Filch zu, der gerade durch die rückwärtige Tür die Große Halle betrat. Dann half er Trelawney Hermine vorsichtig auf den Boden zu legen, nicht ohne vorher noch durch ein 'Accio' ein Kissen herbeizuholen und es ihr unter den Kopf zu schieben.
Langsam erwachte Hermine aus ihrer Bewusstlosigkeit und blickte benebelt in die Gesichter, die besorgt über ihr zu schweben schienen.
"Alles in Ordnung - halb so schlimm," ließ sich Madam Pomfrey beherzt vernehmen. Mit Nachdruck schob sie die besorgten Lehrer zur Seite und selbst Dumbledore trat einen Schritt zurück, um der Krankenschwester Platz zu machen.
Hermine war die ganze Situation peinlich, dazu kam, dass sie sich einfach hundeelend fühlte.
"Ich werde Sie in den Krankenflügel mitnehmen. Reine Routine. Es ist nichts Ernstes."
Mit dieser kurzen Erklärung sprach sie einen 'Mobilcorpus', der Hermine sanft durch die Luft trug. Diese Art der Beförderung führte nicht gerade dazu, dass ihr Unbehagen nachgelassen hätte. Als sie schließlich auf ein Bett der Krankenstation sank, beugte sich Poppy leicht lächelnd über sie.
"Ihre Kontrolluntersuchung wäre ohnehin bald wieder fällig gewesen - mir scheint, wir sollten einen Rundumcheck machen."
Hermine stöhnte bei diesen Worten entsetzt auf. "Aber das geht nicht, Poppy. Heute geht die Verhandlung weiter. Ich muss später ins Gericht."
"Ja - später!" Madam Pomfrey ließ keinen Zweifel daran, wo jetzt die Prioritäten lagen. Hermine fragte sich, wo die unsichere Frau von gestern geblieben war.
Eine Ewigkeit, wie Hermine schien, hatte die Krankenschwester verschiedene Untersuchungen bei ihr durchgeführt.
"Alles soweit in Ordnung", war ihr abschließendes Urteil. Hermine wollte schon aufstehen, als sie von Poppy sanft wieder in die liegende Position gedrückt wurde.
"Aber - Sie haben Eisenmangel. Das geschieht schnell bei schwangeren Frauen, die sich zudem nicht ausgewogen Ernähren. Sie haben in letzter Zeit kaum etwas gegessen. Das geht nicht. Aber selbst wenn Sie jetzt endlich wieder zu Verstand kommen - so schnell kann ihr Körper das fehlende Eisen nicht ersetzen. Da müssen wir ein wenig mit einem Trank nachhelfen."
Sie stellte eine kleine Glasflasche auf das Tischchen, das neben dem Bett stand.
"Danke, ich werde mich daran halten", sagte Hermine folgsam.
Die Krankenschwester nickte. Dann räusperte sie sich. "Da ist noch etwas..."
Hermine sah sie fragend an.
Poppy senkte ihre Stimme, obwohl sie ohnehin niemand hören konnte, weil sie allein im Raum waren.
"Sie stehen sehr unter Anspannung. Damit meine ich jetzt nicht Ihre psychische Verfassung, sondern ihre körperliche. Während einer Schwangerschaft kommt es zu enormen hormonellen Veränderungen. Das kann dazu führen, dass die Frau ein gesteigertes...Lustgefühl empfindet. Das ist eine medizinische Tatsache," bekräftigte sie auf Hermines empörten Blick.
"Poppy, das ist...ich will nicht..." Hermine schwieg schließlich und spürte wie ihre blassen Wangen sich plötzlich rot färbten.
"Es ist schon in Ordnung - sowohl, dass Sie nicht darüber sprechen möchten, als auch die Tatsache, dass es einfach nun mal von Natur aus so ist. Was jedoch nicht in Ordnung ist, ist wenn Sie diesen Drang mit Gewalt unterdrücken - egal aus welchem Grund."
Hermine biss sich auf die Lippe. Dieses Gespräch war unglaublich unangenehm. Doch sie sah in den Augen der Krankenschwester, dass es ihr auch nicht leicht fiel, sie es jedoch für wichtig hielt.
Hermine zwang sich zu einem kurzen Nicken und Madam Pomfrey atmete daraufhin tief durch. "Gut, dann werde ich Sie jetzt mal offiziell entlassen, damit Sie sich vor dem heutigen Prozess noch ein wenig ausruhen können."
Immer noch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch nickte Hermine dankbar und verließ schließlich den Krankenflügel. Als sie auf dem Weg zum Kerker war, fing Dumbledore sie ab. Offensichtlich hatte er nur darauf gewartet, sie unter vier Augen zu sprechen. So folgte sie ihm in sein Büro.
Hermine bemerkte wie fahrig der Direktor war. Eine Eigenschaft, die so gar nicht zu ihm passen wollte.
Schließlich rückte er seine Brille noch einmal zurecht und sagte: "Hermine, ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich gut ist wenn du an der Verhandlung teilnimmst. Es stellt vielleicht eine zu große Belastung dar. Du solltest hier auf Hogwarts bleiben - er wird es verstehen."
Mit Nachdruck schüttelte Hermine augenblicklich den Kopf. "Nein - versteh doch - ich könnte es nicht ertragen...ich muss im Gericht sein! Das Einzige, das mir eine Erleichterung wäre, ist ein Freispruch Severus'. So lange werde ich dort sein. Und ich werde mich von niemandem davon abhalten lassen!"
Dumbledore lächelte nachsichtig über den aggressiven Ton der jungen Frau. Er hatte nicht ernsthaft mit ihrer Zustimmung gerechnet, dem Gerichtssaal fernzubleiben. Dennoch verwandelte sich sein Lächeln plötzlich in eine sehr ernste Miene. Hermine ahnte, dass er ihr keine falschen Hoffnungen machen würde.
"Ich fürchte wir dürfen nicht von einem Freispruch ausgehen, Hermine. Und niemand weiß wie lange sich der Prozess hinziehen wird. Du musst deine Kräfte einteilen."
"Das werde ich. Ich muss nur ausgewogener essen - dann wird so etwas wie heute morgen nicht wieder geschehen." Über den anderen Aspekt, den Poppy erwähnt hatte, würde sie mit Sicherheit nichts erzählen, soviel stand fest.
Dumbledore nickte nachdrücklich. "Wir haben alle einen ganz schönen Schrecken bekommen, Hermine. Du musst auf dich achten. Severus reißt mir den Kopf ab, wenn er erfährt, dass wir zugelassen haben, dass du dich übernimmst."
"Albus - ich bin schwanger - nicht krank!" stellte Hermine nochmals ihren Standpunkt klar.
Der Direktor lachte leicht bei diesem sehr bekannten Spruch, doch er musste ihr natürlich zustimmen. "Dann werden wir also später gemeinsam zum Gericht apparieren?", fragte er versöhnlich.
"Gerne", erwiderte Hermine knapp. "Ich werde dann mal mein Versprechen einlösen und mich noch ein wenig ausruhen bis es soweit ist."
Dumbledore schien das für eine ausgezeichnete Idee zu halten und entließ sie mit einem aufmunternden Augenzwinkern.
Als Hermine in Severus Räumen angekommen war, ließ sie sich erschöpft auf die Couch fallen. Warum musste alles so kompliziert sein? Warum konnten sie nicht einfach ein Leben führen, wie andere Paare auch? Warum musste alles so schrecklich ausweglos aussehen?
Es schien ihr, als habe sie sich gerade erst hingelegt, als es leicht gegen die Tür klopfte. Benommen erhob sie sich und stellte verwirrt fest, dass sie eingeschlafen war. Als sie öffnete, teilte ihr eine Hauselfe mit, der Direktor würde bereits in der Eingangshalle auf sie warten.
Hermine wirbelte - kaum dass sie Albus die Nachricht hatte überbringen lassen, sie käme sofort - wie ein Blitz ins Bad, um einige Minuten später scheinbar völlig ruhig dem Direktor gegenüberzutreten. Dieser sah sie einen Moment aufmerksam an, dann lächelte er und sagte: "Gut, dass du noch ein wenig geschlafen hast. Es wird sicher wieder anstrengend heute."
Hermine war verlegen. "Woher weißt du, dass ich noch geschlafen habe?", fragte sie verblüfft. Sie wusste, dass dem Direktor so leicht nichts entging, doch sie hatte sich extra Mühe gegeben besonders fit zu erscheinen.
Albus schickte ihr ein verschmitztes Lächeln: "Du hast Schlaffalten im Gesicht."
Hermine ließ zwei Finger über ihre Wangen gleiten und konnte tatsächlich spüren, dass das Couchkissen eine verräterische Spur hinterlassen hatte.
"Was wird Severus denken, wenn er das sieht? Er wird glauben, dass ich in aller Seelenruhe schlafen kann, während ihm weitere qualvolle Zeit in Askaban droht."
Albus sah sie tadelnd an: "Er wird erleichtert sein, dass du auf deine Gesundheit achtest - und auf die des Kindes!" sagte er dann nachdrücklich.
Hermine begleitete ihn schweigend bis zum Apparierplatz. Dann disapparierten sie gemeinsam, um sich fast augenblicklich vor dem Gerichtsgebäude wiederzufinden.
tbc
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