von Kira Gmork
@Magic
*knuddel* Jetzt geht es weiter! :D
@Cara
Du hast ein Faible für Draco? Dann wünsche ich weiterhin gute Unterhaltung ;)
@GefangeneVonAskaban
Dein Name passt jetzt ziemlich gut an dieser Stelle, weißt du das? *g*
Es werden übrigens genau 36 Kapitel werden - wir haben noch so einige vor uns, und ich verspreche euch weiterhin zügige Updates!
Liebe Grüße, Kira
21. Kapitel
Einsame Nächte
Drei Wochen war es nun schon her, dass Hermine nach Hogwarts zurückgekehrt war. Nach Severus Verhaftung hatte Dumbledore ihr angeboten im Schloss zu wohnen, bis Severus aus der Haft entlassen würde. Sie hatte sofort dankbar angenommen. Unmöglich hätte sie sich länger in London aufhalten können. Nie war die Verbindung zur Zaubererwelt so wichtig gewesen wie jetzt. Es war nicht leicht gewesen Enrico im Stich zu lassen. Sie hoffte, dass er ihr irgendwann verzeihen könnte. In einem kurzen Brief hatte sie erklärt, dass sie mit Severus zurück nach Schottland gehen würde und sie daher nicht mehr zur Arbeit erscheinen könnte. Hermine wusste, wie wenig Enrico ein solches Verhalten verdient hatte und sie wollte es eines Tages wieder gut machen. Doch sie war nicht in der Lage, sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiter Gedanken darüber zu machen. Ihr ganzes Denken kreisten nur um Severus Festnahme.
Jeden Tag hoffte sie auf die Nachricht, dass die Anklage gegen Severus fallen gelassen worden sei. Obwohl Hermine nun auf Hogwarts wohnte, vermied sie jeglichen Kontakt. Sie aß nicht in der Großen Halle und ging nur durch das Schloss, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Sie hoffte, dass die Lehrer verstanden, dass sie nicht zu Gesprächen aufgelegt war. Zuerst hatte Dumbledore Hermine in einem der Gästezimmer einquartiert, doch schon bald hielt sie es nicht mehr aus. Sie war in die Kerker geschlichen und hatte endlos lang Passwörter ausprobiert, in der Hoffnung sie würde Zugang zu Severus Räumen erhalten.
Jedes Wort, das ihr im Wortschatz eines Slytherin als besonders gebräuchlich erschienen war, hatte sie ausprobiert. Nach endlos langer Zeit hatte sie sich an die Wand direkt gegenüber Severus Tür gelehnt und sich verzweifelt zu Boden gleiten lassen. Sie wollte so gerne in diese Räume. Hermine wusste, dass es nicht Recht war, doch sie brauchte diese Erinnerungen an ihn, die dort hinter dieser Tür, in Hülle und Fülle auf sie warteten.
Doch es schien sinnlos. So wenig, wie man sie in Askaban zu ihm ließ, so wenig konnte sie diese verdammte Tür überwinden.
Hermine erinnerte sich daran, wie sehr er sie vermisst hatte, als sie einfach so davongelaufen war. Hatte er die gleichen Qualen durchlebt, wie sie nun?
Angenommen er hatte so gelitten, wie sie jetzt - angenommen, er hatte ebenfalls keinen Gedanken mehr fassen können, ohne ihren Namen ständig in seinem Kopf zu hören...
Hermine erhob sich in nervöser Erwartung. Einen Moment sah sie auf das unüberwindliche Hindernis, dann holte sie noch einmal tief Luft und sagte: "Hermine."
Sie konnte nicht fassen, dass sie nicht früher darauf gekommen war. Das Türschloss gab ein klickendes Geräusch von sich und Hermine wusste, dass sie nun eintreten konnte.
Doch sie zögerte. Würde er ihr verzeihen? Sie erinnerte sich, wie wütend sie gewesen war, dass er einfach in ihr Pensionszimmer eingedrungen war. Es war nichts anderes, was sie nun vorhatte.
Das Schuldgefühl war stark, doch noch viel stärker war ihre Sehnsucht, die Dinge zu berühren, die er berührt hatte. Einst hatte sie sich davor geekelt. Doch war dies wirklich so gewesen, oder hatte sie es sich damals nur eingeredet, um ihre Gefühle für ihn zu verleugnen?
Entschieden stieß sie die Tür auf und stand einen Moment im Türrahmen. Der Raum war dunkel und die Luft abgestanden. Hermine zog ihren Zauberstab aus ihrer Tasche und sagte: "Lumos."
Dann trat sie, geleitet durch den Lichtstrahl den er aussandte, in den Raum, der ihr in diesem Moment wie ein tröstendes Versteck vorkam. Sie schloss die Tür hinter sich und sah sich einen Moment um.
Nichts hatte sich verändert, seit sie zuletzt hier gewesen war. Hermine ging zu dem Sessel, in dem er so oft gesessen hatte und strich über die Lehne. Ihr Blick streifte kurz den Tisch, auf dem er ihr ein Frühstück angerichtet hatte. Sie verspürte Scham, als sie daran dachte, wie Recht er gehabt hatte als er sagte, sie hätte Rache an ihm üben wollen, nachdem sie erkannt hatte, dass ihm mehr an ihr lag. Sie hatte seine vorsichtigen Annäherungen schroff zurückgewiesen. Das verschmähte Frühstück war ein Beweis für diese boshafte Regung in ihr gewesen. Ihr wortloses Verschwinden wohl ein noch viel stärkerer Beweis. Auch wenn sie sich tatsächlich um ihn gesorgt hatte, ein Teil von ihr hatte ihn bestrafen wollen. Dafür, dass er ein Todesser war. Ein Anhänger Voldemorts, dem sie sich hingeben musste, weil ihr keine andere Wahl geblieben war.
Sie war erschreckt, wenn auch nicht verwundert gewesen, wie gut Severus ihre Emotionen aufgeschlüsselt hatte. Hermine wusste, dass sie ihm nichts vormachen konnte. Es war so paradox, dass der Auslöser für ihre Liebe gleichzeitig eine tiefe Demütigung in ihr zutage förderte.
Doch nun, da sie ihn so schmerzlich vermisste, schien ihr dies alles unwichtig. Wenn sie jetzt nur bei ihm sein könnte, dann würde sie nie wieder nach Schuld fragen.
Ihre Finger wanderten über die Bücher in seinem Regal. Dann wandte sie sich ab und ihr Blick fiel auf die Schlafzimmertür. Bevor sie das schlechte Gewissen erneut überfallen konnte, trat sie hinein und entzündete eine der Kerzen die neben dem Bett standen. Offensichtlich hatten die Hauselfen keinen Zutritt zu diesen Räumen, denn das Bett war ungemacht.
Hermine folgte dem erotischen Impuls der sie überfiel, als sie das zerwühlte Bett sah. Sie legte den Umhang ab und öffnete ihre Kleidung, um sie dann langsam von sich zu streifen.
Als sie nur noch im Höschen dastand, zögerte sie noch einen Moment, dann ließ sie sich in das Bett sinken und bedeckte ihre nackte Haut mit der Decke, die zuletzt seinen Körper berührt hatte.
Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Kissen und sog seinen Geruch, der in dem Gewebe haftete, gierig ein. Das Bettzeug umhüllte ihren nackten Körper und sie war sich schmerzlich bewusst, wie gerne sie ihn, anstelle des Stoffes gefühlt hätte.
Sie hatten sich in diesem Bett geliebt. Mit einem Kribbeln, das nicht allein in ihrem Bauch zu spüren war, erinnerte sie sich an die merkwürdigen Liebesspiele, die sie bei ihren ersten intimen Begegnungen ausgetauscht hatten.
Hermine war schockiert gewesen, über einige der Dinge, die er verlangt hatte. Doch sie hatte ihn förmlich dazu aufgefordert. Und obwohl sie es damals um jeden Preis hatte verhindern wollen, war sie doch von Treffen zu Treffen immer erregter gewesen.
Er hatte dafür gesorgt, dass sie sich ihrer Lust erst richtig hingegeben hatte. Hermine musste daran denken, wie er seine Hand in ihr Höschen geschoben hatte und wie entsetzt sie anfangs gewesen, war, als er ihre Klitoris massiert hatte. Ganz zu schweigen von seinem Zungenspiel, das er eben jenem Teil ihres Körpers gewidmet hatte.
Sie war damals wie von Sinnen gewesen und jetzt waren ihre Gedanken bei ihm, als ihre Hand den Weg zu diesem lustvollen Punkt fand.
Leise stöhnte sie seinen Namen, während ihre Erregung in Wellen dem Höhepunkt entgegensteuerte. Als sich die Spannung wohltuend gelöst hatte, vergrub sie abermals den Kopf in seinem Kissen und begann lautlos zu weinen.
Welcher Egoismus hatte sie getrieben dies zu tun, während er in Askaban saß und der Zukunft sorgenvoll entgegenblickte.
Nur wenige Minuten später war sie erschöpft eingeschlafen.
Sie hatte die ganze Nacht in seinen Räumen verbracht und als sie am nächsten Morgen zu Professor Dumbledore hatte gehen wollen, um zu erfahren ob es etwas neues gab, stand der Direktor mit einigen Schülern in der Halle und sah, wie sie die Treppen von den Kerkern heraufkam.
Ein Lächeln hatte ihr gezeigt, dass er wusste, dass sie Severus Räume von nun an bewohnen würde.
Und so schlief sie von da an jede Nacht in seinem Bett, immer darauf bedacht, das egoistische Verhalten vom ersten Tag, nicht zu wiederholen.
Sein Badezimmer stellte neben seinem Bett die größte Herausforderung dar, sich nicht in sinnlichen Träumen zu verlieren. Überall begegnete sie dort Dingen, die sie an seinen Körper erinnerten.
Es fing beim Duschgel an, dass sie benutzte, obwohl der Duft an ihr wohl etwas merkwürdig war. Sie war jedoch süchtig nach diesem Geruch, denn er hatte ihn stets umgeben, wenn sie mit ihm intim gewesen war. Das Rasiermesser, das aufgeklappt neben dem Waschbecken lag, ließ sie darüber nachdenken, dass er nie auch nur ansatzweise einen Bart gehabt hatte. Wie mochte er wohl nun aussehen. Wurde es den Gefangenen in Askaban erlaubt sich zu rasieren? Sie erinnerte sich daran, wie verwahrlost Sirius damals ausgesehen hatte und bezweifelte es stark.
Sie hatte noch etwas in seinem Schrank entdeckt. Es war der Verhütungstrank, den er erwähnt hatte. Tatsächlich hatte er ihn am selben Abend hergestellt, an dem sie ihm ihr Angebot unterbreitet hatte. Er hatte das Herstellungsdatum vermerkt und nicht nur das - ein Zettel lag unter dem Fläschchen mit dem Trank, auf dem er jede Einnahme mit Datum und Uhrzeit vermerkt hatte. Er hatte penibel darauf geachtet, dass der Trank dafür sorgte, dass er kein Kind zeugen würde. Und doch hatte er es mit Fassung getragen, dass er nun doch Vater wurde. Hermine spürte, wie ein Gefühl der Liebe sie überschwemmte. Der Snape, dem sie sich als Sexobjekt angeboten hatte, und von dem sie es nie erwartet hätte, stand zu seinem Kind. Das war so viel mehr, als man von manch einem anderen Mann behaupten konnte.
Sie vermisste ihn schrecklich.
Jeden Tag suchte sie Dumbledore in seinem Büro auf und fragte, ob er Neuigkeiten für sie hätte. Doch immer schüttelte der Direktor traurig den Kopf.
Dann endlich, war es so weit. Eine Hauselfe hatte an ihre Tür geklopft und Hermine ausgerichtet, dass der Direktor sie erwarte.
Sofort war sie zu ihm geeilt. Als sie völlig außer Atem vor seinem Schreibtisch saß, sah er sie tadelnd an.
"Miss Granger, Sie müssen auf sich aufpassen. Das Kind bekommt schon Aufregungen genug mit, als dass Sie noch dermaßen durch die Gänge hetzen."
Hermine nickte schnell. Dann bedeutete sie Dumbledore, dass er weitersprechen solle.
Er räusperte sich und hob einen Brief von seinem Schreibtisch. Er sagte, mit einem flüchtigen Blick auf das Schreiben in seinen Händen: "Die Verhandlung wird Übermorgen um 15.00 Uhr beginnen. Severus hat mich als seinen Verteidiger angegeben, da ich am besten in seine Aktivitäten eingeweiht bin. Es wurden auch Zuschauer zur Verhandlung zugelassen. Das ist sicher ein Punkt, der sehr belastend für Severus ist, doch es ist auch die einzige Möglichkeit, dass Sie sich sehen können, nicht wahr?"
Hermine nickte stumm. Sie wusste, dass der Direktor mit aller Kraft für Severus kämpfen würde. Er schien wirklich der einzige Freund zu sein, den Severus je im Leben gehabt hatte. Sie versuchte ein Lächeln. "Professor Dumbledore, Sie haben ihn doch sicher gesehen, um sich mit ihm wegen der Verhandlung zu besprechen. Bitte, sagen Sie mir ehrlich wie es ihm geht."
Der Direktor schien einen kurzen Kampf mit sich selbst auszutragen, bevor er sagte: "Ich war heute morgen bei ihm, früher hat man selbst mich nicht mit ihm sprechen lassen. Es ist schwer für ihn. Er denkt immer nur an Sie und das Kind. Das gibt ihm die Kraft durchzuhalten. Gleichzeitig bietet es den Dementoren immer wieder neue Nahrung."
Hermine konnte nur ahnen, wie schrecklich es sein musste, sämtliche positiven Gefühle von Askabans Wächtern immer wieder entrissen zu bekommen. Sie konnte es nicht unterdrücken, dass ein ersticktes Schluchzen in ihr aufstieg. Dumbledore sah sie ebenso erschüttert an, wie sie selbst sich fühlte. "Wir werden ihn da schon rausholen," sagte er sanft. Dann fügte er mit einem leichten Lächeln an, "Ich habe Severus gesagt, dass Sie nun seine Räume bewohnen. Er hat gelächelt, nur für einen kurzen Moment, aber er hat gelächelt." Nun konnte Hermine die Tränen nicht mehr zurückhalten. Der Direktor stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum zu ihr. Dann umarmte er sie väterlich. Hermine schluchzte noch eine zeitlang in dieser wohltuenden Umarmung. Schließlich sammelte sie sich, wischte die Tränen fort und sah ihn dankbar an. "Professor Dumbledore - nennen Sie mich doch bitte Hermine und du."
Dumbledore lächelte nun seinerseits: "Das werde ich gerne tun - Hermine. Wenn du mich Albus nennst und ebenfalls duzen magst."
"Gerne," erwiderte sie, wich seinem Blick jedoch schnell aus.
"Du hast Angst um ihn, nicht wahr?" fragte Dumbledore verstehend.
"Ich...ich habe fürchterliche Angst. Glaubst...du, der Prozess wird eingestellt?"
Der Direktor rieb sich nachdenklich über den Bart. "Ich hoffe es," gab er dann leise zu. Dann fügte er an: "Ehrlichgesagt bin ich erstaunt, dass es überhaupt zu einer Verhandlung kommt. Ich hatte geglaubt, dass die ganze Sache viel schneller vom Tisch sein würde. Auf meine Briefe erfolgte keine Reaktion vom Ministerium. Doch ich bin mir sicher, dass sich Übermorgen alles klärt. Und Severus wird dann als freier Mann zurückkehren können."
Hermine nickte nachdenklich. "Ich hoffe, du hast Recht, Albus," sagte sie fast flüsternd.
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Die Stunden waren endlos dahingekrochen. Am liebsten wäre Hermine am folgenden Tag gar nicht aufgestanden. Es war eine einzige Qual, darauf zu warten, dass er endlich vorüber war.
Doch als das nächste mal die Sonne aufging, stand Hermine früh auf und machte einen langen Spaziergang über die Ländereien, um ihre Nerven zu beruhigen. Sie schaute bei Hagrid vorbei, der ebenfalls früh wach war und einen Kessel reinigte, in dem eine undefinierbare Masse klebte. Er unterbrach seine Arbeit, als er Hermine in einiger Entfernung stehen sah.
Dann lächelte er sie an und winkte sie mit seiner prankenartigen Hand näher.
Zögerlich ging sie zu ihm. Es war merkwürdig, ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. Hermine verspürte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn die ganze Zeit über noch nicht einmal besucht hatte.
"Habe gehört, du wohnst jetzt im Kerker," sagte er in seiner knappen Art.
Hermine nickte unsicher.
"Hast Snape nie leiden können...," sagte er und unterbrach sich dann.
Sie atmete tief durch und sagte: "Ich war damals ein Kind. Er hat mir Angst gemacht. Aber jetzt...ich...ich..."
Hagrid unterbrach ihr Stammeln so sanft es dem Halbriesen möglich war: "Ist schon gut, Hermine. Versteh ich...naja, nicht wirklich, aber ich weiß Bescheid, wollte ich sagen."
Sie sah kurz auf ihren Bauch und sah Hagrids bestätigenden Blick. Er wusste auch dies.
"Ich liebe Severus," sagte Hermine, um ihr Zögern von eben wieder gut zu machen.
Hagrid nickte zögerlich. Hermine begriff, wie schwer es dem Freund fallen musste, dies zu akzeptieren. Plötzlich wurde ihr bewusst, welch ein schwerer Weg vor ihnen liegen würde.
Hagrid bemühte sich wenigstens um Verständnis. Das durfte sie keinesfalls von jedem erwarten. Es würde harte Arbeit werden, wenn sie wollte, dass alle ihre Beziehung tolerierten. Doch musste es überhaupt jeder gutheißen? Es war ihr Leben. Egal wie andere dazu standen, sie würde jedem der es hören wollte erzählen, wen sie liebte und dass sie von ihm ein Kind bekam. Auch Harry und Ron würde sie davon in Kenntnis setzen.
Gerade Hagrids unsicheres Lächeln hatte sie in diesem Vorhaben bekräftigt.
Doch vorerst war ohnehin das Wichtigste, dass Severus aus Askaban entlassen würde.
Hermine dachte an den kommenden Nachmittag. Endlich würde sie ihn wiedersehen. Noch einige Stunden musste sie jedoch durchhalten.
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Der Raum war voller Menschen, Kobolde, Geister und sogar zwei Zentauren waren anwesend, obwohl sie sich doch sonst von Menschen fernhielten. Doch die Nachricht vom Tode Voldemorts hatte auch sie erreicht und es gab wohl kein Wesen in der magischen Welt, das nicht erfahren wollte, wie die Anhänger des Lords nun bestraft würden.
Journalisten sämtlicher magischer Zeitungen waren anwesend und der Lärm, der im Gerichtssaal herrschte, verstummte erst, als die Richterin den Raum betrat.
Es war eine hagere Frau mit wallendem roten Haar. Ihr Blick glitt stechend durch den Raum, bevor sie sich auf den Richterstuhl setzte.
Hermine war nervös. Man hatte Severus noch nicht in den Raum geführt. Sie kannte dieses Vorgehen nur bei besonders schweren Verbrechern und es verhieß nichts Gutes für diesen Prozess, dass man mit Severus so verfuhr.
Albus hatte bereits seinen Platz eingenommen und wartete ebenso auf seinen Mandanten. Am Tisch neben ihm saß William Shadow vom Ministerium, der die Anklage führen würde. Erst als es völlig still im Raum war, gab Richterin Handerson dem Geist zu ihrer linken ein kurzes Zeichen. Er schwebte augenblicklich durch die Tür, um die Wächter aufzufordern, den Angeklagten hereinzuführen.
Hermine hielt unwillkürlich den Atem an, als die Tür sich öffnete.
Zuerst trat ein Wärter Askabans ein, der seinen Zauberstab drohend auf den Mann, der ihm folgte, gerichtet hatte. Diese Aktion kam Hermine wie eine Show für die Presse vor, denn als Severus den Raum betrat wurde schnell klar, dass er die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatte. Dennoch trat noch ein zweiter Wärter hinter ihm in den Raum, der ebenfalls seinen Zauberstab in Severus Kopfhöhe hielt. Man wollte der Öffentlichkeit offensichtlich damit suggerieren, dass man nun, nach Voldemorts Tod, alle ehemaligen Todesser unter Kontrolle hatte. Wenigstens waren keine Dementoren zu einer Gerichtsverhandlung zugelassen. Doch auch die menschlichen Wärter schienen kaum noch wirklich etwas Menschliches an sich zu haben.
Die Menge wurde unruhig. Hermine ignorierte die gezischten Bemerkungen, dass man dem Gefangenen gleich ansehen würde, wie brutal er sei.
Sie spürte nur, wie eine Welle des Zorns sie überlief. Severus sah erbärmlich aus. Sein Gesicht war blass und hager. Die Augen waren von tiefen Schatten untermalt. Er trug einen ungepflegten Bart, so dass er völlig verwahrlost aussah. Selbst seine Statur wirkte wie gebrochen. Er schien kaum in der Lage, sich aufrecht zu halten. Die Dementoren hatten, in den drei Wochen die Severus nun bereits in Askaban war, ganze Arbeit geleistet.
Hermine konnte kaum hinsehen. Es war schrecklich ihn so zu sehen. Sie versuchte die Tränen zurückzuhalten.
Von den Wärtern eskortiert, wurde er an seinen Platz neben Albus gebracht. Doch ehe er sich setzte, ging sein Blick suchend durch die Reihen der Zuschauer. Dann erkannte er sie und seine Bewacher ignorierend, ging er zu ihr.
Seine Stimme war nur ein Flüstern, als er sagte: "Hermine - du hättest nicht herkommen sollen. Es ist nicht gut für dich und..."
Mit einem Ruck wurde er zurückgerissen und von seinen Wärtern auf den für ihn vorgesehenen Stuhl gezwungen. Schmerzerfüllt schloss Hermine die Augen. Dann begann die Richterin mit den Formalitäten. Eine winzige Gerichtselfe notierte Severus Personalien emsig auf einen Bogen Pergament.
Dann folgte die Anklage.
Richterin Handerson holte tief Luft, bevor sie die Anklageschrift verlas. Hermines Mut sank mit jedem Punkt immer mehr. Sie erkannte, dass Severus alles zur Last gelegt wurde, was seine Spionagetätigkeit beim Lord je mit sich gebracht hatte. Auch der tödliche Fluch gegen Voldemort war in der Anklage aufgeführt. Hermine spürte, wie alles in ihr schrie. Sie war es gewesen, die den 'Avada Kedavra' gesprochen hatte. Doch die Vorwürfe gegen Severus wollten gar kein Ende finden. Hermine stockte der Atem, als die Richterin, nachdem sie endlich geendet hatte, Severus die Frage stellte, ob er sich für schuldig oder unschuldig befand.
Die Menge der Zuschauer hatte ebenfalls scheinbar den Atem angehalten und wartete ungeduldig auf seine Antwort. Die Wärter zogen ihn auf die Beine.
"Schuldig," ließ sich Severus deutlich vernehmen, bevor er wieder kraftlos auf seinen Stuhl sank.
"Nein!" rief Hermine.
Die Richterin ließ ihren stechenden Blick zu der aufrührerischen jungen Frau schweifen.
"Wenn Sie nicht sofort still sind, dann werden Sie des Raumes verwiesen," mahnte sie.
Severus wollte sich zu ihr umdrehen, doch er wurde sofort von seinen Wächtern daran gehindert und im gleichen Moment erhob sich auch schon Dumbledore, um eine ergänzende Erklärung abzugeben.
"Mein Mandant erklärt sich für schuldig, was die Anklagepunkte angeht, doch ich bitte das Gericht die Umstände, die dazu führten, zu berücksichtigen."
Ein Murmeln und Flüstern ging durch den Saal. Hermine erkannte, dass die Menge keinen Unterschied machen wollte, zwischen einem Mann, der freiwillig diese Dinge getan hatte, und einem der so gehandelt hatte, damit seine Deckung als Spion nicht aufflog.
Die Richterin zog kurzerhand ihren Zauberstab und richtete ihn in die Luft.
Es gab einen entsetzlichen Knall, der auch den Letzten zum verstummen brachte.
Langsam legte sie den Stab vor sich auf den Tisch und sagte mit schnarrender Stimme: "Wenn diese Verhandlung noch einmal unterbrochen wird, dann werde ich einen Schweigezauber über die Zuschauer legen."
Dann gab sie Dumbledore ein Zeichen fortzufahren.
Er räusperte sich kurz, dann sagte er: "Durch den Einsatz von Severus Snape, haben wir vieles, was der Lord geplant hatte, im Vorfeld erfahren und konnten Vorkehrungen treffen. Außerdem konnte er, im Rahmen seiner Möglichkeiten, oftmals den Lord davon abhalten, Menschen zu quälen oder gar zu töten. Nicht zuletzt sollte berücksichtigt werden, dass wir es seiner Aussage zu verdanken haben, dass so viele Todesser kurz nach dem Tode Voldemorts bereits ihrer gerechten Strafe zugeführt werden konnten."
"Er soll auch seine gerechte Strafe erhalten! Hat er etwa nicht gemordet?" rief eine Frau aufgebracht.
Richterin Handerson griff blitzschnell zum Zauberstab und brachte die Frau mit einem Wink zum Schweigen.
Dann rieb sie sich kurz die Augen und sagte an Dumbledore gerichtet: "Der Einwand ist berechtigt. So leicht kann man es sich nicht machen."
"Hohes Gericht," ließ sich jetzt auch der Ankläger William Shadow vernehmen. "Der Angeklagte hat Leid über viele Menschen gebracht, wie jeder andere Todesser auch. Wenn man ihn wegen seiner Taten nicht verurteilt, dann wird jeder Anhänger Voldemorts darauf plädieren, doch nur Befehle des Lords ausgeführt zu haben. Eine Wiedergutmachung an der Gesellschaft ist unabdingbar."
Diesmal konnte Hermine nur am Schnauben der Leute hinter ihr hören, dass sie ganz der Meinung des Anklägers waren.
Die Richterin erteilte nun wieder Dumbledore das Wort.
"Mein Mandant bestreitet gar nicht die Dinge, die ihm zur Last gelegt werden, begangen zu haben. Doch er tat dies um der Gesellschaft zu dienen. Es war ein gefährliches Unterfangen, sich in die Reihen der Todesser zu begeben. Sollten wir ihm seinen Einsatz, der oft genug lebensgefährlich für ihn war, so danken?"
Jetzt erhob sich William Shadow mit siegessicherer Miene.
"Mr. Snape, würden Sie uns bitte sagen, ob das Spionieren der Grund für Ihren Eintritt bei den Todessern war?"
Hermine stockte vor Schreck der Atem.
Entgegen besseren Wissens hoffte sie, dass Severus nun lügen würde.
Doch das tat er nicht.
"Nein. Das war nicht der Grund. Ich bin aus Überzeugung zu den Todessern gegangen. Erst später - als ich erkannte, dass es ein schrecklicher Fehler war - habe ich begonnen zu spionieren."
Erneut schien die Menge still zu beben. Stühle quietschten, während einige sich neugierig nach vorne lehnten. Niemand wollte das Geringste verpassen.
Hermine dagegen wäre am liebsten aufgesprungen und aus dem Saal geflohen. Es war alles so furchtbar, dass sie glaubte, es könne unmöglich noch schlimmer kommen. Doch die nächste Frage von Shadow war geradezu vernichtend.
"Ja, Mr. Snape - dann können Sie uns doch sicher auch sagen, wie viele Menschen Sie getötet haben, bevor Sie dann zum Spion wurden."
Severus schüttelte den gesenkten Kopf.
"Was!" begehrte Shadow laut auf, "Sie können es uns nicht sagen - waren es so viele, dass Sie mit dem Zählen nicht nachkamen?"
Seine Stimme hatte überaus zynisch geklungen und Severus sah ihn einen Moment vernichtend an. Dann senkte er den Kopf jedoch wieder und sagte schwach: "Keinen."
"Keinen? Und das sollen wir Ihnen glauben?" Erneut troff die Stimme des Anklägers vor Sarkasmus.
"Da ich keine Zeugen dafür habe, bin ich wohl darauf angewiesen, dass Sie mir glauben."
Die Richterin hob jetzt beschwichtigend die Hand.
"Wir werden im Verlauf der Verhandlung noch einige Zeugen hören. Vielleicht ist doch jemand darunter, der uns über diese erste Zeit bei den Todessern Auskunft geben kann. Professor Dumbledore, wir würden dann gerne Ihren ersten Zeugen hören."
Der Direktor erhob sich kurz und gab dem Gerichtsgeist einen Zettel, worauf dieser wiederum durch die geschlossene Tür schwebte.
Kurz darauf betrat Minerva McGonagall den Raum. Sie setzte sich an den Zeugentisch und ihr Gesicht sah für einen Moment entsetzt aus, als sie Severus ansah. Die Richterin klärte auch mit ihr die Personalien, dann fragte sie: "In welchem Verhältnis stehen Sie zum Angeklagten?"
"Wir sind Kollegen," sagte die Stellvertretende Direktorin.
"Und wussten Sie von den Aktivitäten Severus Snapes bei den Todessern?"
"Ja," antwortet McGonagall sofort, dann fuhr sie fort, "Ich bin ein Mitglied des Ordens des Phönix. So wie Severus Snape auch. Wir alle wussten von seinem Einsatz beim Lord. Und wir alle wissen, wie sehr Severus manchmal darunter litt."
Hermine sah, wie Severus überrascht den Kopf hob und Minerva ansah. Diese verzog keine Miene und sah ihm stumm entgegen.
"Könnte die Zeugin dies bitte erklären," ließ sich Shadow gelangweilt vernehmen.
Minerva sah kurz zur Richterin, die ihr auffordernd zunickte.
"Nun," sagte sie dann und ihr Blick ging zögerlich wieder zu Severus, "er hatte oft körperliche Blessuren von den Misshandlungen des Lords, die mehrmals sogar eine Behandlung durch unsere Krankenschwester Madam Pomfrey erforderten."
Hermine stockte abermals der Atem, als sie dies hörte. Sie fühlte sich schrecklich bei dem Gedanken, dass sie Severus vorgeworfen hatte, dass er stets auf der ausführenden Seite, und nie auf der Seite des Gequälten gestanden habe.
Minerva erzählte mit fester Stimme weiter, "Ich weiß aber auch, dass er psychisch sehr unter seiner Rolle gelitten hat. Er litt oft an Schlafstörungen und Kopfschmerzen..."
"So?" fiel der Ankläger ihr ins Wort , "und woher wissen Sie, dass der Angeklagte an Schlafstörungen und Kopfschmerzen litt. Hat er Ihnen das etwa gesagt?"
McGonagalls Stimme war ruhig, jedoch hatte sie einen Unterton, als spräche sie mit einem begriffsstutzigen Schüler.
"Mr. Shadow, ich denke, wenn jemand sich freiwillig dreimal die Woche für die Nachtwache einteilen lässt, dann deutet das durchaus auf eine gewisse Schlaflosigkeit hin. Ich für meinen Teil habe die Nachtwache gemieden wann immer ich konnte, da ich meinen Schlaf dringend benötige. Unser Hausmeister, Mr. Filch, kann sicher bestätigen, wie oft ihn Severus Snape sogar auf seinen Rundgängen durchs Schloss begleitet hat, obwohl er eigentlich gar nicht eingeteilt war. Und was die Kopfschmerzen betrifft - ich kann Ihnen genau beschreiben, wie das Fläschchen aussieht, das Professor Snape ständig bei sich trug, um dem Schmerz in seinem Kopf wenigstens etwas Einhalt zu gebieten."
Shadow winkte bereits ab. "Das ist alles höchst interessant," sagte er geringschätzig, "und Sie denken, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit lassen darauf schließen, dass der Angeklagte unter seiner Rolle beim Lord litt?"
Minerva McGonagall hob abfällig eine Augenbraue.
"Ja - Sie vergessen die Misshandlungen, die ich Eingangs erwähnte. Ich bin mir sicher, dass Professor Snape nur selten darüber geredet hat, und ich denke wirklich, dass Madam Pomfrey uns mehr Informationen geben können wird - doch was ich nur sagen will, ist, dass ich nicht denke, dass Severus Snape so masochistisch veranlagt ist, dass er sich freiwillig dem Cruciatus unterworfen hat, bis er stundenlang nur noch Blut spuckte."
Hermine schlug eine Hand vor ihren Mund. Welches Unrecht sie Severus mit ihrer Bemerkung angetan hatte, er hätte nie unter dem Lord gelitten, wurde ihr nun erst wirklich bewusst.
Die Richterin ließ einen Moment den Blick auf Severus ruhen. Offensichtlich versuchte sie zu ergründen, wie ein Mensch solche Qualen freiwillig durchgehalten hatte.
Doch das Stechen ihrer Augen wurde um keinen Deut weicher. "Professor Dumbledore, haben Sie Fragen an die Zeugin?"
Der Direktor räusperte sich kurz und sah dann McGonagall mit einem leichten Lächeln an. "Professor McGonagall, würden Sie uns bitte sagen, ob Sie Professor Snape mögen."
"Das tut doch nichts zur Sache," fuhr Shadow dazwischen.
"Oh - ich denke schon. Es soll uns etwas darüber in Kenntnis setzen, wie die Menschen in Professor Snapes Umfeld auf ihn reagiert haben und dazu dienen, dass wir uns ein Bild über das soziale Verhalten meines Mandanten machen können."
Unwillkürlich entfuhr Severus ein gequältes Stöhnen. Doch Dumbledore ignorierte es und sah um Erlaubnis bittend zur Richterin. Diese nickte leicht und sagte: "Bitte wiederholen Sie Ihre Frage - die Zeugin soll antworten."
Dumbledore fragte erneut: "Mögen Sie Professor Snape?"
Zum ersten mal schien McGonagall verunsichert.
Sie verschloss den Mund zu einer schmalen Linie. Dann sah sie kurz auf ihre Hände. Sie schaute zu Dumbledore und mied Severus Blick, als sie sagte: "Ich habe Professor Snape nie besonders gemocht. Er erschien mir immer sehr verschlossen. Doch ich muss ihn nicht mögen, um Ihnen zu sagen, dass er stets seine Pflichten erfüllt hat und uns allen einen großen Dienst erwiesen hat."
Der Direktor nickte Minerva dankend zu, dann wurde sie aus dem Zeugenstand entlassen.
"Wir werden die Verhandlung nun für eine Viertelstunde unterbrechen, bevor der nächste Zeuge gehört wird," gab Richterin Handerson bekannt.
Dann verließ sie den Saal und sofort erhoben sich auch die Zuschauer, um sich gegenseitig ihre Meinung auf dem Flur kundzutun.
Severus wurde von seinen Wärtern erneut massiv mit den Zauberstäben bedroht, was Albus mit grimmiger Miene beobachtete.
Hermine hörte, wie er zu den Wärtern sagte: "Können Sie während der Verhandlung nicht wenigstens seine Fesselung lösen? Es ist doch nicht nötig, einen Angeklagten derart zu behandeln."
"Wir befolgen nur unsere Anweisungen," sagte einer der Wärter ohne die geringste Regung.
Severus schien es egal zu sein. Er hatte nur einen Wunsch - er wollte mit Hermine sprechen. Doch kaum hatte er sich zu ihr gedreht, wollten die Wärter ihn erneut herumreißen. Dumbledore ging dazwischen und Hermine hatte für einen Moment Angst, sie würden den alten Mann einfach niederschlagen. Doch das schienen sie nicht zu wagen, denn Dumbledore hatte nach wie vor eine Menge Einfluss.
"Sehen Sie - er ist gefesselt und Sie haben zwei Zauberstäbe auf ihn gerichtet. Lassen Sie ihn mit ihr reden. Sie haben ihn doch jederzeit unter Kontrolle."
Die beiden Wärter sahen sich ratlos an.
"Es wäre sicher nicht in Ihrem Sinne, wenn der Orden des Phönix eine offizielle Beschwerde gegen die Arbeitsweise der Wärter von Askaban einlegen müsste, nicht wahr?"
Nach einer kurzen Unterredung miteinander, stimmten die Wärter schließlich zu, dass der Gefangene unter ihrer strengen Aufsicht mit der jungen Frau reden dürfe.
Severus ließ sich das nicht zweimal sagen. Er ging zu Hermine und versuchte seine beiden bedrohlichen Schatten zu ignorieren.
tbc
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