von Kira Gmork
@Cara
Du scheinst Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Planes zu vermuten...und natürlich liegst du damit absolut richtig!
Ich wünsche dir spannende Unterhaltung!
@GefangeneVonAskaban
Stimmt, wenn glatt liefe, wäre es wohl langweilig...auch wenn wir es unseren Helden natürlich gönnen würden! ;)
@Magic
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass du mich auch im Forums-FF-Thread willkommen geheißen hast - *Knuddeldank*
LG, Kira
20. Kapitel
Jenseits der Angst
Voldemort hatte nach Lucius Malfoys Arm gegriffen und stellte mit Hilfe dessen Mals eine Verbindung zu Severus her, der dieser nicht entkommen konnte. Hermine wusste, dass er sich dieser Macht nicht entziehen konnte.
In diesem Zustand war er ihr keine Hilfe. Sie war völlig auf sich gestellt. Mit dem Gefühl als würde ein eisiger Hauch sie durchwehen, sah sie zu, wie Severus vor seinem Gebieter den Kopf senkte.
Lucius Malfoy stand ebenfalls völlig unter dem Einfluss des dunklen Lords. Er schien sich nicht rühren zu können, während die Hand Voldemorts über seinem Mal schwebte. Hermine fragte sich still, was dies zu bedeuten hatte.
Doch als sie die folgenden Worte hörte, die aus dem Munde des unmenschlichen Monsters drangen, das sich selbst 'Lord Voldemort' nannte, da glaubte sie, die Welt um sie herum müsse jeden Moment einstürzen.
"Lucius, du warst mir immer ein treuer Diener. Nie habe ich an deiner Loyalität zweifeln müssen. Und nun bist du sogar bereit, mir deinen Körper zur Verfügung zu stellen. Ich weiß, dass du mein wichtigster Mann bist. Aus diesem Grunde habe ich mich entschieden, dich zu behalten. Du wirst auch weiterhin an meiner Seite sein. Aber Severus - bei dir bin ich mir schon lange nicht mehr sicher, auf welcher Seite du stehst. Beweise mir, dass du ein wahrer Todesser bist. Biete dich mir freiwillig an, und ich werde dir die Ehre zuteil werden lassen, als der mächtigste Zauberer aller Zeiten weiterexistieren zu dürfen."
Hermine fühlte sich, als habe ihr jemand bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen. Sie starrte zu Severus, der nach wie vor demütig vor dem Lord kniete.
"Nein."
Zuerst glaubte sie, dieses Wort stamme von Severus, doch es war Lucius, der es ungläubig gestammelt hatte.
"Mein Lord - Ihr hattet mich ausgewählt - mich!" stieß er wütend hervor.
"Schweig!" herrschte der Lord ihn an. Sein Blick war nicht von Snape gewichen, der immer noch nicht reagierte.
"Ich erwarte deine Antwort," sagte Voldemort ungeduldig an die vor ihm kniende Person gerichtet. Plötzlich richtete Severus sich auf und laut und deutlich sagte er: "Die Ehre, Euch mit meinem Körper dienen zu dürfen, nehme ich mit Freuden an."
Der Lord stieß ein zufriedenes Lachen aus. Dann wandte er sich an Lucius: "Sei nicht enttäuscht mein Freund. Glaube mir, dir wird noch genug Ehre zuteil. Und schließlich kann selbst ich einer schönen Frau keinen Wunsch abschlagen - insbesondere dann, wenn er so überzeugend vorgebracht wird."
Lucius Malfoy sah den Lord unverstehend an. "Was meint Ihr damit? Welcher Wunsch?"
Erneut lachte Voldemort. "Deine Frau Narcissa hat mir sehr überzeugend klar gemacht, wie sehr sie dich liebt. Um dich zu behalten war sie bereit, sich mir selbst in Zukunft als Gegenleistung anzubieten."
Narcissa, verflucht - was hatte sie getan? Sie hatte sich dem Lord anbieten sollen, jedoch erst nachdem er mit ihm verschmolzen war. Nicht, um genau dies zu verhindern. Lucius Malfoy kochte vor Wut. Wenn er seine Frau jetzt zu packen bekommen hätte, dann hätte er sie auf der Stelle getötet.
Voldemort schien nicht gewillt, weiter auf die Verärgerung Malfoys einzugehen. Er richtete nun seine ganze Aufmerksamkeit auf Severus.
Die Augen des Lords leuchteten wie im Fieberwahn, als er sagte: "Mit Hilfe deines Körpers werde ich nach Hogwarts gelangen. Ich werde Dumbledore gegenüberstehen und er wird nicht ahnen, dass ich es bin - bis er unter meinen Händen langsam sein Leben aushaucht. Erst dann wird der alte Narr begreifen, dass er den Kampf endgültig verloren hat. Ich freue mich auf sein Gesicht, wenn er erkennt, dass ich unter seiner Nase in Hogwarts eindringen konnte und die Macht dann endlich wieder mir gehört."
Severus ließ ein kehliges Lachen hören. "Ja, mein Lord. Der Dummkopf vertraut mir, er wird die Wahrheit erst erkennen, wenn es zu spät ist."
Hermine starrte Severus nun entsetzt an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Der schlimmste aller Fälle war eingetreten. In wenigen Minuten wollte der Lord Severus Körper übernehmen. Die Verzweiflung in Hermine war so groß, dass sie es nicht mehr über sich brachte, ihre Rolle zu spielen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Irgendetwas musste geschehen. Es durfte nicht so enden. Nur noch wenige Augenblicke, dann würde der Mann, den sie liebte nicht mehr existieren. Seine Hände würden sie berühren, und seine Augen würden sie verschlingen, während er seine Gier an ihr stillte, doch es würde nicht mehr er sein. Der Lord würde sie benutzen, um seine Pläne zu verfolgen. Hermine konnte unmöglich noch länger so tun, als stünde sie unter dem Fluch. Sie musste kämpfen. Jetzt! Sie richtete sich auf und machte einen Schritt auf Voldemort zu.
Severus hatte es beobachtet und ehe sie wusste wie ihr geschah, stürzte er auf sie zu und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie geriet ins Wanken und konnte spüren, wie er mit festem Griff ihren Arm umklammerte und so einen Sturz verhinderte. Ihr Arm fühlte sich an, als sei er in einen Schraubstock gespannt. Seine Stimme klang atemlos, als er sagte: "Du dreckiges kleines Schlammblut. Jetzt wirst du mir doch noch zu Willen sein! Du hast geglaubt, meine Schläge hinnehmen zu müssen sei schlimm? Dann warte ab wie es sein wird, wenn ich dich..." Der Rest des Satzes ging in einem Kuss unter, den er ihr gewaltsam auf den Mund presste, indem er ihr Kinn mit zwei Fingern unbarmherzig zu sich zog.
Eng drückte sich Severus an sie, um ihr Angst vor dem Körper einzuflößen, der sie nur wenig später, ohne Rücksicht in Besitz nehmen sollte.
Hermine wusste nicht wie ihr geschah. Sein Schlag war schmerzhaft gewesen. Ihre Wange glühte förmlich. Und auch der Kuss war ihr widerlich. Severus Stimme klang geifernd und seine Augen sprühten fast genauso vor Irrsinn, wie die des Lords. Hermine fühlte, wie Severus sie regelrecht zwischen sich und der Wand einklemmte. Dann spürte sie, wie er seine Hand unter ihren Umhang schob. Für einen Moment hatte sie die Befürchtung, er würde sie noch mehr demütigen wollen, indem er ihr die Kleidung herunterriss.
Doch dann spürte sie, wie er ihr etwas zusteckte. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Augen. Sie wusste, dass es zu spät war. Severus hatte die Hoffnung aufgegeben, aus diesem Spiel lebend herauszukommen. Er hatte ihr seinen Zauberstab überlassen, damit sie sich wenigstens noch gegen den Lord - nein, gegen ihn, wehren könnte. Hermine hatte den Zauberstab in die Innentasche ihres Umhangs geschoben und erst jetzt ließ Severus von ihr ab. Sein Lachen klang grausam, als er sie mit einem letzten Blick bedachte.
Dann wandte er sich um und ging zu Voldemort. Dieser hatte das Schauspiel mit gierigen Augen verfolgt. Es schien ihm zu gefallen, dass Snape es geschafft hatte Panik in ihr hervorzurufen.
Hermine spürte den Zauberstab dicht an ihrem Körper. Doch es war noch zu früh. Der Lord weidete sich noch an ihrer Angst und der gleichzeitigen Unfähigkeit, dem Schauspiel zu entfliehen. Lucius Blick lag ebenfalls auf ihr. Aus seinen Augen sprach das Bedauern, dass es nun nicht er sein würde, der sie besitzen könnte. Severus hingegen wandte ihr den Rücken zu. Er war auf die Knie gesunken und bot Voldemort seinen Arm, mit dem Todessermal dar.
Der Lord griff danach und kurz darauf stieß Severus einen erstickten Schrei aus. Hermine wusste, dass die Transformation nun begann. Sie stürzte in die Richtung der beiden Männer, wurde jedoch von Lucius Malfoy festgehalten. Der blonde Mann drehte ihr einen Arm schmerzhaft auf den Rücken. "Du wirst dich noch ein wenig gedulden müssen," zischte er.
Hermine spürte, wie der Griff sie lähmte. Wie von Sinnen schrie sie: "Nein - nein - bitte, NEIN!"
Fast im gleichen Moment stieß auch Voldemort einen langen Schrei aus.
Malfoy sah zu den beiden Männern hinüber, die nun voreinander knieten und beide sehr kraftlos aussahen. Hermine wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Doch sie war unfähig, sich zu bewegen. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein greller Lichtblitz schoss zu Lucius Malfoy und traf ihn am Arm.
Sofort ließ er Hermine los, und ein ungläubiger Blick lag auf seinem Gesicht, als er schrie: "Narcissa - was - bei Merlin - soll das?"
Das Gesicht der bildschönen Narcissa Malfoy war nun zu einer hässlichen Maske verzerrt, als sie mit erhobenem Zauberstab auf ihren Mann zuschritt.
"Du hast wirklich geglaubt, ich würde all dies über mich ergehen lassen? Glaubst du wirklich ich sei dein Eigentum? Ich weiß, dass du es gerne siehst, wenn jemand Qualen leidet. Doch zur Abwechslung wirst diesmal du es sein, der leiden wird. Mal sehen, ob dir das dann immer noch so gut gefällt. Ich habe den Lord nur aus einem einzigen Grund gebeten, sich nicht mit dir zu vereinen. Ich wollte nicht, dass du diese Macht erhälst. Du hattest schon immer viel zu viel Macht über mich und auch über andere. Damit ist nun endgültig Schluss!"
Hermine hörte, wie Narcissa ihrem Mann einen Cruciatus entgegenschickte. Doch sie hatte sich bereits abgewandt und lief zu Severus, der von dem Geschehen offensichtlich nicht das Geringste mitbekam. Sein Körper vibrierte heftig, als der Lord ihm beide Hände an die Schläfen legte, um seine körperliche Hülle zu übernehmen.
Mit einem kurzen Ruck holte Hermine Severus Zauberstab hervor und richtete ihn auf den ebenfalls heftig zitternden Voldemort.
Im letzten Moment sah sie, wie der Blick des Lords sich ungläubig auf den Zauberstab richtete. Er schien zu erkennen, wem dieser eigentlich gehörte, denn seine Augen funkelten vor Zorn, als er auf den Mann vor sich blickte.
"Stupor," rief Hermine und der Lord wurde soweit weg geschleudert, dass er gegen die rückwärtige Wand schlug. Der ohnehin völlig geschwächte Voldemort wurde ohnmächtig und Hermine sah, wie ein Rinnsal Blut aus seinem Mund lief, als er scheinbar leblos auf dem Boden lag.
Hinter sich hörte Hermine Lucius Malfoy vor Schmerz schreien, während Narcissa, wie von Sinnen, Verwünschungen ausstieß.
Doch Hermine hatte keine Zeit sich darum zu kümmern. Sie sank zu Severus auf die Knie und suchte seinen Blick. Ihr Herz blieb fast stehen als sie erkannte, dass seine Augen leer waren. Kein Erkennen sprach daraus. Keine Reaktion auf ihre Berührungen. Er kniete einfach nur da und schien darauf zu warten, mit neuem Leben gefüllt zu werden.
Severus Snape gab es nicht mehr.
Hermine griff nach ihm und schüttelte seinen Körper. Sie schrie ihn an und schließlich weinte sie an seiner Brust, doch er reagierte überhaupt nicht.
Hinter ihr flehte Lucius Malfoy seine Frau an aufzuhören, doch Narcissa war wie besessen davon, ihrem Mann die jahrelangen stillen Qualen heimzuzahlen. Sie hörte nicht auf. Erst als er schon geraume Zeit leblos auf dem Boden lag, ließ sie ihren Zauberstab fallen und murmelte unablässig: "Du sollst nur mal sehen wie das ist."
Hermine begriff, dass Narcissa Malfoy den Verstand verloren hatte. Sie hatte ihren Mann getötet und es nicht einmal wirklich bemerkt.
Auch sie selbst war nahe daran, den Verstand zu verlieren. Severus war zu einer leeren Hülle geworden.
Von Voldemort erklang plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen.
Hermine sah nur kurz zu ihm und erkannte, dass er zu kraftlos war, um sich erheben zu können. So sehr sie sich danach gesehnt hatte ihn zu töten, so gleichgültig war er ihr nun. Sollte er doch leiden - sie würde ihn nicht vorzeitig davon erlösen. Und sie erkannte, dass sie sich keine Sorgen darüber machen musste, dass er ihr noch gefährlich werden könnte.
Abermals ging ihr Blick zu Severus. Er sah durch sie hindurch.
"Bitte - lieber Merlin, hilf uns! Hilf uns doch!" flehte Hermine.
Tränen strömten über ihr Gesicht und sie griff nach Severus Hand. Behutsam legte sie sie auf ihren Bauch. "Unser Kind braucht dich. Ich brauche dich. Komm zu uns zurück." Sie konnte keinerlei Regung bei ihm erkennen.
"Verdammt!" brüllte sie dann wütend, "glaubst du, du könntest dich so leicht aus der Affäre ziehen? Du wirst gefälligst deine Aufgaben übernehmen! Das ist nicht nur mein Kind. Du hast hier noch eine Menge zu tun - also, mach dass du wieder zu Sinnen kommst - VERSTEHST DU!"
Ein leises Lachen ertönte hinter ihr.
Hermine drehte sich wuterfüllt um. Dort lag Voldemort und immer mehr Blut lief aus seinem Mund. Offensichtlich hatte er innere Verletzungen durch den heftigen Aufprall erlitten. Trotzdem lachte er leise. Hermine ließ von dem apathischen Snape ab und ging zu Voldemort hinüber.
Sie stand vor ihm und sah kalt auf ihn herab. Sein Lachen wurde noch eine Spur lauter, als er sie dort stehen sah.
"Er hat also doch nicht die Finger von dir lassen können," stellte er mit spöttischer Stimme fest und wurde kurz darauf von einem Hustenanfall geschüttelt, der einen weiteren Schwall Blut aus seinem Mund strömen ließ.
Hermine betrachtete ihn angeekelt.
"Er hat dich geschwängert. Du erwartest also das Kind eines Todessers," flüsterte der Lord nun mit enormer Kraftanstrengung.
Sie wandte sich von ihm ab und sah zum reglosen Severus hinüber. "Ich erwarte ein Kind von dem Mann, den ich liebe," sagte sie wieder an den Lord gewandt.
Als sei dies der größte Witz, den er je gehört habe, lachte Voldemort erneut auf. "Der Mann, den du liebst," höhnte er, "den gibt es nicht mehr. Du hättest uns nicht unterbrechen sollen, dann hättest du wenigstens seinen lebendigen Körper gehabt."
Erneut ergoss sich ein Blutschwall über seine Brust. Hermine kam dennoch ein Stück näher an ihn heran. "Er hat lieber sterben wollen, als Ihnen mit seinem Körper zu dienen," sagte sie hasserfüllt.
"Aber er ist nicht gestorben. Er ist gefangen," sagte der Lord mit diabolisch blitzenden Augen. Hermine holte den Zauberstab hervor, den sie wieder in den Umhang gesteckt hatte.
Sie drehte sich kurz zu Narcissa um, die sich neben ihren toten Mann hatte sinken lassen und seinen Körper wie den eines Kindes hin und her wiegte. Dabei sprach sie immer noch leise auf ihn ein.
Hermine sah zu Severus, der von all dem nichts mitzubekommen schien.
"Wo ist er gefangen? Wie ist er gefangen?" fragte Hermine fordernd.
Doch Voldemort lachte nur abermals. "Bis du das herausgefunden hast, ist es zu spät," geiferte er. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und sah auf die Hand, an der sein Blut klebte. "Schade um seinen Körper. Ich hätte ihn gerne gehabt. Aber auch du wirst seinen Körper nun nie wieder haben, nicht wahr? Das hätte anders enden können."
Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. Dies war ein einziger Albtraum. Irgendwie musste sie Severus doch wieder in die Wirklichkeit holen können. Doch was, wenn sein Geist wirklich nicht mehr in seinem Körper war? Was, wenn dies tatsächlich nur noch eine leere Hülle war, die dort mitten auf dem Boden kniete. Hermine fröstelte bei der Vorstellung. Man würde Severus nach St. Mungos bringen. Er würde keinerlei Reaktion zeigen, wenn sie ihm ihr Kind präsentieren würde. Und immer würde sie wissen, dass er in Wahrheit irgendwo gefangen war, ohne die Möglichkeit sich je zu befreien.
Der Lord schien ihre Gedanken gelesen zu haben, denn er grinste sie boshaft an.
"Vergiss nie, dass ich dich liebe," sagte er dann plötzlich.
Hermine glaubte im ersten Moment, sie habe sich verhört. Doch dann wurde ihr klar, dass der Lord dies in ihren Gedanken gelesen haben musste. Und sie nun mit dieser letzten Bitte, die Severus an sie gerichtet hatte, bevor sie dieses schreckliche Theater spielen mussten, benutzte, um sie zu quälen.
Sie sah ihn forschend an. Was würde er sich als nächstes einfallen lassen, bevor er endlich so kraftlos war, dass er für immer schwieg. Voldemort öffnete den Mund, doch seine Worte waren so leise, dass sie sie kaum verstand. Sie ging noch ein Stück näher an ihn heran, obwohl sie seine Gemeinheiten eigentlich gar nicht hören wollte.
Ganz leise vernahm sie seine Worte: "Töte ihn."
Hermine wich vor Voldemort zurück.
Ungläubig sah sie ihn an. Und dann begriff sie endlich. Dies war nicht der Lord. Dies war Severus, der zu ihr sprach.
Mit aller Kraft griff sie nach dem blutüberströmten Körper Voldemorts und schleifte ihn zum knienden Severus hinüber.
Der sterbende Lord begann erneut zu höhnen: "Es ist zu spät. Du wirst es nicht rechtzeitig schaffen. Du hast versagt, Schlammblut. Aber mein Fluch hat über dich gesiegt - dein Kind wird immer der beste Beweis dafür sein - du wirst meinen Sieg über dich nie vergessen," ein erneutes Lachen folgte, doch es war nur noch sehr schwach.
Es kostete sie enorme Anstrengung, den Lord so zu drehen, dass sie seine Hände an die Schläfen des knienden Severus legen konnte.
Mit einem Zauberspruch sorgte sie dafür, dass diese dort blieben wo sie waren und betete, dass Voldemort nicht doch noch genügend Kraft aufbringen würde, um Severus Schaden zuzufügen.
Als alles soweit war, hoffte sie einfach, dass dies der richtige Weg war. Severus - wenn es denn Severus gewesen war - hatte nicht mehr viel Kraft aufbringen können, zu ihr zu sprechen. Doch er hatte verlangt, dass sie den Lord tötete. Sie versuchte daran zu glauben, dass Severus wirklich in dessen Körper gefangen war, und auf diese Weise die Möglichkeit fand, in seinen eigenen Körper zurückzukehren, bevor der Lord starb und ihn mit in die Hölle nahm.
Doch freiwillig würde der Lord ihn sicher nicht gehen lassen. Severus musste den richtigen Moment zwischen Leben und Tod finden, um wieder in seinen Körper zu wechseln.
"Ich werde den tödlichen Fluch anwenden," sagte sie an Voldemort gewandt, in der Hoffnung, dass Severus sie hörte.
Dem dunklen Lord schien es ganz und gar nicht zu passen, dass die Frau, die eigentlich sein Opfer hatte sein sollen, ihn durchschaut hatte. Er versuchte die Hände von Snapes Schläfen zu lösen, musste jedoch einsehen, dass seine Kraft nicht ausreichte.
Hermine hob langsam Severus Zauberstab, dann richtete sie ihn auf Voldemort.
"Ich habe über dich triumphiert...," sagte dieser, bevor Hermine die Worte sprach, die ihn endgültig zum Schweigen brachten.
"Avada Kedavra," sagte sie langsam und beobachtete die beiden Männer vor ihr genau.
Sie hatte nichts erkennen können, außer dem Blitz aus Severus Zauberstab, der gegen den Lord prallte und diesen sofort tot zusammensacken ließ.
Für einen Moment stand sie einfach nur da und fühlte sich hilflos. Es war so völlig anders, als sie es ersehnt hatte. Wenn sie sich auch diese Rache mehr als alles andere gewünscht hatte, so hatte sie dennoch die erschreckende Erkenntnis, dass sie gerade einen Menschen getötet hatte. Auch wenn man diese Kreatur kaum noch als Menschen bezeichnen konnte und er für seine grauenhaften Taten an ihr und so vielen anderen den Tod verdient hatte, so fühlte sie dennoch, dass es letztendlich nicht ihre Aufgabe gewesen wäre ihn hinzurichten.
Doch sie hatte es in der Hoffnung getan, Severus damit retten zu können. Als sie zu der, nach wie vor knienden Gestalt sah, brach sie in Tränen aus und schlug die Hände vor das Gesicht. Sie hatte ihn endgültig verloren. Vielleicht hatte sie alles falsch verstanden. Vielleicht war es doch eine grauenvolle Falle des Lords gewesen. Vielleicht hatte sie mit ihm auch Severus getötet. Hermine war völlig verzweifelt. Die Welt um sie herum schien nicht mehr zu existieren. Nie wieder wollte sie in die leblosen Augen des Mannes blicken, der alles riskiert hatte, weil sie ihm keine andere Wahl gelassen hatte.
Plötzlich spürte sie, wie Arme sie umschlangen.
Es kam ihr vor wie ein Wunder, als sie in Severus Augen blickte. "Du hast es geschafft," sagte er leise.
Hermine konnte nicht antworten. Es war das erste mal in ihrem Leben, dass sie erfuhr, dass Glück einem ebenso die Kehle zuschnüren konnte wie das Gefühl der Angst.
Severus wand ihr schnell den Zauberstab aus den Händen und erst jetzt begriff Hermine, dass Auroren und Ordensmitglieder gemeinsam den Raum betraten. Sie konnte kaum reagieren, als Severus sich erhob und von Auroren den Zauberstab aus der Hand geschlagen bekam.
Nur ein paar Sekunden später war er magisch gefesselt worden und einer der Auroren, den Hermine als ihren ehemaligen Kollegen David Morriss erkannte, sagte: "Sie werden verhaftet, weil sie im Verdacht stehen, ein Todesser zu sein und einen unverzeihlichen Fluch verwendet zu haben. Sie werden nun nach Askaban gebracht, bis ihre Sache verhandelt wird."
Hermine versuchte David daran zu hindern Severus abzuführen, doch der ehemalige Kollege sagte nur, "du kennst die Bestimmungen, Hermine. Ich muss ihn mitnehmen - auch wenn es Lord Voldemort ist, den er getötet hat. Er ist ein Todesser und er hat gegen die Gesetze verstoßen."
Hermine wollte verzweifelt einwenden, dass er es nicht gewesen war, der den tödlichen Fluch gesprochen hatte, sondern sie. Doch Severus unterbrach sie sofort: "Denk an unser Kind! Alles wird gut. Ich verspreche es dir."
Dann wurde er abgeführt und Hermine fiel Dumbledore weinend in die Arme, der auf sie zugeeilt war. Hinter ihm hatte Draco Malfoy den Raum betreten. Er versuchte seine Mutter dazu zu bewegen, endlich von dem toten Vater abzulassen.
Hermine schluchzte immer noch und versuchte wenigstens Dumbledore klar zu machen, was sich wirklich abgespielt hatte.
Doch dieser hob beschwichtigend den Arm. "Severus hat Recht. Es wird alles ins Reine kommen. Die Anklage gegen ihm wird fallen gelassen werden. Es ist nur eine reine Formsache, dass er nach Askaban gebracht wird. Und wenn es wahr ist...wenn Sie wirklich ein Kind erwarten, Miss Granger - dann ist es besser, wenn er nach Askaban geht!"
Hermine schüttelte stumm den Kopf. "Ich habe ihn doch gerade erst wiederbekommen - und jetzt nehmen sie ihn mir wieder weg. Ich ertrage das nicht. Ich brauche ihn. Ich liebe Severus."
Der Direktor nahm Hermine fester in den Arm. "Sie bekommen ihn wieder. Das verspreche ich."
Draco Malfoy kam jetzt auf sie zu. Er sah völlig verstört aus und seine Stimme klang fast tonlos. "Ich wollte es erst gar nicht glauben, als meine Mutter mir erzählte, dass der Lord mit meinem Vater die Körper tauschen wollte. Sie war außer sich. Immer hat sie zu ihm gehalten, all die Jahre lang. Und plötzlich lässt sie mir eine Nachricht zukommen, dass sie nicht länger mit ansehen wird, wie der Lord und mein Vater unser aller Leben zerstören. Die ganze Zeit über haben wir mit den Todessern sympathisiert, doch dass mein Vater soweit gehen würde, sein - und unser aller Leben für den Lord zu opfern - konnte ich nicht glauben. Daher habe ich mich entschlossen, mich Ihnen anzuvertrauen, Professor Dumbledore - in der Hoffnung, dass Sie einen Weg finden würden, das Schlimmste zu verhindern. Doch ich ahnte nicht, dass meine Mutter bereits ihre eigenen Pläne hatte. Mein Vater könnte vielleicht noch leben, wenn ich schneller gewesen wäre."
Dumbledore fasste Draco behutsam bei der Schulter. "Es ist nicht Ihre Schuld. Sie haben sich für die richtige Seite entschieden. Für Ihre Mutter wird jetzt alles getan, was in unserer Macht steht."
"Sie hat meinen Vater getötet," sagte Draco mit erstickter Stimme.
Dumbledore nickte stumm und zum ersten mal schienen dem alten Mann tatsächlich die Worte zu fehlen.
tbc
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