von Kira Gmork
Ganz herzlichen Dank an Cara, Magic, Who IAm und MarauderSanne!
Ich wünsche euch viel Spaß und Spannung bei diesem Chap.
Kira :)
8. Kapitel
Außer Kontrolle
Hermine wälzte sich von einer Seite auf die andere. Sie weinte im Schlaf, doch sie wurde einfach nicht wach.
Immer wieder schlugen ihre Hände nach unsichtbaren Feinden. Sie lachten hinter ihrem Rücken, doch jedes mal, wenn sie sich herumdrehte, kam das Lachen aus einer anderen Richtung. Sie schrie, sie sollen aufhören. Doch ihr Schrei kam nur wie ein Flüstern über ihre Lippen. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie wirbelte herum und sah in Severus dunkle Augen. Sie schrie erneut aus vollem Leib, er solle sie in Ruhe lassen. Und dann schloss er die Augen und verschwand. In ihrem Traum stand sie da und sah ihm nach. Dann begann sie erneut zu schreien und diesmal war ihre Stimme laut und deutlich zu vernehmen: "Lass mich nicht allein!"
Schweißgebadet fuhr sie aus dem Schlaf. Sie atmete heftig und sah sich hektisch um. In der Morgendämmerung erkannte sie das Zimmer der neuen Pension, in der sie nun wohnte. Sie beruhigte sich etwas, als sie den hellen freundlichen Raum sah. Ihr Atem wurde langsamer und sie legte sich wieder auf das Bett zurück.
Dann griff sie das Kissen und vergrub ihr Gesicht hinein. Lautlos begann sie zu weinen. Das Gefühl des Verlassenseins war ihr noch so gegenwärtig, dass sie völlig darin gefangen war.
Es schockierte sie nicht sonderlich, dass es ausgerechnet Snape war, dem sie in ihrem Traum so verzweifelt hinterhergerufen hatte. Schließlich war er es, der sie am Leben erhielt. Auch wenn sie alles getan hätte, dass er dies niemals erfuhr.
Sie wusste jedoch, dass er es höchstwahrscheinlich herausbekommen würde. Hermine betete, dass bis dahin alles vorüber sein möge. Wenn er wüsste, was er da eigentlich tat, dann...sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was dann geschah.
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Mit pochendem Herzen und zittriger Hand klopfte sie an diesem Abend gegen seine Tür. Sie wartete, doch es war keine Antwort zu vernehmen. Erneut hob sie die Hand und klopfte.
Nichts.
Wollte er sie wieder warten lassen, so wie neulich?
Sie sah sich unschlüssig um. Wie idiotisch konnte man sich eigentlich fühlen? Wie lächerlich konnte man sich selber vorkommen?
Sie klopfte abermals und rief leise seinen Namen.
Plötzlich hörte sie Stimmen. Sie kamen nicht aus seinen Räumen, sondern von der Treppe. Hermine wurde nervös.
Rasch hatte sie erkannt, dass es sich um Snape und Dumbledore handelte, die ins Gespräch vertieft waren. Snape sagte gerade: "Ich weiß, dass ich irgendwo darüber gelesen habe. Ich hoffe, ich finde das Buch. Das war in der Abhandlung über..."
Er verstummte, als er Hermine dort stehen sah. Auch der Direktor schien für einen Moment überrascht zu sein.
Hermine trat verlegen von einem Bein aufs andere.
"Miss Granger," sagte Dumbledore herzlich, "schön, dass Sie uns so oft besuchen. Ich hoffe Ihre Arbeit geht gut voran?"
Sie bemühte sich ihm offen in die Augen zu sehen. Dumbledore schien immer genau zu spüren wenn jemand log, und so bemühte sie sich um eine feste Stimme, als sie sagte: "Ja, danke Herr Professor. Ich bin wirklich dankbar für Professor Snapes Hilfe."
Sie bemerkte Severus Blick, der sich in sie zu bohren schien. Dennoch zwang sie sich zu einem freundlichen Lächeln in seine Richtung.
"Das ist schön, wirklich schön..." murmelte Dumbledore, dann fügte er freundlich an: "Sie können doch demnächst mit uns in der Großen Halle speisen, wenn Sie sich im Schloss aufhalten."
Hermine lächelte ihn dankbar an: "Gerne Professor," sagte sie knapp und mied Snapes Blick.
Dieser war nun damit beschäftigt seine Tür zu öffnen und begann wieder von dem Buch zu sprechen, das er Dumbledore geben wollte. Hermine betrat zusammen mit den Männern den Raum und blieb unschlüssig stehen.
Severus griff ein Buch aus dem Regal und sagte: "Das ist es. Wenn ich mich recht erinnere, dann sollte das Kapitel ziemlich am Ende stehen," er reichte dem Direktor das Buch. Dieser nahm es entgegen und sah dann kurz von Severus zu Hermine und wieder zurück.
"Nun, dann will ich mal nicht länger stören," sagte er mit einem milden Lächeln und verabschiedete sich kurz.
Kaum hatte er den Raum verlassen, wandte sich Severus zu ihr um und sah sie mit undurchdringlicher Miene an.
"Glaubst du, er hat etwas gemerkt?" fragte sie ängstlich.
Er atmete tief durch. "Wir müssen reden, Hermine."
Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit. Sie schluckte mühsam, nickte dann aber zustimmend.
Severus bot ihr mit wedelnder Hand einen Sitzplatz an, er selbst blieb jedoch stehen.
"Du hast dir den falschen Mann für dein...Unterfangen ausgesucht."
Hermine sah ihn mit wachsender Angst an.
"Ich will nicht mehr," fuhr er matt fort.
Sie schloss die Augen.
Irgendwie hatte sie geahnt, dass es so kommen würde.
Der Traum - er wurde Realität.
"Bitte..." begann sie, doch er unterbrach sie sofort: "Nein! Ich glaube langsam zu verstehen, was du von mir denkst. Eigentlich frage ich mich, wie ich je etwas anderes glauben konnte. Du bist nicht freiwillig hier - egal, was du sagst - ich spüre, dass es so ist! Ich gebe zu, dass es dir jederzeit gelingen würde, mich wieder herumzukriegen wenn du weiter hierher kämst...aber das wirst du nicht. Ich verbiete dir, mich weiter zu besuchen! Geh nun!"
"Severus," begann sie erneut.
"GEH!"
Sie zuckte heftig zusammen, doch sie erhob sich nicht.
"Nein," erwiderte sie kraftlos.
Er stand vor ihr und sie sah, wie seine Muskeln sich anspannten. Sie zuckte nur ein wenig vor ihm zurück, doch es reichte, ihn zu Verstand zu bringen.
Plötzlich setzte er sich in den Sessel ihr gegenüber und ließ den Kopf in seine Hände sinken. Das Gesicht zwischen seinen Fingern vergraben, murmelte er: "Warum - sag mir doch endlich warum?"
Sie erhob sich und ging leise zu ihm. Dann ließ sie sich neben ihm auf den Boden sinken und legte ihren Kopf auf sein Bein.
"Ich kann nicht," sagte sie leise.
Sie strich seinen Arm entlang.
"Fass mich nicht an," sagte er wütend.
"Warum machst du es mir so schwer?" fragte sie und versuchte die Tränen zurück zu halten.
Jetzt hob er den Kopf und sah sie zornig an: "Ich mache es dir schwer? Für mich ist es schwer!"
"Das verstehe ich nicht. Ich habe dir gesagt, du seist zu nichts verpflichtet. Warum kannst du nicht einfach genießen, was ich dir anbiete?"
"Weil ich es nicht kann! Weil ich mehr möchte...weil ich dich liebe!"
Für einen Moment war er über diese Worte genauso erschreckt wie Hermine. Dann erschien jedoch ein entschlossener Ausdruck auf seinem Gesicht und er wiederholte seine Worte: "Ich liebe dich, Hermine."
Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
"Du sollst mich nicht lieben," erwiderte sie völlig konfus.
"Ich weiß...ICH WEIß!" brüllte er sie an, dann sagte er sehr viel leiser: "Ich tue es dennoch. Also, wie du siehst, tauge ich nicht mehr für dein Spielchen...du musst dir jemand anderen suchen, der dich wie Ware benutzt." Die letzten Worte hatte er angeekelt von sich gegeben.
Sie legte die Hände vor ihr Gesicht und er sah, wie sie unter leisen Tränen zu beben begann. So saß sie vor ihm auf dem Boden und es war ihr plötzlich egal, dass er sie so hilflos sah. Hermine wünschte, er würde sie in den Arm nehmen, doch das tat er nicht. Er hatte seinen Standpunkt klar gemacht. Sie sollte ihn nicht mehr berühren, dann galt für ihn wohl das gleiche.
Dennoch fühlte sie sich nicht in der Lage diesen Raum zu verlassen. Sie zog die Knie an ihren Körper und umschlang sie mit gesenktem Kopf.
Einige Zeit hatte sie so da gesessen, als er sich plötzlich erhob und sich vor sie stellte. Hermine wagte nicht ihn anzusehen. Sein Blick würde ihr einen Dolch direkt durch ihr Herz treiben.
Doch sie spürte plötzlich wie er sich neben sie sinken ließ und fragte: "Warum bist du nur so verzweifelt?" Dann legte er seinen Arm, nach einem nochmaligen Zögern schließlich um sie und zog sie an sich heran.
Sie fühlte seine Wärme und atmete tief seinen Geruch ein. Seine Nähe tat so gut - nie hätte sie das gedacht.
"Ich bin so verzweifelt, weil ich mich selbst belogen habe. Ich dachte es sei leichter so...für dich...und für mich."
Er küsste sie sachte auf das Haar.
Hermine seufzte tief. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das passieren würde..." sagte sie leise.
Er fühlte, dass er sie nicht drängen durfte, deshalb schwieg er. Stockend fuhr sie fort: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich in dich verlieben würde. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so die Kontrolle über mich verlieren würde."
Nun sah er sie fragend an. Er sah so verblüfft aus, dass sie unsicher zu lächeln begann.
"Das ist kein neuer Trick - es ist die Wahrheit," sagte sie fest.
"Ich wünschte, ich könnte dies glauben."
Hermines Blick wurde traurig.
"Ich kann dir nicht verübeln, dass du mir nicht traust. Du hast recht - ich habe dich von Anfang an belogen. Doch nun ist es ohnehin zu spät - ich weiß nicht mehr, wozu ich noch länger lügen soll. Aber bevor ich dir sage, was mich dazu getrieben hat, zu dir zu kommen und dir dieses Angebot zu machen, möchte ich dich um etwas bitten..."
Still nickte er ihr zu.
"Sag mir bitte, wann du das letzte mal an einem Todessertreffen teilgenommen hast."
Schlagartig wurde sein Blick finster. "Was soll das Hermine? Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt was dieses Thema angeht!"
"Sag es mir - bitte!"
Er schüttelte den Kopf und erhob sich plötzlich.
Hermine schloss die Augen und biss sich in einen Handknöchel. Schließlich stand auch sie auf und zögerte einen Moment.
Dann ging sie zu ihm und er beobachtete sie argwöhnisch.
Sanft gab sie ihm einen Kuss, dann sah sie ihn traurig an. Schließlich drehte sie sich um und verließ mit schnellen Schritten seine Räume.
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Noch am gleichen Abend beschloss Snape einen Besuch zu machen.
Er fragte sich, wie er so lange so blind hatte sein können.
Nachdenklich betrachtete er sein Todessermal. Schon bei ihrem ersten Besuch hatte sie ihn gefragt, ob er nicht mehr vom Lord gerufen würde.
Warum hatte ihn das nicht stutzig gemacht?
Doch natürlich hatte es das. Er hatte eine Falle vermutet.
Eine Falle, die sie ihm stellen wollte. Doch was, wenn sie es war, die längst in der Falle saß?
Er musste es herausfinden.
TBC
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