von Kira Gmork
Lieben Dank für eure Reviews! *knuddel*
Jetzt geht es weiter - viel Spaß...oder besser Spannung ;)
LG, Kira
5. Kapitel
Der Morgen danach - oder, warum manches nicht ist, wie es scheint
Hermine erwachte aus einem so angenehmen Traum, dass sie die Augen fest geschlossen hielt um vielleicht wieder in diese fantastische Welt einzutauchen, die von ihrer Realität so weit entfernt war. Doch nach ein paar Atemzügen begriff sie, dass sie nicht wieder einschlafen würde.
So öffnete sie vorsichtig die Augen und es dauerte einen Moment, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand. Es war Snapes Bett, in dem sie hier lag. Die Satinbettwäsche umhüllte kühl ihre nackte Haut.
Einen winzigen Moment genoss sie das Gefühl sie würde hierher gehören. In diese Räume - zu ihm. Doch sofort verdrängte sie diesen Gedanken. Es gab nur einen einzigen Grund warum sie hier war! Weil sie keine andere Wahl hatte. Jedenfalls keine wirkliche Wahl.
Schnell hatte sie die Bettdecke von sich geworfen. Es war seine - sie wollte von nichts berührt werden, was vorher seinen Körper berührt hatte. War es nicht schlimm genug, dass sie sich ihm regelmäßig zur Verfügung stellen musste?
Hermine flüchtete regelrecht aus seinem Bett. Hastig suchte sie ihre Kleidung zusammen und zog sich an. Dann ging sie ins Wohnzimmer.
Die Couch war verwaist.
Der kleine Tisch davor war jedoch gedeckt. Sie erkannte ein komplettes Frühstück, das auf sie wartete.
Ein Bogen Pergament lag daneben.
Ihr Magen knurrte beim Anblick des frischen Brotes. Doch sie ignorierte das Essen und hob statt dessen den Zettel auf. Sofort erkannte sie die Schrift ihres ehemaligen Zaubertranklehrers.
Bedien dich bitte!
Leider kann ich dir keine Gesellschaft leisten, da ich zum Unterricht musste.
Du hast so friedlich geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte.
Severus
Hermine las die Zeilen dreimal hintereinander. Sie konnte es nicht glauben. Diese kurze Nachricht klang so, als würde er glauben, sie seien ein Paar.
Wütend schmiss sie den Zettel auf den Tisch zurück. Was bildete er sich ein? Glaubte er wirklich, sie würde hier in seinen Räumen auch nur einen Bissen hinunterbekommen? Doch sie war es schließlich selbst schuld. Warum hatte sie auch die Nacht hier verbringen müssen?
Sie hatte ihm doch genau erklärt, worum es ihr ging. Als sie merkte, wie sich Tränen in ihren Augen sammeln wollten, biss sie sich verzweifelt in die Handknöchel, um sich durch diesen Schmerz selbst zu betäuben.
Dann drehte sie sich um und ging zur Tür. Sie öffnete sie und sah sich noch einmal nach dem unberührten Frühstück um. Kurz darauf knallte die Tür heftig zu und Hermine verließ mit eiligen Schritten das Schlossgelände.
In dem schäbigen Zimmer der kleinen Pension angekommen, ließ sie sich auf ihr Bett fallen und begann hemmungslos zu weinen. Es war ihr egal, dass die Zimmernachbarn es durch die dünnen Wände hören würden. Sie konnte es nicht länger zurückhalten. Nach einer halben Ewigkeit verstummte ihr Schluchzen langsam und es blieb eine Leere in ihrem Kopf, für die sie dankbar war. An nichts mehr denken! Nur weitermachen. Eines Tages würde es vorbei sein. Sie würde durchhalten. Sie war einmal besiegt wurden. Nochmal würde es ihm nicht gelingen - der Preis war allerdings schrecklich hoch. Als sie merkte, wie sie trotz aller Guten Vorsätze wieder ins Grübeln verfiel, stand sie schnell auf und holte das Manuskript hervor.
Sie setzte sich an den kleinen Tisch und suchte die Seite heraus, die es als nächstes zu übersetzen galt. Vielleicht würde sie es doch noch schaffen rechtzeitig fertig zu werden.
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Gegen Nachmittag merkte er, dass die Nacht tatsächlich etwas kurz gewesen war. Ganz gegen seine eigentliche Gewohnheit würde er sich sofort schlafen legen, wenn er in seinen Räumen war.
Natürlich würde Hermine längst das Schloss verlassen haben. Doch er ertappte sich bei dem Gedanken, ob seine Bettwäsche wohl nach ihr riechen würde.
Als er den Raum betrat, fiel ihm sofort auf, dass das Geschirr auf dem Tisch unbenutzt war. Er überflog kurz die Dinge, die er ihr zum Frühstück hingestellt hatte. Nichts davon war angerührt worden.
Dann ruhte sein Blick auf dem Zettel, den er ihr geschrieben hatte. In der Mitte prangte ein großer roter Fleck, der eindeutig von der Marmelade stammte, auf die sie seine Mitteilung achtlos geworfen hatte.
Dieser blutrote Fleck schien in seinen Augen zu stechen, denn er spürte, wie sie zu brennen und kurz darauf zu tränen begannen. Wütend trat er gegen den Tisch, so dass alles was darauf stand, quer durch den Raum verteilt wurde.
Es war ihm egal. Er würde sich später darum kümmern. Mit eiligen Schritten ging er ins Schlafzimmer. Snape riss das Bettzeug herunter und schmiss es in eine Ecke. Dann ließ er sich auf die Matratze fallen und verfluchte die ganze Welt solange, bis der Schlaf ihn erlöste.
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Den ganzen Tag hatte sie an ihrer Arbeit gesessen. Wenn sie wenigstens noch ein paar Seiten in den Abendstunden schaffen könnte...
Sie würde den nächsten Tag ganz früh aufstehen und weiterarbeiten, bis...
Hermine schloss für einen Moment erschöpft die Augen. Sie würde solange arbeiten, bis sie wieder zu ihm musste. Vielleicht hätte sie diesen einen Tag auch ausfallen lassen können, doch sie fürchtete, dass er ihren Deal dann rückgängig machen würde. Das durfte sie nicht riskieren. Wieder gab sie sich der Hoffnung hin, dass es bald vorüber sein würde.
Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen und Hermine holte so viele Kerzen, wie auf den kleinen Tisch passten. Sie gruppierte sie rund um sich, um genügend Licht für ein paar weitere Stunden Arbeit zu haben.
Nach einer Stunde wurde es ihr so kalt, dass sie aufstand, um sich die Decke von ihrem Bett zu holen. Sie wickelte sie gerade um sich, als ihr ein merkwürdiger Geruch in die Nase stieg.
Entsetzt wirbelte sie herum und sah das brennende Papier auf dem Tisch. Sofort riss sie die Decke wieder von ihrem Körper, rannte zum Tisch und warf sie darüber. Sie schlug nach den Flammen und es dauerte nicht lange bis sie gelöscht waren.
Mit wild pochendem Herzen zog sie die Decke herunter. Sie flehte, dass der Schaden sich in Grenzen halten würde.
Als sie die verkohlten Seiten sah, wollte sie am liebsten auf der Stelle sterben. Nichts von dem, was sie am heutigen Tag übersetzt hatte, war verschont geblieben. Eine einzige umgefallene Kerze würde sie um das Gehalt des nächsten Monats bringen.
Hermine ließ sich auf den Stuhl sinken. Sie saß einfach nur da. Ihre Tränen schienen aufgebraucht. Hermine Granger wusste in diesem Moment, sie war so weit unten, wie man es nur sein kann.
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Die Frühlingssonne höhnte Hermine am nächsten Morgen scheinbar spöttisch ins Gesicht.
Sie hatte sich früh auf den Weg gemacht, um rechtzeitig am Abend wieder in Hogsmeade zurück sein zu können. Bis lang in die Nacht hatte sie noch darüber nachgedacht, welche Möglichkeiten ihr blieben. Sie war zu dem traurigen Schluss gekommen, dass ihre Möglichkeiten schrecklich begrenzt waren, es sei denn, sie würde jemanden um Hilfe bitten.
Sowohl Harry, als auch Ron würden sofort für sie da sein, wenn sie sich überwinden könnte, sich bei ihnen zu melden. Doch sie konnte es nicht. Allein der Gedanke, ihnen erzählen zu müssen, was der Grund für ihre Veränderung war, erschien ihr unerträglich.
Ihre Eltern konnte sie erst recht nicht bitten ihr zu helfen. Sie hätte ihnen nicht in die Augen sehen können.
Hermine hatte beschlossen selbst mit allem klar kommen zu wollen. Sie hatte die Entscheidung getroffen zu Snape zu gehen und dies hatte sie mehr Kraft gekostet, als ihr eigentlich zur Verfügung stand. Wenn alles vorbei wäre, dann würde sie sicher wieder zur alten Form zurückfinden. Dann wäre ihr Leben endlich wieder unter ihrer Kontrolle.
Doch bis es soweit war, würde sie sich niemandem anvertrauen. Was mit ihr geschehen war, sollte für immer ihr Geheimnis bleiben. Am liebsten hätte sie sich verkrochen und einfach nur gewartet. Diese Möglichkeit gab es für sie jedoch leider nicht.
Sie war darauf angewiesen, irgendwie ihren bescheidenen Lebensunterhalt zu verdienen. Also gab es nur einen Ausweg. Noch heute musste sie in den Verlag und um eine Verlängerung ihres Abgabetermins bitten.
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Schon als sie ungewöhnlich lange im Vorzimmer warten musste, beschlich sie ein ungutes Gefühl.
Mr. Burke empfing sie mit einem reservierten Lächeln. Sie vermied es, ihm länger als nötig in die Augen zu sehen. In kurzen Worten bat sie um eine Verschiebung ihrer Frist. Doch er sah sie nur kalt an. "Schon seit Sie das erste mal herkamen, habe ich ein ganz eigenartiges Gefühl, was Sie betrifft."
Hermine wurde nervös. Sie wusste sehr wohl, welches Gefühl ihr Chef seit ihrer ersten Begegnung hatte.
"Ich bitte Sie doch nur, mir etwas mehr Zeit zu geben."
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Das ist nicht gerade wenig, worum Sie mich bitten. In unserem Job muss man feste Zeitpläne einhalten, Miss Granger. Aber ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Wir sollten das unbedingt näher besprechen. Kommen Sie heute Abend in meine Wohnung, dann klären wir die Details."
Hermines Gesicht versteinerte jetzt geradezu.
"Diese Entscheidung liegt allein bei Ihnen Mr. Burke. Sie können Sie hier und auf der Stelle treffen. Also sagen Sie mir bitte ob ich den Aufschub bekomme, oder nicht."
Sein süffisantes Lächeln erstarb. "Nein Miss Granger. Ich denke unter diesen Umständen werden wir nicht zusammenkommen."
Hermine nahm das Manuskript aus ihrer Tasche und knallte es ihm auf den Schreibtisch. "Bevor ich mit Ihnen noch weiter in einem Raum sein muss, suche ich mir lieber einen anderen Job, Mr. Burke."
Sie wandte sich zur Tür, als er ihr nachrief: "Bei anderen Verlagen brauchen Sie es gar nicht erst zu versuchen. Es wird sich in Windeseile rumsprechen, dass Sie wenig...zuverlässig sind."
Wütend knallte sie die Tür hinter sich zu.
Den gesamten Weg zurück nach Hogsmeade verfluchte sie diesen schmierigen Kerl.
Erst als sie in ihr kaltes Pensionszimmer zurückkam, wurde ihr klar, dass sie sich umgehend nach einem anderen Job umsehen musste, sonst könnte sie sich bald nicht einmal mehr dieses bescheidene Zimmer leisten. Sie legte sich auf das Bett und starrte zur Decke. Lange lag sie so dort und sah zu, wie die Dämmerung einsetzte. Es wäre Zeit zu Snape zu gehen. Doch sie konnte es einfach nicht. Sie hatte für diesen Tag genug Demütigungen empfangen.
Als es dunkel war, stand sie auf und sah aus dem Fenster in den nächtlichen Himmel. Die Sterne glitzerten still in der Finsternis. Hermine suchte sich einen von ihnen aus. So hell, wie dieser Stern in der Nacht erstrahlte, so lebendig wollte auch sie eines Tages wieder durch ihr Leben gehen. Doch um dies zu können, würde sie Snape wieder aufsuchen müssen. Würde er sie übermorgen erwarten, nachdem sie ihn versetzt hatte?
Sie wusste, dass sie es schaffen würde, den heutigen Tag ausfallen zu lassen. Aber was würde geschehen, wenn er sie am Freitag abweisen würde? Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie wollte über gar nichts mehr nachdenken. Sie sah noch einmal zu dem Stern empor. Einzig sein Bild würde in ihrem Gedächtnis sein, bis sie einschlafen würde.
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Er gab sich alle Mühe nicht auf sie zu warten. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er es dennoch tat. Je mehr Zeit verstrich, desto ungeduldiger wurde er.
Den ganzen Mittwoch hatte er jeden, der ihn ansprach, seine Laune spüren lassen. Selbst Dumbledore war ihm aus dem Weg gegangen.
Er sah erneut auf die Uhr.
Sonnenuntergang war längst vorüber. Er wartete weiter. Nach einer Stunde griff er zu einem Glas und schenkte sich großzügig Whisky ein. Bis in die späte Nacht saß er da und hatte längst begriffen, dass sie nicht kommen würde. Dennoch wollte er weiter in dieser Wut schwelgen. Der Whisky hatte ihn benebelt und seine Gedanken wurden träge.
Er wusste nur noch eines. Sie hatte diesen Deal gewollt. Wenn sie sich je wieder zu ihm trauen würde, dann würde er sie für all die Enttäuschungen, die er seit Gestern wegen ihr erlebt hatte, bezahlen lassen.
TBC
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