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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Fletcher

von Muggelchen

Nach der schweren Arbeit in Malfoy Manor, die in Wirklichkeit erstaunlich mĂŒhelos erledigt worden war, lud Harry alle zu sich ein, womit er Draco zuvorgekommen war, denn der wollte sich fĂŒr die Hilfe bei seinen GĂ€sten mit einem Abendessen revanchieren. Er legte jedoch keinen Einspruch ein, denn in den Kerkern, wo er mit seiner Mutter wohnte, war es nicht sehr heimelig, egal wie viel Licht sie entzĂŒndeten.

Vor der TĂŒr zu Harrys RĂ€umen sagte Severus verabschiedend: „Das Angebot zum Abendessen muss ich leider ablehnen. Wenn Sie mich entschuldigen wĂŒrden?“
„Severus!“ Mit einer Hand auf seinem Arm hielt Narzissa ihn auf. „Bleib doch bitte. Du kannst den Tag doch nicht so enden lassen, indem du einfach gehst.“

Remus erinnerte sich gut daran, dass Severus nach den Treffen des Phönixordens alle Angebote von Molly in den Wind geschlagen hatte und er nie lĂ€nger geblieben war als notwendig – schon gar nicht zum Essen.

WĂ€hrend Harry bereits ins Wohnzimmer ging und Hermine und Remus ihm folgten, taten die Malfoys ihr Bestes, um Severus zum Bleiben zu ĂŒberreden und da er nicht zu bekehren war, ĂŒberrumpelte Draco ihn einfach, indem er ihn in das Zimmer schob. Es war Severus anzusehen, dass er gerade wieder das Zimmer verlassen wollte, da sagte Harry freundlich: „Schön, dass Sie doch noch bleiben.“

Die TĂŒr hinter Severus war von Narzissa geschlossen worden, so dass er sich ergab und sich mit dem Gedanken anfreundete, einen Bissen zu sich zu nehmen, bevor er die Runde wieder verlassen wĂŒrde.

„Fragt sich nur“, begann Harry, als er sich in dem großen Wohnzimmer umsah, „wo wir uns zum Essen niederlassen.“

Er blickte sich kurz zu seinen GĂ€sten um und diesen Moment nutzte Draco, seinen Zauberstab unbemerkt zu schwingen, um aus Sofa, Sesseln und Couchtisch einen Esstisch mit acht StĂŒhlen zu zaubern.

Ein leises, magisches Knistern war zu hören gewesen, weswegen sich Harry wieder umwandte und die VerĂ€nderung bemerkte, bevor er scherzend von sich gab: „Wir können natĂŒrlich auch diesen Tisch nehmen, der vor zwei Sekunden noch nicht da war. Nehmt doch bitte Platz“, bat Harry. „Ich werde etwas bei den Hauselfen in der KĂŒche bestellen.“
Gerade hatte Hermine sich gesetzt, sprang sie auch wieder auf: „Ich muss meinen Kniesel fĂŒttern!“
„Und ich meinen Hund“, sagte Severus, der die Gelegenheit nutzen wollte, sich heimlich, still und leise zu entfernen.
Wobbel verschwand plötzlich mit einem leisen Plop und bevor jemand das Zimmer verlassen konnte, erschien er wieder und versicherte: „Ist schon erledigt.“

Severus biss die ZĂ€hne zusammen und nahm Platz. Als er kurz neben sich schaute, erblickte er Remus’ mildes LĂ€cheln, welches er schon den ganzen Tag ĂŒber hatte ertragen mĂŒssen und weswegen er ein Gesicht zog. Auf dem Tisch materialisierte sich abrupt ein Festmahl und zwar noch bevor Harry von seinem vorangegangenen GesprĂ€ch mit dem Elf sich wieder dem Tisch genĂ€hert hatte.

„Das nenne ich schnell!“, sagte er Respekt zollend. Er blickte auf die zwei Platten mit Wildschweinbraten und RehrĂŒcken und auf die Schalen mit duftendem GemĂŒse. Zwei hĂŒbsch gestaltete Karaffen mit Rotwein und auch welche mit nicht alkoholischen GetrĂ€nken fanden sich auf der Tafel wieder. Als er sich seine GĂ€ste betrachtete, da bemerkte er, dass jeder saß, bis auf Wobbel, der einen unsicheren Eindruck machte.

„Möchtest du dich neben mich setzen, Wobbel?“, fragte Harry freundlich.
„Wenn
“ Wobbels Stimme schien zu versagen, doch er rĂ€usperte sich und begann von neuem: „Wenn es niemanden
“
Nach einer Karaffe greifend sagte Draco, ohne den Elf anzusehen: „Nun setz dich schon.“

An dem Wein riechend und ihn fĂŒr gut befindend stand Draco auf, ging um den Tisch herum und schenkte als Erstes seiner Mutter, welche ihm gegenĂŒbersaß, ein Glas ein. Gleich darauf ging er zurĂŒck und fĂŒllte Hermines Glas, die direkt neben ihm saß und zu Harrys Erstaunen nicht abgelehnt hatte, denn normalerweise trank sie kaum etwas. Die Herren und der Elf wurden im Anschluss ebenfalls mit einem köstlichen Tropfen bedacht.

Zögerlich, weil niemand nach dem Essen griff oder den Wein anrĂŒhrte, sagte Harry vom Tischende aus: „Greift doch bitte zu. Ich wĂŒnsche einen guten Appetit.“

Harry konnte nur ahnen, dass die Malfoys an einer so festlich wirkenden Tafel vorher nie selbst zu Kellen, Löffeln und Fleischgabel gegriffen hatten, um sich etwas aufzutun, doch Narzissa machte jetzt den Anfang und nahm sich ein paar Kartoffeln. Im gleichen Moment griff Remus, der zu Harrys Linken saß, zum GemĂŒse. Ungefragt reichte er die Schale danach an Severus weiter, der ĂŒber die Höflichkeit, die Remus ihm entgegenbrachte, geradezu ein wenig pikiert schien. Rechts von Harry saß Wobbel, der noch immer sehr unsicher wirkte. Es stand außer Zweifel, dass es fĂŒr ihn das erste Mal sein musste, zusammen mit seinem Meister – Harry hasste es, sich selbst so bezeichnen zu mĂŒssen – an einem Tisch zu sitzen. Harry konnte nicht anders, als ihm ermutigend zuzulĂ€cheln, so dass sein Elf erst schĂŒchtern und dann erleichtert die freundliche Geste erwiderte.

Vor dem Essen sprach Draco einen Toast auf seine Helfer, im Speziellen auf seine Trauzeugin und den Paten seines Kindes, bevor alle mit dem Essen begannen.

Den Anfang einer zaghaften Konversation wĂ€hrend des Abendessens machte Hermine, denn sie fragte Harry an Wobbel vorbeischauend: „Ginny ist noch gar nicht da?“
„Nein, sie wird noch immer mit Meredith und Gordian unterwegs sein.“
Sie stutzte, bevor sie bemerkte: „Es ist schon sieben Uhr, Harry und dann hat sie noch Nicholas dabei.“
„Dann wird sie gerade in der großen Halle essen
“ Er stutzte selbst, denn das Essen in der Halle begann in der Regel bereits um sechs, weswegen er seine Gabel an den Tellerrand legte. „Ich werde besser nachsehen.“ Der besorgte Klang in seiner Stimme war niemandem entgangen.

In dem Moment, als er sich vom Tisch erheben wollte, öffnete sich die TĂŒr und ein Kinderwagen war das Erste, das man sehen konnte. Als Ginny eingetreten war, blinzelte sie ĂŒberrascht, als sie die Festtafel und die vielen GĂ€ste bemerkte.

„Oh, Entschuldigung.“
„Ginny, ich habe schon befĂŒrchtet
“ Er verstummte und entschuldigte sich stattdessen bei seinen GĂ€sten. Er verließ den Tisch und eilte zu seiner Liebsten. Ihr hochrotes Gesicht mit den HĂ€nden umfassend sagte er: „Du bist ja eiskalt!“
„Es ist auch etwas ’frisch’ draußen, Harry.“ Sie nahm die WollmĂŒtze vom Kopf und den Schal vom Hals. “Es sind ja nur Minus zehn Grad“, erwiderte sie neckend.

Harry streckte eine Hand in den Kinderwagen, der innen durch einen Zauber mollig warm war und in dem Nicholas tief und fest schlief. Das Baby rĂŒhrte sich auch nicht, als Harry dem Jungen ĂŒber die flauschigen, schwarzen Haare strich.

„Isst du mit uns mit?“, wollte er von Ginny wissen.
„Ja, gern! Ich habe wirklich Hunger.“ An ihren sehr ausgedehnten Spaziergang mit den beiden SchĂŒlern denkend fragte sie sich, ob sie selbst vor einigen Jahren so aktiv gewesen war. „Ich bringe ihn nur schnell ins Bett.“
„Das kann ich doch machen“, bot Wobbel an, der sofort vom Stuhl gesprungen war und sich des Kinderwagens annahm, den er ins Schlafzimmer schob.

Nach wenigen Minuten gesellte sich Ginny an den Tisch, an welchem alle auf sie gewartet hatten und als sie sich dem einzig freien Stuhl am anderen Tischende nĂ€herte, erhoben sich Draco, Severus und Remus anstandshalber von ihrem Platz; nur Harry begriff viel zu spĂ€t, dass auch er hĂ€tte aufstehen mĂŒssen, doch Ginny störte sich nicht daran. Sie wusste momentan sowieso nicht, wie sie sich verhalten sollte, denn sie fragte sich, ob man an einer Tafel nur verbal grĂŒĂŸte oder reihum ging, um jedem die Hand zu geben. Sie entschloss sich dazu, die Anwesenden alle zusammen mit Worten zu grĂŒĂŸen, bevor sie am anderen Ende der lĂ€nglichen Tafel Platz nahm und somit rechts und links von sich je ein Mitglied der Familie Malfoy ihre Tischnachbarn nennen durfte. Die Herren setzten sich ebenfalls wieder.

„Du warst ja lange unterwegs. Wo wart ihr denn ĂŒberall?“, fragte Hermine ihre Freundin.
„Ach, wir haben allerhand gemacht. Wir waren erst am See, dann eine Weile im Gemeinschaftsraum der Slytherins“, Severus horchte auf, „und zum Ende hin noch sehr lange bei Hagrid. Wir haben uns Geschichten ĂŒber Norbert und seine anderen Tierchen angehört.“
Neugierig fragte Draco, der zwischen Hermine und Ginny sitzend das GesprĂ€ch nicht hatte ĂŒberhören können: „Wer ist denn Norbert?“
Überraschenderweise antwortete Severus. „Das ist ein Norwegischer Stachelbuckel.“
Ganz erstaunt ĂŒber Severus’ richtige Antwort fragte Harry: „Woher wissen Sie denn von Norbert?“
„Hermine hat mir einmal von dem Drachen erzĂ€hlt“, erwiderte Severus.
Die fragte skeptisch: „Hab ich?“ Sie konnte sich nicht genau daran erinnern, wann sie mit Severus ĂŒber Norbert gesprochen haben sollte, denn zu ihrem Leidwesen wusste sie, dass sie manchmal sehr viel redete.
„Ja“, stellte Severus klar. „Das war einer dieser Momente, in denen sich ihr Mundwerk verselbstĂ€ndigt hatte.“ Ihren bösen Blick schmetterte er mit einem einzigen hochgezogenen Mundwinkel ab.

Mit großen Augen fragte Narzissa erstaunt: „Der WildhĂŒter besitzt einen Drachen?“
Ginny verneinte. „Er hatte ihn damals nur ausgebrĂŒtet.“ Weil sich das seltsam anhörte, beschrieb sie detaillierter: „Das Ei hatte er von einem Fremden bekommen und Hagrid hat sich darum gekĂŒmmert. Norbert lebt schon lange in RumĂ€nien unter der Obhut meines Bruders, der arbeitet dort nĂ€mlich in dem großen Drachenreservat.“
„Ganz erstaunlich“, sagte Narzissa fasziniert von dem Thema.
Wann Wobbel zurĂŒck an den Tisch gekommen war, hatte niemand bemerkt, aber er war dort und aß manierlich sein GemĂŒse, bevor er zu fragen wagte: „Und der Kleine hat wĂ€hrend des Spaziergangs nicht einmal gequengelt?“
Ginny lachte auf, verneinte jedoch: „Nicholas hat wahrscheinlich viel zu viele EindrĂŒcke auf einmal erhalten, weswegen er jetzt auch so mĂŒde ist, aber ich glaube, ihm hat es gefallen.“
„Wie alt ist der Bub jetzt?“, fragte Narzissa.
„Er ist jetzt fast vier Monate alt, er ist am 28. August geboren“, erwiderte Ginny.
„Oh wie goldig“, schwĂ€rmte Narzissa. „Er ist so ruhig. Draco war in dem Alter
“
„Mutter“, unterbracht Draco, „bitte erzĂ€hl nichts, was mir unangenehm werden könnte.“
Severus drehte sich nach links und sagte zu Narzissa: „Bitte, fahr doch fort.“
„Er war laut“, sagte sie lĂ€chelnd, bevor sie sich an Ginny wandte und ihr Details zuflĂŒsterte.

Harry blickte direkt geradeaus und betrachtete Ginny, die sich herzlich ĂŒber das, was Narzissa erzĂ€hlte, zu amĂŒsieren schien, wĂ€hrend sich auf Dracos Wangen ein wenig Farbe abzeichnete. Wie er so am Tisch saß dachte Harry daran, dass er sich genau so eine Familie vorstellte. Es war weniger chaotisch als frĂŒher bei den Weasleys, doch in gleichem Maße gemĂŒtlich.

In ein GesprĂ€ch mit Ginny vertieft hörte man Narzissa sagen: „Sie kennen doch sicherlich diese kleinen Schnatze fĂŒr Kinder, die nicht so hoch fliegen und auch nicht so schnell. Als Draco fĂŒnf war, da haben wir ihm so einen geschenkt und
“
Nur fĂŒr Hermine hörbar stöhnte Draco, bevor er bat: „Nicht auch noch diese Geschichte.“
Seine Mutter ließ sich jedoch nicht abhalten und erzĂ€hlte ihrer Tischnachbarin: „Er spielte anfangs ganz ruhig mit seinem Schnatz, bis mein Mann und ich plötzlich ein lautes Scheppern hörten. Draco hatte das Zimmer völlig verwĂŒstet.“ Narzissa ließ ihren Blick ĂŒber die GĂ€ste schweifen und verweilte mit ihren Augen auf Remus, wĂ€hrend sie mit einem Schmunzeln schilderte: „Überall lagen Scherben von zerbrochenen Vasen auf dem Boden, GemĂ€lde hingen schief und StĂŒhle waren umgeworfen, aber“, sie legte eine theatralische Pause ein, „zwischen all dem Chaos stand Draco ganz stolz und breit lĂ€chelnd; in seiner kleinen hochgehaltenen Hand flatterte der Schnatz.“
„Mutter, bitte
“, nörgelte Draco.
Harry schaltete sich ein und sagte belustigt: „Das ist doch schön!“ Sein LĂ€cheln verblasste zusehends und er klang gleich darauf viel bedrĂŒckter. „Ich wĂŒnschte, ich hĂ€tte jemanden, der mir erzĂ€hlen wĂŒrde, was ich als Kind fĂŒr Flausen im Kopf hatte.“

Das abrupte Verstummen der Anwesenden verstĂ€rkte bei Harry nur noch die sich einstellende Traurigkeit, weswegen er verlegen auf seinen Teller starrte. Seine Tante und sein Onkel hatten mit ihm nie solche Erinnerungen an frĂŒher geteilt. Niemand hatte ihm jemals Anekdoten aus seiner Kindheit erzĂ€hlt und Harry hatte mit einem Male das GefĂŒhl, in seinem Leben wirklich etwas zu vermissen.

Noch immer herrschte diese unangenehme Stille am Tisch und als es wagte, den Kopf unmerklich zu heben, um ein wenig aufzublicken, da schaute er in die schnell hintereinander blinzelnden großen Augen seines Hauselfs, der mit seinen TrĂ€nen zu kĂ€mpfen schien. FĂŒr alles, was diese Stille durchbrechen wĂŒrde, wĂ€re Harry dankbar und da klopfte es auch schon unerwartet.

Nach einem lauten „Herein“ betrat Albus das Wohnzimmer und stutzte, bevor er lĂ€chelnd sagte: „Oh, eine kleine Zusammenkunft, wie schön. Dann möchte ich nicht stören.“
„Nein, Sie stören doch nicht. Was gibt es?“, fragte Harry, um den Direktor am Gehen zu hindern.
„Ich hatte Severus schon heute Mittag gesucht.“ Direkt an Severus gewandt fragte Albus: „Wenn du nachher noch kurz in mein BĂŒro kommen wĂŒrdest?“ Albus blickte zu Hermine. „Sie bitte auch, Hermine.“
„Ich komme gleich mit“, sprudelte es aus Severus heraus. „Ich bin sowieso fertig.“ Der halbvolle Teller bewies jedoch das Gegenteil, wie jeder sehen konnte.
„Aber Hermine hat ihr Abendessen noch nicht beendet. Sagen wir in einer Stunde bei mir im BĂŒro?“ Albus wartete, bis Severus zustimmte, was der zĂ€hneknirschend und nur mit einem Nicken tat.

Hermine kostete die volle Stunde aus und machte keine Anstalten, den Abend bei Harry frĂŒher enden zu lassen, was Severus sehr Ă€rgerte. Noch mehr regte er sich jedoch ĂŒber seinen Patensohn auf. Er wĂŒrde Draco spĂ€ter noch auf die Dreistigkeit ansprechen, ihn gegen seinen Willen dazu genötigt zu haben, dem Abendessen beizuwohnen.

Endlich war der Termin bei Albus nicht mehr fern und Hermine bedankte sich fĂŒr den amĂŒsanten Abend und verabschiedete sich bei allen, bevor sie die Frechheit besaß, an Severus gerichtet zu sagen: „Jetzt können wir gehen.“ Das erste Wort hatte sie besonders betont.

Auf dem Weg zu Albus sagte Severus kein Wort und er ging so schnell, dass Hermine kaum mithalten konnte, weswegen sie ab und an die Beine in die Hand nehmen musste.

Wie ĂŒblich öffnete Albus die TĂŒr, bevor Severus oder Hermine die Chance erhielten, an ihr klopfen zu können.

„Tretet doch bitte ein“, bat der Direktor.
Nachdem er eingetreten war fragte Severus sofort gereizt: „Was gibt es, dass du mit uns beiden sprechen möchtest? Was die GerĂŒchte betrifft, so versichere ich
“
Hermine stutzte und unterbrach: „Was denn fĂŒr GerĂŒchte?“
„Nein, nein“, winkte Albus lapidar ab, ohne auf Hermines Frage einzugehen. „Es geht um ein Schreiben, dass ich aus dem Mungos erhalten habe. Ich denke, dass das hier“, er nahm ein Pergament von seinem Schreibtisch, „in euren HĂ€nden besser aufgehoben wĂ€re.“

Hermine streckte bereits ihre Hand aus, doch Severus reagierte schneller und nahm den Brief in Windeseile an sich. Er las ihn sehr grĂŒndlich und bemerkte nicht, dass Hermine sich ihm genĂ€hert hatte, um sich ebenfalls einen Überblick ĂŒber den Inhalt verschaffen zu können.

„Hermi
“ Severus erschrak, als er aufblickte und sie so dicht bei sich bemerkte. Er rĂ€usperte sich und wiederholte: „Hermine, Sie mögen doch Denksport.“ Sie nickte, so dass er ihr den Brief in die HĂ€nde drĂŒckte und beteuerte: „Dann ist das Ihre Aufgabe.“
Severus wollte bereits gehen, da hielt Albus ihn mit freundlichem, aber bestimmendem Tonfall auf. „Moment, Severus. Es handelt sich um einen schwarzmagischen Trank, was bedeutet, dass man ihn nur in gewissen BĂŒchern finden wird. Mir wĂ€re wohler, wenn Hermine, die auf diesem Gebiet noch sehr unerfahren ist, nicht alleine recherchiert.“

Man konnte sehen, dass Severus zum zweiten Mal an diesem Abend die ZĂ€hne zusammenbiss, denn die Muskeln an seinem Kiefer spannten sich und abermals nickte er Albus zu, denn ihm konnte oder wollte er nichts abschlagen.

„Dann wĂŒnsche ich viel Erfolg“, sagte Albus verabschiedend, wĂ€hrend er beide zur TĂŒr begleitete.

Mit dem Pergament in der Hand eilte Hermine hinter Severus die Wendeltreppe hinunter und sie rannte ihm nach, bis sie aufgeholt hatte und etwas aus der Puste gekommen fragte: „Was ist nur los mit Ihnen?“ Er reagierte nicht, sondern legte nur noch einen Schritt zu. „Den ganzen Tag ĂŒber waren Sie ertrĂ€glich“, sagte Hermine, wĂ€hrend sie mit ihm mitzuhalten versuchte. „Warum sind Sie auf einmal wieder so ein Ekel?“
Er drehte sich blitzschnell um, so dass sie in ihn hineinlief, bevor sie wieder einen Schritt zurĂŒckging, um ein wenig Abstand zwischen ihm und sich zu bringen.

„Was haben Sie eben gesagt?“, zischelte er bedrohlich, bevor er seine Arme vor der Brust verschrĂ€nkte.
„Ach, Sie reagieren ja doch auf mich“, konterte sie.

Eines seiner Augenlider zuckte, bevor er sich wieder umdrehte und seinen Weg fortsetzte, wĂ€hrend sie ihm folgte und stĂ€ndig fragte, was nur geschehen sei, dass er jetzt so ĂŒbelgelaunt wĂ€re. Ob ihn jemand gekrĂ€nkt hĂ€tte oder ob er andere Beschwerden hĂ€tte. Möglicherweise, denn das war ihr als Erstes in den Sinn gekommen, hatte Harrys indirekte ErwĂ€hnung an seine Kindheit, an den Verlust seiner Eltern, in Severus wieder so ein trauriges GefĂŒhl wachgerufen.

Als sie ihm sogar in die Kerker folgte, obwohl sie selbst im vierten Stock wohnte, da giftete er sie an: „Warum folgen Sie mir wie ein treudummer Hund?“
„Ach kommen Sie, wir beide wissen doch, dass Sie Hunde mögen. Außerdem sagt mir der Name von dem Trank etwas und ich dachte, wir könnten beide noch etwas in Ihren BĂŒchern blĂ€ttern.“
„Ah, Sie wollen wieder etwas dunkle Magie auftanken; Sie haben ja lange nichts dergleichen gelesen“, warf er ihr höhnisch vor, als er sein privates BĂŒro betrat und die TĂŒr hinter sich einfach offen stehen ließ, damit sie auch eintreten könnte, aber ihr gleichzeitig auch klar wurde, dass er momentan nicht in der Stimmung war, seine Zeit mit ihr verbringen zu wollen.
„Ich muss gar nichts ’tanken’, aber Sie dĂŒrfen mir trotzdem etwas zu trinken anbieten.“

Sie legte den Brief unaufgefordert auf das kleine Pult, an welchem sie damals die Traumdeutung fĂŒr ihn geschrieben hatte. Mittlerweile bezeichnete sie den kleinen Arbeitsplatz als ihren eigenen.

„Von ’Schlafes Bruder’ habe ich schon einmal gelesen, aber mir fĂ€llt nicht ein, in welchem Buch“, behauptete sie.
„Das halte ich nicht fĂŒr möglich, denn das wĂŒrde bedeuten, dass Sie sich neben den schwarzmagischen BĂŒchern, die ich Ihnen zu lesen gegeben habe, noch andere zu GemĂŒte gefĂŒhrt haben. Es sei denn, Sie haben ihr neu entdecktes Steckenpferd ausgedehnt, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen.“

Sie ignorierte seine letzte Bemerkung und stimmte innerlich seiner ersten zu, obwohl sie hundertprozentig davon ĂŒberzeugt war, erst vor kurzem ĂŒber den Trank gestolpert zu sein. Sie rief sich alle schwarzmagischen BĂŒcher ins GedĂ€chtnis, die sie jemals aufgeschlagen hatte und mit einem Male hatte sie die Antwort.

„Ja, natĂŒrlich!“, sagte sie, als er ihr plötzlich wieder eingefallen war und womit sie Severus’ Aufmerksamkeit erregte. „Die BĂŒcher, die Sie in Ihrem Labor haben liegen lassen! Da waren zwei schwarzmagische BĂŒcher dabei und in einem von denen habe ich geblĂ€ttert, bis Sie gekommen waren
“ Sie verstummte, als sie sich vor Augen hielt, was danach geschehen war; dass er gesagt hatte, sie wĂŒrde Bellatrix Lestrange Ă€hnlich werden und ihr fiel auch wieder ein, dass sie in der gleichen Nacht Harry gekĂŒsst hatte.

Peinlich berĂŒhrt sagte sie: „Ich bin mir sicher, dass es in dem Buch stand. Zeigen Sie mir die BĂŒcher bitte?“
„Wenn Sie sich so sicher sind
“, sagte er, bevor er das BĂŒro verließ, um ins Labor zu gehen, wo er sie versteckt haben musste. Er kam mit den beiden BĂŒchern zurĂŒck, legte sie auf ihr Pult und zog seinen Stab, bevor er einen Schutzzauber sprach, damit man die Seiten aufschlagen konnte, ohne von ihnen verfĂŒhrt zu werden. „Bitteschön.“
„Danke.“ Sie setzte sich und begann zu blĂ€ttern, bis sie fragte: „Sagen Sie, welche Seite hatten Sie damals in diesem Buch nochmal aufgeschlagen?“
„Was tut das zur Sache?“ Er klang sehr grantig.
„Weil ich ein paar Seiten zurĂŒckgeblĂ€ttert hatte. Ich wĂŒrde es schneller finden, wenn ich die Seitezahl kennen wĂŒrde“, erklĂ€rte sie.

Er nannte ihr die Seite offensichtlich aus dem Kopf, so dass sie sie aufschlagen konnte. Schon war sie mit ihren Gedanken nicht mehr bei Schlafes Bruder, sondern bei Severus’ kleinem Geheimnis, denn die genannte Seite behandelte, wie man etwas durch schwarze Magie Zerstörtes wieder zusammenfĂŒgen könnte.

„Sie sagen mir nicht, was Sie suchen oder Severus?“, fragte sie mutig, wenn auch leise und flehend. Er blickte ihr starr in die Augen und schien tatsĂ€chlich einen Moment lang mit sich zu hadern, bevor er zaghaft den Kopf schĂŒttelte. „Sie wissen aber, dass ich Ihnen helfen möchte?“
„Es geht hier um eine Anfrage aus dem Krankenhaus und nicht um
“ Er stoppte sich selbst, bevor er zu einem Schrank hinĂŒberging.

Seufzend blĂ€tterte Hermine einige Seiten vor, als Severus ihr plötzlich ein Glas unter die Nase hielt. Der scharfe, aber aromatische Duft ließ sie erstaunt aufblicken.

„Sie sagten doch“, begann Severus ruhig, „dass ich Ihnen etwas zu trinken anbieten darf.“ Das Glas stellte er auf ihren Tisch, bevor er sie darĂŒber aufklĂ€rte: „Der edle Tropfen stammt aus dem Jahr, an dem das Abkommen zur Geheimhaltung der Zauberei beschlossen wurde.“
Sie machte ganz große Augen und fragte: „1792? Und davon geben Sie mir etwas?“
„Ich habe die Flasche gestern Abend bereits angebrochen.“
Hermine roch an dem Inhalt des Glases, bevor sie beschĂ€mt offenbarte: „Das wird Verschwendung sein, wenn ich ihn trinke. Ich werde keinen Unterschied zu anderen Marken feststellen können.“
„Hab ich Sie denn um ein fachmĂ€nnisches Urteil ĂŒber den Geschmack gebeten?“, fragte er spöttisch, so dass sie beleidigt den Kopf schĂŒttelte. „Dann genießen Sie ihn.“

Einen winzigen Schluck kostete sie von dem Whisky, der leicht auf ihrer Zunge brannte und ihre Kehle erwĂ€rmte. Im Buch blĂ€tternd fand sie die Stelle, die sie schon einmal fasziniert ĂŒberflogen hatte und in Gedanken las sie: ’Wie Schlafes Bruder ist auch jener Verwandter von Felix Felicis nicht den GlĂŒcksbringern zuzuordnen. Mit einem Trank wie auch mit einem Fluch lassen sich gelenkte SchicksalsschlĂ€ge fĂŒr verhasste Mitmenschen gezielt herbeirufen.’

Schlafes Bruder war hier angesprochen worden, obwohl sich das Kapitel eigentlich um das Pendant zum Felix Felicis handelte, aber wenn Schlafes Bruder hier nochmals genannt wurde, dann musste er in den vorigen Kapiteln bereits ausfĂŒhrlicher behandelt worden sein, also blĂ€tterte sie weiter zurĂŒck.

Beim DurchblĂ€ttern stieß sie auf ganz furchtbare TrĂ€nke wie zum Beispiel der „ZĂ€nkerzunge“, einem Trank, der die Zunge dermaßen anschwellen ließ, dass sie einem den Mund auseinander reißen konnte, was einen qualvollen Tod bedeutete, wenn man vorher nicht schon an dem aufgeblĂ€hten Muskel erstickt war.

Weil Hermine ohne es zu wissen ihr Gesicht verzog, fragte Severus, der sie offensichtlich beobachtet hatte: „Über was sind Sie gerade gestolpert?“
Sie blickte erschrocken auf, schĂŒttelte sachte den Kopf und erwiderte: „Über etwas ganz Scheußliches.“
„Das Buch ist voll mit Abscheulichkeiten. Vielleicht wĂ€re es besser, nichts konzentriert zu lesen, sondern es nur ein wenig zu ĂŒberfliegen.“

WÀhrend sie weiter in dem Buch blÀtterte, denn ein Inhaltsverzeichnis gab es in dieser antiquarischen Schrift nicht, setzte Severus sich mit ein paar Unterlagen an seinen Schreibtisch, um konzentriert seiner eigenen Forschung nachzugehen, denn er las die Resultate seines Bluttrankes, die Sanguini niedergeschrieben hatte.

Nach einer ganzen Weile sagte Hermine ganz aufgeregt: „Oh mein Gott, hier ist es! Es ist kein komplettes Kapitel ĂŒber den Trank; er wird nur angesprochen, aber die Zutaten werden immerhin aufgelistet.“ Severus nĂ€herte sich ihr, wĂ€hrend sie noch einen Augenblick las und dann zu der Erkenntnis kam: „Es steht nicht hier, wie er zubereitet wird.“
„Ich denke, dass die genannten Zutaten fĂŒr Professor Junot bereits einen willkommenen Hinweis darstellen werden.“ Er beugte sich ĂŒber das Buch und las ein paar Stellen, bevor er sagte: „Kopieren Sie die Textstelle, den Buchtitel und die Seitenzahl, damit die Professorin noch heute, auch wenn der Abend schon spĂ€t ist, eine Antwort-Eule erhĂ€lt.“

Ihr Glas Whisky hatte Hermine im Nu geleert. Der Geschmack war angenehm, die leicht brennende Hitze in der Kehle willkommen. Das leere Glas stellte sie zurĂŒck auf ihr Pult und sie sagte nicht nein, als sich Severus mit der Flasche Whisky nĂ€herte, um ihr etwas nachzuschenken.

Zur gleichen Zeit in einem heruntergekommenen Muggel-Pub in der NĂ€he des Örtchens Clova ließ sich Mundungus von einer drallen Gastwirtin ein weiteres Glas Single-Malt-Whisky einschenken.

„Womit willst du das nachher bezahlen, Fletcher?“ Die mollige Dame mit dem hĂŒbschen Gesicht schĂ€kerte gern mit ihren GĂ€sten.
„Keine Sorge, ich hab genug Asche bei mir“, er klopfte an seine Brusttasche, „und wenn’s nich’ reicht, dann helfe ich in der KĂŒche beim Abwaschen.“ Er war mittlerweile leicht angetrunken und klang daher etwas lallend, aber er war ĂŒberaus gut gelaunt, was an der Wirtin liegen mochte. Er zog die Dame an sich heran, so dass sie ihm auf den Schoß plumpste, was den hölzernen Stuhl unter ihm bedrohlich knarren ließ.
„Nicht doch“, sagte sie, als sie sich nur halbherzig aus seinem Griff zu befreien versuchte und dabei ĂŒber das ganze Gesicht strahlte. „Das letzte Mal, als du mir zu nahe gekommen bist, habe ich mein Uhr vermisst.“

Daran konnte er sich erinnern, denn er hatte es nicht ĂŒbers Herz gebracht, die gestohlene Uhr zu versetzen.

„Meinst du die hier?“ Er griff in seine Jackentasche und reichte ihr die Uhr mit den Worten: „Scheint dir beim letzten Mal aus der Tasche gefallen zu sein.“ Sie grinste, zog aber eine Augenbraue in die Höhe, weil sie ihm nicht ganz glauben konnte.
Nachdem sie die Uhr eingesteckt und sich erhoben hatte, wollte sie wissen: „Soll ich dir gleich die Flasche da lassen?“
„Nein, mein Rauschegoldengel, ich genieße jeden ’Besuch’ von dir an meinem Tisch“, erwiderte er schĂ€kernd.

Sich in dem Pub umblickend erspĂ€hte er einige finstere Gesellen. In der Muggelwelt gab es nicht weniger Diebe, Trickspieler und andere Halunken; alles in allem fand sich hier der gleiche Schlag Mensch wie auch in der Zaubererwelt wieder: SchwĂ€tzer, ZuhĂ€lter, Verbrecher – das gleiche Gesocks, wie man es auch zuhauf im Eberkopf antreffen konnte. Mundungus fĂŒhlte sich hier sehr wohl.

Ein paar Minuten spĂ€ter öffnete sich die TĂŒr zum spĂ€rlich besuchten Pub, bevor zwei MĂ€nner und zwei Frauen eintraten. Die vier neuen GĂ€ste, offensichtlich ein Ehepaar, ein junger Mann und eine Ă€ltere Frau, klopften sich den Schnee von den Schultern, was Mundungus vor Augen hielt, dass es draußen schneien musste und zwar nicht zu wenig. Er hoffte, dass die vier ihre MĂ€ntel vorn am Eingang an die Garderobe hĂ€ngen wĂŒrden, damit er beim Hinausgehen lange Finger machen konnte, aber sie nahmen ihre Kleidung leider mit, als sie einen Tisch suchten.

Einen der MĂ€nner erkannte Mundungus, denn er war der Überzeugung, den schon einmal im Auftrag des Phönixordens belauscht zu haben. Der andere, jĂŒngere war wegen des hochgeklappten Kragens seiner Jacke nicht zu erkennen. Abrupt entschloss Mundungus sich dazu, auch wenn es den Orden nicht mehr gab, wie damals den Betrunkenen zu mimen, um in Ruhe lauschen zu können. So könnte er selbst harmlos wirken und die Gruppe wĂŒrde ihm keine Beachtung schenken. Das war eine Aufgabe – davon war er selbst ĂŒberzeugt –, die er hervorragend bewĂ€ltigen könnte.

Langsam lehnte er sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, um den Oberkörper und Kopf etwas nach vorn fallen zu lassen, so dass man sein Gesicht nicht gut erkennen wĂŒrde. Die Augenlider etwas gesenkt griff er mit beiden HĂ€nden nach seinem Glas Whisky, um leise in ein gemurmeltes SelbstgesprĂ€ch zu verfallen, so dass jeder, der ihn jetzt erst erblickte, ihm jegliche NĂŒchternheit absprechen wĂŒrde.

Wie erhofft setzten sich die gerade eingetroffenen Muggel an den großen Tisch, der nur mit einer hölzernen Spanischen Wand von dem seinen getrennt war. Durch die gemusterten Löcher der Abtrennung zwischen den Tischen konnte er alles bestens hören.

„Langsam macht er mir Angst“, sagte die Ă€ltere Frau, die Mundungus ĂŒber sechzig Jahre alt schĂ€tzte.
„Mir macht es Angst“, begann die andere Frau, „dass man es anscheinend wirklich auf ihn abgesehen hat. Habt ihr nicht gesehen, wie stark er geblutet hat?“
Ihr Ehemann versuchte zu erklĂ€ren: „Es ist aber nicht auszuschließen, dass das eine völlig normale Ursache haben könnte, meine Liebe.“
„Normal?“, fragte sie spöttisch zurĂŒck. „Ich hatte noch nie Nasenbluten in solchem Ausmaß! ErzĂ€hl mir nicht, dass es normal wĂ€re.“
„Ich wollte mit ’normal’ auch nur sagen“, der Mann senkte seine Stimme, aber Mundungus hörte ihn trotzdem, „dass es nicht mit Zauberei zu tun haben muss. Es kann auch andere GrĂŒnde dafĂŒr geben.“
„Er fĂŒgt es sich bestimmt selbst zu“, sagte die Ă€ltere Frau mit verĂ€rgerter Stimme.
„Nein, Eleanor, das glaube ich nicht. Warum sollte er? Wenn er uns weismachen möchte, dass man ihm mit einem Schadenszauber das Leben zur Hölle macht, damit wir brav an seiner Seite bleiben, warum hat er dann so vielen von uns vor den Kopf gestoßen? Warum hat er vorhin Alex und Arnold so niedergemacht, wo die doch die Einzigen sind, die ihm noch wertvolle Informationen ’von drĂŒben’ geben können?“

Die beiden letzten Namen waren Mundungus wohl bekannt, denn es handelte sich um die Squibs, von denen er mal – wahrscheinlich wĂ€hrend eines Ordenstreffens – gehört hatte.

„Wir sind jetzt nur noch vierundzwanzig Personen und ich denke, dass nach Hopkins’ letztem ’Anfall’ noch ein paar gehen werden“, sagte der Mann um die vierzig. „Wenn ich ehrlich bin“, fĂŒgte er leiser hinzu, „dann will ich diesen Mann nicht mehr unterstĂŒtzen.“
Seine Frau fraget erbost: „Ja, willst du denn gar nicht die MĂ€nner zur Rechenschaft ziehen, die unsere Söhne einfach
“ Die Stimme der Ehefrau begann zu zittern, so dass sie sich eine Hand auf den Mund legte.
„Claudine, ich verstehe dich und ja, ich wĂŒrde diese Mistkerle gern selbst zur Strecke bringen, aber was, wenn die gar nicht mehr leben oder im GefĂ€ngnis sitzen?“, fragte ihr Mann.

Mundungus hörte das erste Mal den jungen Mann sprechen und er konnte einen leichten, spanischen Akzent ausmachen, als dieser vorsichtig fragte: „Was ist mit euren Söhnen geschehen?“
Der Mann holte einmal tief Luft. „Eines Nachts kamen fĂŒnf ganz in schwarz gekleidete MĂ€nner auf unseren Hof
“
Er hielt inne, weil seine Frau aufstand und unterbrach: „Ich bin mal eben woanders. Eleanor, kommst du mit?“

Die Ältere stand auf und leistete Claudine Gesellschaft.

„Sie ertrĂ€gt es nicht, wenn ich darĂŒber rede“, entschuldigte sich der Mann.
„FĂŒnf in schwarz gekleidete MĂ€nner?“, wiederholte der JĂŒngere.
„Ja, die kamen nachts auf unseren Hof und sperrten Claudine und mich in den Stall. Wir konnten nur durch ein kleines Fenster sehen, was draußen geschah. Zwei von unseren Söhnen haben sie sofort umgebracht. Ich habe keine Ahnung, wie sie das getan haben; sie haben ihre HolzstĂ€be auf sie gerichtet und etwas gesagt, da glimmte alles grĂŒn und mit einem Male lagen sie am Boden.“ Man konnte dem Mann anhören, dass es ihm nicht leicht fiel, ĂŒber diesen Vorfall zu sprechen. Mit zittriger Stimme erzĂ€hlte er, so dass auch Mundungus jedes Wort hören konnte: „Mein JĂŒngster, David, der war gerade fĂŒnfzehn Jahre alt. Sie haben ihn
“ Er holte nochmals tief Luft: „Sie haben ihn gequĂ€lt. Ich weiß nicht wie, aber er krĂŒmmte sich minutenlang vor Schmerzen auf dem Boden. Ich wollte ĂŒber das Mobiltelefon die Polizei rufen, aber die Verbindung war gestört. Als die Gestalten spurlos verschwunden waren, habe ich endlich die Polizei rufen können. Die haben uns befreit. Von den TĂ€tern gab es weit und breit keine Spur. Der einzige Beweis fĂŒr ihren ’Besuch’ waren die drei toten Körper unserer Kinder, die sie ins Schweinegehege geworfen hatten.“

Nach einer ganzen Weile sagte der junge Mann, der offensichtlich um Worte verlegen war: „Das tut mir so Leid, das muss grauenvoll gewesen sein.“
„Noch viel grauenvoller war, als die Ärzte uns mitteilten, dass bei allen dreien kein unnatĂŒrlicher Tod festgestellt werden konnte. Bei den Ă€lteren beiden haben sie einfach nur ’Herzstillstand’ auf ihren Bericht geschrieben und bei David war es angeblich ein Schlaganfall gewesen. Mit fĂŒnfzehn Jahren! Niemand hat uns geglaubt, dass wir ĂŒberfallen worden waren, nicht ein einziger!“ Die Stimme des Mannes war ein wenig lauter geworden, doch er beruhigte sich wieder, bevor er erklĂ€rte: „Niemand hatte uns geglaubt, bis wir Hopkins getroffen haben und der hat uns ĂŒber die Zaubererwelt aufgeklĂ€rt. Da machte plötzlich alles einen Sinn. Die HolzstĂ€be, die schwarzen Kutten und der plötzliche Tod unserer Kinder. Überzeugt hat er uns mit einer Zeitung, in der sich die Bilder bewegten. Ich habe vorher noch nie etwas Derartiges gesehen. FĂŒr Claudine und mich war klar, dass es Zauberer gewesen sein mussten, die unsere Kinder umgebracht haben.“

Claudine und Eleanor waren noch immer nicht zurĂŒck, so dass die beiden MĂ€nner sich zu Mundungus’ GlĂŒck noch ein wenig unterhielten.

Der Ehemann hatte einen großen Schluck Whisky genommen, bevor er sagte: „Wir sind ja schon ein paar Jahre mit dabei und ich denke, ich habe einen guten Überblick ĂŒber diese Zaubererwelt erhalten. Du hast den Tagespropheten ja auch mehr als nur einmal gelesen oder?“ Der junge Mann schien nur zu nicken, den Mundungus hörte wieder den Ă€lteren von den beiden sprechen. „Ich bin mir sicher, dass die finsteren Gestalten welche von diesen ’Todesser’ waren, von denen die Zeitung geschrieben hat. Verstehst du, Junge? Die sind selbst bei ’denen’ Verbrecher! Ich habe jeden verdammten Artikel gelesen, sobald Alex ein neues Exemplar mitgebracht hat und ich habe mittlerweile nicht den Eindruck, dass die alle gefĂ€hrlich sind.“
„Aber Hopkins sagt
“
Der junge Mann wurde unwirsch unterbrochen: „Was Hopkins sagt ist mir gleich!“ Der Mann seufzte. „Entschuldige, ich wollte nicht so grantig werden. Ich habe gehört, dass du deine Mutter damals verloren hast. Wahrscheinlich auf die gleiche Art, nicht wahr?“
Der junge Mann kam ins Stottern: „Sie haben ihr
 Man hat sie
 Meine Mutter hat sich danach das Leben genommen, weil sie es nicht ertragen hat.“
„Wie alt warst du da?“
„Zwölf“, erwiderte der junge Mann zaghaft.
„In so jungen Jahren seine Mutter zu verlieren ist ein harter Schicksalsschlag. Wann hat dein Vater Hopkins kennen gelernt?“, fragte der Ă€ltere am Tisch.
„WĂ€hrend der Beerdigung.“
„So lange kennt Alejandro ihn schon? Das wusste ich gar nicht.“ Nach einer kurzen Pause fragte der Mann: „Hast du das MĂ€dchen fĂŒr böse gehalten?“

Mundungus hörte ganz genau hin, um vielleicht noch den Namen des MĂ€dchens zu erfahren, damit er mit seinen Informationen ĂŒber Hopkins’ AnhĂ€nger beim Minister oder bei Dumbledore Eindruck schinden konnte.

Der junge Mann hatte noch immer nicht geantwortet, so dass der Ă€ltere nochmals fragte: „War sie dir unheimlich oder kam sie dir normal vor? Ich frage nur, weil ich gelesen habe, dass einige aus unserer Welt mit diesen KrĂ€ften geboren werden und
“
Jetzt unterbrach der junge Mann: „Das ist kein Geschenk des Himmels, es sind HexenkrĂ€fte! Die gehören auf den Scheiterhaufen!“

Sich langsam aufrecht hinsetzend fĂŒhrte Mundungus das Glas zum Mund, um einen Schluck zu nehmen, wĂ€hrend er die Gelegenheit nutzen wollte, mit einem Auge einen Blick durch die Spanische Wand zu riskieren, um endlich den jungen Mann genauer betrachten zu können. Als er fĂŒr einen Moment glaubte, Harry Potter zu erblicken, da verschluckte er sich und spuckte etwas von dem guten Whisky auf seinen Tisch.


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Emma ist eine natĂŒrliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, mĂŒssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natĂŒrlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin