von Ellen E.
Hallo!
Nach Ewigkeiten gehts mal wieder weiter. Ich entschuldige mich für diese lange Pause, ist natürlich keine Absicht, aber mein Leben geht auf und ab, manchmal komm ich zum Schreiben, manchmal nicht.
Das wird sich wohl nie ändern...
Naja, wie auch immer. Hier also ein neuer Teil, ich hoffe es gefällt euch und es gibt noch ein paar Leser, die trotz der Pausen dabeibleiben.
Viel Spaß!!
Alles verändert sich 2
James war nicht der Einzige, der den heutigen Tagespropheten mit besorgter oder gar bestürzter Miene gelesen hatte. Lily kannte zwar die Fakten, sodass sich ihr Schock in Grenzen hielt, doch die Tatsache, dass es sich bei dieser Entführungsreihe ausschließlich um reinblütige Opfer handelte, ließ sie nachdenklich werden. Die Nachricht der Entführung war an diesem Morgen nicht nur im Gryffindorturm das Gesprächsthema Nummer eins gewesen, auch die anderen Häuser waren von ihren Hauslehrern informiert worden. Nichtsdestotrotz brach wenige Minuten nach der Ankunft der Tagespropheten lautes Geschnatter los. Ein jeder schien aufgeregt mit seinem Nachbarn zu tuscheln.
Lily sah sich mit zusammengezogenen Augenbrauen in der Großen Halle um. Und was sie sah, war nicht gut. Die jüngeren Schüler wirkten in der Tat mehr als verängstigt, so wie Dumbledore es bereits vermutet hatte. Immer wieder sahen sie sich um, als hätten sie Angst, die Entführer würden gleich hinter der nächsten Statue hervorspringen und sie schnappen. Doch nicht nur die Jüngeren fühlten sich unwohl. Auch ältere Schüler rutschten unruhig auf ihren Plätzen hin und her, stocherten in ihrem Frühstück oder trugen nachdenkliche Mienen zur Schau.
Die Schüler am Ravenclawtisch versanken fast gänzlich in tiefem Schweigen. Einige hatten rote verquollene Augen, andere wurden von ihren Freunden getröstet. Als Lily dies sah, stand sie abrupt auf und entschied, dass es nun an der Zeit war, als Schulsprecherin einzugreifen.
Entschlossenen Schrittes lief sie auf den Tisch der blauen Raben zu und blieb am Kopf desselbigen stehen. Langsam wandten sich ihr die Schüler dieses Hauses zu.
Erst als sie die Aufmerksamkeit eines jeden hatte, räusperte sich Lily leicht.
"Ich bin nur hergekommen, weil ich euch sagen wollte, dass ihr mit eurer Angst und der Sorge um Anthony nicht allein seid. Auch wenn ich eine Gryffindor bin, heißt das nicht, dass ich mir weniger Gedanken mache, ebenso wie der Rest der Schülerschaft. Ich bin mir sicher, Anthony geht es gut und..." Doch weiter kam sie nicht.
"Woher willst du das wissen?", kam es aus den Reihen der Ravenclaws. Lily runzelte die Stirn.
"Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es und ich glaube daran.", antwortete sie.
"Wieso hast du ihn nicht aufgehalten? Du hast doch bestimmt gewusst, dass er nach Hogsmeade gehen wollte, immerhin seid ihr die Schulsprecher!", Lily versuchte den Sprecher ausfindig zu machen, doch es gelang ihr nicht.
Außerdem musste sie sich schwer zusammenreißen. Die Stimme war vorwurfsvoll gewesen, und sie streute Salz in die Wunde, die sich seit diesem Morgen immer weiter ausdehnte. Hätte sie Anthony vielleicht wirklich aufhalten können? Aber sie hatte doch gar nicht gewusst, dass er nach Hogsmeade wollte. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er auf den Weg in die Bibliothek gewesen, kurz nach dem Unterricht. Er musste fast augenblicklich kehrt gemacht haben und nach Hogsmeade aufgebrochen sein.
Erst nach einigen Sekunden wurde sie sich der fragenden Gesichter bewusst, die allesamt ihr zugewandt waren.
"Ähm, also,..", begann sie zu stottern, doch weit kam sie nicht.
"Lily hatte nicht gewusst, dass Anthony nach Hogsmeade gehen wollte. Und selbst wenn, Anthony ist alt genug, selbst entscheiden zu können! Weswegen hätte sie ihn aufhalten sollen?"
Lily drehte sich überrascht um und erblickte James, der schräg hinter ihr stand und mit leicht wütendem Blick in Richtung der Ravenclaws schaute.
"Sie hätte ja mitgehen können!", ertönte nun wieder die Stimme von einem der Ravenclaws, ebenfalls deutlich gereizt.
"Und was hätte das gebracht? Vielleicht wäre sie auch entführt worden!", brauste James auf. Lily sah ihn nur leicht überrascht an, doch eigentlich wunderte sie an diesem Tag rein gar nichts mehr. Die Nerven lagen blank, und das bei einem jeden von ihnen. Beschwichtigend legte sie eine Hand auf James Unterarm.
"Lass gut sein, bringt doch ohnehin nichts.", murmelte sie leise, sodass nur James sie verstehen konnte. Der schien sich tatsächlich wieder zu beruhigen. Ein letztes Schnaufen ertönte, kurz blickte er Lily an, doch dann wandte er sich wieder dem Ravenclawtisch zu.
"Lily hat versucht euch klarzumachen, dass wir in Hogwarts eine Einheit sind und dass wir uns alle Gedanken um Thompson machen. Also hört auf, ihr irgendetwas vorzuwerfen! Niemand ist Schuld an der Entführung außer der Entführer.", antwortete James dieses Mal deutlich ruhiger. Er wollte sich schon abwenden und mit Lily verschwinden, als er doch noch eine Antwort bekam.
"Wer bist du eigentlich, Potter? Wir kaufen dir deine Sorge nicht ab! Du hast Anthony noch nie gemocht, wahrscheinlich hast du nur darauf gewartet, dass du wieder an seine Stelle treten kannst! Du bist doch nun wieder Schulsprecher, oder? Potter, du wirst niemals an Anthony heranreichen können!"
Lily hielt geschockt in ihrer Bewegung inne und blickte schnell zu James. Dieser stand wie festgenagelt an Ort und Stelle, er schien leicht zu zittern, musste sich augenscheinlich zusammenreißen um nicht auszurasten. Ein leises gefährliches Knurren kam ihm über die Lippen. Lily riss die Augen auf. Wenn sie dachte, sie würde James kennen, dann hatte sie sich bisher getäuscht. Er wirkte in diesem Moment mehr als bedrohlich, und eins war ihr klar, mit einem wütenden James Potter wollte sie sich niemals anlegen!
Doch als sie nun noch einen Schritt auf ihn zumachte, und ihn genauer betrachtete, musste sie sich eingestehen, dass er durchaus reizvoll aussah.
Seine Augen schienen zu glühen, ein Sturm zog auf. Seine Kieferknochen traten deutlich hervor, er wirkte angespannt, wie ein Löwe, der gerade zum Sprung ansetzte. Seine breite Brust hob und senkte sich schnell und unregelmäßig, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Alles in allem bot James in diesem Moment einen atemberaubenden Anblick. Als Lily ihre eigenen Gedanken erkannte, schüttelte sie leicht ertappt den Kopf, doch wandte sie den Blick nicht ab. Sie konnte es nicht. James war einfach... animalisch. Und wenn nicht bald etwas passierte, würde sie auf der Stelle anfangen zu sabbern.
Doch zu ihrem Glück kam alles ganz anders. In dem Bruchteil einer Sekunde schien der Vulkan James Potter zu explodieren. Er drehte sich blitzschnell herum, und wollte sich schon auf einen der Ravenclaws stürzen, als ihn von hinten mehrere starke Arme packten und wegzogen. Lily war so überrascht, dass sie einige Sekunden brauchte, um festzustellen, dass es sich dabei um Sirius und Remus handelte, die nun einen tobenden und fluchenden James aus der Halle zerrten.
Lily starrte den Dreien kurz hinterher, doch dann kam wieder Leben in sie. Abrupt drehte sie sich um und funkelte nun ihrerseits die Ravenclaws an. Sie hatte keine Ahnung, doch in diesem Moment sah sie nicht weniger furchteinflößend aus als James, und einige der Raben zuckten bei ihrem Anblick ängstlich zusammen.
Lily konnte noch immer nicht ausmachen, wer von ihnen mit James diskutiert hatte, also wandte sie sich an alle.
"Was denkt ihr euch eigentlich?", fauchte die Gryffindor. "James macht sich sehr wohl Sorgen, ebenso wie alle anderen! Seine gespanntes Verhältnis zu Anthony spielt dabei keine Rolle! So etwas wünscht man niemandem, auch nicht seinem größten Rivalen! Und nur zur Erinnerung, James hat damals sein Amt als Schulsprecher niedergelegt, sodass Anthony an dessen Stelle treten konnte, und nicht umgekehrt! Es geht nicht darum, wer besser und wer schlechter ist! Wir sind eine Einheit, wir sind Hogwarts! Und wir halten in schwierigen Zeiten zusammen!"
Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt, ohne die Reaktion der Ravenclaws abzuwarten, und stapfte aus der Halle. Doch nicht nur die Raben, sondern die gesamte Halle, starrte ihrer Schulsprecherin hinterher. Nachdem Lily die Tür hinter sich zugeknallt hatte, kehrte Stille ein.
Nach wenigen Sekunden hatte Marissa als erste den Schock überwunden und beugte sich leicht zu Anita.
"Sag, hat Lily gerade James wie eine Löwin vor der gesamten Schule verteidigt?"
"Jep, hat sie!"
"Das ich das noch mal erleben darf..."
"Dito!"
***
Nach der Stille brach wieder lautes Geschnatter los, doch hielt es nicht mehr lange an. Es waren nur noch wenige Minuten bis der Unterricht begann und die ersten Schüler machten sich seufzend auf den Weg. Auch wenn dieser Morgen alles andere als normal gewesen ist, so mussten sie wieder in ihren Alltag finden. Hundertfaches Fußgetrappel ertönte in den Gängen, immer begleitet von leisen Stimmen, die entweder über die Thompson-Entführung oder aber über den Auftritt der Schulsprecher in der Großen Halle sprachen.
Während Lily und James bei Dumbledore gewesen sind, hatte McGonagall allen anderen Schülern mitgeteilt, dass James von nun an den Posten des Schulsprechers innehaben würde, solange Anthony nicht anwesend sei.
Die ersten hatten bereits nach dieser Ankündigung eins und eins zusammengezählt und Anthony als Entführungsopfer ausgemacht, alle anderen wurden spätestens durch den Tagesproheten aufgeklärt.
Sirius und Remus schleiften einen noch immer keifenden James in die nächstgelegene Jungentoilette und hielten seinen Kopf ins Waschbecken, wobei sie das kalte Wasser voll aufdrehten. Als James wie ein begossener Pudel hervorkam, schien er sich beruhigt zu haben.
Natürlich hatten die Freunde alles mitbekommen. Remus war der Erste gewesen, der Lily zum Ravenclawtisch hatte gehen sehen. James Blick, der ihr ein wenig sorgenvoll gefolgt war, war aber selbst Sirius nicht entgangen. Kurze Zeit später war James ihr gefolgt - und so nahm alles seinen Lauf. Das Geschrei aller Beteiligten konnte man einfach nicht überhören.
Als sie die Vorwürfe der Ravenclaws vernahmen, sahen sich Remus und Sirius alarmiert an. Sie wussten, die Raben hatten damit einen wunden Punkt getroffen. Ein Blick genügte, und die zwei Marauders waren sich einig, James so schnell es ging aus der Gefahrenzone zu bringen, und wie es aussah, auch noch genau im richtigen Moment.
Nachdem sie ihn wieder trocken gezaubert hatten, trat Stille ein. Zu dritt schritten sie mit wenigen Minuten Verspätung zum Klassenzimmer für Zauberkunst, einen erschöpften Schulsprecher in ihrer Mitte. Auch wenn er sonst immer stark war, diese ganze Entführungssache nagte doch sehr an seinen Nerven. Er wusste nicht warum, aber irgendetwas passte ihm nicht. Er hatte das Gefühl, als lägen alle Puzzleteile vor ihm auf einem Tisch, doch konnte er sie einfach nicht richtig zusammenfügen.
Die ganze Zauberkunststunde, sowie die folgenden Unterrichtsstunden, grübelte James über die Entführung. Erst als er von Sirius, der es wiederum von Anita wusste, hörte, wie Lily nach seinem Verschwinden aus der Großen Halle am Morgen abgegangen war, stahl sich ein leises Lächeln auf seine Lippen.
Es war inzwischen Abend und im Gryffindorgemeinschaftsraum bot sich ein seltenes Bild. Alle Siebtklässler waren anwesend, und das auf harmonische Art und Weise. Sie hatten die Sessel in einem großen Kreis zusammengestellt und saßen friedlich beieinander. Sirius und Anita teilten sich ein Sofa, was alle anderen schmunzeln ließ. Ein jeder wusste, dass die zwei Gryffindors ineinander verliebt waren. Seitdem sie nach dem ersten Hogsmeade Wochenende eine Nacht gemeinsam verbracht hatten, eierten sie umeinander, doch keiner wagte, einen Schritt weiter zu gehen. James hatte das eine oder andere Mal versucht, mit Sirius über die schüchterne Gryffindor zu sprechen, doch meist endete eine solche Unterhaltung darin, dass Sirius niedergeschlagen auf seinem Bett lag und vor sich hingrummelte. Er war sich einfach nicht sicher, dieses Mädchen raubte ihm noch den Verstand. Bisher hatte er viele Affären gehabt, doch all das war einmalig gewesen. Wenn er ein Mädchen bereits ins Bett bekommen hatte, verlor der Schwarzhaarige schnell das Interesse an ihr. Doch bei Anita war das anders - und das verwirrte ihn. Er genoss ihre Gesellschaft und liebte die Stunden, die sie kuschelnd oder zärtlich schmusend auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum verbrachen, sodass er auch an diesem Abend mit einem seligen Lächeln auf den Lippen über Anitas schwarzes glattes Haar strich und fast andächtig eine Strähne um einen Finger wickelte. Anita kicherte leicht und drückte sich nur noch näher an ihn.
Die anderen beobachteten die beiden, ein jeder seufzte innerlich. Anita und Sirius waren ein wirklich schönes Paar. Wenn sie sich doch nur endlich gegenseitig ihre Gefühle gestehen würden!
Während Remus die beiden beobachtete, spürte er immer wieder den Blick von Marissa, der von dem Paar auf dem Sofa zu ihm huschte. Schlagartig stieg ihm die Hitze in die Wangen, er konnte genau fühlen, wie die Röte langsam über seinen Hals in seine Wangen kroch. Und dann machte er den Fehler, Marissas Blick zu erwidern. Zu seinem Entsetzen wandte sie den Blick nicht ab, sondern hielt ihm stand, und er selbst konnte sich nicht von ihren so wunderschönen Augen lösen. Sie saßen sich in dem Kreis fast gegenüber, mehrere Sessel trennten sie. Remus war darüber mehr als glücklich, denn ansonsten wusste er nicht, wie lange er sich noch hätte beherrschen können. Marissa zog ihn an wie die Motten das Licht. Er hatte so sehr dagegen angekämpft, doch er spürte ganz deutlich, dass ihm die Kontrolle langsam aber sich aus den Händen glitt. Noch immer kribbelte die Stelle an seinem Unterarm, an der am Morgen Maris Hand gelegen hatte. Ihre Berührung war viel tiefer gegangen, als er es sich eingestehen wollte.
Sie hatte ihm Schutz gegeben, sie strahlte Sicherheit aus und zeigte Remus, dass da jemand war, dem es genauso ging wie ihm. Die kleine Hand auf seinem Arm bestimmte seine Gedanken seit diesem Morgen, doch nun wurde sie abgelöst von diesen einmaligen Augen, die ihn einfach nur ansahen.
Erst nach schier endlosen Minuten schaffte es Remus, sich loszureißen und abzuwenden. So bemerkte er die bittere Enttäuschung nicht, die augenblicklich in Marissas Augen trat.
Remus Blick glitt stattdessen zu den zwei Sesseln neben sich. In einem saß James, in dem anderen Lily. Beide schienen tief in ihre jeweiligen Gedanken versunken zu sein, doch waren Worte auch gar nicht nötig. Ein jeder, der die beiden beobachtete, konnte deutlich erkennen, dass sie sehr wohl etwas füreinander empfanden, auch wenn Lily dies bisher immer beherzt abgestritten hatte. Dabei fiel Remus auf, dass er schon lange kein Gespräch mehr mit ihr geführt hatte. Er würde vielleicht mal nachfragen, wie die Rothaarige ihr momentanes Verhältnis zu James beschreiben würde. Das wäre mit Sicherheit sehr interessant, grinste Remus in sich hinein.
Lily und James hatten es sich beide in ihren Sesseln gemütlich gemacht, doch unbewusst oder auch nicht, hatten sie sich beide so gesetzt, dass sie sich zueinander lehnten. Ihre Sessellehnen berührten sich fast, und so trennten nur wenige Zentimeter ihre Köpfe. Lily hatte die Füße herangezogen und stützte ihren Kopf auf eine Hand. Ein leises Seufzen kam ihr über die Lippen. James hingegen hatte sich einen kleinen Hocker gesucht, die Beine lang ausgestreckt darauf gelegt, doch lag sein Kopf ebenso wie Lilys in seiner Handfläche. Auch ihm entwich ein unterdrücktes Seufzen.
Die Stimmung innerhalb der Gruppe war, nicht anders zu erwarten, mehr als gedrückt. Es wurde wenig gesprochen, die meisten hingen ihren Gedanken nach. Peter und Evelyn hatten ein Zauberschachspiel besorgt und diskutierten nun leise darüber. Linda sah ihrer Freundin beim Spielen zu. Das Pärchen auf dem Sofa war fast am Eindösen, natürlich noch immer eng aneinandergekuschelt. Marissa starrte weiterhin Remus an und versank bald in einer ihrer Tagträumereien, doch das Objekt ihrer Begierde blickte sie kein einziges Mal mehr an.
Die Stille wurde erst durch ein lautes Poltern unterbrochen. Remus fiel fast aus dem Sessel, war auch er kurz eingenickt, was Marissa zum Schmunzeln gebracht hatte. Nun blickte sich der Braunhaarige geschockt um, ebenso wie alle anderen. Das Poltern war von James gekommen, genauer gesagt von dem Hocker, auf dem bis vor kurzem noch seine Füße geruht, und den er frustriert weggekickt hatte. Nun saß der Schulsprecher mit verschränkten Armen in seinem Sessel und murrte vor sich hin.
"Hey Prongs, was ist los?", ertönte Sirius vom Dösen leicht heisere Stimme. Blinzelnd sah er seinen Freund an.
Dieser murrte weiterhin, doch auf die fragenden Blicke aller Anwesenden erbarmte er sich.
"Es macht mich wahnsinnig! Ich weiß, dass mit dieser Entführungssache irgendetwas nicht stimmt, doch ich komme nicht drauf, was es ist!"
"Ach, du auch?", fragte Lily nun überrascht. War es ihr doch bereits in Dumbledores Büro ebenso ergangen. Nun war es an James, verdutzt dreinzuschauen.
"Du auch?"
Von Remus kam ein leises Glucksen, welches ihm die Aufmerksamkeit aller einbrachte.
"Na, vielleicht könntet ihr euch eure Überlegungen einfach gegenseitig mitteilen und wenn ihr dann des Rätsels Lösung habt, dürft ihr uns gerne damit erleuchten.", grinste er. Marissa und Sirius waren die Einzigen, die verstanden, was genau Remus damit bezwecken wollte, und auch sie begangen nun zu grinsen.
James und Lily sahen sich nur weiterhin an, doch dann lehnten sie sich wieder in ihren Sesseln zurück und steckten die Köpfe zusammen. Leise tuschelnd erzählten sie sich gegenseitig, was ihnen aufgefallen war.
Remus grinste noch immer, doch als sein Blick Marissas traf, verschwand das Lächeln augenblicklich. Ihr Ausdruck war so weich, so liebevoll, dass es ihm fast die Kehle zuschnürte. Nach Luft ringend erhob er sich und verschwand zum Jungenschlafsaal. Jedoch nur, um sich ein dickes Buch zu holen, hinter dem er sich verkriechen konnte - und um weiterhin Marissa heimlich über den Buchrand hinweg anstarren zu können.
***
In den kommenden Tagen hielt der Alltag wieder Einzug. Zwar wurde ab und an noch immer über Anthonys Entführung gesprochen, doch im großen und ganzen herrschte wieder das altbekannte Chaos. Nur mit einer Ausnahme.
Wenn man den Gryffindorgemeinschaftsraum betrat und sich umsah, konnte man mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu hundert Prozent irgendwo in einer Ecke einen roten und einen schwarzen Haarschopf ausmachen. Lily und James hockten seit der Entführung fast andauernd zusammen und tuschelten leise miteinander.
Ihre Freunde beobachteten die beiden mit einem wissenden Lächeln. Marissa freute sich für Lily. Auch wenn diese es nicht direkt zugeben würde, doch die Zeit mit James gefiel ihr. Abends kam sie mit einem Grinsen, roten Wangen oder leise vor sich hin summend in den Schlafsaal der Mädchen, und am Morgen erwachte sie genauso. Mit der Zeit wurden alle neugierig, über was genau die zwei eigentlich sprachen, doch wenn sie nachfragten, bekamen sie nie eine Antwort.
Stattdessen warfen sich Lily und James einen wissenden Blick zu und taten was? Grinsten, natürlich!
Wenn die beiden zusammensaßen und von ihren Freunden beobachtet wurden, kam man einfach nicht drumherum sich einzugestehen, dass sie ein hinreißendes Paar abgeben würden. Die anfangs noch ernsten Gesichter hellten sich nach wenigen Tagen auf, immer öfter hörte man leises Kichern von einem von ihnen. Bald schlich sich bei ihren Freunden der Verdacht ein, dass die zwei nicht nur über ihre Entführungstheorien diskutierten. Sie kabbelten sich, aber auf eine liebevolle Art und Weise.
Einmal sah Remus Lily und James dabei zu, wie sie sich um eine Feder stritten. James war gerade dabei irgendetwas auf ein Pergament zu schreiben, welches auf seinen Knien lag, doch Lily wollte unbedingt die Feder haben. Sie warf sich lachend auf James und versuchte ihm die Feder zu entwenden, die dieser mit einem ebenso herzhaften Lachen zu verteidigen versuchte. Minutenlang kicherten sie vor sich hin und versuchten das Schreibgerät in ihren jeweiligen Besitz zu bringen und zu behalten. Irgendwann wurde Remus dieses Geturtel zuviel. Auf seinem Weg hinaus aus dem Gemeinschaftsraum erhaschte er einen Blick auf Lilys Tasche, die neben ihrem Sessel stand. Und heraus lugte die Spitze einer Feder. Kopfschüttelnd setzte Remus seinen Weg fort.
Inzwischen war eine Woche vergangen, und Sirius hatte das Gefühl, sein bester Freund würde bald vor Lebensfreude zerspringen. Dieses Leuchten in den Augen war kaum auszuhalten, und sein Grinsen wollte auch nicht mehr von dessen Gesicht verschwinden. Der Verdacht drängte sich unweigerlich auf, dass dies einzig und allein auf die Kappe ihrer Schulsprecherin ging. Doch Sirius gönnte seinem Freund sein Glück.
Die Siebtklässler verbrachten nun viel mehr Zeit miteinander als bisher. Abends traf man sich am Kamin im Gemeinschaftsraum, wo entweder Hausaufgaben gemacht, gespielt oder Unterhaltungen geführt wurden. Doch eines Morgens wurde die Idylle der Gryffindors gestört.
Als die Marauders am Morgen des achten Tages nach der Entführung in die Große Halle kamen, setzten sie sich zu den Mädchen und begannen beherzt ihr Frühstück zu verspeisen. Erst als Dumbledore mit einer ernsten Miene hereinkam, dicht gefolgt von Professor McGonagall und Professor Slughorn, spürten sie, dass etwas anders war als sonst. Es war nur ein Gefühl, doch würde es sich bald bewahrheiten.
Dumbledore stellte sich vor die vier Haustische und bat um Ruhe.
"Mein lieben Schüler. Bevor die Eulen mit der Post eintreffen, muss ich Ihnen etwas mitteilen." An dieser Stelle machte er eine kurze Pause, James drehte sich der Magen um. Er bekam nun keinen Bissen mehr herunter. War es das, was er und Lily befürchteten? Lagen sie mit ihren Theorien wirklich richtig?
"Ich muss Ihnen leider sagen, dass es eine erneute Entführung gegeben hat." Mit einem Mal brach ein Sturm los, die Schüler begannen voller Angst zu tuscheln.
"Ruhe bitte! Bei dem Entführungsopfer handelt es sich um Morgan Nott." Bei diesen Worten schrien einige am Slytherintisch leise auf, andere sahen sich suchend um, in der Hoffnung Morgan doch irgendwo zu finden.
"Wir wissen leider nicht, wie es dazu kommen konnte, doch Ms. Nott war am gestrigen Abend allein in Hogsmeade unterwegs. Ich muss Sie alle bitten, sich an die Schulregeln zu halten! Es ist keinem gestattet, während der Schulzeit das Zaubererdorf zu besuchen, unter keinen Umständen! Es ist in dieser Zeit noch wichtiger als sonst! Bitte beherzigen Sie es, zu Ihrer eigenen Sicherheit."
Dumbledore wurde von einem lauten Rauschen unterbrochen, doch wie es aussah hatte er ohnehin schon alles gesagt, was er zu sagen hatte. Das Geräusch kam von den hunderten Eulen, die nun wie jeden Tag unter der verzauberten Decke schwebten und ihre Besitzer suchten.
James erspähte seine Eule, die kurz darauf im Sturzflug auf ihn zukam und ihm den neuesten Tagesproheten überbrachte. Bereits als er die Zeitung entrollte, fand er das, was er gesucht hatte.
Die Titelseite zierte dieses Mal ein Foto. Auf diesem konnte man ein Mädchen erkennen, welches gerade von einer Person in einem schwarzen Umhang am Arm gepackt wurde. Das Mädchen wirbelte herum, die Angst stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann brach die Szene ab und wiederholte sich von Neuem.
Unter dem Bild stand in großen Buchstaben:
"Erneute Entführung in Hogsmeade - hat es denn nie ein Ende?"
James blickte noch einmal auf das Bild, doch als er wieder in das angstverzerrte Gesicht des Mädchens sah, wandte er seinen Blick schnell ab und las weiter.
Als er geendet hatte, blickte er auf und in ein paar besorgt dreinblickende grüne Augen. Lily saß ihm gegenüber, hielt ebenso ihren eigenen Tagespropheten in der Hand. Die Sorge in ihrem Blick ließ James Herz verkrampfen. In einer fließenden Bewegung griff er quer über den Tisch, löste Lilys Finger, die bisher die Zeitung fest umklammert hielten, und nahm ihre kleine kühle Hand in seine. Ein warmes Lächeln erschien auf seinen Lippen, das ganz und gar für Lily bestimmt war.
Erst als sich die Hand langsam entkrampfte, wagte er zu sprechen.
"Morgan Nott, wer ist sie?", fragte er leise. Lilys Blick wanderte durch die Halle, anscheinend auf der Suche nach irgendetwas. Sie seufzte leicht.
"Slytherin. Viertes Jahr, soweit ich mich erinnere. Und sie...", plötzlich stockte sie, ihre Augen fixierten sich auf einen Punkt. Auch James wandte sich nun um, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie ein hochgewachsener, dunkelhaariger junger Mann stürmisch die große Halle verließ.
"Das war Nectarius Nott, ihr Bruder, sechstes Jahr.", sagte Lily, ihre Augen lagen noch immer auf dem Punkt, an dem der Slytherin soeben verschwunden war. James drehte sich nun wieder um, sodass er Lily ansehen konnte.
"Ja, den kenne ich. Hatte mal eine kleine Unterredung mit ihm und seinen Slytherinfreunden.", brummte der Gryffindor.
Lily zog eine Augenbraue hoch und sah James an. "Unterredung?", fragte sie mit einem unergründlichen Ton in der Stimme. James betrachtete voller Interesse seine Fingernägel. Er wusste genau, dass Lily es nicht mochte, wenn er sich mit den Slytherins stritt, doch die legten es ja immer wieder darauf an! Er konnte da doch eigentlich gar nichts dafür! Eigentlich...
Doch Lily fragte nicht weiter nach. Stattdessen kam sie auf etwas anderes zu sprechen.
"Ist dir aufgefallen, dass die Notts eine der ältesten reinblütigen Familien Englands sind? Fast so alt wie die Malfoys." Nun ließ James seine Hände sinken, nickte leicht. Doch bevor er etwas erwidern konnte, spürte er einen sanften Stoß in seinen Rippen. Als er den Kopf zur Seite drehte, sah er in ein weiteres Paar besorgter Augen, dieses Mal waren sie jedoch karamellbraun.
"Hey", sagte Remus leise. "Sagt mal, ihr zwei, wir", dabei nickte er mit dem Kopf in die Richtung, in der die anderen Siebtklässler der Gryffindors saßen," wir wollten mal fragen, wie weit ihr bereits mit euren Ideen zu dieser Entführungsgeschichte gekommen seid." Sein Blick wanderte zum Tagespropheten, der vor James lag und in einer Endlosschleife die Entführung des Mädchens zeigte.
James und Lily tauschten einen kurzen Blick, doch dann entschieden sie sich, ihren Freunden ihre Theorie mitzuteilen. Da sie alle in der ersten Stunde eine Freistunde hatten, machten sich die Freunde geschlossen auf den Weg hinauf in den Gryffindorturm. An ihrem Stammplatz vor dem Kamin nahmen sie Platz und sahen voller Erwartungen zu James und Lily.
***tbc***
Das wars. Ich werde mich bemühen, mich ein wenig ranzuhalten, aber versprechen kann ich nichts. :)
Ich wünsche euch noch einen schönen Sommer!
Liebste Grüße
Ellen
25.07.2008 - 23.33Uhr
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