von Rosiel
Hier kommt das nächste Kapitel, das eigentlich schon früher hätte da sein können, doch ich hatte so einen Schreibschub, dass ich erst mal meine Ideen zu Papier bringen musste, bevor ich dieses Kapitel richtig überarbeiten konnte. Sorry, aber vielleicht klappts beim nächsten schneller!
Ich freue mich sehr, dass euch mein letztes Kapitel gefallen hat - jedenfalls denjenigen, die mir davon erzählten! Ich danke euch für eure Reviews!
Hey Eule! Klasse, dass es dir noch immer gefällt! Ja, die Hunde haben sich schon recht seltsam verhalten, nich? *g* Was mag Anjolie nur an sich haben? Und Rosifer? Der hatte doch tatsächlich endlich einen Geistesblitz! Ein blindes Huhn muss eben auch mal ein Korn finden! Allerdings fürchte ich, dass die beiden ihm seine ?Mission' nicht einfach machen werden!
Viel Spaß! Auch den Schwarzlesern!!!
14. Kapitel - Neue Pläne
Anjolies Herz raste wie verrückt. Für sie existierten nur noch seine schwarzen Augen, in denen nichts mehr von der Verachtung oder der Kälte der letzten Tage zu sehen war. Sein ernster Blick hielt den ihren gefangen und seine Hände brannten auf ihrem Rücken. Sie fühlte sich völlig von ihm vereinnahmt und konnte sich im Moment nichts Verwirrenderes... und Schöneres vorstellen.
Sie strich mit ihren Händen über seine Arme zu seinen Schultern hinauf und schmiegte sich an seinen Körper, worauf ihr Widerstand gegen seine Hände nachließ. Anjolie hätte gern die Augen geschlossen, um die angenehme Wärme zu genießen, die von ihm ausging, doch sie fürchtete, dieser berauschende Traum würde dann platzen. Sie konnte sich gar nicht nah genug an ihn drücken, um ihn zu spüren; um sicher zu sein, dass er wirklich da war. Sie wollte ihn spüren! Mehr!
Doch als sie die Arme um seinen Hals gleiten ließ, ihn noch mehr an sich zog und sich ihr Mund dem seinen näherte, hörte sie ihren Namen und sie stoppte augenblicklich. Ginny? Anjolie blinzelte verstört, als sich der Ausdruck in seinen Augen veränderte. Er verschloss sich innerhalb von Sekunden und schlagartig war alles wieder da. Was machst du? Sie stieß sich von ihm und strauchelte fast, weil er seinen Umarmung freiwillig löste und sie zu viel Schwung genommen hatte.
Anjolie schwankte ein paar Schritte von ihm weg und versuchte, das Chaos in ihrem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Severus hingegen drehte sich abrupt ab und ging zum Haus. Sie schloss die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf. Sie konnte es nicht ertragen, ihn schon wieder gehen zu sehen. Was ist nur mit dir los? Er braucht dich nur zu berühren und du vergisst alles? Schlimmer noch: Du lässt es wieder geschehen?
Sie hatte keine Zeit für weitere Selbstvorwürfe. Als sie am Arm gepackt wurde, riss sie die Augen auf und sah eine besorgt dreinschauende Ginny neben sich und Hermine tauchte auf ihrer anderen Seite auf. Sie stürmten mit Fragen auf sie ein und Anjolie glaubte, ihr würde jeden Moment der Kopf platzen.
Zum Glück trafen nun auch Harry und Rosifer ein und die Mädchen, gefolgt von einem Schwung Weasleys, stürzten sich auf den Jungen. Anjolie nutzte die Gelegenheit, um sich aus dem Staub zu machen. Sie war sich klar, dass das dem Jungen gegenüber nicht fair war, doch sie musste erst den Schock verkraften, welche Gefühle das Zusammentreffen mit Severus ausgelöst hatte.
Dass sie noch immer heftig auf ihn reagierte, war ihr klar gewesen, auch wenn sie standhaft versuchte, es zu verbergen. Doch was zum Kuckuck war in ihn gefahren? Warum hatte er sie so an sich gedrückt? Für einen Moment hatte sie geglaubt, Erleichterung und so etwas wie Sehnsucht in seinen Augen zu sehen. Oder war das nur Wunschdenken gewesen?
Ohne nach links oder rechts zu sehen, lief sie aufs Haus zu und drückte sich an Remus vorbei, der im Türrahmen stand und sie forschend betrachtete. „Hallo Remus!“, grüßte sie ihn und ärgerte sich über das Zittern und die Trostlosigkeit in ihrer Stimme.
„Du hörst dich an, als wäre eure Reise nicht von Erfolg gekrönt gewesen!“, folgerte er leise.
„Was?“, fragte sie zerstreut und blieb stehen. Dann drang der Inhalt seines Satzes zu ihr durch. Sie erinnerte sich an den Grund ihrer Reise und brachte sogar ein beruhigendes Lächeln für ihn zustande. „Nein! Es lief sogar ganz gut!“
Remus öffnete bereits den Mund und wollte anscheinend nachhaken, da erschien Rosifer hinter ihnen. „Schon wieder allein?“, fragte er lächelnd und Anjolie spürte plötzlich eine unheimliche Wut auf ihn.
„Lass mich bloß in Ruhe, du Idiot! Mit dir rede ich nicht mehr!“, herrschte sie den verdutzten Mann an.
„Hey, immer langsam...“, versuchte er sie zu beruhigen.
„Wie konntest du das tun?“, unterbrach sie ihn. „Hast du vergessen...“ Sie suchte nach Worten, um ihrer Wut Luft zu machen, doch jeder weitere Gedanke in Severus' Richtung heizte ihren Gefühlssturm nur noch mehr an. Ihr wurde klar, dass sie sich nur etwas vorgemacht hatte. Sie war noch lange nicht über diesen Mann hinweg und ihr ?Neuanfang' würde sich schwerer gestalten, als angenommen. „Ach, verdammt!“, fluchte sie frustriert und stürmte durch die Eingangshalle.
Sie brauchte jetzt unbedingt etwas Zeit, um wieder zu Sinnen zu kommen, doch sie kam nur bis zur Treppe, wo sie vom Nächsten erwartet wurde. Mit ihm hatte sie hier allerdings um keinen Preis der Welt gerechnet.
„Was hast du denn hier zu suchen?“, schallte Harrys Stimme quer durch die Halle und er nahm ihr die Frage direkt aus dem Mund. Draco Malfoy lehnte sich, mit den Armen vor der Brust verschränkt, lässig ans Geländer und sah ihn über Anjolies Kopf hinweg abfällig an. Doch er ließ sich nicht dazu herab, ihm zu antworten.
„Mein Sohn wird bis auf weiteres hier bleiben!“, sprang Rosifer dafür ein.
Mein Sohn? Anjolie drehte sich zu Rosifer um und sah ihn ungläubig an, während Harry aufgebracht mit den Weasleys diskutierte. Seit wann war Rosifer denn ein Familienmensch? „Hat dich die Blondine doch noch überzeugen können, das zu tun, was ihr vorschwebte?“, fragte sie ihn amüsiert, als ihr eine Szene in Voldemorts Burg wieder einfiel.
„Woher weißt du von Narzissa?“, fragte Rosifer perplex.
„Ich sah euch beide diskutieren, als Voldemorts Männer mich zurück ins Verlies schleiften. Die Herren fanden es sehr amüsant, dass sie, als deine Ehefrau, dir hinterherlaufen musste, um ihre ehelichen Rechte erfüllt zu bekommen!“
„Reden Sie nicht so über meine Mutter!“, fauchte Draco hinter ihr und Anjolie sah ihn über die Schulter hinweg an. „Reg dich ab! Ich habe nicht vor, über sie herzuziehen. Dafür kenne ich sie nicht gut genug!“, beruhigte sie ihn, hatte allerdings nicht sehr viel Erfolg damit.
Auch Rosifer hatte eine Augenbraue hochgezogen und sah sie aus schmalen Augen an. Anjolie erkannte ihre Gelegenheit, sich ein wenig zu rächen. „Sieht so aus, als hättest du dir einen Menschen ausgesucht, dessen Pflichten du weder kanntest noch abzuschätzen wusstest! Die Ärmste muss ja völlig verzweifelt sein und das Gefühl haben, einem Fremden gegenüber zu stehen! Das hättest du wirklich anders regeln können... und müssen! Aber wie solltest du dich auch in ihre menschlichen Gefühle...“
„Jetzt ist bestimmt nicht die richtige Zeit, um das auszudiskutieren!“, unterbrach Remus sie rüde und sah sie eindringlich an. Anjolie ahnte, dass er sie davon abhalten wollte, Rosifer zu sehr vor den Kopf zu stoßen und sie wusste, dass sie ihr Handeln auch bereuen würde, doch momentan wollte sie diesem Möchtegernkuppler einfach nur eins auswischen!
„Ihr seid zurück!“, stellte McGonagall, freudestrahlend aus dem Versammlungsraum kommend, fest. „Als ich Bescheid bekam, konnte ich es kaum glauben!“ Wow, die Buschtrommeln hier funktionieren hervorragend!
„Ich habe sofort die Kette in Gang gesetzt. Die anderen werden auch jeden Moment ankommen!“
„Wozu?“, fragte Anjolie, wusste jedoch, dass sie ihre erhoffte Ruhepause in den Wind schreiben konnte. Sie würden zuerst Rede und Antwort stehen müssen!
„Mir ist klar, dass ihr erschöpft sein müsst, doch auch bei uns gab es Bewegung und wir sollten alles auf einen Nenner bringen!“, erklärte die Lehrerin entschuldigend, aber auch unnachgiebig.
„Schon klar!“, murmelte Anjolie und trabte erschöpft an ihr vorbei in Richtung Versammlungsraum.
„Vorher solltet ihr eure Wunden versorgen lassen!“, ertönte Severus' Vorschlag kurz bevor sie die Tür erreichte und Anjolies Herz machte es sich schlagartig in ihrem Hals bequem. Verdammt, wo kommt der denn jetzt her?
Nach einem orientierenden Blick entdeckte sie ihn in seinem schattigen Versteck in der Nähe der Treppe, die Augen ohne Unterlass auf sie gerichtet. „Wunden?“, fragte Molly besorgt, überbrückte die kurze Strecke von der Eingangstür und wuselte nun eifrig um Harry herum, nur um dann, mit einem beruhigteren Ausdruck im Gesicht und nach ein paar Worten zu Ginny, von ihm abzulassen und Anjolie ins Auge zu fassen.
„Sie brauchen nicht zu suchen!“, hob diese abwehrend die Hände und fragte sich, wie Severus ihre Verletzung überhaupt hatte sehen können. „Ich habe nur eine Beule am Kopf!“
„Eine Beule blutet für gewöhnlich nicht!“, widerlegte er ihre Worte und Anjolie jagte ihm einen wütenden Blick entgegen, dem er unerschrocken begegnete. Sie blinzelte irritiert über die Entschlossenheit, die von ihm ausging und fragte sich, was er eigentlich vor hatte.
„Das sieht aber wirklich heftig aus!“, warf Molly dazwischen und nestelte unerlaubt in Anjolies Haaren herum, so dass diese zusammenzuckte.
„Hey!“, rief Anjolie empört und duckte sich unter den Händen der gutmeinenden Frau weg. „Vorsicht, ja!“
„Nun haben Sie sich nicht so!“, rügte Molly liebevoll, packte Anjolie am Arm und zog sie unerbittlich durch den Versammlungsraum in die Küche. Und trotz der Tatsache, dass sich Anjolie gerade in ihrem freien Willen extrem eingeschränkt fühlte, nahm sie sich vor, die Architektur dieses Hauses näher in Augenschein zu nehmen. Die Verbindung zwischen Versammlungsraum und Küche kam ihr viel kürzer vor, als sie sein müsste und abschüssig war die Verbindung auch nicht! Dieses Haus schien alle Naturgesetze außer Kraft zu setzen!
Im nächsten Moment wurde sie von Molly auf einen Stuhl gedrückt und die Hexe fuchtelte mit ihrem Zauberstab über Anjolies Kopf herum. Anjolie atmete erleichtert auf, dass hier Magie ins Spiel kam und ihre Heilung nicht mit einer schmerzhaften Wundreinigung einher ging, wie Normalsterbliche es tun mussten.
Anjolie merkte, wie ihre Kopfschmerzen langsam nachließen und war insgeheim dankbar für Mollys energischen Einsatz. Ginny und Harry waren ihnen in die Küche gefolgt und Anjolie schielte in die Richtung des Jungen. „Ich glaube, Harry könnte auch etwas von Ihrer wohltuenden Magie gebrauchen, Molly! Er hat ebenfalls einen enormen Schlag abbekommen.“
„Im Moment habe ich noch mit Ihnen zu tun! Aber Harry wird schon nicht zu kurz kommen!“, entgegnete Molly, während Ginny ihren Freund auf den Stuhl neben Anjolie bugsierte.
„Was ist eigentlich passiert?“, fragte Ginny ihn, doch er antwortete nicht. Anjolie sah ihn interessiert an. Er sah mürrisch drein und mahlte mit den Kiefern aufeinander. „Alles in Ordnung?“, fragte sie ihn und legte ihre Hand auf seine, um sich seiner Aufmerksamkeit vollkommen sicher sein zu können.
„Ich kann es einfach nicht glauben, dass Rosifer Malfoy hierher gebracht hat!“, rief er und entzog ihr seine Hand. Ach so!
„Ihr scheint nicht gerade sehr gut miteinander befreundet zu sein!“, bemerkte Anjolie leise und sah zu Ginny hoch, die neben ihm stand. Die verzog spöttisch das Gesicht und lachte trocken auf. „Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts!... Draco Malfoy hat keine Gelegenheit ausgelassen, uns in der Schule das Leben schwer zu machen!“, verteidigte sie Harrys Standpunkt. „Er ist gemein, arrogant und bösartig und liebt es, andere zu quälen und runterzumachen!“
Anjolie hörte ihr ruhig zu. Draco schien den typischen König der Schule zu geben, doch Anjolie kannte diese Art Menschen nur zu gut! War Draco auch einer derjenigen, die nicht genug an sich selbst glaubten und ständig die Bestätigung anderer brauchten? Sie konnte sich gut vorstellen, wie Malfoy sr. seinen Spross behandelte und dass ihm keine von Dracos Handlungen oder Erfolge gut genug waren.
Dann gab es da jemanden wie Harry, dem der Ruhm, der Erfolg und die Beachtung der Menschen geradezu von allein zuzufliegen schienen. Und so war ein neuer Feind geboren! „Er hat sich also regelmäßig mit euch angelegt!“, murmelte sie. „Ich bin sicher, ihr habt es ihm oft genug mit barer Münze zurückgezahlt!“
„Er hatte es schließlich nicht anders verdient!“, erwiderte Harry mit wütendem Blick. Anjolie senkte die Lider. Das hatte sie befürchtet! Die Fronten waren total verhärtet und sie bezweifelte, dass fürsprechende Worte ihrerseits, daran irgendetwas ändern würden. „Dich scheint es ja nicht sonderlich zu stören, dass er sich hier eingeschlichen hat!“, fragte Harry herausfordernd und sein Blick bohrte sich sofort in ihren, als sie ihn wieder ansah.
„Ich habe nicht diese schlechten Erfahrungen mit ihm gemacht, Harry!“, versuchte sie vorsichtig ihre fehlende Empörung zu erklären. Sie spürte, dass sie sich bei diesem Thema bei ihm auf dünnem Eis bewegte. „Als ich bei Voldemort war, half er mir sogar, auch wenn er das wahrscheinlich nicht beabsichtigt hatte. Wenn du sagst, dass es mich nicht stört, dass er hier ist, dann hast du Recht! Denn der Gedanke, dass so ein junger Mensch dem bösartigen Einfluss Voldemorts ohne Schutz ausgesetzt ist, wäre mir unerträglich!“
Harry setzte an, um ihr aufgebracht ins Wort zu fallen, doch Anjolie hob die Hand und stoppte so jede Unterbrechung. „Harry, du hast Draco nur von seiner schlechten Seite kennengelernt, aber ihm ging es mit dir auch nicht anders! Bei dir weiß ich, dass du eine gute Seite hast und ich weigere mich einfach, bei Draco nicht das Gleiche vorauszusetzen... auch wenn ich bei ihm nach dieser Seite wohl sehr tief suchen muss!“
Ginny und Harry sahen sich wenig begeistert an. „Ich bin zwar nicht ganz Anjolies Meinung“, schaltete sich Molly ein. „Aber ich wünsche auch keinen Streit in diesem Haus! Wenn ihr euch mit ihm nicht vertragt, dann ignoriert ihn wenigstens!“ Molly hatte sich hinter Harry postiert und tastete seinen Kopf ab, wobei er schmerzhaft das Gesicht verzog. Anjolie stand auf und ging wieder in den Versammlungsraum, wobei sich Rosifer auf halber Strecke an ihre Fersen heftete. Er hatte hinter der Tür gestanden und so wohl das Gespräch über ?seinen Sohn' mitverfolgt.
„Die sind ja ganz schön sauer auf ihn!“, fasste er das Gespräch zusammen.
„Das kannst du laut sagen!“, entgegnete sie. „Allerdings bin ich sicher, dass seine Familie einen großen Anteil an seinem verkorksten Charakter hat!“, schoss sie mit einem schrägen Blick auf ihn.
Er sah sie aus schmalen Augen an und fragte: „Wie soll ich denn...“
„Moment mal!“, unterbrach sie ihn rüde, als ihr wieder einfiel, was er sich vor ein paar Minuten noch geleistet hatte. „Du quatscht mich ja schon wieder an! Habe ich dir nicht eben noch gesagt, dass ich nicht mehr mit dir rede?“
Damit ließ sie ihn stehen und stürmte in den Versammlungsraum. „Ach komm schon!“, jammerte Rosifer und lief hinter ihr her. „Lass dir doch erklären! Ich hatte einen Grund dafür!“
„Ich bezweifle, dass er überzeugend genug ist, mich zu besänftigen!“, knirschte Anjolie durch die Zähne. Sie musste sich richtig anstrengen, böse auf ihn zu sein, denn mit ihren Kopfschmerzen war seltsamerweise auch ihre Wut verschwunden. Dazu kam, dass sie diesem Kerl anscheinend nichts übel nehmen konnte! Wie er das schaffte, war ihr jedoch schleierhaft. Seit du menschlich bist, hast du echt nachgelassen!
Sie blieb stehen und warf einen Blick in die Runde. Der Raum hatte sich bereits gut gefüllt und kleine Grüppchen ließen alles übersichtlich erscheinen, so dass sie eine gute Aussicht auf die Versammelten hatte. Es handelte sich um die üblichen Verdächtigen, nur ein Anblick war neu: Draco Malfoy befand sich für gewöhnlich nicht hier drin! Aber er war gut bewacht. Anjolie bemerkte, dass Moody immer wieder sein magisches Auge auf ihn richtete und Hermine und Ron, die nicht weit von ihm weg standen, starrten ihn unentwegt böse an. Sind anscheinend auch keine Fans von ihm!
Draco indes, ließ sich davon nicht stören und studierte in aller Seelenruhe einen Wandteppich, auf dem ein Stammbaum abgebildet war. Doch er war sich der Aufmerksamkeit durchaus bewusst, das konnte sie an seinen, zu Fäusten geballten, Händen in den Hosentaschen schließen. „Er wirkt verloren!“, flüsterte sie und konnte sich des Mitgefühls für den einsamen jungen Mann nicht erwehren.
„Er wird damit zurecht kommen! Er ist ein Malfoy!“, antwortete Rosifer und seine Stimme war ungewohnt kühl.
Anjolie beobachtete ihn irritiert von der Seite, wie er mit erhobenem Kinn und schmalen Augen auf den Rücken ?seines Sohnes' starrte. „Auf welchem Eisblock hast'n du geschlafen?“, brummte sie. Erst stieß er sie Severus in die Arme und jetzt das?
„Hm?“, fragte Rosifer und sah sie stirnrunzelnd an. Anjolie blinzelte jedoch nur geduldig und wartete auf eine Antwort. „Ich hatte einen kleinen Einblick in Malfoys Erinnerungen und es sieht ganz so aus, als würden der Reichtum und die Macht, die mit seinem Namen einhergehen, nun mal diese Einsamkeit mit sich bringen!“, rückte Rosifer dann mit der Sprache heraus.
Anjolie schnaubte ungläubig. „Du beziehst dich auf seinen Reichtum und die Macht? Ich würde es eher auf seine nicht vorhandene Liebenswürdigkeit und sein verschlossenes, grausames Wesen zurückführen! Ich fürchte an seiner Einsamkeit ist Malfoy zum Großteil selbst Schuld und hat diesen Fluch zu guter Letzt auch noch an seinen Sohn weiter gegeben!“ Sie sah ihm tief in die Augen. „Warum müssen sich die Menschen das Leben immer selbst so schwer machen?“, seufzte sie.
„Keine Ahnung!“, knurrte Rosifer und Anjolie fragte sich, was er jetzt schon wieder hatte. Es war mit ihm heute schlimmer als auf einer Achterbahn! „Aber du wirst es sicher bald herausfinden und es mir hoffentlich verraten!“ Ach, das ist es!
Harry drückte sich an ihr vorbei und ihm folgte Ginny. Gemeinsam gingen sie zu ihren Freunden, doch nicht, ohne Draco vorher noch einen kalten Blick zuzuwerfen. Der hatte sich inzwischen umgedreht und lehnte nun mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Wandteppich. Langsam kam Anjolie diese Haltung bei ihm wie eine Verteidigungsposition vor. „Warum hast du ihn hierher mitgebracht?“, fragte sie Rosifer leise.
„Ich wusste nicht, wohin ich mit ihm sollte und es schien, als wollte er hierher!“, antwortete Rosifer stoisch. Sie vermutete, dass er diese Frage schon zu oft hatte beantworten müssen.
„Kannst du sicher sein, dass das für ihn kein Auftrag Voldemorts war?“, bohrte sie trotzdem weiter.
Darauf schwieg Rosifer eine Weile und Anjolie glaubte bereits, keine Antwort zu erhalten. „Nein, kann ich nicht!“, gab er letztendlich zu. „Ich weiß nicht, wie tief er in das Netz verstrickt ist!“
„Nun, dann müssen wir ihn eben besonders gut im Auge behalten!“, schloss Anjolie lapidar und wollte sich einen Platz suchen. Ihre Kopfschmerzen waren zwar weg, doch Erschöpfung hatte von ihrem Körper Besitz genommen und sie sehnte sich nun wirklich nach einem Bett. Aber Rosifer hielt sie an der Schulter zurück.
„Anjie?“, sprach er sie an und ihr Kopf ruckte, vor allem wegen dieses absurden Kosenamens, herum. „Danke!“, sagte er einfach nur und Anjolie zuckte mit den Schultern. „Ich wüsste nicht wofür!“, entgegnete sie. „Doch... Rosifer?... Nenn mich bitte nicht Anjie!!!“
„Okay!“, lächelte er und ließ sie endlich gehen.
„Schön, dann sind wir ja alle versammelt!“, rief McGonagall und auch die anderen nahmen Platz.
Zu Anjolies besonderem Erstaunen, ließ sich Draco direkt neben ihr nieder und streckte, die Hände noch immer in den Hosentaschen vergraben, lässig die Beine von sich. Das fängt an, interessant zu werden! Allerdings fragte sie sich, wie sie zu der Ehre kam.
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Potters Worte schlugen ein wie eine Bombe und die Diskussion, welche Verbündete in das Wecken der Götter miteinbezogen werden könnten und mussten, waren im vollen Gange. Die einzigen, die sich dabei weitestgehend heraushielten, waren Anjolie und Draco.
Der Junge beobachtete das Treiben mit Argusaugen, auch wenn er es äußerlich nicht danach aussehen ließ und Anjolie beobachtete den jungen Malfoy. Und Severus... beobachtete sie beide von seiner Ecke aus!
Es machte ihn nervös, dass Draco hier war und alles mitbekam, doch die restlichen Ordensmitglieder waren der Meinung, dass er nur absolut unter Kontrolle gehalten werden konnte, wenn man ihn nie aus den Augen ließ. In Severus' Augen eine hirnrissige Idee, da Draco mit Sicherheit Dutzende Möglichkeiten kannte, um Infos nach Draußen zu tragen oder einem der Anwesenden hier zu schaden! Und aufgrund seines augenscheinlichen Interesses an Anjolie, befürchtete Severus, dass nur sie für Letzteres in Frage kam.
Er biss die Zähne zusammen. Sie war gerade erst wieder einigermaßen heil zurückgekommen und Severus war so froh gewesen, sie gesund und munter im Arm halten zu können, dass er gänzlich seine Zurückhaltung verloren und seinen Schutzschild fallen gelassen hatte. Wäre die kleine Weasley nicht so lautstark aufgetaucht, hätte er sich wohl total zum Narren gemacht! Hättest du das wirklich?
Die Hoffnung, die einen Moment in ihren Augen aufgeblitzt war, hatte ihn vollständig seiner Fassung beraubt und er hatte ihren Kuss herbeigesehnt. Doch ihr plötzliches Zögern, als sie Ginny kommen hörte, zerstörte den Moment erbarmungslos!
„Wir müssen sowieso noch nach Rumänien, um dort Verbindung mit einigen wichtigen Zaubererfamilien aufzunehmen!“, warf gerade Arthur Weasley ein. „Dann können wir das auch gleich mit ansprechen!“
„Dann könnten wir auch Charlie besuchen!“, rief Ron erfreut und Severus verdrehte die Augen. Der Bruder arbeitete für diese Familien und musste nicht erst besucht werden! Schließlich war es ein ursprünglicher Plan Dumbledores, die Drachen mit in den Krieg einzubeziehen, da Voldemort die Riesen auf seine Seite gebracht hatte. Und ein paar wenige Zauberer besaßen die Fähigkeit, die Drachen soweit zu beeinflussen, dass diese kooperierten - wenn man das so nennen konnte! Und diese Zauberer befanden sich fast alle auf einem Fleck, in Rumänien.
Nur war Dumbledore... außer Verkehr gesetzt worden, bevor er nähere Kontakte knüpfen konnte. So hatte das Arthur Weasley über seinen Sohn Charlie übernommen und die besagten Zauberer erklärten sich nun zu einem Treffen bereit.
„Besteht 'ne Chance mitzukommen?“, fragte Anjolie in den Raum und Severus schreckte auf. Was hast du verpasst? „Ich war schon lange nicht mehr in Rumänien!“
„Ich weiß nicht!“, zögerte Arthur.
„Ach kommen Sie schon!“, quängelte Anjolie. „Ich störe schon nicht ihre Verhandlungen! Ich werde mich ganz unauffällig im Hintergrund halten und artig die Drachen zählen!“ Weasley lächelte bei ihrem unschuldigen Blick, doch Severus war gar nicht zum Lachen zumute. Sie ist doch gerade erst wieder gekommen! Wieso wollte sie schon wieder weg? Versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen? Reiß dich zusammen! Er verfiel schon wieder in Grübeleien über sie und dabei hatte er gehofft, dass das jetzt endlich ein Ende hätte!
Er wusste bereits, wie das aussah, wenn sie wieder weg war! Er würde wieder nur an sie denken, was sie gerade tat, was sie dachte, wie es ihr ging... ob sie überhaupt noch einen Gedanken an ihn verschwendete! Es war wie eine Krankheit und er konnte einfach nicht damit aufhören, sich selbst in den Wahnsinn zu treiben! Das musste aufhören! Sofort!... Aber wie?
Während die Jugendlichen stritten, weil sie nun auch mit wollten, überlegte Severus fieberhaft, welche Aufgabe er übernehmen könnte, um sich gebührend abzulenken. Er wollte nicht wieder nur in Hogwarts hocken und den Bibliothekar spielen!
„Drachen gegen Riesen! Das ist ein Schauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte!“, überlegte Anjolie gerade und Severus wusste schlagartig, was er tun konnte.
„Das wäre ein Möglichkeit, doch es gibt auch einen Tuatha, der bereits Riesen besiegte und sie aus der Anderswelt vertrieb!“, fuhr Severus dazwischen und es wurde schlagartig still im Raum. „Dieser Tuatha kann nicht auf die gleiche Weise geweckt werden wie die anderen. Ein Mensch muss ihn in seiner Höhle aufsuchen und zum Kampf bitten!“
„Wenn ich mich recht erinnere, dann sprichst du von Finn!“, warf Anjolie ein und Severus' Blick zuckte sofort zu ihr. Ist das Besorgnis in ihren Augen? Ach, bilde dir nichts ein!
„Finn MacCumhail, genau!“, bestätigte Severus kühl ihre Vermutung.
„Der Held der Tuatha!“, erklärte sie nachdenklich. „Er besiegte Bres, den alten Anführer der Tuatha, und Balor, den ehemaligen Fomorierherrscher.“ Severus kam sich wieder absolut überflüssig vor. Warum hatte er recherchiert, wenn sie es sowieso wusste?!
„Finn ist ein Tuatha, aber ganz bestimmt kein angenehmer Zeitgenosse!“, bemerkte Anjolie mit einem beschwörenden Ton.
„Ich hatte nicht vor, ihn zum Tanz aufzufordern!“, knirschte Severus und fragte sich, was sie mit diesem Verhalten ihm gegenüber bezweckte. Und... täuschte er sich oder entlockte ihr seine Bemerkung ein Lächeln? Oh, hör auf, Wert auf ihre Meinung zu legen!
„Ich bezweifle, dass er darauf sehr nett reagieren würde!“, entgegnete sie und räusperte sich. „Allerdings frage ich mich, wie du ihn finden, geschweige denn zur Handlung bewegen willst!“ Von Besorgnis zu Kritik in weniger als 30 Sekunden! Das baut auf!
„Die Sorgen überlass ruhig mir!“, entgegnete er steif. „Ich gehe davon aus, dass du zu Voldemort zurück gehst und seine weiteren Pläne in Erfahrung bringst!“, wandte er sich an Rosifer, der, wie die anderen, dem Gespräch interessiert gefolgt war und ihn nun überrascht anblinzelte.
„Nun, ich...“, setzte Rosifer an, doch Anjolie schien der Meinung, dass ihr Gespräch noch nicht vorbei war. „Du wirst doch wohl nicht allein gehen?“, fragte sie ihn vorwurfsvoll und Severus atmete tief durch, den Blick noch immer auf Rosifer gerichtet, der Anjolie amüsiert ansah. Wenigstens hat einer Spaß hieran!
„Warum sollte ich nicht?“, knirschte Severus, die Kiefer fest zusammengepresst, denn eigentlich wollte er fragen: ?Was interessiert es dich?' Doch die Antwort darauf fürchtete er und die Frage selbst gab zuviel von seinen noch immer zu starken Gefühlen für sie preis!
„Na, vielleicht, weil es gefährlich ist?!“, antwortete sie in einem Ton, als spräche sie mit einem dummen, kleinen Jungen. Was denkt sie, wer sie ist? „Es sollte wenigstens noch ein zweiter mitgehen, damit ihr euch zumindest gegenseitig den Rücken decken könnt!“
„Das wird nicht nötig sein!“, fauchte Severus. Sie sollte endlich damit aufhören, seine Kompetenz zu untergraben!
„Das wird es wohl!“, fing sie an zu streiten. „Es ist eine sehr gefährliche Reise... und mal davon abgesehen, wäre Finn ein fantastischer Gewinn, den wir nicht durch pure Fahrlässigkeit riskieren sollten!“
Severus versteifte sich. „Willst du damit sagen, ich wäre leichtsinnig?“, fragte er leise und seine Selbstbeherrschung hing an einem seidenen Faden. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Wenn du zu diesem Thema weiterhin den Sturkopf spielst, dann ja!“
Severus fühlte sämtliche Augen im Raum auf sich. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn in die Ecke zu drängen! Sollte bei seinem Einsatz wirklich etwas schief gehen, dann wäre er auf jeden Fall der Schuldige! „Und wen würde die Dame vorschlagen, wenn's recht ist?“, gab er widerwillig nach und fragte sich gleichzeitig, warum er sich gewünscht hatte, dass sie heil zurück kam.
„Das ist schwierig!“, entgegnete sie und kaute an ihrer Unterlippe, während sie sich im Raum umsah. Die Wut kochte in ihm und doch nahm ihn der Anblick ihrer Lippen gefangen, schwor vor seinen Augen Momente herauf, in denen er mit ihrem Mund eingehend beschäftigt gewesen war. „Wie wäre es mit Remus?“, rief sie begeistert aus und Severus' Verlangen war wie weggewischt.
„Was?“, fragte er entgeistert.
„Er ist ein guter Zauberer und ein besonnener Partner...“ Woher wollte sie das wissen? „...und außerdem geduldig genug, deine miese Laune zu ertragen!“, setzte sie leiser hinzu, doch leider nicht leise genug für ihn. Miese Laune? Sie hatte ihn noch nicht wirklich mies gelaunt erlebt! Potter und Konsorten grinsten darauf, doch Severus schlug diese Verfehlung schnell mit einem eiskalten Blick nieder.
„Dann eben Lupin!“, willigte Severus ein, um diese Farce so schnell wie möglich zu beenden und ihr nicht die Chance zu geben, ihn weiter zu demütigen. Als er seinem neuen Partner einen Blick zuwarf, schien dieser genauso wenig von diesem Arrangement begeistert. Kein Wunder! Eine Feindschaft von Kindesbeinen an, ließ sich nicht einfach durch den Willen einer störrischen Frau wegwischen!
„Mach aus dem Duo ein Trio!“, mischte sich Rosifer ein und Severus hoffte, sich verhört zu haben.
„Entschuldige, mein Hübscher!“, säuselte Anjolie und Severus verspürte den Drang, sich übergeben zu müssen. „Steht auf deiner Liste nicht Voldemort?“
„Der ist erst mal zufrieden damit, unsterblich zu sein und hat bestimmt genug mit den Nebenwirkungen zu tun!“, wiegelte Rosifer ab und Severus biss die Zähne zusammen. Wie konnte er nur so sorglos mit seiner Stellung und seiner Aufgabe umgehen?
„Bei Voldemort kannst du nie sicher sein, was er als nächstes vor hat, aber er ist ganz bestimmt niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht!“, wies er Rosifer zurecht.
„Ich komme mit und damit pasta!“, beendete Rosifer die Diskussion und Severus fragte sich, warum Anjolie ihm nicht Fahrlässigkeit vorwarf! Die jedoch grinste den Exengel nur schief an und Severus wandte sich von ihr ab. Er konnte es nicht ertragen, wie sie sich ihm anbiederte!
„Was meinst du eigentlich mit ?Nebenwirkungen'?“, fragte Potter plötzlich und brachte das Gespräch wieder aufs Thema zurück und Rosifer erzählte, was bei Voldemort geschehen war. Und obwohl die Ordensmitglieder bereits Bescheid wussten, hörten sie auch diesmal atemlos zu. Nur Severus schaltete ab.
Er konnte einfach nicht glauben, dass Anjolie so wenig in seine Fähigkeiten vertraute. Er hatte ihr sein Können doch schon so oft gezeigt! War das alles vergessen?
Er schreckte auf, als sich die ersten erhoben und den Raum verließen. „Mir ist egal, was ihr macht, aber ich nehme jetzt ein heißes Bad und hau mich dann bis morgen früh aufs Ohr!“, stöhnte Anjolie und ging, die Hände auf den Hüften und den Rücken durchbiegend, hinaus. Severus spielte, wenn auch nur kurz, mit dem Gedanken, ihr zu folgen. Ob ihr nun beim Baden zu ?helfen' oder sie zur Rede zu stellen... da konnte er sich nicht entscheiden.
„Nichts in der Welt hält mich davon ab, das Gleiche zu tun!“, stimmte Potter zu und strebte mit seinen Freunden ebenfalls der Tür zu. Der Anblick der Vier brachte Severus' Verstand wieder zum Arbeiten und hielt ihn von dieser Dummheit ab.
„Ja, aber du wartest gefälligst, bis Anjolie fertig ist, oder du kriegst was auf die Nase!“, bestimmte Ginny Weasley und boxte Potter in die Seite.
„Ach, Mensch! Das kann ja ewig dauern! Sie hätte doch bestimmt nichts dagegen!“, murrte der Junge. „Harry!“, rief Ginny entrüstet und sie verschwanden nach draußen. Severus hatte sich an ihre Fersen geheftet und hielt er sich knapp hinter den lärmenden Teenagern, auch, wenn das nicht zu seinen bevorzugten Stellungen gehörte. Die Grüppchen der verschiedenen Ordensmitglieder ignorierte er und nahm sich vor, umgehend von hier zu verschwinden.
In der Hoffnung, dass Anjolie ihre Aussage sofort in die Tat umgesetzt hatte und bereits aus der Halle verschwunden war, trat er durch die Tür. Er musste ihr nicht unbedingt noch einmal begegnen, obwohl der Gedanke an sie in der Badewanne unerwünschte Fantasien in ihm hervorrief.
„Hey, wenn du hier noch quatscht, dann kann ich doch schon mal ins Bad!“, hörte er Potter rufen und zeigte Severus, dass er sich nichts wünschen sollte, was sowieso nicht in Erfüllung ging. Das frustrierte nur unnötig und seine Laune war sowieso schon am Boden!
Er unterdrückte das Bedürfnis, stehen zu bleiben und zu warten bis sie weg war. Das hätte zu abrupt und offensichtlich gewirkt und diese Genugtuung wollte er ihr nicht gönnen! „Das kannst du dir abschminken, Kleiner!“, blaffte Anjolie und Severus sah in ihre Richtung. Sie stand mit Tonks zusammen, hatte die Hände auf die Hüften gestemmt und grinste Potter an. „Alter vor Schönheit! Das Bad ist mein!“
„Du meinst wohl: Schnelligkeit vor Alter!“, konterte Potter und rannte los. Severus fragte sich, ob der Junge wirklich so naiv war zu glauben, dass er gegen Anjolie gewinnen konnte, als sie „Oh, nein! So nicht!“, rief und hinter ihm her spurtete.
Sie war schnell an der Treppe und dann stolperte sie. „Au! Oh, verdammt!“ Sie rieb sich den Knöchel und setzte sich schräg auf die erste Stufe. Potter blieb auf dem oberen Absatz stehen und sah sie geschockt an. Oh, bitte! Darauf wird er doch nicht hereinfallen!, dachte Severus und tatsächlich kam der Junge zurück und hockte sich neben die jammernde Anjolie.
„Was ist passiert? Bist du okay?“, fragte er und in dem Moment schubste sie ihn um, schoss hoch und rannte wie ein geölter Blitz die Treppe hinauf. „Hey!“, rief Potter nur fassungslos und starrte ihr nach.
„Trottel!“, hörte Severus Draco neben sich schnauben und er konnte ihm nur zustimmen. Anjolie war zwar einmal ein Engel gewesen, doch deswegen verhielt sie sich noch lange nicht wie eine Heilige! Sie wusste, was sie wollte und wie sie es bekam!
„Nicht traurig sein, Harry!“, rief sie von oben. „In zwei Stunden darfst du rein!“ Severus erwischte sich dabei, wie er ihr stolz hinterher sah und straffte sich. Sie geht dich nichts mehr an! Begreif das endlich!
„Das kann doch wohl nicht wahr sein! Habt ihr das gesehen?“, wandte sich Potter an seine Freunde. Doch die kleine Weasley lachte nur und sagte: „Gegen die Cleverness einer Frau hast du eben nichts anzubringen!“
„Cleverness? Du meinst wohl eher Unfairness!“, schimpfte Harry und stand wieder auf.
„Ach, mach dir nicht ins Hemd!“, wiegelte das Mädchen erstaunlich energisch ab und ging mit der Granger die Treppe hinauf. Und auch Severus fand, dass es Zeit wurde, zu verschwinden. Er hatte für heute genug gesehen!
„Ich bin sicher, du hast die Güte, uns über deine Reisepläne aufzuklären!“, vermutete Rosifer und trat ihm mit Remus in den Weg. Severus atmete tief durch und ergab sich in sein Schicksal. So schnell würde er anscheinend nicht davonkommen! Also gingen sie gemeinsam in die Küche und tüftelten einen Plan aus.
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Bereit das Haus zu verlassen, stand Remus in der Eingangshalle und wartete mit Severus auf Rosifer. Sie beobachteten schweigend die Reisevorbereitungen von Arthur und den Kindern und Remus schmunzelte über Anjolies genervte Miene, da sie zum, wie sie es ausdrückte, ?Babysitter' für Draco Malfoy abgestempelt worden war.
Sie hatten am Vorabend noch darüber diskutiert, was mit dem Jungen werden sollte, wenn das Haus so gut wie leer war, und entschieden, ihn hier lieber nicht mit Molly allein zu lassen, wofür vor allem Arthur plädiert hatte.
Anjolie war gerade vor fünf Minuten darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass er mitkommen würde und sie ein Auge auf ihn zu halten hatte. Malfoy selbst sagte kaum etwas dazu und fügte sich und das beunruhigte Remus zutiefst. Das lief zu einfach!
„Hier ist das Flohpulver, Arthur!“, kam Molly aus der Küche. „Der Kamin im Versammlungsraum ist bereit! Es kann also losgehen!“
„Na, dann! Alle rein!“, forderte Arthur alle auf und küsste Molly zum Abschied.
„Grüß unseren Jungen von mir!“, bat sie ihn und Remus wandte den Blick ab, um ihnen etwas Privatsphäre zu geben, doch Arthur löste sich bereits.
„Kommst du, Arthur?“, fragte Tonks genervt aus dem Versammlungsraum. „Dieser Haufen Flöhe ist nicht allein unter Kontrolle zu halten und Anjolie weigert sich mitzuhelfen! Ihr Floh wäre ruhig und sie sähe keine Veranlassung, sich um die Angelegenheiten anderer zu kümmern!“
Remus' Mundwinkel zuckten. Und als Anjolie „Alte Petze!“ rief, konnte er ein Grinsen nicht mehr verbergen. Plötzlich wünschte er sich, mit ihnen gehen zu können. Es würde bestimmt Spaß machen!
Auch Arthur verschwand nun durch die Tür und kurze Zeit danach waren alle mittels der Flammen abgereist. „Was, beim Merlin, hält ihn so lange auf?“, fragte Severus plötzlich in die Stille hinein. Remus zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Was weiß ich? Vielleicht kann er sich nicht für die Farbe seines Haarbandes entscheiden?“
Er begegnete unschuldig dem irritierten Blick Severus' und kämpfte mit dem Lachen. „Du hast einen abartigen Humor, Lupin!“, fauchte Severus.
„Was? Du glaubst mir nicht?“, hakte Remus nach. „Wie ich sehe, hast du noch nicht genug Zeit mit ihm verbracht! Aber du wirst in den nächsten Tagen schon merken, dass ich mit meinem Tipp nicht unbedingt falsch gelegen haben muss!“
„Wenn er in den nächsten fünf Minuten nicht unten ist, dann gehen wir allein!“, drohte Severus und ging in den Versammlungsraum. Damit war das Gespräch anscheinend beendet!
„Hey, wo ist denn das Sonnenscheinchen?“, fragte Rosifer nach ein paar Minuten vom Treppenabsatz und schlenderte die letzten Stufen nach unten.
„Das wurde auch Zeit!“, kam Severus aus seinem Exil herausgeschossen und Rosifer und Remus tauschten einen kurzen Blick. „Ich hoffe, du hältst uns nicht auch noch auf der Reise auf!“
„Wenn du diese Laune beibehalten solltest, dann werde ich die Suche nur zu gern vorantreiben! Das kann einem ja den Spaß verderben!“, konterte Rosifer.
„Spaß?“, zischte Severus und baute sich vor dem unbeeindruckten Rosifer auf. „Wir reisen nicht zu unserem Vergnügen!“
„Das weiß ich auch!“, würgte Rosifer ihm arrogant die Luft ab. „Aber deswegen muss es noch lange kein Trauerzug werden!“ Remus ahnte, dass die nächsten Tage ganz bestimmt nicht langweilig werden würden. Die beiden hatten genügend Zündstoff!
Er drehte sich erstaunt um, als er im Versammlungsraum Geräusche hörte, die sich verdächtig nach dem Kamin anhörten. Er ging ein paar Schritte auf die Tür zu, als ihm aber auch schon Arthur entgegengerannt kam.
„Sind sie hier?“, fragte er und selbst die beiden Kontrahenten ließen voneinander ab.
„Arthur? Was ist los?“, fragte Molly von der Küchentür her.
„Draco Malfoy und Anjolie sind verschwunden!“, erklärte Arthur aufgewühlt.
„Was soll das heißen, sie sind verschwunden?“, hakte Severus nach, bevor Remus auch nur Luft holen konnte.
„Als wir alle in Rumänien angekommen waren, wollten wir weiterapparieren und Draco schnappte sich Anjolie. Sie hatte nichts dagegen und so disapparierten wir! Doch sie kamen an unserem Zielort nicht an! Wir haben überall gesucht, sie jedoch nicht gefunden!...“
„Wie konntet ihr ihn mit ihr allein lassen?“, fuhr Severus dazwischen und auch in Remus' Magen lag ein Stein.
„Aber Anjolie...“, setzte Arthur an, wurde jedoch wieder rüde von Severus unterbrochen.
„Warum hast du auf sie gehört? Sie wusste noch nie, was gut für sie war!“, blaffte er und ging in den Versammlungsraum. Als sie ihm folgten, sahen sie ihn nur noch in den grünen Flammen verschwinden.
„Wir müssen sie suchen!“, forderte nun auch Rosifer.
„Aber wo?“, fragte Remus.
„Geh du mit nach Rumänien und teil dir die Suche mit Arthur ein. Ich gehe zu Voldemort und schau mich dort um!“, entschied er und war schon auf dem Weg zur Tür.
„Was mache ich?“, fragte Molly, als sie zum Kamin gingen.
„Halt du die Stellung hier!“, bat Remus. „Vielleicht tauchen sie ja doch noch auf!“ Doch schon beim Aussprechen zweifelte er an seinen eigenen Worten.
„Viel Glück!“, wünschte sie, als die Flammen ihn umzüngelten.
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Endlich geschafft! Ehrlich mal, Severus, dieser Dickkopf, weigert sich doch partout, so zu empfinden, wie ich es will und zieht ständig die falschen Schlussfolgerungen!
Ob ich es so entschuldigen kann, dass meine neuen Kapitel immer so lange brauchen? Naja, vielleicht habe ich ja Glück und ihr seht es mir nach!
LG und bis bald
Rosiel
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