von Rosiel
Endlich habe ich das nächste Kapitel geschafft! Obwohl ich sagen muss, dass es mir diesmal ziemlich leicht von der Hand ging! Zum Glück gibt es das bei mir auch mal! Ist ja oft genug andersherum!
Ich kann sogar behaupten, dass ich diesmal so einige Fragen aufwerfe und sogar noch im selben Kapitel beantworte. Man horche und staune! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht seid ihr ja geneigt, das eine oder andere Review zu hinterlassen? ;-)
@Nightwish: Danke für dein liebes Review! Du hast ja Fragen über Fragen und weißt du was? Ein Großteil wird dir sogar im Kapitel beantwortet! Hach, da macht es doch wieder Spaß weiterzuschreiben!
@LittleRiddle: Schön, dass dir meine erste FF gefiel! Ich hoffe, bei der zweiten ergeht es dir genauso! Ich werde versuchen, die Qualität weitestgehend zu halten!
@shadowm666: Wow, danke! Soviel Vertrauen in ein ungelesenes Kapitel. Da hoffe ich doch, dass es dich nicht nachträglich enttäuscht hat. Aber dafür kommt hier das nächste und ich glaube, das ist ganz gut geworden. (Ohne mich selbst zu sehr auf die Schultern zu klopfen!)
13. Kapitel - Gegenseitige Schuldzuweisungen
Remus saß mit Ginny, Ron und Hermine in der Küche und schlugen die Zeit tot. Während Ron und Ginny lustlos Zaubererschach spielten, wälzte Hermine mal wieder Bücher und Remus beobachtete sie alle dabei.
Die drei waren noch am selben Tag zurückgekommen, an dem sie sich aufgemacht hatten und seitdem bangten sie um Harrys und Anjolies Wohlergehen. Fünf Tage waren vergangen, seitdem die beiden mit Rhiannon in die Anderswelt aufgebrochen waren und Remus wusste nicht, was er davon halten sollte, dass sie bisher noch kein Wort von ihnen gehört hatten.
Und als würde das nicht schon genügen, machte sich Rosifer auch noch rar. Er war von Voldemort noch nicht wieder zurückgekehrt und Remus malte sich bereits die schlimmsten Dinge aus, was mit ihm passiert sein könnte. Er schämte sich der Tatsache, dass er sich um Rosifer sogar noch mehr Sorgen machte, als das bei den beiden ?Botschaftern' in der Anderswelt der Fall war. Er bezweifelte, dass die Tuatha ihnen etwas antun würden, ganz im Gegensatz zu Voldemort. Er hatte keinerlei Skrupel seine Anhänger für seine Pläne zu opfern oder einfach nur, weil er schlechte Laune hatte!
Die Tür hinter ihnen öffnete sich und Remus drehte sich dem Neuankömmling zu. Sein Herz machte einen Sprung, als er Rosifer im Türrahmen stehen sah. Er wirkte erschöpft und ignorierte die Fragen und Grüße der Jugendlichen. Er sah nur Remus an und nickte in Richtung Treppe, woraufhin er selbst im Gang verschwand. Was hat denn das zu bedeuten?
Kaum hatte Remus die Tür geöffnet, schnappte Rosifer ihm am Arm und zog ihn zu sich. Remus schluckte. Was wird das? „Ich habe ein Problem, Remus!“, raunte Rosifer ihm ins Ohr und Remus überlief eine Gänsehaut, die nichts mit der Botschaft des Satzes zu tun hatte. Reiß dich zusammen!
„Was für ein Problem?“, versuchte er beim Thema zu bleiben.
„Seit etwa fünf Tagen habe ich einen Sohn, der mir nicht mehr von der Seite weicht und eine Menge über uns weiß!“
„Uns? Wie uns?“, entgegnete Remus und sah sein Gegenüber an, als hätte er den Verstand verloren. Was gab es da zu wissen?
„Na über den Orden, den Widerstand!“ Das ließ Remus wieder durchatmen, bis ihm klar wurde, was Rosifer gerade gesagt hatte.
„Ein Sohn? Du meinst doch nicht etwa Draco Malfoy?“, stieß er aus.
„Hundert Punkte für den Kandidaten!“
Remus schloss einen Moment die Augen. „Wo ist er jetzt?“, fragte er und hatte dabei tierische Bauchschmerzen.
„Oben in der Eingangshalle!“
Remus riss die Augen auf. „Bist du wahnsinnig?“, rief er.
„Pscht!“ Rosifer drückte ihm einen Zeigefinger auf den Mund und schob gegen die Wand. „Was soll ich denn tun? Er wusste sogar vom Hauptquartier!“ Remus hatte Mühe irgendetwas von Rosifers Verteidigung mitzubekommen, so sehr hatte er mit den Empfindungen zu kämpfen, die seine Nähe auslöste.
„Er wusste...“, stammelte er und versuchte, seine Gedanken zu sammeln.
„Ja! Er sagte, ich solle ihn mit in unser Quartier in London nehmen, wenn ich nicht wolle, dass Voldemort davon erfährt!“ Das schaffte es, Remus wieder Herr über seinen Verstand werden zu lassen.
„Wusste er... genau wo wir sind?“, hakte er mit einer gewissen Ahnung nach.
„Er hat nicht die genaue Adresse genannt, wenn du das meinst!“, zuckte Rosifer verständnislos mit den Schultern.
Remus atmete tief durch. „Rosifer!“, stöhnte er. „Du kamst nicht zufällig auf die Idee, dass er nur blufft?“ Er sah Rosifer an, der ihn gerade mit einem seltsam abwesenden Lächeln bedachte. „Rosifer?“, flüsterte Remus.
„Ich liebe es, wenn du meinen Namen stöhnst!“, seufzte Rosifer ergeben und Remus schluckte hart, blinzelte und knuffte Rosifer resolut in die Seite, was auch half, sich selbst wieder in den Griff zu bekommen. „Lass den Unsinn!“, bekräftigte er seinen Rippenstoß auch noch verbal.
„Au!“, jammerte Rosifer und rieb sich die Seite. „Du meinst also wirklich, dass der Bursche mich reingelegt hat?“, grummelte er.
„Ganz bestimmt sogar!“
„Wie bringe ich das nur den anderen bei?“, flüsterte Rosifer wehleidig und warf Remus einen intensiv bittenden Seitenblick zu.
„Oh, nein!“, wehrte Remus ab und schob Rosifer von sich weg. „Das kannst du gleich vergessen! Halt mich da raus! Ich kann ja selbst kaum glauben, dass du das getan hast! Du könntest uns alle in Gefahr bringen!“ Was meinst du mit ?könntest'?
„Hey, wenn du Voldemort nach seinem ?Ambrosia'-Verzehr gesehen hättest, dann wärst du auch nicht ganz bei dir gewesen, um die wirklich sehr gelungene Trickserei des Jungen zu durchschauen!“, verteidigte sich Rosifer beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Außerdem glaube ich nicht, dass Draco uns schaden würde - jedenfalls nicht, wenn wir ihn unter Kontrolle halten! Er ist sehr beeinflussbar, aber es steckt ein guter Kern in ihm und mit ein wenig guter Zurede und Führung könnte er bestimmt wieder auf den richtigen Weg kommen!“
Remus sah ihn zweifelnd an. „Ich glaube ja auch gern an das Gute im Menschen, doch ich fürchte, bei Draco bist du da viel zu gutgläubig!“
„Komm schon, hilf mir! Nur hier können wir ihn jetzt unter Kontrolle halten - wo er nun doch schon alles weiß!“
„Wie schaffst du es nur immer wieder, dich in so eine Situation zu manövrieren?“, seufzte Remus durcheinander und rieb sich die Schläfen. „Wieso ist er eigentlich bei dir?“, fragte er, sobald die Frage sich ihm selbst stellte.
Rosifer musterte ausweichend die Tapete und murmelte etwas von wegen ?Mrs. Malfoy hätte ihn gezwungen, ihn mitzunehmen, nach Malfoy Manor könne er nicht, weil er sie dann wieder auf dem Hals hätte und Durmstrang nähme zu diesem Zeitpunkt keine Schüler mehr auf, vor allem, wenn sie einen Großteil des Schuljahres verpasst hatten'!
„Also hat dich schon wieder eine Frau um den Finger gewickelt!“, folgerte Remus leise schmunzelnd.
„Um den Finger gewickelt, überrumpelt, total verängstigt, wie auch immer du das nennen möchtest!“ Remus' Schmunzeln verwandelte sich in ein Grinsen und Rosifer biss sich auf die Unterlippe. „Sei doch bitte so gut und verrat es keinem!“, bat er.
„Nicht nötig!“, entgegnete Remus und runzelte die Stirn bei dem Gedanken an das Kommende. „Sie werden genug damit zu tun haben, dich in der Luft zu zerreißen! Da bleibt keine Zeit, über dich zu lachen!“
„Das ist nicht witzig!“, knurrte Rosifer.
„So war es auch nicht gemeint!“
„Wo willst du hin?“, fragte Rosifer ihn, als Remus die Treppe hinaufstieg.
„Unseren ?Gast' in seinen goldenen Käfig stecken und dann den ?großen Rat' zusammenrufen! Dort kannst du auch gleich berichten, was du bei Voldemort erlebt hast! Vielleicht lenkt sie das etwas von deinem Handeln ab.“
„Uhh!“, machte Rosifer und Remus hörte das Klatschen, als er sich gegen die Stirn schlug. „Das hatte ich ja ganz vergessen!“ Remus schüttelte fassungslos den Kopf und sagte lieber nicht, dass Rosifer selbst Voldemort vor wenigen Minuten noch erwähnt hatte.
Rosifer stürmte die Treppe hinter ihm hoch und fragte: „Wie sollte ich am besten vorgehen? Erst die schlechte oder die ganz schlechte Nachricht?“ Remus stöhnte wieder und verdrehte die Augen. Das konnte ja heiter werden!
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Rosifer saß auf einem Felsen, den Fuß dagegen gestemmt, den Ellbogen auf dem Knie und das Kinn auf die Faust gestützt. Kurzum, er hatte die typische Denkerpose eingenommen. Nur, dass er nicht groß nachdachte, sondern Snape bei seiner Wanderschaft beobachtete.
Das hatte er nun davon, dass er einen kleinen Fehler begangen hatte! Es gab ja nun wirklich keinen Grund, ihn deswegen derart hart zu bestrafen! Patrouille mit Snape! Ts, nicht zu fassen!
Aber wirklich unglaublich fand er die Tatsache, dass Remus ihn da hineingeritten hatte! Seit in der Notversammlung die Sprache auf die Anderswelt-Verschollenen gekommen war, von denen man viel zu lange nichts mehr gehört hatte, war ihm das Ganze vollkommen aus den Händen geglitten.
Snape hatte penetrant verlangt, dass man auf die Suche nach den beiden ginge. Vielleicht wären sie ja irgendwo - verletzt und hilflos. McGonagalls Einwand, wie man sie denn finden sollte, selbst wenn sie sich wieder in der Realwelt befänden, überging er weitestgehend. Murmelte nur etwas von verschiedenen sidhe-Zugängen absuchen. Und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt musste Remus' verdammte Hilfsbereitschaft und schnell arbeitender Verstand einsetzen.
„Rosifer könnte doch versuchen, ihre Spur aufzunehmen, indem er ihre Signatur sucht!“
„Ihre was?“ Und dann ging es richtig los! Rosifer war regelrecht ausgequetscht worden und er hatte keine Chance sich zu weigern, denn dann wurde ihm jedes Mal seine ?Dummheit' unter die Nase gerieben und eventuelle Einwürfe seinerseits, dass das auf die Art sowieso nicht klappen würde, wurden rabiat zur Seite gewischt - meistens von Snape.
Wenn Rosifer nicht wissen würde, was Snape Anjolie angetan hatte, dann hätte er bei all der Vehemenz, die Snape nun an den Tag legte, schwören können, dass er Angst um seine geliebte Frau hatte und sie mit aller Macht und Kraft suchen wollte. Doch das war nicht möglich! Kein Mann, der eine Frau wirklich liebte, würde sie so verletzen!
Und doch... Seine Energie hatte zu keiner Minute ihrer Suche nachgelassen! Es traf eher das Gegenteil zu. Sie waren zuerst an den Anfang zurückgekehrt, also an den Strand und Rosifer konnte tatsächlich eine feine Spur von Anjolies Signatur ausmachen, doch sie verlor sich bald wieder im Nichts. Snape hatte ihn anschließend von Feenhügel zu Feenhügel gezerrt - der Mann hatte seine Hausaufgaben wirklich gründlich gemacht - doch bei keinem der sidhe fanden sie etwas.
Zum Schluss bestand er darauf, wieder zurück aufs Kliff zu gehen, den einzigen Ort, an der sie wenigstens etwas von sich zurückgelassen hatte. Und seitdem warteten sie... und warteten... und warteten.
Rosifer verfluchte mittlerweile Snapes Ausdauer. Aber so hatte er auch viel Zeit zum Nachdenken! Was bezweckte Snape mit seinem Einsatz? Der Junge konnte es auf keinen Fall sein! Die Geringschätzung zwischen den beiden war geradezu greifbar und schlug fast noch Voldemorts Antipathiepegel. Also konnte es doch nur Anjolie sein! Aber weshalb hatte er sie dann von sich gestoßen?
Seine Gedanken drehten sich immer nur im Kreis, doch eine vernünftige Antwort fand er nicht! Was seine Neugierde jedoch nicht klein kriegte. Zu seinem Pech war Snape jedoch ein äußerst schweigsamer Begleiter und alle Versuche, mit ihm ins Gespräch zu kommen, verliefen durch seine mürrische und sarkastische Art schnell wieder im Sande. Was für ein unausstehlicher Kerl!
Da blieb Rosifer eben nur eines übrig: Er musste seine Theorie austesten! Daran war Snape selbst Schuld! Es würde ihm schließlich kein Zacken aus der Krone brechen, wenn er mal ein wenig netter wäre und etwas mehr von sich preisgab!
Und was hat dir Anjolie getan, dass du gedenkst so mit ihren Gefühlen spielen?, meldete sich sein schlechtes Gewissen, doch er kam nicht dazu, sich eine passende Entschuldigung zurechtzulegen. In seiner üblichen, rücksichtslosen Art unterbrach Snape mit seinem auffälligen Verhalten Rosifers Gedankengänge.
Er stand am Kliff, rannte blitzschnell ein paar Schritte weiter nach links und disapparierte ohne ein Wort der Erklärung. „Hey, wo willst du hin?!“, rief Rosifer ihm hinterher und bekam natürlich keine Antwort. Was hat er denn jetzt schon wieder? Lustlos zum Kliff hinüberschlendernd, fragte er sich, ob er jetzt von dieser blöden Suchaktion befreit war. An seinem Ziel angekommen, sah er hinunter und ein feines Lächeln stahl sich um seinen Mund.
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„Das hast du gut gemacht! Du kannst jetzt gehen!“, hörte Harry eine Männerstimme durch das Rauschen in seinen Ohren. Er rührte vorsichtig ein paar Muskeln und spürte etwas Hartes im Rücken. Die Frage war nur: lag er oder lehnte er gegen eine Wand? Er konnte es wirklich nicht sagen - hatte völlig die Orientierung verloren. Er konnte ein gequältes Stöhnen hören und brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es von ihm selbst kam.
„Ahhh, unser Gast wacht auf!“, hallte die Stimme von eben wieder durch den Raum.
„Musste er denn so rabiat behandelt werden?“, fragte eine Frau und ihre Stimme kam ihm bekannt vor. Harry öffnete die Augen, kniff sie jedoch sofort wieder zusammen, weil das Licht ihn schmerzte. Es entlockte ihm ein erneutes Stöhnen.
Plötzlich spürte er eine sanfte Berührung am Kopf und die Frau sagte: „Was ist, wenn er ernsthaft verletzt ist?“
„Mach dich nicht lächerlich! Mein Auftrag lautete: Unverletzt!“, erwiderte der Mann ärgerlich. Harrys Neugierde wurde stärker. Er gab sich einen Ruck und öffnete die Augen, um die beiden endlich sehen zu können und war nicht überrascht, durch sein heftiges Blinzeln hindurch, in der über ihn gebeugten Frau Rhiannon wiederzuerkennen. Sie war schließlich die einzige Frau, die er in dieser Welt kannte! Bis auf Anjolie natürlich!
Erschrocken riss er die Augen auf und Rhiannon betrachtete ihn stirnrunzelnd. „Alles in Ordnung?“, fragte sie ihn sanft.
„Anjolie?“, brachte Harry mit trockenem Mund heraus.
„Kümmere dich lieber um dein eigenes Wohl!“, meldete der Mann sich zu Wort. „Um deine Freundin kümmere ich mich bereits!“ Das hörte sich für Harry zu sehr nach einer Drohung an, als dass es beruhigend hätte sein können.
„Was meint er?“, fragte Harry Rhiannon. Sie war ihm als Gesprächspartner bei weitem lieber.
„Damit meint ?er', dass Anjolie für ihren Verrat bekommt, was sie verdient und du lieber dein eigenes Anliegen im Auge behalten solltest!“, antwortete der Mann wieder und Harry wurde flau im Magen. Was wollte er mit Anjolie anstellen? Und was konnte er bei einem so abgeneigten Mann... nein Gott schon erreichen? Er fühlte sich plötzlich absolut alleingelassen und hilflos. Und er hasste es!
„Arawn! Was hast du getan?“, fragte Rhiannon vorwurfsvoll und Harry konnte nur mit Mühe ein weiteres Stöhnen unterdrücken. Arawn? Etwa Arawn Annwn - der Gott der Unterwelt? Also er war ja nun die denkbar schlechteste Wahl eines Tuatha, wenn man eine Bitte erfüllt haben wollte. Hatten sie denn überhaupt kein Glück?
„Meine Cwn Annwn schenken ihr ein wenig ihrer Aufmerksamkeit!“
„Arawn!“, rief Rhiannon entsetzt. „Du hast diese blutrünstigen Viecher auf sie gehetzt?“ Harry rutschte das Herz in die Hose. Blutrünstig? In diesem Moment hoffte er so inbrünstig wie nie, dass Anjolie mit ihrer Befürchtung, nicht mehr kämpfen zu können, gründlich falsch lag.
„Wann wirst du endlich aufhören, sie zu beschimpfen? Kannst du sie denn nicht als das nehmen, was sie sind - meine treuen Helfer?“, entgegnete Arawn aufgebracht.
Darauf hatte Rhiannon jedoch nur ein unwilliges Schnauben und half Harry energisch auf die Beine. „Ich hätte mir denken können, dass du das machst! Du hast schließlich auch einen Bären nach den beiden geschickt, um sie zu dir zu bringen! Feinfühlig wie immer!“
„Wie schön, dass du wie immer einer Meinung mit mir bist!“, antwortete Arawn. Rhiannon verdrehte nur die Augen angesichts seiner Selbstgefälligkeit.
Harry löste sich von der Hand der Göttin, die ihn noch immer stützte und war jetzt in der Position, sich den Gott der Unterwelt genau anzusehen. Völlig in Schwarz gekleidet, seine Hose mit Leder ummantelt und seine Weste mit dunklen Pelzbesätzen verkleidet, lümmelte er auf einem thronartigen Stuhl, ein Bein über eine Armlehne hängend, den gegenüberliegenden Ellbogen auf die andere gestützt. Die Kleidung war altertümlich geschnitten und Harry bezweifelte nicht mehr, dass dieser Mann aus einer anderen Zeit stammte.
„Und was nun?“, fragte Rhiannon und schreckte Harry auf. „Ich dachte, du wolltest mit Anjolie ein Hühnchen rupfen?“
Mit aufgerissenen Augen folgte Harry ihrem furchtlosen Blick. Arawn hatte es also die ganze Zeit nur auf Anjolie abgesehen gehabt? Dann war das Ganze nur ein abgekartetes Spiel gewesen? „Hatten wir je die Chance, den Weg oder unser Ziel überhaupt zu finden?“, murmelte er zweifelnd.
„Ihr ward auf dem besten Weg!“, antwortete Rhiannon. „Deshalb wurdet ihr ja abgelenkt!“
„Dann kam die Krähe auch von ihm?“
„Nein!“, mischte sich Arawn mit fester Stimme ein. „Sie hat ihren eigenen Willen und war dem Engel schon die ganze Zeit auf den Fersen!“
„Sie ist kein Engel mehr!“, warf Harry ein und hoffte, eine Möglichkeit gefunden zu haben, um aus dieser Misere wieder herauszukommen. „Und sie hat euch nicht böswillig hineingeritten! Anjolie wurde gezwungen! Voldemort hätte sie bestimmt umgebracht, wenn sie ihm nicht eine Antwort gegeben hätte!“
„Mir bricht das Herz!“, höhnte Arawn ungerührt und Harry bezweifelte, dass er überhaupt eines hatte. „Sie hat uns diesen Kerl auf den Hals gejagt und das allein zählt! Die Gründe interessieren mich wenig!“
„Ich habe gespürt, dass sich etwas bei ihr verändert hat!“, erwähnte Rhiannon und Harry suchte ihren Blick. „Sie umgibt nicht mehr diese mächtige Aura wie früher und doch... für eine Sterbliche hat sie eine ungewöhnliche Ausstrahlung und enormes mag...“
„Genug rührseliges Geschwafel!“, herrschte Arawn und Rhiannon sah ihn wütend an. Harry jedoch hätte sie zu gern gefragt, was sie hatte sagen wollen. „Unsterblich oder nicht, das ändert gar nichts an den Tatsachen!“, bestimmte der Gott finster.
„Du meinst, die Tatsachen, die dich sowieso nicht interessieren?“, säuselte Rhiannon zurück. „Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst! Es ist doch nicht viel passiert und Lir kann auf sich selbst aufpassen!“
„Dieser Mensch ist in unsere Welt eingedrungen, hat uns bestohlen und einen der Unseren gekidnappt und du sagst, es wäre nicht viel passiert?“, brüllte Arawn aufgebracht.
„Unsere Welt lag im Schlaf, das konnte Anjolie nicht wissen! Es wäre nie so weit gekommen, wenn wir wie damals, als sie uns das letzte Mal besuchte, noch bei Kräften wären.“
„Also sind wir jetzt selbst an allem Schuld?“, fragte Arawn ungläubig.
„Das habe ich nicht gesagt!“, knirschte Rhiannon.
„Hat sich aber verdammt danach angehört!“
„Arawn!“, fauchte sie nun.
„Gib es auf, Rhiannon! Er ist eben immer noch so sturköpfig wie früher!“, schallte Anjolies Stimme durch die Halle und Harry hätte gern vor Erleichterung aufgelacht. Wie die beiden anderen sah er in Richtung Tür, wo sie quicklebendig und scheinbar unverletzt zwischen zwei riesigen, weißen Bestien, die man nur schwer als Hunde bezeichnen konnte, stand.
„Du...“, knurrte Arawn, aber jedes weitere Wort schien ihm im Halse stecken zu bleiben. Er hatte das Bein von der Lehne genommen und dafür seine Arme zu beiden Seiten darauf gelegt, wobei er seine Hände an den Enden verkrallte.
„Ich danke dir trotzdem für deine Fürsprache!“, lächelte Anjolie Rhiannon an und kam auf sie zu, die Hunde treu an ihrer Seite.
„Bilde dir nichts darauf ein!“, entgegnete die Göttin. „Ich tat es nur dem Jungen zuliebe! Er sah so erschrocken aus.“ Hallo?
Anjolie hatte ihn jetzt erreicht und raunte ihm mit einem Augenzwinkern zu: „Ich wusste doch, dass du nützlich sein würdest!“ Harry sah sie schief an. Wieso fühlte er sich plötzlich so ausgenutzt?
„Was. Hast. Du. Mit. Meinen. Hunden. Angestellt?“, fauchte Arawn und lenkte Harrys Blick auf die Tiere. Einer der Hunde lehnte an Anjolies Bein und der andere versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen, indem er ihre Hand leckte. Das sind die blutrünstigen Viecher?
„Was soll ich getan haben?“, fragte Anjolie verständnislos. „Wie es aussieht, hast du sie endlich gezähmt. Hat ja auch lange genug gedauert!“
„Sie hatten den Auftrag, dich in Stücke zu reißen! Und jetzt sieh sie dir an! Du hast Schoßhündchen aus ihnen gemacht!“, brüllte er wieder. Die Hunde duckten sich winselnd ab und Anjolie kniete sich zwischen sie.
„Du hast sie erschreckt!“, stellte sie vorwurfsvoll fest und legte die Arme um die Nacken der Hunde. „Oh, ihr Armen! Hat der böse Mann euch Angst eingejagt?“, tröstete sie die Tiere und kraulte sie herzhaft. „Und dabei habt ihr doch gar nichts getan, außer mich herzuführen!“ Die Hunde leckten ihr Gesicht und Harry nutzte die Chance einen Blick auf die perplexe Rhiannon und den stinkwütenden Arawn zu werfen. Was ging hier ab? „Ja, ihr seid ganz Liebe!“, verfiel Anjolie jetzt in einen einschmeichelnden Ton und Harry hätte es nicht gewundert, gleich noch ein „Gutschigu!“ von ihr zu hören.
„Genug jetzt!“, brüllte Arawn. „Hierher! Sofort!“, befahl er den Hunden mit schneidender Stimme und zeigte auf die Stelle vor seinem Stuhl. Die Hunde erhoben sich sofort und Harry wollte zu Anjolie, um sie zu fragen, wie sie die Hunde so besänftigen konnte, doch die hoben die Köpfe und knurrten ihn mit glühenden Augen an, so dass er mitten in der Bewegung inne hielt.
„Rühr dich nicht!“, flüsterte Rhiannon, aber das hatte er sowieso nicht vor.
„Hier! Her!“, wiederholte Arawn zähneknirschend und Harry befürchtete, dass dem Gott bald der Geduldsfaden reißen würde. Den Tieren schwante wohl Ähnliches, denn sie folgten seinem Geheiß mit eingezogenem Schwanz.
„Mann, hast du 'ne miese Laune!“, bemerkte Anjolie kopfschüttelnd und wandte sich wieder Harry zu. „Alles okay?“, fragte sie ihn und betrachtete ihn forschend.
„Ich endete eben fast als Hundeknochen! Könnte Luftsprünge machen!“, zischte Harry.
„Na, deine Laune ist auch nicht gerade besser! Muss wohl ansteckend sein!“, murmelte sie. „Schön, dich hier wieder zu sehen, Rhiannon!“, ließ sie ihn vor sich hinmuffeln und sprach die Göttin an. „Dieser ganze ?Du-musst-dir-deinen-Weg-verdienen!'-Kram ist ja schön und gut, aber du hättest uns auch gleich herbringen können! Das hätte uns einiges an Nerven und Schmerzen erspart!“
„Das Leben ist hart und ungerecht!“, seufzte Rhiannon gespielt bedrückt.
„Ja!“, antwortete Anjolie zähneknirschend. „Diese Lektion lerne ich gerade!“
„Euer Weg hätte euch nicht hierher geführt! Es gibt also keinen Grund, Rhiannon länger zu belästigen“, meldete sich Arawn, der augenscheinlich seine Sprache wiedergefunden hatte.
„Oh, entschuldige der Herr, dass ich mit meinem bisherigen Aufenthalt hier nicht gerade zufrieden bin!“, entgegnete Anjolie ungerührt.
„Das interessiert mich genauso wenig, wie dich die Tatsache, was du hier angerichtet hast!“, knurrte er.
„Angerichtet?“, fragte Anjolie unschuldig. „Du meinst, du bist nicht zufrieden, endlich aus deinem Schlaf aufgewacht zu sein?“
Harry zuckte zusammen, als die altbekannte Krähe plötzlich über Anjolies Kopf schoss und ihr nebenbei auch noch die Krallen durch ihre Haare zog. „Oh, das darf doch wohl nicht wahr sein!“, stöhnte Anjolie, während sie ihre Haare richtete, und Harry konnte ihr nur beipflichten. Würde der Kampf jetzt etwa von vorn losgehen? Aber diese Furcht wurde ihm genommen. Die Krähe veränderte vor ihren Augen ihre Gestalt und eine Frau kam zum Vorschein, wild aussehend - mit grauen, verfilzten Haaren und wütenden, schwarzen Augen. Sie trug ein langes, schmutzig-graues Kleid und alles in Allem machte sie für Harry keinen vertrauenerweckenden Eindruck.
„Morrigan!“, rief Anjolie aus. „Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?“ Also doch eine Tuatha!
„Du findest das alles wohl noch lustig, was?“, krächzte diese verwahrlost aussehende Frau.
„Nein!“, antwortete Anjolie ernst und Harry atmete auf. Er befürchtete schon, sie würde es zu weit treiben und die Tuatha noch mehr verärgern. Und er konnte sie kaum stoppen. Das Gefühl des Alleinseins war zwar weg, doch dafür kam er sich jetzt absolut fehl am Platz vor. Nicht, dass er nicht froh wäre, dass Anjolie die ?Verhandlung' übernommen hatte, doch ihm leuchtete nicht ganz ein, warum sie ihn mitgenommen hatte.
„Ich sehe aber auch nicht ein“, setzte sie fort. „warum ich meine Energie für etwas verschwenden soll, dass ich nun doch nicht mehr ändern kann!“
„Du machst es dir ja sehr einfach!“, klagte Morrigan sie an. „Du hast es nicht einmal für nötig gehalten, uns rechtzeitig zu warnen!“ Harrys Zuversicht, hier Hilfe zu finden, sank mit jedem Wort.
„War das denn nötig?“, fragte Anjolie ruhig.
„Ob das nötig war?“, rief Arawn erzürnt. „Müssen wir dir wirklich noch einmal die Folgen deines Handelns aufzählen?“
„Das war nicht der Grund für meine Worte!“, antwortete Anjolie und ließ Morrigan nicht aus den Augen. Mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck fuhr sie fort: „Morrigan weiß sehr genau, was ich meine! Ich selbst hätte es bereits nach meinem ersten Traum von ihr ahnen sollen, doch ich war leider... anderweitig zu abgelenkt, um zu begreifen!“
Harry sah verständnislos zwischen den beiden hin und her. Wovon sprach Anjolie? Aber Morrigan schien sie wirklich zu verstehen, denn sie richtete sich kerzengerade auf und biss die Zähne zusammen. Die beiden anderen Götter wirkten jedoch genauso unwissend, wie er.
„Was soll das heißen? Morrigan?“, bohrte Rhiannon. Morrigan schien sich plötzlich äußerst unwohl zu fühlen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, antwortete aber nicht. Harry sah Anjolie an, doch auch sie sagte nichts.
„Könnte mich vielleicht mal jemand aufklären?“, knirschte Arawn. Da Morrigan sich noch immer weigerte, irgendetwas von sich zu geben, sprang Anjolie in die Bresche.
„Ich drücke es mal so aus: Ich bin hier nicht die einzige, die falsche Entscheidungen getroffen hat!“ Klasse! Jetzt bin ich viel schlauer als vorher! Und die beiden Götter waren auch nicht viel glücklicher mit der Antwort. Anjolie sah Harry an und fügte hinzu: „Warum belassen wir es nicht bei diesen Schuldzuweisungen und wenden uns einer Lösung der Probleme zu!“ Harry hielt den Atem an. Würden die Tuatha zustimmen? Einfach so?
„Und wie stellst du dir diese Lösung vor?“, fragte Morrigan zähneknirschend.
„Indem wir uns gegenseitig helfen!“, antwortete Anjolie, ohne mit der Wimper zu zucken. In Harrys Kopf hingegen schwirrten die Gedanken. Er konnte diesen Meinungsumschwung noch immer nicht ganz nachvollziehen. Konnte nicht fassen, dass sie plötzlich einlenkten. Oder hatte Anjolie bei Morrigan tatsächlich ins Schwarze getroffen? Doch womit?
„Wieso sollten wir deine Hilfe brauchen?“, giftete Arawn.
„Wenn ich es recht verstehe, dann müsst ihr - solange ihr wach seid - mit der Speise aus Lirs Kessel regelmäßig versorgt werden, um eure geliebte Unsterblichkeit zu behalten. Ich brauch wohl nicht zu erwähnen, dass euch sowohl Lir als auch der Kessel fehlen!“ Harry schloss resigniert die Augen. Sie wird es versauen! Wenn sie so weiter machte, dann würden sie beide mit einem Tritt aus der Anderswelt befördert werden.
„Überspann den Bogen nicht!“, knurrte Arawn und bestärkte Harry in seinen Befürchtungen. Er zwang sich, die Augen zu öffnen und den Untergang dieser Verhandlung zu verfolgen.
„Komm wieder runter!“, winkte Anjolie unbeeindruckt ab. „Fakt ist: Ihr braucht Lir und sein Kesselchen! Fakt ist ebenfalls, dass ihr nicht stark genug seid, um seine Befreiung selbst in die Hand zu nehmen!“ Harry sah vorsichtig Arawn an. Der Tuatha lag selbstgefällig in seinem Stuhl und streckte beide Beine von sich. Mit vor der Brust verschränkten Armen, sah er sie von oben herab an. Er wirkte sehr viel lockerer, als seine verspannten Kiefer es bezeugten.
„Dieser Junge hier!“, setzte Anjolie wieder an und Harry sah sie aus den Augenwinkeln heraus an. Sie war unbemerkt näher gekommen, legte nun eine Hand auf seine Schulter und umrundete ihn. „Dieser unglaublich tapfere und starke junge Mann hat einen sehr schweren Kampf vor sich. Und leider muss ich zugeben, dass ich es ihm noch um einiges schwerer gemacht habe!“
Harry gefiel die Aufmerksamkeit, die ihm nun zuteil wurde, überhaupt nicht. Arawn warf ihm einen Blick zu, gegen den Snapes Blicke geradezu Liebesbekundungen waren. „Sein vorbezeichnetes Schicksal ist es, Voldemort und seinem Terror ein Ende zu setzen. Doch wie kann er das - jetzt, wo Voldemort so mächtig wurde. Er braucht und verdient eure Unterstützung, eure Kraft! So wie er und seine Freunde, als auch seine Verbündeten euch Kraft und Leben schenken können!“
Harry zweifelte langsam an Anjolies Verstand. Wie sollte er oder ein anderer Normalsterblicher einem Gott Kraft geben?
Arawn jedoch schien anderer Meinung zu sein. Er hatte sich interessiert nach vorn gelehnt und mit den Ellbogen auf den Armlehnen abgestützt. „So. Kann er das?“
„Ach, komm schon!“, lachte Anjolie auf, drückte kurz Harrys Schulter und ging dann auf Arawn zu. „Sie haben euch doch schon geweckt! Mit ihren Recherchen, ihren Gedanken an euch und sicher auch einigen ausprobierten Zaubern, gaben sie euch genug Kraft, um dem Schlaf zu entkommen!“
Woher weiß sie von den Zaubern? Hermine hatte tatsächlich ein Buch mit magischen Ritualen der Tuatha gefunden und sie hatten die Gelegenheit genutzt, um die Langeweile totzuschlagen.
„Und dabei muss es nicht bleiben! Ihr wisst doch selbst: Je mehr Menschen an euch glauben, desto mehr Macht gewinnt ihr!“
Arawn legte die Handflächen zusammen und stieß mit den Fingerspitzen gegen seine Nase. „Und was verlangt ihr?“ Harry zog es fassungslos neben Anjolie. Er dachte tatsächlich darüber nach!
„Habe ich das nicht schon gesagt?“, fragte Anjolie gelangweilt und Harry stupste ihr alarmiert in die Seite. Anjolie sah ihn erstaunt an, verleierte dann die Augen und wollte schon wieder ansetzen, da sprach Rhiannon ihn an.
„Harry Potter! Da du es bist, der unsere Unterstützung benötigt, wirst du auf die Frage antworten!“ Harry wurde augenblicklich ganz heiß und der Mund völlig trocken. Alle Augen im Raum waren auf ihn gerichtet und Anjolie nickte ihm aufmunternd zu.
„Ich...“, begann er, schluckte krampfhaft und versuchte es noch einmal. „Ich weiß nicht genau, wie ihr uns helfen könntet!“, erklärte er und überlegte fieberhaft, worum er die Götter bitten könnte. Allerdings... „Kann es sein, dass ihr wisst, wie ich einen unsterblichen Voldemort besiegen kann?“
„Wusstest du denn, wie du ihn ohne seine Unsterblichkeit hättest vernichten können?“, fragte Arawn zurück und schien sich köstlich zu amüsieren. Harry biss wütend die Zähne aufeinander.
„Ich war auf dem Weg das vorzubereiten!“ brachte er zähneknirschend hervor, nicht Willens zuzugeben, dass er tatsächlich nicht die geringste Ahnung hatte, wie er gegen Voldemort bestehen sollte.
„Wie?“, lautete Arawns knappe Gegenfrage.
„Ich vernichtete seine Seelensplitter!“ Es gefiel ihm gar nicht, soviel preisgeben zu müssen.
„Seelensplitter!“, wiederholte Morrigan sinnend. „Das heißt also, dass er nicht im Vollbesitz seiner seelischen Stärke ist!“, sagte sie zu Arawn, um dessen Mund sich ein Lächeln legte. Harry schöpfte Hoffnung.
„Ihr seht einen Weg uns zu helfen?“, fragte er deswegen. Er konnte seine Neugier kaum zügeln.
„Dieser Voldemort hat sich geschwächt, ohne es zu wissen!“, erläuterte Rhiannon. „Die Nahrung des Lir verstärkt die vorhandenen Kräfte... und Schwächen!“
„Also bekommt er keine neuen Kräfte!“, erkannte Anjolie und schien erleichtert. Die erste wirkliche Gefühlsregung, seit sie die Halle betreten hatte.
„Wie du siehst...“, sagte Arawn wieder. „...gibt es einen Weg, dir zu helfen - und uns!“ Er wandte sich an Anjolie und befahl: „Beltaine! In diesen Nächten ist der Übergang in unsere Welt offen. Nutzt ihn und kommt zu uns! Bringt eure engsten Freunde und Anhänger mit, für jeden von uns einen von euch! Seht bis dahin zu, dass ihr jeden von uns erweckt! Und jetzt geht!“
Anjolie zog die Augenbrauen hoch und sah Harry an. Fühlte sie sich genauso vor die Tür gesetzt wie er? Aber er hatte noch so viele Fragen! „Wie wollt ihr...“, versuchte Harry Antworten zu bekommen, wurde jedoch rüde unterbrochen.
„Ich sagte: Geht jetzt!“, rief Arawn scharf, hob die Hand und Harry fühlte sich zurückgeworfen. Mit einem dumpfen Laut schlug er auf weichem Boden auf und hörte gleichzeitig ein „Uff!“ von Anjolie. Er richtete sich schwerfällig auf und spürte erleichtert, wie die Luft zurück in seine Lungen strömte.
„Wie unhöflich!“, murmelte Anjolie neben ihm und er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er sah, wie sie den Sand von ihrer Jacke klopfte und registrierte erst jetzt, dass sie zurück am Strand waren. Nur, dass jetzt die Sonne hoch am Himmel stand. „Na wenigstens sind wir nicht im Wasser oder auf den Felsen gelandet!“, meinte seine Begleiterin optimistisch.
„Haben wir es geschafft?“, fragte Harry und Anjolie verstand ihn sofort. Er konnte das ganze Erlebnis noch gar nicht begreifen. So umständlich und doch so einfach!
„Zur Hälfte... würde ich sagen!“, antwortete Anjolie, stand auf und reichte ihm die Hand.
Harry beschlich ein unschöner Gedanke, während er sich aufhelfen ließ. „Sie werden uns doch nicht nur ausnutzen, damit wir sie wiedererwecken und dann fallen lassen?“, sprach er ihn aus.
„Sie würden, wenn sie könnten!“, bestätigte sie seine Befürchtung. „Aber sie brauchen Lir wirklich und der kann weder von Voldemort weg, noch die Tuatha zu ihm. Sie müssen uns also notgedrungen helfen! Deine Antwort war übrigens gar nicht übel gewählt! Du bist doch cleverer, als ich dachte!“
Harry überging diese Beleidigung und fragte weiter: „Woher wusstest du, dass sie regelmäßig aus dem Kessel essen müssen?“ Anjolie wandte sich von ihm ab und begann in Richtung ihres Abstiegs zu laufen.
Harry sah zu, dass er Schritt hielt. Es wurde endlich Zeit, dass seine aufgestauten Fragen beantwortet wurden und wenn er sie dazu zwingen musste! Doch sie sprach ohne zusätzlichen Druck. „Als ich mit den Hunden nach dir suchte, stöberte ich ein wenig in meinem Gedächtnis und erinnerte mich, dass Dian so etwas erwähnte hatte!“ Das war's?
„Wer ist Dian?“ Anjolie stoppte für eine Sekunde, ging dann aber weiter, als hätte er nichts gefragt.
„Wie erging es dir eigentlich mit dem Bären?“, fragte sie stattdessen. Harry runzelte die Stirn. Also keine Antwort auf diese Frage?
„Als er dich erwischte, wollte ich ihn betäuben, doch er war zu schnell! Er schlug mir meinen Zauberstab aus der Hand...“ Harry blieb ruckartig stehen. „Mein Zauberstab!“, rief er. Den hatte er ganz vergessen! Wie sollte er ihn denn jetzt wieder bekommen?
„Ach ja!“, sagte Anjolie, griff in ihre Jacke und drehte sich mit seinem Zauberstab in der Hand um. „Bin drüber gestolpert!“ Harry konnte sein Glück gar nicht fassen. „Danke!“, rief er aus und riss ihr den Stab regelrecht aus der Hand, um ihn eingehend nach Beschädigungen zu untersuchen.
Anjolie blinzelte erstaunt, zuckte dann die Schultern und nahm den Rückweg wieder auf. „Und was dann? Hat er dich vor sich hergetrieben, oder was?“, bohrte sie weiter. Harry steckte den Stab weg und folgte ihr.
„Nein, er verpasste mir einen Schlag an den Kopf und ich fiel um wie ein Stein!“ Jetzt war es an ihr stehen zu bleiben. Harry lief fast in sie hinein.
„Und du bist okay? Ich meine, keine heftigen Verletzungen, die ich nicht sehen kann?“ Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und begutachtete ihn eingehend. Offensichtlich gefiel ihr nicht, was sie sah.
„Nur etwas Kopfschmerzen!“, zuckte Harry die Schultern und befreite sich aus ihren Händen. Ihre Fürsorge war ihm irgendwie unangenehm. Also lenkte er diesmal ab - mit einer Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. „Sag mal, was war das eigentlich mit dieser Morrigan? Wieso war sie plötzlich wie ein Lämmchen?“
Anjolie lachte auf. „Die liebe Morrigan muss die einzige Tuatha gewesen sein, die nicht schlief, als Voldemort in die Welt eindrang, vielleicht auch schon vorher nicht! Was sagt das über das Wesen der Menschen aus, wenn die Kriegsgöttin die einzige wache Göttin ist?“, murmelte sie mehr in sich hinein. „Naja! Jedenfalls hätte sie den Diebstahl und die Entführung ebenso gut verhindern können, tat es jedoch nicht! Jetzt ist es wohl sie, die sich einiges anhören muss!“
„Woher wusstest du das?“
„Ich sah sie in einem Traum, in der ersten Nacht im Hauptquartier! Schon damals versuchte sie mich anzugreifen!“
„Warum hast du das nicht erwähnt?“, fragte Harry und hätte sich im selben Moment auf die Zunge beißen können. Das war die Nacht, in der Snape sie so fertig gemacht hatte!
„Der Rest des Traumes war geradezu paralysierend!“, antwortete sie leise und wollte weiter gehen.
„Warte!“ Harry hatte das Hinterhergerenne satt. „Alles was du Arawn an den Kopf geworfen hast, hattest du dir das auch auf dem Weg zu uns zurechtgelegt?“
„Nein! Da wusste ich noch nichts von Morrigan. Aber ich war schon immer ein Improvisationstalent!“ Harry wurde auf einen Schlag wieder schlecht. Das hätte genauso gut auch alles schief gehen können? „Komm, lass uns gehen! Es ist noch weit genug!“
„Wo sind eigentlich die anderen?“, fiel es ihm plötzlich ein. Er hätte seine Freunde jetzt gut gebrauchen können!
„Die warten im Hauptquartier!“
„Warum?“, fragte er verständnislos. Sie waren einfach gegangen?
„Weil ich Ginny das so gesagt habe! Wir wussten doch gar nicht, ob wir auch genau hier wieder rauskommen!“, antwortete Anjolie ungeduldig. Damit musste er sich erst einmal zufrieden geben. Doch trotzdem gefiel es ihm nicht!
„Können wir nicht apparieren?“, fragte Harry hoffnungsvoll. „Ich glaube nicht, dass ich es heil bis nach oben schaffe!“ Seit wann bist du so ein Waschlappen? Seitdem mein Kopf sich anfühlt, als hätte mich eine Dampframme getroffen!
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich von einem Frischling mit Kopfschmerzen transportieren lassen möchte!“, kam ihre geschockte Antwort.
„Ich bin gar nicht so übel und nachdem ich es begriffen hatte, sogar recht gut!“, protestierte Harry verärgert.
„Du nimmst es mir doch hoffentlich nicht übel, dass ich auf ein ?hervorragend' oder wenigstens ?verdammt gut' bestehe, wenn mein Körper durch den Raum bewegt wird!“, raunzte sie zurück.
„Dann klettern wir eben!“, brummte Harry. Seine innere Stimme sagte ihm zwar, dass sie Recht hatte, doch er hatte heute schon oft genug zurückgesteckt! Außerdem ergriff ihn wieder diese innere Unruhe, die ihn bereits vor der Suche nach den Seelensplittern plagte. Das Ziel lag direkt vor ihm und doch hatte er nicht die Möglichkeit sofort zuzugreifen.
„Vielleicht finden wir einen etwas leichteren Weg nach oben!“, schlug Anjolie einlenkend vor. „Ich gebe zu, dass mir die Beine auch etwas schlottern!“ Damit griff sie an ihren Hinterkopf und verzog das Gesicht. „Der Bär hat ganz schön ausgeteilt!“
Sie seufzte und sah Harry ruhig und durchdringend an. Wäre sie Snape hätte er darauf geschworen, dass sie ihm in sein Innerstes sah, doch sie wirkte bei weitem nicht so aggressiv und böse dabei. „Lass uns einen Weg suchen!“, forderte sie ihn auf und riss ihn aus seinen Überlegungen. „Es wird schon irgendwie weitergehen!“
Harry blinzelte sie an. Er war sich nicht sicher, wie er den letzten Satz verstehen sollte und entschloss sich, ihn auf den Weg zu beziehen. „Wir können ja um die Klippe herum laufen! Genug Zeit haben wir ja“, schlug er vor. Sie sah ihn fragend über ihre Schulter an. „Arawn sagte, wir sollten erst zu Beltaine wiederkommen. Das sind noch gut zwei Wochen bis dahin!“
Er lief niedergeschlagen am Strand entlang. In der Zwischenzeit konnte Voldemort wer weiß was anstellen und ihnen blieb nur die Möglichkeit der Verteidigung!
„Genug Zeit, um Kraft zu sammeln!“, wandte Anjolie ein. „Nicht nur die eigene sondern auch die der Verbündeten! Wir müssen mehr Leute zusammentrommeln, um die Tuatha zu stärken! Denn je mächtiger sie sind, desto stärker werden die Kräfte sein, die sie euch verleihen können!“
„Ich frage mich, wie diese Kräfte aussehen!“ Sie hatten den felsigen Abschnitt des Strandes erreicht und kletterten nun über das Gestein.
„Jeder der Götter hat besondere Fähigkeiten, die sie einem Menschen verleihen können!“, antwortete Anjolie, die bei weitem weniger fidel über die Steine kletterte, als sie es in der Nacht getan hatte.
„Zum Beispiel?“, hakte Harry nach, der nicht viel schneller war.
„Kampfgeist. Weisheit. Heilkunst. Geschicklichkeit. Da gibt es kaum eine Begrenzung!“
Harrys Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Würden diese Eigenschaften genügen, um Voldemort zu vernichten? „Wie soll ich denn Voldemort mit Heilkunst töten?“, murmelte er.
„Harry, das war doch nur ein Beispiel!“, entgegnete Anjolie geduldig. „Außerdem ist auch nicht gesagt, dass du ausgerechnet diese Fähigkeit erhältst. Die Tuatha verlangten nicht umsonst einen Menschen pro Gott. Sie wählen sich für ihre Kräfte den passenden Menschen aus, je nachdem wie dessen Eigenschaften und Können am besten passen.“ Das waren Worte, die Harry erneut zum Überlegen veranlassten, was ihm beschert werden würde.
„Du solltest auch nicht davon ausgehen, dass du Voldemort auf herkömmlichen Weg vernichten wirst!“, warf Anjolie orakelhaft ein.
„Wie meinst du das?“, hakte Harry nach. Ihre Worte hinterließen bei ihm einen faden Nachgeschmack. Anjolie antwortete nicht sofort und Harry glaubte schon, sie würde seine Frage ignorieren, als sie endlich mit der Sprache herausrückte.
„Du bist nicht der Typ Mensch, der jemanden eiskalt tötet - selbst, wenn es dein ärgster Feind ist!“
„Klasse! Genau das, was ich hören wollte! Dann bin ich wohl dazu verdammt, selbst getötet zu werden!“, entgegnete Harry verbittert.
„Nicht unbedingt!“, beruhigte Anjolie ihn. „Als ich Voldemort gegenüber stand, bemerkte ich, dass nicht viel Menschliches in ihm war. Wenn der Kessel alles an ihm verstärkt, dann auch seine dunkle Seite und er wird die Dunkelheit, also das Böse, verkörpern. Das genaue Gegenteil dessen, was von dir ausgeht! Also kannst du ihn nur damit besiegen! Mit der Kraft aus deinem Inneren.“
„Die Kraft aus meinem Inneren?“, fragte Harry ratlos. „Was soll das sein? Dumbeldore sagte mal, dass die Liebe meiner Mutter mich vor Voldemort schützte, doch das ist vorbei seit Voldemort mit Hilfe meines Blutes wiederauferstand. Er ist nicht mehr durch meine Berührung verwundbar!“
„Aber genau das ist die Kraft, die ich meine! Die Liebe ist sehr stark in dir. Das sagte auch Rosifer! Er spürte es von Anfang an in dir, weshalb er dir auch half! Er konnte den Gedanken nicht ertragen, einen Menschen, der so viel Liebe empfand und auch empfing, sterben zu sehen. Diese Liebe in dir könnte nun auf Voldemort vollkommen zerstörerisch wirken, vor allem, da er keinen ?Anker' mehr hat, der ihn auf dieser Welt hält! Wir... müssen nur noch einen Weg finden, wie wir diese Kraft einsetzen können!“
„Ja, das wäre dann ja das potentielle Problem!“, erwiderte Harry sarkastisch.
„Harry, ganz ehrlich: Sarkasmus passt nicht zu dir!“ Während Harry die Zähne zusammenbiss, um sie nicht anzubrüllen, bleib sie schnaufend stehen und sah die Klippen hinauf. „Oh, Mann! Das wird 'ne Kletterpartie!“, stellte sie lustlos fest.
„Und du bist sicher, dass du keine Hexe bist?“, fragte Harry hoffnungsvoll, da ihm der Gedanke, dort hinauf zu kraxeln ebenso wenig gefiel.
„Selbst wenn dieses Wunder eingetroffen wäre, würde es uns im Moment sowieso nicht helfen! Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, wie ich nach London kommen sollte, ohne mich über die ganze Welt zu verstreuen!“
Um Harrys Mund schmuggelte sich ein Grinsen. Eine ähnliche Befürchtung hatte er auch vor den ersten richtigen Apparierversuchen.
„Aber vielleicht ist es auch gar nicht nötig!“, sagte Anjolie plötzlich und zeigte mit der Hand nach oben. Harry wollte dem Wink gerade folgen, da apparierte Snape vor ihnen. Anjolie trat mit einem erschrockenen „Oh!“ einen Schritt zurück. Snape fasste Anjolie sofort ins Auge und sie zog unbehaglich eine Augenbraue hoch, was Harry absolut nachvollziehen konnte. Von Snape fixiert zu werden, konnte einem schon mal den Schweiß aus allen Poren treiben!
Kurz darauf erschien Rosifer neben dem Zaubertrankmeister und rief: „Da seid ihr ja!“ Er überbrückte die paar Schritte Abstand und herzte Harry, der überrascht nach Luft rang. Dann wollte er sich auf Anjolie stürzen, doch die hob abwehrend die Hände. „Ich glaube nicht, dass ich im Moment deine überschwängliche Freude ohne weitere Blessuren überstehen würde!“
Harrys Aufmerksamkeit wurde wieder von Snape angezogen, der sich Anjolie bei den Worten direkt zugewandt hatte und einen Schritt auf sie zugegangen war. Sein Blick war wie immer unergründlich und seine Kälte und Selbstbeherrschung beängstigend.
„Was macht ihr denn hier?“, fragte Anjolie und Harry wandte sich wieder den beiden zu, da er das auch wissen wollte.
„Du stellst Fragen! Als wir nach ein paar Tagen nichts von euch gehört hatten wurden Patrouillen ausgeschickt, um nach euch Ausschau zu halten!“
„Äh... ein paar Tage?“, fragte Anjolie und auch Harry klappte die Kinnlade runter. „Wir waren doch gerade mal ein paar Stunden in der Anderswelt!“
„Die ?paar Stunden' waren hier eine knappe Woche!“, entgegnete Snape ruhig. Anjolie ignorierte ihn und sah Harry an. „Dann haben wir wohl doch nicht mehr so viel Zeit, wie wir gehofft hatten!“
„Zeit?“, fragte Rosifer. „Was meinst du?“
„Später, okay? Ich will einfach nur nach H... meine Güte!“, murmelte sie kopfschüttelnd. „Ich habe ja nicht einmal eines!“ Ihr Blick fiel auf Snape und ihre Lippen wurden für einen Moment schmal. „Seltsame Partnerwahl, die du da an den Tag gelegt hast!“, säuselte sie plötzlich in Rosifers Richtung.
Während Snape kaum merklich die Schultern straffte, zuckte Rosifer die Schultern. „Strafe!“
„Was hast du verbrochen, dass du so hart bestraft wirst?“, lachte sie trocken auf.
„Lange Geschichte!“, murmelte Rosifer und drehte sich Harry zu. „Ihr seht beide sehr mitgenommen aus! Wir sollten zurück nach London!“
„Nichts lieber als das!“, seufzte Anjolie, bedachte ihn jedoch mit einem kritischen Blick. „Ähm... wie?“ Rosifer grinste von einem Ohr zum anderen und Anjolie stöhnte auf. „Ach, nö!“
Sein Grinsen verschwand und er beugte sich zu hier. „Weißt du! Langsam aber sich nehme ich dir deine Kritik an meinen Apparierfähigkeiten ziemlich übel! Aber keine Angst! Dir wird schon nicht übel werden!“ Mit festem Griff schnappte er ihren Arm und schuppte die unvorbereitete Anjolie in Snapes Richtung. „Du reist nämlich nicht mit mir!“
Anjolie war von seiner Aktion so überrascht, dass sie stolperte. Doch mit einer schnellen Reaktion fing Snape sie auf, während sie sich an seinen Armen festkrallte. Als sie wieder auf festem Boden stand, die Hände auf seinen Armen ruhend, sah sie ihn für den ersten Moment wie ein aufgeschrecktes Reh an. Snapes Gesichtsausdruck hingegen unterlag absoluter Kontrolle. Wie sollte es auch anders sein?!
Er erwiderte ihren Blick ruhig, bis sie ihre Hände von ihm nahm, sich zur Seite wandte und erbost Rosifer ansah. Die Anklage in ihren Augen war nicht zu übersehen und versprach Rache. Harry fragte sich, was sich Rosifer dabei nur gedacht hatte. Selbst ihm war klar, dass es absolut unzumutbar und gemein war, sie in die Arme des Mannes zu werfen, der ihr gerade das Herz gebrochen hatte!
„Was schaust du so böse?“, hob Rosifer unschuldig die Hände. „Bei ihm wird dir nicht schlecht und ich kann Harry unterstützen! Der Junge sieht nicht konzentriert genug aus, um allein zu apparieren!“ Nach diesen Worten hoffte Harry, dass Anjolie ihm sehr weh tun würde! Was für ein Lügner!
„Also? Wollen wir?“, drehte sich Rosifer zu Harry um, der ihn empört anfunkelte. „Ich schaff das schon allein!“, knurrte er.
„Ich wünschte, ich könnte das auch behaupten!“, hörte er Anjolie murmeln.
„Was denn?“, raunte Snape plötzlich und Harry spitzte die Ohren, um ihn zu verstehen. „Höre ich da etwa Magieneid heraus?“
„Selbstgefälliges Arschloch!“, fauchte Anjolie.
„Freut mich doch immer wieder, deine Meinung über mich zu hören!“, antwortete Snape süffisant.
„Ach wirklich?“, spie Anjolie aus. „Na, wenn das so ist...“ Snape legte blitzschnell seine Arme um ihre Taille und zog sie mit einem heftigen Ruck an sich. Ihr blieb jedes weitere Wort im Halse stecken und Harry klappte die Kinnlade runter. Das konnte interessant werden!
Sie hatte ihre Hände wieder auf Snapes Oberarmen und bog ihren Rücken durch, so dass ihr Oberkörper wo weit wie möglich von seinem entfernt war. Dabei entging ihr anscheinend aber, dass ihre Hüften wie zusammengeschweißt wirkten. Man hätte glatt glauben können, dass es bei den beiden knisterte, doch Harry erwartete jeden Moment die Explosion.
„Schon vergessen?“, sagte Snape leise. „So nah wie möglich beisammen!“ Damit ließ er seine Hände ihren Rücken hoch wandern und drückte sie näher an sich. Harry hätte am liebsten gerufen: „Komm schon Anjolie! Zeig's ihm!“ Sie war doch sonst nicht auf den Mund gefallen! Doch sie schwieg und eine Sekunde später disapparierte Snape mit ihr.
„Wieso, zum Kuckuck, hast du das getan?“, fragte Harry Rosifer verständnislos. „Du weißt doch wie er sie behandelt hat!“ Rosifer sah ihn ernst an und Harry tastete sein Gesicht nach irgendeiner Gefühlsregung ab. Er hatte Rosifer noch nie so bar jeden Gefühls gesehen und für einen Moment hätte er glauben können, Lucius Malfoy wieder vor sich zu haben.
„Ja, ich weiß, was zwischen den beiden vorgefallen ist und ich hatte durchaus meine Gründe hierfür!“, antwortete Rosifer nachdenklich und sah auf die Stelle, an der gerade noch die beiden gestanden hatten.
„Lass uns ihnen folgen, bevor Anjolie ihre Fassung wiedergewinnt und einen Mord begeht!“ Damit packte er Harrys Hand und disapparierte ohne weitere Vorwarnung.
oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOo
So! Knapp 14 Seiten und sogar einen ganzen Schwung weiter gekommen! Das nenne ich befriedigend. Da kann ich mich doch gleich dran machen, das nächste zu schreiben... so nach und nach.
Ich hoffe, mein gutes Gefühl hat mich nicht getäuscht und das Kapitel war wirklich gelungen. Wenn nicht, lasst es mich hören. Ansonsten auch!;-)
VLG
Rosiel
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