von Rosiel
Da bin ich wieder mit einem neuem, kürzeren Kapitel. Wie meistens irgendwie unzufrieden damit, aber was soll ich machen? Ich bekomm's halt nicht besser hin! Ich hoffe, es passt trotzdem!
Diclaimer: Mir gehört hiervon nichts, bis auf die etwas verdrehte Anjolie...
Bevor ich anfange, möchte ich mich noch bei den wenigen, aber treuen Reviewern bedanken. Ihr lasst mich das Ganze hier durchhalten!
@eule20: Ich hoffe, ich habs ganz gut weitergeführt und kann es momentan kaum abwarten, wieder eine Begegnung mit S. und A. zu schreiben. Doch das geht im Moment leider noch nicht! Aber Anjolie hat schon wieder jemand anderen zum Streiten gefunden!
@Lilith: Ich freue mich echt, dass ich meine Figuren deiner Meinung nach so gut hinbekommen habe! Ich kämpfe momentan schon sehr mit der veränderten Anjolie und muss mich echt zusammenreißen, keine Mary Sue aus ihr zu basteln! Die Verführung ist groß. Ich danke dir für dein liebes Review!
12. Kapitel - Der Weg
Rosifer stand in einer Nische der Halle und wartete darauf, dass Voldemort endlich wieder aus seinem Kabüfterchen herauskam. Das plötzlich aufgekommene Gewitter war genauso schnell wieder verschwunden, wie es aufgetaucht war und er hatte das Gefühl, dass das kein Zufall war. Die Schlangenfresse hatte was damit zu tun, darauf würde er seinen wohlgeformten Hintern verwetten.
Aber der Kerl ließ sich Zeit und Rosifer war gezwungen, sich währenddessen hier verstecken - vor Narzissa Malfoy! Seit er die mittlerweile wieder in Stand gesetzte Burg betreten hatte, war sie ihm auf den Fersen... und die Frau war hartnäckig! Nur mit Mühe und Not war er ihr entwischt. Leider hatte sich seit dem letzten Mal ihr Bedürfnis, ihn zu sprechen, noch verstärkt... und seine Angst vor ihr auch.
Rosifer schloss fassungslos die Augen und schüttelte den Kopf. Das durfte er nie jemandem verraten! Er, das uralte Wesen, fürchtete sich vor einer Frau.
„Hier bist du!“ Rosifer glaubte, auf einen Ruck einen halben Meter kleiner geworden zu sein. Hatte sie ihn doch gefunden! Schweren Herzens öffnete er die Augen und sah die schlanke, elegant gekleidete, jedoch extrem verärgerte Narzissa direkt vor sich stehen.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was seit den letzten Monaten mit dir los ist, aber ich bin es leid hinter dir herzulaufen und die Bettlerin zu spielen!“ Trotz ihrer wütenden Worte konnte Rosifer die Sorge in ihren Augen sehen und ihre stolz zurückgezogenen Schultern bebten leicht.
„Ich habe es aufgegeben, von dir eine Antwort bezüglich deines Verhaltens mir und vor allem deinem Sohn gegenüber zu erhalten. Aber ich lasse nicht länger zu, dass du Draco weiterhin vernachlässigst und den Launen Voldemorts überlässt! Ich gehe zurück nach Malfoy Manor, denn er hat kein Interesse an meiner Anwesenheit, doch Draco hat es da nicht so einfach! Du wirst ihn noch heute mit dir nehmen - wo auch immer das sein mag und dafür sorgen, dass er aus der Gefahrenzone heraus ist!“
Rosifer holte entsetzt Luft. Ihn mitnehmen? Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein! „Lucius!“, flehte sie und hinderte ihn daran, zu protestieren. „Du bist sein Vater! Du kannst unmöglich zulassen wollen, dass Draco hier zwischen die Mühlsteine gerät, vor allem, wenn du nicht da bist, um ihn zu schützen! Ich darf ihn nicht mit nach Hause nehmen und glaub mir, ich habe es bereits versucht. Doch er machte mir unmissverständlich klar, dass er es nicht wünscht, dass Draco zu Hause verweichlicht!“
Sie trat noch einen Schritt näher und legte Rosifer beschwörend die Hand auf die Brust. „Lucius, du weißt doch sicherlich selbst am besten, warum Draco wirklich hier bleiben soll. Bitte denk dir etwas aus! Wenn du ihn mitnimmst, wird der Dunkle Lord keinen Verdacht hegen.“
„Und was bitte sehr, soll ich Voldemort sagen? Ich bezweifle, dass er es mir abkauft, dass ich Draco mit auf eine Mission nehmen will!“, kam Rosifer endlich dazu, seine Meinung zum Besten zu geben. Spinnst du? Du kannst ihn sowieso nicht mitnehmen!
„Das ist mir egal!“, entgegnete Narzissa leidenschaftlich. „Du bist der große Manipulator von uns beiden! Lass dir was einfallen! Draco wird draußen auf dich warten!“ Damit rauschte sie hoch erhobenen Hauptes aus der Halle und Rosifer hatte das Gefühl, dass sie so schnell wie möglich von ihm wegkommen wollte, bevor ihrem Mann klar wurde, wie sie mit ihm gesprochen hatte. Rosifer hingegen konnte ihr nur bedröppelt hinterher schauen.
Das darf doch wohl nicht wahr sein! Sie drückt dir diesen arroganten Bengel aufs Auge und du musst sehen, wo du bleibst! Was sollte er jetzt tun? Er konnte ihn ja schlecht mit nach London nehmen! Oder doch? Nein, die würden ihn glatt lynchen! Draco war ein zu großer Risikofaktor, vor allem, da Rosifer nicht wusste, was der Junge wirklich von Voldemort und seinem Tun hielt. Junge Männer begingen oft große Fehler, wenn sie versuchten ihren Vorbildern zu gefallen - vor allem, wenn es sich um solche Vorbilder handelte!
Rosifer lehnte sich fertig gegen die Wand und rieb sich über die Nasenwurzel. Er hätte heute lieber nicht aufstehen sollen!
Doch er musste seine Sorge nach hinten verschieben, denn soeben hatte sich Voldemort entschieden, die Halle wieder mit seiner Anwesenheit zu beehren. Ihm folgte Pettigrew, der eine Kette hinter sich herschliff und hin und wieder kräftig nachziehen musste. Was ging da vor sich?
Nach einem letzten kräftigen Rick stolperte ein rothaariger Hüne, mit dem Rest der Kette gefesselt, in die Halle. Der hasserfüllte Blick, den er Pettigrew zuwarf, war nicht von schlechten Eltern.
„Da du schon hier herumlungerst, kannst du dich auch gleich nützlich machen!“, forderte Voldemort Rosifer auf und der war sich nicht sicher, ob er über die unerwartete Aufmerksamkeit glücklich sein sollte.
Er stieß sich von der Wand ab und schlenderte auf seinen Herrn und Meister zu. „Wie darf ich zu Diensten sein?“, fragte er mit leisem Spott, eine Verbeugung andeutend. Nach Voldemorts tödlichem Blick jedoch fragte er sich, ob er noch alle Tassen im Schrank hatte, den Kerl so zu provozieren.
Voldemort kam auf ihn zu und Rosifer straffte automatisch die Schultern. „Du legst in letzter Zeit ein seltsames Verhalten an den Tag!“, knurrte sein Gegenüber und senkte seinen Blick tief in Rosifers. Na toll! Der Zweite, der ihm das heute vorhielt!
Rosifer spürte ein Brennen im Kopf und ihm wurde augenblicklich klar, dass der schwarze Zauberer sein Hirn durchforsten wollte. Doch da war er bei ihm an der falschen Adresse! So wie er die Seelen seiner Wirte zurückdrängen konnte, fiel es ihm nicht schwer, Angriffe von außen abzublocken! Voldemorts Augen verengten sich verärgert und Rosifer befürchtete schon das Schlimmste.
Er blinzelte allerdings erstaunt, als Voldemort ihm ein Pergament unter die Nase hielt. „Besorg diese Zutaten und zwar schleunigst!“
Rosifer warf einen Blick auf die Liste und ihm klappte die Kinnlade herunter. Das waren alles Lebensmittel! Dann musste... Er hob seinen Blick und begutachtete den Gefesselten eingehender. Ihm war zwar bereits die altertümliche Kleidung aufgefallen, doch er dachte, dass es mal wieder der verunglückt Versuch eines Zauberers war, sich wie ein Muggle zu kleiden. War oft genug vorgekommen! Doch nun war ihm klar, dass dieser Mann der Gott Lir sein musste.
„Irgendein Problem mit deiner Aufgabe?“, zischte Voldemort und Rosifer schüttelte schnell den Kopf.
„Kein Problem! Der Chefeinkäufer ist schon unterwegs!“, murmelte er und spürte Voldemorts Blick im Rücken, als er zum Ausgang ging. Als er die Tür öffnete, fiel sein Blick als erstes auf den wartenden Draco. Er schloss die Tür wieder und drehte sich noch einmal um.
„Was denn noch?“, fragte Voldemort sofort und klang sehr genervt.
„Ich würde gern meinen Sohn mitnehmen!“ Auf Voldemorts Stirnrunzeln, wenn man das so nennen konnte, fühlte sich Rosifer genötigt, seinen Wunsch zu erklären. Und da fiel ihm im Moment nur eines ein: „Ich möchte ihn mit zum Einkaufen nehmen und dann... Er ist noch nicht fertig mit der Schule und ich möchte, dass er seinen Schulabschluss macht. Ich... muss zugeben, dass ich ihn bereits auf Durmstrang angemeldet habe!“ Mann, kannst du lügen!
Aber das war überhaupt die Idee! So konnte er Narzissa beruhigen und er war den Jungen los. Voldemort hingegen, wirkte nicht so begeistert. Doch als sein ?Gast' an den Ketten zerrte und mit Pettigrew kämpfte, wurde er abgelenkt und auf Rosifers „Mein Herr?“ grummelte Voldemort nur etwas Unverständliches und schickte ihn mit einer entlassenden Handbewegung weg.
Das ließ er sich kein zweites Mal sagen und machte schleunigst kehrt. Als er diesmal die Tür öffnete, fiel ihm Draco entgegen und hielt sich an Rosifers Umhang fest, um nicht ganz vor seinen Füßen zu landen.
Rosifer packte ihn an den Schultern, zog ihn auf die Füße und schob ihn zur Tür hinaus, um sie so schnell wie möglich hinter sich schließen zu können. „Die Türen sind gegen Lauscherei gesichert, das dürfte doch eigentlich nicht neu für dich sein!“, wies er ihn zurecht. Was hätte der dumme Junge gemacht, wenn Voldemort herausgekommen wäre?
„Tut mir leid, Vater!“, knirschte Draco durch die Zähne und sah ihn mit versteinerter Miene an. Klasse, auch so ein offenherziges Kerlchen wie sein Vater!
„Du kommst mit mir!“, teilte Rosifer mit, schnappte ihn an der Schulter und schob ihn vor sich her. „Wir machen eine kleine Besorgung für Schlang... für den Lord und dann wirst du schleunigst nach Durmstrang gehen und deinen Abschluss machen!“
Draco blieb ruckartig stehen und sah seinen Vater erschüttert an. „Was? Mitten im Schuljahr?“
„Ja!“, antwortete Rosifer entschlossen und wollte ihn weiterschieben, doch Draco riss sich los.
„Aber ich habe viel zu viel verpasst! Wie soll denn mein Abschluss da aussehen?“, rief er wütend.
„Schrei nicht so herum und wage es nicht, mir zu widersprechen!“, fauchte Rosifer. In ihm regte sich Wut, die er nie vorher gekannt hatte. Er runzelte die Stirn. Diese Wut kam nicht von ihm. Es gab keinen Grund für ihn, wütend zu sein. Sie kam von viel tiefer! Malfoy!
Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Erst enthielt sein Wirt ihm Informationen vor und jetzt fing er auc noch an, sich einzumischen. Er würde seine ?Besetzung' wohl erneuern müssen!
„Warum sollte ich dir nicht widersprechen?“, entgegnete Draco und steckte die Hände in die Taschen seiner Hose. „Dich interessiert es doch überhaupt nicht, was aus mir oder Mutter wird! Du willst mich doch nur nach Durmstrang schicken, um mich loszuwerden!“, beschuldigte er Rosifer ruhig, doch er konnte sehen, wie der Junge die Hände in seinen Taschen zu Fäusten ballte. In dieser Familie steckt viel unterdrückte Wut!
Rosifer versuchte, die Wut seines Wirtes zu ignorieren und Draco zur Kooperation zu bewegen, sonst würden sie noch ewig hier stehen! „Hör zu, ich habe zuviel zu tun, um mir auch noch über deine Sicherheit Gedanken zu machen!“ Okay, das half nicht, wie er an dem wütendem Blitzen in Dracos Augen sehen konnte.
„In Durmstrang bist du sicher und außerhalb von Voldemorts Reichweite!“ Hm, kein Stück besser!
„Dich interessiert es nicht, was ich denke? Meinetwegen, darüber können wir uns später unterhalten! Aber deine Mutter macht sich große Sorgen um dich. Also, warum tust du nicht wenigstens ihr den Gefallen und gehst vorerst darauf ein? Du wirst Voldemort schon noch früh genug in die Hände fallen!“
Rosifer sah, wie Dracos Kiefer arbeiteten und hoffte, dass der Junge weniger stur als sein Vater war. „Was ist? Willst du nun weiter den bockigen kleinen Jungen spielen oder lässt du endlich der Vernunft den Vorrang?“, bohrte er weiter.
„Was auch immer du wünscht, Vater!“, zischte Draco ohne jede weitere Gefühlsregung. Mann, diese Selbstbeherrschung kann einem ja Angst einjagen!
„Dann los!“, forderte Rosifer ihn auf und sie gingen zum Ausgang. Wenigstens ist das geklärt!, dachte er und ahnte nicht, wie sehr er sich irrte!
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„Da wären wir!“, sagte Rhiannon und Anjolie sah sich um. Wenn man das so bezeichnen konnte, denn der Nebel umhüllte sie noch immer mit unnachgiebiger Dichte.
„Das ist doch wohl ein Scherz!“, lachte sie trocken auf. Sie waren höchstens eine viertel Stunde geritten, doch das musste nichts heißen, denn Rhiannon, als Göttin, kannte bestimmt viele versteckte Wege in die Anderswelt, obwohl es Anjolie schleierhaft war, wie sie in dieser Suppe überhaupt wusste, wohin sie ritt.
„Das hier ist der Beginn eures Weges!“, erklärte Rhiannon ruhig. „Ihr selbst müsst euer Ziel finden. Die Anderswelt prüft eure Absicht... testet eure Seele und führt euch. Doch zuerst ist es an euch!“
„Was?“, fragte Anjolie ungläubig. Sie wollte sie hier, mitten im Nichts, absetzen?
„Was meinen Sie mit ?testen'?“, fragte Harry unruhig.
„Für jeden gestaltet sich die Anderswelt anders. Der eine sieht eine Wüstenlandschaft, der andere hat ein Paradies vor sich. Eure Wünsche, Gedanken und Absichten formen euren Weg. Der Grund für euer Kommen bildet das Ziel. Das heißt, wenn ihr euch von Anfang an auf das konzentriert, was ihr hier zu finden hofft, dann werdet ihr es auch finden. Vorausgesetzt, der Anderswelt passt euer Wunsch. Ach, und warum hat die Anderswelt dann zugelassen, dass Voldemort den Kessel bekommt?
„Seit wann macht ihr es denn so kompliziert?“, knurrte Anjolie jedoch statt ihrer eigentlichen Überlegung. Sie musste ja nicht unbedingt Öl ins Feuer gießen! „Sonst waren wir doch immer gleich an Ort und Stelle!“
„Damals warst du auch keine Sterbliche!“, lächelte Rhiannon und Anjolie verdrehte die Augen. Sie konnte es langsam nicht mehr hören! Musste ihr jeder unter die Nase reiben, dass jetzt alles anders war? „Sterbliche mussten sich ihren Weg in die Anderswelt schon immer härter verdienen!“
Rhiannon klopfte Anjolie auf den Schenkel und forderte sie auf: „Los runter!“ Knurrend machte sich Anjolie daran, der Aufforderung zu folgen und einigermaßen heil unten anzukommen. Finster sah sie zu, wie Harry sich mit Leichtigkeit vom Pferd gleiten ließ und die Göttin sich auf ihrem Schimmel zurecht setzte.
„Du willst uns also wirklich hier allein lassen?“, hakte Anjolie noch einmal nach.
„Ja!“, antwortete die Blondine lapidar und wendete ihr Pferd. Bevor sie davon ritt, ließ sie jedoch noch eine beunruhigende Warnung zurück. „Achtet darauf, euren einmal gefundenen Weg nicht zu verlassen oder ihr werdet euer Ziel nie finden!“ Na, das baut auf!
„Prima! Und jetzt?“, fragte Harry und sah sie genervt an.
„Was wohl? Wir tun, was sie gesagt hat!“, seufzte Anjolie. „Wir müssen uns klar werden, was wir wirklich suchen.“
„Na, die Tuatha! Aber die hatten wir doch bis jetzt!“, warf Harry frustriert ein.
„Es war nur eine von ihnen und wir ?hatten' sie nicht! Sie brachte uns unserer Sache nur etwas näher!“, dementierte Anjolie.
„Schön, dass das geklärt ist! Das bringt uns allerdings kein Stück weiter!“, schnappte Harry. Sie warf ihm einen schiefen Seitenblick zu und grummelte: „Bist du nicht ein wenig zu jung, um schnippisch zu sein?“
„Ich wusste nicht, dass es dafür ein Alterslimit gibt!“, konterte er. Anjolie wollte ihm gerade erklären, dass es Vieles gab, was er noch nicht wusste, da zischte eine Krähe direkt über ihre Köpfe hinweg und ließ sie durch ihren durchdringenden Schrei zusammenfahren. „Schon wieder eine Krähe!“, schimpfe Harry und suchte vergeblich den Nebel nach ihr ab.
„Wenn es nicht so paranoid klänge, würde ich glatt behaupten, dass war die selbe!“, murmelte Anjolie. Der Schrei des Tieres hatte sich verteufelt nach dem ?Lachen' der Krähe auf der Klippe angehört.
„Es gibt nicht nur eine Krähe auf der Welt!“, entgegnete Harry und bedachte sie mit einem seltsamen Blick.
„Ich weiß!“, knurrte Anjolie genervt. Hatte sie denn nicht gesagt, dass sie es auch paranoid fand?
„Hier kann es doch auch Krähen geben!“, nörgelte Harry mit undefinierbarem Gesichtsausdruck weiter.
„Ich weiß!“, fauchte sie jetzt. Sah sie wirklich so bescheuert aus?
„Nicht alles muss einen magischen oder verschwörerischen Hintergrund haben!“ Okay, jetzt nervte er aber extrem!
„Wir sind hier in der Anderswelt! Hier hat alles einen bestimmten Grund! Außerdem hätte ich solche Worte von dir nicht erwartet, wo du doch bezüglich Magie und Verschwörung doppelt und dreifach aufpassen musst!“, verteidigte sie sich, schüttelte dann jedoch ihre Aggression ab. So kamen sie wirklich nicht weiter! Wie vernünftig du doch sein kannst!
„Hör zu, wir müssen unseren Weg finden, also kommen wir auf das Wesentliche zurück!“, würgte sie deshalb jeden möglichen Kommentar von Harry ab und er schien recht froh zu sein, ihre beängstigende Äußerung vergessen zu können. Wer läuft schon gern, mit einer augenscheinlich Verrückten durch eine völlig fremde Welt? „Also. Wenn ich mich recht erinnere, dann wollten wir die Tuatha warnen!“, fing Anjolie an.
„Der Zug wäre wohl abgefahren!“, entgegnete Harry sarkastisch und trat einen Stein weg. Sie unterdrückte eine Erwiderung und überlegte scharf weiter. „Wir müssen sie aber auch dazu bringen, uns zu unterstützen! Also brauchen wir einen Tuatha, der mit sich reden lässt!“
„Du meinst, wir finden einen, der uns hilft, nachdem die erfahren haben, was du getan hast?“, war Harrys einziger Kommentar.
Anjolie verdrehte die Augen. Er war heute aber wirklich schwierig! „Hast du auch was Konstruktives beizutragen?“, raunzte sie ihn an.
„Ich weiß nicht, was!“, rief er und warf resigniert seine Arme in die Luft.
„Was erhoffst du dir von deiner Begegnung mit den Tuatha?“, fragte sie ihn. Vielleicht war es besser, wenn sie seinem Weg folgten. Man konnte ja nicht wissen, was dabei rauskam, wenn der Pfad sich nach ihr formte, einer Frau, die bei den Tuatha zur Zeit nicht gut im Kurs stand.
„Ich will Hilfe, verdammt!“, rief Harry leidenschaftlich aus und urplötzlich geschah es. „Was ist das?“, fragte Harry in den Nebel hinein. Anjolie wusste nicht, was er meinte und horchte angestrengt. Zuerst dachte sie, sich geirrt zu haben und spitzte noch einmal die Ohren. Da war tatsächlich ein Geräusch! So richtig konnte sie es nicht deuten, doch es klang wie ein Rieseln. Dazu gesellte sich... ein Knarksen und Rascheln. Was ging hier vor?
Sie zog einen der Sais und schnappte Harrys Ärmel mit zwei Fingern. Er sah sie irritiert an, doch sie zog ihn erbarmungslos zu sich. So lange sie nicht sahen, was vor sich ging, sollten sie lieber zusammen bleiben.
Die Geräusche wurden intensiver und zu ihrer Überraschung begann sich der Nebel zu lichten. Nur langsam wurde ihre Umgebung sichtbar und endlich konnten sie den Grund für die Geräusche erkennen. Vor ihren Augen wuchs ein Wald, durchtrennt vom erhöhten Weg auf dem sie standen. Anjolie starrt das Schauspiel mit offenem Mund an. Das aus dem Boden brechende Gras erzeugte das Rieseln. Das Knarksen kam von den Ästen der Bäume und das Rascheln natürlich von ihrem Laub. In Kürze stand der prachtvollste Wald um sie herum, den sie je gesehen hatte.
Der Nebel war gänzlich verschwunden und die Sonne schien golden durch das Laub der Bäume. Das grüne Dickicht verwandelte die Strahlen in eine magische Aura und das Vogelgezwitscher drang unwirklich zu ihnen durch.
„Ist das unser Weg?“, flüsterte Harry in ihr Ohr und Anjolie drehte den Kopf zu ihr um. Dabei berührten sich fast ihre Nasen und sie hob irritiert eine Augenbraue.
„Sollen wir uns zusammen ein Zimmer nehmen oder warum rückst du so auf?“, lockte sie ihn ruhig.
Harry trat einen Schritt zurück und knirschte verlegen: „Du hast mich doch zu dir gezogen!“
„Daran würde ich mich erinnern!“, stritt sie ab und verdrängte ohne Probleme das Bild ihrer Hand an seinem Ärmel.
„Natürlich!“, brauste Harry entrüstet auf. „Du hast das Messer...“
„Ja, ja! Lass gut sein!“, würgte sie ihn ab und steckte eben jenes ?Messer' wieder weg. Als sie ihren Begleiter erneut ansah, hatte der die Hände vor der Brust verschränkt und erwiderte ihren Blick trotzig.
„Ist das nun unser Weg?“, knirschte er durch die Zähne und nach einem Rundblick zuckte Anjolie mit den Schultern.
„Werden wir ja sehen!“ Es gab keine Anhaltspunkte, dass er es nicht war und die Tatsache, dass er erschien, als Harry seinen Wunsch herausgeschrieen hatte, sprach eindeutig für ihn!
Harry setzte sich in Bewegung und grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. „Wie bitte?“, fragte Anjolie nach und nahm die Verfolgung auf, während sie hoffte, in die richtige Richtung zu laufen.
„Ich sagte“, antwortete Harry mühsam beherrscht. „Ich verstehe nicht, wie ich es mit dir je heil aus der Hölle schaffen konnte!“
Anjolie blinzelte ungläubig. Wieso ist der denn plötzlich so aggressiv? „Ich kann mich erinnern, dass du damals genauso unausstehlich warst, wie jetzt!“, konterte sie beleidigt.
Harry blieb stehen und drehte sich mit geballten Fäusten ruckartig um. „Hör auf mit den blöden Witzen!“, rief er wütend. Witze? Wer machte hier Witze? Er ist unausstehlich! „Das hier ist wichtig! Verstehst du das nicht? Wenn wir die Tuatha nicht finden, dann... dann...“
„Natürlich weiß ich das!“, schrie Anjolie zurück. „Aber weder du noch ich wissen genau, ob wir den richtigen Weg haben! Wir können uns nur auf unser Gefühl verlassen und da sind Wut und Verbohrtheit ganz bestimmt nicht hilfreich!“
Harry hatte die ganze Zeit die Lippen aufeinandergepresst. „Ich bin nicht verbohrt!“, würgte er heraus. „Aber die Unterstützung der Tuatha wäre eine lebensrettende Chance! Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, Voldemort zu besiegen - erst recht nicht jetzt, wo er schon unsterblich sein könnte!“ Anjolie verdrehte die Augen. Das wird er mir wohl ewig vorhalten!
„Nun mach mal halblang!“, fauchte sie. „Wenn du wirklich dafür bestimmt bist, diese Natter zu besiegen, dann wirst du das auch schaffen!“
„Woher willst du das wissen? Du bist kein Engel mehr und davor hast du es auch nicht besser gewusst! Du warst immer nur chaotisch! Und mit deiner typischen Art hast du alles nur noch schlimmer gemacht! Was auch immer diese Vision ausgelöst hat, konnte nicht damit rechnen, dass du dich einmischt und alles kaputt machst!“
„Hey, jetzt reicht's aber langsam...“ Weiter kam sie nicht, denn die Krähe war zurück. Doch diesmal flog und krächzte sie nicht nur, sondern begann, auf beide einzuhacken. Sie versuchten sie mit wedelnden Armen loszuwerden, doch das schien sie nur noch mehr anzustacheln.
Anjolie zog wieder ihr Sai und Harry seinen Zauberstab. Sie verteidigten sich so gut es ging, allerdings erwischten sie den Vogel nicht. Ihre Arme waren mittlerweile ziemlich zerkratzt und das blöde Vieh wurde einfach nicht müde!
„In die Büsche!“, rief Harry und rannte zum Wegrand. Anjolie blieb fast das Herz stehen, als ihr bei dem Anblick die Warnung Rhiannons wieder einfiel.
„Nein! Nicht!“, rief sie, doch Harry sprang schon hinter einen großen Busch in Deckung. Anjolie schlug noch mal nach der Krähe, die weiterhin fröhlich und voller Wonne ihre Krallen in ihre Arme geschlagen hatte und rannte hinter ihm her.
„Wo bist du?“, rief sie und schlug den Arm über ihren Kopf, weil die Krähe hartnäckig darauf herumhämmerte. „Aua!“, rief sie gequält und drehte sich dem Angreifer wieder entgegen. Sie zog den zweiten Sai und mit rudernden Armen und fauchenden Waffen, versuchte sie den Vogel zu erwischen. Aber er war cleverer, schneller und gemeiner... und Anjolie wurde so richtig sauer. Sie spielte gerade mit dem Gedanken, das Schwert zu ziehen und aus dem Federvieh Hühnergeschnetzeltes zu machen, als sie von hinten gepackt und ins Gebüsch gezogen wurde.
Mit einem erschrockenen Quietschen landete sie in dem frischen Grün und Harry lag halb auf ihr, um sie unten zu halten. Schwer atmend funkelte sie ihn an, doch er bekam es nicht mit, weil er nach ihrem Angreifer Ausschau hielt. „Mir ist scheißegal, ob du mich für verrückt hältst, aber das ist der gleiche Vogel und er taucht immer wieder auf, wenn wir uns streiten!“, japste sie ihn an.
Seine grünen Augen wandten sich ihr zu und die vorhergehende Wut war gänzlich daraus verschwunden. „Dann sollten wir wohl besser damit aufhören!“, stimmte er ihr ruhig zu.
„Meine Rede!“, murmelte sie besänftigt. „Ob wir ohne Gefahr wieder raus können?“, fragte sie und schielte über seine Schulter in Richtung Weg.
„Versuchen wir es! Wir können ja nicht ewig hier liegen!“, forderte er sie auf und erhob sich. Die Waffen und den Zauberstab im Anschlag, steckten sie die Köpfe aus dem Dickicht. Von dem ausgeflippten Möchtegern-Raubvogel war nichts mehr zu sehen und sie wagten sich wieder ins Freie.
Anjolie sah sich irritiert um. Der Wald hatte nun etwas Bedrohliches. Das goldene Licht war gänzlich verschwunden und an seiner Stelle lauerte düsterer Schatten.
„Sag mal, kommt dir die Umgebung auch so verändert vor?“, fragte Harry.
„Ahem!“, antwortete Anjolie nur und sie sahen sich verunsichert an. „Ich hoffe, Rhiannons Warnung galt nicht für einen kurzen Ausflug ins Gebüsch!“, murmelte sie und Harry schluckte.
„Lass uns gehen!“, forderte Harry sie auf und diesmal hatte sie ausnahmsweise nichts daran auszusetzen. Sie sollten lieber nehmen, was sie hatten!
Die nächsten Minuten verbrachten die beiden schweigend. Nur damit beschäftigt, die Schatten des Waldes im Auge zu behalten oder abwechselnd einen Blick in den Himmel zu werfen, ob die verrückte Krähe wieder auftauchte. Doch vor der blieben sie verschont. Dafür kam etwas anderes.
„Warte!“, rief Anjolie und starrte in das Waldstück rechts von sich.
„Was ist?“, fragte Harry alarmiert und kam die paar Schritte zurück, die er ihr voraus war. Es war nicht nötig, ihm zu antworten, denn der Grund für ihren Halt offenbarte sich von selbst. Zwischen den Bäumen tauchte ein riesiger Bär auf und tapste langsam auf sie zu.
„Sieht so aus, als wäre hier nicht nur der Wald extrem gewachsen!“, stieß Anjolie hervor, ließ die Sais im Gürtel verschwinden und zog stattdessen das Schwert.
„Glaubst du, das ist eine gute Idee?“, fragte Harry und warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Klinge, die Anjolie kampfbereit vor sich hielt.
„Hast du eine bessere Idee?“, konterte Anjolie gereizt. Ich könnte ja mal versuchen, den Bär in den Schlaf zu singen!
„Ich bin mir nicht sicher, was passiert, wenn wir ein Wesen dieser Welt töten!“, argumentierte Harry. „Ich glaube, ich habe davon gelesen, dass manche Tuatha sich auch in Tiere verwandeln können.“
„Ich weiß nur von einer, die das kann und die nimmt nicht die Gestalt eines Bären an!“ Anjolie hatte das Gefühl, dass Harry hier gerade etwas sehr Wichtiges angebracht hatte, das sie übersah, doch der Bär war einfach schon zu nah, als dass sie diesen Gedanken erfolgreich weiterverfolgen konnte.
Sie hob das Schwert höher und verlagerte ihr Gewicht nach vorn, um ihn von ihnen beiden fernzuhalten. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen bei dem Gedanken, was gleich passieren könnte.
„Egal! Es bleibt trotzdem ein Bewohner der Anderswelt!“, drängte Harry unbeirrt. „Wir sollten lieber verschwinden!“
„Wohin denn bitte sehr?“, blaffte Anjolie.
„Wir laufen einfach unseren Weg entlang, bis wir angekommen sind! Der Bär ist groß und schwerfällig. Dem können wir spielend davon laufen!“
Anjolie sah ihn ungläubig an. „Du bist noch nie einem Bären begegnet, oder?“, entgegnete sie trocken. Innerlich jedoch fragte sie sich, ob das wirklich so eine schlechte Idee war. War sie überhaupt in der Lage, Harry zu beschützen? Sie hatte ja nicht einmal die blöde Krähe getroffen und wer wusste schon, was der Bär für Fähigkeiten besaß!
„Anjolie, der sieht verdammt ungemütlich aus!“, trieb Harry und fuchtelte mit dem Zauberstab herum. „Bist du sicher, ob du das durchziehen willst?“
„Nein!“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Kurzentschlossen senkte sie das Schwert, packte Harry am Arm und zog ihn den Weg weiter.
Wenn auch verdutzt, reagierte Harry sofort und verfiel mit ihr ins Rennen. Bei einem flüchtigen Blick nach hinten sah sie, dass der Bär aus seinem gemächlichen Trotten ebenfalls in den Laufschritt verfallen war und sie mit energischem Gebrüll vor sich her trieb.
„Konntest du dich für die Flucht nicht ein wenig früher entscheiden?“, keuchte Harry nach ein paar Minuten. „Bevor er die Chance hatte, so nah an uns heran zu kommen?“
„Nicht Flucht!“, japste sie zurück. „Einigen wir uns auf geordneten Rückzug!“ Das musste schließlich klargestellt werden! Niemand sollte denken, dass sie feige davon lief!
„Geordnet?“, kam es ungläubig von Harry und Anjolie fühlte sich schon wieder von ihm getriezt.
„Stell nicht so viele Fragen, sondern konzentriere dich lieber aufs Laufen!“, konterte sie deswegen und strauchelte im gleichen Moment. Harry packte sie am Arm und sie konnte sich gerade noch so auf den Beinen halten. War ja klar!
„Wer sollte sich lieber konzentrieren?“, stichelte Harry. Ach halt die Klappe!, dachte Anjolie nur und lief still weiter. Der Weg jedoch schien kein Ende zu haben - führte ins Nichts. Wie lange soll das so weitergehen? Anjolie sah noch einmal über die Schulter und erkannte mit Schrecken, dass der Bär schneller war, als sie.
„Er... kommt näher!“, stieß sie hervor und registrierte verärgert das extreme Seitenstechen, dass ihren Körper bereits geraume Zeit malträtierte.
„Wir müssen was machen!“, antwortete Harry. Was für'n Blitzmerker! „Wir müssen ihn abschütteln!“
„Kann nicht schneller!“, blockte Anjolie ab.
„In die Büsche?“
„Spinnst du?...gefährlich!... vergessen?“ Sie brachte einfach keine kompletten Sätze mehr zusammen. Ihre brennenden Lungen wussten das zu verhindern!
„Er hat uns fast eingeholt! Wir müssen!“, bestimmte Harry und schob sie vom Weg runter.
„Harry... nein!“, versuchte Anjolie ihn von dieser vielleicht tödlichen Entscheidung abzubringen und wehrte sich gegen seinen Griff. Doch er packte sie um so resoluter und setzte seinen Willen in die Tat um. Sieht so aus, als wäre er nicht nur größer, sondern auch stärker geworden!
Anscheinend waren sie sich jedoch stillschweigend darüber einig, immer in der Nähe des Weges zu bleiben. Sie selbst stolperte immer wieder oder blieb an Gestrüpp hängen, während Harry wie eine Gazelle über Büsche sprang. Es wurde wirklich Zeit, dass sie sich wieder in Form brachte!
Hinter sich konnte sie den Bären wüten hören, was jedoch keine sonderliche Leistung war, so lautstark, wie er sich durch das Unterholz arbeitete. Als sie sich mit dem Schwert Platz machte, hörte sie plötzlich Harry aufschreien und der Bär bekam seine Chance.
Harry war wieder über einen Busch gesprungen und in einer Vertiefung gelandet, die sich dahinter verbarg. Der Länge nach auf dem Boden, rappelte er sich langsam wieder auf. Mit Schrecken erkannte Anjolie, dass der Bär nur noch ein paar Schritte von ihnen entfernt war. Sie rannte zu Harry und half ihm wieder auf die Beine.
„Pass auf!“, rief Harry und starrte mit weit aufgerissenen Augen hinter sie. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf, als sie den Bär genau hinter sich hörte.
„Geh zurück!“, bat sie Harry und hob ihr Schwert. Jetzt hieß es schnell genug sein und ihren Angreifer gleich beim ersten Schlag zu erwischen! Sie drehte sich um und schwang gleichzeitig das Schwert, doch der Bär richtete sich auf und dabei schlug er von unten her mit einer Pranke nach ihr. Er erwischte sie voll an der Brust und es hob sie von den Beinen. Sie landete schwer auf dem Rücken und spürte noch einen stechenden Schmerz am Kopf, bevor es schwarz um sie herum wurde.
Das erste, woran sie sich wieder erinnerte, war das Pumpern in ihrem Kopf. Sie berührte stöhnend ihren Hinterkopf und spürte Feuchtigkeit. Oh, klasse! Sie hörte ein Knurren und die Erinnerung an den Bären kam zurück.
Plötzlich war sie wieder voll da. Harry! Sie öffnete die Augen und schoss hoch. Grober Fehler! Denn der Schmerz schoss ihr siedend heiß durch den Kopf und als ob das nicht genügte, starrten sie zwei riesige, weiße Hunde mit roten Ohren und glühenden Augen an. Wie ihr ihre Erinnerungen zeigten, waren das keine Freunde von ihr. Die Tatsache, dass diese Biester einem überaus unangenehmen Tuatha gehörten, hob ihre Laune nicht gerade. Im Gegenteil. Sie ähnelten ihrem Herrn charakterlich ungemein und das versprach keine Verbesserung der Situation.
Doch das war nicht das einzige Problem. Wie sie mit ein paar vorsichtigen Blicken um die Hunde herum feststellen konnte, war der Bär weg... und Harry auch!
Die Hunde kamen näher und Anjolie tastete nach ihrem Schwert. Als sie es nicht fand, sah sie sich stirnrunzelnd um und entdeckte es ein paar Meter von sich entfernt im Gras liegen. Was für ein Scheißtag!
„Brave Jungs!“, säuselte sie den Hunden zu und überlegte, wie sie an ihr Schwert kam, ohne die Hunde zum Angreifen zu veranlassen. Das Glühen in ihren Augen war nicht sehr vielversprechend! Sie wollte auf die Beine kommen und richtete sich kerzengerade auf, während sie die Beine anzog. Damit protestierte auch ihr Oberkörper. Die Stelle an der sie der Bär getroffen hatte, fühlte sich völlig taub an. Aber sie hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn ihr Positionswechsel war nicht unbemerkt geblieben.
Mit einem Satz war einer der Hunde bei ihr und hechelte ihr geradewegs ins Gesicht. „Oh... okay!“, hauchte sie und verharrte stocksteif in ihrer Stellung. Ihr Gegenüber öffnete das Maul weiter und... leckte ihr quer übers Gesicht. Anjolie blinzelte einen Moment geschockt. Dann wurde ihr klar, was das Tier gerade getan hatte, denn sein Zeitgenosse tat es ihm gleich.
„Ähhh...“, stöhnte sie und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Sie wehrte weitere ?Liebesbekundungen' der Hunde ab und stand auf. Ratlos starrte sie auf die Tiere hinunter. Was war denn in die gefahren? Als sie ihnen das letzte Mal in der Anderswelt begegnet war, hatte sie ihnen nicht zu nahe kommen dürfen. Sie hatten sich stets extrem blutrünstig gezeigt!
Zu dem Schluss gekommen, dass sie vor ihnen nichts zu befürchten hatte, begann sie die Umgebung abzusuchen, nachdem sie das Schwert wieder an sich genommen hatte. Auch, wenn sich das als äußerst wackelige Aktion herausstellte, da ihr noch immer etwas schummrig im Kopf war, fühlte sie sich sehr viel sicherer damit.
Auf dem Boden waren Kampfspuren zu sehen und Anjolies Magen verknotete sich. Wo war Harry und was war mit ihm geschehen? Sie trat auf einen Ast und wollte ihn frustriert zur Seite treten, da erkannte sie, dass es sich um Harrys Zauberstab handelte. Schnell hob sie ihn auf und prüfte, ob sie ihn auch nicht kaputt gemacht hatte. Doch zum Glück war ihm nichts geschehen. Wenigstens etwas!
Tief durchatmend, um sich selbst zu beruhigen, folgte sie den Spuren auf dem Boden, die quer furch den Wald führten. Aber als sie an einem Bach ankam, verlor sich die Fährte darin. Wütend gab sie einen Schrei von sich. Was sollte das? Wo hatte der Bär den Jungen hingebracht? Und eine winzig kleine, aber auch die entmutigendste Stimme in ihr fragte: „Lebt er überhaupt noch?“
Hinter ihr knackte es und Anjolie schoss herum. Die zwei Hunde waren ihr gefolgt und sahen sie mit schiefgelegtem Kopf an. „Also, wenn ihr beide mir nicht helfen könnt, meinen Begleiter zu finden, dann verschwindet!“, schimpfte sie frustriert. Sie sah zu, wie die Tiere sich erhoben und in die entgegengesetzte Richtung trotteten. Ja, geht nur und lasst mich hier allein!, dachte sie unzufrieden mit der jetzigen Situation und sich selbst.
Sie bückte sich und inspizierte den Bach genauer, in der Hoffnung vielleicht doch noch eine Spur zu finden oder wenigstens die Richtung in die Harry verschleppt wurde herauszubekommen. Aber heute schien sich alles gegen sie verschworen zu haben!
Ein lautes Bellen schreckte sie heftig auf und mit wild pochendem Herzen sah sie über ihre Schulter. „Ich dachte, ihr seid weg!“, murrte sie, als sie eines der weißen Ungetüme entdeckte. Er bellte erneut, drehte sich um, lief ein paar Schritte und blieb wieder stehen, um sie anzusehen. „Was?“, rief sie. Sie kam sich vor, als wäre sie in einer schlechten Folge von ?Lassie' gelandet.
Er bellte noch einmal und als Anjolie sich noch immer nicht rührte, kam er zurück. Doch nur, um sie am Hosenbein zu schnappen und kräftig zu ziehen. Sie verlor fast das Gleichgewicht, so heftig zerrte er. Nur mit Mühe wurde sie ihn wieder los, aber nicht ohne dabei die Hose zu zerreißen. „Oh, herzlichen Dank auch!“, fauchte sie. „Ich stand schon immer auf Kleidung mit Klimaanlage!“
Der Hund bellte unbeeindruckt und sein Kompagnon gab auch noch seinen Dreier dazu. Ob sie ihr wirklich helfen wollten? Konnten sie sie tatsächlich verstanden haben? Sie entschied sich, dieser unwahrscheinlichen Möglichkeit zu folgen. Was hatte sie denn auch für eine andere Wahl? Sie musste nach jedem Strohhalm greifen, um Harry zu finden!
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Severus ließ die Bücher auf den Tisch und sich selbst auf den Stuhl fallen. Den ganzen Tag wühlte er sich bereits durch die Bibliothek und fand eine schockierende Information über die Tuatha und die Anderswelt nach der anderen. Nur keine Möglichkeit gegen sie oder ihre Unsterblichkeit vorzugehen! Und anstatt sich abzulenken, wurde er die ganze Zeit nur an Anjolie erinnert. Abwehr der Anderswelt. Wie geht es ihr? Hat sie den Eintritt gut überstanden? Die Suche nach der Welt selbst. Hatte sie gefunden, was sie suchten? Die Götter. Mit wem würde sie es zu tun bekommen? Welcher der Götter würde ihr Einlass gewähren? Waren sie feindlich gesonnen? Fazit: Er hatte gut zwei Drittel des Tages damit verbracht, an sie zu denken und sich Sorgen zu machen!
Severus erwischte sich dabei, wie er, das Kinn auf die Hand gestützt, ins Leere starrte. Er atmete tief durch und schnappte sich das nächste Buch. Es wäre ja gelacht, wenn er nicht wenigstens den Rest des Tages ohne einen Gedanken an sie verbringen konnte!
Er schlug das Buch auf und begann zu lesen. The Morrigan. Die Kriegsgöttin. Verwandlungsfähig, hart, grausam und todbringend. Bei Merlin! Anjolie würde es doch nicht etwa mit ihr zu tun bekommen?
Severus arbeitete sich durch das Buch, erfuhr mehr über die Götter, ihre Feinde und Helden und merkte mit keiner Münze, wie jeder zweite Gedanke zu Anjolie wanderte. Am Abend hatte er eine Unmenge von Aufzeichnungen und Kopfschmerzen. Er beschloss, etwas zu essen und den Tag mit einem guten Glas Rotwein ausklingen zu lassen. Vielleicht vertrieb das den Brummschädel... und anderes.
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Schon wieder ein Kapitel vorbei und keinen Schritt weiter! Warum schwafle ich nur so viel? Ich hoffe, ich schaffe es auch mal wieder, mich kürzer zu fassen und meine Handlung etwas besser voran zu treiben!!!
Wie gefiel es euch? *seufz* Ja, ich gebe zu, dass ich um Reviews bettle! Ich weiß, ich sollte mich schämen!
VLG
Rosifer
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