von Rosiel
Auf geht's zum nächsten Kapitel. Viel Spaß beim Lesen.
Vorher gibt's da aber noch ein paar liebe und treue Reviewer, denen ich danken möchte. Ohne euch, würde die ganze Schreiberei nur halb so schön sein!
Nightwish: Hallöle, schön, dass es dir gefallen hat, aber gleich Autorin? Wow, das plättet mich richtig! Was Snape betrifft... lies einfach das Kapitel...
Crazygirli: Sorry, war aber doch lange. Bei meiner langsamen Schreibweise, muss ich Cliffhangern wohl vorsichtiger sein. Aber jetzt geht's ja weiter.;-)
eule 20: Du darfst mir natürlich auch im Sitzen danken! * heute großzügig bin * Will ja schließlich nicht auch noch für physische Probleme verantwortlich sein, wenn ich meine Leser schon psychisch schade.
Wie Anjolie das mit dem Hyppogreif gemacht hat, weiß sie selbst nicht und interessiert sie auch nicht sonderlich... Aber ich weiß es! *bg* Mehr kann ich da aber nicht verraten.
mel2001: Danke für dein überwältigendes Lob! Das haut ja völlig rein! Sollte ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, dass ich dich so lange am PC gehalten habe? Nicht das die lieben Kinderchen den Arzt rufen. Was mich aber nicht davon abhält, mich zu freuen, wenn du trotzdem weiter liest!
Hexe: Wie schön! Noch jemand Neues! Du hast Kampf um die Zukunft in 5 Std. geschafft??? Aber hallo! Das ist aber 'ne Leistung! Und noch mehr muss ich vor dir den Hut ziehen, dass du die Achterbahn der Gefühle in so kurzer Zeit überstanden hast! Ich hoffe, ich kann dich weiter fesseln!
Lilith: Ich fasse es nicht. So viele neue, liebe Leser! Ich komme ja aus dem Grinsen gar nicht mehr raus! Vor allem freut es mich, wenn ich auch die ?abgehärteten' Leser überzeugen kann. Da lohnt sich doch all die Mühe und das schafft wieder mehr Enthusiasmus beim Schreiben! Danke für dein Review!!!
Disclaimer: Mir gehören nur die Rechte an Anjolie! Ansonsten... Hi JKR! Viel Spaß mit dem ganzen Geld!
10. Kapitel - Vergebliche Liebesmüh
Der Mann schrie vor Schmerz. Seine Haut trocknete aus, wurde ledrig. Seine Muskeln schrumpften und schon bald glich er nur noch einer Mumie mit schreckensweit aufgerissenen Augen und Mund.
Das Schreien wich einem Röcheln und mit einem dumpfen Laut schlug er auf den Steinplatten der Burg auf, wo er leblos liegen blieb.
„Verdammt!“, fluchte Voldemort und Severus zuckte in seinem Versteck zusammen. Wenn er sich vorher nicht gezeigt hatte, dann aus Vorsicht, um nicht vom dunklen Lord bestraft zu werden, weil er erfolglos zurückgekommen war.
Jetzt musste er um sein Leben fürchten, denn Voldemort hatte sein Blut im Verlies und auf der Buchseite mit dem Erinnerungszauber entdeckt und durch einen Analysezauber herausgefunden, dass es beide Male Severus gewesen war, der sich unerlaubt dort aufgehalten hatte.
Severus hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt! Wie hatte er nur so dumm sein können, nicht auf seine verletzte Hand zu achten und Spuren zu hinterlassen? Voldemort brauchte lediglich eins und eins zusammenzählen. Severus hatte nur zu einem bestimmten Zeitpunkt an das Zauberbuch kommen können und da hätte er auf Anweisung des Dunklen Lords woanders sein müssen. Ihm war klar, dass Voldemort daraus schloss, dass Severus Anjolie geholfen hatte und Draco, dieser Idiot, musste unbedingt bestätigen, dass sie beide in Hogwarts oft zusammen gewesen waren.
Aber all das war etwas, womit er zurechtkommen würde. Als erschreckender stellte sich jedoch heraus, dass Voldemort den Kessel gefunden hatte und seit einigen Stunden, wenn auch erfolglos, versuchte dessen Macht zu nutzen.
Ein gutes Dutzend Todesser niedrigsten Ranges waren seit dem ersten Versuch zu Tode gekommen und Voldemorts Geduld verringerte sich mit jedem vergeblichen Mal.
„Es nützt nichts!“, schimpfte Voldemort vor sich hin. „Der Kessel wirkt einfach nicht richtig!“ Severus beobachtete, wie Voldemort über die Kadaver seiner Versuchskaninchen hinwegschritt und zurück zum Tisch ging.
Er überflog noch einmal seine Notizen bis er sie ungeduldig und mit einem Wutschrei vom Tisch wischte, sich setzte und finster ins Nichts starrte. Severus verharrte unruhig in seinem Versteck. Was brütete er jetzt in seinem kranken Hirn aus?
Plötzlich schien Voldemorts Blick auf etwas zu fallen. Mit einer blitzschnellen Bewegung griff er danach und zog ein geöffnetes Buch an sich. Severus runzelte die Stirn, als Voldemort ein leeres Pergament und eine Feder nahm und nach Pettigrew rief.
„Bring mir die Zutaten auf der Liste und beeil dich!“, wies er an und ging ohne ein Wort der Erklärung in seine Gemächer. Wäre auch was Neues gewesen!
Nachdem Wurmschwanz sich die Liste geschnappt hatte und die Tür hinter ihm zuschlug, schlich sich Severus an den Tisch und besah sich die noch aufgeschlagene Buchseite, immer darauf achtend, nichts zu berühren und sich nicht schon wieder zu verraten.
Beschwörung! Auf dieser Seite ging es um die Beschwörung der Tuatha! Voldemort will die Götter heraufbeschwören! Er konnte sein Ziel nicht allein erreichen, also suchte er einen anderen Weg. Severus verließ der Mut. Voldemort würde sein Ziel erreichen, egal wie! Er musste handeln!
„Wieder da, um mich auszuspionieren, Verräter?!“, ertönte Voldemorts Stimme hinter ihm und Severus schoss herum. Konnte er wirklich ihn meinen? Aber er hatte doch den Desillusionierungszauber über sich gelegt! Wie konnte das sein?
„Überrascht? Du warst schon einmal in meiner Nähe, ohne dass ich es bemerkt hatte. Glaubst du wirklich, ich ließe das noch einmal zu?“, erklärte Voldemort kalt und Severus wurde schlecht. Dieser Tag wird kein gutes Ende nehmen!
Severus bemerkte erst, dass er sich langsam um den Tisch herum gearbeitet hatte, als er auf der anderen Seite angekommen war. Natürlich was das auch Voldemort nicht entgangen und er kam mit einem höhnischen Grinsen näher. Das verschwand jedoch auch wieder so schnell wie es erschienen war und der schwarze Zauberer fragte: „Wo ist sie?“
Severus wusste sofort, wen er meinte und stieß aus: „Sie ist weg!“ Leugnen würde jetzt sowieso nicht mehr helfen! „Sie verschwand, sobald sie in Sicherheit war, allerdings nicht, ohne mir vorher ihre Dankbarkeit zu bekunden!“ Er drehte seinen Kopf etwas, so dass Voldemort sein blaues Veilchen auf keinen Fall entgehen konnte und verachtete sich im selben Moment aus tiefstem Herzen dafür. Fängst du jetzt an, um dein Leben zu winseln, du widerlicher Feigling?
Voldemort mahlte mit den Zähnen. Die Tatsache, dass sie ihm entgültig entkommen war, gefiel ihm wohl weniger. „Ich ging davon aus, dass Sie sie nicht mehr brauchten...“, begann Severus und konnte es nicht fassen, dass er nicht damit aufhörte, sein Leben verteidigen zu wollen.
„Schweig!“, fuhr Voldemort dazwischen. „Ich will nicht wissen, warum du ihr geholfen hast! Für mich zählt nur, dass ich von dir verraten wurde!“
Das waren die Worte, die Severus mit dem Leben abschließen ließen und eine seltsame Ruhe durchflutete ihn. Voldemort hob seinen Zauberstab und Eiseskälte trat in seine Augen. „Du hast Glück, dass ich Wichtigeres zu tun habe! Du darfst schnell sterben!“ Er richtete seinen Zauberstab auf Severus, doch der konnte seinem Tod nur gefasst ins Auge sehen. Jetzt ist es also endlich vorbei? Sein Kampf war vorüber! Bald konnte er sich ausruhen! Severus hielt Voldemorts Blick stand. Darin stand sein Ende, aber er dachte nur an eines: Anjolie! Würden sie sich wiedersehen? Würden sie woanders eine neue Chance bekommen?... Irgendwann?
„AVADA...“, setzte Voldemort an und unterbrach Severus' Träumereien. Der richtete sich stolz auf und erwartete den Todesfluch. Es wird schnell gehen! „...KEDAVRA!“
Severus sah das grüne Licht auf sich zurasen und... fiel! Das Rumoren unter sich hatte er nicht wahrgenommen und es war zu einem ausgewachsenem Krachen geworden. Severus hatte in letzter Sekunde den Boden unter den Füßen verloren. Noch im Fallen konnte er sehen, wie der grüne Lichtstrahl über ihn hinwegschoss und die Stelle durchbohrte, an der er gerade noch gestanden hatte.
Er landete schwer auf dem unebenen Boden und die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Einen Moment blieb er liegen und versuchte zu verstehen, warum er seinem Schicksal entkommen und nicht tot war. In seichten Zügen kam wieder Luft in seine Lungen und er starrte durch das Loch in der Decke über sich, das ihm das Leben gerettet hatte.
Doch er hatte nicht viel Zeit, weiter über sein unverhofftes Glück nachzudenken. Voldemorts Wutgeschrei drang durch die Öffnung und pumpte Adrenalin durch Severus' Körper. Stöhnend kam er wieder auf die Beine und während er in der Dunkelheit des Kellergeschosses Schutz suchte, stellte er erleichtert fest, dass er weitestgehend unverletzt war.
Über ihm bellte Voldemort Befehle und Severus zog seinen Zauberstab, der den Sturz glücklicherweise ebenfalls überstanden hatte. Wenn er schon entkommen war, dann sollte er jetzt lieber so schnell wie möglich verschwinden! Der Orden musste Bescheid wissen und sie mussten etwas unternehmen!
Er befand sich im Gang zum Verlies und huschte ein paar Schritte zur nächsten Biegung. Vorsichtig, da hier wieder die Fackeln brannten, sah er um die Ecke. Es war niemand zu sehen, doch er konnte Schritte hören. Schnell versteckte er sich im Dunkel einer Wandnische. Er trug zwar noch immer den Desillusionierungszauber, doch es bestand die Möglichkeit, dass Voldemort seine Leute befähigt hatte, den Zauber ebenfalls zu durchschauen.
Den Zauberstab griffbereit und entschlossen, sich seinen Weg, wenn nötig, freizukämpfen, wartete er auf die Verursacher der Schritte. Es dauerte nicht lange und fünf Todesser rannten an ihm vorbei zur Einbruchstelle. Er atmete auf. Sie hatten ihn nicht gesehen! Schnell verschwand er um die Ecke, bevor die Männer merkten, dass er nicht mehr da war.
Er konnte nicht nach oben, also peilte er einen versteckten Tunnel an, während es ihn tierisch freute, dass Voldemort mal wieder sein eigener Egoismus im Wege gestanden hatte und er so nicht mit seinen Todessern kooperierte.
Er musste an ein paar Hauselfen vorbei, welche die unteren Geschosse reparierten, doch sie scherten sich nicht um ihn. Nach ungefähr einer Viertel Stunde und ständigem Bangen und Horchen, ob er verfolgt wurde, kam er an einem Belüftungsschacht an, in den er ohne Zögern kletterte. Ein paar Meter auf Händen und Knien später erreichte er zwei große Steinplatten, die er sorgsam entfernte. Nun war der Fluchtweg frei. Severus musste fast zwei Meter nach unten springen und konnte die Platten nicht mehr an ihren Platz zurücklegen, doch das war ihm egal. Er hatte sowieso nicht vor, wieder hierher zu kommen!
Er ließ sich durch die Öffnung fallen und landete hart auf den Füßen. Aber er ignorierte den Schmerz und rannte los, als wäre der Teufel hinter ihm her. Jetzt durfte ihn nichts mehr aufhalten!
Severus hatte das Gefühl, ewig gelaufen zu sein, als er das Ende des stickigen Tunnels erreichte und seine Seiten stachen gewaltig. Doch er kletterte nicht gleich in die Freiheit. Etwas ließ ihn zögern. Was, wenn Voldemort diesen Ausgang auch kannte? Er war ihm nicht gefolgt, hatte nur eine handvoll Männer hinter ihm hergeschickt und es ihnen noch nicht einmal ermöglicht, seinen Zauber zu durchschauen! Wollte er ihn vielleicht in falscher Sicherheit wiegen?
Er bewegte sich ein paar Schritte vom Ausgang weg. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Gang benutzte und Severus wusste, dass er weit hinter der Appariergrenze endete. Auch wenn es gefährlich war, unter der Oberfläche zu apparieren, ging er lieber dieses Risiko ein, als einem stinksauren Voldemort in die Arme zu laufen.
Severus konzentrierte sich auf den Grimmauldplatz und hoffte, nicht im Asphalt zu landen. Die Welt um ihn herum verschwand und er spürte den Sog, der ihn zu seinem Ziel führen würde... Aber etwas stimmte nicht! Der Druck auf seine Brust wurde unerträglich und er glaubte, sein Schädel würde jeden Moment zerspringen. Trotzdem konzentrierte er sich mit all seiner restlichen Macht auf sein Ziel - über der Oberfläche!
Erst, als er glaubte, es nicht mehr zu schaffen, ließ der Druck schlagartig nach und Severus schlug mit den Knie auf dem Boden auf. Die Tatsache, dass er das konnte und frische Luft atmete, hätte ihn fast erleichtert auflachen lassen. Aber er konnte diesen aufkeimenden Nervenzusammenbruch noch einmal abblocken.
Er hob den Kopf und vor ihm erschien das Hauptquartier. Allerdings hatte er keine Zeit zum Durchatmen. Er war urplötzlich in helles Licht getaucht und seitlich von ihm erschall lautes Hupen. Gerade noch so brachte sich Severus mit einem erbärmlichen Hopser in Sicherheit und das Auto raste an ihm vorbei.
Er landete hart auf dem Fußweg und stellte zum ersten Mal seit zwei Tagen fest, was für ein beschissenes Leben er doch hatte. Aber was beschwerte er sich? Schließlich hatte er nicht gerade dazu beigetragen, es zu bessern! Langsam kam er wieder auf die Füße und starrte auf die schäbige Hausfront. Er hatte vergessen, dass SIE auch hier sein würde! Zwei Tage lang hatte er nicht an sie gedacht, war zu beschäftigt gewesen, sein eigenes Leben zu schützen. Doch jetzt stürmte alles wieder auf ihn ein.
Anjolie. Der verwirrte und verletzte Ausdruck in ihren Augen, als er sie beschimpfte. Er hatte sehen können, dass sie versuchte zu verstehen. Dass sie nicht glauben konnte, dass er ihr das antat. Dabei hatte er noch nicht einmal vorgehabt, auf diese Weise mit ihr zu brechen. Er hatte gehofft, sie mit Vernunft dazu bringen zu können, ihr Leben zu schützen und hatte sich die Worte immer und immer wieder neu zurechtgelegt. Erst sie hatte ihm diesen Weg gezeigt und Idiot, der er war, hatte er seinen Plan verworfen und die Chance ergriffen; ihr Vertrauen in ihn zerstört und schlimmer noch, wahrscheinlich ebenso ihre Liebe zu ihm.
Severus verstand nicht, dass sie seine grausamen Worte einfach hatte über sich ergehen lassen. Dass sie ihn nicht dafür geschlagen hatte. Er selbst hätte es gern getan!
Er hatte sie beschützen wollen und doch nur verletzt. Er wollte, dass sie weiterem Leid aus dem Weg ging und hatte es selbst verursacht. Er hatte sie gänzlich geschwächt und doch wollte sie noch immer gegen Voldemort kämpfen. Er hatte versagt!... nur nicht darin, die Frau zu vertreiben, die er liebte.
Geflüchtet war er, als er ihren Anblick nicht mehr hatte ertragen können, obwohl er ihm doch nur gezeigt hatte, was für ein verdammtes Schwein er war. Severus hatte all seine Kraft aufbringen müssen, sie nach der Versammlung nicht in die Arme zu nehmen und sie für jedes einzelne Wort, für jeden kalten Blick um Entschuldigung zu bitten; ihr zu versichern, dass das alles nicht ernst gemeint war, dass er sie nach wie vor liebte und jeden umbringen wollte, der es wagte, sie zu verletzen. Aber hieß das nicht, dass er sich selbst töten müsste? Hatte er sie nicht am meisten verletzt?
Severus stand noch immer vor dem Haus, konnte sich nicht überwinden hineinzugehen. Er fürchtete sich davor sie wiederzusehen; hatte Angst zu sehen, was seine Worte, sein Verhalten angerichtet hatten.
Er war so dumm gewesen, sie auf diese Art und Weise schützen zu wollen! Er hatte doch gewusst, dass sie ihn immer verteidigte! Wie konnte er dann davon ausgehen, dass sie sich von den anderen abwenden würde, nur weil er sie verstieß? Wie hatte er annehmen können, dass sie alles stehen und liegen ließ, weil er ihr den Boden unter den Füßen wegzog? Sie hatte vielleicht mit dem Kampf gegen Voldemort nichts zu tun, doch er hatte ihren ausgeprägten Beschützerinstinkt und ihr Verantwortungsbewusstsein unterschätzt. Sie hatte den Krieg kurzerhand zu ihrem gemacht!
Severus gab sich einen Ruck. Er durfte keine Zeit mehr mit sinnlosen Selbstvorwürfen verschwenden oder seiner Furcht nachgeben! Jetzt konnte er es sowieso nichts mehr ändern.
Mit einem riesigen Knoten im Magen betrat er das Haus und beschloss, erst einmal in die Küche zu gehen. Als er sich der Tür zur Treppe näherte, hörte er Stimmen und blieb einen Moment stehen. Ginny Weasley... und Anjolie!
Er zuckte kurz zusammen, als er ihre Stimme erkannte. Dass er ihr so schnell begegnen würde, damit hatte er nicht gerechnet. War sie etwa auf dem Weg nach unten? Er horchte noch einmal, sein gesamter Körper steif vor Anspannung, stellte jedoch fest, dass sie sich nicht bewegte. Severus setzte schnellstens seinen Weg fort und kam sich erneut vor wie ein Feigling auf der Flucht. Er hörte das Stimmengewirr bereits bevor er die Tür erreichte. Offensichtlich war er hier richtig!
Er stieß die Tür auf und betrat die Küche. Sofort richteten sich alle Augen auf ihn. Einige Blicke waren feindselig, von wem die kamen, musste man wohl nicht erwähnen. Der Rest war wie immer misstrauisch. Was hatte er auch anderes erwartet, nachdem er die einzige Person, die ihm vertraute, verjagt hatte... und die wenigen, die sie zu überzeugen im Begriff war, mit ihr!
Eine Person ins Auge fassend, trat er näher an den Tisch und wenn ihm mal jemand gesagt hätte, dass es sich bei dieser Person, auf deren Unterstützung er nun hoffte, um einen ehemaligen Maurauder handelte, hätte er denjenigen für geistesgestört gehalten! Doch Lupin war nun einmal der Vernünftigste in diesem Raum und er konnte ihn wohl als den einzigen ansehen, der ihm wenigstens etwas entgegenkam. Eine Notwendigkeit in der derzeitigen Situation!
„Na, wieder zurück, um deine Zerstörungsarbeit fortzuführen?“, giftete ihn Rosifer ohne jede Vorwarnung an und Severus betrachtete ihn aus schmalen Augen. Er hatte von Anfang an die Vermutung gehabt, dass Rosifer mehr von ihr wollte und dieser Mistkerl hatte keine Zeit verschwendet, um sie zu ?trösten'!
Severus kämpfte seine aufkeimende Eifersucht nieder. Du solltest froh sein, dass sie jemanden hat, der ihr hilft! Aber musste es unbedingt er sein? Er verschränkte die Arme vor der Brust und entgegnete kalt: „Anstatt hier herumzukeifen, solltest du dich lieber bei Voldemort umsehen! Er hat den Kessel, einen Weg die Tuatha zu beschwören und er weiß, dass ich Anjolie geholfen habe, womit er mich als Verräter entlarvte. Ab jetzt wirst du die ehrenvolle Aufgabe haben, ihn auszuspionieren!“ Er sah mit Genugtuung, wie mit jedem Wort die Farbe aus dem Gesicht seines Gegenübers wich.
„Er... er hat es geschafft?“, rief Molly aus und ihre Hand verkrallte sich an der Stuhllehne.
„So gut wie!“, zischte Severus. Er kam sich schon wieder vor, wie vor einem Tribunal, das jeden Moment über ihn richten würde. Aber es hatte nie einen Moment gegeben, in dem er sich hier je willkommen gefühlt hatte. Das war bisher nur bei zwei Personen vorgekommen: Dumbledore... und Anjolie.
Er schüttelte den Gedanken ab. Du bist schon wieder dabei, dich in Selbstmitleid zu suhlen! Er hatte es sich alles selbst zuzuschreiben und deshalb kein Recht darauf sich selbst Leid zu tun!
„Wie weit genau ist er?“, fragte Rosifer. Die Feinseligkeit war aus seinem Ton verschwunden. Er klang nur noch besorgt und Severus war erleichtert darüber. Jetzt konnten sie sich auf eine mögliche Lösung und ihre nächsten Schritte konzentrieren.
„Er hat den Kessel und experimentiert damit - zur Zeit noch äußerst erfolglos. Doch ich befürchte, er hat einen neuen Plan, sein Ziel zu erreichen...“
„Du befürchtest?“, unterbrach ihn Molly Weasley. Sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. „Wie soll das denn aussehen?“
„Dazu wollte ich gerade kommen!“, knirschte Severus durch die Zähne. Er senkte seinen Blick wieder auf einen imaginären Punkt auf dem Tisch und sprach weiter. „Ich bin deshalb so sicher, weil die Seite seines aufgeschlagenen Buches einen Beschwörungszauber zeigte und er Pettigrew auftrug, die nötigen Zutaten zusammenzutragen!“
„Er will also einen der Tuatha beschwören!“, folgerte Rosifer, wie auch bereits Severus. Das machte ihn für Severus aber auch nicht sympathischer.
„Was nun?“, fragte Molly leicht panisch. „Er ist auf dem besten Weg so mächtig zu werden, dass wir keine Chance mehr gegen ihn haben. Wir müssen etwas unternehmen!“
„Genau deshalb bin ich ja hier!“, warf Severus ein und ignorierte die Tatsache, dass er sonst auch nicht gewusst hätte, wo er hin sollte, jetzt, wo er auf der Abschussliste stand.
Remus erhob sich plötzlich. „Wir sollten in den Versammlungsraum gehen! Molly! Gib bitte den Mitgliedern Bescheid, dass wir eine Krisensitzung einberufen! Ich gehe und hole Harry, Ginny und Anjolie. Dann werde ich dir helfen.
„Ich kann auch gehen!“, bot Granger an und Severus betrachtete sie abfällig. Immer noch so aufdringlich wie immer!
„Nein, ihr geht sofort in den Versammlungsraum!“, entgegnete Lupin ungewohnt resolut und war Sekunden später durch die Tür verschwunden. Die Jugendlichen sahen sich verwundert an, gingen dann aber in den Versammlungsraum, wohin Severus ihnen und Rosifer lustlos folgte, während Molly ihren Patronus losschickte und den Kamin in Beschlag nahm. Keiner von ihnen sprach. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach und so musste sich auch Severus mit sich selbst beschäftigen. Das war weniger gut!
Seine gesamten Gedärme zogen sich zusammen, weil er Anjolie jetzt wiedersehen würde. Er wäre in ihrer Nähe und konnte ihr doch nicht nah sein. Was würde er heute wieder unternehmen müssen, um sie davon abzuhalten, sich unnötig in Gefahr zu bringen?
Severus hörte Schritte und Stimmen und drehte sich von der Tür weg. Er konnte den Gedanken an ihren schmerzvollen Blick nicht ertragen. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
Die Tür öffnete sich schneller, als ihm lieb war. Aber er atmete erleichtert auf, als er Shacklebolts und Moodys Stimme hörte. Er musste sich also nicht sofort mit ihr befassen!... Dachte er! Er spürte plötzlich ihren Blick im Rücken und seine Muskeln spannten sich sofort an.
Mit geschlossenen Augen atmete er tief durch. Dann drehte er sich um und setzte eine - hoffentlich - versteinerte Miene auf. Es traf ihn wie ein Schlag, als ihre Blicke sich begegneten. Doch anders als erwartet, schlug ihm keine Verletztheit entgegen, sondern eine von ihr ungekannte Kälte. Es dauerte ein paar Sekunden bevor Severus bemerkte, dass das nicht die einzige Veränderung an ihr war.
Mal abgesehen von dem schockierenden Äußeren schien eine ganz neue Anjolie vor ihm zu stehen und er wusste nicht so recht, ob er froh darüber sein sollte, dass sie sich offensichtlich gefangen hatte. Ja, er war erleichtert, dass sie nicht das Elend in Person war und seine Selbstvorwürfe neue Höhen erreichten, doch irgendwie störte ihn die Schnelligkeit, mit der sie wieder auf die Beine gekommen war...
Und dann ihr Blick... Was hast du denn erwartet??? Darüber hatte er nicht nachgedacht. Was würde geschehen, wie würde sie sich verhalten, wenn sie den ersten Schock überwunden hatte? Severus hätte es nicht sagen können... es sich nicht eingestehen wollen! Denn insgeheim hatte er wohl doch angenommen, dass sie länger dazu brauchte, über ihn hinweg zu kommen... oder vielleicht auch nie? Konnte ihre Liebe stark genug gewesen sein, wenn sie es schaffte, ihn innerhalb von zwei Tagen zu vergessen... oder schlimmer noch: hassen zu lernen?
Anjolie drehte sich abrupt weg und ging zu Molly und Remus, die gerade von der Küche aus den Raum betraten. Severus musste alle Kraft aufbringen, sie nicht länger anzustarren. Sie schien eine völlig neue Frau zu sein und er musste seine Neugierde zügeln.
In ihm brannte der Wunsch, sie neu kennen zu lernen. Aber das würde genau seiner Absicht, ihr aus dem Weg zu gehen und sie so zu schützen, widersprechen. Doch war das noch aktuell? Er war nun weiter weg von Voldemort. Jetzt hätte ihrer Beziehung nichts mehr im Wege gestanden. Das nennt man Ironie des Schicksals! Er konnte ja noch nicht einmal in ihrer Nähe sein, um sie zu schützen, da sie das mit Sicherheit ablehnen würde. Gib's zu Severus, du hast es wirklich versaut!
Die Sehnsucht verengte seine Brust. Eine neue Frau? Nein, das war keine neue Frau! Das war die alte, starke, entschlossene Anjolie! Nur mit dem Unterschied, dass sie ihn jetzt nicht mehr liebte. Er hatte es geschafft, sie ein zweites Mal zu verlieren und diesmal war es schlimmer! Sie war tot gewesen, aber hatte ihn geliebt. Jetzt lebte sie und hasste ihn. Und er hatte es verdient!
Die Tür ging auf und Minerva, Arthur Weasley und noch ein paar weitere Auroren vom Ministerium traten ein. Während Weasley auf seine Frau zuging und sie in die Arme nahm, ging Minerva nach einem kurzen Blick auf Severus zum Tisch und sprach kurz mit Moody. Severus beobachtete alles extrem gleichgültig. Die neuen Erkenntnisse hatten seiner Energie einen entschiedenen Dämpfer verpasst.
Als Potter und die kleine Weasley in den Raum kamen, hielt Moody nichts mehr. „So, dann können wir ja endlich anfangen!“, rief er und erhielt sämtliche Aufmerksamkeit im Raum.
Alle Anwesenden, außer Severus, setzten sich und Minerva ergriff sofort das Wort: „Severus, was hast du bei Voldemort erfahren?“ Severus konnte die ängstliche Neugier in ihren Augen sehen und in kurzen, knappen Sätzen gab er seine Beobachtungen und Erkenntnisse wieder. Die Reaktionen waren nicht anders als vorhin. Entsetzen traf auf Fassungslosigkeit.
„Dann müssen wir so schnell wie möglich handeln!“, rief Potter aufgebracht. „Wir müssen Voldemort angreifen und ihm den Kessel abnehmen, bevor er den Gott beschwören kann!“
„Du willst einfach so in die Höhle des Löwen spazieren?“, entgegnete Anjolie und Severus' Atem stockte für einen Moment. Sie klang anders als das letzte Mal. Aus ihrer Stimme war die Schwäche verschwunden. Sie hatte ihn tatsächlich überwunden - in kürzester Zeit!
„Warum tust du Voldemort nicht gleich den Gefallen und begehst hier und jetzt Selbstmord? Das käme aufs Gleiche raus und bedeutete weniger Aufwand für alle!“, setzte sie sarkastisch hinzu und verursachte damit empörtes, aber auch zustimmendes Gemurmel. Und wäre Severus nicht so enttäuscht von ihrer schnellen ?Genesung' gewesen, hätte er ihr sicherlich auch zugestimmt.
„Seit wann hast du Angst, dich in den Kampf zu stürzen?“, fragte die kleine Weasley, hin- und hergerissen von dem Wunsch, ihrem Freund beizustehen, und der Zustimmung zur erkannten Gefahr und sie fühlte sich offensichtlich ganz und gar nicht wohl bei dieser Frage.
„Mein Einspruch hat weniger mit Angst als mit Besonnenheit zu tun!“, verteidigte sich Anjolie. „Vielleicht habe ich mich damals schneller auf einen Kampf eingelassen, doch ich tat das nie ohne einen Plan oder wenigstens einer gewissen Vorstellung davon! Ich zögere nicht, weil ich mich vor dem Tod fürchte. Auch wenn der mich als Mensch viel schneller ereilen kann, als es früher der Fall war!“, murmelte sie leise. Severus' Knoten im Magen bildete sich von Neuem und er biss die Zähne zusammen. Damit brachte sie seine Ängste auf den Nenner!
„Ich glaube einfach nicht, dass wir jetzt mit der Stürmung der Burg irgendetwas erreichen, außer eine Menge Mitstreiter zu verlieren! Und ich bezweifle, dass wir rechtzeitig genug kämen, um Voldemorts Pläne zu vereiteln! Es kann nicht lange dauern, einen Tuatha herbeizurufen - auch nicht in ihrem geschwächten Zustand! Und wie lange dauert es, ein Süppchen zu kochen? Um Voldemort die Unsterblichkeit zu schenken braucht es nur den Kessel und Lir selbst - keine Zeit, um groß in Träumerreien zu schwelgen!“ Severus bisschen Zuversicht schwand mit jedem Wort.
„Und was schlägst du stattdessen vor?“, fragte Moody.
Severus traute sich kaum hinzuhören. Er fürchtete ihre Antwort. Hatte Angst davor, dass sie einen Weg einschlug, der sie erneut das Leben kosten konnte!
„Ich mag ja bei der letzten Versammlung nicht ganz ich selbst gewesen sein, aber ich könnte schwören, erwähnt zu haben, die Tuatha selbst um Hilfe zu bitten!“, höhnte sie.
„Und ich will kein Öl ins Feuer gießen, aber in dem Fall halte ich mich an Severus' damalige Frage: Warum sollten sie uns helfen?“, konterte Moody unbeeindruckt, während Severus' Kopf zu ihm herumschoss. Der alte Auror bezog sich auf ihn? Das war neu!
Er drehte sich wieder Anjolie zu und konnte sich gerade noch davon abhalten zusammenzuzucken, als er Anjolies Blick auf sich gerichtet sah. Sie hatte beide Augenbrauen hochgezogen und betrachtete ihn abschätzend. Dann wandte sie sich abrupt an Moody und erklärte: „Weil ich nicht glaube, dass sie es sehr witzig finden, wenn sie bestohlen und gekidnappt werden!“
„Wie werden sie dann reagieren, wenn sie erfahren, dass du es warst, der sie erst da hineingezogen hat?“, fragte Potter dazwischen. Es lag keine Aggressivität in seiner Stimme, doch Severus hätte schwören können, Resignation herauszuhören.
„Das weiß ich nicht, aber ich hoffe, mir fällt genug ein, um sie dennoch zur Kooperation zu überreden!“, meine sie schulterzuckend. So sorglos wie eh und jeh!, durchfuhr es Severus.
„Selbst wenn du das hinbekämst“, warf er selbst ein und ihr Blick ruckte sofort zu ihm herum. „Wozu bräuchten sie uns?“
„Uns?“, zischte sie ihn kalt an. Um Severus' Herz schloss sich eine eiserne Klammer. „Hast du deine eigenen Worte vergessen? Es existiert kein ?uns'!“, spuckte sie aus. Jetzt konnte er ahnen, wie es sich für sie angefühlt haben musste, als er das gesagt hatte! Seine eigenen Worte an den Kopf zurück geschleudert zu bekommen, war nicht angenehmer!
„Die Tuatha sind nicht stark genug. Sie brauchen die Menschen, um ihren Willen, ihre Kräfte in dieser Welt umzusetzen! Sie selbst werden momentan nur in der Anderswelt wahre Macht haben!“
Er bekam ihre Erklärung nur nebenbei mit. Zu sehr war er damit beschäftigt, ihre vorhergehenden Worte zu verkraften. „Erst wenn wir an sie glauben, gewinnen sie genug Macht. Und nur mit genug Macht kommen sie gegen Voldemort an. Warum jedoch sollten wir sie stärken, wenn sie nicht gewillt sind, uns zu unterstützen? Hier wäscht eine Hand die andere!“ Severus schluckte. So berechnend hatte er sie noch nie erlebt! Aber... würde sie auch mit ihrer Strategie Erfolg haben?
„Wie willst du an sie herankommen?“, fragte Potters Freundin.
„Ich werde es auf dem gleichen Weg versuchen, den ich auch Voldemort genannt habe!“
„Aber hast du nicht gesagt, dass ein Mensch, der absichtlich die Anderswelt betreten will, mit massivem Widerstand zu rechnen hat?“, meldete sich Granger zu Wort.
„Aber hallo! Da hat mir wohl doch mal jemand zugehört?“, entgegnete Anjolie ironisch. „Wenn der größte Spinner aller Zeiten damit fertig wurde, sollte es für mich wohl auch kein Problem sein, durch das Tor zu kommen!“
„Und wie willst du das bewerkstelligen?“, zischte Severus, ohne die Möglichkeit sich zu bremsen. „Du kannst nicht zaubern oder willst du die Monster mit sarkastischen Bemerkungen fertig machen?“ Sie würde in ihr Unglück rennen, wenn man sie nicht aufhielt!
„Was interessiert es dich? Außerdem muss man nicht zaubern können, um Monster oder Dämonen zu bezwingen! Ich bin ein ziemlich guter Schwertkämpfer, falls du es vergessen haben solltest!“, blaffte sie zurück und funkelte ihn wütend an.
„Du willst einen Drachen und einen Troll lediglich mit einem Schwert bewaffnet töten? Du bist ja irre!“ Severus war außer sich. Sie überschätzte sich viel zu sehr - vergaß, dass sie jetzt ein Mensch war und ihre Engelskraft nicht mehr besaß!
„Anjolie wird ja nicht allein sein! Und welche Chance haben wir denn schon?“, unterbrach Ginny ihren Streit und Severus hätte sie gern angeschrieen, sie solle sich da gefälligst heraushalten! Doch bevor er dazu kam, dermaßen die Fassung zu verlieren, verengten sich ihre Augen und der Rotschopf fragte: „Woher wissen Sie, dass es ein Troll und ein Drache sind, gegen die wir antreten müssen?“
Severus mahlte mit den Zähnen. Er hatte keine Lust auch noch diesem Gör Fragen zu beantworten, doch da kam ihm eine Tatsache in den Sinn, die Anjolie vielleicht aus der Gefahrenzone heraushalten könnte. „Die Todesser, die Voldemort begleitet hatten, berichteten davon, während sie wieder zusammengeflickt wurden!“, stieß er zwischen den Zähnen hindurch. „Aber das war nicht das einzige, was sie erzählten. Um ihre Angreifer auszuschalten, vernichtete Voldemort den Eingang zu Lirs sidhe. Du könntest ihn also gar nicht benutzen!“
Anjolies Lippen wurden schmal bei diesen Worten. „Bist du sicher oder ist das nur eine passende Ausrede, um mich aufzuhalten?“
„Nimm dich nicht zu wichtig! Ich will nur verhindern, dass du wieder unnötig Leben riskierst!“ Verdammt! So hattest du das nicht sagen wollen! Severus hörte, wie einige um ihn herum empört die Luft einsogen und er konnte es gut nachempfinden. Er verfiel schon wieder in die Rolle des Schweines!
Sie hob das Kinn, als er ihr diese Gemeinheit an den Kopf warf und legte einen arroganten Blick auf. „Seit wann kümmert dich das Leid anderer?“
„Ähm, könnten wir bitte wieder auf das eigentliche Thema zurückkommen?“, schlug McGonagall sichtlich unwohl vor. „Wie sollen wir denn jetzt Kontakt zu den Tuatha aufnehmen?“
„Für den Fall, dass der Eingang tatsächlich versperrt ist“, hob Anjolie an und warf ihm einen tödlichen Blick zu. „könnten wir auf eine weitere Methode Voldemorts zurückgreifen. Hier gibt es genug Hexen dafür, obwohl ich mich erinnern kann, dass man für eine Beschwörung keine magischen Fähigkeiten braucht!“, murmelte sie nachdenklich und hielt ihren Blick stur auf Minerva gerichtet. Severus hingegen kämpfte gegen die Wut, die sie damit ausgelöst hatte, seine Worte anzuzweifeln, ja ihn sogar der Lüge zu bezichtigen.
„Du meinst, dass auch Muggle Götter herbeirufen können?“, hakte Ginny erstaunt nach.
„Natürlich... oder war das bei Dämonen so?“, überlegte Anjolie. „Ach, egal! Das ist jetzt sowieso nicht von Belang!“
„Du willst also trotzdem noch versuchen den Durchgang zu benutzen?“, bohrte Potter. Diese Kinder waren mal wieder äußerst vorlaut und neugierig!
„Ja! Eine Beschwörung ist sicher auch vor Ort möglich!“
„Severus, haben Sie den Beschwörungszauber noch in Erinnerung?“, fragte Minerva und holte Severus aus seiner Lähmung.
„Ja“, antwortete er automatisch. „Er war nicht sonderlich kompliziert!“, setzte er hinzu, nachdem er den letzten Rest Erstarrung abgeschüttelt hatte.
„Gut, dann bist du sicherlich in der Lage, ihn aufzuschreiben, damit so unfähige Personen wie ich ihn ausführen können!“, säuselte Anjolie und Severus spürte eine neue Welle der Wut in sich aufsteigen. Wird das jetzt immer so gehen? Sie triezt mich wo sie kann? Aber das war doch nicht Anjolie! Oder doch? War sie so, wenn sie jemanden nicht leiden konnte? Nicht leiden können! Du neigst zu Untertreibungen!
Und was blieb ihm? Nur die Verteidigung? Wenn er sie auf diese Art auf ihn eindringen ließ, dann wäre er in Kürze ein totales Wrack! Es war also wieder so weit. Er musste die Mauer um sich neu aufbauen. Diesmal stärker, dicker, um auch gegen sie gewappnet zu sein. Würde er das schaffen? Konnte er sie aus seinem Leben ausschließen? Hast du das nicht schon getan? Als er sie von sich stieß, hatte er doch schon den ersten Schritt dahin gemacht. Jetzt musste er nur noch einen oder zwei weiter gehen!
„Ich bezweifle, dass jemand wie du etwas damit anfangen kann! Dieser Beschwörungszauber ist nur für Zauberer gedacht, aber vielleicht findest du ja eine Beschwörung, die auch... Muggle gebrauchen können!“ Er legte soviel Verachtung wie möglich in seine Stimme, doch der Knoten im Magen war geblieben. Dafür brauchte er wohl noch etwas Zeit! Aber Übung machte den Meister und wenn sie es geschafft hatte...
„Das ist gar nicht nötig!“, mischte sich Ginny Weasley ein. „Ich werde sie begleiten und...“
„Oh nein, junge Dame! Das wirst du nicht!“, schritt die Mutterglucke vehement ein. „Das ist viel zu gefährlich!“ Ganz genau! Und nicht nur für sie!
„Mom, ich habe gegen einen der miesesten Dämonen gekämpft und Harry bei der Vernichtung der Seelensplitter geholfen! Die Tuatha zu rufen ist ein Klacks dagegen! Ich werde mit Anjolie gehen!“, stritt die Tochter energisch.
„Ja und wir auch!“, gab die Granger ihren Dreier dazu und nach einem erstaunten Blick auf die Freundin nickte der jüngste Weasleysohn zustimmend. Die waren ja allesamt wahnsinnig geworden!
„Da ich mal davon ausgehen muss, dass auch Harry mitkommt, könnte sich bitte noch ein Erwachsener bereit erklären uns zu begleiten, damit ich nicht das fünfte Rad am Wagen bin?“, spöttelte Anjolie und warf Rosifer einen bittenden Seitenblick zu. Bei diesem Anblick verkrampfte sich alles in Severus. Sie schien sich völlig auf diesen Kerl zu fixieren!
„Tut mir leid, aber ich muss zu Voldemort, da unser Superspion hier entlarvt wurde!“, lehnte der Exengel mit einem Nicken auf Severus ab und der hätte ihm gern die Luft abgewürgt. Er ließ doch keine Gelegenheit aus, ihn runterzuziehen!
„Vielleicht könnte Severus dafür mitgehen?“, schlug Arthur Weasley mit einem unschuldigen Blick vor. Severus durchfuhr es eiskalt. Hat der nicht mitbekommen, was hier los ist?
„Nein!“, rief Anjolie jedoch sofort aus und schürte seine Wut von Neuem. „Nein! Nein, dann lieber das fünfte Rad!“, bekräftigte sie weiter und Severus knirschte mit den Zähnen. So sehr dagegen, Zeit mit mir zu verbringen? Hör auf! Sie tut doch nur, wozu du sie aufgefordert hast!
Severus glaubte nicht, was er hier machte. Er fiel von einem Extrem ins andere und ihm bleib nichts weiter übrig als zuzugeben, dass er sich nichts mehr wünschte, als den Streit mit Anjolie beizulegen. Tja, zu spät! Der Zug ist eindeutig abgefahren!
„Wir sind durchaus fähig, das allein zu schaffen!“, goss Potter auch noch Öl ins Feuer. Severus ließ es sich nicht nehmen, diesmal ihm einen hasserfüllten Blick zuzuwerfen.
„Gut, dann wäre das ja geklärt!“, meinte Anjolie abschließend und stand beschwingt auf. „Wenn du dann so liebenswürdig wärst und deine Feder zückst!“, forderte sie Severus arrogant auf. „Wir brechen so bald wie möglich auf!“ Damit schlängelte sie sich durch die Sitzreihe und strebte dem Ausgang zu.
Severus starrte noch auf die geschlossene Tür, als sie schon längst raus war. Sie führte sich wieder genauso arrogant auf, wie damals, als der Dshinn auftauchte und er für sie den Stein herstellen sollte! Denk dran, wohin das führte! Er schüttelte diese Träumerei ab. Damals stand kein Hass zwischen ihnen und die Voraussetzungen für eine Verbindung waren ganz anders gewesen!
„Und was machen wir in der Zwischenzeit?“, fragte Moody in die ratlose Menge. Gute Frage! Was machst du jetzt?, fragte sich Severus. Seine Aufgabe hatte sich mit seiner Entlarvung in Nichts aufgelöst.
„Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben!“, antwortete McGonagall und stand ebenfalls auf. „Wir werden noch achtsamer sein und unsere Bemühungen, Verbündete zu gewinnen noch verstärken! Sollten die Tuatha eine Zusammenarbeit ablehnen, werden wir alle Hilfe brauchen, die wir bekommen können!“
Sie kam um den Tisch herum und schnurstracks auf Severus zu. Der schaute ihr misstrauisch entgegen. Was kommt jetzt? Der Rausschmiss, weil ich nicht mehr nützlich bin? „Severus, da du jetzt mehr Freizeit hast, könnte ich deine Hilfe bei den Recherchen gebrauchen! Ich weiß, dass es in der Verbotenen Abteilung der Hogwartsbücherei auch Bücher über die Tuatha, deren Verbündete oder Feinde und verschiedene Zauber usw. gibt! Bitte sieh nach, ob du dort irgendetwas findest, dass uns helfen kann. Wer weiß, vielleicht steht da sogar etwas über den Kessel oder eine Möglichkeit einen Unsterblichen zu vernichten!“
Severus nickte steif. Ihm war klar, dass sie ihn damit nur beschäftigen wollte, aber es war immer noch besser als Däumchen zu drehen und darauf zu warten, eine erneute schlechte Nachricht über Anjolie zu hören! Verdammt, hör endlich auf an sie zu denken!
Als McGonagall gehen wollte, blieb sie noch einmal kurz stehen und sagte über ihre Schulter: „Ach... und vergiss den Beschwörungszauber mit den Zutaten nicht!“ Als ob ich das vergessen könnte! Ist schließlich meine einzige Aufgabe hier!
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Mit einem Schwenk seines Zauberstabes drapierte er die Eisenketten um den runenbesetzten Kreis. Nach erneuter Recherche hatte er eine Information über Lir gefunden, mit der die Kooperation des Gottes hundertprozentig sicher war. Denn, nur weil er ihn herbeirufen konnte, hieß noch lange nicht, dass der Tuatha ihm auch bereitwillig seinen Wunsch erfüllte.
„Wurmschwanz! Die Kerzen!“, befahl er über seine Schulter hinweg und die räudige Figur hopste unbedarft von einer Kerze zur anderen und zündete sie mit einem lichterloh brennenden Eichenzweig an.
Drei Gefäße mit der Myrrhe-Verbena-Benzoe-Mischung, perfekt zur Beschwörung von Wasserelementarwesen, also auch hilfreich zum Rufen eines Wassergottes, waren in gleichem Abstand um den Kreis aufgestellt und Voldemort ließ die Räuchermischung in Brand setzen, sobald die Kerzen ruhig vor sich hin flackerten.
In Kürze erfüllte ein würzig-harziger Geruch seinen Wohnraum und legte sich auf seine Sinne. Er spürte, wie sich sein Geist öffnete und das war auch nötig für den Teil, der jetzt folgen würde. Zum Glück musste er die Worte nicht aussprechen. Seine Erfahrung und Macht verschonten ihn davor, so dass er sie lediglich gedanklich formulieren brauchte, damit sie ihre Wirkung entfalteten.
Aber das genügte auch schon! Diese Beschwörung artete in Bettelei aus und das war wirklich unter seiner Würde! Allein der Gedanke daran ließ ihn würgen. Doch was tat man nicht alles, um seine Ziele zu erreichen!
Voldemort baute sich vor dem Kreis auf und atmete noch einmal tief durch. Dabei bekam er eine volle Ladung des Räucherwerks in die Lunge und die Wirkstoffe reagierten sofort mit seinem Körper. Sein Kopf fühlte sich ungewöhnlich leicht an und doch war er nicht leer. Im Gegenteil! Angefüllt mit den Worten, die den Gott herbeirufen sollten und die sich wie ein Mantra wie von allein wiederholten, begann er sie nach und nach ernst zu meinen.
Doch erst, als er wirklich an die Worte glaubte, begannen die Veränderungen. Die Kerzen flackerten, als ein leichter Wind im Raum aufkam. Durchs Fenster bemerkte er ein Blitzen in der Ferne und der Donner folgte auf dem Fuß. Leise Stimmen schwirrten um ihn herum. Sanft und einlullend streiften sie ihn und verschwanden letztendlich in den Kreis.
Der Wind nahm zu und drückte den Umgang an seinen Körper. Der Rauch verstärkte sich, verband alle drei Gefäße miteinander und bildete eine graue Wand um den Kreis. Während sich die Rauchwand spiralförmig in die Höhe schraubte, wurde der Sturm immer heftiger und pechschwarze Dunkelheit löste die Dämmerung ab. Der Raum wurde jetzt nur noch von den fünf Kerzen und den gelegentlichen Blitzen erleuchtet. Warmes goldenes Licht wurde von kaltem, blauem unterbrochen.
Keine Sekunde unterbrach Voldemort seine Beschwörung. Wie eine Endlosschleife lief sie in seinem Kopf ab und als er durch den Rauch schwache Konturen eines Körpers ausmachen konnte, konzentrierte er sich noch stärker darauf, diesen Zauber zum Erfolg zu bringen.
Ein Blitz entlud sich genau über der Burg und der Donner darauf krachte so gewaltig, dass er die Erschütterung am Leib spüren konnte. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit überkam ihn eine Gänsehaut und eine wilde Freude durchfuhr ihn. Sein Ziel war so nah!
Ein plötzlicher Windstoß verwehte die Rauchspirale und gab den Blick auf den Neuankömmling frei. Das erstaunte Winseln von Wurmschwanz ignorierend, nahm Voldemorte die Erscheinung in Augenschein.
Ein Mann mit schulterlangen roten Haaren, königsblauen Augen und altertümlicher blauer Kleidung stand vor ihm und starrte ihn angewidert an. Bevor sein wütendes Knurren an die Oberfläche kam, schwang Voldemort seinen Zauberstab. Die Eisenketten erhoben sich klirrend und zogen sich in sekundenschnelle um Lir fest.
Der gab einen heulenden, geradezu klagenden Laut von sich und kämpfte und wand sich, um die Ketten wieder loszuwerden. Voldemort beobachtete ihn abfällig und nach wenigen Minuten sank Lir auf die Knie.
„Schon besser!“, lachte Voldemort kalt auf. „Jetzt können wir ja anfangen!“
„Was willst du?“ Lirs Stimme klang trotz seiner Schwächung abfällig und zutiefst beleidigend und Voldemort spielte mit dem Gedanken, an ihm den Todesfluch auszuprobieren. Aber er wollte etwas Wichtiges von dem Gott, also biss er die Zähne zusammen und ging langsam um den Tuatha herum.
Die Ungeduld brodelte in ihm. Er wollte, dass der Gott sofort ans Werk ging. Doch auch der Zweifel war zurückgekehrt. Hatte dieses kleine Miststück die Wahrheit gesagt? Konnte der Kessel einem Menschen zur Unsterblichkeit verhelfen oder war es nur den Tuatha vergönnt, davon zu profitieren? Nun, wenn er es nicht versuchte, dann würde er es wohl nie herausfinden!
„Was ist? Willst du mit mir tanzen, dass du Runden um mich drehst oder hat meine Anwesenheit hier auch einen verständlichen Grund?“, spuckte der Tuatha vor ihm aus, das Kinn noch immer auf der Brust. Voldemort überkam das Gefühl, dass die Ketten womöglich doch nicht gut genug wirkten. Woher sonst sollte der Kerl die Energie für die Beleidigungen nehmen? Er musste es vorsichtig angehen!
„Ich will, was du immer getan hast! Du sollst eine Speise zubereiten!“, erklärte Voldemort eisig. Das war zwar nicht ganz so subtil gewesen, wie er es sich gerade vorgenommen hatte, doch es brachte die Angelegenheit auf den Punkt!
Lirs Kopf ruckte abrupt hoch. „Das soll ja wohl ein Witz sein!“, erwiderte er in ungläubiger Wut. „Du bist der dreckige Dieb, der meinen Kessel gestohlen hat?!“ Voldemorts Zähne knirschten aufeinander. Dieser Unsterbliche strapazierte wirklich seine Geduld und dass Voldemort ihm nicht zeigen konnte, was er davon hielt, machte es nur noch schlimmer.
„Und nach dieser unverschämten Dreistigkeit soll ich dir auch noch die Unsterblichkeit schenken?“, presste Lir heraus. „Dich muss man ja mit dem Klammerbeutel gepudert haben, wenn du das glaubst! Ich werde dir zeigen, was es heißt in die Anderswelt einzudringen, einen Tuatha zu bestehlen und dann auch noch den Eingang zu meinem sidhe zu zerstören!“
Voldemort beobachtete leicht amüsiert, wie Lir wieder an den Ketten rüttelte und versuchte, auf die Beine zu kommen. Doch das war vergebliche Liebesmüh. Das Eisen der Kette hielt ihn im Zaum und wenn der Tuatha sich weiterhin weigerte, dann hätte er schon noch ein paar Überraschungen, mit denen er Lir zur Mitarbeit ?motivieren' konnte.
„Du solltest nicht so große Töne spucken!“, zischte Voldemort. „Denn du hast keine große Wahl, als meinen Wunsch zu erfüllen. Wir wissen doch beide, dass du nicht wie die anderen Tuatha bist, nicht wahr! Du hast eine große Schwäche, bei der dir auch deine Unsterblichkeit nicht helfen kann. Denn unsterblich zu sein, heißt nicht, dass man dich nicht töten könnte!“ Zum Beweis seiner Worte holte er ein Eisenmesser aus der Umgangtasche und ließ es bezeichnend über seine Handfläche gleiten.
Lirs Gegenwehr riss ab. Hasserfüllt schaute er zu Voldemort auf und seine Kiefermuskeln arbeiteten unter der Haut. In Voldemort stieg Triumph auf. „Ahhh, wie ich sehe, verstehen wir jetzt einander! Das sollte die nächste Zeit etwas einfacher gestalten!“
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So, jetzt wisst ihr, was dem armen Remus so aufgeschreckt hat. Ich hoffe, ihr seid nicht ganz so enttäuscht, dass es keinen dahingerafft hat und es hat euch gefallen! Man kann ja hoffen, auch wenn ich selbst es nicht ganz so gut finde!
VLG
Rosifer
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