von Rosiel
So, da bin ich wieder mit dem neuen Kapitelchen. Es geht etwas gesetzter, aber dafür nicht weniger interessant (hoffe ich wenigstens) zu. Viel Spaß beim Lesen!!!
Und nun zu meinen lieben, treuen Reviewern:
sirius88: Danke für dein Lob. Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt (steckt auch viel Schweiß drin! ;-) Ich hoffe, ich kann dich auch weiterhin bei der Stange halten!
Jovizz: Huh, Granger/Snape-Geschichten! Japp, die haben ab und an schon was Perverses (wenn auch nicht alle!). Die Ginny/Severus-Geschichten sind da aber auch nicht besser! Ich bin schon immer mal froh, wenn die Autoren die Mädchen wenigsten volljährig werden lassen!
Aber davon mal abgesehen, danke für deine lieben Worte. Ich habe Anjolie und Severus wirklich schon eine Menge durchleben lassen, hm? Aber sonst wäre es auch langweilig!
Was Remus und Rosifer betrifft... hm, ich weiß nicht, die beiden machen mir schon Sorgen. Remus will einfach nicht so, wie ich das will! Aber ich fürchte, der Abschweifer ist schon vorprogrammiert!
Nightwish: Glaub mir, ich war nahe dran, ihm selbst eine zu kleben und dabei habe ich ihm die Worte in den Mund gelegt! *kopf schüttel* Warum Anjolie so reagiert hat? Nun das hat seinen Grund, den ich dir hier und jetzt aber nicht verrate. *ätsch*
Aber ehrlich, du hattest wohl echt Glück, dass deine Mutter nicht den Arzt gerufen hat. Und das wäre dann meine Schuld! Oje! Da muss ich mich wohl etwas zusammenreißen!
Hey Loony, ich verspreche, ich lass den beiden etwas Zeit zum Durchatmen... irgendwann... vielleicht... wenn ich mal keine Lust zum Stänkern habe!
Crazygirli: Stimmt, typische Snapesche Abwehrreaktion! Männer sind Idioten (manchmal)!
Lange Kapitel... Ich hatte gehofft, diese Krankheit hinter mir gelassen zu haben! Vergeblich! Aber wenn sie so lang sind, merkt man wenigstens weniger, wenn sie schlechter sind, weil man am Ende schon vergessen hat, was am Anfang passiert war 8-)
Eule20: Oh, oh. Wieder jemanden deprimiert. Allerdings ist das genau die Reaktion, die ich beabsichtigt habe. Ich habe richtig mit der armen Anjolie mitgelitten! Naja, schließlich musste ich mich in sie hineinversetzen. Ich sag nur: Eine Achterbahn der Gefühle! Die Frau macht mich fertig! Aber das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit, oder!
Nicht so viel Zeit für's nächste Kapitel? Ähm, sorry!
Disclaimer: Mir gehört nichts aus dem HP-Universum, die Götter und Engel existierten auch schon, also habe ich nur Anjolie verbrochen, aber das werdet ihr mir hoffentlich nicht übel nehmen...
8. Kapitel - Ungewissheit
Anjolie saß zwischen Rosifer und Remus. Um sie herum schwirrten die Stimmen. Sie stritten darüber, ob Severus die Wahrheit sagte oder nicht. Anjolie hörte regungslos zu und wünschte, ihr wäre egal, was sie entschieden. Würde der Orden zu dem Schluss kommen, dass sie ihm nicht trauen konnten, dann wäre das seine Fahrkarte ins Gefängnis und sie musste ihn nicht mehr sehen und ständig daran denken, was er von ihr hielt. Doch etwas in ihr wehrte sich gegen diese Gedanken, wollte für ihn reden und ihm helfen. Anjolie schloss ungläubig die Augen. Da sieht man's, manche werden eben niemals schlau!
Immer wieder kamen ihr seine Worte von vorhin in den Sinn. Das ganze Gespräch raste noch einmal durch ihre Gedanken. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, was er ihr alles an den Kopf geworden hatte.
Anjolie schüttelte den Kopf, um diese Erinnerung abzuschütteln und spürte Rosifers Hand an ihrem Arm. Dankbar versuchte sie ihn anzulächeln, doch sie glaubte nicht, dass man ihre Grimasse auch nur im Ansatz als Lächeln bezeichnen konnte. Also drückte sie seine Hand und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch im Raum, froh darüber, ihn an ihrer Seite zu haben.
„Der beste Weg das herauszufinden, ist Professor Dumbledore zu fragen!“, schnitt Professor McGonagalls scharfe Stimme durch den Raum.
„Ja, klar! Als ob der im Moment in der Lage wäre auch nur einen Mucks von sich zu geben!“, schnappte Anjolie. Mit ihrer Geduld war es momentan nicht weit her und wenn sie gerade mal nicht damit beschäftigt war, über ihren Bruch mit Severus zu grübeln, brachte sie jedes unbedachte Wort zum Kochen.
Sie spürte sämtliche Augen auf sich und zwang sich Blickkontakt herzustellen. Etwas, wozu sie nicht in der Lage gewesen war, seit sie den Raum betreten hatte. Anjolie hasste sich für diese Schwäche, die sie seit den letzten Minuten mit Severus in einer eisernen Klammer hielt. Sie würde sich lieber in einem Mauseloch verkriechen, als jemandem in die Augen zu schauen und zuzulassen, dass derjenige die gleichen Unzulänglichkeiten darin entdeckte, die auch Severus sah.
Anjolie schämte sich für sich selbst und das musste sie unbedingt beenden! Selbst in den letzten Monaten, als sie nichts über sich gewusst hatte, gehörte Aufgeben nie zu ihren Eigenschaften und jetzt das! Wie konnte sie innerhalb weniger Minuten ihre Stärke verlieren?
Sie sah McGonagall entschlossen an. Sie würde das jetzt beenden, also klammerte sie sich an jedes Quäntchen Wut, das in ihr steckte. Auch wenn diese sich weitestgehend gegen sie selbst richtete, war sie doch das einzige, woraus sie im Moment Kraft schöpfen konnte.
„Dumbledore ist nicht bei Bewusstsein!“, begann sie ihre Bemerkung zu erklären. „Anscheinend hat es niemand für nötig gehalten, Ihnen das zu erzählen.“
„Sobald er im St. Mungos ist, werden die Heiler ihm helfen könnten!“, mischte sich Moody mit ein. „Mich wundert's, dass er in diesem Mugglehospital nicht schon längst gestorben ist!“
„In dem Hospital wird hervorragend für ihn gesorgt!“, fauchte Anjolie. Warum hetzten diese blöden Zauberer eigentlich alle gegen die Muggle? „Wer sagt, dass eure Heiler ihm überhaupt helfen können? So toll seid ihr Zauberer nun auch wieder nicht! Ihr habt ihn ja nicht einmal ohne die Hilfe eines Muggles gefunden!“
Sie wusste, dass ihre Wut sich nun gegen die falschen richtete, doch es war so unglaublich befreiend, sie herauszulassen. Sie wollte so gern noch mehr sagen. Alles, was sie Severus vorhin hätte entgegenschleudern sollen, anstatt wie eine dumme Kuh mit den Tränen zu kämpfen! Sie hätte auf ihn einschlagen sollen, anstatt sich in sich selbst zurückzuziehen und seine Worte wirken zu lassen - sich selbst zu erniedrigen, indem sie glaubte, was er sagte. Er hatte sie doch nur so hinab ziehen können, weil sie es zugelassen hatte! Und wenn sie nicht aufpasste, dann machten die anderen da weiter, wo er aufgehört hatte!
Die Wut beherrschte jetzt ihr Innerstes. Sie biss die Zähne zusammen, während sie dem empörten Gemurmel zuhörte, das ihre Äußerung ausgelöst hatte. „Auch, wenn euch meine Meinung nicht interessiert“, begann sie, ohne Rücksicht darauf, dass sie die Gespräche rüde unterbrach. „So glaube ich doch, dass es besser ist, Dumbledore bleibt, wo er jetzt ist! Dort ist er sicher und kein verdammter Voldemort oder Todesser würde auch nur auf die Idee kommen, ihn dort zu suchen!“
„Wieso sollten sie nicht?“, fragte ein älterer Mann mit seichten roten Haaren. Anjolie schloss die Augen, als das kurze Flashback ihre Gedanken blockierte.
„...Voldemort unter dem Cruciatus, dass ihr Dumbledore bereits geholt hättet!“, hörte sie Severus' Stimme, als sie wieder frei denken konnte, und ihr Herz setzte einen Moment aus. Für diese Reaktion hätte sie sich gern selbst geohrfeigt, doch sie konnte sich nicht helfen. Seine Stimme brachte ihre Entschlossenheit zum Bröckeln.
Nach ein paar tiefen Atemzügen, öffnete sie die Augen und starrte Arthur Weasley an. Sie zwang sich, den Blick auf ihm zu halten, damit ihre Augen ja nicht zu Severus wanderten. Ihre Wut reichte nicht mehr, um ihr dafür die Kraft zu geben.
„Aber das stimmt doch nicht!“, stellte Mr. Weasley erstaunt fest.
„Was Sie nicht sagen!“, spottete Anjolie angestrengt. „Wäre es Ihnen lieber, ich hätte ihm die Wahrheit gesagt und ihn schnurstracks zu dem alten Mann geführt?“
„Nein, natürlich nicht!“, widersprach er sofort. „Aber Er, dessen Name nicht genannt werden darf, soll doch merken, wenn man ihn belügt!“ Also war mein Gefühl doch nicht so falsch!
„Da wäre ich mir nicht so sicher, nachdem er es nach unserem kleinen Plausch kaum abwarten konnte, meinen Lügen, oder sagen wir doch lieber - Halbwahrheiten - zu folgen.“
„Was hast du ihm denn noch für Lügen aufgetischt?“, fragte Rosifer neugierig von der Seite.
„Das kommt später dran!“, lächelte sie ihrem momentan einzigen Freund zu. „Jetzt sollten wir erst das Thema Dumbledore abhandeln!“
„Wir können ihn unmöglich in den Händen der Muggle lassen! Sie können ihm dort doch gar nicht helfen!“, klagte Mrs. Weasley.
„Aber im St. Mungos ist er auf keinen Fall sicher!“, beharrte Anjolie. „Dort gibt es zu viele Verräter und wer weiß, ob er es unbeschadet bis nach Hogwarts schafft!“
„Was sollen wir denn dann tun?“, fragte die ratlose Mrs. Weasley ihren Mann.
„Habt ihr einen guten, vertrauenswürdigen Heiler, der bereit wäre, Dumbledore im St. Marys zu untersuchen?“, lenkte Anjolie ein und sah zwischen den Weasleys und Professor McGonagall hin und her.
„Ja, Heiler Worthington vom St. Mungos ist einer der Besten!“, warf Moody. „Ich muss es wissen, er hat mich oft genug zusammengeflickt! Außerdem ist er ein guter Bekannter von Albus. Ich bin sicher, er würde es ihm zuliebe tun!“
„Fragen Sie ihn doch bitte, ob er mit ins St. Marys kommt. Dann wird er ja feststellen können, was nötig ist, um Dumbledore wieder auf die Beine zu bringen und es kann immer noch entschieden werden, was am Besten ist! Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass der ganze Vorgang so seriös wie möglich verlaufen sollte! Außerdem wäre es günstig, wenn der Heiler Mugglekleidung trägt. Diese Kutten sind eindeutig zu auffällig!“
Die Ordensmitglieder schienen nicht vollkommen überzeugt. Die größte Zahl stimmte aber zu und die anderen fügten sich. Naja, alle, bis auf einen...
„Du redest, als ginge dich das Ganze etwas an!“, ertönte Severus' kalte Stimme und Anjolies Körper verkrampfte sich. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, so schwer fühlte sich ihr Magen an. „Und wie kommst du auf die Idee, noch einmal an den Ort deiner Entführung zurückzugehen? Das ist der erste Ort, an dem man dich suchen wird!“
Anjolie sah ihn nicht an, starrte nur ins Leere. Sie konnte einfach nicht, daran hatte sich nichts geändert! „Ich habe dort noch einiges zu erledigen!“, fauchte sie, womit ihre Absicht, kühl zu antworten, fehlschlug. „Außerdem muss ich mich vorläufig abmelden. Es gibt keinen Grund, dass sich die Menschen, die mich die letzten Monate unterstützten, wegen meines Verschwindens Sorgen machen!“
„Das wäre doch nichts Neues! Du hast also vor, länger hier zu bleiben! Warum? Unser Kampf gegen Voldemort muss dich nicht interessieren!“ Anjolie hätte ihm gern ins Gesicht geschrieen, dass ihn ihre Gründe einen Scheißdreck angingen. Doch das hätte zuviel von ihren chaotischen Gefühlen verraten. Und diese Genugtuung wollte sie ihm auf keinen Fall gönnen!
„Ich schickte Voldemort zu den Tuatha!“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Ich muss mit ihnen reden, sie warnen, es erklären und vielleicht besteht sogar die Chance, dass sie uns gegen Voldemort helfen!“ Chaos wütete in ihrem Kopf und sie fragte sich, wie sie so schnell auf diese Antwort gekommen war und ob sie damit nicht zuviel versprach.
„Und wieder ?uns'!“, giftete Severus weiter und Anjolie spürte die verwirrten Blicke aller Anwesenden zwischen sich und Severus hin und her gleiten. „Warum kannst du nicht verstehen, dass kein ?uns' existiert! Du bist jetzt ein Muggle und solltest unter deinesgleichen bleiben! Geh zurück in dein Kloster, verschließ die Tür hinter dir und überlass den Kampf denen, die etwas davon verstehen! Es gibt nichts, was du dazu beitragen kannst!“
Anjolie war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Es war bereits unerträglich gewesen, als er ihr das hinter verschlossenen Türen gesagt hatte, doch hier, vor aller Augen...
„Jetzt mach aber mal halb lang!“, fuhr Rosifer dazwischen und schob sich vor Anjolie, um sie vor Severus abzuschirmen. „Es gibt hier keinen, der mehr über Kampfstrategien weiß, als Anjolie und ihre 5000 Jahre Lebenserfahrung und Kenntnisse über viele magische Wesen und Völker sind wohl auch nicht von der Hand zu weisen! Und seit wann, bitte sehr, zählst du dich denn wieder zu ?uns'? Bis jetzt steht nicht fest, ob du vertrauenswürdig genug bist, um wieder in den Orden aufgenommen zu werden!“
Bei Rosifers letztem Satz spürte Anjolie wieder ein Ziehen im Magen. Einen Moment wollte sie gegen seine Art, wie er mit Severus sprach, angehen. Was war es nur, dass sie ihn noch immer in Schutz nehmen wollte? Du bis so dumm, so dumm!
Ihr Blick fiel auf Ginny, die zwei Reihen vor ihr saß und sie besorgt ansah. Anjolie senkte sofort die Augen. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sich die Sorge schnell in Mitleid verwandeln würde.
„Moody, am besten du fragst den Heiler gleich heute und sobald er bereit ist, gehen wir zu Dumbledore. Ich werde die beiden begleiten. Das sollte genug Schutz bieten und nicht zuviel Aufsehen erregen!“ Moody nickte auf Rosifers Vorschlag, schien jedoch nicht begeistert, vom Besuchertrupp ausgeschlossen zu werden.
„Ich möchte noch einmal auf die Tuatha zurückkommen!“, meldete sich Professor McGonagall. „Was hat es nun mit ihnen auf sich? Wie und warum sind sie plötzlich in unsere Belange verwickelt?“
„Ich habe Voldemort zu Lir, einem Gott der Tuatha, geschickt, wo er sich dessen Kessel holen soll!“, antwortete Anjolie schuldbewusst. Und habe damit noch mehr Unschuldige mit hineingezogen. Sie versuchte, sich von Severus' neuer Attacke zu erholen, konnte seine Kälte jedoch noch immer nicht ertragen. Warum konnte er sie nicht einfach ignorieren? Hatte er das nicht auch von ihr verlangt?
Plötzlich spürte sie Rosifers Ellbogen und schaute auf. „Was ist?“, fragte sie verwirrt.
„Ich sagte, ich verstehe nicht ganz!“, hörte sie Prof. McGonagalls ungeduldige Stimme. Anjolie biss die Zähne zusammen. Reiß dich zusammen! Du warst immer stark, also sei es auch jetzt und konzentrier dich! Hier gibt es wichtigere Probleme, als deine! Sie atmete durch, sammelte ihre Gedanken und begann zu erzählen, während sie ihr gebrochenes Herz in den hintersten Winkel verdrängte.
„Voldemort wollte unbedingt wissen, wie er unsterblich werden kann. Warum weiß ich nicht, aber er hat sich ziemlich ins Zeug gelegt, um an seine Informationen heranzukommen! Dazu gehörte auch, mir mein Gedächtnis wiederzubeschaffen und mir einen Zauber aufzuerlegen, der mich zwang, seinen Anweisungen zu folgen, als ich nicht freiwillig kooperieren wollte.“ Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hörten sich ihre Worte wie eine Verteidigung an. Bleib bei den Fakten!
„Bei seiner erneuten Frage nach Unsterblichkeit kamen mir zig Möglichkeiten in den Sinn, zusammengetragen von unzähligen Erinnerungsbruchstücken.“ Anjolie stockte und überlegte, was genau sie dazu gebracht hatte, ausgerechnet den Kessel zu wählen. „Doch trotz des Zaubers wurde eine warnende Stimme in meinem Kopf immer lauter. Eine Stimme, die mich veranlasste, eine Möglichkeit zu suchen, die... sagen wir mal, nicht so absolut wäre, wie einige andere. Aber es war so schwer, sich gegen seinen Willen aufzulehnen, also ließ ich ihn wählen und er brachte mich auf eine naheliegende Variante: den Kessel des Lir.“
„Er sucht also einen neuen Weg unsterblich zu werden und du hast ihm einen genannt?“, fragte Harry wütend und bei Anjolie schaltete plötzlich alles auf Verteidigungsmodus.
„Nett zusammengefasst!“, fauchte sie ihn an. Hatte er jetzt auch vor, sie fertig zu machen? Es reichte ihr allmählich!
„Wie konntest du das tun?“, schrie Harry und sprang auf, wurde von Ginny aber wieder auf den Stuhl gezogen.
„Oh, er hat so charmant gefragt, da konnte ich einfach nicht widerstehen!“, spottete sie, wütend über seine Reaktion. Als ob ich eine große Wahl gehabt hätte!
„Lasst diese unsinnige Streiterei?“, schritt Professor McGonagall ein. „Kann das bedeuten, dass Voldemort jetzt schon unsterblich sein könnte?“, fragte sie Anjolie direkt. Anjolie schluckte ihr sofortiges schlechtes Gewissen hinunter. Anscheinend dachte nicht nur Severus, dass sie mit ihrem Verhalten eine Gefahr für andere darstellte. Jetzt war sie auch noch daran schuld, dass dieser Verbrecher noch mächtiger werden könnte, als er es bereits war.
„Das glaube ich nicht!“, antwortete sie auf McGonagalls Frage und hoffte, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. „Auch wenn es sich jetzt so angehört hat, ist es nicht so einfach, an den Kessel heranzukommen bzw. überhaupt erst einmal in den sidhe zu kommen. Wenn ein Mensch absichtlich die Anderswelt betreten will, so hat er mit massiver Gegenwehr zu rechnen! Und um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, dass Voldemort allein dadurch erledigt wird.“
„Welche Art von Gegenwehr?“, hakte Moody nach.
„Das liegt jeweils an der Person, die Zutritt begehrt! Ich glaube, je stärker die Person ist, desto enormer ist die Gegenwehr. Dabei kann es sich um einfache Irrlichter, um Nebel, plötzlich erscheinende Mauern bis hin zu Dämonen oder Ungeheuern handeln.“
„Du glaubst?“ fragte Moody unwirsch und kniff sein normales Auge zusammen.
„Ja, ich glaube!“, entgegnete sie heftig. Sie hatte wirklich die Nase voll davon, angegriffen zu werden! „Ich kann hier nicht aus Erfahrung sprechen, da ich immer in Begleitung eines Gottes war, wenn ich die Anderswelt betrat und daher von derartigen Angriffen verschont blieb!“
„Welchen Gottes?“, raunte Rosifer neben ihr und Anjolie nuschelte: „Das ist jetzt nicht wichtig!“
„Vielleicht doch! Er könnte uns auch helfen in die Anderswelt zu kommen!“, rief Ginny und Anjolie massierte sich mit beiden Händen die Stirn, als erneute Flashbacks ihr Hirn malträtierten.
„Das bezweifle ich doch stark!“, murmelte Anjolie, nachdem die Bilder von dem blondgelockten Gott mit goldfarbenen Augen endlich verschwunden waren. Ein blonder Hüne, der sie mal liebevoll, mal wütend angesehen hatte und sie waren nicht als Freunde auseinandergegangen! Nein, sie glaubte nicht, dass er ihnen helfen würde und dabei hätten sie ihn doch so gut gebrauchen können... den Gott des Heilens!
„Bist du dir das sicher?“, bohrte Ginny hartnäckig.
„Ganz sicher! Zur Unterstützung sollten wir uns lieber an einen anderen Gott wenden!“ Einen, der nicht noch eine Rechnung mit mir offen hat!
„Ein weiteres gebrochenes Herz, das du hinter dir gelassen hast?“, gurrte Rosifer und mit der bisherigen Ablenkung war es vorbei. Die Erinnerung an ihr eigenes gebrochenes Herz und Severus war sofort wieder da und zog sie zurück in den Abgrund.
„Wohl eher verletzter Stolz! Göttern kann man das Herz nicht brechen!“, flüsterte sie und wünschte sich im Moment selbst diesen verdammten Kessel, um den Schmerz zu verbannen. Würde sie ihn jemals wieder loswerden? Wie schafften das andere Menschen? Wie konnten sie weiterleben?
„Wie können wir denn mit den Tuatha Kontakt aufnehmen?“, fragte McGonagall und riss Anjolie aus ihren trübsinnigen Gedanken.
„Ich werde mit ihnen Kontakt aufnehmen!“, erwiderte Anjolie ruhig. „Aber das wird erst geschehen, wenn ich weiß, was bei Voldemort rausgekommen ist! Es kann ja durchaus sein, dass dieses Problem sich bereits von selbst erledigt hat!“
„Das ist zweifelhaft!“, ertönte unerwartet Severus Stimme und Anjolie zuckte zusammen. Bitte, nicht schon wieder! Zögernd schielte sie zu ihm hinüber und erwartete einen weiteren Angriff seinerseits. „Der dunkle Lord wird sich nicht von ein paar Ungeheuern aufhalten lassen! Nicht zu vergessen, dass er mindestens ein Dutzend seiner besten Todesser bei sich hat!“ Er sah Rosifer an und fragte: „Warum bist du eigentlich nicht dabei?“
Anjolie bemerkte, wie sich Rosifer aufrichtete und schämte sich für ihre Erleichterung, zur Abwechslung mal nicht das Ziel von Severus' beißenden Kommentaren zu sein.
„Wie es aussieht, haben wir beide genug vermasselt und stehen bei ihm ganz unten in der Rangordnung seiner geschätzten Todesser! Wir sind wohl beide ziemlich nutzlos zur Spionage in seinen Reihen geworden!“, entgegnete Rosifer in seiner abfälligsten Tonlage und Anjolie kam nicht umhin, ihn für seine Beherrschung zu bewundern. Wenigstens einer, der sich von ihm nicht unterkriegen lässt! Sie lugte an ihm vorbei und sah, wie Severus' Kiefer arbeiteten. Schnell lehnte sie sich zurück und versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Das geschieht ihm recht!
„Gesetz dem Fall, Severus hat Recht und Er, dessen Name nicht genannt werden darf, erhält Zugang zur Anderswelt, gibt es dann auch dort Gegenwehr?“, wollte Arthur Weasley wissen.
„Ich weiß es nicht!“, antwortete Anjolie wahrheitsgemäß. „Schon vor langem sind die Tuatha immer mehr in Vergessenheit geraten. Ich weiß nicht, wie stark sie sind und ob sie ihm Widerstand leisten können.“
„Was hat ihre Popularität mit ihrem Widerstand zu tun?“, fragte McGonagall verwirrt.
„Ihre Kraft und ihre Stärke sind abhängig vom Glauben der Menschen. Im schlimmsten Fall schläft alles in der Anderswelt!“ Nachdem sie diesen Satz ausgesprochen hatte, wurde ihr wirklich schlecht. Bis jetzt war sie nicht auf den Gedanken gekommen, dass das auch eine Option sein könnte. Wer sagte denn, ob der Kessel noch existierte und Voldemort ihn überhaupt finden konnte?
„Also können wir wirklich nur abwarten?“, fragte das Oberhaupt der Weasleys.
„Nein!“, antwortete Anjolie, für die der Gedanke der Untätigkeit momentan absolut unerträglich war. „Es könnten Vorbereitungen getroffen werden, indem mehr über die Tuatha herausgefunden wird. Ihre Fähigkeiten, der Standort anderer sidhe, Möglichkeiten, sie herbeizurufen oder ohne Schwierigkeiten in die Anderswelt zu gelangen. Sollte Voldemort nicht wieder auftauchen, so seid ihr dadurch nicht dümmer geworden. Schafft er es jedoch, so braucht ihr die Hilfe der Tuatha und aller vorhandenen Macht, die noch hinter ihnen steht. Und vielleicht können sie noch einige andere magische Wesen dazu überreden, euch zu unterstützen.“
Ihre Worte lösten eine weitere Diskussionswelle aus. Anjolie spürte die Spannung und die Furcht im Raum und fragte sich, woher diese Menschen bisher ihre Kraft genommen hatten, gegen einen so furchterregenden Gegner anzutreten, wo sie doch jederzeit Gefahr liefen zu sterben oder geliebte Menschen zu verlieren.
Und sie hatte es wieder geschafft, noch mehr Chaos zu verbreiten. Vielleicht sollte sie auch aus dem Kessel kosten und sich den Tuatha anschließen. Sie könnte die Göttin des Chaos werden. Das Talent und die Erfahrung waren eindeutig vorhanden!
„Komm mit in die Küche! Du siehst aus, als könntest du einen starken Kaffee gebrauchen!“, unterbrach Rosifer ihre Selbstvorwürfe und zog sie hoch. Der Raum hatte sich weitestgehend geleert und sie fragte sich, wie lange sie vor sich hingebrütet hatte.
„Ich weiß nicht!“, entgegnete sie leise. „Ich glaube nicht, dass ich im Moment Gesellschaft ertragen kann, geschweige denn eine gute Gesellschafterin wäre!“ Am liebsten würde sie sich in ihrem Zimmer verkriechen und sich in ihrem Selbstmitleid ertränken. Wo war nur ihre Wut? Warum musste sich das bisschen Kraft, die sie dadurch besaß auch noch in Luft auflösen? Aber hatte sie nicht das gute Recht, sich selbst zu bemitleiden? Hatte sie nicht etwas Kostbares unwiederbringlich verloren?
„Schluss damit!“, schimpfte Rosifer und sie schrak auf. Er zog sie an Ginny und dem Trio vorbei zur Tür. Anjolie sah auf den Boden und vermied jeglichen Blickkontakt mit den Jugendlichen. Sie konnte ihre Fragen jedoch fast körperlich spüren.
Sie wollte wirklich nicht in die Küche und darauf warten, dass sie ihr folgten und mit ihren Fragen löcherten! Und das würden sie bestimmt! Ob sie Rosifer bitten konnte, die anderen einzuweihen, während sie die nächsten zwei Wochen in ihrem Zimmer blieb und darauf wartete, dass sich die Neugierde legte?
„Ich werde nicht zulassen, dass du dich in deinem Schneckenhaus verkriechst und diesen Mistkerl gewinnen lässt!“, bestimmte Rosifer plötzlich, während er sie in Richtung Küche schob. Soviel zu dieser Frage!
Müde sah sie zu ihm auf und ihr Blick streifte die Gruppe, an denen sie gerade vorbeigingen. Severus war unter ihnen und das Eis in seinen Augen zeigte, dass er Rosifers Worte gehört hatte. Oder würde er sie jetzt immer so ansehen? Anjolie wurde schlagartig bewusst, dass sie sein Lächeln nie wieder sehen würde. Ihre Beine wurden plötzlich schwer und sie stolperte über ihre eigenen Füße. Rosifer hielt sie am Arm fest und auch Remus war auf einmal zur Stelle und stützte ihre andere Seite. Du bist so peinlich!
„Was hast du?“, fragte er.
„Entschuldige bitte! Ich sollte vielleicht noch etwas schlafen.“ Sie spürte ihre Kehle eng werden und die Tränen erneut aufsteigen. Ich muss unbedingt weg hier! Sie sollten sie so nicht sehen - weinend und schwach! Er sollte sie nicht so sehen!
Anjolie wusste, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren und es keinem entgehen würde. Doch sie hatte ihre Gefühle einfach nicht im Griff! Warum war sie nicht stark genug, um sich zu kontrollieren? Du musst hier weg!
„Rosifer, was...“, setzte Remus an und Anjolies Kopf ruckte hoch. Nein, nicht! Sie wollte nicht mehr, dass er es erzählte. Wollte nicht mehr, dass sie von ihrem Versagen erfuhren. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und drückte ihn verzweifelt. Er erwiderte ihren Blick ernst und verstand. Doch in seinen Augen sah sie, dass er nicht einverstanden war.
„Bitte!“, flehte sie und schämte sich für sich selbst. Er biss die Zähne zusammen und sie hoffte nur: Bitte, versteh doch! Ich kann jetzt nicht!
„Also gut!“, gab er widerwillig nach. „Komm mit hoch!“ Er fasste sie um die Taille und ging mit ihr zu Treppe.
„Anjolie!“, hörte sie Ginny rufen und ein Wimmern entschlüpfte ihr. Sie packte panisch Rosifers Jacke und hörte ihn seufzen. Wie sehr muss er mich für meine Schwäche verachten!
„Schon gut!“ murmelte er und wimmelte Ginny energisch ab. „Jetzt nicht! Anjolie ist noch sehr schwach von dem Erlebten und muss sich jetzt ausruhen. Ihr könnt morgen mit ihr sprechen!“
„Aber...“, protestierte Ginny, verstummte aber sofort wieder. Rosifer musste sie mit einem seiner unheilvollen Blicke zur Ruhe gebracht haben und Anjolie bedauerte, dass Ginny dieses Verhalten ihretwegen ertragen musste. Andererseits war sie aber auch dankbar dafür, dass Rosifer seinen Weg mit ihr fortsetzte. Sie wollte jetzt einfach nur noch ins Bett und ihre Ruhe haben.
„Einen Tag, Anjolie!“, raunte Rosifer in ihr Ohr. „Mehr Zeit gebe ich dir nicht, um ihm hinterher zu trauern! Mehr verdient er nicht!“
Ihr wurde noch schwerer ums Herz. Ein Tag? Sie wusste nicht einmal, wie sie die nächste Stunde überstehen sollte!
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Der Nebel lichtete sich und er verließ die Welt, die so bar jeden Lebens war. Vorsichtig tat er ein paar Schritte in die Höhle zurück, aus der sie so knapp entkommen waren. Seine Todesser folgten ihm und stellten sich sofort in Kampfposition. Würden sie mit einem erneuten Angriff rechnen müssen?
Er konnte es kaum erwarten, wieder in der Burg zu sein und diesem kleinen Miststück zu zeigen, was er davon hielt, belogen zu werden. Sie hatte ihn schlichtweg in eine Falle geschickt und er war so auf sein Ziel fixiert gewesen, dass er die Lüge nicht durchschaut hatte. So weit war es mit ihm schon gekommen, dass er eine fette Lüge nicht mehr bemerkte!
Voldemort schaute sich in der Höhle um, in der sich das Schimmern des Durchgangs zum sidhe reflektierte. Als sie sich dem Spalt genähert hatten, waren ein Drache und ein Bergtroll auf sie losgegangen und Voldemort fragte sich im Nachhinein, wie die beiden überhaupt in diese Höhle gepasst hatten oder sie noch den Platz fanden, diesen Ungetümen zu entwischen.
Doch der kurze Kampf hatte auch seine Opfer gefordert. Vom ersten Feuerstoß wurden Weller und Crabbe in ein Häufchen Asche verwandelt und Voldemort war sofort klar gewesen, dass es sich hier um keinen normalen Drachen handeln konnte. So zeigte auch kein Zauber, den sie anwandten, die übliche Wirkung auf die Angreifer. Sie hatten sie lediglich aufhalten können und mit Mühe und Not durch den Spalt, der sich wie blau leuchtendes Wasser gebärdete, verschwinden können, ohne die leiseste Ahnung, was sie dahinter erwartete.
Mit äußerster Wachsamkeit war er in die Anderswelt hinübergetreten und auf einen völlig unerwarteten Anblick gestoßen. In früheren Jahren hatte er von der Anderswelt gelesen. Sie wurde als blühender Hort beschrieben, mit einem Übermaß an Pflanzen, Tieren und Genuss. Ein Ort, an dem kein Traum ungeträumt bliebe.
Nun, dies hier war wohl eher ein Alptraum! Abgestorbene Bäume, ausgetrockneter, felsiger Boden, wolkenverhangener Himmel, der durch hohen Nebel kaum auszumachen war. Kein Land eines Gottes würdig! Kein Land seiner würdig!
Nachdem sich keiner auf sie gestürzt hatte, folgten sie einem Weg, dem einzigen Zeichen, dass einmal so etwas wie Zivilisation in dieser Welt vorhanden gewesen sein musste. Ihm war, als wären sie ewig gewandert und langsam wurde in seinem Kopf eine Stimme laut, die in ihm die Frage aufwühlte, ob dieses verlogene Weib ihm auch bezüglich des Kessels einen Bären aufgebunden hatte.
Dann zeigte sich eine Burg am Horizont. Auch dort wirkte alles wie ausgestorben. Nichts zu sehen, von der Pracht, die hier einmal vorgeherrscht haben musste. Keine Spur von den mächtigen Göttern, die hier ehemals gelebt hatten. Aber im Thronsaal fand er, was er so ungeduldig gesucht hatte. Unscheinbar, doch mit eindeutigen Beweisen der Macht.
Voldemort packte den Kessel unter seinem Arm fester und drehte sich zu seinen Todessern um. In dem Moment brach der Lärm erneut aus. Als hätten sie nur darauf gewartet, dass er seine Aufmerksamkeit anderem zuwandte, stürzten der Drache und der Troll wieder aus der Dunkelheit hervor.
Er fuhr sofort wieder herum und schickte Schockzauber aus, die einzigen Flüche, welche genug Wirkung auf die Angreifer ausübten, um Handeln zu können. Er peilte die Augen des Drachen an, während er hinter einem Felsvorsprüngen Schutz suchte.
Sobald er in Sicherheit war, hörte er auf zu kämpfen. Sollten sich seine Leute um das Problem kümmern! Er hingegen suchte den schnellsten Weg hinaus aus der Höhle und der war gleich in seiner Nähe. Zu seiner Rechten lag der Eingang zu einer Nebenhöhle, die am anderen Ende aus der Höhle hinausführte.
Der Nachteil war nur, dass der Drache von seiner Position aus ebenso in die Nebenhöhle gelangen konnte und die ganzen Feuerstöße gegen seinen Felsen zeigten Voldemort, dass dieses Mistvieh vor allem auf ihn aus war.
Was sollte das? Er wollte doch gar nicht mehr in die Anderswelt! Oder wussten diese Monster, dass er etwas mitgenommen hatte, was ihrem Gott gehörte? Wenn, dann würde er ihnen nicht entkommen können! Sie würden ihm zweifellos überallhin folgen, bis sie hatten, was sie wollten.
Voldemort ließ alles, was er einmal über alte Magie gelernt hatte, Revue passieren. Wie konnte er dieses magische Band zerstören?
Sein Blick fiel wieder auf die Öffnung zum sidhe. Die Störenfriede waren aufgetaucht, als sie sich dem Durchgang genähert hatten! Das musste die Verbindung sein! Die beiden konnten unmöglich hier leben! Ihr Erscheinen hatte mit der Magie des Durchgangs zu tun! Eine Magie, die von der Anderswelt ausging. Diese Verbindung musste er kappen?
Kurzentschlossen richtete er seinen Zauberstab auf den Durchgang und schickte einen Fluch ab. Nichts! Der Fluch ging glatt durch. Er biss wütend die Zähne aufeinander. Anscheinend konnte seine Magie auch dem Durchgang nichts anhaben!
Seine Augen wurden schmal, als ihm ein neuer zerstörerischer Gedanke kam. Krachend brachen nach einem erneuten Fluch riesige Felsstücke aus der Decke über dem Durchgang, fielen hinein oder versperrten die Öffnung selbst. Immer wieder bombardierte er die Höhle selbst, bis der Eingang zum sidhe vollkommen versperrt war und letztendlich auch das Schimmern immer schwächer wurde... Und mit dem Durchgang verschwanden die Wächter. Sie wurden durchscheinender, bis sie sich ganz in Luft auflösten.
Mit einem triumphalen Gefühl erhob er sich und ging, ohne auf seine Todesser zu achten, in die Nebenhöhle, um letztendlich ganz in die Freiheit hinauszutreten. Mit Leichtigkeit überwand er den felsigen Strand, blieb an einem geeigneten Ort stehen und apparierte zurück nach Schottland.
Dort angekommen, setzte er sich sofort in Richtung Burg in Bewegung. Er war seinen Ziel so nah! Jetzt dauerte es nicht mehr lange und er wäre endlich unsterblich! Er besäße eine Unsterblichkeit die ihm weder Dumbledore, noch Potter wieder nehmen konnten! Und dann stand seinen Plänen nichts mehr im Weg.
Zuerst würde er sein Erbe in Besitz nehmen, wofür er Hogwarts einnehmen müsste. Auch dafür hatte er bereits handfeste Pläne geschmiedet. Und von Hogwarts bis zur Welt war es nur ein kleiner Sprung. Vorausgesetzt, dieses Weib hatte bezüglich der Wirkung des Kessels nicht gelogen!
Voldemort wurde langsamer bei diesem Gedanken. Er würde sie noch einmal verhören müssen und diesmal durfte keine blinde Gier seine Sinne vernebeln! Im Gegenteil, bei ihr musste er seine Sinne schärfen! Sie war ein nicht zu verachtender Gegner! Doch sie würde ihn nicht noch einmal belügen! Das schwor er sich. Er kam nicht umhin, ihre Stärke und außergewöhnliche Selbstbeherrschung zu bemerken, da sie es selbst unter seinem Imperius-Fluch geschafft hatte, ihm zu widerstehen. Er würde es genießen, sie zu zerstören!
Seine Schritte wurden wieder ausholender. Er sah auf, um den Ort seines Triumphes im Licht der untergehenden Sonne zu betrachten und spürte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. In der Außenmauer der Burg klaffte ein riesiges Loch.
Rasend vor Wut umklammerte er den Kessel. Wer wagte es, ihn anzugreifen? In Windeseile brachte der die letzte Distanz hinter sich und begutachtete das Ausmaß der Zerstörung. War das überhaupt ein Angriff gewesen? Die Trümmer lagen alle außerhalb der Burg und ließen darauf schließen, dass da jemand mit Gewalt hinaus gewollt hatte! SIE! Wer anders als sie, hätte einen Grund gehabt, so dringend hinaus zu wollen? Und wer sonst, musste deshalb die halbe Mauer wegsprengen? Sein Zauber musste sie aufgehalten haben und anscheinend steckte bei weitem mehr in ihr, als er bisher angenommen hatte!
Er lief über den zerstörten Burghof und seine Wut wurde grenzenlos. Wer war sie, dass sie es schaffte und wagte, solch eine Verwüstung in seiner Burg zu hinterlassen? Wohl kaum das Muggleweib, als das sie sich hingestellt hatte!
Voldemort betrachtete den Kessel unter seinem Arm plötzlich mit anderen Augen. Eines stand fest: Er würde bei seinem Gebrauch Vorsicht walten lassen und bestimmt nicht der Erste sein, der von der darin zubereiteten Speise aß! Wer wusste, was es wirklich mit diesem Kessel auf sich hatte!
Er schlängelte sich um die Löcher im Hof und ging in die Burg. Das entschuldigende Winseln seiner Leute angewidert ignorierend, steuerte er seinen Studiertisch an, stellte den Kessel sorgfältig darauf ab und setzte sich in seinen Lehnstuhl. Nur ein einziges Mal horchte er auf, als die Tatsache erwähnt wurde, dass sein Flüchtling Unterstützung gehabt hatte.
Doch auch, wenn das hieß, dass sie für dieses Chaos nicht allein zuständig war, würde er seine warnende innere Stimmen nicht ignorieren! „Seht zu, dass ihr das Chaos wieder in Ordnung bringt!“, befahl er mit einem Wink nach draußen und begann Informationen zusammenzutragen.
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Ginny saß am Küchentisch und starrte in ihren Kürbissaft. Sie hatte kaum schlafen können und die Tatsache, dass sich ihre ehemalige ?Trainerin' ein Stockwerk tiefer befand, spielte eine nicht zu verachtende Rolle dabei. Anjolie hatte sich während der Versammlung so seltsam benommen und was war mit Snape los? Warum war er so auf sie losgegangen?
Sie drehte das Glas gedankenverloren zwischen den Fingerspitzen. Seit dem Kampf zu Silvester hatte sie kaum Zeit zum Durchatmen gehabt. Kurz nach Anjolies Tod... Verschwinden war das Chaos ausgebrochen. Voldemort und seine Todesser waren, zusammen mit Werwölfen, Vampiren und Dementoren, scharenweise über die Zaubererwelt hereingebrochen. Ohne Erbarmen säten sie Furcht, Vernichtung und Misstrauen zwischen den Zauberern. Ihre Mutter sagte, dass es noch schlimmer wäre, als vor Voldemorts Niederlage gegen Harry.
In der Zeit, während sie von Anjolie auf den Kampf mit Uttuku vorbereitet wurde, hatte Dumbledore Harry mehr in Beschlag genommen. Erst als sie ihren Kampf hinter sich hatte, war ihr klar geworden wie sehr.
Dann jagte Dumbledore ihn hinter den Seelensplittern her und Ginny hatte sich nicht davon abbringen lassen, Harry zu begleiten. Sie hatte es gar nicht erwarten können, gegen Voldemort und seine dunkle Armee zu kämpfen.
Hilflos und nutzlos hatte sie sich in Hogwarts gefühlt, während ihre Eltern und Brüder im Orden ihr Leben riskierten und Harry immer mehr Zeit mit dem Direktor verbrachte. Außerdem hatte sie Anjolie sehr vermisst. Während der wenigen Monate war Anjolie wie eine ältere Schwester für sie geworden und genauso hatte sie um sie getrauert. Der einzige, der ihren Schmerz über ihren Verlust hätte nachempfinden können, war Snape. Doch der war wie immer zu eigenbrödlerisch gewesen, um seinen Schmerz mit anderen zu teilen, geschweige denn, anderen zu helfen.
Aber jetzt war sie wieder da! Ganz in der Nähe und doch unerreichbar. Rosifer schottete sie vor jedem ab und beantwortete keine Fragen. Wie auch? Er war die ganze Zeit bei ihr im Zimmer! Selbst Remus wusste nicht, was los war und das sollte was heißen!
Rosifer hatte bisher jede freie Minute mit ihm verbracht und alles besprochen, nur hier verschloss er sich vollkommen. Und das passte Remus gar nicht! Sie wusste nicht, ob sie sich irrte, doch Ginny glaubte, ihn ziemlich häufig vor Anjolies Tür herumlungern zu sehen. Wenn sie selbst nicht so neugierig gewesen wäre, hätte sie seine Ungeduld schon amüsant finden können.
„Hey, sprichst du nicht mehr mit mir?“ Harry hatte sich neben sie gesetzt und mit der Schulter angestoßen. Sie sah in seine leuchtenden, grünen Augen und seufzte.
„Wie lange bleiben sie noch da oben?“, beschwerte sie sich, obwohl sie wusste, dass er ihre Frage sowieso nicht beantworten konnte. „Er sagte, wir könnten morgen mit ihr sprechen. Heute ist morgen! Wo sind sie?“
Ein Schatten legte sich über seine Augen und er sah auf seine Hände, die ineinander verschlungen auf dem Tisch ruhten. „Ich weiß es nicht! Aber sie sah so aus, als könne sie eine Menge Ruhe gebrauchen!“
„Ich weiß, aber was ist mit ihr? Sie sah nicht müde oder schwach aus, wie man es nach einem solchen Erlebnis erwarten könnte. Sie wirkte so niedergeschlagen! Was ist nur passiert?“
„Niedergeschlagen?“, wiederholte Harry. „Verzweifelt wäre wohl das passendere Wort!“
„Aber warum?“, fragte Ginny beharrlich.
„Ich weiß es nicht!“, stieß Harry aus und stand auf. Er ging zum Ofen und stieß ein Stück Holz mit dem Fuß gegen den Eisenschutz. „Ich weiß genauso wenig wie du! Und dabei würde ich ihr doch so gern einige Fragen stellen!“
„Ja, ich wüsste auch gern, wie sie wieder zurückkommen konnte. Remus sagte zwar, dass sie es auch nicht weiß wie, aber... ach, ich weiß nicht! Ich war einfach nur so glücklich, sie wiederzusehen!“
Harry drehte sich wieder zu ihr um. „Ich würde lieber wissen wollen, was sie noch über die Tuatha zu erzählen hat und ob es einen Weg gibt, Voldemort zu vernichten, selbst wenn der Kessel ihn unsterblich macht!“
Ginny atmete tief durch. Voldemort vernichten. Das war das einzige, woran er in letzter Zeit denken konnte! Er jagte wie ein Besessener hinter den Seelensplittern her und übte Vernichtungszauber jeglicher Art, die er gegen Voldemort anwenden wollte. Zum Glück war der gestern früh schon weg gewesen, sonst hätte das Showdown wahrscheinlich bereits da stattgefunden und Ginny glaubte nicht, dass er dazu schon bereit war.
Sie konnte nicht leugnen, dass Harry sich geändert hatte. Er war bei weitem nicht mehr so unsicher in seinen Entscheidungen wie noch vor ein paar Monaten, vor allem nachdem Dumbledore verschwunden war. Er legte eine Zielstrebigkeit an den Tag, die zeigte, dass er seine kindliche Unschuld hinter sich gelassen hatte.
Ginny beobachtete wieder, wie sich der Saft im Glas drehte. Sie vermisste diese Charaktereigenschaft an ihm und dafür hasste sie Voldemort am meisten. Er zerstörte einfach alles Schöne und Gute und hatte es nicht zuletzt auf den Jungen abgesehen, den sie liebte!
„Wie der Kessel wohl wirken wird?“, überlegte Harry laut. „Ob Voldemort sich durch ihn verändert - in seiner Gestalt oder im Wesen? Er wird doch hoffentlich keine neuen Kräfte dazubekommen?“
„Das wäre gar nicht so abwegig!“, stimmte Hermine mit ein, die gerade, die Nase in einem dicken Wälzer, zur Tür hereinkam, dicht gefolgt von dem treudoofen Dackel namens Ron. Ginny unterdrückte ein Aufstöhnen. Seit Hermine sich seiner erbarmt hatte und ihm erlaubte, sich ihr Freund zu nennen, wich er kaum noch von ihrer Seite. Zum Glück war Harry nicht so! Das würde sie schier wahnsinnig machen!
Hermine setzte sich an den Tisch und Ron ließ mit einem lauten Poltern einen Schwung weiterer Bücher auf den Tisch fallen, worauf er von Hermine einen strafenden Blick erntete. „Wirklich Hermine! Als Anjolie sagte, es soll recherchiert werden, meinte sie mit Sicherheit nicht nur uns vier!“, maulte er darauf und warf sich auf den Stuhl neben sie.
„Hör auf, dich zu beschweren!“, mahnte sie nur und las ungerührt weiter. Nachdem die Versammlung sich aufgelöst hatte, war sie mit einem Enthusiasmus an die Suche gegangen, der geradezu erschreckend war - selbst, wenn man Hermine kannte!
„Was hast du eben gemeint?“, stocherte Harry und setzte sich wieder neben Ginny. „Soll das heißen, Voldemort könnte noch mächtiger werden?“
„Hier steht, dass Lir mit seinem Kessel die Götter speiste und dass sie so ihre Unsterblichkeit erhielten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie erst dadurch zu Göttern wurden und ihre Kräfte erhielten!“
„Steht das auch da drin?“ Ginny beugte sich über den Tisch und versuchte einen Blick auf das Buch zu erhaschen. Hermines Vermutung gefiel ihr überhaupt nicht! „Vielleicht haben wir Glück und sie sind nur unsterblich geworden. Ich meine, vielleicht hatten sie ihre Kräfte schon vorher!“
Hermine warf ihr einen zweifelnden Blick zu und schnaubte. „Wohl kaum und überhaupt... nach allem, was wir bisher erlebt haben, glaubst du immer noch an so etwas wie Glück?“
Ginny lehnte sich eingeschnappt zurück. Hermine war ohne Zweifel sehr intelligent, doch sie konnte anderen gegenüber extrem überheblich sein, vor allem, wenn man Argumente gegen ihre Meinung brachte. Ginny konnte das schon nachvollziehen, doch momentan kotzte es sie einfach nur an!
„Ganz genau!“, zischte sie deshalb. „Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass auch wir einmal Glück haben! Und warum sollten sie ihre Kräfte nicht schon gehabt haben? Steht da zum Beispiel irgendetwas, woher sie den Kessel haben? Der birgt mächtige Magie und falls sie ihn selbst herstellten, dann müssen sie bereits vor ihrer Unsterblichkeit enorme Kräfte gehabt haben! Vielleicht solltest du lieber noch etwas lesen, bevor du uns allen die Hoffnung nimmst!“
„Hey, Ginny! Was ist denn plötzlich los mit dir? Warum greifst du Hermine so an?“, fragte Harry erstaunt.
„Eben! Komm wieder runter!“, stimmte Ron mit ein, während Hermine sie verstört ansah.
„Runterkommen?“, fauchte Ginny. Dazu war sie jetzt nicht in der Stimmung! „Der einzige, der hier runterkommen muss, ist Rosifer! Ich will jetzt endlich wissen, was mit Anjolie los ist oder besser noch, ich will mit ihr selbst reden! Außerdem ist sie sowieso die einzige, die genau weiß, wonach wir suchen sollten!“, schloss sie, um ihren Ausbruch wenigstens etwas zu rechtfertigen.
„Die Frage ist nur, ob sie auch mit dir reden will!“, meldete sich Hermine wieder zu Wort. Sie schien ihren Schock überwunden zu haben.
Diesmal sah Ginny Hermine perplex an. „Warum sollte sie denn nicht?“
„Hast du nicht bemerkt, dass sie gar nicht auf dein Rufen reagiert hat? Sie hat keinen von uns angesehen und ihr Weg nach oben glich eher einer Flucht!“, erklärte Hermine leise, aber bestimmt.
Ginny starrte auf die dunklen Bodendielen. Anjolies Aussehen war ihr die ganze Nacht nicht aus dem Kopf gegangen! Das einzige Mal, als sie ihr in die Augen sehen konnte, hatte soviel Angst darin gelegen. Doch Angst wovor? Hier gab es niemanden, der ihr etwas anhaben wollte. „Was ist nur mit ihr? Sie sah aus, als fürchte sie sich vor uns!“ Ginny hatte das Gefühl, immer wieder dieselbe Frage zu stellen und nie eine Antwort darauf zu erhalten.
„Und warum steckt Rosifer nur mit ihr zusammen? Ich kann nicht begreifen, dass Snape das zulässt!“, warf Ron dazwischen.
„Snape!“, spuckte Harry aus. „Als ob es einen interessieren würde, was der denkt!“
„Nee, mal ehrlich, Leute. Wenn meine Freundin allein mit 'nem anderen die ganze Nacht in 'nem Schlafzimmer 'rumhocken würde, ich glaub, ich würde Amok laufen!“ bohrte Ron hartnäckig.
„Na und?“, schnaubte Harry unbeeindruckt.
„Ron hat Recht!“, führte Ginny den Gedanken ihres Bruders weiter. „Er hat sie bei der Versammlung heftig attackiert, obwohl er sie gestern früh noch vor jedem abschirmen wollte. Was ist während der paar Stunden danach passiert?“
„Jedenfalls mehr als bei uns!“, murmelte Ron und Hermine stieß ihm mit dem Ellbogen verärgert gegen den Arm. Als Ginny klar wurde, was er meinte, schüttelte sie sich angeekelt. Also das wollte sie sich wirklich nicht vorstellen - von keinem der Paare!
„Steht da auch was, wie man die Götter herbeirufen kann?“, lenkte sie deshalb ab und griff nach einem der Bücher.
„Dazu habe ich bisher noch nichts gefunden!“, antwortete Hermine, schon wieder in ihre Lektüre versunken.
„Na dann lasst uns suchen!“, bestimmte Ginny, schob Ron und Harry jeweils ein Buch zu und hoffte, sich so ablenken zu können, bis Anjolie sich entschloss, ihr Geheimnis zu lüften oder Rosifer den Fehler beging und den Kopf zur Tür rausstreckte.
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Das war's mal wieder. Viele Seiten, wenig Informationen und nur, um euch zappeln zu lassen. Ich weiß, ich bin bösartig. Oder was meint ihr???
VLG Rosiel
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