von Rosiel
Es ist soweit! Das letzte Kapitel ist fertig und ich hoffe, es gefällt euch.
Ich danke euch für eure tollen Reviews auf das letzte Kapitel und im einzelnen:
@eule20: reply: Jo, hab mich auch gewundert, was Harry da aus sich herausgeholt hat! Aber er wollte halt auch mal auftrumpfen, sonst sahnt ja Anjolie immer nur alle Punkte ab. *g*
Es freut mich, dass der Szenenwechsel gut ankam. War nämlich ein verflixtes Stück Arbeit, das alles so zu koordinieren, damit es nicht zu chaotisch wird und (verzeih die kleine Übertreibung) Harry Voldemort nicht schon umlegt, bevor der Kampf überhaupt angefangen hat;-); Außerdem mochte ich die Vorstellung, dass ihr vor Wut in die Tischkante beißt, weil die blöde Kuh von Autorin schon wieder von vorn anfängt und ihr immer noch nicht wisst, was nun los ist! - hach, schön, dass es doch nicht so schlecht war, wie ich befürchtete.
@Miss Voldemort: Also, zunächst mal: ein übertrieben langes Review gibt's bei mir nicht! Ich hätte noch ewig weiterlesen können!;-) Und wow, du hast wirklich einen guten Sinn für Dramatik! Hätte ich im letzten Chap an so mancher Stelle auch gebrauchen können!*seufz* Dafür freut es mich umso mehr, dass sich meine Mühe beim Szenenwechsel gelohnt hat. Da war die Extra-Woche Arbeit wohl doch nicht umsonst!;-)
Was Snapes patronus-loses Leben betrifft... ich hoffe doch, dass ihm Anjolie ein paar schöne Erinnerungen verschaffen wird. Schließlich ist sie da ja nicht ganz unbegabt!
@Bellachen: Oh, danke, danke! Eine kleine Fortsetzung habe ich schon im Hinterstübchen, bis zur Umsetzung wird es aber einige Zeit dauern. Ich brauche erst mal etwas Luft, um einige meiner Lieblings-FF's weiterzulesen, neue Bücher zu lesen (mein SUB wird immer größer!) und Kraft und Ideen für neue Frechheiten von Anjolie zu sammeln!;-)
Drachenfeuer habe ich nicht gelesen, aber die Idee mit den Tuatha war trotzdem nicht meine. Sie kam mir beim Lesen von ?Faith', einer FF von dragongirl (nur in engl.) bei fanfiction.net. Sie hatte auch Tuatha in ihrer Geschichte, nur anders umgesetzt. Ihren Gedanken, dass die Tuatha beim Aufbau und Schutz von Hogwarts mitgeholfen haben, fand ich einfach faszinierend. Und so wurde ich angesteckt!;-)
Disclaimer: Mir gehört nichts aus dem Potter-Universum und ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte!
25. Kapitel - Ende gut, alles gut?
Anjolie schlug das Herz bis zum Hals, als sie sah, wie Voldemorts Körper sich versteifte. Harry musste es geschafft haben! Doch sie hatte keine Zeit, den Kampf zu beobachten. Sie musste jetzt selbst handeln!
Sie drehte sich wieder zu Harrys Körper herum und dabei fiel ihr Blick auf Ginny, die tränenüberströmt auf dem Boden vor dem magischen Schutzschild saß und mit den Fäusten kraftlos dagegen schlug. Anjolie schnürte es die Kehle zu, sie so zu sehen. Sie konnte ja nicht wissen, was hier geschah!
Tief durchatmend blinzelte sie die Tränen weg und löste den Beutel, den sie an ihrem Hosenbund befestigt hatte. Sie nahm das vorbereitete Pulver aus gestoßenen Misteln in Weihrauch mit pulverisiertem Saphir heraus und verstreute es im Kreis um sie und Harrys Körper herum.
Sie entzündete es mit einem Streichholz und als es mit bläulicher Flamme brannte, kniete sie sich neben Harrys Brust und befreite sie von seinem Pullover. Dann nahm sie die rote Flasche mit dem Sud aus Lirs Kessel und öffnete sie. Vorsichtig tröpfelte sie etwas von der Flüssigkeit auf die Wunde. Sie schloss sich augenblicklich. Erleichtert, dass es tatsächlich wirkte, atmete Anjolie, wenn auch zittrig, tief durch.
Nun beugte sie sich über ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust. Kein Herzschlag zu hören! Auch das Tasten nach seinem Puls verlief erfolglos. Gut! Sie zog seinen Pullover wieder runter, rutschte an seinen Kopf und legte ihn auf ihren Schoß. Dann hob sie nach und nach seinen Oberkörper in eine aufrechte Position, stützte ihn mit ihrem Körper und zwang seinen Mund weiter auf. Jetzt konnte sie ihm Lirs Elixier einflößen und ihm wiedergeben, was sie ihm genommen hatte.
Während sie ihm den Sud gab, murmelte sie die Worte, die sie Dian aus der Nase hatte ziehen können. „Trwodd y grymoedd, y mi rhoddi: byw!“ Das wiederholte sie solange, bis der Sud alle war und aus seinem Mund ein goldenes Leuchten kam. Sie legte die Flasche weg und schloss die Arme um seinen Brustkorb. Und wieder sagte sie den Spruch auf, der Harrys Körper das Leben wiedergeben sollte.
Sie verfiel in eine Art Mantra und das goldene Licht in seinem Inneren intensivierte sich. Anjolie erlaubte sich ein Lächeln. Das hieß, der Schaden in seinem Körper wurde behoben!
Nun legte sie Harry auf dem Boden ab und kniete sich wieder neben seine Brust. Sie platzierte ihre Hände über seinem Herzen und schloss die Augen. Ruhig atmend erinnerte sie sich an Dians Anweisungen. Sie musste die Kraft, die er ihr gegeben hatte, durch Harrys Herz leiten, um es so wieder zum Schlagen zu bringen.
Also konzentrierte sie sich auf diese Kraft und sammelte sie, wie sie es so oft während der letzten Tage und Nächte geübt hatte. Als sie glaubte, genügend Kraft zu haben, gab sie diese frei. „Lebe!“, murmelte sie mehr zu sich selbst und schrak zusammen, als die Kraft, die durch ihren Arm floss, sich zwischen ihren Händen und Harrys Brust wie ein Stromschlag anfühlte und Harrys Körper erzitterte. Sie riss die Augen auf und sah Harry an.
Kurzentschlossen beugte sie sich über ihn und drückte ihr Ohr auf seine Brust. Sein Herz schlug wieder! Anjolie schluckte schwer und richtete sich wieder auf. Die Hälfte ihrer Arbeit war geschafft. Jetzt kam der schwierigere Teil.
Mit nun wieder klopfendem Herzen sah sie zu Voldemort hinüber. Er stand zwar noch immer stocksteif da, doch jetzt leuchteten seine Augen hell auf. Es konnte nicht mehr lange dauern. Und tatsächlich... nur wenige Minuten später schien helles Licht aus jeder Pore seines Körpers zu treten. Urplötzlich war es dann wieder weg, dafür ging sein Körper in Flammen auf.
Anjolie drehte sich sofort um und beugte sich wieder über Harrys Körper. Nun galt es, seine Seele in seinen Körper zurückzuholen und Anjolie hoffte inständig, es auch zu schaffen. Sie kannte die unglaublichen Gefühle, die das Licht in einem auslöste, und eben dieses Licht wartete nun auf Harry und würde ihm genau das bieten, was er in seinem Leben immer vermisst hatte. Sie fürchtete, er würde nach allem, was er erlebt hatte, nur zu gern den Frieden akzeptieren!
Und doch hoffte sie, dass die Verbindung seines nun gesunden Körpers zu ihm noch stark genug war. Sie legte ihre Hände jeweils auf sein Herz und seine Stirn und begann eine Beschwörung zu murmeln, die sie noch aus alten Zeiten kannte. Zudem nahm sie Kontakt zu der Kraft auf, die sie im Vampirversteck wiederentdeckt hatte. Damit musste es klappen.
Durch die uralte Magie spürte sie, dass Harry noch da sein musste und ihre Zuversicht wuchs. Sie konzentrierte sich noch mehr auf ihre Worte und verband sie mit der Kraft, die sie durchströmte. Zum zweiten Mal in dieser Nacht verfiel sie in ein Mantra, doch dieses war viel stärker. „Animus paratum sequi lumen, vocaro te illic tui fati! Harrius Potter, fortem pugnator lumeni, exandire mea vocatus et redire in tuum corpum!“
Anjolie schnappte entsetzt nach Luft, als der Spruch ins Leere griff und sie die Verbindung zu Harry verlor. Er war plötzlich nicht mehr da! Das konnte sie durch seinen Körper deutlich spüren. Verzweifelt griff sie noch mehr nach universellen Energie, wollte ihm folgen, ihn zurückholen, doch sie kam nicht weit. Ihr wurde der Zutritt zum Licht verwehrt.
Sie riss die Augen auf und starrte fassungslos auf seinen Körper. Sie hatte versagt! Sie hatte geglaubt, das Schicksal - sein Schicksal - ändern zu können und hatte komplett versagt! Mit Tränen in den Augen sah sie auf und suchte Ginnys Blick. Wie sollte sie ihr das erklären? Wie sollte sie ihr sagen, dass Harry nicht mehr zurückkommen würde, vor allem nachdem sie gesehen hatte, dass Anjolie ihn tötete?
Bei Ginnys Anblick, die noch immer am Schutzschild hockte und sie beobachtete, kam ihr plötzlich ein neuer Gedanke. Sie konnte ihn nicht holen, aber rufen! Und sie selbst war für Harry kein ausreichender Grund, um sein Leben weiter zu leben, doch Ginny schon!
Sofort drehte sie sich um und suchte Severus. Es stand nicht weit von ihr und sie gab ihm hektische Zeichen, den Schutzzauber aufzulösen, da er sie auf seiner Seite wohl genauso wenig hören konnte, wie sie ihn. Ohne auf seine Reaktion zu warten, drehte sie sich wieder zu Ginny um und Severus musste sie verstanden haben, denn Ginny fiel plötzlich nach vorn. „Ginny, komm her und hilf mir!“, rief Anjolie augenblicklich.
„Was?“, antwortete Ginny erstickt und sah sie verwirrt und ein wenig aufgebracht an.
„Ich kann ihn nicht allein zurückholen, er braucht einen starken Anker und der bist auf dieser Welt nur du!“, erklärte Anjolie verzweifelt. Sie hatten keine Zeit für Diskussionen. Je länger er weg war, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder zurück kam.
„Ich verstehe nicht, was du meinst!“, entgegnete Ginny, während sie aufstand.
„Ich versuche Harry wiederzubeleben und brauche deine Hilfe! Deutlich genug?“, brüllte Anjolie mit wild schlagendem Herzen und am Rande ihrer Geduld.
Nun verlor Ginny keine Zeit mehr. Sie spurte auf Anjolie zu und winkte gleichzeitig Hermine und Ron zu, ihr zu folgen. Gute Idee! Seine besten Freunde konnten bestimmt auch helfen! Als sich alle vier um Harry versammelt hatten, griff Anjolie nach Ginnys und Hermines Hand. „Bildet eine Kette!“, wies sie an und legte Hermines Hand auf Harrys Stirn und Ginnys auf seine Brust, während die beiden Mädchen Rons Hände ergriffen.
„Harry ist hinüber gegangen und wir müssen ihn wieder zurück locken! Ich werde die Verbindung aufbauen und wenn es soweit ist, werdet ihr um euch herum absolute Stille und einen sanften hellen Nebel wahrnehmen. Ihr werdet Harry nicht sehen, aber er kann euch hören! Ruft ihn! Überredet ihn zurückzukommen, denn ihr seid die einzigen, die es schaffen können, ihn von diesem Ort und höchstwahrscheinlich seiner Familie zurück ins Leben zu holen!
Ihr werdet übrigens nur eure eigene Stimme hören und nichts von dem, was die anderen sagen! Harry schon und ihr braucht euch auch nicht scheuen, einfach drauflos zu reden. Es wird kein heilloses Durcheinander geben, sondern nach und nach zu ihm durchdringen! ... Okay, es geht los. Schließt die Augen, damit der Übergang nicht so abrupt ist!“
Die Jugendlichen folgten ihrer Anweisung und Anjolie schielte kurz zu Ginny, die ihre Hand schmerzhaft zusammenpresste. Anjolie erwiderte den Druck kurz, um Ginny zu zeigen, dass sie nicht allein war und schloss dann selbst die Augen.
Noch einmal griff sie nach der universellen Energie und diesmal fiel es ihr viel schwerer, vor allem, weil sie die drei anderen mit einbinden musste. Doch dann gelang es ihr und sie folgte Harry erneut bis zur Vorstufe des Lichts. Auch diesmal wurde ihr der weitere Zutritt nicht erlaubt, doch sie würden nehmen, was möglich war!
Kurz nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten, begannen seine Freunde ihn zaghaft zu rufen. Und sie hoffte, dass sie die richtigen Worte fanden, doch am meisten baute sie auf Ginny. Denn sie wusste, dass zwischen den beiden mehr als nur Freundschaft bestand!
Anjolie konzentrierte sich auf den ersten ihrer ?Mitreisenden'. Sie konnten zwar einander nicht hören, doch sie selbst hatte sehr wohl die Möglichkeit zu horchen. Eine Tatsache, die sie wohlweislich verschwiegen hatte, um keine unnötige Schüchternheit aufzubauen.
„Hey, Mann! Harry? Kannst du mich hören?... Naja, ich hoffe es, sonst käme ich mir nämlich ziemlich dämlich vor!“, fing Ron an und Anjolie musste schmunzeln. Der Ärmste war so überrumpelt worden, dass er wahrscheinlich gar nicht wusste, was er sagen sollte! Ein Problem, das bei allen dreien auftreten könnte!
„Also... Anjolie hat gesagt, dass wir dir sagen sollen, dass du zurück kommen musst!“ Anjolie verdrehte die Augen. Oh ja! Meine Meinung wird ihn sicher überzeugen dem Himmel und seinen Eltern den Rücken zu kehren. „Ey Mann! Du kannst doch nicht einfach so gehen! Ich weiß ja nicht, was überhaupt los war, aber Anjolie scheint zu glauben, dass du nicht sterben musst! Komm zurück, Mann!“
Anjolie hatte genug gehört und konzentrierte sich auf den nächsten. Hermine war bereits voll beim Reden. Sie versuchte es auf die analytische Weise, wog Vor- und Nachteile ab und überließ Harry die Entscheidung, doch mit dem Hinweis, das sein Leben mehr Vorteile zu bieten hatte. Anjolie wandte sich gelangweilt ab. Da redete wohl zu sehr Dagdas Gabe aus ihr!
Sie hoffte, dass wenigstens Ginny überzeugender war! Anjolie runzelte die Stirn, als sie von Ginny nichts hörte. Sie konzentrierte sich noch mehr auf das Mädchen, doch noch immer nichts. Schwächelte sie langsam? Aber sie konnte Ginnys Anwesenheit doch spüren!
„Harry?“, ertönte plötzlich Ginnys Stimme und Anjolie horchte auf. „Kannst du mich hören?“ Immer diese Familienähnlichkeiten! Anjolies Konzentration schwankte, als sie eine Schwäche spürte und sie horchte in sich. Der Abstecher in den Limbo dauerte bereits zu lange und ihr Körper wehrte sich! Aber ihr Ziel war noch nicht erreicht, sie musste unbedingt durchhalten!
„Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll... ob ich überhaupt das Recht habe, dich zu bitten zurück zu kommen“, fuhr Ginny mit leiser Stimme fort. „Ich habe, ehrlich gesagt, nicht die geringste Ahnung, wo du gerade bist... oder ich, aber Anjolie sagte, deine Familie könnte bei dir sein! Ich weiß, dass du mich gern hast, aber wie könnte ich verlangen, dass du den Menschen, die du liebst, den Rücken kehrst? Du hast dir doch immer gewünscht, sie kennenzulernen oder Sirius wiederzusehen!“
Mädchen, du sollst ihm Gründe nennen, ins Leben zurückzukehren und nicht dort zu bleiben!, dachte Anjolie aufgebracht. Wozu hatte sie sich die Mühe gegeben, wenn jetzt alle gegen sie arbeiteten?
„Ich möchte aber, dass du weißt, dass ich dich liebe! Und ich bin froh, dass ich es dir gestern noch zeigen konnte!“ Hallo? „Es war so schön, in deinen Armen einzuschlafen und wieder aufzuwachen!“ Hm, hätte ich ihr sagen sollen, dass auch Harrys Eltern ihre Worte hören können?
„Ich wünschte nur, wir hätten früher die Gelegenheit ergriffen und so mehr Zeit miteinander verbringen können!“ Japp, ich hätte es ihr sagen sollen! „Jetzt, wo Voldemort endlich weg ist, hätten wir die Möglichkeit, ein normales Leben zu führen und... Oh, Harry, ich werde dich vermissen!“, schluchzte Ginny plötzlich. „Ich will dich nicht verlieren! Ich weiß, ich bin egoistisch, aber ich liebe dich und ich kann den Gedanken nicht ertragen, mein Leben nicht mit dir zu verbringen! Bitte, Harry, komm zurück!“
Anjolie versuchte angestrengt, die Kontrolle zu behalten und sie so lange wie möglich im Limbo zu belassen, doch nach Ginnys letzten Worten wurden sie gewaltsam herausgeschleudert und landeten heftig in der Realität.
Sie war die einzige, die gemerkt hatte, dass die Verbindung abbrach, deshalb sahen die anderen ziemlich verdattert aus, während sie sich aufrappelten. „Entschuldigt, es ging nicht mehr länger!“, murmelte Anjolie.
Um sie herum hatten sich mittlerweile Ordensmitglieder und andere Mitstreiter versammelt und Anjolie sah mit Schrecken, dass die Zahl rapide zurückgegangen war. Sie hoffte, dass sich noch einige auf dem Gelände befanden und Gefangene machten!
Anjolie spürte ein Paar Hände, die ihr halfen, sich aufzurichten. Sie ahnte, wem die Hände gehörten und lehnte sich dankbar gegen Severus, der nun hinter ihr kniete. Sie fühlte sich vollkommen schlapp und hätte überhaupt kein Problem damit, sich auf dem Boden zusammenzukugeln und eine Runde zu schlafen.
„Du hast geweint!“, murmelte er und entfernte ihr mit einem Daumen sanft die Tränen. Das erinnerte sie sofort an Ginny und sie suchte den Blick des Mädchens. Doch sie lag in Hermines Armen und die beiden weinten still, während Molly sie beide umarmte und sie sanft wiegte. Anjolies Blick wanderte zu Harry, der noch immer reglos auf dem Boden lag. Du hast gründlich versagt!
Sie befreite sich aus Severus' Halt und krabbelte auf Knien zu Harry. Eine Hand legte sie auf sein Herz und mit der anderen stützte sie sich neben ihm ab. Es tut mir leid! Offensichtlich habe ich nicht gründlich genug geplant, sonst wärst du jetzt wieder da! Es ist nicht fair, dass du sterben musstest. Voldemort hätte auch vernichtet werden können, ohne dass du den Märtyrertod stirbst! Schließlich gab es einen Weg, dich hier zu behalten! Aber ich war nicht gut genug, um dir zu helfen! Ich war nicht stark genug! Es tut mir leid!
Anjolie strich ihm eine Strähne seines widerspenstigen Haares aus der Stirn und ließ kurz die Hand auf dem Kopf ruhen. Da schoss sein Oberkörper plötzlich in die Höhe und stieß sie um. Severus fing sie auf und sie starrte fassungslos und mit vor Schreck rasendem Herzen auf den keuchenden Harry, der selbst nur langsam wieder zu sich kam.
Dann schluckte er und schickte mit einem verlegenen Lächeln ein „Hi!“ in die Grabesstille um ihn herum. „Himmel, mach doch so was nicht mit mir!“, schimpfte Anjolie und unterdrückte ein aufkeimendes hysterisches Lachen.
„Also für die Frau, die eben noch bedauert hat, dass sie mich nicht ins Leben zurück holen konnte, klang das jetzt nicht sehr begeistert!“, grinste Harry und Anjolie klappte noch mehr die Kinnlade runter. Er hat mich gehört?
„Harry!“ Ginny und Hermine fielen ihm im Gleichklang um den Hals und Anjolie lehnte sich unheimlich erleichtert in Severus' Armen zurück. Sie nahm seine Hände, schlang seine Arme um ihren Bauch und legte ihre Hände auf seine. So beobachtete sie, wie alle vor Freude entweder in Tränen ausbrachen, sich gegenseitig auf die Schultern klopften oder in aufgeregtes Geschnatter verfielen. Es war vollbracht!
Nun vollkommen zufrieden, sah sie Severus über ihre Schulter an und runzelte die Stirn, als sie seinen ernsten, undeutbaren Blick auf sich bemerkte. Jetzt, wo alles vorbei war und sie zur Ruhe kam, wurde ihr klar, dass die Zeit gekommen war, alles zu erklären und sie fürchtete sich irgendwie davor, sich mit Severus auseinandersetzen zu müssen.
Sie setzte sich auf und er ließ sie bereitwillig gewähren. „Hey, du!“, lächelte sie ihn zaghaft an und er begegnete ihren Blick offen. Er wollte Antworten.
„Sag mal, was hast du dir denn bei all dem gedacht?“, herrschte Rosifer sie von der Seite her an und Anjolie blinzelte ihn irritiert an. Was wollte er denn jetzt?
„Das wüsste ich auch gern!“, donnerte eine weitere Stimme und Anjolie riss die Augen auf, als sie erkannte, wer der Besitzer war.
„Michael!“, wisperte sie und ihr Herz rutschte ihr prompt in die Hose. Der Erzengel stand mit verschränkten Armen einige Meter seitlich von ihr, die silber-weißen Flügel voll ausgebreitet, und funkelte sie böse an.
Er hatte ihr ja schon unheimlichen Respekt eingejagt, als sie noch ein Engel war, doch nun wünschte sie sich sehnlichst, sich in einem Loch verstecken zu können, um ihm nicht gegenübertreten zu müssen.
„Hallöchen Michael!“, begrüßte sie ihn betont locker und stand steif auf.
„Komm mir bloß nicht so!“, bellte er und Anjolie glaubte, mit einem Ruck einen Meter kleiner geworden zu sein. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als er die Arme entknotete und auf sie zugestapft kam, das Gesicht zur Faust geballt. Sie spürte den extremen Drang, die Beine in die Hand zu nehmen und zu laufen, was das Zeug hielt.
„Du hast wirklich Nerven!“, knurrte Michael und bleib nur wenige Schritte vor ihr stehen. „Eine Seele aus dem Himmel zu stehlen, hat sich noch niemand getraut!“
„Ich habe überhaupt nichts gestohlen!“, verteidigte sie sich fassungslos. „Erstens war er noch nicht im Himmel und zweitens haben wir ihm die Wahl gelassen! Außerdem ist es ja nicht so, als hättet ihr nicht jedes Mittel genutzt, um ihm vom Bleiben zu überzeugen! Seine Familie vorzuschicken, also wirklich!“
„Die Familie war nicht da, um ihn von irgendetwas zu überzeugen, sondern um ihm den Übergang leichter zu gestalten und das weißt du sehr gut!“, schnauzte Michael.
„Um ehrlich zu sein, waren es letztendlich meine Mom und mein Dad, die mich davon überzeugten, zu euch zurück zu kehren!“, gestand Harry, der noch immer auf dem Boden saß, umringt von seinen Freunden. Er wandte sich Ginny zu, die neben ihm saß und legte eine Hand auf ihre. „Nachdem sie eure Worte gehört hatten, meinten sie, dass ich meine Chance zu leben unbedingt nutzen sollte und ich ein Mädchen wie dich auf keinen Fall so leichtfertig aufgeben dürfe!“
Ginny lächelte ihn an, dann entgleisten ihr jedoch die Gesichtszüge. „Soll das heißen, sie haben mich auch gehört?“
„Ja!“, nickte Harry.
„Alles, was ich gesagt habe?“
„Jaaa!“, wiederholte er, wohl nicht ganz sicher, worauf er hinaus wollte. Anjolie jedoch ahnte, was sie bedrückte.
„Wie auch immer“, knurrte Michael und brachte sich damit wieder in Erinnerung. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass du die Regeln gebrochen hast. Du solltest gar nicht wissen dürfen, was du weißt, um damit kein Schindluder zu treiben!“
„Ich weiß nicht, was du meinst, aber dass ich mein Gedächtnis wieder habe, dafür kann ich nichts!“, begehrte Anjolie auf.
„Du hättest gar nicht erst bei ihm sein dürfen!“, warf Michael ihr vor. Offensichtlich wusste er von Voldemorts Zauber.
„Ich habe es mir ja kaum ausgesucht. Es hat sich eben so ergeben.“
„So wie sich auch das hier ergeben hat?“, fragte er sarkastisch und zeigte auf Harry. „Warum konntest du nicht nur einfach deine Aufgaben erfüllen?“
„Was heißt hier Aufgaben? Ich hatte überhaupt keine Aufgaben! Ich kam nur mit einem Ziel hierher und das weißt du sehr gut!“, widersprach Anjolie.
„Warum glaubst du, hast du das Talent der Magie erhalten? Weil du so ein lieber und folgsamer Engel warst?“, fragte Michael ruhig. „Weit gefehlt! Es sollte dir helfen, dein Ziel zu erreichen, was nur über die Leiche des schwarzen Zauberers ging. Ihn töten jedoch, sollte der Junge und dabei selbst sein Leben geben!“
„Aber er war doch tot!“, entgegnete Anjolie leidenschaftlich. „Wo steht geschrieben, dass er es auch bleiben muss?“
„Das ist eine ungeschriebene Regel!“, fuhr Michael sie an. Bei Anjolie brannten die Sicherungen durch.
„Weißt du, ich bin mir nicht sicher, worüber ich wütender sein soll!“, fauchte sie ihren ehemaligen Mentor an. „Dass ihr meinen Wunsch zu Severus zurückzukehren ausgenutzt habt, um Voldemort zu vernichten, oder dass du jetzt so ein Theater machst, weil der Held nicht tot ist! Glaubst du etwa, der Sieg wäre weniger wert, nur weil Harry jetzt die Chance hat, ein normales Leben zu führen?“
„Es war nicht vorgesehen!“, entgegnete Michael kühl und verschränkte wieder die Arme vor der Brust.
„Wo ist das Problem? Wenn es nicht hätte sein sollen, dann wäre Harry jetzt nicht hier!“, stritt Anjolie.
„Die Menschen erhielten den freien Willen und wie du weißt, haben wir die Anweisung, eben jenen nicht zu beschränken! Also nur, weil der Junge aus eigenem Willen zurück kam, heißt das nicht, dass das auch gut ist, vor allem, weil er dazu verleitet wurde!“, argumentierte Michael gefasst und Anjolies Überzeugung geriet einen Moment ins Schwanken.
Sie wusste nicht, welche Auswirkungen ihre Einmischung auslöste. Oft genug hatte sie gesehen, dass eine angeblich gute Sache ins Negative umschlug. Doch den Gedanken schüttelte sie schnell wieder ab. Harry hatte es verdient zu leben und er war stark und gut. Er konnte und würde keinen Schaden anrichten!
„Es heißt aber auch nicht, dass es schlecht ist!“, entgegnete Anjolie. „Und denk ja nicht, du könntest ihn wieder mitnehmen!“
Michael zog die Augenbrauen hoch und ein Lächeln zog sich um seine Lippen. „Willst du mich etwa aufhalten?“
„Das werden wir alle tun!“, rief Ginny. Sie, Harry, Ron und Hermine waren aufgestanden und alle Umstehenden traten nun näher um sie herum und bildeten einen Wall der Entschlossenheit.
Michael lachte auf und murmelte: „Oh, bitte!“ Dann nahm er Anjolie wieder ins Visier. „Eine Menschenseele abzuholen gehört nicht zu meinen Ressort, selbst, wenn es sich um so einen besonderen Fall handelt! Und im Gegensatz zu dir, kenne ich meine Aufgaben!“
„Ich hatte keine...“, wollte Anjolie sich erneut verteidigen, doch Michael bremste sie mit seiner erhobenen Hand sofort aus. „Davon abgesehen, hat dein Opfer die wütenden Stimmen besänftigt und das Gleichgewicht wieder hergestellt!“
„Welches Opfer?“, wollte Severus neben ihr wissen. Das wüsste ich auch gern!, dachte Anjolie, der das Gehetzte in Severus' Stimme jedoch mehr Sorgen bereitete. Deshalb sah sie ihn auch gar nicht erst an.
„Deine letzte Verbindung mit dem Limbo hat dich zu viel Kraft gekostet! Du hast auf deine Lebensenergie zurückgegriffen, um lange genug dort bleiben zu können, was dich mehrere Jahre deines Lebens kostete!“, erklärte Michael unbeeindruckt.
„Wieviele Jahre?“ Wieder Severus. Er stand nun so nah neben ihr, dass seine Wärme sogar auf sie abstrahlte.
„Circa zehn Jahre!“, zuckte Michael mit den Schultern. Anjolie starrte ihn mit offenem Mund an. „Deine Kräfte waren nicht stark genug für deinen kleinen Ausflug, was nur daran liegen kann, dass du nicht ordentlich geübt hast! Aber was das Training angeht, warst du ja schon immer ziemlich faul!“, überlegte Michael, für ihren Geschmack viel zu laut.
Anjolie sah ihn schief an. „Das muss doch jetzt nicht sein!“, knurrte sie.
„Hast du es gewusst?“, fragte Severus neben ihr, ohne jede emotionale Regung.
„Dass ich trainieren muss?“, fragte sie zurück und verstand ihn absichtlich falsch, ohne ihn anzusehen.
„Nein, ich meine, dass du dein Leben aufs Spiel setzt, nur weil du mal wieder deinen Willen durchsetzen musstest!“, fauchte er nun, das pure Eis in der Stimme.
„Nein!“ Das konnte sie mit ruhigem Gewissen verneinen. Als Engel hatte sie sich über Verlust von Lebensjahren keine Gedanken machen müssen, vor allem, da sie als Engel auch so im Himmel ein- und ausgehen konnte.
„Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Du hast gerade erst dein Leben extrem verkürzt!“, fragte Severus ungläubig und Anjolie wandte sich ihm nun zu und lächelte gutmütig.
Sie griff seinen Umgang mit beiden Händen und kuschelte sich an ihn. „Aus Erfahrungswerten weiß ich, dass Männer meistens früher sterben, als ihre Frauen und ich kann davon ausgehen, dass es bei dir nicht anders ist, da du dir ja sowieso ständig über alles zuviel den Kopf zerbrichst. Außerdem habe ich sowieso vor, mit dir gemeinsam abzutreten!“
Sie küsste ihn auf seine zusammengepressten Lippen und runzelte die Stirn, als er den Kuss nicht erwiderte. „Man macht keine Witze über so etwas!“ Das er immer so ernst sein muss!
„Das war kein Witz!“, erwiderte sie. „Nachdem ich herausgefunden habe, dass ich nur deinetwegen wieder hier bin, werde ich mein Leben nie wieder ohne dich verbringen!“ Sie legte ihm die Arme um den Hals und kuschelte sich an ihn. „Und glaub mir, du wirst diesbezüglich keine Wahl haben! Du gehörst nun mir!“
Als sie vor ein paar Tagen aufwachte, kam ihr die Erkenntnis nach einer Mischung aus Traum und Erinnerung. Nach ihrem Tod war sie gefragt worden, wie sie die Ewigkeit verbringen wollte, doch ihr einziger Wunsch war es, zu Severus zurückzukehren. Der Wunsch war ihr nach einigem Hin und Her genehmigt worden und keinen überraschte es mehr, als sie selbst.
„Du bist wegen mir zurück gekommen?“, fragte Severus fassungslos und Anjolie lächelte an seinem Mund.
„Nur deinetwegen! Lieber ein kurzes Menschenleben hier mit dir, als eine Ewigkeit ohne dich im Himmel!“ Severus' Hände glitten über ihre Hüften und trafen sich auf ihrem Rücken, womit er sie noch näher zu sich zog. Er küsste sie und Anjolie erwiderte den Kuss mit geschlossenen Augen.
„So ungern ich auch diese rührende Szene störe, aber hattet ihr etwa das Gefühl, wir seien schon fertig?“, meldete sich Michael gelangweilt und Anjolie löste sich mit einem bedauernden Seufzen von Severus.
„Er kann es einfach nicht ertragen, wenn er nicht die Aufmerksamkeit aller besitzt!“, blinzelte sie Severus zu und drehte sich wieder zu Michael um. „Wenn du nicht hier bist, um Harry zu holen, was willst du dann? Ich bezweifle, dass du Sehnsucht nach mir hattest!“, fragte sie neugierig.
„Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass der Ausgleich der Mächte gänzlich wiederhergestellt wird!“
„Und wie willst du das erreichen?“, fragte Severus herausfordernd und stellte sich zwischen sie und den Engel. Sie blinzelte erstaunt und ein warmes Gefühl durchströmte sie. Er wollte es sogar mit einem Erzengel aufnehmen, nur um sie zu schützen!
Michael lachte und schüttelte den Kopf. „Keine Sorge! Deinem Schatz wird kein Haar gekrümmt, doch ihr besitzt etwas, dass nicht für euch gedacht ist!“
In dem Moment tauchte Danu auf und Anjolie wusste schlagartig, worum es Michael ging. Er nickte der Göttin zu und diese streckte mit angesäuertem Gesichtsausdruck die Hände nach vorn, die Handflächen auf die Menschenmenge gerichtet. Dann drehte sie die Fingerspitzen nach unten und vollzog eine greifende Handbewegung.
Augenblicklich ging ein Stöhnen durch die Menge und wie Anjolie gingen gut zwei Drittel der Zauberer in die Knie. Severus war sofort neben ihr und Anjolie drückte sanft seine Hand. „Schon gut! Sie hat uns nur die verliehenen Kräfte wieder entzogen!“
Severus half ihr auf die Füße, doch sie sicherte sich seinen Arm, um ein festen Halt zu bekommen. „Bist du wirklich nur gekommen, um dafür zu sorgen, dass die Kräfte wieder abgefordert werden?“, zweifelte Anjolie und sah Michael herausfordernd an, Severus' Stöhnen im Ohr.
„Musst du ihn schon wieder reizen?“, fauchte Severus leise, doch Anjolie reagierte nicht darauf.
„Nein, ich wollte es mir nicht nehmen lassen, dir persönlich zu sagen, welches Missfallen dein Handeln erregt hat und dass ich dich in Zukunft im Auge behalten werde!“, antwortete Michael offen. Mit dem letzten Wort begann er, mit den Flügeln zu schlagen und erhob sich in die Lüfte.
„Dann habe ich aber einen mächtigen Schutzengel!“, rief sie ihm hinterher. Diese provokante Erwiderung konnte sie sich einfach nicht verbeißen. Und sie erhielt prompt eine Reaktion darauf. Michael lehnte sich nach vorn und flog über sie hinweg. „Spann den Bogen nicht zu weit!“, rief er dabei, stieg dann noch höher und verschwand dann mit einem gleißenden Licht.
„Lief doch besser, als ich dachte!“, stellte Anjolie erleichtert fest, nachdem sie noch einen Moment still auf die Stelle gestarrt hatte, wo er verschwunden war. Severus stieß fassungslos die Luft aus und Anjolie drückte aufmunternd seinen Arm.
„Ich gratuliere euch! Ihr habt eure Magie hervorragend eingesetzt!“, erklärte Danu lächelnd und sah dann Anjolie an. „Und auf dich bin ich sehr stolz. Trotz deiner neuen Menschlichkeit hast du deinen Mut und deine Entschlossenheit nicht verloren und wusstest deine neuen Kräfte gezielt einzusetzen!... Schade, dass du dich anders entschieden hast, du hättest eine hervorragende Schwiegertochter abgegeben!“ Die Frau ist schlimmer als ihr Sohn!
Diese Art der Aufmerksamkeit gefiel Anjolie gar nicht, also versuchte sie Danus Worte etwas abzuschwächen. Vor allem, weil Severus' Griff um ihren Arm nach dem letzten Satz etwas heftiger geworden war.
„Es ist nicht nötig, mich so herauszuheben! Alle anderen haben das ebenfalls getan. Sie sind über sich herausgewachsen!“
„Aber keiner von ihnen ging bewusst das Risiko ein, von hohen Mächten bestraft zu werden!“
„Ich wusste es doch!“, fauchte Severus neben ihr. Anjolie sah ihn an und strich ihm sanft über die Wange.
„Wieso fürchte ich, dass der eben so gelobte Mut und die Entschlossenheit dir frühzeitig graue Haare einbringen werden?“, fragte sie ihn.
„Weil es so ist!“, antwortete eine neue Stimme und erregte die Aufmerksamkeit aller.
„Lir!“, rief Danu erfreut. Er kam, mit seinem Kessel bewaffnet, auf sie zu und bis auf seine erschöpfte Erscheinung ließ nichts darauf schließen, dass er eben noch Voldemorts Gefangener gewesen war.
„Ganz genau! Voldemorts Tod brach seine Flüche und ich konnte mein Gefängnis verlassen!“, erklärte er und sah Anjolie an. „Ich glaube es nicht, dass du einfach so davon gekommen bist!“
„Mehrere Jahre seines Lebens zu verlieren, ist ja wohl nicht ?einfach so'!“, antwortete Ginny, die Harry stützte.
„Damit hatte sie mehr Glück als Verstand!“, winkte Lir ab.
„Wie kannst du ihre Taten so herabwürdigen?“, brauste Ginny auf.
Lir sah sie abwertend an und wandte sich dann an Anjolie. „Ist das deine Schülerin?“
Anjolie blinzelte erstaunt. „Das war sie einmal!“
Lir schnaubte. „Hab ich's mir doch gedacht! Sie ist genauso unverschämt wie du!“
„Was hat es mit Unverschämtheit zu tun, wenn man für die eintritt, die man liebt?“, fing nun auch Harry an.
Lir schnaubte erneut. „Wir sollten gehen, Danu! Hier liegt eindeutig noch zuviel Kampflust in der Luft!“
„Eine gute Heimreise und habt Dank für eure Hilfe!“, wünschte eine verdächtig bekannte Stimme.
„Professor Dumbledore!“, rief Anjolie erfreut und schoss herum. Im Nachhinein fiel ihr ein, dass sie ihn auch während Harrys Wiederbelebung gesehen, jedoch nicht registriert hatte. Mit noch wackligen Beinen ging sie auf ihn zu und er empfing sie mit ausgestreckten Händen. „Schön, Sie wieder wohlauf zu sehen! Also hat Dian sein Wort gehalten!“
Dumledore lächelte sie an. „Also kam er Ihretwegen! Aber welchen Grund sollte er auch sonst haben, einem alten Zausel wie mir zu helfen?“
„Mehr als genug, wenn er sich um das Los der Menschen scheren würde!“, knurrte Anjolie, den Blick ins Leere gerichtet.
„Und doch versprach er Ihnen, mir zu helfen?“, hakte Dumbledore nach und sah sie nachdenklich an.
„Oh, glauben Sie mir, er tat das nicht, ohne mich tief in seine Schuld zu nehmen und ich bin sicher, sobald er diese einfordert, wird es mir noch leid tun!“, seufzte Anjolie und Dumbledore zog die Augenbrauen hoch. „Das heißt nicht, dass ich seine Macht nicht wieder nutzen würde, um Sie zu wecken!“, versicherte sie ihm schnell. „Ich meinte nur, dass er es mich bereuen lassen wird, dass es keinen anderen gab, den ich fragen konnte!“
„In der Beziehung hat er die gleiche negative Eigenschaft wie du! Du lässt die Leute auch oft genug bereuen, dass sie dich kennen!“, knurrte Rosifer hinter ihr und sie drehte sich zu ihm. Langsam kam sie sich vor wie ein Brummkreisel!
Mit verschränkten Armen stand er wenige Schritte hinter ihr und blitzte sie böse an. Da versucht wohl jemand Michael zu imitieren! „Rosifer, da habe ich endlich die Gelegenheit, dir zu sagen, dass ich deinen Sprint wirklich klasse fand! Ich wusste gar nicht, dass du so schnell laufen kannst!“
„Sehr witzig! Du hast mich fast ins Grab gebracht!“
„Unsinn! Ich habe so viel drum herum gequatscht, dass du genügend Zeit hattest, das Weite zu suchen!“
„Und warum?“, fragte Rosifer verständnislos.
„Weil Voldemort dich zu einem verdammt bösartigen Vampir schicken wollte, was du auf keinen Fall überlebt hättest! Selbst Bellatrix und ich sind geradeso mit dem Leben davon gekommen!“
„Voldemort hat dich zu einem Vampir geschickt?“, hakte Severus fassungslos und trat ein paar Schritte näher.
„Naja, eigentlich Bellatrix!“, zuckte Anjolie mit den Schultern. „Und dann kam er auf die glorreiche Idee, mich als beratende Verstärkung mitzuschicken!“
„Aber warum hat es dich gekümmert, ob ich es überlebe?“, murmelte Rosifer und starrte auf den Boden.
„Oooh, ist er nicht süß?“, scherzte Anjolie und fesselte Rosifers Blick, als er beleidigt aufschaute. „Weil du Nervensäge mir irgendwie ans Herz gewachsen bist!“ Während Severus genervt schnaubte, blinzelte Rosifer und dann schlich sich ein Lächeln um seine Lippen.
„Aber mir hätte es doch nicht geschadet! Nur dieser Körper wäre gestorben!“, erklärte Rosifer verlegen. Das war mal was Neues!
„Und in welchen Körper hättest du als Ersatz schlüpfen wollen? Außerdem bezweifle ich, dass Draco über den Tod seines Vaters sehr begeistert wäre und ich kann mich erinnern, ihm versprochen zu haben, dass er ihn irgendwann wieder bekommt!“
„Wen kümmert Malfoy?“, knurrte Ron und Anjolie sah ihn scharf an.
„Ron, Schätzchen, stell dich doch bitte ganz nah zu Harry! Vielleicht färbt ja etwas von seiner Liebe auf dich ab!“, verlangte Anjolie mit einer wedelnden Handbewegung.
„Okay, das mit Rosifer war ein Missverständnis, aber warum bist du überhaupt zu Voldemort gegangen?“, meldete sich Molly, die zwischen Remus und ihrer Tochter stand. Sie hatte die Arme um ihren Leib geschlungen und wirkte zutiefst erschüttert.
Bald würde es auch anderen so gehen! Das Adrenalin verließ ihre Körper und würde den Nachwehen des Kampfes die Gelegenheit geben, auf ihre Körper und Seelen einzuwirken. Und dann kam das große Aufräumen, das Zählen der Toten und die Trauer.
„Weil das, was ich brauchte, sich bei ihm befand!“, antwortete Anjolie ausweichend, erkannte jedoch an ihren Gesichtern, dass das nicht genügte. „Okay, schon gut, dann eben etwas ausführlicher!“, seufzte sie. Die Anwesenden rückten alle etwas näher und Anjolie nutzte die Zeit, um ihren Text zurechtzulegen. Sie wollte hier schließlich nicht noch Stunden herumstehen!
„Dagda erzählte mir in der Anderswelt, dass Voldemort zu stark geworden wäre, als dass er so ohne Weiteres getötet werden könnte. Sein Körper wurde zu sehr vom Bösen geschützt. Er musste von innen heraus vernichtet werden. Und der einzige, der dafür in Frage kam, war Harry.
Belenus hatte seine Kräfte so auf ihn verteilt, dass er es mit Voldemort aufnehmen konnte. Nachdem wir wieder in London waren, wurde mir klar, dass dieses Ziel nur erreicht werden konnte, wenn Harry starb. Und das war ein Fakt, den ich nicht zu akzeptieren gedachte. Also begann ich zu recherchieren und fand heraus, dass es einfacher gewesen wäre, die Tuatha direkt zu fragen. Denn der Schlüssel, war Lir!
Der Sud aus seinem Kessel kann Tote zum Leben erwecken, aber auch Unsterblichkeit verleihen. Auch ein Grund, weshalb Harry auf jeden Fall tot sein musste, damit er nicht plötzlich als Gott auferstand. Das nächste Problem war, dass sich Lir, samt Kessel, bei Voldemort befand. Tja, und das war auch schon der Grund für meinen ?Seitenwechsel'!“
„Warum hast du nicht ein Wort gesagt?“, fragte Ginny leise.
„Was hätte ich euch sagen sollen?“, entgegnete Anjolie ruhig. „Auch wenn ich Harrys Übergang in die ewigen Jagdgründe verhindern wollte, so musste er doch getötet werden! Hättet ihr das zugelassen? Und wenn ja: Wer von euch hätte sich dazu bereit erklärt, ihm das Messer in die Brust zu jagen?“
Sie sah in die Runde und alle außer Severus und Harry sahen betreten zu Boden. „Du hast viel auf dich genommen, um mir das Leben zu retten!“, murmelte Harry. „Voldemort hätte dich töten können, als du zu ihm gingst... Ich danke dir!“
„Keine Ursache! Aber so schlimm war es nicht. Schließlich besitze ich die Fähigkeit, Bestien zu beruhigen und ich habe mich darauf verlassen, dass das auch bei Voldemort funktioniert!“
„Trotzdem hättest du diese Last nicht allein tragen müssen!“, flüsterte Ginny.
„Warum hast du nicht Professor Dumbledore ins Vertrauen gezogen. Schließlich hast du ihn doch selbst wecken lassen!“, warf Hermine ein.
„Dian weckte ihn, als ich mich längst auf dem Weg zu Voldemort befand. Ich wusste, dass euch mein Verschwinden aus dem Konzept bringen würde. Ihr brauchtet einen Fels in der Brandung und diesen Posten hatte immer der Professor inne!“
„Bist du mal auf die Idee gekommen, dass dein Plan nicht aufgehen könnte? Auch wenn Voldemort dich nicht tötete, du hättest durch einen Todesser umkommen können! Die fanden immer einen Weg, wenn sie jemanden nicht leiden konnten! Was wäre dann gewesen?“, brachte Severus ruhig ein, doch Anjolie spürte die Spannung unter der er stand. Auf seine Fragen konnte sie nicht antworten, da sie tatsächlich nie darüber nachgedacht hatte.
„Das dachte ich mir! Du denkst wohl immer noch, du seiest unsterblich!“, erkannte er bitter.
„Nein!“, stritt Anjolie vehement ab. „Doch wenn du dir ständig deine Sterblichkeit vor Augen hältst, so wächst deine Angst ins Unermessliche. Und so kann und will ich nicht leben!“
„Ich glaube nicht, dass das jetzt der richtige Moment und vor allem der Ort ist, um darüber zu streiten!“, ging Dumbledore dazwischen. „Das Ministerium wurde informiert und wird sich hier um alles kümmern. Geht nach Hause!“ Nach diesen Worten bildeten sich kleine Grüppchen und sie folgten seiner Anweisung.
Nur Anjolie achtete nicht darauf und blieb stehen, wo sie war. Nach Hause? Wo soll das sein? Anjolie begann auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Sie hatte Severus vorhin zwar vor vollendete Tatsachen gestellt, doch wollte er das auch? Er würde sein Leben mit einer Frau verbringen müssen, die sich nicht vor Abenteuern und Gefahr scheute. Eine Eigenschaft, die ihm absolut zuwider war!
„Du sagtest vorhin, du wärst meinetwegen zurückgekommen und dass ich dir gehöre!“, wiederholte Severus neben ihr und nahm ihre Hand. Sie hatte nicht bemerkt, wie er näher kam. „Letzteres stößt auf Gegenseitigkeit und ich gedenke, dich regelmäßig an dieses Versprechen zu erinnern!“
Sie erwiderte den Druck seiner Hand und lächelte ihn an. Jedenfalls hoffte sie das, denn mit seinen Worten war ihr ein riesiger Stein vom Herzen gefallen und sie fürchtete, ihre Gesichtszüge nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Anjolie spürte, wie sich Tränen nach draußen kämpften. „Eines steht fest: Mein Leben wird ab jetzt alles andere als langweilig sein!“, seufzte er und zog sie mit sich, dem Tross hinterher.
„Als ob es das jemals war!“, schnaubte Anjolie und schniefte. Nachdem sie die Tränen weggewischt hatte, holte sie auf, damit sie direkt neben ihm laufen konnte. Sie fühlte sich gerade, als ob sie Bäume ausreißen könnte. Doch ihr war klar, dass ab jetzt alles gut werden würde - na ja, so gut ein Menschenleben sein konnte.
„Bellatrix!“, rief Severus auf einmal aus und Anjolies Kopf schoss hoch. „Was? Wo?“ Da erspähte sie eine Gruppe Gefangener, die vor ihnen angetrieben worden. Unter ihnen befand sich Bellatrix.
„Ich dachte, du hättest sie getötet!“, wunderte sich Severus.
„Hach, weißt du, das ist auch so ein Nachteil bei meiner neuen Menschlichkeit!“, seufzte Anjolie. „Ich habe doch tatsächlich Skrupel, einen anderen Menschen zu töten, wenn es nicht unbedingt nötig ist!“
„Das ist schön zu hören!“, meldete sich Dumbledore hinter ihnen. „Dann wird es zwischen uns wohl nicht noch einmal so eine Unterhaltung wie in der Krankenstation geben!“
„Der Mann hat nicht nur Ohren wie ein Luchs, sondern auch ein Gedächtnis wie ein Elefant!“, brummte Anjolie kopfschüttelnd. Während Dumbledore vor sich hin gluckste, sah Severus sie fragend an. „Das erzähl ich dir ein andern mal!“, winkte sie nur ab. „Alles was ich jetzt will, ist ein heißes Bad und dann in deinen Armen einschlafen!“ Passend dazu gähnte sie hinter vorgehaltener Hand.
„Es wird im Grimmauldplatz ein ganz schönes Gedränge geben. Es könnte Stunden dauern, bis du mit Baden dran bist!“, warf Severus ein.
„Oh, na toll!“, seufzte sie und dann kam ihr ein Gedanke. „Hast du denn keine eigene Wohnung? Oder... wir könnten auch nach Hogwarts gehen!“, schlug sie vor.
„Ich... habe ein kleines Haus. Es ist nicht sehr komfortabel eingerichtet...“, druckste Severus und Anjolie sah ihn erstaunt an. Immer diese Komplexe!
„Hat es ein Bad?“, fragte sie entschlossen.
„Jaa...“
„Ist es sauber?“
„Ja!“, erwiderte er entrüstet.
„Dann ist es perfekt!“, entschied Anjolie und Severus sah sie durchdringend an. „Lass uns hier verschwinden!“
„Ich weiß nicht, ob noch etwas zu tun ist!“, wich er aus, doch sie winkte ab. „Du hast doch gehört, dafür gibt es genug Helfer!“
„Geh nur Severus!“, gestattete Dumbledore und Anjolie sparte sich einen spöttischen Blick nach hinten. „Siehst du! Wir haben sogar die Erlaubnis des Meisters!“, lästerte sie und Dumbledore kicherte.
„Spitz wie immer! Ich habe Sie vermisst, Anjolie!“ Bevor Anjolie sagen konnte, dass dieses Gefühl noch ins Gegenteil umschlagen würde, zog Severus sie weg, lief mit gezücktem Zauberstab durch den Wald und blieb erst nach einer halben Ewigkeit mitten drin stehen.
Er zog sie an sich und gleich darauf spürte sie den Sog des Apparierens. Sie landeten in einer kleinen Siedlung vor einem schmucklosem Haus. Anjolie drückte seine Hand, als er unentschlossen davor stehen blieb. Jetzt war sie dran, ihn mit sich zu ziehen. Gemeinsam gingen sie hinein.
oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOo
Harry saß am Fenster des Schlafzimmers im Fuchsbau und sah zu, wie die Sonne aufging. Ron schnarchte leise im Hintergrund und Harry war froh darüber. So konnte er ungestört nachdenken.
Heute war der Tag, an dem Charlie beerdigt wurde und über den normalerweise vor Leben summenden Haus, war seit Tagen verständlicherweise das Trauertuch gebreitet. Ron verarbeitete die Trauer mit Schweigen, es sei denn, er fragte Harry, wie es im Jenseits war.
Harry war es bereits jetzt müde, davon zu erzählen, obwohl der Frieden und das Glücksgefühl unbeschreiblich gewesen waren. Aber wie sollte er das jemandem erklären? Anjolie war die einzige, die es nachempfinden konnte, doch sie war die meiste Zeit bei Snape. Nur bei den Beerdigungen hatte er sie gesehen und danach kurz mit ihr reden können. Leider waren diese Momente immer zu kurz gewesen, weil stets jemand dazu kam, der sich mit ihr oder ihm unterhalten wollte.
Ginny brauchte er wegen seiner Empfindungen und Erlebnisse diesbezüglich erst gar nicht ansprechen. Alles, was mit Tod zu tun hatte, erinnerte sie im Moment zu sehr an Charlie. Es verging kein Tag, an dem er nicht irgendjemanden im Fuchsbau weinen sah und genau dann kam er sich mit seiner Schwierigkeit, das Erlebte zu verarbeiten, egoistisch und dumm vor.
Auch er hatte Charlie gemocht und konnte nicht verstehen, warum er nicht um ihn trauern konnte. Ob es wirklich daran lag, dass er wusste, dass es Charlie gut gehen würde, so wie Anjolie es behauptete? Mochte sein, aber auf diese Weise von ihnen zu! Ein Dementor hatte seinen Drachen angegriffen und bei der Flucht war der mit einem anderen Drachen kollidiert. Charlie war dazwischen geraten und hatte das Bewusstsein verloren. Sein Drache stürzte zu Boden und begrub seinen Reiter unter sich.
Harry raffte die Decke enger um sich und zog die Beine an. Keiner der Getöteten hätte so sterben sollen! Professor McGonagall wurde hinterrücks von einem Todesser ermordet. Moody und Tonks waren von Werwölfen regelrecht zerfleischt worden und Shacklebolt hatte durch diese Monster ein Bein verloren und keiner wusste, ob er sich nicht auch infiziert hatte. War das alles passiert, weil er zu langsam gewesen war? Er lehnte den Kopf gegen den Fensterrahmen. Immer wieder die selben Fragen! Und er würde nie eine Antwort darauf erhalten!
Anjolie würde ihm kräftig den Kopf waschen, wenn sie wüsste, dass er schon wieder darüber nachdachte. Sie hatte ihm gesagt, dass er sich sein Erlebnis im Limbo nicht zu sehr zu Herzen nehmen sollte. Er könne nicht leben, wenn er sich nach dem Tod sehnte! Dass er sehr viel länger brauchen würde, um den Kampf zu verkraften, hatte sie auch prophezeit. Doch letztendlich gehörte doch beides zusammen. Er konnte nicht das eine vergessen, während das andere noch in ihm wütete.
Wie sollte das in Zukunft aussehen? Darüber nachzudenken war schon schwer genug! Er hatte ehrlich gesagt nie damit gerechnet, den Kampf gegen Voldemort zu überleben. Seine Pläne für die Zukunft hatten sich schon lange in Luft aufgelöst und wären jetzt auch nicht mehr aktuell. Er musste ein Leben leben, auf das er nicht gefasst gewesen war!
Harry schrak zusammen, als die Tür quietschte. Ginny stand im Rahmen und kam barfuss auf ihn zu, als sie ihn am Fenster entdeckte. Er stand auf und wickelte die Decke um sie beide, als sie die Arme um seinen Leib schlang und sich an ihn schmiegte. „Schwör mir, dass du mich nie verlässt!“, flüsterte sie und Harry konnte sie kaum verstehen.
Er blinzelte einen Moment verwirrt, dann legte er die Wange an ihr Haar und flüsterte zurück: „Ich schwöre es!“ Und er meinte es so! Auch wenn Zweifel und Sehnsucht ihn peinigten, würde er nicht aufgeben! Er würde nicht Ginnys Mühen und Anjolies Opfer mit Füßen treten, indem er vor sich hin vegetierte!
Doch es würde Zeit und Kraft kosten, bis er seinen wahren Weg gefunden hatte, bis er Er selbst sein konnte und nicht mehr der Junge mit der Narbe!
oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOo
Severus öffnete blinzelnd die Augen und sah zum Fenster. Die Morgensonne suchte sich bereits ihren Weg durch die dunklen Fenstervorhänge. Sie würden bald aufstehen müssen, um heute auch noch den letzten ihrer gefallenen Mitstreiter zu beerdigen. Der Kampf hatte viele Leben gekostet, darunter auch Mitglieder des Ordens und es waren keine angenehmen Veranstaltungen, die sie in den letzten Tagen hatten hinter sich bringen müssen.
Anjolie regte sich auf seinem Arm, drehte sich um und kuschelte sich an ihn. Severus legte seinen Arm um sie und strich ihr übers Haar. So bedrückend die letzten Tage auch gewesen waren, wenn Anjolie bei ihm war, spürte er nur halb so viel davon!
Sie jetzt immer an seiner Seite zu wissen, war wie das pure Glück in seinen Armen. Und zum ersten Mal gab es keine Gefahr, die ihre gemeinsame Zukunft bedrohen konnte. Und selbst er hatte bereits angefangen, Zukunftspläne zu schmieden!
Auch dabei handelte es sich um eine Premiere. Er wollte soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen und das würde er erreichen, wenn er sich von Dumbledore vom Unterrichten freistellen ließ. Und willigte dieser nicht ein, dann wäre die Kündigung der nächste Schritt! Er hatte all die Jahre genug Geld gespart und musste sich finanziell keine Sorgen machen!
Genauso wenig, wie Dumbledore ihn nicht mehr aufhalten konnte. Damals, als Severus zu ihm gekommen war, hatte Dumbledore ihm einen Unbrechbaren Schwur abgenommen, mit dem er daran gebunden wurde, auf Dumbledores Seite zu stehen und solange bei ihm zu bleiben und treu zu sein, bis er dabei geholfen hatte, Voldemort zu vernichten. Nun war das Ziel erreicht und er konnte endlich tun und lassen, was er wollte. Und die Frau, die gerade ihr Bein an seinem rieb, war eindeutig das, was er wollte!
Die Frage war nur, wo sie leben würden. Anjolie hatte zwar nichts Negatives über sein Haus gesagt, doch es kam ihm nun sehr schäbig vor. Für seine Bedürfnisse, während der Ferien, hatte es genügt, doch sie verdiente etwas Besseres!
Anjolie regte sich wieder und begann plötzlich seinen Hals zu küssen. „Grübelst du schon wieder?“, murmelte sie verschlafen und drehte mit einem Zeigefinger sein Gesicht zu sich.
„Nicht grübeln!“, murmelte er zwischen zwei Küssen. „Ich freue mich auf unsere Zukunft und plane schon etwas.“ Anjolie hob den Kopf und fragte entrüstet: „Ohne mich?“
„Ich habe nur Möglichkeiten erwogen, über die wir dann gemeinsam entscheiden!“, wehrte er schnell ab.
„Gut gerettet!“, knurrte Anjolie und kuschelte sich wieder in seine Halsbeuge. „Wie spät ist es eigentlich?“, nuschelte sie an seiner Brust.
„Fast Sieben. Wir müssen bald raus!“
„Mhm“, murrte sie und hörte sich an, als würde sie gleich wieder einschlafen. Severus drückte sie noch näher an sich. So konnte der Rest seines Lebens aussehen und er würde alles in seiner Macht stehende tun, um es zu verwirklichen. Sie sollte nicht umsonst vom Tod für ihn auferstanden sein! Er würde sich jeden Tag erneut ihre Liebe verdienen!
Ende
So, es wäre geschafft! Es hoffe, das Ende war nicht ganz so kitschig und der ganze andere Rest nicht so unglaubwürdig. Wäre ich unverschämt, wenn ich um ein paar Reviews zum Ende bitte. Sagt mir ruhig eure Meinung (Und damit meine ich auch die Schwarzleser!) Was mich aber nicht daran hindern wird, mich für eure Treue zu bedanken. Ihr habt mir die ganze lange Zeit wirklich die Stange gehalten und mich mit euren Reviews aufgebaut. DANKE!
Alles Liebe
Rosiel
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.