
von Nerventod
„Bist du bereit, Harry?“, fragte Severus, während er aufstand. Sie hatten alle gerade das Abendessen beendet und es war Zeit für die Sitzung mit Boy. Harry lächelte mit einem Nicken und stand auf.
„Können wir auch kommen, Severus?“, fragte Remus vorsichtig. Er hatte Severus bereits erzählt, dass er Sirius auf die Situation aufmerksam gemacht hatte und der Mann hatte das recht gut aufgenommen. Alles, was er getan hatte, war ihn eisig aus dem Raum zu werfen und sich zu weigern, mit irgendjemanden von ihnen während des Abendessens zu sprechen.
„Nein“, antwortete Severus und drehte sich um.
„Ich möchte helfen. Bitte“, sagte Sirius demütig.
„Für mich ist das in Ordnung“, sagte Harry zaghaft.
„Fein. Aber ihr werdet tun, was ich sage und keine Fragen stellen“, funkelte Severus die anderen beiden Männer an.
Die beiden stimmten bereitwillig zu. Severus grinste spöttisch und stürmte aus dem Raum. Harry lächelte die beiden anderen verlegen an, bevor er seinem Mentor hinterherrannte. Sirius tauschte einen besorgten Blick mit Remus, ehe sie ebenfalls folgten. Letztendlich setzte sich Remus mit Severus an das Schachbrett und Sirius mit einem Buch in eine Ecke. Harry setzte sich auf das Sofa und schloss seine Augen. Sekunden später kam Boy heraus, schrie und weinte und flehte, dass man ihm nicht wehtun sollte, während er sich auf den Boden warf und dann unter das Sofa kroch.
Sirius und Remus saßen steif da, doch Severus` warnender Blick ließ sie still und bewegungslos bleiben. Boys Schreie verschwanden, aber keiner der Männer konnte vergessen, dass er da war, zusammengekauert und ängstlich. Etwa fünfundvierzig Minuten vergingen, bevor Boy eine Bewegung machte. Wieder legte er eine Hand ins Freie und fuhr damit fort unter dem Sofa hervor zu kommen, als nichts geschah. Er wippte für eine Weile vor und zurück, sein Atem rau und ängstlich. Dann rutschte er vor und nahm sich den Teller mit den Keksen, bevor er sich schnell wieder in sein Versteck begab. Eine Stunde später wiederholte er diesen Prozess und holte sich den Saft.
„Ich werde ihn zurückholen“, informierte Severus die anderen beiden. Bei dem Klang seiner Stimme begann Boy zu weinen.
„Kann ich etwas versuchen?“, fragte Sirius neutral. Er wollte Boy nicht mehr aufregen, als er es schon war. Severus hob eine Augenbraue und Sirius nahm das als Erlaubnis fortzufahren. „Er hat positiv auf mich in meiner Hundeform reagiert. Ich möchte sehen, ob das helfen kann.“
Severus dachte für einen Moment darüber nach, bevor er angespannt nickte. Sirius atmete tief durch und legte das Buch beiseite. Er glitt auf den Boden und verwandelte sich. Severus und Remus gaben vor, mit ihrem Spiel fortzufahren und hielten ihre Gesichter in die andere Richtung. Tatze blieb weg, bis Boy sich beruhigt hatte und kroch dann auf seinem Bauch vorwärts.
Boy sah ihn kommen und seine großen Augen flogen zu den zwei Männern, doch sie beachteten ihn nicht. Er schaute zurück zu dem Hund. Er war jetzt näher und winselte leise. Er schaute zu den Männern und war sich sicher, dass sie aufstehen würden und anfangen zu schreien. Aber sie taten es nicht. Er schaute zurück zu dem Hund und der war nun nahe genug, um über seine Hand zu lecken. Er verspannte sich, aber es tat nicht weh und so bewegte er sich nicht.
Der Hund stupste ihn an und er schubste zurück. Das war sein Versteck. Der Hund leckte über sein Gesicht und er wischte es auf dem Teppich ab und wünschte sich, dass der Hund gehen würde, damit er die Männer klar sehen konnte. Er musste schnell handeln, wenn sie sich bewegten, um ihm wehzutun oder wenn sie etwas von ihm verlangten. Er schubste den Hunde erneut fort. Der rutschte gehorsam beiseite, ging aber nicht weg. Boy entspannte sich, als er die Männer sehen konnte und ignorierte den Hund danach.
Zumindest ignorierte er den Hund, bis der aufstand und aus seinem Blickfeld verschwand. Als er zurückkam, hatte er einen Apfel in seiner Schnauze. Er war rot und groß und fruchtig. Er war immer hungrig. Nicht so sehr, wie normalerweise, aber… immer noch… Er schaute zu den Männern hinüber. Sie waren immer noch dort, wo sie gewesen waren. Nichts hatte sich verändert. Er schaute zurück zu dem Hund und reichte mit einer zitternden Hand nach der Frucht. Der Hund kam ein Stück näher, aber er konnte ihn noch immer nicht erreichen.
Er schaute zurück zu den Männern. Er zitterte jetzt. Er wusste, er würde Ärger bekommen, aber… aber er wollte den Apfel. Vielleicht… vielleicht würden die Männer es nicht bemerken. Sie ließen den Hund ihn nicht angreifen und sie schrien nicht. Sie waren offensichtlich beschäftigt… Aber wenn sie wirklich beschäftigt waren, dann sollte er sie wirklich nicht stören, richtig? Das würde sie wirklich, wirklich wütend machen.
Er begann zu weinen und der Hund winselte ihn an und legte sich unterwürfig auf seinen Bauch. Boy umarmte seine Knie und starrte hungrig auf den Apfel. Die Tränen stoppten und er schaute zu den Männern. Sie schauten noch immer nicht zu ihm oder passten auf. Er biss sich hart auf seine Lippe und krabbelte vorwärts. Er erstarrte und wartete darauf, dass die Bestrafung begann. Zitternd kniete er für einige lange Minuten dort, bevor er seinen Kopf hob und sah, dass der Hund mit dem Apfel beinahe in Reichweite war.
Er bewegte sich vorwärts und der Hund krabbelte auch. Sie trafen sich und Boy nahm vorsichtig den Apfel. Der Hund ließ ihn ihn haben und leckte ihm zweimal über das Gesicht. Er kauerte dort, gebückt und leise weinend, mit dem Apfel. Er schaute auf und die Männer hatten sich noch immer nicht bewegt, oder ihn bemerkt. Er platzierte den Hund zwischen sich und den Männern und begann vorsichtig den Apfel zu essen, wobei er versuchte, nicht zu viel Lärm zu machen.
Als er ihn halb gegessen hatte, gab er den Rest dem Hund. Er wollte nicht, dass er böse auf ihn wurde, weil er nicht geteilt hatte. Er musste ein guter Junge sein oder er würde bestraft werden und er wollte nicht verletzt werden. Der Hund aß den Apfel und leckte ihm erneut übers Gesicht. Boy ließ ihn und der Hund stand auf und trottete hinüber zu den Männern.
Boys Augen weiteten sich vor Angst und er ließ ein lautes Wimmern des Entsetztens von sich hören, als er von den Männern und dem Hund weg kroch. Sein Rücken traf die Wand und seine Hände kratzten daran, als er begann, um Gnade zu flehen. Er sah mit großen, ängstlichen Augen zu, wie der hellhaarige Mann nach unten reichte und sanft und langsam den Kopf des Hundes streichelte. Der Hund quietschte vergnügt und wackelte mit seinem Schwanz; seine Zunge hing aus der Seite seines Mundes.
Boy sah zu und wurde langsam wieder ruhig, während seine Brust sich noch immer heftig hob und senkte. Keiner der Männer sah verärgert aus, dass der Hund sie gestört hatte. Er schlang seine Arme um sich und zitterte, als er sich gegen die Wand drückte. Der Hund drehte sich um, um ihn anzuschauen und er erstarrte, begann aber nicht wieder zu weinen. Der Hund kam hinüber, legte sich neben ihn und leckte ihm erneut über sein Gesicht.
Er erkannte, dass der Hund wirklich warm war und er das mochte, so dass er sich näher an ihn kuschelte. Der Hund gab erneut diesen glücklichen Laut von sich. Boy fand, dass das okay war. Er schaute auf und die Männer beachteten ihn noch immer nicht. Mit einem zufriedenen Seufzen und einem vollen Bauch, schloss er seine Augen und schlief zum ersten Mal, solange er zurückdenken konnte, ohne dass ihm kalt war ein.
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„Wie ist es gelaufen?“, fragte Harry, als sie ihm auf halfen.
„Sehr gut“, antwortete Severus. „Du hast einen großen Fortschritt gemacht. Es scheint so, als ob Boy sehr gut auf Tatze reagiert. Wenn wir darauf aufbauen können, gibt es Hoffnung, dass Boy rehabilitiert werden kann.“
„Das ist großartig! Danke, Siri!“, umarmte ihn Harry.
Sirius lachte und verstrubbelte sein Haar. „Kein Problem. Ich habe nicht wirklich etwas gemacht.“
„Sicher hast du das!“, wiedersprach Harry und lächelte hinauf zu Remus. Er erinnerte sich noch immer an die tiefe Depression, in die Sirius diesen Nachmittag verfallen war und wollte sicherstellen, dass es Sirius jetzt besser ging, indem er seinen Paten wissen ließ, dass er gebraucht wurde und ihm geholfen hatte. „Das hat er doch, Remy?“
„Ja. Ja, das hat er“, lachte Remus und gab Harry damit das, was er wollte und beruhigte seinen besten Freund. „Das war das Beste, wie sich Boy sich je verhalten habe sehen und das ist alles dank Severus und Tatze.“
Severus grinste spöttisch. Harry ignorierte das, ging zu ihm und umarmte ihn schnell. Er wusste, dass sein Mentor sich bei solchen Gesten nicht wohl fühlte, doch er konnte einfach nicht anders. Er lächelte hinauf in diese aus der Fassung gebrachten, schwarzen Augen. „Danke.“
„Genug“, schob Severus ihn sanft beiseite und verließ den Raum.
Harry lachte und drehte sich zu den anderen. „Ich gehe und schreibe Neville. Kommt ihr hoch und lasst mich wissen, wenn ihr zu Bett geht? Ich will euch Gute Nacht sagen.“
„Sicher“, lächelte Sirius und verstrubbelte sein Haar erneut. Harry schaute ihn stirnrunzelnd an und richtete es wieder. Er verließ den Raum, während sein Pate und Remus über ihn lachten. Er rannte hinauf in sein Zimmer und nahm sein Pergament hervor. Er setzte sich damit an den Schreibtisch und nahm seine Feder. Hey, Nev! Bist du da?
Yep, kam die Antwort nach einer knappen Minute. Wie war dein Geburtstag?
Er war sehr gut. Es ist komisch, dich nicht hier zu haben. Ich denke, Remus vermisst dich schon. Wie war deine Heimreise und was hast du wegen deines Geburtstages gemacht?
Ich vermisse Remus auch. Oma ist gut. Sie sagt, sie war froh, dass ich guten Unterricht bekommen habe und dass ich gesund aussehe und dass sie billigt, was immer Remus mit mir tut. Ich habe eine wunderschöne Pflanze, die Mimbulus Mimbeltonia genannt wird, bekommen. Sie sieht wie ein kleiner, grauer Kaktus aus, mit der Ausnahme, dass er mit etwas bestückt ist, was eher wie Furunkel, als wie Stacheln aussieht. Ich habe ihn von meinem Großonkel Angie zum Geburtstag bekommen. Die violette Rose ist in einem Topf neben ihm auf meinem Fensterbrett.
Das ist cool! Ich kann es nicht erwarten, ihn zu sehen! Mein Geburtstag war wirklich gut. Ich habe Kuchen von Ron und Hagrid bekommen und Hermine hat mir eine Karte und einen Brief geschickt. Sie sagt, dass es ihr wirklich Leid tut, was sie getan hat. Sie hat mit ihren Eltern darüber geredet und sie haben es geschafft, sie es von meinem Punkt aus sehen zu lassen. Sie wollte mich nicht hintergehen und sie hat erkannt, dass sie kein Recht dazu hatte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie ist meine Freundin und nicht meine Mutter, zitierte Harry sie lächelnd.
Das klingt, als ob sie endlich zur Vernunft kommt, schrieb Neville. Vielleicht wird sie dieses Jahr anders sein.
Sie sprachen noch für etwa eine halbe Stunde miteinander, bevor sie beide müde wurden und ?Gute Nacht' schrieben. Harry gähnte und legte sein Pergament wieder wag. Er nahm sein Tagebuch heraus und krabbelte ins Bett. Er öffnete es auf der nächsten leeren Seite und schrieb über seinen Tag. Remus und Sirius kamen zehn Minuten später. Sie küssten ihn auf den Kopf und deckten ihn zu. Harry wünschte ihnen ?Gute Nacht' und beendete seinen Eintrag, nachdem sie gegangen waren. Als er fertig war, fragte er seine anderen Persönlichkeiten, was passiert war, als er einen Black-out gehabt hatte.
Ich habe ihn über Azkaban befragt. Ich war neugierig zu erfahren, ob es für Todesser, die dort eingesperrt sind, möglich ist, zu entkommen, wie er es getan hat, erklärte Silas unschuldig.
Oh, lächelte Harry. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass ihr zwei euch gestritten habt und du genauso aufgeregt bist, wie er. Ich bin froh, dass du in Ordnung bist.
Natürlich ist er das, lachte Gabriel. Er würde sich niemals von einem Gryffindor fertig machen lassen. Das wäre zu demütigend.
Genau, grinste Silas.
Harry schüttelte bei dem Verhalten seiner anderen Persönlichkeiten mit einem stolzen Lächeln seinen Kopf. Gute Nacht ihr zwei. Süße Träume.
Gute Nacht, Harry, schrieb Silas.
Schlaf gut, fügte Gabriel hinzu.
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Silas stand auf, sobald Harry fest eingeschlafen war. Er hatte Dracos Vogel in der Nacht zuvor verpasst, aber das war okay, da er ihm noch nicht geschrieben hatte. Er hatte noch etwas mehr als zwei Stunden, um nun einen zu schreiben, bevor die Adlereule zurückkehren würde. Er lauschte, um sicherzustellen, dass niemand anderes wach war und schlich sich an ihren Schreibtisch. Ein geflüsterter Zauber entzündete die Kerze und er starrte nachdenklich hinunter auf das leere Papier. Nachdem er ein paar Momente seine Gedanken organisiert und die möglichen Konsequenzen seiner Worte analysiert hatte, Begann er zu schreiben:
Schlange,
dieses Mysterium bezüglich Juniors ist faszinierend. Ich habe mit meinem Paten gesprochen und er war nicht in der Nähe von Juniors Käfig. Er hat sich aber auf dem Weg zu und von dieser speziellen Zelle befunden. Er hat Juniors Besucher kommen und gehen sehen und erinnert sich daran, dass an dem Tag, an dem er gestorben ist, beide Eltern von Junior gekommen waren, um Abschied zu nehmen und dass seine Mutter krank aussah; ob das durch die Dementoren oder einen anderen Grund war, konnte er nicht sagen. Auf jeden Fall sieht es so aus, als ob einer oder beide ihre Hände mit in Juniors Flucht gehabt haben.
Ein anderes Rätsel, das mich beschäftigt, ist das Rätsel von Bertha Jorkins. Sie hat, wie Juniors Vater, ebenfalls in der Abteilung für ausländische Angelegenheiten gearbeitet. Könnten diese beiden Dinge miteinander zusammenhängen? Und wenn das so ist, werden die derzeitigen Projekte, in die die Abteilung involviert ist, auch von einer zweiten Partei manipuliert? Hat die Weltmeisterschaft und/oder das Trimagische Turnier etwas damit zu tun? Oder könnten das mögliche Ziele sein?
Es interessiert mich zu hören, was du noch anbieten kannst, um zu helfen, das zu klären. Was unser kleines Bündnis betrifft, ich fürchte, ich bin am Ende meiner Geschichten, die mein Leben bertreffen, angekommen. Gibt es noch irgendwelche Bereiche, wegen derer du neugierig bist? Ich hoffe so, dass es mir möglich sein wird, diese bedeutungsvolle Korrespondenz mit dir aufrecht zu erhalten.
Ehrerbietigst,
Schatten
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Die Woche verging ohne weitere Konfrontationen. Tatsächlich sprach Silas mit keinem der Erwachsenen und fühlte sich, dank Gabriels Bemühungen sicherzustellen, dass er mehr schlief, stärker. Er verbrachte die meisten der Nächte damit, Zaubersprüche und Okklumentik zu üben und Nachforschungen in der Bibliothek anzustellen.
Er erhielt seine Antwort von Draco Mitte der Woche und darin informierte ihn der Slytherin, dass Juniors Mutter, kurz nachdem sie ihn besucht hatte, ebenfalls gestorben sei. Bezüglich dessen, was er von „Harry“ wissen wollte, fragte er erneut nach der Art der Freundschaft zwischen dem Goldenen Trio. Er wollte auch wissen, ob er sich dessen bewusst war, dass Ron und Hermine ihn bewusst von anderen Schülern fernhielten und ihnen erzählten, dass er allein sein müsse oder zu beschäftigt sei, um mit ihnen rumzuhängen.
Nachdem er Ron dazu befragt hatte, entdeckte Silas, dass Draco Recht hatte. Ron und Hermine hielten ihn von anderen fern. Ron tat es, da Harry auch Freiraum brauchte und er hielt die anderen fern, um ihm diesen zu geben. Als er darüber nachgedacht hatte, gab Ron zu, dass er sich daran erinnerte, wie Dumbledore im ersten Schuljahr mit ihm gesprochen und ihm gesagt hatte, dass er als Harrys bester Freund darauf aufpassen musste, dass die Menschen nicht zu viel Druck auf ihn ausübten, oder dass Harry zu überwältigt von anderen Leuten werden könnte, so dass er sich nicht auf sich selbst oder auf seine Schule konzentrieren konnte.
Silas erzählte dies Draco in seiner Antwort und machte klar, dass er auf die eine oder andere Art keine starken Gefühle für die Gryffindors hatte. Er gab zu, dass sie oft lästig waren, aber sie waren gelegentlich auch nützlich. Abgesehen davon, war er nicht daran interessiert, sich mit den anderen Gryffindors zu befassen. Wenn Ron und Hermine sie davon abhielten, ihn wegen jeder Kleinigkeit Fragen zu stellen und an jedem Wort von ihm zu hängen, dann war er dankbar.
Gabriel und Severus fuhren mit ihrem Duellieren fort und er gab sich ein wenig Mühe, auch etwas Okklumentik zu lernen, obwohl es nicht sehr viel war. Er bevorzugte den Kampf und wenn Sirius und Remus sich ebenfalls an den Duellen beteiligten, war er ekstatisch. Er begann zu lernen, im Team oder gegen mehrere Gegner zu kämpfen.
Sirius lernte in dieser Woche eine Menge über Gabriel. Zuerst war er enttäuscht. Er hatte nicht erwartet, dass die Gryffindor-Seite seines Patensohnes ihn darüber belehren würde, dass er kindisch sei und mehr Probleme erschuf, als löste. Aber als er Gabriel besser kennenlernte, begann er ihn zu respektieren. Er fand heraus, dass, obwohl Gabriel kompetent und selbstsicher war und er es genoss Spaß zu haben, er es nicht auf die Kosten von jemand anderem tat. Er war nicht streitsüchtig, weil er es genoss, wie Sirius es war; er stritt sich nur dann mit Menschen, wenn er dachte, dass ihnen gezeigt werden musste, dass es ein Problem gab, oder wenn er das Gefühl hatte, bei einer Lösung helfen zu können.
Jeden Abend kam Boy heraus und wurde von Tatze überzeugt und ermutigt, weniger Angst zu haben und mutiger zu sein. Langsam zeigte Boy Fortschritte. Solange Severus oder Remus ihn nicht anschauten, weinte oder wimmerte er nicht mehr. Er saß auf dem Boden und streichelte den Hund und nahm sich sogar das Essen und Trinken, das dort stand. Zuerst versteckte er sich, wann immer Severus oder Remus sprachen, aber Ende der Woche rannte er nicht mehr weg und versteckte sich, wenn sie miteinander redeten, auch wenn er sich ängstlich an Tatze klammerte, aber letztendlich blieb er im Freien. Trotzdem beruhigte ihn nichts, wenn die zwei Männer das misshandelte Kind direkt ansahen. Es ließ ihn immer hysterisch vor Angst werden.
Neville hatte eine großartige Zeit in dem Kräuterkunde-Institut. Er kam mit Broschüren, verschiedenen empfohlenen Kräuterkundebüchern und Tipps dazu, wie er in dem Studienprogramm, das dort angeboten wurde, aufgenommen werden konnte, zurück. Diese Motivation für die Zukunft, in der er kein Versager wäre, brachte Qualitäten hervor, die für eine lange Zeit verborgen gewesen waren. Es machte ihn selbstsicher und konzentriert. Er war auch glücklicher als jemals zuvor. Harry und Remus freuten sich beide für ihn und versprachen ihm, zu helfen, wo sie konnten. Sie hatten überhaupt keine Zweifel, dass Neville erfolgreich sein würde und es war ihr Glauben in ihn, dar ihm selbst half zu glauben.
Ron wurde immer aufgeregter wegen der Weltmeisterschaft. Er schrieb Harry beinahe jeden zweiten Tag und ließ normalerweise ein paar Seiten in denen er über den Zauberersport sprach, zurück. Es brachte Harry immer zum Lachen und so auch Neville, wenn Harry ihm Rons Enthusiasmus/Hysterie beschrieb. Sie mochten den Sport, Harry mehr als Neville, aber keiner war so fanatisch wie der Rothaarige.
Viel zu früh kam Freitag der 7. August und Severus musste nach Hogwarts zurückkehren. Harry war überrascht, als er zum Frühstück hinunterkam und sah, dass auch Remus` Taschen gepackt an der Tür neben Severus` standen. Er ging weiter ins Esszimmer und erkannte, dass er der Letzte war, der eintraf. Sirius grinste und Remus und Severus trugen beide Umhänge über ihrer Kleidung.
„Guten Morgen“, begrüßte Harry sie, während er Platz nahm.
„Guten Morgen, Welpe“, strubbelte Sirius ihm durchs Haar.
Harry verzog sein Gesicht und versuchte es schnell wieder zu glätten. „Warum hast du dich so raus geputzt? Gehst du auch?“
„Das tue ich“, lächelte Remus. „Ich war nur übergangsweise Verteidigungslehrer, bis Dumbledore jemanden mit besseren Zeugnissen anheuern konnte, aber es scheint so, als ob es eine freie Stelle für mich gab. Ich werde ab jetzt Geschichte in Hogwarts unterrichten.“
„Das ist großartig, Remy!“, grinste Harry glücklich. „Wird Sirius auch nach Hogwarts kommen?“
„Nicht öffentlich, aber vielleicht als Tatze“, grinste Remus zurück.
„Er wird dein Haustier?“, lachte Harry.
„Hey!“, schrie Sirius empört und warf mit Essen nach seinem Patensohn.
„Hör auf dich wie ein Tier zu benehmen, Black“, sagte Severus angeekelt. „Ich bin mir sicher, dass sogar du verstehen kannst, was akzeptierbares Verhalten am Tisch ist.“
„Halt den Mund, Snape. Es ist nicht so, als würde es dir wehtun.“
„Ich werde euch zwei vermissen“, unterbrach Harry in der Hoffnung, einen weiteren Streit unterbinden zu können. „Es wird hier einsam ohne euch sein.“
„Och, ich werde doch hier sein. Bin ich nicht gut genug?“, schmollte Sirius.
Harry lachte und schubste ihn an der Schulter. „Natürlich bist du das, Siri.“
„Ich werde versuchen, alle paar Abende zum Abendessen nach Hause zu kommen“, sagte Severus ruhig. „Wenn du mich irgendwann brauchst, lass mich von Omi holen.“
„Ja, Severus“, lächelte Harry.
Der schwarzäugige Mann nickte und stand auf. Remus folgte seinem Beispiel und die vier gingen zur Eingangstür. Die zwei Männer schrumpften ihre Taschen und steckten sie ein. Harry umarmte seine beiden Lehrer und Sirius klopfte Remus auf den Rücken und wünschte ihm Glück. Als sie allein waren, drehte Sirius sich mit einem schelmischen Grinsen zu Harry, hob ihn in die Luft und wirbelte ihn herum.
„In Ordnung! Jetzt, wo nur noch wir beide hier sind, werden wir ernsthaft Spaß haben!“
„Ich muss immer noch lernen!“, lachte Harry. „Ich habe es versprochen!“
„Arbeitstier! Lass uns die Fahrräder nehmen und in die Stadt fahren. Wir können draußen essen und uns Eiscreme holen und sehen, ob irgendetwas Lustiges im Park los ist. Das wird großartig!“
„In Ordnung“, gab Harry unter dem mächtigen Enthusiasmus und der guten Laune seines Paten nach. „Aber morgen müssen wir lernen!“
„Gut, gut…“, wischte Sirius das davon und rannte los. Harry jagte ihm lachend hinterher.
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Dumbledore stand an dem Fenster in seinem Büro. Es war erst acht Uhr morgens und die Schulgründe erstreckten sich vor ihm in einer wunderschönen Landschaft, unter einem wolkenlosen, blauen Sommerhimmel. Aber er war sich der Pracht nicht bewusst. Seine Gedanken waren auf ein Thema gerichtet, bei dem er mehr und mehr verweilte, während die Tage vergingen; bei Harry James Potter.
Als Severus ihm zum ersten Mal erzählt hatte, dass Harry ernsthaft mental gestört war, war er absolut entsetzt gewesen. Wie hatte er so einen entsetzlichen Fehler machen können? Er wusste sofort, dass er zu selbstsicher gewesen war und vielleicht die einzige Hoffnung der Welt zerstört hatte. Er hatte von Anfang an gewusst, dass die Dursley-Familie keine sein würde, die sich um Harry kümmern würde.
Er hatte es für das Beste gehalten, dass jemand, der so wichtig für die Welt war, in einer herausfordernden Umgebung aufwachsen sollte, anstatt in einer Welt, die ihn verderben und ihn selbstgefällig und engstirnig machen würde. Für sein Ziel hatte er Arabella Figg als Harrys Aufpasser bestellt. Arabella konnte kein Vorwurf gemacht werden und war abgesehen davon ein Squib; wer war besser geeignet, in der Muggelwelt zu leben, ohne Verdacht zu erregen? Aber er hatte Arabelle vertrauensselige Natur gekannt und dass sie sich gerne Ablenken ließ, würde zu seinen Gunsten helfen, die Anspannung im Hause der Dursleys verborgen zu halten.
Aber er hatte auch ein Auge auf den Jungen gehabt. Er hatte Harrys Schulakten und hatte Harrys Lehrer befragt. Das Schlimmste, was sie gesagt hatten war, dass Harrys größerer Cousin ihn tyrannisierte und dass er erbärmlich gekleidet war. Es gab nie einen Hinweis darauf, dass der Missbrauch Vernachlässigung überschritt. Für einen erschreckenden Moment hatte Albus das Schlimmste befürchtet. Dass er seinem Mündel erlaubt hatte, schwer misshandelt zu werden und dass Harry zu geschädigt war, um seine Pflicht für diese Welt zu erfüllen. Er konnte wortwörtlich die Verzweiflung in ihm aufsteigen spüren und wusste, dass seine Seele verdammt war.
Dann hatte Severus ihm von der Multiplen Persönlichkeitsstörung erzählt und sofort hatte er das Geschenk, das dem Kind gegeben worden war, erkannt. Der Zustand mochte durch schreckliche Ereignisse erzeugt worden sein, die niemals hätten passieren dürfen, aber das war es wert gewesen! Jetzt konnten der Frieden und die Unschuld des Kindes intakt bleiben und die Welt würde ihren abgehärteten Kämpfer erhalten. Mit diesem Zustand würde Harry nicht die Härte, die Hintergehungen und die Kämpfe erleiden müssen, die von ihm verlangt werden würden. Er konnte all die Verantwortungen auf eine andere Persönlichkeit übertragen, die fähiger dazu wäre, als er als Ganzes. Dies könnte die Kraft sein, die der Dunkle Lord nicht kannte! Albus erkannte die Schönheit und die Notwendigkeit von Harrys Zustand und wusste, dass er das Richtige für Harry und den Rest der Welt getan hatte. Er war innerhalb einer halben Stunde von der tiefsten Verzweiflung zum höchsten Triumph gekommen.
Er war besorgt, als Harry wieder zu Bewusstsein gekommen war. Hatten die Dementoren die perfekte Balance von Harrys Geist ruiniert? Er musste auch Remus` Verdächtigungen beruhigen, die im Zusammenhang mit Harrys schlimmster Erinnerung standen. Es wäre nicht gut, wenn jemand, abgesehen von Severus, die Wahrheit über Harrys Zustand erfahren würde. Sie würden die Bedürfnisse der Welt nicht verstehen oder erkennen und das, was es Harry kosten würde, seine Bestimmung zu erfüllen, ohne den Schutz, den sein Zustand ihm bot.
Und dann hatte Sirius das Undenkbare getan. Er hatte den Jungen gekidnappt; ihn direkt aus Albus` Händen genommen. Der Orden konnte ihn noch immer nicht finden und mit dem kommenden Turnier und den Zustrom der Reisenden für die Weltmeisterschaft, war es unmöglich, die zwei Flüchtlinge zu finden. Er konnte verstehen, dass Sirius unstabil waren, das war nach zwölf Jahren Azkaban zu erwarten, aber wenn er sich in Harrys Zustand einmischen würde, würde es Albus nicht möglich sein, ihm zu vergeben. Das war viel größer, als die Freude oder das Glück von einem Kind und dessen Paten.
„Master, die Lehrer sind im Lehrerzimmer versammelt“, sagte ein Elf, als er in dem Büro erschien.
Dumbledore drehte sich herum, nickte der Kreatur zu und schickte sie zu ihren anderen Pflichten. Er seufzte und atmete tief durch. Sie hatten viel für das Turnier vorzubereiten. Er würde zu einem anderen Zeitpunkt über Harry nachdenken und seine Optionen abwägen. In jedem Fall wären es nur ein paar Wochen, bevor er herausfinden würde, wie viel Schaden Sirius verursacht hatte und bis er Schritte unternehmen konnte, um diesen zu korrigieren du Harrys Zustand zu bewahren.
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Neville war jetzt seit zwei Wochen zu Hause und alles hatte sich zu einer Art Routine entwickelt. Er genoss seine Morgen und seine Abende, aber die Nachmittage waren schwierig. Am Morgen stand er auf und frühstückte mit seiner Oma, wusch ab, ging in sein Zimmer und lernte. Das meiste dieser Zeit verlief still. Seine Oma sprach etwas mit ihm, aber sie kritisierte ihn nicht oder brachte seine vergangenen/gegenwärtigen Fehler auf, wie sie es normalerweise tat. Zuerst fühlte er sich unwohl mit der Art, wie sie ihn betrachtete, aber er gewöhnte sich daran. Es war besser, als wenn sie ihren Kopf entrüstet und resigniert schüttelte.
Von da an ging es bergab. Es war sein Job Onkel Algie zum Mittagessen zu wecken und der alte Mann mochte das gar nicht. Er schrie ihn an und ereiferte sich wegen seiner Unhöflichkeit und Dummheit, kam dann aber schließlich mit ihm hinunter, um mit ihnen zu essen. Danach brachte seine Oma ihn dazu für ein paar Stunden mit ihm Schach oder Dame zu spielen. Die ganze Zeit sprach sein Onkel über Leute, die er in der Vergangenheit gekannt hatte und darüber, dass die Kinder von heute undankbar oder faul oder eine ganze Reihe von anderen schlechten Dingen waren. Und er schaute Neville immer an, als wäre er das beste Beispiel für die heutige Schande.
Neville schaffte es zu entkommen, indem er sagte, dass er sich um seinen Garten kümmern musste, bevor die Sonne unterging. Das war seine liebste Zeit des Tages. Wenn die Sonne untergegangen war, kam er hinein und duschte schnell, bevor er zum Abendessen ging. Er passte extra auf, keinen Schmutz mit hinein zu bringen. Oma wurde immer so böse auf ihn, wenn er das tat, auch wenn es eine leichte Sache war, es sauberzumachen. Der kleinste Fleck und sie würde Neville finster anschauen und verlangen zu erfahren, wohin sein Gehirn verschwunden war und fragen, warum er nicht die einfachsten Sachen tun konnte. Von dort kam sie normalerweiser auf seine Eltern zu sprechen und sprach davon, wie enttäuscht sie von ihm wären. Bis jetzt hatte er es geschafft, dieser Strafpredigt zu entkommen.
Nach dem Abendessen, währenddessen Onkel Algie und Oma immer über Dinge sprachen, als wäre er nicht anwesend, wusch Neville ab und räumte die Küche auf. Seine Oma vertraute im nicht, mit seiner Magie in der Nähe ihres Geschirrs, ihrer Tassen und ihrer Pfannen. Dann ging er zu Bett, nachdem er seiner Familie ordentlich einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange gegeben hatte. Dann war er wieder frei. Er würde üben zu meditieren und darauf warten, dass er das leichte Zittern seines Pergamentes spüren würde, das ihn wissen ließ, dass Harry ihm schrieb und sie redeten noch ein wenig, bevor sie zu Bett gingen. Mit jeder Stunde, die verging, vermisste er Harry und Remus immer mehr. Er vermisste ihr Lächeln und ihre Umarmungen. Er vermisste es, zu lachen und über Dinge zu reden, die in seinem Kopf vorgingen. Er hasste es, auf jede seiner Bewegungen und jedes seiner Worte aufpassen zu müssen. Er hasste es, dass seine Angst zurückkam. Er hatte Angst, es zu versauen, speziell jetzt, wo seine Oma so zufrieden mit ihm schien, wenn sie nicht sogar stolz auf ihn war. Sie beobachtete ihn genauer als früher und wenn er es schaffte, nichts Falsches zu tun oder etwas Dummes zu sagen, lächelte sie schwach und nickte anerkennend mit ihrem Kopf. Sie hatte das nie zuvor getan und Neville hatte Angst, wieder alles zu versauen.
„Neville“, öffnete Augusta seine Zimmertür und schaute ihn stirnrunzelnd an. „Ich habe dich schon zweimal gerufen, dass es Zeit zum Mittagessen ist. Was tust du hier oben?“
Neville errötete und stand so schnell auf, dass sein Stuhl umfiel. Er hatte an seinem Schreibtisch gesessen und nachgedacht und die Zeit vergessen. Seine Oma schaute auf seinen Schreibtisch und ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie sah, dass dort weder Papier, noch ein offenes Buch lag.
„Ich dachte, du nutzt diese Zeit um zu lernen“, schimpfte sie. „Es sind nur zwei Wochen vergangen und du vermeidest bereits deine Arbeit. Professor Lupin wäre sehr beschämt, Neville. Er hat keine Mühen gescheut, damit du besser wirst und so undankbar zu sein ist eine Schande, die ich nicht dulden werde. Du wirst direkt nach dem Mittagessen hierher zurückkehren und lernen. Ich will nicht sehen, dass die gute Arbeit, die du gemacht hast, wegen deiner Faulheit Verschwendung war. Geh jetzt und weck deinen Onkel und komm hinunter zum Mittagessen.“
„Ja, Ma'am“, sagte Neville schnell und seine Wangen brannten vor Ärger, Scham und Zorn.
Er fühlte sich kein Stück besser, als er schließlich mit seinem Onkel ankam, aber er hoffte, dass die Sache von vorhin vergessen werden würde, wenn er es schaffen würde, dass sie nicht noch einmal erwähnt wurde. Aber es sollte nicht sein. Sein angeblicher Rutsch zurück zu seinen alten Gewohnheiten, hatte ein Tor in seiner Großmutter geöffnet. Augusta runzelte die Stirn, als er zu seinem Sandwich Pommes Frites auf seinen Teller lud und zog die Schüssel von hm weg.
„Ich denke, das ist genug, Neville“, sagte sie steif. „Ich habe bemerkt, dass du ein paar Pfund zugelegt hast, seit du nach Hause zurückgekommen bist.“
„Ja, Ma'am“, senkte Neville seinen Kopf.
„Als ich in deinem Alter war“, fügte Onkel Algie von seinem Platz hinzu und deutete mit seiner Gabel in Nevilles Richtung, „war ich die ganze Zeit draußen. Ich bin hier und dort herumgerannt und habe vor allem Quidditch gespielt. Kein einziger meiner Freunde war übergewichtig. Ich habe immer gesagt, dass man einen Zauberer an seiner Statur erkennen könnte. Jemand der diszipliniert ist, wird Fit wie ein Turnschuh sein. Schau mich an! Ich bin ein alter Mann und ich könnte schneller laufen als du!“
„Es ist nichts Falsches daran, Quidditch aus der Entfernung zu beobachten“, rümpfte Augusta die Nase. „Aber ich werde nicht bestreiten, dass physische Gesundheit wichtig ist. Was hat Professor Lupin gemacht, dass du Gewicht verloren hattest, Neville?“
„Wir waren in einem Trainingsraum und haben uns auch duelliert, Ma'am“, antwortete er sanft.
„Ist das so?“, runzelte Augusta erneut die Stirn. „Nun, wir haben keinen Trainingsraum, aber ich bin sicher, dass ich organisieren kann, dass du einen Duellierpartner bekommst.“
Neville zuckte zusammen, sagte aber, was von ihm erwartet wurde. „Danke, Ma'am.“
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Am nächsten Morgen weckte ihn seine Oma und sagte ihm, dass er sich für ein Übungsduell anziehen solle. Sie war mit einer Freundin von ihr in Kontakt getreten, die einen Enkel in Nevilles Alter hatte, der nichts dagegen hatte, Duellieren zu üben. Tatsächlich ging er auch nach Hogwarts und sie hoffte, dass er mit den Übungen fortfahren würde, wenn er wieder zur Schule ging. Neville hatte da nur geringe Hoffnungen, aber sobald er hörte, dass der Junge nach Hogwarts ging, wusste er, dass es kein guter Tag werden würde.
Wie er vermutet hatte, war sein Ruf ihm vorausgeeilt. Just Finch-Fletschley war tatsächlich im gleichen Jahr wie er und war ein Huffelpuff. Er flohte mit seiner Grußmutter zu ihnen und die zwei Frauen scheuchten sie aus dem Haus, damit sie üben konnten. Neville führte ihn aus dem Haus, außer Sichtweite und drehte sich um, um den anderen Jungen anzusehen.
„Ich bin nur hier, weil meine Großmutter mich dazu zwingt, Longbottom“, sagte Justin mit einem resignierten Schulterzucken. „Ich werde versuchen, dir nicht wehzutun.“
„Ich habe auch nicht darum gebeten, dass du hier bist“, errötete Neville.
„Was auch immer“, seufzte Justin. „Nun, ich kann genauso gut versuchen, dass das Ganze etwas bringt. Lass uns an Schilden arbeiten, da ich nicht möchte, dass du irgendetwas zum explodieren bringst. Steh dort und ich werde ein paar Flüche zu dir schicken. Block sie ab, wenn du kannst.“ Ohne weitere Warnungen hob Justin seinen Zauberstab und feuerte einen Zauber ab.
Neville konnte seinen Schild nicht rechtzeitig errichten und tanzte auf der Stelle herum, bevor er auf seinen Hintern fiel, was den anderen Jungen seinen Kopf mitleidig schütteln ließ. Infolge dessen hatte er nicht genug Zeit einen Schild zu errichten, bevor der nächste Fluch kam. Neville stand einfach da und empfing die Zauber und Flüche und blockte sie so gut ab, wie er konnte. Er duckte sich und wich aus, wenn er es nicht konnte. Justin fand das lustig und es wurde ein Spiel für ihn zu sehen, wie viele Male er Neville dazu bringen konnte aus dem Weg zu springen.
Es passierte weniger und weniger, als der Tag verging. Neville war immer der Beste in Verteidigungszaubern gewesen und all die Übung mit den Schildzaubern machte ihn recht gut. Der Nebeneffekt dazu war, dass Justin sich langweilte und nach nur vier Tagen nicht mehr kommen wollte. Oma machte, wie erwartet, Neville dafür verantwortlich und sagte ihm, dass sie sehr enttäuscht war, dass er es nicht schaffen konnte, einen Partner zum Duellieren zu behalten. Er war eine Enttäuschung. Wie sollte sie sich jetzt ihrer alten Freundin gegenüber verhalten, da ihr Enkel sich so in Schande gebracht hatte?
Das war alles zu viel. Justin und seine Verhöhnungen und Beleidigungen erinnerten ihn an Hogwarts und sein vieles Versagen und seine Unzulänglichkeiten dort. Seine Oma schaffte es, dass er sich dumm fühlte, jemals zu denken, dass er etwas richtig machen könnte. Er war das schwarze Schaf der Familie und es gab keinen Weg, dass er sich jemals ändern oder jemand Besseres werden würde. Er täuschte sich nur selbst, wenn er glaubte, dass er alles tun und darin auch noch gut sein könnte. Seine Eltern würden sich schämen. Er war wertlos und ungeschickt und fett. Er war zu nichts gut. Er war nur Neville Longbottom; dumm, ungeschickt, unmöglich in Zaubertränken und bei Zauberei.
Langsam wich der Schmerz und er löste sich aus der Panikattacke. Die Stimmen in seinem Kopf verstummten und er bemerkte, dass er im Badezimmer war. Sein Gesicht war nass voller Tränen und er hatte die Rasierklinge in der Hand. Drei gleichmäßige Schnitte bluteten auf seinen bereits vernarbten Unterarm. Sofort dachte er an Harry und Remus. Sie würden sich vor ihm ekeln. Er war so schwach! Er schnitt sich wieder und wieder, bis er nicht länger an sie oder irgendjemanden anderen dachte. Er saß starr und blutend da. Zumindest tat es nicht länger weh.
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Harry kam Dienstagmorgen besorgt zum Frühstück hinunter. Sirius wusste sofort, dass etwas nicht stimmte und fragte, was los sei. Harry setzte sich auf seinen Platz und kaute beunruhigt auf seiner Unterlippe herum.
„Es ist Neville. Wir haben uns jede Nacht auf den Pergamenten geschrieben, die du und Remus gemacht haben und Neville hat gestern nicht geschrieben.“
„Ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung ist, Harry“, versicherte Sirius ihm. „Vielleicht war er nur beschäftigt oder er ist früh zu Bett gegangen, weil er müde war. Vielleicht war er nicht einmal zu Hause und seine Großmutter hat ihn irgendwohin mit hingenommen.“
„Ich weiß nicht“, schüttelte Harry seinen Kopf und starrte mit großen, vertrauensvollen Augen zu Sirius hinauf. „Ich fühle einfach nur, dass etwas nicht stimmt.“
„Wenn er heute Nacht wieder nicht schreibt, werden wir Remus nach ihm sehen lassen. Ich weiß, dass Moony die Entschuldigung lieben würde, nach ihm sehen zu können“, grinste Sirius und zerstrubbelte Harrys Haar.
Der Junge schmollte und kämpfte es auf seinen Platz zurück, während Sirius lachte. „Warum tust du das, Siri?“
„Weil es lustig ist“, grinste der Mann ohne Reue.
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Neville schrieb diese Nacht wieder nicht und so schickte Harry Omi mit einer Nachricht, die seine Sorge erklärte, und bat Remus nach ihm zu sehen. Omi kam zehn Minuten später mit Remus` Antwort zurück. Er würde gleich am Morgen dorthin gehen. Glücklich seufzend und darauf vertrauend, dass Remus die Dinge wieder in Ordnung bringen würde, schlief Harry ohne weitere Sorge ein.
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Remus war froh, dass Dumbledore ihn einen Tag eher gehen ließ. Er wollte nach Neville sehen. Vollmond war in zwei Tage und er musste erst in vier Tagen wieder in der Schule sein. Es war früh, wenn auch nicht sehr früh, als er Misses Longbottom per Flohnetzwerk kontaktierte. Die Hexe gewährte ihm sofort Einlass und ließ ihn an einem Tisch mit Tee und Keksen Platz nehmen.
„Sind Sie sicher, dass Sie nichts zum Frühstück haben wollen?“, fragte sie, als sie sich ihm gegenüber setzte. „Wir haben bereits gegessen, aber ich kann etwas für Sie herrichten. Sie sehen heute ein wenig schlecht aus.“
„Nur eine Grippe“, lächelte er süß und nahm seine Tasse mit Tee. „Wie war Ihr Sommer?“
„Gut, gut“, lächelte sie. „Wir waren sehr überrascht, wie Neville zu uns zurückgekommen ist. Wir sind beide sehr dankbar, für alles, was sie getan haben.“
„Das war nichts“, schüttelte Remus seinen Kopf. „Er brauchte nur mehr Selbstvertrauen und der Rest war einfach.“
„Es tut mir Leid, sagen zu müssen, dass all ihre Arbeit umsonst gewesen ist. Der Junge war nur für ein paar Tage hier, als er auch schon begonnen hat, in seine alten Angewohnheiten zurückzufallen“, sagte sie stirnrunzelnd. „Es gibt keine Entschuldigung, sich gehenzulassen, nur weil man keinen Lehrer mehr da hat, der einem an jeden Moment des Tages über die Schulter schaut. Ich hatte gehofft, dass er ein wenig Selbstdisziplin gelernt hätte, aber er ist ein hoffnungsloser Fall.“
„Ich kann nicht glauben, dass das der Fall ist, Madam“, sagte Remus steif. „Neville ist talentiert und freundlich. Er ist ein guter Mensch und Sie sollten stolz auf ihn sein. Es ist schwer stark zu sein, wenn die Familie einen jeden Moment des Tages sagt, was für ein Versager man ist. Das geht bis dahin, dass man glaubt, das zu sein, was man erzählt bekommt und man es so wahr macht.“
„Ich weiß nicht, was sie da andeuten wollen, Professor Lupin.“ Augusta setzte sich aufrecht und gerade in ihren Stuhl. Ihr Gesicht zeigte Verärgerung.
„Ich denke, das tun Sie“, sagte er sanft. „Ich weiß, Sie lieben ihren Enkel und möchten, dass er so gut ist, wie es ihm möglich ist, ich habe nur angedeutet, dass Sie die Dinge auf die falsche Art angehen. Wenn Sie wirklich wollen, dass Neville stark, selbstbewusst und glücklich ist, wäre es klug, mit dem vorsichtig zu sein, was sie zu ihm sagen. Ihre konstante Missbilligung und Erwartung seines Versagens drücken ihn kontinuierlich nach unten. Sie brechen seinen Willen und sein Selbstvertrauen und natürlich wird daraus nicht Gutes hervorgehen.“
„Das ist genug“, stand Augusta auf. „Ich denke, es ist das Beste, wenn Sie gehen.“
„Bitte, Ma'am. Ich mache mir Sorgen um Neville. Er hat mich seit einer Weile nicht kontaktiert, obwohl er gesagt hatte, dass er das tun würde. Lassen Sie mich schnell nach ihm sehen, bevor ich gehe.“ Remus stand ebenfalls auf.
„In Ordnung, aber nur, weil Sie sein Lehrer sind. Danach sind Sie nicht mehr hier willkommen“, schnappte sie.
Remus neigte seinen Kopf und machte sich auf den Weg nach oben. Er klopfte an Nevilles Tür und bekam ein freudloses „Ja, Ma'am“ zur Antwort. Stirnrunzelnd öffnete er die Tür und trat ein. Neville saß mit einem offenen Buch an seinem Schreibtisch und machte sich Notizen. Als er schließlich von der Seite aufblickte, wurden Nevilles braune Augen groß.
„R-R-Remus!“, stotterte er ängstlich.
„Neville, ich habe dich vermisst“, lächelte Remus liebevoll und durchquerte den Raum, um den Jungen zu umarmen. Neville war steif in seinen Armen, entspannte sich aber schnell. Remus wiegte ihn sanft hin und her, als der Junge anfing zu zittern, „Was ist los, Neville? Warum hast du mir nicht geschrieben?“
Neville schüttelte hilflos seinen Kopf und zog sich von seinem Lehrer zurück. Er hatte begonnen, diesen Mann als einen Vater zu sehen und konnte es nicht ertragen, Abscheu oder Enttäuschung in seinen Augen zu sehen. Remus wollte ihn sich trotzdem nicht verstecken lassen und zwang sein Gesicht herum, um ihm in die Augen zu sehen. Neville runzelte bei dem, was er sah, die Stirn. Remus sah müde, blass und krank aus. Seine bernsteinfarbenen Augen waren mit Gold durchsprenkelt. Es musste nahe an Vollmond sein. Sofort fühlte er sich schuldig, Last auf die Schultern seines Mentors gelegt zu haben, da er schon soviel zu tragen hatte.
„Neville“, sagte Remus sanft. „Ich liebe dich. Ich bin stolz auf dich und ich denke nicht geringer von dir, weil du in diesem Haus depressiv wirst. Niemand könnte hier leben und zufrieden sein. Verstehst du mich? Ich wäre enttäuscht, wenn du die Art, wie du hier behandelt wirst, akzeptieren würdest und dich das nicht beeinflussen würde. Du sorgst dich darum, was andere von dir denken und du möchtest deine Familie stolz machen. Das ist bewundernswert, speziell, da eine geringere Person jetzt schon aufgegeben und gesagt hätte, zur Hölle damit. Ich bin für dich da. Es macht mich glücklich, dir helfen und mich um dich kümmern zu können. Ich hatte niemals die Chance, das für jemanden zu tun. Ich hatte nie Kinder oder Patenkinder und ich genieße es, für sich da zu sein. Du sollst niemals Angst haben, für Hilfe oder Bestätigung zu mir zu kommen.“
„Es tut mir so Leid, Remus!“ Neville warf seine Arme um den Hals seines Mentors und begann zu weinen. „Ich… Ich weiß nicht, was ich gedacht habe… Es war, als wäre dieser Sommer nie passiert… Er ist wie ein Traum verschwunden und ich habe wieder begonnen zu glauben, dass ich wertlos und unnütz bin… Und… Und…“
„Schhh…“, hielt Remus ihn fest. „Du hast keinen Grund, an dir selbst zu zweifeln. Keinen. Du hast diesen Sommer eine Menge getan und solltest stolz auf das sein, was du kannst. Ich weiß, dass ich es bin. Und Harry macht sich Sorgen um dich, genauso wie Sirius. Sogar Severus hat mir Glück gewünscht, als ich Hogwarts verlassen habe, um nach dir zu sehen. Wir sind kein Traum. wir glauben an dich. Alles wird gut. Es sind nur noch elf Tage, bis die Schule wieder anfängt.“
„Ich weiß“, setzte Neville sich zurück und wischte sich seine Wangen ab. „Es tut mir Leid.“
„Das muss es nicht“, lächelte Rems. „Wir vermissen dich, Nev, und wir werden sehr froh sein, dich bald zurück zu haben. Ich weiß, dass deine Großmutter dich auch liebt. Sie ist sich ehrlich nicht dessen bewusst, wie sehr sie dir wehtut. Gib ihr einfach Zeit. Wenn du auf deinen eigenen Füßen stehst, wird sie sehen, dass du unabhängig und intelligent bist und sie wird stolz sein.“
„Das hoffe ich“, seufzte Neville. „Es scheint einfach nur nicht so, als ob das, was ich tue, je genug sein wird. Da wird immer etwas in mir fehlen.“
„Das ist nicht wahr“, sagte Remus ernst. „Schau mich an.“ Neville tat es zögerlich. „Es ist alles in Ordnung mit dir. Du hast nichts Falsches getan. Du bist ein guter Mensch und viele Menschen lieben dich.“
„Und ich fühle mich lächerlich“, lachte Neville schwach. Es fühlte sich so gut an, diese Dinge zu hören, doch das machte die Dinge nicht einfacher.
Remus lachte mit ihm zusammen. „Vielleicht, aber ich kann nicht deutlicher werden. Ich habe nicht viel Zeit. Ich fürchte, ich habe ein paar Dinge zu deiner Großmutter gesagt und ich denke, ich bin nicht länger hier willkommen.“
„Was?“, starrte Neville ihn geschockt an. „Du bist hier immer willkommen, Remus!“
„Vielleicht für dich, Welpe“, lächelte er und verstrubbelte sein Haar. „Ich möchte, dass du mir versprichst, dass du Harry jeden Abend schreibst und dass du nicht wieder alles vergessen wirst, was du gelernt hast, egal wie schwer es ist. Ich bin für dich da und wenn du das Gefühl hast, dass alles zu viel geworden ist, ruf mich bitte. Ich würde es lieben, mit dir zu reden.“
„In Ordnung“, nickte Neville.
„Und sei vorsichtig.“ Remus schlang seine Hände sanft um Nevilles Unterarm. „Fall nicht in alte Gewohnheiten zurück. Ich weiß, es ist schwer. Ich weiß es. Erinnerst du dich? Es ist viel schöner, wenn du es nach langer Zeit wieder tust und es ist sehr leicht, zu weit zu gehen. Ich denke nicht, dass ich es ertragen könnte, wenn du stirbst, Neville.“
„Remus…“, wisperte Neville und begann zu weinen. „Es tut mir Leid. Ich werde es nicht wieder tun.“
„Ich weiß, dass du dein Bestes tust und das ist definitiv genug für mich“, lächelte er und stand auf. „Ich sehe dich bald und ich erwarte, dass du dich meldest.“
Neville nickte mit einem Lächeln. „Danke, Remus. Für alles.“
„Gern geschehen. Und ich danke dir, Neville, für alles.“
„Gern geschehen“, lachte Neville.
„Das ist viel besser“, seufzte Remus. „Mein Job hier ist getan. Komm. Warum bringst du mich nicht zum Kamin? Und ich entschuldige mich im Voraus, wenn ich die Dinge zwischen dir und deiner Familie noch schlimmer gemacht habe.“
„Es ist in Ordnung“, versprach Neville und brachte seinen Lehrer hinunter.
Seine Großmutter stand beim Kamin, hatte ihre Arme verschränkt und ihren schärfsten Blick der Missbilligung aufgesetzt. Remus ignorierte das einfach, doch Neville spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. Wie konnte sie Remus so behandeln? Remus umarmte ihn ein letztes Mal und verabschiedete sich höflich von allen beiden, von ihm und seiner Großmutter, bevor er in das Feuer stieg und „Hogsmeade“ rief. Sobald er gegangen war, begann seine Großmutter mit ihm zu reden.
„Ich möchte ihn nicht noch einmal hier haben, Neville. Er ist sehr unhöflich und ich mag die Ideen nicht, mit denen er deinen Kopf füllt.
„Witzig, du hast es geliebt, mit was für Ideen er meinen Kopf gefüllt hat, als ich zurückgekommen bin“, funkelte Neville sie an. Ein Teil von ihm war schockiert und hatte Angst, dass er so mit seiner Großmutter redete, aber ein größerer Teil von ihm war wütend, dass sie Remus so schlecht behandelt hatte. „Du warst so dankbar, dass er so einen hilflosen Fall angenommen hatte und du warst überrascht, wie sehr er mir geholfen hat.“
„Das ist genug! Ich sehe, dass ich Recht habe. Ein paar Minuten mit ihm und du verhältst dich wie ein unhöfliches Kind ohne Manieren“, schimpfte sie. „Was würden nur deine Eltern sagen?“
„Ich weiß es nicht, weil sie nie etwas zu mir gesagt haben und das auch nie tun werden!“, schrie Neville. „Was würden sie dazu sagen, dass du sie jede Sekunde des Tages gegen mich verwendest? Ich denke nicht, sie wären erfreut. Persönlich würde ich hoffen, dass sie mich, egal was ist, lieben, aber ich könnte falsch liegen.“
„Geh sofort in dein Zimmer, junger Mann!“, schrie sie wütend.
„Remus hat mir mehr geholfen, als du es jemals getan hast“, endete Neville. „Er hat mich glauben lassen, dass ich etwas Wertvolles tun kann, wenn ich nur hart genug daran arbeite, anstatt daran zu glauben, dass, egal was ich tue, ein Versager und eine Schande zu sein. Er war nie überrascht, wenn ich etwas richtig gemacht habe und niemals enttäuscht, wenn ich es vermasselt habe. Stattdessen hat er mit mir gearbeitet, um mir zu helfen, es richtig zu machen und daran geglaubt, dass ich das kann! Und es ist undankbar, dass du ihn so schlecht behandelst, wenn er nichts anderes getan hat, als mir zu helfen und mich glücklich zu machen, ohne etwas dafür zu erwarten!“
Damit ging er ruhig die Treppen hinauf, zurück in sein Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und glitt daran hinunter zu Boden. Der Schock und die Angst übernahmen, nun da seine Wut verraucht war und er fand es schwer, zu atmen. Seine Hände zitterten und er war sich sicher, dass er ohnmächtig werden würde. Aber er bereute nichts von dem, was er gesagt hatte. Es war seit langer Zeit fällig gewesen. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, ging er zu seinem Schreibtisch und nahm das Pergament, das mit Harrys verbunden war.
Hey, Harry. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich okay bin und dass es mir wirklich Leid tut, dir an den letzten zwei Abenden nicht geschrieben zu haben. Es ging mir einfach nicht gut. Wieder zu Hause zu sein hat mich eingeholt und ich war mir nicht mehr sicher, was ich glauben soll. Mach dir trotzdem keine Sorgen. Remus ist vorbeigekommen und hat mich wieder zu Recht gerückt. Ich vermisse euch wirklich, aber die Schule fängt bald an und ich weiß, dass ich solange aushalten kann. Sag Sirius ?Hallo' von mir! Ich liebe dich, Neville.
Später am Abend fand Harry Nevilles Brief und antwortete glücklich darauf. Sie redeten für eine Weile und beide gingen seit langem mit einem besseren Gefühl zu Bett.
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In den Tagen, die folgten, ließ Nevilles Großmutter ihn in Ruhe. Sie schaute ihn nicht an und redete nicht mit ihm. Onkel Algie bemerkte die Spannung und ließ es auf sich beruhen. Neville war froh wegen des Freiraums und begann wieder zu meditieren. Es war ihm nicht möglich gewesen, das zu tun, als er so deprimiert war.
Harry erhielt eine interessante Nachricht von Ron. Es schien so, als hätte sein Vater Karten für die Weltmeisterschaft gewonnen. Es gab zwei Extrakarten; eine für Hermine und eine für ihn. Harry lehnte die Einladung ab und erklärte, dass er ebenfalls Karten hatte, aber nicht sicher war, ob er gehen würde. Stattdessen bat er Ron, Neville einzuladen.
Ich weiß nicht, Kumpel, antwortete Ron. Ich glaube nicht mal, dass er Quidditch mag.
Er würde es lieben, wenn er hingehen könnte, entgegnete Harry. Und wenn ich gehe, möchte ich ihn gerne sehen! Er ist auch mein Freund. Und ich hätte auch nichts dagegen, Hermine zu sehen. Sie hat gesagt, dass es ihr Leid tut und wenn ich der Meinung bin, dass sie es auch so gemeint hat, wenn ich sie wieder sehe, wäre ich glücklich, wieder ihr Freund zu sein.
Ich dachte, ich wäre dein bester Freund?
Neville und ich haben uns letztes Jahr richtig gut kennengelernt, als du und Hermine zu beschäftigt für uns wart. Und ich schreibe ihm genauso wie dir. Ihr seid beide meine Freunde.
Oh. Nun, was immer du sagst, Kumpel. Ich schätze, ich könnte ihn einladen.
Danke, Ron.
Kein Problem. Er ist nicht so übel. Und vielleicht werden die Zwillinge ihm statt mir Streiche spielen, antwortete Ron glücklich.
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Gabriel und Silas saßen im Wohnzimmer. Harry war gerade zu Bett gegangen, nachdem er mit Ron geredet hatte. Gabriel hoffte, er könne Silas überzeugen, diese Zeit ebenfalls zum Ausruhen zu nutzen. Der Slytherin war wieder blass und angespannt und egal, was er sagte, der Slytherin wollte sich nicht ausruhen.
„Komm schon, Sy…“, versuchte Gabriel es wieder.
„Später“, schnappte Silas. „Ich muss das hier verstehen. Ich weiß, ich habe alle Teile… Die Antwort ist direkt vor mir… Und jedes Mal, wenn ich mich hinlege, schwebt es außer Reichweite…“
„Geht es um die Weltmeisterschaft? Wir wissen nicht einmal, ob wir gehen. Warum bist du also so besorgt?“
„Weil ich nicht sicher bin, ob wir gehen sollen oder nicht“, schnarrte Silas. „Das könnte eine gute Möglichkeit sein, Informationen zu sammeln, ohne in zu großer Gefahr zu sein. Auf der anderen Seite wäre es besser, wenn wir weg bleiben, wenn die Todesser sich entschließen, Amok zu laufen.“
„Schau mal“, sagte Gabriel ernst. „Dich selbst zugrunde zu richten wird gar nicht helfen. Vielleicht wird die Antwort, nach der du suchst, kommen, wenn du dich etwas ausgeruht hast und wieder klar denken kannst.“
Silas seufzte. „Ich weiß, Gabe, aber uns läuft die Zeit davon. Die Weltmeisterschaft ist am Montag. Das sind noch drei Tage und wenn wir Severus überzeugen müssen, uns gehen zu lassen, könnte das nicht genug Zeit sein.“
„Das wird kein Problem sein“, versicherte ihm Gabriel. „Wenn wir gehen müssen und er will uns nicht lassen, gehen wir trotzdem. Wir stehlen die Karten und gehen. Ich verspreche dir, Silas, wir werden auf jeden Fall tun, was getan werden muss.“
„Das ist ein Argument“, grinste Silas. „Ausnahmsweise.“
„Halt den Mund und geh ins Bett“, lachte Gabriel.
Silas lachte genauso und stand auf. Er streckte sich und winkte zum Abschied, bevor er zu seinem Zimmer ging. Er war auf halbem Weg, als er zusammenbrach. Gabriel stürzte zu ihm und drehte ihn um. Silas` Gesicht war angespannt und eine blitzförmige Narbe erschien auf seiner Stirn. Sie sah rot und entflammt aus. Er seufzte, hob den Slytherin hoch und trug ihn zu seinem Bett.
„Ich hoffe, die Information, die du wolltest, ist das wert“, runzelte er besorgt die Stirn und überließ ihn seiner Vision. Das Einzige, was er tun konnte, war ein Auge auf Harry zu werfen und sicherzustellen, dass dem Jungen nichts passierte, während Silas nicht erreichbar war.
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