
von Nerventod
sorry für die verspätung *blush* und danke für die kommis
beta fĂĽr dieses chap war die wundervolle Snapes_Wife
Harry und Neville wachten beide plötzlich auf, als ihre Schlafzimmertür aufgerissen wurde. Sirius kam ins Zimmer und trug Geschenke bei sich. Die glitzernd eingepackten Geschenke waren auf seinen Armen gestapelt und versperrten ihm komplett die Sicht. Beide Teenager starrten erstaunt zu ihm und ihre Kinnladen fielen nach unten.
„Alles gute zum Geburtstag, Jungs!“, rief Sirius fröhlich und ließ die Geschenke auf das Bett fallen.
„Aber… ich habe doch erst morgen…“, sagte Neville unsicher, während seine Augen die Pakete begutachteten. Einige waren etwa dreißig Zentimeter groß; andere so klein, als wären sie Schmuckschatullen. Das, welches ihm am Nächsten war, lag von der Größe her dazwischen und in pink glänzendes Papier mit einer goldenen Schleife eingepackt.
„Du wirst morgen nicht hier sein“, sagte Sirius mit einem Grinsen. „Und wir wollen mit dir feiern und wir wissen, dass Harry mit dir Geburtstag feiern will, also… Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“
„Danke, Sirius!“, lachte Harry, dessen Augen vor Freunde glänzten. Es war schwer, nicht zu Lächeln, wenn sein Pate den Raum mit Enthusiasmus und Freude füllte. „Sind die für uns?“
„Ja!“ Sirus umarmte Harry fest und ließ sich dann mit ihm auf das Bett fallen, was die Teenager dazu brachte, noch mehr zu lachen.
Neville konnte nicht anders, als bei ihrem Benehmen zu glucksen. Lachen kam von der Tür, worauf er aufschaute und Remus entdeckte. Sein Lächeln wurde breiter und er stand auf, um den Mann zu begrüßen, der ihm so viel bedeutete. Remus hinderte ihn jedoch daran, indem er hinüber gerannt kam und Neville mit sich auf das Bett schubste. Die beiden Männer tauschten einen Blick und begannen die Jungen gnadenlos zu kitzeln. Schließlich ließen sie von ihnen ab und die Jungen brauchten einige Minuten, um wieder normal atmen zu können.
„Also… Welche… sind Nevilles und… welche sind meine?“
„Habgieriger Mistkerl“, funkelte ihn Sirius gespielt an.
Harry errötete, aber er wusste, dass sein Pate nur Spaß machte und so verging der drohende Schmerz. Remus gab seinem Freund einen Klaps und strubbelte beruhigend durch Harrys chaotisches Haar. Der Junge schmollte daraufhin und versuchte es wieder zu bändigen. Seit er mit Rose verschmolzen war, bevorzugte er es, wenn seine Haare und seine Kleidung gepflegt und ordentlich waren, genau wie sein Zimmer und seine Notizen.
„Die mit den goldenen Schleifen sind Harrys und die mit den roten, Nevilles“, erklärte Sirius und schob die Geschenke zu den beiden Teenagern. „Öffnet sie!“
„Jetzt?“ Harry nahm vorsichtig ein Geschenk, öffnete es aber nicht. „Ich möchte, dass Severus zusieht.“
„Wir haben nicht Weihnachten, Tatze“, lachte Remus. „Sie müssen ihre Geschenke nicht sofort nach dem Aufwachen öffnen.“
Sirius wimmerte dramatisch. „Aber das macht keinen Spaß! Wen kümmert schon Snape? Öffnet sie jetzt.“
„Sirius…“, schimpfte Harry, auch wenn er noch immer lächelte.
„In Ordnung. Ich werde mich benehmen“, schmollte Sirius und sprang von dem Bett. „Dann beeilt euch und kommt runter. Wir werden sie am Frühstückstisch öffnen.“
Sirius eilte aus dem Zimmer, während er aus ganzem Herzen „Happy Birthday“ sang. Remus schüttelte mit einem amüsierten Lächeln seinen Kopf, deutete den Jungen, sich zu beeilen, und folgte seinem Freund. Harry und Neville tauschten einen freudigen Blick und sprangen aus dem Bett und in ihre Sachen. Beide schnappten sich jeweils eine Hälfte der Pakete, wobei sie für den Moment die Schleifen ignorierten, und rauschten hinunter.
Sie kamen in das Esszimmer und sahen Sirius dort auf dem Tisch stehen, wie er wie ein Verrückter Luftschlangen und Ballons im Raum verteilte. Remus versuchte ihn zu überzeugen, dass sie genug Dekorationen hatten, aber Sirius sagte, dass sie noch nicht annähernd genug hatten.
„Wie oft wird man schon vierzehn, häh, Moony? Natürlich haben wir noch nicht genug! Ich habe noch nicht einmal mit dem Konfetti angefangen.“
„Geh sofort von meinem Tisch runter, Black“, befahl Severus eisig.
Die Jungen wirbelten herum und verschiedene Päckchen vielen zu Boden. Der Tränkemeister schaute sie spöttisch an, richtete dann aber schnell seine Aufmerksamkeit zu dem Mann, der auf seinem Esszimmertisch stand.
Sirius sah so aus, als wollte er protestieren, aber Remus zog scharf an ihm und der Mann fiel zu Boden. Harry und Neville zuckten zusammen, doch Remus lachte nur. Sirius hob seinen Kopf und seine blauen Augen funkelten fröhlich. „Denke nicht, dass ich dich dafür nicht kriegen werde, Moony.“
„Legt diese… Päckchen in die Ecke.“ Severus deutete dorthin, wo er meinte.
Die Jungs beeilten sich zu gehorchen und der schwarzäugige Mann nahm seinen angestammten Platz am Kopf des Tisches ein. Die Jungen setzten sich auf ihre Plätze und Remus setzte sich neben Neville, während Sirius sich auf Harrys andere Seite setzte, die Seite, die am weitesten von Severus entfernt war. Omi erschien und schaute sich vorsichtig in dem Zimmer um. Er erschrak über die Unordnung, freute sich aber, dass sie die Geburtstage der Jungen feierten. Als Severus ihn nicht sofort zu Recht wies, dass er erlaubt hatte, dass Sirius den Raum verunstaltet hatte, entspannte er sich und servierte das Frühstück.
„Summen die Teller ?Happy Birthday`?“ Severus schaute den Elf dunkel an.
„Ja, Master. Sir Sirius wollte, dass ich sie benutze. Soll ich sie gegen ihr normales Porzellan austauschen?“, wand Omi seine Hände mit großen, ängstlichen Augen.
„Wo ist deine Geburtstagsfreude, Snape?“, fragte Sirius. „Sie sind nicht einmal so laut. Lass sie! Hast du ihnen überhaupt zum Geburtstag gratuliert?“
„Ich werde es tun, wenn es angemessen ist“, schnarrte Severus. „Die anderen interessieren mich nicht, aber ich möchte stilles Geschirr.“
„Ja, Master“, verbeugte sich Omi und schnippte mit seinen Fingern, wodurch er den Teller und das Essen darauf austauschte.
Severus nickte, begann zu essen und ignorierte alle anderen komplett. Sirius schnitt Grimassen in seine Richtung und Remus trat ihn unter dem Tisch gegen sein Bein. Neville senkte seinen Kopf, um ein Lächeln zu verbergen, doch Harry flehte ihn mit seinen Augen an und schüttelte den Kopf. Sirius seufzte und gab nach und aß sein Frühstück ohne ein weiteres Wort und ohne Snape weiterhin zu ärgern.
„Also, was wollte ihr zwei heute tun?“, fragte Remus mit einem liebevollen Lächeln.
„Wir können keine richtige Party machen oder irgendwo hin gehen, wo es lustig ist, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht Spaß haben können“, grinste Sirius sie hinterhältig an.
„Wie?“, fragte Harry neugierig.
„Du und Neville könnten Sirius oben im Spielzimmer herausfordern; mal sehen, ob ihr den alten Mann auf seinen Platz verweisen könnt“, schlug Remus verschlagen vor.
„Hey! Ich bin nicht alt!“, protestierte Sirius und warf ein Frühstücksbrötchen nach seinem lachenden Freund.
„Das klingt nach Spaß“, lächelte Harry. Er wollte fragte, ob Severus sich ihnen anschließen würde, aber er wusste, dass das nur dazu führen würde, dass sein Lehrer sich unwohl fühlte. Er konnte spüren, dass Severus` Gefühle angespannt und scharf waren, auch wenn Harry spüren konnte, dass dessen Okklumentik-Schilde errichtet waren. „Denkst du, dass wir ihn schlagen können, Nev?“
„Ich weiß nicht“, lächelte Neville verspielt. „Vielleicht.“
„Ihr werdet an diesen Worten ersticken“, sagte Sirius herausfordernd. „Es ist noch kein Spiel erfunden worden, dass ich nicht meistern konnte.“
„Mit Ausnahme von einem, dass das benutzen deines Gehirns erfordert, wie zum Beispiel Schach“, schnarrte Severus. Bevor Sirius eine Antwort geben konnte, stand er auf und ging aus dem Raum.
„Griesgrämiger, kaltherziger Bastard“, funkelte ihm Sirius hinterher.
„Nicht“, schlug Harry ihm leicht auf den Arm. „Kommt schon. Lasst uns spielen gehen!“
Sie verbrachten drei Stunden im Spielzimmer. Niemand konnte Harry im Schnatz-Horden schlagen, aber Remus war nahe dran. Sirius schlug Remus bei dem Sprengspiel, aber Remus war der Champion des Abwehrspieles. Als sie sich alle setzten, um das Vier-Mann-Schachpiel zu probieren, war Neville der Gewinner. Harry konnte sich nicht daran erinnern, jemals soviel gelacht zu haben oder so sorglos gewesen zu sein. Neville war von dem SpaĂź ebenso berauscht. Er hatte sich noch nie so willkommen oder eingebunden in eine Familie gefĂĽhlt. Als Remus ihn, nachdem er das Schachspiel gewonnen hatte, umarmte, war das das beste GefĂĽhl auf der Welt gewesen.
„Wir haben eure Geschenke vergessen!“, keuchte Sirius entsetzt und rannte aus dem Raum.
Die anderen folgten ihm lachend und stolperten ĂĽber einander. Sirius kam mit einem entsetzten Gesichtsausdruck aus dem Esszimmer. Alle hielten an und fragten was los sei.
„Sie sind weg!“, bellte er und deutete in den Raum. „Die Geschenke sind nicht mehr da!“
„Was?“, keuchten Neville und Remus.
„Omi!“, rief Harry und schüttelte über seine drei Freunde seinen Kopf. Der kleine Elf erschien gehorsam an seiner Seite. „Weißt du, wo die Geschenke sind? Die für Neville und mich?“
„Sie sind auf dem Tisch im Wohnzimmer neben dem Salon aufgestapelt, Sir“, lächelte Omi. „Öffnen Sie Ihre Geschenke nun, Sirs?“
„Das machen wir“, lächelte Harry. „Kannst du Severus bitten, in das Wohnzimmer zu kommen, bitte?“
„Natürlich, Sir“, nickte Omi heftig und verschwand mit einem ?Plopp`.
„Ohhh, Harry…“, jammerte Sirius.
„Severus ist mein Mentor, Siri. Und ich liebe ihn“, sagte Harry sanft. „Ich möchte, dass er ein Teil hiervon ist.“
Sirius Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an und Harry fühlte die Sorge und die Unzufriedenheit des Mannes. Er mochte es nicht, wie Harry von Severus abhing. Die zwei Männer konnten einander nicht ausstehen und beide wollten Harry für sich selbst. Der Teenager seufzte, biss sich auf seine Unterlippe und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Remus wusste, dass das bedeutete, dass Harry sich aufregte und schubste so Sirius mit einem Funkeln an. Er konnte nicht verstehen, wie ein erwachsener Mann so dumm sein konnte. Harry hob hoffnungsvoll seinen Kopf, als er Remus` Verzweiflung spürte und wie Sirius` dunkle Emotionen resigniert zusammenbrachen.
„Ich bin zuerst da“, rief er freudig und rannte an ihnen vorbei zum Wohnzimmer.
Ein paar Minuten später saßen Harry und Neville, mit ihren Geschenken zu ihren Füßen, auf der Couch. Omi, Remus und Sirius standen vor ihnen und ermutigten die Jungs zu beginnen. Severus stand an der Seite neben dem Kamin und sah still zu. Harry lächelte ihn an, bevor er sein erstes Geschenk hochhob. Neville folgte seinem Beispiel.
„Ihr hättet mir nichts geben müssen“, sagte er mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.
Harry schlug ihm auf den Arm. „Hör auf damit. Du bist unser Freund. Wir sind jetzt eine Familie.“
„Harry hat Recht“, sagte Remus und deutete ihnen an, ihre Geschenke auszupacken. „Abgesehen davon, ist das unsere Entscheidung und wenn du dich dazu entschließt, es nicht zu akzeptieren, würdest du nur unsere Gefühle verletzen.“
„Das möchtest du doch nicht tun, oder?“, grinste Sirius.
„Natürlich nicht“, errötete Neville. „Harry, du zuerst.“
Der schwarzhaarige Teenager streckte ihm seine Zunge raus und packte das pinke Geschenk vorsichtig aus. Darin war eine Kiste aus Kirschholz. Er hob den Deckel an und Klaviermusik erfüllte den Raum. Er schaute glücklich auf. „Danke!“
„Wir wissen, dass du nach Gehör spielst und deshalb dachten wir, dass dies ein guter Weg für dich wäre, die Klassiker zu erlernen“, lächelte Remus. „Schau auf den Boden.“
Harry tat es und fand eine Liste von siebzehn Titeln.
„Sag einfach den Titel, den du hören willst, und er wird gespielt“, erklärte Sirius.
„Das ist wundervoll! Danke, Sirius, Remus!“, sprang er auf, um sie zu umarmen. Sie lachten und schoben ihn zurück zu seinem Platz. „Du bist dran, Nev!“, grinste Harry.
Neville bekam Kunstzubehör, neue Schuhe und eine sehr teure violette Rose. Harry bekam die Musikbox und zwei neue Shirts. Sie beide bekamen Drachen und Muggelfahrräder, für den Fall, dass sie in die Stadt gehen wollten. Harry freute sich darauf, fahren zu lernen, aber Neville hatte ein paar Bedenken. Severus war durch den gesamten Prozess hindurch still, bis Harrys letztes Geschenk geöffnet wurde. Drei Karten, um die Quidditchweltmeisterschaft zu sehen.
„Nein.“ Alle Augen richteten sich zu dem schwarzäugigen Professor. „Er kann nicht gehen. Es ist zu gefährlich.“
„Es werden tausende von Hexen und Zauberern da sein!“, entgegnete Sirius ärgerlich. „Wir können einfach gehen, ohne bemerkt zu werden. Wir können immer noch eine Illusion tragen, oder Vielsafttrank nehmen. Es gibt keinen Grund, nicht zu gehen!“
„Es gibt hunderte von Gründen, warum er nicht gehen kann!“, schnarrte Severus zurück. „Aber die drei wichtigsten sind der Orden, die Todesser und Auroren.“
„Sirius“, runzelte Remus die Stirn. „Ich dachte, wir hatten das diskutiert.“
„Nein, Remus!“, zog Sirius sich zurück. „Ich werde diesmal nicht nachgeben! Harry ist erst vierzehn! Er verdient es gehen zu können und die Dinge zu tun, die Kinder tun wollen! Er verpasst alles und ich werde ihn das hier nicht verpassen lassen! Er liebt Quidditch! Er ist von Natur aus ein Sucher! Du siehst, wie sein Gesicht sich aufhellt, wenn er dieses Spiel oben spielt!“
„Trotzdem… Es wird andere Gelegenheiten geben“, schüttelte Remus seinen Kopf. „Wir können das nicht riskieren.“
„Bitte streitet euch nicht“, flehte Harry mit Tränen in den Augen. „Ich liebe das Geschenk, Siri. Das tut ich wirklich. Quidditch macht wirklich Spaß, aber ich habe noch immer nicht meine Schilde perfektioniert und ich weiß nicht, wie ich mit so einer großen Menschenmenge fertig werden soll.“
„Nein, Harry“, kniete sich Sirius vor ihn, was das heruntergefallene Geschenkpapier laut rascheln ließ. „Du bist nie bei einem Spiel gewesen. Vertrau mir. Du wirst das nicht verpassen wollen. Es findet nur alle paar Jahre statt und wer weiß, wann es wieder in England stattfinden wird. Ich habe drei Tickets. Du kannst zwei Erwachsene mit dir nehmen. Ich verspreche dir, dass du sicher sein wirst und bis dahin wirst du auch deine Schilde im Griff haben. Snape würde dich nicht zur Schule gehen lassen, ohne dass sie perfekt sind.“
Harry schaute fragend hinüber zu Severus. Verärgerung und Wut flossen noch immer von ihm, aber da war auch eine Art von Sehnsucht. Er wollte auch, dass Harry gehen konnte.
„Ich bezweifle, dass dieser Ausflug möglich sein wird“, sagte er schließlich. „Aber wenn Black mich überzeugen kann, dass du sicher sein wirst, dann werde ich es erlauben. Behalte es im Kopf, dass es sehr schwierig sein wird.“
Sirius öffnete seinen Mund, um zu antworten, doch Remus brachte ihn mit einer Hand auf seiner Schulter zum schweigen. „Später, Siri. Heute wollen wir feiern.“
„In Ordnung“, stimmte Sirius zögernd zu.
„Warum öffnest du nicht das Geschenk von mir?“, fragte Neville in einem Versuch die Spannung zu durchbrechen.
„Okay“, lächelte Harry eifrig.
„Omi!“, rief Neville und errötete ein wenig. „Es ist von uns beiden.“
„Happy Birthday, Ihnen beiden, Sirs!“, rief Omi und gab Harry ein schweres Päckchen. Er zitterte vor Aufregung.
„Danke, Omi“, lächelte Harry den Elf an und riss das Papier von dem Päckchen. Es war ein in Leder gebundenes Fotoalbum. Er öffnete es und keuchte vor Freude auf. Es war voller Fotos von dem letzten Sommer und von diesem Sommer. Dort waren er und Severus. Neville und Remus. Sirius. Er legte es beiseite und zog den Elf in eine feste Umarmung. „Die Bilder sind wundervoll. Du hast einen hervorragenden Job gemacht, Omi!“ Er stand auf und umarmte Neville als nächstes. „Danke, Nev! Es ist wundervoll. Ich liebe es wirklich.“
„Das freut mich“, lächelte Neville, während er Harry umarmte. „Happy Birthday.“
„Happy Birthday, Bruder“, antwortete Harry mit einem Grinsen und Neville errötete erneut, nickte aber zustimmend. „Omi, kannst du bitte Nevilles Geschenk holen? Es ist auch von uns beiden.“
Omi nickte, noch immer vor Freude weinend, und verschwand mit einem ?Plopp`. Er kam Sekunden später mit einem dicken Umschlag zurück. Neville schaute Harry neugierig an, bevor er ihn vorsichtig öffnete und einen Brief daraus hervorzog. Er musste sehr kurz gewesen sein, denn er schaute ihn nur für eine Sekunde an, bevor er zwei Eintrittskarten aus dem Umschlag zog. Sie waren für das Kräuterkunde-Zentrum. Es war die weltgrößte Einrichtung, in der Pflanzen untersucht wurden. Es hatte riesige Gärten und Labore, in denen experimentiert und geforscht wurde. Neville hatte schon immer auf die umfangreiche Tour des Institutes gehen wollen, die es anbot, aber es war weit weg und die Warteliste war sehr lang.
„Wie?“, fragte er erstaunt und starrte auf das Papier in seinen Händen.
„Lass uns einfach sagen, dass Omi und ich ein paar Leute kennen“, grinste Harry.
„Harry… Ich…“
„Gabe und Sy haben auch geholfen. Ich habe sie gefragt, was ich dir besorgen soll und Gabriel hat gesagt: ?Er mag Pflanzen, also hol ihm eine`. Und dann hat Silas gesagt: ?Da gibt es eine Einrichtung, die auf Kräuterkunde spezialisiert ist`. Da habe ich Omi danach gefragt und er ist mit den richtigen Leuten in Kontakt getreten. Ich habe den Deal nur komplett gemacht.“
„Das ist wundervoll. Danke, Silas, Gabriel. Danke, Omi, Harry!“ Er umarmte den kleineren Jungen und dann den Elf. Alle drei lachten.
„Die Eintrittskarten sind für die nächste Woche. Die Tour dauert drei Tage und ich habe schon mit deiner Großmutter gesprochen, Neville. Sie freut sich darauf, dich dorthin zu begleiten.“
„Danke, Remus!“, rannte Neville zu dem Mann und umarmte ihn aufgeregt.
Als alle sich beruhigt hatten, klatschte Sirius mit einem brieten Grinsen seine Hände zusammen. „Wer möchte diese Fahrräder ausprobieren?“
„Ich!“, rief Harry und zog Neville auf die Beine. „Komm, Nev! Es kann nicht so schwer sein, wenn Dudley es kann.“
Fahrradfahren zu lernen, war schwieriger, als Harry gedacht hatte, aber er hatte Recht gehabt, zu denken, dass es Spaß machen würde. Es dauerte gute zwei Stunden, bevor Neville und er fahren konnten, ohne umzufallen. Remus war geduldig und half ihnen so viel er konnte, aber Sirius war zu sehr damit beschäftigt zu lachen, um eine große Hilfe zu sein. Schließlich machten es beide richtig und die Jungen freuten sich, dass sie es gelernt hatten. Die blauen Flecken und Kratzer war es definitiv wert. Im laufe der Zeit wurden alle hungrig, so dass sie Omi danach fragten, ihnen etwas Essen zu bringen, damit sie ein Picknick machen konnten. Harry wusste es besser, als Severus zu fragen, ob er sich ihnen anschließen wollte. Trotzdem machte er sich deswegen keine Sorgen. Er wusste, dass Severus sich um ihn sorgte und es war nicht nötig, dass der Mann es bewies. Nachdem sie gegessen hatte, fanden sich die Jungen überraschenderweise in einer Position, um Sirius heimzuzahlen, dass er zuvor über sie gelacht hatte.
Der Ex-Sträfling war hoffnungslos, was den Drachen betraf und verfing sich in der Schnur. Harry und Neville bekamen ihre einfach in die Luft und sie flogen gehorsam dort herum. Remus fiel lachend zu Boden, als Sirius so frustriert war, dass er sich in einen Hund verwandelte und nach dem Strick schnappte, der um ihn herum geschlungen war.
Das Abendessen wurde im Wohnzimmer serviert und alle hatten geduscht und sich nette Sachen angezogen. Severus trug sein übliches weißes Hemd und seine schwarzen Hosen, doch sein Haar war noch feucht vom Duschen. Harry lächelte ihn an und Severus nickte ihm leicht zur Antwort zu. Die Unterhaltung drehte sich zumeist darum, die anderen spielerisch zu necken. Als es Zeit für den Nachtisch war, brachte Omi einen großen Kuchen, auf dem vierzehn Kerzen standen. Harry und Neville standen zusammen auf und bliesen sie alle aus, während Sirius und Remus jubelten und der Elf Fotos machte.
„Was habt ihr euch gewünscht?“, fragte Sirius, als Omi ihnen den Kuchen servierte.
„Das können wir nicht sagen! Das würde verhindern, dass es wahr wird“, sagte Neville.
„Och, kommt schon!“, bettelte Sirius.
Unter lauter Unterhaltung und Lachen verging eine Stunde. Als sie schließlich ihren Kuchen aufgegessen hatten, verließ Severus den Raum. Harry und Neville waren beide müde von den Aktivitäten des Tages, so dass die Erwachsenen entschieden, sie ins Bett zu bringen. Remus ging mit Neville, um ihn zu Bett zu bringen, und Sirius mit Harry.
„Ich hatte einen großartigen Tag, Siri“, sagte Harry, als sein Pate die Decke über ihn legte.
„Das freut mich, Welpe“, lächelte Sirius und küsste seine Stirn. „Happy Birthday, Harry.“
„Danke“, lächelte Harry und hob seinen Kopf, um dem Mann auf die Wange zu küssen. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Schlaf jetzt.“
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Harry erwachte um Mitternacht durch einen Alarm, den er gestellt hatte, als Sirius den Raum verlassen hatte. Er lächelte, kletterte aus dem Bett und zog sich schnell seine Sachen an. Er ging so leise er konnte und schaute hinaus in den dunklen Flur. Er war leer und er konnte niemanden anderen hören. Lächelnd schlich er hinunter zu dem Salon.
Die Tür war offen und ein leichtes Licht von ein paar Kerzen und dem Kamin war zu sehen. Er ging hinein und schloss die Tür sanft hinter sich. Severus stand am Kamin und drehte sich um, als er hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Er lächelte leicht und deutete zur Couch. Harry umarmte ihn, bevor er sich setzte und der Mann klopfte ihn, sich unbehaglich fühlend, auf den Rücken.
„Hattest du einen schönen Tag?“, fragte Severus, als Harry sich gesetzt hatte.
„Ja“, lächelte der Teenager und seine Augen leuchteten hinter seiner Brille. „Ich bin froh, dass du hier warst. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du es vergessen hast.“
„Natürlich nicht“, schimpfte Severus und deutete zu dem Tisch zu seiner Rechten. Dort lagen ein paar Päckchen. „Happy Birthday, Harry.“
Harry ging zu dem Tisch und sah, dass sie von Ron, Hermine, Hagrid und Omi waren. Ron und Hagrid hatten ihm beide Kuchen geschickt, doch Hermine hatte ihm eine Karte und einen langen Brief geschrieben. Darin entschuldigte sie sich, nicht seine Wünsche respektiert zu haben und gab zu, dass es sein Leben war und dass es seine Entscheidung war und sie kein Recht hatte, sich in dieses einzumischen. Sie schloss in der Hoffnung, dass er ihr vergeben und immer noch ihr Freund sein würde. Er lächelte stolz den Brief an und legte ihn beiseite.
Omis Geschenk enthielt einen Schal, der zu dem Winterumhang und den Stiefeln, die Severus ihm letztes Jahr geschenkt hatte, passte. Omi erschien, als er ihn rief und akzeptierte mit Tränen Harrys Umarmung. „Du hättest mich nichts anderes schenken müssen. Das Fotoalbum war großartig.“
„Das war sehr wenig, Sirs. Ich wollte mehr tun“, erklärte Omi und wischte sich seine Tränen ab. „Ich bin traurig, dass Sir Neville geht. Ich bin sehr glücklich, Sir, wenn Sie und Ihr Freund hier sind. Genauso wie der Master.“
„Nun, ich plane oft zurückzukommen“, versprach Harry. Er schaute über den Elf hinweg zu Severus.
Omi grinste die beiden an, bevor er verschwand und ihnen ihre Privatsphäre gab. Severus schüttelte seinen Kopf über ihn, räusperte sich aber und zog eine kleine mit silbernem Papier umwickelte Schachtel aus seiner Tasche.
„Danke.“ Harry nahm die Schachtel, machte sich aber nicht daran, sie zu öffnen. Er saß einfach da und genoss die Stille und die Wärme des Raumes. Severus drängte ihn nicht. „Denkst du, dass Neville okay sein wird, wenn er nach Hause geht? Er hat gerade angefangen, sich besser zu fühlen.“
„Es ist schwer, sich aus den Augen zu verlieren, wenn man erst einmal einen guten Blick auf sich selbst bekommen hat“, versicherte Severus ihm. Seine Stimme war tief und sanft und Harry fühlte sich friedlich und zufrieden, als er ihr zuhörte. „Es wird ihm gut gehen und, sollte er in alte Gewohnheiten verfallen, bin ich sicher, dass du und der Wolf Maßnahmen ergreifen werdet, um ihn daran zu erinnern, was er diesen Sommer gelernt hat.“
„Ich möchte nicht, dass es zu Ende geht“, gab Harry zu. „Ich wünschte, ich könnte mit Neville und dir hier bleiben und müsste nicht nach Hogwarts zurück.
„Dieses Haus wird immer hier und immer für dich offen sein, Harry“, schaute Severus dem Jungen in die Augen und hielt den Blick. „Es wird später schwerer werden, aber du wirst nichts verlieren. Du kannst immer zurückkommen.“
„Danke.“ Harry neigte seinen Kopf und schaute auf das Geschenk. Langsam und vorsichtig packte er es aus. Es war eine kleine, schwarze Holzschachtel. Harry hob den Deckel und sah ein silbernes Armband. Es sah aus wie das, das Severus letzten Sommer für ihn gemacht hatte, und dazu war auch ein passender Ring. Er hob ihn hoch und schaute ihn sich an. Er war einfach und wunderschön. Er versuchte ihn auf seinen Ringfinger zu stecken, doch er war zu groß. Er steckte ihn an den Mittelfinger seiner rechten Hand und er passte perfekt. „Er ist wunderschön, Severus“, sagte er sanft und schaute hinauf in das Gesicht seines Lehrers.
Der Mann sagte zuerst nichts. Stattdessen griff er in die Schachtel und nahm das Armband heraus. Er hob Harrys linke Hand und legte sanft um dieses Handgelenk. Sobald er es umgelegt hatte, verschwand der Verschluss und das Armband wurde durchsichtig. „Das Armband wird mich rufen, wenn du es zerbrechen solltest.“ Er trat zurück und deutete auf den Ring an Harrys anderer Hand. „Das ist ein spezieller Portschlüssel. Wenn du einen Tropfen Blut darauf tust, wird er aktiviert. Sag ?Bring mich nach Hause` und es wird dich zu seinem Gegenstück bringen.
Severus griff in seine Tasche und gab ihm einen kleinen Bilderrahmen. Ein identischer silberner Ring zu dem, den er jetzt trug, war in dessen Mitte vor einem cremefarbenen Hintergrund. Glas und ein dunkler Holzrahmen schlossen ihn ein. Harry wusste wo er ihn hinhängen würde; an seine Schlafzimmerwand. Er stand auf und umarmte unter Tränen seinen Lehrer.
„Danke vielmals, Severus. Das… Das bedeutet soviel für mich.“
Severus räusperte sich unbehaglich. „Möchtest du, dass ich ihn so verzaubere, dass er nicht abhanden kommen kann?“
„Ja, bitte“, hielt Harry ihm seine Hand hin. Severus nahm sie und hob seinen Zauberstab. Einen kurzen Zauberspruch später, hatte Harry seine Hand zurück. Er kümmerte sich nicht darum, nachzusehen, ob er den Ring abnehmen konnte. Er wusste, dass Severus den Zauber richtig ausgeführt hatte. „Danke.“
„Hör auf, das zu sagen“, sagte Severus gereizt und machte eine abwehrende Bewegung mit seinen Händen. „Es ist nichts.“
Harry grinste und kehrte zu der Couch zurück, auf der er sich zusammenrollte. „Hattest du einen guten Sommer? Ich wette, dass du nicht das Gefühl hast, dass du überhaupt Ferien hattest. Du hast deine ganze Zeit damit verbracht, uns zu unterrichten und jetzt gehst du zurück, um weiter zu unterrichten.“
„Vertrau mir. Dich und Longbottom zu unterrichten, ist nichts im Vergleich damit, eine Klasse schwachköpfiger Kinder zu unterrichten. Das war viel einfacher.“
Harry gluckste schläfrig. „Magst du es zu unterrichten oder wünschst du dir, deine ganze Zeit damit verbringen zu können, an Zaubertränken zu arbeiten?“
„Das kommt darauf an“, antwortete Severus, setzte sich in seinen Sessel und schaute in das Feuer. „Wenn ich einen vielversprechenden Schüler habe, ist das Unterrichten eine Freude. Ich habe es auch immens genossen, dich und Neville im Duellieren und in Verteidigung zu unterrichten. Zaubertränke ist so eine schwierigere und präzise Kunst, dass es wirklich selten ist, einen Schüler zu finden, der wirklich dazu bereit ist, sich in das Lernen einzubringen. Das ist der Grund, warum ich darum gebeten habe, Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu unterrichten. Sollte ich diese Position tatsächlich bekommen, würde das allerdings meine Position als Spion viel schwieriger machen, so dass Albus mir den Tausch nicht erlaubt.“
Er schaute hinüber und bemerkte, dass Harry eingeschlafen war und sein Mund kräuselte sich zu einem kleinen, zufriedenen Lächeln. Severus` Augen wurden weicher und er ging hinüber zu dem Jungen. Er strich sanft die Haare aus dessen Gesicht und ließ seine Hände in dessen Haaren ruhen. Er respektierte diesen Jungen und sorgte sich um ihn. Das war natürlich ein zweischneidiges Schwert. Er öffnete sich selbst und wurde verletzbar, aber er konnte sich nicht wirklich dazu bringen, sich darum wirklich Sorgen zu machen.
Er beugte sich geschmeidig hinunter und hob den Jungen in seine Arme. Harry hatte ein wenig an Gewicht zugelegt, aber nicht soviel, dass es zu schwer war, ihn hinauf in sein Zimmer zu bringen. Harry wachte nicht auf, aber er kuschelte sich gegen Severus` warme Brust und seufzte glücklich. Der Tag war perfekt gewesen und seine Träume ruhig und heilend.
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Am nächsten Morgen um sieben Uhr standen alle an der Eingangstür. Remus würde mit Neville zu einem Ort in London apparieren und dann von dort zu der Residenz der Longbottoms flohen. Harry umarmte seinen Freund, nachdem Sirius ihn umarmt hatte und Severus schüttelte einmal seine Hand. Neville umarmte Harry feurig zurück.
„Hast du all deine Geschenke und neuen Sachen?“, fragte Harry, als sie sich von einander lösten.
„Ich denke“, biss sich Neville auf seine Lippe.
„Ich werde alles, was du vergessen hast, mit nach Hogwarts bringen“, versprach Harry. „Happy Birthday und ich liebe dich. Vergiss nicht, wie stark du bist.“
„Das werde ich nicht“, versprach Neville und musste sich ein paar Tränen wegwischen. „Ich werde dich vermissen, Har.“
„Ich werde dich auch vermissen, aber ich freue mich darauf, dich bald wieder zu sehen, großer Bruder“, grinste Harry und umarmte ihn erneut.
„Vergiss nicht zu üben“, schnarrte Severus.
„Das werde ich nicht, Sir. Und danke, dass ich hier bleiben durfte und dass sie mich soviel gelehrt haben.“
Severus winkte ab und die beiden Jungen glucksten. Der schwarzäugige Mann schnaubte daraufhin.
„Wir müssen gehen“, sagte Remus sanft und Neville nickte.
„Ich werde dir schreiben“, winkte Harry zum Abschied.
„Ich dir auch“, winkte Neville zurück und trat mit Remus hinaus.
Sirius seufzte traurig. „Er ist ein guter Junge. Ich werde ihn vermissen.“
„Wir sehen ihn bald wieder“, lachte Harry, wischte sich aber ebenfalls ein paar Tränen davon.
„Das bedeutet nicht, dass du deine Studien vernachlässigen kannst“, sagte Severus dem Teenager ernst. „Wir werden an dem gleichen Stundenplan festhalten.“
„Werd lockerer Snape“, funkelte ihn Sirius an.
„Nein, es ist in Ordnung“, ging Harry dazwischen. „Ich möchte sowieso keine Pause. Ich mag es, etwas zu tun zu haben und ich muss noch immer eine Menge lernen, bevor die Schule beginnt. Neville und ich wollen dazu in der Lage sein, anzufangen, den Animagustrank zu brauen, wenn wir zurück in Hogwarts sind. Aber während meiner freien Stunden kann ich spielen. Das ist…“, Harry tippte mit seinem Finger an die Unterlippe, als er darüber nachdachte. „Von zwölf bis eins nachmittags und dann nach dem Abendessen, das normalerweise um etwa 17:55 Uhr beendet ist, bis um neun, wo ich eine weitere Therapie habe. Danach gehe ich normalerweise ins Bett.“
Sirius runzelte nachdenklich die Stirn. „Was soll ich in der restlichen Zeit machen?“
„Du könntest es selbst gebrauchen, ein wenig zu lernen“, schnarrte Severus. „Es steht ein Duellierraum und eine Bibliothek zu deiner Verfügung. Ich empfehle dir, Gebrauch von ihnen zu machen. Wenn du irgendeines meiner Bücher zerstörst, Black, wirst du es bereuen. Komm, Harry.“
Sirius blickte ihnen finster hinterher, als sie gingen, aber das verging schnell. So sehr er es auch hasste das zuzugeben, Snape hatte Recht. Er hatte zwölf Jahre in Azkaban verbracht und hatte eine Menge aufzuholen. Er stöhnte. Er hasste es zu lernen. Mit einem großen Seufzen, machte er sich auf den Weg in die Bibliothek. Er fand, er könnte ein paar Stunden lesen, bevor Remus zurückkehren würde. Sein Freund hatte gesagt, dass sie miteinander reden mussten, und Sirius konnte sagen, dass es um etwas Wichtiges ging. Er hoffte, es ging um Harry, denn er wusste, dass sie etwas vor ihm verheimlichten.
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Remus freute sich nicht darauf, was ihm bevorstand. Jetzt, wo Sirius stabil war, hatte er als Harrys Pate jedes Recht dazu, von dem geistigen Zustand des Jungen zu erfahren. Er hatte Severus nicht um Erlaubnis gebeten, aber er hatte an diesem Morgen Harry beiseite gezogen und ihn gefragt, ob es okay wäre, es Sirius zu erklären. Harry hatte einen Moment gezögert, hatte aber dann zugestimmt. Der harte Teil war nun, sich zu überlegen, was er sagen sollte und sicherzustellen, dass Severus ihn später nicht dafür töten würde, dass er so anmaßend gewesen war.
„Omi?“, rief er, als er das Haus betrat. Der kleine Elf erschien sofort. Er lächelte. „Weißt du, wo Sirius ist?“
„In der Bibliothek, Sir“, verbeugte sich Omi und verschwand.
„In der Bibliothek, hmm“, murmelte Remus. Er war überrascht. Normalerweise musste er seinen Freund zum lernen zwingen. Vielleicht war das ja ein Zeichen, dass Sirius erwachsen wurde und gut mit den Neuigkeiten umgehen konnte.
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„WAS?“, brüllte Sirius. Er sprang auf seine Füße, wodurch sein Stuhl nach hinten fiel. Sie saßen an einem Tisch in der Bibliothek und Remus hatte ihm im Groben erzählt, dass sein Patensohn schwer misshandelt worden war und infolge dessen, geisteskrank war.
„Sirius, bitte“, sagte Remus halb flehend, halb schimpfend. „Halte deine Stimme ruhig und lass es mich erklären.“
„Was gibt es da noch zu erklären, Remus?“, knurrte er dunkel.
„Möchtest du verstehen, was dein Patensohn durchgemacht hat, oder nicht?“, schnappte Remus ärgerlich. „Das ist für keinen von uns einfach und am Schlimmsten ist es für Harry.“
Sirius wurde ruhiger und fuhr mit einer Hand durch sein dichtes, schwarzes Haar. Seine blauen Augen bekamen einen gehetzten Blick. Remus stand auf und hob den Stuhl auf und half ihm, sich auf ihn zu setzen. Sirius atmete ein paar Mal tief durch und nickte dem Werwolf einmal scharf zu, dass er fortfahren sollte. Also tat Remus dies. Er erzählte Sirius von der Multiplen Persönlichkeitsstörung und über Harrys drei Persönlichkeiten. Er erwähnte Dämon nicht, da nicht einmal er etwas von der dunkelsten Persönlichkeit wusste. Als er geendet hatte, saßen beide still zusammen und waren erfüllt von Gewissenbissen und Schuld, während sie über Harry nachdachten und darüber, wie sie ihn im Stich gelassen hatten, indem sie nicht für ihn da gewesen waren, als er die Hilfe am meisten gebraucht hatte.
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Harry betrat nervös die Bibliothek. Die tiefe Schuld und die Traurigkeit, die aus dem Raum kam, waren so stark, dass er nicht hätte eintreten können, wenn er nicht seine Okklumentikschilde errichtet hätte. Er sah Sirius uns Remus an dem Tisch sitzen, wie sie beide ins Nichts schauten und wie gebrochene Puppen aussahen.
„Siri? Remy?“, fragte er schwach, umklammerte seine Büchertasche und versteckte damit die Hälfte seines Körpers.
„Harry…“, schaute Remus auf und versuchte zu lächeln.
„Seid ihr in Ordnung?“, fragte er, wobei er sich nicht aus seiner ängstlichen Position löste.
„Natürlich sind wir das, Welpe“, schüttelte sich Sirius und machte einen besseren Job, zu lächeln, als es sein Freund es getan hatte. „Ist das jetzt deine freie Zeit?“
„Nein. Ich mache jetzt meine Hausaufgaben. Ich lerne den Animaguszaubertrank“, antwortete er und kam näher; seine Hände waren vor ihm zusammengefaltet und er wollte seinem Paten nicht in die Augen sehen. „Hat… Hat Remus es dir erzählt?“
„Ja“, stand Sirius auf und zog Harry in eine feste Umarmung. „Es tut mir so Leid, Harry. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages vergeben.“
„Dir vergeben?“, keuchte Harry geschockt. „Für was?“
„Ich war nicht für dich da. Ich hätte es sein sollen. Ich hätte dich beschützen sollen“, sagte Sirius und begann zu weinen.
„Nein. Sirius, es ist nicht dein Fehler. Du hast es nicht gewusst. Abgesehen davon warst du selbst an einem furchtbaren Ort. Es gibt nichts, was ich vergeben müsste, das schwöre ich“, versicherte ihm Harry, als er den schluchzenden Mann hielt. Dankbarerweise kam Remus zu ihm und half ihm. Sie brachten Sirius zu seinem Stuhl und stellten sich vor ihn.
„Siri, ich… ich brauche auch Vergebung.“ Remus kniete sich hin und nahm fest Sirius` Unterarm. „Ich… ich habe nicht an dich geglaubt und ich habe… nichts getan, um dir aus diesem… Höllenloch zu helfen!“
Sirius schüttelte seinen Kopf und lachte. „Wir geben ein feines Team ab, oder? In Ordnung. Ich habe verstanden. Wir können nichts wegen der Vergangenheit tun, aber wir können uns jetzt etwas schwören. Wir können schwören, dass wir da sein werden, um von jetzt an nach einander zu schauen.“
„Ich schwöre“, nickte Remus.
„Ich schwöre auch“, lächelte Harry.
„Ich schwöre“, sagte Sirius ernst und zog dann die anderen beiden in eine Umarmung. „Wir werden so etwas wie das nie wieder passieren lassen.“
Remus war der erste, der sich zurückzog und sanft über Harrys Wange streichelte. „Wie wäre es, wenn wir dir mit diesem Zaubertrank helfen? Sirius hat ihn schon einmal gemacht.“
„In Ordnung!“, lächelte Harry strahlend und ging, um seine Notizen und Bücher zu holen.
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Nach dem Mittagessen hatte Harry eine Stunde frei und er und Sirius entschieden sich dazu, für einen Spaziergang hinaus zu gehen. Remus sagte, dass er etwas zu tun hatte und ließ sie alleine gehen. Silas war verärgert gewesen, als Harry seine Erlaubnis gegeben hatte, dass es Sirius erzählt wurde. Je mehr Leute davon wussten, desto wahrscheinlicher war es, dass die Informationen in die Hände des Feindes fallen würden. Das gute war jetzt, dass er herauskommen und den Ex-Sträfling befragen konnte. Das und die Tatsache, dass es Spaß machen würde, Severus` Reaktion zu beobachten, dass der Wolf es Sirius erzählt hatte.
„Es sieht nach Regen aus“, sagte Sirius, als sie in Richtung der Bäume gingen.
„Das tut es. Ja“, antwortete Silas mit einem kühlen Lächeln.
Sirius drehte sich verwirrt herum. Silas konnte praktisch sehen, wie die Gedanken in dem Kopf des Mannes zu wirbeln begannen, als er erkannte, mit wem er nun zusammen war. Er gluckste dunkel, als der Mann mit offenem Mund erstarrte.
„Ich habe mir nur gedacht, dass ich herauskommen und mich vorstellen könnte“, schnurrte er. „Ich bin Silas und ein Slytherin… Was? Hat eine Katze deine Zunge gegessen?“
„Katze? Was?“, blinzelte Sirius dümmlich.
„Das ist ein Muggel-Ausdruck“, erklärte Silas mit einem anmutigen Schulterzucken. Er steckte seine Hände in seine Taschen und ging an dem Köter vorbei und ging weiter mit flüssigen Schritten in Richtung des Waldes. „Es bedeutet, dass es dir wegen einer starken Emotion die Sprache verschlagen hat.“
„Oh“, schloss Sirius seinen Mund und rannte seinem Patensohn hinterher. „Ja… Ich vermute dann, dass die Katze meine Zunge gefressen hat.“
Silas schaute spöttisch, war aber vorsichtig, das den anderen Mann nicht sehen zu lassen. Wirklich. Wie idiotisch konnte man sein? Er verbannte die Emotionen aus seinem Gesicht und schaute zu dem älteren Mann. „Stört es dich, wenn ich dir ein paar Fragen stelle?“
„Nein. Nur zu“, antwortete Sirius schnell. Seine Augen hatten nicht einmal Harrys Gestalt verlassen; er war fasziniert. Der Wandel war so komplett. Es war wirklich so, als ob er eine ganz andere Person wäre. So wie Harrys Zwilling oder sowas. Erstaunlich!
„In der Heulenden Hütte hast du gesagt, dass du Dinge in Azkaban gehört hast… Todesser haben in ihrem Schlaf über Pettigrew geredet.“ Er schaute hinüber und sah, dass sich sein Pate soweit ganz gut hielt und dass der Mann noch immer geschockt genug von dem Wandel war, dass er sich noch nicht darüber aufregen konnte. „Hatten sie jemals über andere Dinge geredet?“
„Wie was?“, runzelte Sirius die Stirn. „Und warum möchtest du das wissen?“
„Ihr alter Meister ist hinter meinem Leben her. Ich mache mir darum Sorgen“, schnarrte Silas, wobei seine Augen halb geschlossen waren, um seine herablassende Haltung zu verbergen.
„Nun… Dementoren… Sie ernähren sich… ernähren sich von deiner Verzweiflung, weshalb sie all deine… all deine guten Erinnerungen zerstören, so dass du nichts mehr hast… Aber von dem Bösen können sie sich ernähren.“ Sirius schluckte und schaute weg. „Du kannst dort nicht für lange geistig gesund bleiben… In ihren schlimmsten Gedanken gefangen, kannst du sicher sein, dass die Todesser eine Menge Dinge über du-weißt-schon-wen geschrien haben.“
„Wie was?“, fragte Silas beiläufig.
„Dinge, wie gefoltert zu werden“, brachte Sirius ärgerlich hervor. „Nichts, was dir helfen würde.“
„Hat es außer dir jemand geschafft, jemals zu entkommen?“, ignorierte er die Wut seines Paten. Der defensive Ärger verschwand schnell. Sirius schüttelte seinen Kopf. „Warum bist du entkommen, als du es getan hast? Wenn es für dich möglich war, warum hast du es nicht früher getan?“
Sirius seufzte und fuhr mit einer zitternden Hand durch sein Haar. „Ich kann nicht… kann nicht erklären, was passiert, wenn du in dieses Gefängnis kommst. Es ist schwer zu denken und man kann nicht sagen, ob man schläft oder wach ist… Man ist sowieso in der Hölle… Ich blieb so geistig gesund, wie ich es getan habe, da ich eine Zuflucht in meiner Animagusform gesucht habe. Hunde können nicht wirklich komplizierte Ausbruchspläne schmieden… Ich brauchte etwas, an dem ich mich festhalten konnte… um meine Gedanken klar genug werden zu lassen, um einen Weg zu finden, freizukommen… Das ist nicht passiert, bis ich Peters Bild gesehen habe.“
„Also war Rache eine ausreichende Motivation für dich, um auszubrechen, aber über einen verwaisten Patensohn nachzudenken, war es nicht?“, schnarrte Silas und ließ Sirius diesmal all seinen Ekel sehen.
„Harry…“, wurde Sirius blass und reichte mit eine Hand bittend nach ihm.
„Silas“, korrigierte ihn der Jugendliche, wobei seine Augen mit Verachtung erfüllt waren. „Es ist nicht so schwer, sich das zu merken.“
Sirius zuckte zusammen und drehte sich weg. Er schlang seine Arme um sich und krümmte sich zusammen. Silas beobachtete ihn für eine Minute und erkannte, dass er nichts damit erreichen konnte, ihrem Paten seinen Ärger darüber zu zeigen, bei den Dursleys gelassen worden zu sein. Er erkannte auch, dass er direkt sein müsste, wenn er etwas herausfinden wollte; bei Sirius ging das nicht dezent.
„Warst du irgendwo in der Nähe von Crouch Juniors Zelle?“
„Warum?“, fragte Sirius heiser. „Warum ist das wichtig?“
„Es ist wichtig für mich“, erklärte Silas langsam, als würde er mit einem sehr kleinen Kind reden.
„Nein. Aber sein Vater musste an meiner Zelle vorbeigehen, um zu seiner zu kommen.“ Sirius zitterte jetzt. Seine blauen Augen starrten in die Vergangenheit und seine Gedanken waren erneut dort gefangen. „Durch seine Besuche war es mir möglich… möglich zu wissen, wie viel Zeit vergangen war… Aber dann… hörte er auf regelmäßig zu kommen… und ich habe… jegliches Zeitgefühl verloren…“
„Kam sein Vater zu Besuch, an dem Tag, an dem er gestorben ist?“
„Die… Auroren… kommen nicht in das Gefängnis… Sie können die Dementoren auch nicht ertragen… Nur die Dementoren und Besucher gehen durch die Gänge des Gefängnisses… Die Auroren… bewachen nur das äußere Tor… Ich… Ich weiß also nicht, wie sie wissen können, wann sie die Familien rufen sollen… wenn man davon… stirbt… den Dementoren so gänzlich ausgesetzt zu sein, aber sie tun es… Irgendwie wissen sie es und können deine letzten Besucher rufen… Normalerweise… normalerweise kommt niemand… Wenn man in Azkaban ist, ist man allein… Aber… Aber Crouch…. Er hatte Glück… Ich war so neidisch auf ihn, weil seine beiden… beiden Eltern kamen, um ihn zu besuchen… bevor er starb… Seine Mutter… Sie sah so krank aus… Ich denke, es war mehr, als nur die Dementoren, die ihr so zugesetzt hatten und trotzdem… trotzdem ist sie gekommen und hat sich diesem furchtbaren Platz gestellt… nur um Auf Wiedersehen zu sagen.“
Silas wusste, dass er nicht mehr Informationen bekommen würde. Er hatte Sirius soweit gedrängt, wie es der Mann ertragen konnte. Also schüttelte er seinen Kopf und bot ein wenig Erbarmen an; sein Schweigen. Sirius durfte nicht so aufgelöst ins Haus zurückkommen, oder? Nein, das würde Severus misstrauisch machen und das konnte er nicht gebrauchen.
„Ich hätte dich nicht fragen sollen“, sagte er ruhig. „Versuch nicht mehr darüber nachzudenken.“
Sirius schaute seinen Patensohn an und langsam wurde sein Zittern weniger. „Hasst du mich, Silas? Dafür, dass ich nicht früher zu dir gekommen bin?“
„Ich hasse dich nicht“, antwortete Silas, wobei sein Gesicht eine ruhige Maske war. „Ich mag dich aber auch nicht. Du interessierst mich nicht.“
Sirius senkte seinen Kopf, um sein Gesicht zu verbergen.
„Warum beenden wir diesen Spaziergang nicht schweigend? Das scheint mir die beste Option.“
Sirius sagte nichts dagegen. Er wusste, dass Silas ein Recht darauf hatte, so zu fühlen, wie er es tat. Letztendlich war es die Wahrheit, dass er nicht gekommen war und ihn gerettet hatte. Er hatte sich nur selbst befreit, um Rache zu bekommen. Es war das Gleiche vor all den Jahren gewesen. Er hatte Harry, ein verwaistes und verletztes Baby gehabt, um das er sich hätte kümmern sollen, war aber stattdessen hinter Pettigrew her gewesen. Er hatte es getan, damit James und Lily gerächt wurden, aber wären sie am Leben gewesen, hätten sie ihn dafür gehasst, die Rache über ihren Sohn gestellt zu haben. Und Sirius hasste sich selbst für diese Entscheidung. Silas hatte jedes Recht, verbittert zu sein und ihn ebenso zu hassen.
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Später am Abend verschwand die tiefe Depression, in die Sirius nach seiner Unterhaltung mit Silas gefallen war, als er zuhörte, wie sein Patensohn Klavier spielte. Harry hatte ihn gefragt, ob er sich zu ihm setzen wollte, während er spielte, und er hatte einfach zugestimmt. Er konnte kaum glauben, dass dieser süße, liebevolle Junge eine so dunkle und kalte Persönlichkeit in sich versteckte. Er schüttelte seinen Kopf und zwang seine Gedanken weg von Silas. Für jetzt würde er nur die Musik genießen.
Harry wusste, dass es etwas gab, das seinen Paten störte und vermutete, dass es etwas mit Silas zu tun hatte. Er war sich dessen bewusst, dass er ein Black-out hatte, gerade als sie auf ihren Spaziergang gehen wollten und konnte sich nicht vorstellen, dass Gabriel etwas sagen oder tun würde, das Sirius so fertig machen würde.
Er seufzte, als seine Finger über die Tasten vor ihm tanzten. Zumindest begann Sirius jetzt sich besser zu fühlen. Er musste nur daran denken, seine andere Persönlichkeit dazu zu befragen, was passiert war, bevor er zu Bett ging. Aber zuerst musste er noch das Abendessen und Boys Therapie hinter sich bringen. Er wusste, dass Sirius und Remus dabei sein wollten und er hoffte, dass sein Pate damit umgehen konnte.
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