
von Nerventod
hallihallo,
es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich versuche mich zu verbessern… versprochen…
ich danke für die lieben kommis und wünsche viel spaß mit diesem monsterchap
nerventod
Harry wachte am nächsten Morgen auf und war bereit, sich seinem neuen Programm zu widmen. Bevor er gestern Abend ins Bett gegangen war, hatte er sich mit Silas und Gabriel durch sein Journal geschrieben und sie versicherten ihm, dass es ihnen gut ginge und ihre Barrieren wieder normal waren. Sie waren dazu bereit, Severus` Idee zu versuchen, um Boy zu helfen und sie würden sicherstellen, dass die andere Persönlichkeit herauskam, wenn Harry ihn rief.
Er war fast angezogen, als er ein Klopfen am Fenster hörte. Er schaute hinaus und konnte nichts sehen. Stirnrunzelnd stieß er das Fenster auf und ein bunter Vogel erschien in seinem Zimmer. Harry keuchte auf und öffnete seinen Mund, um zu schreien, als er das an sein Bein gebundene Pergament sah. Der Vogel zwitscherte glücklich und hielt ihm die Nachricht hin. Harry nahm sie und lächelte, sobald er die Handschrift erkannte.
Lieber Patensohn,
ich habe mich dafür entschieden, ein wenig Urlaub zu machen. In diesem Augenblick sitze ich an einem Strand und trinke einen tropischen Cocktail mit einem Regenschirm. Das bedeutet nicht, dass du mich losgeworden bist! Ich werde dir schreiben und werde dafür eine Tonne von Briefen vor dir erwarten. Moony wird während der Mondzeit bei mir bleiben, aber er wird bald zurück bei dir sein. Er sendet dir und Neville schöne Grüße. Spiel Snape für mich einen guten Streich und vergiss nicht, Bilder davon zu machen, damit ich es sehen kann!
Tatze
Harry schrieb eine schnelle Notiz als Antwort, wünschte seinem Paten eine schöne Zeit und versprach, bald mehr zu schreiben. Er band den Brief an den Vogel und der flog aus dem Fenster und verschwand. Harry schüttelte seinen Kopf und eilte zum Badezimmer. Er war dabei sich zu verspäten! Er befeuchtete sein Haar und kämmte es so flach, wie er konnte, ehe er hinunter eilte. Severus saß bereits, aber Neville war noch nicht da.
„Ein Vogel hat an mein Fenster geklopft, aber ich konnte ihn nicht sehen, bis er in mein Zimmer gekommen ist und er ist wieder verschwunden, als er davongeflogen ist.“
„Die Fenster haben genauso ein Portal wie die Haustür“, erklärte Severus. „Wer hat dir geschrieben?“
„Sirius“, antwortete Harry und reichte ihm den Brief. Severus schaute darüber und gab ihn ihm mit einem angeekelten Blick zurück. Harry nahm ihn und schaute seinen Lehrer durch seine langen Wimpern an. „Ihr mögt euch nicht.“
„Offensichtlich“, antwortete Severus kurz und richtete sich wieder dem Tagespropheten zu, der vor ihm auf dem Tisch lag.
Harry konnte wahre Verachtung, aber keinen Hass fühlen, der von seinem Lehrer ausging. Er entschied, dass er damit leben konnte. Er hätte Severus gern gefragt, warum er so für Sirius empfand, aber den Schmerz, die Wut und die Abneigung warnten ihn davor, dieses Thema anzusprechen. Stattdessen fragte Harry, wie die Suche voranging.
„Ganz gut dafür, dass es eine Farce ist“, antwortete Severus gereizt und Harry schwieg daraufhin klugerweise.
Sie mussten nicht viel länger auf Neville warten und Omi servierte ihnen das Frühstück. Keiner sagte irgendetwas. Sie führten nur ein höfliches Tischgespräch und damit waren sie alle zufrieden. Harry konnte Nevilles Erleichterung und Genugtuung über das beruhigende Schweigen spüren und Severus strahlte eine tiefe Zufriedenheit aus. Harry sonnte sich in den friedlichen Gefühlen und aß glücklich.
„Die Bibliothek steht zu deiner Verfügung, wenn du sie brauchen solltest“, sagte Severus zu Neville, als er fertig war. „Ich bitte nur darum, dass du die verschlossenen Bücher in Ruhe lässt.“
„Danke, Sir“, antwortete Neville.
Harry winkte ihm zum Abschied, als er seinem Lehrer ins Wohnzimmer folgte. Severus nahm seine übliche Position ein und Harry setzte sich ihm gegenüber auf die Couch. Er seufzte vor Dankbarkeit, als er spürte, wie Severus` Gefühle verstummten, als sich sein Lehrer auf die Sitzung vorbereitete. Harry würde es schwer fallen, sich auf seine eigenen Gefühle zu konzentrieren, wenn Severus seine nicht auf diese Art zurückgedrängt hätte.
„Wie wirst du mit den neuen Erinnerungen fertig?“, begann Severus.
Harry verschränkte seine Hände in seinem Schoß und starrte sie nervös an. Es war eine neue Angewohnheit, die Severus nicht entging, da sie ihn sehr an Rose erinnerte. Er fragte sich, ob diese steife Haltung vollkommen das Zappeln des Jungen verdrängen würde. Das Schweigen zog sich in die Länge, aber Severus fühlte kein Bedürfnis danach, es zu brechen. Er wartete geduldig und beobachtete den Jungen. Schließlich blickte Harry auf, sah ihm aber nicht in die Augen.
„Ehrlich gesagt, habe ich mir die neuen Erinnerungen nicht wirklich angeschaut“, gab Harry zu. „Sie sind da, und ich träume jede Nacht von den Dursleys, aber … das ist schwer.“
„Das war zu erwarten“, lächelte Severus fest.
Harry lächelte selbst zurück, während sich die Spannung in seinen Schultern löste. Er hatte den festen Glauben, dass sein Lehrer alle Probleme in seinem Geist zu einer lenkbaren Größe zurückdrängen könnte. Und diese Erwartung erlaubte es ihm sogar, sich mehr zu öffnen. „Das ist unheimlich. Ich erinnere mich an Dinge… Es ist, als würde ich mir selbst über die Schulter schauen oder sowas. Ich kann fühlen, was ich als Rose gefühlt habe, aber ich kann mich selbst auch zur gleichen Zeit spüren. Ich habe jetzt also zwei Gefühle, an die ich mich erinnere. Ich fühle mich unbehaglich deswegen und es stört mich. Ich meine, das bin ich… aber nicht…“ Er seufzte und richtete seine Augen schließlich hoffnungsvoll auf Severus.
„Warum gibst du mir nicht ein Beispiel?“ Severus lehnte sich ein bisschen vor und verschlang seine Hände vor seinem Mund. Obwohl seine Gefühle gedämpft waren, konnte Harry noch die… Empfänglichkeit sehen und fühlen. Anstatt seine Gefühle zu projizieren, war Severus ruhig, aufmerksam, akzeptierend, analysierend… seine Umgebung aufsaugend. „Harry?“ fragte Severus.
„Oh. Es tut mir Leid.“ Harry richtete seine Augen zurück in seinen Schoß und versuchte ein gutes Beispiel zu finden. Als er nachdachte, wurde er langsam in seine Erinnerungen gezogen. Seine Augen wurden leer und er erzählte langsam, da der größte Teil seiner Aufmerksamkeit auf der Vergangenheit und nicht auf seine Worte gerichtet war. Das Wohnzimmer verschwand und sein Lehrer auch. Er war wieder dort im Ligusterweg. „Ich bin… ich weiß nicht… vielleicht acht.
Tante Petunia hat zwei Damen eingeladen. Beide leben in unserer Nachbarschaft. Eine ist mollig und fröhlich, sie strahlt immer fröhlich, aber die Farben sind nicht so hell. Ich denke, dass das so ist, weil sie nicht so klug ist. Die andere lächelt und sagt höfliche Dinge, Liebesgerüchte, aber sie ist nicht glücklich. Tatsächlich ist das Gefühl, dass Freude am nächsten kommt… eine Art Selbstgefälligkeit und Überlegenheit. Ihr Gesicht und ihre Gesten verändern kaum ihre Farben…
„Alles ist still, verstehst du? Ich kann in diesen Erinnerungen nichts hören, aber ich beobachte sie und kann im Allgemeinen sagen, was sie erzählen… Petunia bietet ihnen Tee an und sie akzeptieren. Ich trete in die Küche, um das Tee-Service zu holen, das ich bereits vorbereitete und sauber gemacht habe. Ich war dann aufgeregt. Aufgeregt, dass ich helfen konnte und ich mochte diese Treffen wirklich. Aber … aber wenn ich zurücksehe, fühle ich mich nur traurig und müde und… ich schäme mich für mich und meine Tante. Ich begreife jetzt, dass sie mit mir angegeben hat. So als würdest du einen Diener haben und dich damit rühmen, dass kein anderer eine so ergebene Hilfe hat.
Ich bringe den Tee und schenke ihn ein. Ich weiß, dass Tante Petunia sie für mich fragen wird, was sie in ihrem Tee wollen, da ich nicht reden kann, und ich beobachte ihre Münder und tue das, was sie wollen. Ich lächle, bin aufmerksam und zufrieden. Es ist so nett, dort in ihrer Gesellschaft zu sitzen und von meiner eigenen Teetasse zu nippen - ohne Zucker oder Sahne, denn das wurde mir nicht erlaubt. Aber ich erinnere mich an die dummen Dinge, über die sie gesprochen haben. Ich kann ihre Geringfügigkeiten und ihre schwachen Gefühle spüren. Petunia scheint am hellsten, und das sagt schon etwas.
Keiner von ihnen hat tiefe Gefühle und wenn ich zurückblicke, bin ich… angewidert. Aber ich bin es gleichzeitig auch nicht, weil es ein friedlicher Moment ist und ich als Rose… ich weiß nicht… zufrieden bin, weil ich bei ihnen sein kann. Ich… bin glücklich, weil meine Tante zufrieden und glücklich ist, und sie ist mit mir so selten zufrieden. Aber… Aber jetzt begreife ich, dass der Grund, warum sie so zufrieden war, der war, dass ich der perfekte Diener war. Ich war still und habe mich um jeden ihrer Wünsche gekümmert. Ich fühle mich dadurch klein und mag mich nicht.“
Severus schaute Harry genau an. Der Junge war plötzlich still geworden und verlor sich offensichtlich in seinen Gedanken, wahrscheinlich in seinen anderen Erinnerungen. Es war schwer für ihn, die zwei verschiedenen Gefühle und Reaktionen zu denselben Ereignissen zusammen zu bringen, aber Severus wusste, dass er es tun konnte. Er machte das bereits bemerkenswert gut. Das lag wahrscheinlich zu einem großen Teil an den Erfahrungen des Jungen von seiner Verschmelzung mit Kat.
„Harry…“ Der Junge hob langsam seinen Kopf und seine Augen fixierten zuerst den Mund, bevor sich sein Blick zu Severus` Augen hob. „Deine Tante hat falsch gehandelt, indem sie dich so behandelt hat. Begreifst du das?“
Harry nickte vorsichtig. Er wusste, dass das, was seine Tante getan hatte, verletzend und grausam war; er würde niemals jemanden auf die Art behandeln, wie sie ihn behandelt hatte. Es hatte ihr Spaß gemacht, ihn zu kontrollieren, zu unterdrücken und zu erniedrigen. Das war unmenschlich. Aber… aber sie hätte schlimmer sein können, nicht wahr? Sie hatte ihm beigebracht, wie man kochte und den Garten pflegte. Sie hatte ihn neben sich sitzen lassen, wenn die Damen aus der Nachbarschaft kamen. Sie erlaubte ihm, die Biskuitkuchen und Plätzchen zu essen, solange die anderen zuerst bedient wurden. Er biss sich auf seine Lippe. Er wollte sie dafür verurteilen, was sie getan hatte. Aber er wollte sie auch dazu bringen, dass sie ihn liebte; sie glücklich machen.
Severus sah diese Verwirrung und hörte, wie Harry begann, tief und rhythmisch zu atmen, um seine Panikattacke zurückzudrängen. Er senkte seine Hände und sprach ruhig. „Du brauchst sie nicht zu hassen, Harry. Das ist nicht das, was du begreifen sollst. Stattdessen hoffe ich, dir zu zeigen, dass du dich nicht schämen solltest, dass du wolltest, dass sie glücklich und stolz auf dich ist. Du solltest das für die Frau fühlen, die dich aufgezogen hat. Es war ihre eigene Schwäche, die dir ihre Feindseligkeit eingebracht hat. Es war nichts, was du getan hast. Du hast ihr böswilliges Verhalten nicht verdient.“
„Ich verstehe, Sir“, versichert Harry viel ruhiger. „Ich weiß das. Das tue ich wirklich. Ich erinnere mich, dass, egal wie gut ich etwas gemacht habe, sie fast nie zufrieden mit mir war. Ich wusste damals und ich weiß es jetzt, dass es nichts war, was ich getan habe, was sie mich nicht hat mögen lassen. Sie hat mich dafür gehasst, wer ich bin und das kann ich nicht ändern.“
„Nein, Harry. Sie hat dich nicht dafür gehasst, wer du bist. Sie wusste nicht, wer du bist. Sie hat sich nicht darum gekümmert, dich kennen zu lernen. Sie hat das gehasst, wofür du stehst“, seufzte Severus. „Das ist schrecklich, aber so ist es. Du bist für diesen Hass nicht verantwortlich. Es hat in ihr begonnen und wahrscheinlich schon, als du noch nicht einmal geboren warst.“
„Wie meinst du das?“, schaute Harry seinen Lehrer neugierig an.
„Ich habe viele Fälle gesehen, in denen eine muggelgeborene Hexe oder ein muggelgeborener Zauberer in der Ehrfurcht und Achtung von ihren Eltern aufgezogen werden. Sie sind magisch und auf viele Arten unantastbar; sie sind etwas Außergewöhnliches. Sie sind etwas Besonderes. Also schwärmen die Eltern für sie und loben sie. Nichtmagische Geschwister fühlen sich häufig benachteiligt. Das ist die Quelle von vielen Feindseligkeiten und bitterem Hass. Es würde mich nicht überraschen, wenn das zwischen deiner Tante und deiner Mutter geschehen wäre.“
Harry erinnerte sich daran, was seine Tante in der Nacht gesagt hatte, als Hagrid gekommen war, um ihn abzuholen. Etwas darüber, dass Lily wunderschön und etwas Besonderes war, dass sie die Einzige gewesen war, die ihre Schwester als den Freak erkannt hatte, der sie war. Harry versuchte sich vorzustellen, gänzlich ohne Magie aufzuwachsen, es aber bei einem Bruder oder einer Schwester sehen und hören zu müssen. Das wäre schrecklich und wenn seine Eltern ihn deswegen ignorieren würden, würde das es noch hundertmal schlimmer machen.
Severus sah zu, als Harry sich dieses Szenario vorstellte, dass er ihm erklärt hatte und erkannte eine wachsende Sympathie für dessen Tante. Er unterbrach das mit fester Stimme. „Ihre Motivationen, die Quelle ihrer Geisteskrankheit, zu verstehen, entschuldigt nicht die Verletzungen, die sie dir zugefügt hat.“
Harry protestierte nicht gegen das Wort „verletzen“. Er war sich dessen bewusst, dass es mehr gab als nur physische Wunden und konnte er nicht abstreiten, dass seine Tante ihn verletzt hatte. Die bloße Existenz von Rose war der Beweis dafür. Severus war mit der Akzeptanz zufrieden und schenkte dem Jungen eines seiner seltenen Lächeln. Harry erwiderte diese Geste schüchtern.
„Die Besuche deiner Nachbarn können nicht so oft passiert sein. Was denkst du über den Rest deiner Zeit als Rose?“, fragte er beiläufig.
„Nicht viel“, schüttelte Harry seinen Kopf ein wenig. „Ich meine, ich widerspreche nicht wirklich der Art, wie ich mich als Rose gefühlt habe, wenn andere Leute zu uns gekommen sind. Die Genugtuung, die ich gefühlt habe, wenn ich geputzt, gekocht, oder im Garten gearbeitet habe, oder die Zufriedenheit, die ich gefühlt habe, wenn ich eine Arbeit erledigt hatte, stören mich nicht wirklich. Die Lektionen in Etikette sind ein wenig peinlich, wenn ich mich jetzt daran erinnere, dass ich mich auf all die weiblichen und nicht auf die männlichen Vorschriften konzentriert habe, aber … es war besser, als mich zu langweilen.
Manchmal war Tante Petunia wirklich hasserfüllt, aber wenn ich gesehen habe, wie sich dunkle Farben von ihr erhoben haben, habe ich einfach nicht auf ihren Mund gesehen und weitergearbeitet oder auf den Fußboden gestarrt. Ich habe immer ?Ja` gesagt, wenn es einen Höhepunkt oder ein Aufflackern gab und das hat sie gewöhnlich beruhigt. Ich habe mich einfach nur jämmerlich gefühlt, wenn das passiert ist und ich fühle mich auch jetzt nicht wirklich anders, obwohl ich mir denken kann, was sie gesagt hat.“
„Ich verstehe“, nickte Severus. „Und was ist mit den anderen im Haus? Ich bin mir bewusst, dass du den größten Teil deiner Zeit als Rose mit deiner Tante verbracht hast, aber du musst zu einem gewissen Grad auch deinem Onkel und deinem Cousin so ausgesetzt gewesen sein.“
„Ich erinnere mich daran, dass Dudley im Inneren genauso aussah, wie von außen. Er war immer unzufrieden. Er war immer zufrieden und fröhlich, als er gedacht hat, dass seine Mutter meine Gefühle verletzt hat, oder wenn mir befohlen wurde, ihm etwas zu bringen, aber das war immer nur kurzlebig. Er war nie wirklich glücklich. Ich bemitleidete ihn damals und auch heute. Er hat seine Eltern noch nicht einmal so geliebt, wie sie ihn geliebt haben und das erschien mir immer das Schlimmste.
Mein Onkel… Sein Hass war immer da. Er ist nie verschwunden und seine Farben… sie waren wortwörtlich schwarz, wenn sie sich auf mich gerichtet haben. Nicht einmal Petunia hat diese Dunkelheit besessen. Ich habe versucht, ihm fernzubleiben oder seine Aufmerksamkeit zu vermeiden. Ansonsten habe ich es einfach nur ertragen. Ich… Ich weiß nicht richtig, wie ich darüber fühlen soll, außer… einfach nur Angst zu haben. Es erschreckt mich wirklich… Dieses Schwarz… Ich habe davon geträumt und bin zitternd und mit Übelkeit aufgewacht.
„Wir werden uns auf deine Tante konzentrieren, bevor wir uns deinem Onkel zuwenden“, entschied Severus, da er vermutete, dass sie sich dem Territorium von Boy näherten. „Aber ich denke, dass wir genug für heute haben. Warum spielst du nicht Klavier? Denk daran, was du über dich selbst und dein Leben gelernt hast. Konzentrier dich auf deine Tante. Spiel nicht zum Spaß. Dafür hast du auch später noch Zeit.“
„Ja, Severus“, lächelte Harry und stand auf. „Willst du mir zuhören kommen?“
„Wenn du es erlaubst“, neigte er seinen Kopf.
„Mich stört es nicht“, versicherte er ihm und ging zum Musikzimmer voraus. Auch wenn er sein Klavier dort lassen konnte, verwandelte er es weiterhin in eine Kette und trug es um seinen Hals. Er war froh, dass Severus nichts darüber sagte, als er sie abnahm und sie wieder in ein Klavier umwandeln ließ. Er wollte nicht, dass sein Lehrer ihm sagte, dass er das lassen sollte.
Harry spielte für den Rest der zwei Stunden, bis Severus ihm andeutete, dass er aufhören sollte. „Es ist Zeit für Nevilles Stunden.“ Er stand von dem Stuhl auf, in dem er gesessen hatte und schloss das Buch, in dem er gelesen hatte. „Und für dich ist es Zeit, deine Hausaufgaben zu machen.“ Harry stöhnte gespielt auf und wurde dafür mit einer Spur Amüsement belohnt, obwohl sich Severus` Mund kaum änderte. „Tu es, Bengel.“
„Ja, Sir!“, salutierte Harry und sagte schnell den Zauber, der ihm seine Halskette zurückgab, ehe er lachend aus dem Zimmer ging.
Severus folgte ihm mit würdevollerem Schritt und richtete sich zu den Treppen. Statt in den Salon zu gehen, ging er ins Wohnzimmer. Neville war bereits dort und lächelte ihn bei seinem Eintreten zu. Er hatte dieses Zimmer gewählt, um Neville zu unterrichten, weil es größer war und mehr Bodenfläche besaß. Er deutete dem jungen Gryffindor, sich auf den Fußboden zu setzen und Neville ließ sich im Schneidersitz nieder. Severus setzte sich anmutig in derselben Position ihm gegenüber.
„Wie kommst du mit deinen Studien voran?“, fragte er ruhig.
„Ich bin fast fertig“, antwortete Neville ohne zu stottern oder zu erröten.
Severus nickte mit seinem Kopf, um die Verbesserung anzuerkennen, „Hast du darüber nachgedacht, worauf sich deine unabhängigen Studien konzentrieren sollen?“
„Ich bin mir nicht sicher“, gab Neville zu.
„Bist du bereit?“
„Ja.“
„Beginne.“
Severus sah zu, während mehrere Minuten vergingen. Der Atem des Jungen verlangsamte sich schließlich und wurde tiefer, erreichte aber nicht ganz das Niveau der tiefen Meditation. Und als er seine Hände zusammen klatschte, sprang Neville auf und riss seine Augen auf. Er schämte sich für seinen Misserfolg, den tiefen meditativen Zustand nicht ohne Hilfe erreicht zu haben, aber Severus versicherte ihm, dass das Zeit und viel Übung brauchen würde.
„Hör auf meine Stimme“, sagte er langsam und tief. „Folge ihr hinunter… Lass sie dich tief nach innen tragen … Es gibt nichts um dich herum… Dort sind keine Gefühle… Es gibt keine Gerüche… Es gibt keine Finsternis und kein Licht … Es ist still, außer meine Stimme… Du schwimmst in dieser Stille… Du bist sicher... Es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst… Es gibt nichts… Du existierst... Du bist bei Bewusstsein, aber du hast keine Gedanken…“
Severus klatschte wieder, aber dieses Mal registrierte es Neville nicht. Der Gryffindor saß vollkommen still da, sein Gesicht war völlig entspannt und ausdruckslos, seine Augen waren geschlossenen. Sein Atmen war tief und langsam, sogar langsamer als bei einer Person die schlief. Severus wartete. Der Junge würde nicht im Stande sein, diesen Zustand sehr lange aufrechtzuerhalten und würde von selbst wieder daraus hervorkommen.
Bis jetzt war die längste Zeit, die Neville in diesen Zustand der Meditation gewesen war, dreieinhalb Minuten. Natürlich fühlt sich das wie eine Ewigkeit an, wenn man darin war, aber er hoffte, dass er den Jungen dazu bringen konnte, diesen Zustand ohne Unterstützung zu erreichen und ihn mindestens fünfzehn Minuten lang aufrechtzuerhalten. Neville schaffte es fast vier Minuten, ehe er langsam wieder zu Bewusstsein kam.
Sie wiederholten diesen Prozess mehrere Male. Neville versuchte es erst allein und dann half ihm Severus die Meditation zu erreichen. Er blieb so lange wie möglich tief in sich und dann begannen sie von vorn. Am Ende der zwei Stunden war Neville im Stande, den meditativen Zustand vier Minuten aufrechtzuerhalten und konnte ihn nun fast selbstständig erreichen.
„Du machst Fortschritte“, schlussfolgerte Severus und stand auf.
Neville war nicht annähernd so anmutig und stolperte mit seinen tauben Beinen. Severus musste ihn auffangen, ehe er hinfallen konnte und sich seinen Kopf auf dem Tisch aufschlug. Neville errötete tief und schimpfte über seine Schwerfälligkeit, aber das verschwand, als Severus es vollkommen ignorierte.
„Bevor wir zum Mittagessen gehen, wollte ich dich fragen, ob du deinen Aufenthalt hier verlängern möchtest?“, fragte der Tränkemeister neutral.
„Ja!“, rief Neville und errötete. „Ich meine, ja, Sir. Ich würde mich sehr freuen, hier bleiben zu können.“
„Dann schreibe deiner Großmutter, gib vor, Professor Lupin zu sein und bitte um die Erlaubnis eine Extrawoche hier bleiben zu können.“
„Aber…“, biss sich Neville auf seine Lippe.
„Ich kenne einen Zauber, der deine Handschrift so ändern wird, dass sie wie seine aussieht“, versicherte Severus ihm und drängte ihn zum Schreibtisch.
Neville setzte sich und schrieb den Brief. Er erklärte, dass „Neville“ mehr Schwierigkeit hatte als erwartet und bat um noch ein paar Tage, um ihn zu unterrichten. Er war sich sicher, dass seine Oma zustimmen würde, besonders wegen der Art, wie er es formulierte, sowohl höflich als auch hoffnungsvoll und doch verzweifelt wegen seinen Anlagen. Er fühlte sich unbehaglich, da Snape über seine Schulter mitlas, aber das war es wert, wenn er noch ein paar Tage hier bei Harry bleiben konnte und es ihn von der Beurteilung seiner Oma und deren enttäuschten Augen bewahrte.
Er sah zu, wie Snape einen Zauber murmelte und das Papier fünfmal an verschiedenen Stellen antippte. Auch wenn er wusste, was geschehen würde, wunderte sich Neville doch, als alle Wörter sich veränderten und genauso aussahen, wie Remus sie geschrieben hätte. Sogar die Unterschrift am Ende, glich der seines Lehrers.
„Behalte das in Erinnerung“, empfahl ihm Severus, als er das Pergament aufwickelte. „Vertraue nichts Schriftlichem blind. Wenn es wichtig ist, versuche immer eine Bestätigung zu bekommen.“ Neville nickte. „Ich werde das wegschicken. Ich bin sicher, Harry wartet schon auf dich.“
„Danke, Professor Snape“, lächelte er und eilte aus dem Zimmer. Er konnte es nicht erwarten, Harry zu sagen, dass er Morgen nicht nach Hause gehen musste.
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Nach dem Mittagessen waren die Jungen frei, das zu tun, was sie wollten, während Severus hinunterging, um ein paar Stunden an einem Zaubertrank zu arbeiten. Harry brachte seinen Freund mit einem glücklichen Lächeln ins Spielzimmer.
„Ich fordere dich zu einem Spiel Schnatzjagd hinaus!“, sagte er, als er zu seinem Lieblingsspiel ging.
Neville lachte. „Du weißt, dass du gewinnen wirst.“
„Komm schon, Nev. Du kannst das. Es ist ja nicht so schwer“, überredete ihn Harry.
Der größere Junge seufzte, als er auf die Plattform neben Harry trat. „Na gut, in Ordnung. Aber danach fordere ich dich zu einer Partie Blaster heraus.“
Harry nickte. Er war ganz okay an diesem Geschicklichkeitsspiel. Das Schnatzspiel startete und ihre Hände begannen nach den Bällen zu greifen. Neville machte sich gut, bis das Spiel an Geschwindigkeit zunahm. Seine Hand-Auge-Koordination war durchschnittlich, aber er konnte seine Hände nicht so schnell bewegen, wie Harry. Sein Freund wirbelte herum und schnappte sich einige von Nevilles, damit das das Spiel nicht so bald enden würde. Fünf Minuten später keuchten sie beide, als das Spiel beendet wurde und Harry zum Sieger erklärte.
„Meine Arme bringen mich um“, stöhnte Neville.
„Schüttel sie aus“, empfahl Harry und demonstrierte es, indem er seine Arme schüttelte und seine Schultern rollen ließ. Er lief zum Blaster hinüber und hob einen unechten Zauberstab. Neville kam an seine Seite und nahm den anderen.
„Ich frage mich, warum Snape diese Spiele hat“, murmelte Neville, als der Schirm aufleuchtete und das Spiel begann. Er zielte und schoss auf die projizierten Ungeheuer und Feinde; Harry an seiner Seite machte dasselbe.
„Ich weiß nicht…“, schüttelte er seinen Kopf. „Pass auf!“
„Ich hab es“, murmelte Neville. „Links!“
„Ich bin getroffen!“
„Hey! Ich habe den schon getroffen!“
„Du musst diese zweimal treffen“, lachte Harry. „Sie sind schwerer zu töten, je höher der Level ist.“
„Großartig“, funkelte Neville die Maschine an. „Ein Pflanzenungeheuer! Lacht es über uns?“
„Ich denke, dass tut es“, grinste Harry.
„Es wird sterben“, knurrte Neville gespielt, was seinen Freund so sehr zum Lachen brachte, dass er zum dritten Mal getroffen und damit getötet wurde. „Jetzt sieh mal, was du getan hast“, schüttelte er seinen Kopf verzweifelt.
„Noch mal!“, rief Harry, als er wieder atmen konnte.
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Zwei Stunden später verließen die Jungen widerwillig das Spielzimmer und gingen zu ihren Schlafzimmern, um sich schnell umzuziehen, damit sie trainieren konnten. Severus runzelte ungeduldig die Stirn, als sie in den Trainingsraum eilten. Er trug ein schwarze, lose Stoffhose und ein schwarzes T-Shirt. Die Jungen trugen dasselbe, nur waren ihre Hosen weiß und das Shirt von Neville war blau das von Harrys rot.
„Ich erwarte, dass ihr pünktlich seid“, sagte Severus dunkel. „Zwei Uhr und nicht später.“
„Ja, Sir“, antworteten Neville und Harry gemeinsam.
Severus führte sie durch ein Übungsprogramm, das fünfundvierzig Minuten dauerte. Sie joggten, sprangen Seil, machten Liegestützen, Sit-ups, Rumpfbeugen und arbeiteten an den Maschinen; sie verbrachten genau siebeneinhalb Minuten ohne Unterbrechung an jeder Station. Severus beobachtete sie wie ein Falke und schimpfte mit ihnen, wenn sie zu langsam wurden.
Harry schwitzte und keuchte, als ihr Lehrer Schluss machte. Neville ging es schlechter. Sein Gesicht war knallrot. Er war die physische Anstrengung nicht gewohnt. Seine Oma ließ ihn selten herumlaufen oder irgendetwas Anstrengendes tun, weil sie fürchtete, dass er hinfallen und sich verletzen würde. Und er hatte zu viel Angst vor Wasser, um schwimmen zu gehen. Severus hatte Erbarmen und ließ ihn fünf Minuten ausruhen. Harry brachte ihm Wasser. Er hatte ebenfalls zu viele Schmerzen, um seine Unbehaglichkeit an seinem Mangel an Kraft zu bemerken.
„In Ordnung. Auf die Matten“, bellte Severus und die Jungen rauften sich zusammen, dem zu folgen.
Severus demonstrierte Verteidigungshaltungen, Blöcke und wie man kickte und richtig schlug. Die Jungen übten für eine halbe Stunde; Beine und Arme brannten. Es gab eine weitere fünfminütige Pause, die sie damit verbrachten, durch das Zimmer zu gehen. Severus stellte unbewegliche Ziele auf und ließ sie Duellierzauber üben. Neville musste zu seinem Zimmer rennen, um seinen Zauberstab zu holen, und erhielt dafür einen Vortrag darüber, dass er ihn immer bei sich tragen musste.
„Ich werde euch beide Halfter besorgen, die ihr um euren Unterarm oder euren Oberschenkel tragen könnt“, stellte Severus mit verschränkten Armen fest. „Ich will nie wieder hören, dass du deinen Zauberstab nicht dabei hast.“
„Ja, Sir“, sagten die Jungen müde und feuerten weiter ihre Zauber ab.
„Irgendwann hoffe ich, dass ihr beide gut genug mit den Stöcken seid und ihr euch miteinander zur Übung duellieren könnt“, sagte er ihnen als Ansporn. Er wusste, dass die Jungen das aufregend finden würden. „Zuerst muss ich sicherstellen, dass ihr beide euch nicht versehentlich töten würdet.“
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Als der Rest der Stunde um war, entließ Severus sie und ging aus dem Zimmer. Die Jungen saßen keuchend auf dem Fußboden. Omi erschien und Harry bedankte sich bei ihm für die Getränke, die er brachte. Neville stöhnte in sein Glas, als Severus zu ihnen zurückkam. Ihr Lehrer lächelte das Paar an und legte einen Reinigungszauber auf sie.
„Zieht euch um“, sagte er. „Ihr habt noch eine Stunde bis zum Abendessen und ihr werdet diese Zeit nutzen, um einer kreativen Tätigkeit zu folgen.“
„Ich dachte nie, dass ich Sie das sagen hören würde“, lachte Neville schwach.
„Du hast gesagt, dass du dich fürs Zeichnen interessierst“, sagte Severus, die Anmerkung des Jungen ignorierend und reichte ihm einen Skizzenblock und mehrere Stifte, die sich selbst spitzen würden. Alles davon war von sehr hoher Qualität. Das Papier würde sich sogar versiegeln, so dass die Arbeit nicht verschmieren würde, wenn der Künstler fertig war.
„Danke“, sagte Neville und nahm die Sachen ehrfürchtig entgegen. „Die sind erstaunlich.“ Severus nickte und wandte sich ab. „Warten Sie, Sir? Emmm… ich male Landschaften; ich bin nicht so gut darin, Menschen zu zeichnen. Denken Sie, dass ich nach draußen gehen kann?“
„Ich könnte dort auch spielen“, fügte Harry hinzu und griff nach seiner Kette.
Severus runzelte die Stirn, konnte aber den Vorteil sehen, wenn die Jungen ein wenig hinauskommen. Die Sonne und die frische Luft würden ihnen gut tun. „In Ordnung. Ich werde ein Buch nehmen und mich euch anschließen.“
Die Jungen jubelten und liefen in ihre Zimmer, um sich umzuziehen. Severus lächelte und machte dasselbe. In weniger als vier Minuten waren alle drei an der Haustür. Neville hielt seinen Skizzenblock und sein Bleistifte fest, Severus hatte einen dicken Wälzer dabei und Harry seine Kette. Sie gingen hinaus und folgten Neville, als er sich nach einer guten Ansicht umsah, die er malen konnte. Schließlich setzte er sich ungefähr fünfhundert Fuß vom Haus entfernt hin.
Er ließ sich mit einem glücklichen Lächeln im Schneidersitz im Gras nieder. Harry fand einen ebenen Grund einige Meter dahinter und sagte die Worte, um sein Klavier zu dessen wirklicher Größe zurückzuverwandeln. Severus beschwor einen Stuhl herauf und setzte sich so, dass er die Jungen ansehen konnte. Harrys Finger schlugen sanft auf die Tasten und spielten ein paar Tonleitern hinauf und hinab. Als er aufgewärmt war, begann er eine kleine Melodie zu spielen, die langsam in etwas Ruhiges und Schönes hinüberglitt.
Alle drei vergaßen die Zeit, zu gefangen in diesem friedlichen Moment, um ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb erschraken sie, als Omi neben Severus erschien und sagte, dass das Abendessen bereit stehe. Severus bedankte sich beim Elfen, während die Jungen ihre Sachen wegpackten. Omi lächelte freudig. Er hatte seinen Master seit langer Zeit nicht mehr so zufrieden gesehen.
„Kann ich es sehen, Nev?“, fragte Harry seinen Freund, als sie zurück zum Haus gingen.
Neville errötete und öffnete seinen Skizzenblock.
„Wow!“ Harrys Augen wurden groß. „Ich habe nicht gedacht, dass es so viele verschiedene Schattierungen einer Farbe geben könnte! Es ist wirklich gut!“
„Ich bin noch nicht damit fertig“, murmelte Neville verlegen. Niemand hatte ihn bisher gebeten, seine Arbeit ansehen zu dürfen oder es als etwas anderes als eine Zeitverschwendung anzusehen.
„Du hast Talent“, sagte Severus sanft und Neville sprang auf. Er hatte nicht bemerkt, wie sein Lehrer zu ihnen gekommen war. „Ich möchte das Endprodukt sehen.“
„O-o-okay“, stotterte Neville.
„Wirst du mir was zeichnen?“, fragte Harry. „Ich will es in mein Zimmer hängen. Bitte, Nev?“
„Was soll ich dir denn zeichnen?“ Neville errötete noch mehr und er wünschte sich, dass er im Boden versinken könnte, um sich vor der ganzen Aufmerksamkeit verstecken zu können.
„Irgendetwas!“, lächelte Harry und umarmte seinen Freund. Er konnte die Verlegenheit und die Zufriedenheit wegen des ganzen Lobs sehen. Es war eine schmerzhafte Kombination und er wollte, dass es ihm besser ging. Seine Instinkte mussten richtig gelegen haben, da sich der Junge entspannte, sobald sich seine Arme um den Hals seines Freunds schlangen. Harrys Lächeln wurde breiter und er hing praktisch an Neville, so dass sein Freund ihn mit sich trug.
„Harry!“, rollte Neville mit seinen Augen.
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Sie hatten gegessen und waren angenehm satt. Der Geschmack der köstlichen Mousse au Chocolat lag noch auf ihren Zungen, als sie sich auf den Weg in den Salon machten. Harry war nervös und drehte das Ende seines Shirts in seinen Händen. Es hatte nicht wie eine große Sache geklungen, als sie gestern Abend darüber gesprochen hatten, aber jetzt war er ausgesprochen nervös. Nicht wirklich wegen sich; schließlich würde er nicht dort sein oder sich daran erinnern, aber sein Freund und sein Mentor würden es. Er wollte nicht, dass sie ihn so sahen… Nun, er wusste nicht genau, wie er sich als Boy verhielt, aber er wusste, dass es nicht angenehm war.
„Es wird schon gut gehen, Harry“, beruhigte Severus ihn, als er das Schachbrett aufstellte. Neville lächelte ihn schwach an.
Harry konnte ruhige Akzeptanz von seinem Lehrer fühlen. Seine Farben waren unveränderlich und unerschütterlich. Neville war nervös und mitleidig, aber er war auch entschlossen und besorgt. Harry seufzte und setzte sich auf seine Couch. „Was ist nochmal das Ziel von dem Ganzen hier?“
„Boy ist schwer traumatisiert. Im Moment ist er außer Stande zu verstehen, dass seine Umgebung ihn nicht verletzen wird. Er kann nicht verstehen, dass die Leute um ihn herum ihn nicht bestrafen wollen. Wir werden ruhig hier sitzen und ihn sich langsam an unsere Anwesenheit und daran gewöhnen lassen, dass Menschen um ihn herum nicht immer Schmerz bedeuten.“
„Wie bist du darauf gekommen?“, fragte Harry, mehr um einen Zeitaufschub zu bekommen, als dass er es wirklich wissen wollte.
„Salazar hat dich beobachtet, als du im Koma warst und deinen Zustand entdeckt“, sagte Severus beiläufig. „Er schwor es geheim zu halten, aber er war gefesselt und hat mir ein wenig Einblick in deinen Zustand gegeben, was nicht einmal Silas begriffen hat. Er war es, der das hier vorgeschlagen hat, und von meiner eigenen Erfahrung ausgehend, stimme ich vollkommen zu, dass es helfen wird.“
„Hogwarts hat durch Salazar mit dir gesprochen und will mir helfen?“ Harry war sprachlos.
Severus stellte Blickkontakt mit Harry her und sagte ihm, dass er es nicht länger hinausschieben durfte. „Bist du bereit?“
„Du weißt schon“, lächelte Harry nervös, „dass, wenn alle Phantome Hogwarts sind, es fast so ist, als hätte das Schloss ebenso eine Multiple Persönlichkeitsstörung wie ich.“
Neville lachte. „Da könntest du Recht haben. Sie mögen sich von getrennten Ursprüngen und Persönlichkeiten entwickelt haben, aber sie haben sich verbunden, um das Schloss zu werden.“
„In Ordnung. Ich bin bereit.“ Harry atmete tief durch und schloss seine Augen.
Severus und Neville warteten mit angehaltenem Atem, da sie nicht sicher waren, wer von Harrys anderen Persönlichkeiten erscheinen würde. Severus hoffte, dass Silas und Gabriel zusammenarbeiten würden, auch wenn Dinge zwischen ihnen nicht bereinigt worden waren. Es war schließlich zu Harrys Nutzen und das sollte ihre Hauptsorge sein. Natürlich hatten sie ein Niveau der Unabhängigkeit erreicht, die Severus beunruhigte. Er war sich nicht mehr sicher, zu was Harrys andere Persönlichkeiten fähig waren.
Harry öffnete seine Augen und sein Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. „Ich werde dir helfen, das mit Boy zu tun“, sagte Silas steif. „Aber du wirst mir später erzählen, was dieser Salazar dir über uns erzählt hat.“
Severus neigte seinen Kopf als Zeichen der Übereinstimmung und Silas funkelte ihn an, ehe er seine Augen schloss. Eine Sekunde später kauerte Harry auf seinen Knien und duckte sich vor ihnen weg, als er eine einzelne zitternde Hand flehentlich erhob. „Bitte tu mir nicht weh. Ich werde artig sein. Bitte. Es tut mir leid. Es tut mir leid, tu mir nicht weh. Bitte.“
„Keiner wird dir wehtun. Du bist ein guter Junge gewesen“, sagte Severus ruhig. Er wusste, dass Boy Güte oder Wärme nicht verstehen würde und so ließ er seinen Tonfall so fest und sachlich, wie er konnte. „Komm, Neville. Lass uns spielen.“
Boy schrie und murmelte seine Entschuldigungen seit dreißig Minuten. Severus und Neville ignorierten ihn. Einfach nur in die Richtung des gebrochenen Jungen zu sehen reichte, damit Boy wieder anfing zu Bitten. Schließlich schwieg Boy plötzlich und setzte sich mit seinen Knien an seine Brust gezogen hin und schlang seine Arme fest um seine Beine. Er schaukelte schnell hin und her und sein Schultern schüttelten sich alle paar Minuten vor der überwältigenden Angst.
Das war hart, aber Severus hielt sein Entsetzen und seine Wut fest verschlossen. Neville zitterte und verlor das Schachspiel. Gegen halb acht meinte Severus, dass Boy lange genug draußen gewesen war. Es hatte nichts mit seinen eigenen strapazierten Nerven zu tun, sagte er sich, als es sich zu dem Jungen kniete. Boy sah ihn kommen und begann, hysterisch zu schreien, und mit seinen Armen seinen Kopf zu bedecken.
„Harry. Es ist in Ordnung. Komm zurück, Harry. Alles ist gut. Du hast das sehr gut gemacht. Ich bin sehr stolz auf dich“, sagte Severus freundlich; er hütete sich davor, den Teenager zu berühren.
Neville sah zu, wie sein Lehrer Harry langsam dazu überredete wieder zurückzukommen und biss sich auf seine Lippe. Er hasste das. Er hasste es, seinen Freunds so zu sehen und er hasste die Bilder, die in seinem Geist auftauchten, wenn er sich ausmalte, was seinen besten Freund so ängstlich machte. Es machte ihn krank. Harry kam zurück und zwinkerte verwirrt mit seinen grünen Augen.
Severus wischte zart die Tränen des Jungen ab und strich sein Haar von dessen schweißnassen Gesicht. Im Gegensatz zu seinen sanften und sorgsamen Handlungen war seine Stimme ohne Gefühle. „Wir sind fertig. Du hast das gut gemacht.“ Severus stand auf und strich seine Roben glatt. „Ich werde mich jetzt für die Nacht zurückzuziehen. Ich schlage vor, ihr Jungs bleibt nicht zu lange auf.“
„Gute Nacht, Severus“, sagte Harry mit warmen glühenden Augen. Er wusste, dass sich sein Lehrer um ihn sorgte. Die warmen und hellen Farben schienen auf ihm, wie die Sonne. Er sonnte sich darin. Es war das erste Mal, dass er solche Gefühle zu ihm von einem Erwachsenen gefühlt hatte und es berührte ihn tief. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er stand und schlang seine Arme um die Taille seines Lehrers. „Danke. Für alles“, sagte er mit belegter Stimme.
Severus wäre errötet, wenn er diese Reaktion nicht gestoppt hätte, bevor es anfing. Er fand sich mit einem leichten Grinsen ab und klopfte dem kleinen Teenager ungeschickt auf dem Rücken. Harry befreite ihn mit einem Grinsen und wandte sich Neville zu. „Komm schon! Lass uns sehen, ob Ron geschrieben hat!“
Neville lächelte und jagte hinter seinem Freund her aus dem Zimmer. Sie rannten nach oben und in Harrys Zimmer. Sie ließen sich auf dem Bett neben einander nieder, und Neville sah über die Schulter seines Freunds, als Harry das Pergament von Ron in seinem Schoß entrollte.
Hey Harry! Wie siehts bei dir aus? Hast du irgendetwas Aufregendes erlebt? Hermine hat mir heute geschrieben. Sie hat gesagt, dass wir damit klar kommen müssten, nicht mit dem übereinzustimmen, was du tust und dass es am besten wäre, wenn wir nicht über dich reden. Ich habe ihr gesagt, dass das okay wäre. Sie hat natürlich gelernt, aber ich werde dich mit den Details verschonen. Ich wünschte, dass sie für mich dasselbe getan hätte. Percy hat einen Job im Ministerium bekommen und arbeitet für einen Mister Crouch. Er kommt kaum nach Hause und wenn er es tut, brüllt er uns immer an, dass wir so laut sind, weil er an wichtigen Berichten arbeiten müsse. Fred und George letzter Streich war jeden Federkiel im Haus so zu verhexen, dass er nicht schreibt und er hätte beinahe einen Herzanfall bekommen. Sie sind schlimm geworden und Percy sieht aus, als hätte er vor jeden Moment verrückt werden zu wollen, so dass Mum die Zwillinge ein paar Tage aus dem Haus geschmissen hat, um etwas Frieden zu bekommen. Ich denke, dass sie zu einem Freund gegangen sind. Hast du gewusst, dass die Quidditch-Weltmeisterschaft in etwas über einem Monat anfängt? Ich wünschte, dass ich hin gehen könnte, aber ich glaube, dass es nicht wirklich von Bedeutung ist, da England es eh nicht ins Finale schaffen wird. So, ich muss gehen. Mama hat ein paar lästige Arbeiten für mich. Wir sprechen uns später, Kumpel!
„Er hat seit einem halben Jahr von der Weltmeisterschaft gesprochen!“, lachte Harry.
„Das überrascht mich nicht“, lächelte Neville. „Also hat Hermine letztlich nachgegeben. Es scheint so, als ob sie immer noch sicher ist, dass sie Recht hat.“
„Das vermute ich“, runzelte Harry die Stirn. „Ich kann sie trotzdem nicht wirklich verantwortlich machen. Ich meine, sie weiß nicht, was los ist. Trotzdem… Es wäre nett gewesen, wenn ihr einfach mein Wort gereicht hätte. Ich bin nicht dafür bekannt zu übertreiben oder zu lügen und sie sollte das wissen“,
„Was wirst du ihm erzählen, was du tust?“, fragte Neville.
„Ich weiß nicht. Willst du mir helfen, mir was auszudenken?“
„Wie was zum Beispiel?“
„Nun, ich will ihn nicht anlügen, aber ich kann ihm nicht sagen, dass ich im geheimen Haus von Snape bin. Er denkt noch immer, dass ich mit Sirius auf der Flucht bin. Und du solltest eigentlich bei Remus sein.“
„Erzähl ihm von Disneyland und dem Film. Sag ihm, dass du das an zwei verschiedenen Tagen gemacht hast“, zuckte Neville mit den Achseln.
„In Ordnung.“ Harry begann zu schreiben. Als das fertig war, waren sie noch nicht müde. So saßen sie da und unterhielten sich. „Erzähl mir über dein Zuhause“, bat Harry. „Du hast mir ein wenig davon in dieser Nacht im Gryffindorturm erzählt, aber du hast mich nicht wirklich mehr erzählt.“
„Was willst du wissen?“, fragte Neville und umarmte ein Kissen vor seiner Brust.
Harry konnte seine Unbehaglichkeit fühlen. „Du musst nicht. Es tut mir leid, dass ich gefragt habe.“
„Nein“, schüttelte Neville seinen Kopf. „Das ist in Ordnung… Nun, du weißt, dass meine ganze Familie dachte, dass ich ein Squib bin. Aber das hatte nicht angefangen, bis ich sechs oder sieben oder so war. Davor habe ich nur mit Oma gelebt. Großonkel Algie ist bis vor letzten Sommer nicht eingezogen. Also es waren nur Oma und ich und sie wollte immer, dass ich anständig war und meine Eltern stolz mache. Sie hat immer über sie gesprochen. Ich habe da nicht wirklich verstanden, warum sie nicht bei uns leben konnten oder warum sie krank waren… Wie auch immer, ich bin immer angeschrien worden, weil ich nicht richtig saß oder nicht richtig gegessen habe. Ich bin in Schwierigkeiten gekommen, weil ich Unordnung machte und ich bin angeschrien worden, wenn ich tollpatschig war. Dann bin ich natürlich nervös und damit noch tollpatschiger geworden, bis sie mich in mein Zimmer geschickt hat.
Sie hat immer gesagt, wie wunderbar meine Eltern waren. Wie stark und talentiert und anmutig. Sie wollte, dass ich ihnen ähnlich war. Sie hat immer gesagt, 'Neville, entwickle dich wie dein Vater. Sei klug wie deine Mutter.' Aber ich konnte diese Standards nie ganz entsprechen. Ich bin immer zurück geblieben und sie schaute mich enttäuscht an und sagte, 'Du musst härter arbeiten, Neville. Mach deine Eltern stolz.' Ich habe wirklich hart versucht, vollkommen und der Beste zu sein. Ich war immer angespannt und habe Angst gehabt, dass ich versagen würde.
Dann hat die Familie angefangen, meine Magie in Frage zu stellen. Sie haben Dinge nach mir geworfen, mich gestoßen und mich erschreckt, indem sie nachts in mein Zimmer geschlichen sind, aber egal, was sie taten, ich hatte keine zufälligen Magieausbrüche. Es ging bis zu dem Punkt, dass der größte Teil der Familie nicht mehr mit mir gesprochen hat. Ich war für jeden außer meiner Oma und Onkel Algie unsichtbar und sie haben mir ständig Vorträge gehalten, stärker und besser zu werden, weil meine Eltern einen guten Sohn verdient haben.
Es hat nicht lange gedauert, bis ich aufgegeben habe. Ich konnte nicht so gut sein, wie sie wollten. Ich war eine Enttäuschung und würde es immer sein. Ich habe das akzeptiert. Onkel Algie hat das gesehen und ist wirklich verrückt geworden. Er hat mich zu dem Anlegesteg gebracht. Es war fast Mittag und ein Sturm kam auf. Der Ozean war wirklich rau. Er hat mich ergriffen und mich vom Anlegesteg geschleudert…“
Neville umarmte das Kissen und zitterte. Harry konnte sein nicht vergessenes Entsetzen fühlen und dunkle Farben erhoben sich von ihm, gefüllt mit seiner Verzweiflung. Harry schlang seine Arme um die Schultern seines Freunds und umarmte ihn fest. Neville lächelte und die Farben wurden heller und das Entsetzen verringerte sich zu Angst.
„Ich bin fast gestorben. Ich erinnere mich, im Wasser um mich gestrampelt zu haben und wie ich verzweifelt versucht habe, wieder zur Oberfläche zu kommen, aber ich war verwirrt und das Wasser hat mich immer weiter herumgeschleudert. Ich bin gegen Felsen und den Boden des Ozeans gekracht. Ich habe mir meinen Arm gebrochen und wurde überall verletzt, als jemand mich endlich gerettet hat. Ich war kaum bei Bewusstsein, als ich dieses ganze Wasser ausgehustet habe. Das Salz war überall; in meinen Augen, meinen Ohren, meiner Nase und meinem Mund. Ich konnte noch Monate danach nicht den Geschmack von Salz in meinem Essen ertragen und ich kann immer noch nicht ins Wasser gehen. Pools lassen mich ausflippen. Erbärmlich, nicht wahr?“
„Nicht wirklich“, besänftigte ihn Harry. „Ich denke, ich hätte auch davor Angst.“
„Ich wäre wahrscheinlich an diesem Tag gestorben, wenn mich der Muggel nicht gerettet hätte. Meine Familie stand einfach nur da. Keiner von ihnen hat sich gerührt, um mir zu helfen. Ich schätze, wenn meine Magie mich dann nicht retten würde, habe ich es nicht verdient zu leben. Oma war nicht dort. Ich weiß, dass sie mich gerettet hätte. Sie denkt, dass ich eine Enttäuschung bin, aber sie liebt mich. Sie würde mich niemals verletzen. Ich bin ihr Enkel, das einziges Kind ihres Sohns.
Wie auch immer, vier Monate später hat Onkel Algie mich wieder zu fassen bekommen und hat mich aus einem Fenster im dritten Stock geworfen. Ich war acht und endlich hat sich meine Magie manifestiert. Es hat sich ein rundes Schild um mich gebildet und ich bin wieder hoch gesprungen, als ich auf dem Boden aufgeschlagen bin. Ich bin hoch gesprungen und eine halbe Meile weit gerollt, bevor ich endlich angehalten habe. Mir war so schwindlig und schlecht, aber ich war auch glücklich. Ich hatte Magie!
Meine Familie war so aufgeregt. Oma war so stolz; sie hat mir eine ganze Woche keine Vorträge gehalten, egal wie tollpatschig ich war, oder was ich auch falsch gemacht habe. Ich bin jetzt der Liebling von Onkel Algie. Er schickt mir teure Geschenke zu Weihnachten und zu meinem Geburtstag und als ihm gesagt wurde, dass er zu alt war, um allein zu leben, hat er sich Omas Haus ausgesucht, weil ich dort war.
Sie waren so glücklich, als ich meinen Brief aus Hogwarts bekommen habe. Ich auch. Ich liebe sie, aber ich war froh, endlich aus diesem Haus herauszukommen. Aber ich hatte schreckliche Angst, dass ich nicht in dasselbe Haus kommen würde, wie meine Eltern. Ich wusste, dass Oma mir nie verzeihen würde, wenn ich nicht nach Gryffindor gekommen wäre. Ich habe ehrlich nicht gedacht, dass ich dort hineinkommen würde. Ich meine, ich bin überhaupt nicht tapfer.“
„Doch, das bist du, Nev“, rügte ihn Harry. „Du bist Lockhart gegenüber getreten, oder? Ich konnte das nicht tun.“
Neville schämte sich bei der Erinnerung, aber fühlte sich auch stolz. Er lächelte Harry zu und nickte. „Das ist es, was der Hut gesagt hat. Er hat gesagt, dass ich mich gut in Gryffindor machen würde. Dass ich mich dort schließlich erkennen würde.“
„Siehst du!“, lachte Harry und schleuderte ein Kissen herum. Es traf Neville direkt im Gesicht und er brüllte auf, als er ein Kissen nahm, um zurückzuschlagen.
Die Kissenschlacht dauerte mehrere Minuten und hörte nicht auf, bis sie atemlos vor Lachen waren. Sie kehrten nicht wieder zu dem Thema Nevilles Familie zurück. Stattdessen zeigte Harry Neville den Brief von Sirius und beschrieb den exotischen Vogel, der ihn gebracht hatte. Neville und Harry schrieben ihm, unter Verwendung desselben Pergaments, zurück.
„Denkst du, dass wir es tun sollten?“, fragte Harry nachdenklich.
„Was tun?“, fragte Neville neugierig.
„Severus einen Streich spielen“, grinste Harry schelmisch.
„Ich weiß nicht“, biss sich Neville auf seine Lippe. „Er konnte böse werden.“
„Nicht, wenn wir es richtig machen.“ Harry kniete sich auf sein Bett und war ganz aufgeregt. „Er wird denken, dass es komisch ist, das verspreche ich! Wir dürfen nur nichts zerstören oder etwas Permanentes machen.“
„Was hast du im Sinn?“, seufzte Neville.
„Ich weiß nicht. Was denkst du?“, fragte Harry.
„Lass uns später darüber nachdenken“, schlug Neville vor und gähnte. „Ich bin müde. Ich denke, dass ich ein Bad nehmen und dann ins Bett gehen werde.“
„In Ordnung. Gute Nacht, Nev. Ich liebe dich.“ Harry umarmte ihn noch einmal und winkte dann zum Abschied.
Neville lachte und schüttelte seinen Kopf. „Ich hab dich auch lieb, Harry“,
Harry setzte sich wieder glücklich zurück auf sein Bett. Er war müde, aber ein Bad klang gut. Er würde warten, bis Neville fertig war und bis dahin in sein Journal schreiben. Er hatte viel zu schreiben. Er fühlte sich so, als ob er die ganze Zeit geschlafen hätte und war eben erst erwacht war. Er war es nicht gewohnt, so lange so viel zu fühlen. Es wurde ermüdend, aber nett.
Er hatte gerade seinen Eintrag beendet, als er hörte, wie Neville das Badezimmer verließ und in sein Zimmer ging. Harry sprang auf und nahm seinen Schlafanzug. Er drehte das Wasser auf heiß und weichte sich eine gute halbe Stunde ein. Er wäre noch länger geblieben, aber er war müde. Er stieg aus der himmlischen Wanne und in seinen Schlafanzug. Er war eingeschlafen, bevor sein Kopf das Kissen berührte.
Es dauerte nur fünf Minuten, ehe er seine Augen wieder öffnete und Silas aufstand. Der Slytherin zog sich ruhig und gründlich an. Er fühlte sich nicht wohl, in seinem Pyjama zu dem Professor zu gehen, um mit ihm zu reden. Er lauschte, ehe er in den Flur trat, aber es gab keine Geräusche aus Nevilles Zimmer. Still ging er den Gang entlang und eilte die Treppen hinunter. Er hielt sich nicht damit auf, Omi zu rufen und zu fragen, wo Snape war. Er wusste, wo er sein würde.
Tatsächlich fand er den Tränkemeister hinter seinem Schreibtisch in seinem Büro, der geduldig wartend dort saß. „Ich hoffe, ich habe dich von nichts abgehalten“, schnarrte Silas.
„Setz dich“, deutete ihm Severus an.
„Nein, danke. Ich denke, dass ich stehen werde.“ Silas trat ins Zimmer und lehnte sich gegen die Wand neben der Tür.
„Bevor wir anfangen, möchte ich wissen, wo Sie stehen“, sagte Severus.
„Komisch. Ich war dabei, dich dasselbe zu fragen“, verschränkte Silas seine Arme.
„Harry ist deine Hauptsorge?“
„Das ist er.“
„Warum hast du ihn mit Black weggehen lassen?“, fragte Severus beiläufig, doch seine Augen waren hart.
„Black kann sich gut verstecken. Ich war mir der Gefahr bewusst, aber ich hatte daran geglaubt, dass seine Fähigkeiten als Ex-Auror es schaffen, uns versteckt zu halten. Gabriel war ganz dafür und Harry wollte es. Ich habe meine Ansicht klar gemacht und es war beschlossen, dass wir gehen würden.“
„Du hast mit ihm gesprochen.“ Severus lehnte sich vor und wartete auf die Erklärung.
„Wo stehst du, Snape?“, fragte Silas in einem sanften Schnurren.
Severus lehnte sich zurück. Er wusste, dass das fair war. Er hatte eine Frage gestellt, und Silas hatte geantwortet. Nun war er dran. „Ich stehe auf Harrys Seite. Wie du will ich, was für ihn am besten ist.“ Als er das misstrauende Gesicht des Jungen sah, verhärtete sich sein Eigenes. „Was hätten ich machen sollen? Der Direktor hatte sich verausgabt, als er die Schutzwälle des Schlosses nach Dämons Sturm wieder aufbaute. Weasley und Granger haben ihm Geschichten von dem merkwürdigen Benehmens von Harry erzählt und haben ihn an diese unglückselige Woche im November erinnert, als du und Gabriel die Klassen von Harry übernommen hattet. Er war auch wegen all der Strafarbeiten misstrauisch, die Harry im letzten Jahr hatte.
Ich habe das Beste gemacht, um den Schaden zu minimieren. Ich habe alles gemacht, was ich tun konnte, um sicherzustellen, dass Harry nicht zu den Dursley zurückgeschickt wurde. Zugegeben, der Schulleiter weiß jetzt von dir und Gabriel und das war nicht geplant oder gewünscht, aber es war den Alternativen vorzuziehen. Was hättest du gemacht, wenn er von Dämon und der Macht erfahren hätte, die er besitzt?“
„Du nimmst es als einen Vorteil, dass das geheim geblieben ist?“ fragte Silas mit zu Schlitzen verengten Augen.
„Ich war der einzige erwachsene Zeuge des Sturms und ich habe ihm gesagt, dass er über den Wald gekommen war. Er hätte ohne dem weiter nachgeforscht.“ Snape stand auf und seine Stimme war brüchig und dunkel. „Ich muss nicht hier sitzen und mich vor dir rechtfertigen. Ich mag es genauso wenig wie du, dass der Direktor von Harrys Zustand weiß. Die Frage ist jetzt, wie wir diese Situation wieder zu unserem Vorteil drehen können. Und ich glaube, dass wir das können.“
Silas sagte eine Zeit lang nichts. Er studierte lediglich den Mann vor sich. Severus wartete auf das Urteil. Alles würde einhunderttausend Mal schwieriger werden, wenn Silas aktiv gegen ihn arbeitete. Er brauchte die Unterstützung des Slytherin. Besonders, da er für die anderen der Anführer war und diese Persönlichkeit den meisten Einfluss auf Harry hatte.
„In Ordnung. Ich kann das für jetzt akzeptieren“, antwortete Silas und trat vor, um sich auf den Platz zu setzen, den er zuvor abgelehnt hatte. „Aber sei gewarnt, dass ich dich beobachten werde und wenn du Harry wehtust, werde ich bereit sein, dir dafür wehzutun. Schwer.“
Das Schreckliche war, dass Severus nicht bezweifelte, dass Silas die Kenntnisse und Fähigkeiten hatte, ihn zu verletzen. Er nickte ernst, während er sich daran erinnerte, was er Lockhart angetan hatte und sich fragte, zu welchen ähnlich schlimmen Dingen Silas fähig war.
„Gut“, schnurrte Silas, dieses Mal mit Befriedigung und nicht bedrohlich. „Warum erzählst du mir nicht, was Salazar dir über uns erzählt hat? Im Gegenzug werde ich Details von Harrys derzeitigen Zustand preisgeben und dir unsere kurzen telepathischen Kommunikationen erklären.“
Severus stimmte zu und erklärte, was Salazar über den Ursprung von Dämon, dessen gegenwärtigen Zustand, und die Verwicklungen der anderen Persönlichkeit vermutet hatte. Silas hörte still zu, seine Augen waren dunkel und nachdenklich und er erzählte ihm, was er wissen wollte, ohne die mögliche Verbindung von Voldemort zu Dämon zu kommentieren.
„Als wir aus unseren Komas aufgewacht sind, waren die Grenzen zwischen uns verschwommen und hatten sich bewegt. Nur Boy war im Stande herauszukommen. Der Rest von uns war in unseren Seelenzimmern eingeschlossen, so dass uns der Zugang zum Gemeinschaftswohnzimmer verwehrt war. Rose hat geschlafen, genauso wie Dämon. Aber Gabriel war wach und ich konnte mit ihm sprechen. Genauso, als ob ich in den Flur gehe und mit dir spreche. Wir waren uns wie immer dessen bewusst, was um Harry passierte, haben aber herausgefunden, dass er uns auch hören konnte, wenn wir geschrien haben.
So wurde unsere Fähigkeit, Harry zu beschützen, eingeschränkt. Er war verwundbar und alles, was wir tun konnten war, ihn von Situationen wegzuführen, mit denen er nicht allein umgehen konnte. Natürlich konnte Gabriel das nicht verstehen und so ganz seine Unterstützung zu der Reise mit Black gegeben. Jedenfalls ist die Tür von Rose weg. Harry ist noch nicht völlig geheilt, denn man kann noch die Umrisse des Türrahmens an der Wand erkennen, aber die Akzeptanz der Liebe und das Bedürfnis der Billigung und all das, hat zur Folge gehabt, dass es ihn stabilisiert hat und ihm die Grenzen zwischen uns zurückgegeben hat, so wie sie sein sollten.“
„Ich verstehe“, sagte Severus und verschränkte seine Finger vor seinem Mund.
„Wie geht die Suche voran?“
„Dumbledore lässt ein wenig nach und beginnt die Tatsache zu akzeptieren, dass Harry nicht gefunden werden kann bis er für das nächste Schuljahr freiwillig nach Hogwarts zurückkehrt.“
„Und das Ministerium?“
„Ich weiß nur, dass in einer Sackgasse geendet sind und keine neuen Spuren haben.“
Silas nickte und stand auf, um zu gehen, „Nur, dass das klar ist: ich missbillige es, dass Harry dich liebt. Oder, was das betrifft, sich tief um irgendjemanden sorgt. Aber ich werde nicht im Weg stehen, da es etwas ist, das er offensichtlich will. Nimm aber nicht an, dass ich mich zurücklehnen und nichts tun werde, wenn dieses neuerfundene Gefühl beginnt, gegen ihn verwendet zu werden.“
„Ich verstehe“, sagte Severus sanft, aber Silas war bereits weg.
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